Donnerstag, 8. Oktober 2020

Tafeltraubentest: Sorte Straschinski

Straschinski-Beeren können gross werden

An einer trockenwarmen Stelle vor einer Wand habe ich eine Tafeltraube, die eine echte Show sein kann: Die Sorte nennt sich "Straschinski". Sie stammt aus Moldavien. Über ihre Eltern habe ich wenig gefunden. Sie macht aber stark den Eindruck, als wäre ein Elternteil die Sorte Alphonse Lavallée gewesen, der sie in einigen Punkten ziemlich ähnelt. Das ist aber nicht der Fall: Für Straschinski wurde Muskat St. Vallier  mit einem Pollengemisch aus Druschba x Katta Kurgan x Dodrelyabi gekreuzt. Letztere sind Sorten, die in Georgien und weiter östlich vorkommen.

In Deutschland wird Straschinski zwar von einigen Rebenverkäufern angeboten, aber sie ist nicht recht populär geworden, dafür ist die Anbaubreite der Sorte zu gering. Aber bei mir an einer geeigneten Stelle und mit Pflege liefert sie viele grosse, schöne Schautrauben, die ab Mitte September bis Mitte Oktober auch noch gut schmecken und ein paar Wochen lang erntefähig sind. Dafür muss man allerdings etwas tun. Straschinski ist mehr etwas für Liebhaber und vielleicht auch, um Nachbarn zu beeindrucken, weniger für "pflanzen, vergessen und ernten".

Zunächst die Kurzübersicht über ihre Eigenschaften:


Wuchs und Krankheiten

Verrieselt

Im Wuchs steht sie auf mittelstarkem Niveau, sie könnte auf besserem Boden aber auch stark wachsen. Das Wachstum hängt stark vom Fruchtbehang ab, bei viel Behang geht viel Kraft in die Beeren und weniger in Triebe. Neutriebe bleiben etwas dünner. Will man das Wachstum nach der Pflanzung fördern, sollte man in den ersten beiden Fruchtbehangsjahre stark ausdünnen. Trägt sie dann, ist man gut beraten, die Triebe anzubinden, denn die schweren Trauben sorgen vor allem bei böigem Wind für Abstürze. Die jungen Ranken halten nicht viel. Das Holz neigt zum verkahlen, Neutriebe an älteren Ranken werden unwillig gebildet.

Warme, geschützte und gut besonnte Standorte sind wichtig für Straschinski. Aroma und Reife bleiben unterentwickelt, wenn sie die Umgebungseigenschaften nicht hat. Sie bleibt dann gering süss, wirkt saftig aber leer. Auch an heissen Orten zeigt das Laub keine Hitzschäden, die Trauben nur sonnenseitig, wenn sie bereits blau sind und der prallen Sonne ausgesetzt waren. Das ist nicht schlechter wie andere blaue Traubensorten.

Ihre Anfälligkeit auf Krankheiten ist durchgängig mittelmässig. Da sie bei mir teilweise unter dem Dach steht, ist echter Mehltau ein deutlich grösseres Problem wie Peronosphora, so ist das auch bei anderen Sorten in geschützten warmen Lagen. Echter Mehltau ist ein Schönwetter- und Wärmepilz. Straschinski ist aber hinreichend robust, um nur selten Ernteausfall deswegen zu erleiden. Ein Befall findet zwar fast immer statt, aber erst so spät im Jahr dass er nicht mehr schadet. Günstig sind ein bis drei Behandlungen zur Blüte mit Backpulver, besser noch Kaliumbikarbonat. Wespenfrass, Stiellähme, vorzeitige Botrytis, damit gibt es ebenfalls keine überdurchschnittlichen Probleme.

Ein Problem ist -ebenfalls wie bei allen blauen Sorten- der verdammte Kirschessigfliegenimport. Wenigstens werden bevorzugt Beeren im unteren Teil der Traube abgestochen, die sind weicher und meistens sowieso weniger aromatisch. Und durch den lockeren Traubenaufbau sorgt eine schimmelnde Beere auch nicht gleich für verdorbene Trauben.

Vögel lieben die Sorte nicht sehr. Die Beeren sind zu gross und hängen zu fest am Stielgerüst. Kleinbeerige Sorten sind generell mehr vogelfrassgefährdet. Die Frostfestigkeit ist leider unterdurchschnittlich, weit absterbende Zweige normal, von einer Pflanzung in winterkalten Lagen ist abzuraten.

 

Ertrag und Pflege

Oben gut, unten
wegen Überlastung schlecht

Beides hängt bei Straschinski eng zusammen, denn Straschinski setzt ernorm viele Gescheine an und trägt sich zuverlässig zu Tode, wenn man nicht kräftig ausdünnt. Ausdünnen ist damit bei dieser Sorte absolut wesentlich, nicht nur um die Sorte nicht zu überlasten, sondern auch um Trauben in guter Qualität zu bekommen. Zu wenig ausgedünnte Stöcke zeigen folgende Effekte:

  • Die unteren Hälften der Trauben bleibt klein, weich und sauer, verschrumpeln manchmal sogar.
  • Der Zuckergehalt aller Beeren bleibt unterdurchschnittlich, alles schmeckt bestenfalls mässig süss.
  • Die Erntereife verzögert sich, dadurch gelingt die Zuckereinlagerung noch schlechter weil später im Jahr weniger Sonne herrscht.
  • Alle Beeren bleiben weicher. Nur nicht überlastete Pflanzen bringen feste, fleischige und grosse Beeren.
  • Das Aroma bleibt sehr schwach. Der Saft wird wässrig.
  • Die Frostfestigkeit des Holzes im Winter sinkt zusätzlich ab, es gibt mehr Frost- und Absterbeschäden. Grund: Mangelnde Holzreife.

Wie sollte man ausdünnen? Da Straschinski gerne sehr lange Trauben bildet deren untere Beeren ohnehin nachlassen oder stärker verrieseln, kann man schon zur Blütezeit lange Gescheine halbieren, die unter Hälfte abschneiden. Das hat auch den Vorteil, dass das Eintüten mit Organzabeuteln gegen Kirschessigfliege leichter gelingt und man nicht so grosse Beutel benötigt. Hat ein Trieb mehr als zwei Gescheine, sollte man alle Weiteren ganz abschneiden. Wartet man mit der Ausdünnung, bis die Beeren erbsengross sind, kann man aus dieser Grünlese noch Agrest herstellen.

 

Trauben und Beeren

Man sieht sofort, was der Hit bei Straschinski ist: Grosse, dicke Dinger. Ihre gut entwickelten Beeren erreichen 12 Gramm Einzelgewicht. Sie färben früh, benötigen dann aber noch lange bis sie Zucker haben und wirklich reif werden, man darf sich also nicht von der frühen Färbung täuschen lassen. Die grössten Beeren finden sich an kleinen, gut versorgten Trauben. Wer zuviel am Stock gelassen hat oder zu spät ausgedünnt oder zu schlechtes Wetter hatte, bekommt nur kleine, locker gewachsene Beeren. Auch die Trauben können gross werden. Das sieht mitunter prächtig aus, auch als Schautraube ist sie gut geeignet. Wie alle grossen Sorten tendiert sie zu Platzern bei Regen, aber auch bei dieser Eigenschaft hält sich das Problem in Grenzen, wenn man es mit anderen Sorten vergleicht, die so grosse Beeren bringen.

Halbierte Beeren mit Kernen

Reife Beeren ohne Überlastung haben eine gute, fleischige Konsistenz, die zu den Kernen hin weicher wird. Sie wirken dadurch nicht immer homogen im Mund, sondern wie eine breite Rinde mit flüssigem Inhalt. Die Haut ist knackig, ist sie es nicht dann hingen die Beeren zu lange oder der Stock war überlastet. 

Die Bestückung mit Kernen liegt etwas unter dem Durchschnitt. Durch die grossen Beeren wirkt sie zusätzlich kernärmer als sie eigentlich ist, weil das Verhältnis Kern / Beere günstiger ist - der Kerne machen in den grossen Beeren einen geringeren Prozentsatz aus wie das in kleinen Beeren der Fall wäre.

Straschinski an der Wand, ausgedünnt und trotzdem noch viel - und gesund
 

Inhaltsstoffe, Aroma und Verwendung

 
Gut behangene Stöcke an der Überlastungsgrenze bringen Beeren, die ab 60°OE Zuckergehalt schmecken und dann nicht mehr viel an Zucker zulegen. Überlastete Stöcke schaffen auch das nicht, da bleibt es bei 55° und wässrigen Beeren mit Gemüsearoma. Die Aromaeinstufung der Kurzübersicht oben sinkt dann auf 1-2. Bei guter Ausdünnung und mässigem Behang bekommt sie ab Mitte September 70°OE und wird erst dann richtig gut, der Reifebeginn kann sich aber auch noch bis Oktober hinziehen. Viel mehr Zucker erreicht sie aber auch dann nicht, sie hat enge Grenzen. Das Aroma wird in diesem guten Fall beerig, hat etwas von dem Stil der nichtverwandten Alphonse Lavallée. Die Schalen steuern nur wenig Gerbstoffe bei, obwohl sie sehr farbkräftig ist.
 
Diese Farbkraft und die Beerenstruktur machen sie auch zu einer guten Safttraube. Eine Maische lässt sich leicht herstellen und pressen. Sogar ohne Standzeit ergibt sich roter Saft, der angenehm schmeckt und einen nicht mit Süsse zuklebt, wie das bei Traubensäften oft der Fall ist. Wein daraus wäre aber zu schwachbrüstig. Aus Übermengen Saft herzustellen ist die ideale Zweitverwertung bei Straschinkski. Einmaischen, abpressen, sterilisieren, in Flaschen füllen.

Rosinenherstellung habe ich auch probiert, dafür die grossen Beeren entkernt. Das ist aufwendig, zu aufwendig. Das Ergebnis war gut, aber etwas sauerschmeckender wie erhofft. Kernlose, säurearme Sorten sind dafür einfach die erste Wahl.
Getrocknete Beeren von Straschinski. Die blaue Haut dunkelt, sieht fälschlicherweise verbrannt aus.

 

Hintergrundinformationen zum Standort

 
Sie steht bei mir auf der Südseite an einer Hauswand, teilweise Dachüberstand. In schlechtem Boden direkt am Haus, trocken, vermutlich Bauschutt im Untergrund, darum herum kalkiger schwerer Lehm. Milde Winter, aber manchmal harte Temperaturstürze. Früher Austrieb, deshalb immer Spätfrostgefahr. Pflanzenschutzmassnahmen gegen echten Mehltau.

Montag, 28. September 2020

Tafeltraubentest: Sorte Canadice

Tafeltraube Canadice

Heute im Tafeltraubentest: Die Sorte Canadice. Canadice ist eine ältere kernlose Züchtung der 1950er Jahre eines Zuchtprogramms der Cornell-University im Staat New York und stammt von den Sorten Himrod (die auch noch eine gängige Sorte ist) und Bath ab. An der Cornell-University gab es lange Zeit Tafeltraubenzüchtungsprogramme, aus denen mehrere bekannte Sorten entstanden sind. In Deutschland wird sie von mehreren Händlern (z.B. Tafeltrauben Schmidt) verkauft, auch bei eBay taucht sie regelmässig auf. Attraktiv ist sie geblieben, weil sie lizenzfrei ist, bei guter Krankheitsfestigkeit kernlose rosa Beeren liefert und wenig Pflege braucht. Das beweist sie auch bei mir im Garten, wo ich sie seit einigen Jahren habe, vor allem der Kinder wegen, die unbedingt kernlose Trauben wollen. Häufig sind kernlose Sorten nicht sehr gesund, das ist bei Canadice nicht so schlecht, wenn auch nicht wirklich gut. Die Kurzübersicht meiner Erfahrungen mit ihr:

Wuchs und Krankheiten

Canadice zeigt sich bei mir als höchstens mittelstark wachsende Rebe. Das erleichtert die Pflege, aber erschwert die Führung der Triebe.

Probleme mit echtem und falschem Mehltau hat sie wenig. Die Blätter zeigen dasselbe Bild wie Muskat blau, kleine nadelgrosse Löcher, das könnte ein Hinweis auf Hypersensitivität gegenüber falschem Mehltau sein. Dabei stirbt das Gewebe um befallene Blattstellen sofort ab, kleine Löcher entstehen, aber der Pilz kann sich nicht ausbreiten. In manchen Jahren bekommt sie jedoch echten Mehltau, aber auch das ist selten. Die Trauben reiften auch immer gut aus, das trifft auch für kältere Gegenden zu. Aber sie neigt etwas zum verrieseln. Die kleinen Beeren platzen nicht, eine wichtige Eigenschaft.

Hitzeschäden Canadice

Grossbeerige Sorten haben da oft Probleme, vor allem auf meinem schweren und flachen Boden, auch leichter Oidiumbefall (echter Mehltau) begünstigt platzende Beeren. Das Stielgerüst ist anfangs robust, mit zunehmender Reife bricht es leicht.

Mit Hitze hat sie auch Probleme. Blattschäden treten dann auf. An einer Süd- bis Südwestwand sollte man sie nicht pflanzen.

Radikaler Vogelfrass inerhalb weniger Tage

Ein grosser Nachteil und Problemfall sind die kleinen, lockeren und rötlichen Beeren, denn sie sind sehr vogelschnabelgerecht. Entdecken Vögel, dass sie reif sind, wird schnell und heftig abgeerntet. Beginnt das, darf man nicht zögern, sondern muss sofort alle Trauben eintüten oder abernten, andernfalls ist die Ernte perdü. Mir ist das schon oft passiert, da die Rebe etwas abseits steht. Nachgesehen, die Trauben waren kurz vor der Reife. Eine Woche später wieder nachgesehen. Nur noch Stengel da, Vogelschiss und Spritzer. Daneben blieben andere Sorten fast unbeschädigt.


Gescheine. Trauben bleiben klein.

Ertrag und Pflege

Die Erträge sind nie so hoch, dass man Arbeit mit Ausdünnung hat. Das Kilogewicht der Beeren pro Laubfläche ist nicht hoch. Ihre gute Anbausicherheit lässt mässige Erträge teilweise verschmerzen. Man bekommt zwar nicht viel, aber immer was. Der Pflegeaufwand ist mittelmässig. 


Trauben und Beeren

Kernlos!

Sie bildet mittelmässig viele Trauben, die aber klein und locker besetzt bleiben, was der Traubengesundheit zuträglich ist. Ihre Beerenfarbe ist ein bräunliches rosa, nicht leuchtend, sieht immer etwas schmutzig aus. Auch die Beeren sind klein, dafür kernlos, das ist ihr Hauptvorteil. Sie werden ab Anfang September reif. Die Beeren sind weich, nicht fleischig. Sie hält sich sehr lange am Stock wenn man sie vor Vögeln und Kirschessigfliege schützt, das Aroma wird dann schwächer. Wer grosse Erträge will, sollte nicht unbedingt Canadice pflanzen.


Inhaltsstoffe, Aroma und Verwendung

Die Beeren bauen früh Säure ab. Der Geschmack der Beeren wird bei Reife ab Anfang bis Mitte September deshalb ziemlich süss und hat lange einen kräftigen, harzigen Ton, den man mögen muss. Es ist nicht der erdbeerige oder parfümierte Fuchsgeschmack vieler Hybridreben, sondern besitzt eine eigene, sehr deutliche Aromatik. Mich erinnert das Aroma an Thymian. Als Rebe ist sie gut für Alles und Jeden geeignet, aber dieser Geschmack schmeckt mir leider nicht. Falls irgendwie möglich, sollte man Beeren probieren, bevor man die Traube kauft und pflanzt. Der Saft ist säurearm und eher dünn, die Verwendung als Tafeltraube ist weit sinnvoller. Für Rosinenherstellung sind sie die Beeren jedoch etwas klein. 


Hintergrundinformationen zum Standort

Sie hat sie bis zum späten Mittag volle Sonne und steht auf schwerem, aber flachgründigem Boden ohne gute Wasserversorgung. Weinbauklima.

Beeren zu Reifebeginn noch schmutzigrosa

Typisch: Helle, beflaumte Neutriebe

Donnerstag, 17. September 2020

Bittere Pawpaw - Asimina Triloba am Limit

Dieses Jahr war wieder einmal ein Problemjahr für alle Pflanzen, die nicht bewässert werden konnten sowie hitzempfindlich sind. Anhaltende Hitze und Trockenheit verursachten Schäden, das ist nun fast schon die Regel geworden.
Sieht reif aus, ist aber bitter - Abwurf 13.9.2020

Auch bei Pawpaws zeigten sich Probleme. In ihrem Ursprungsgebiet im östlicheren Nordamerika haben sie mehr als 1000mm Niederschlag jährlich und wachsen gerne an Gewässern. Das können wir nicht bieten, wir liegen bei 600-800mm, die letzten Jahre oft noch weniger. Dieses Jahr hat sich zudem herausgestellt, dass nicht nur das Wasser, sondern vor allem Hitze mit direkter Sonne das Problem sind. 

Blattschäden durch Hitze

Denn ich habe an mehreren Stellen Pawpaws: Die im Hausgarten stehen vollsonnig, können aber mit Wasser versorgt werden. Was ich mit regelmässigen Wassergaben getan habe. Die auf einer Obstwiese stehen hell halbschattig, hinter einem lichten höheren Gehölz - dafür kein Extrawasser. Dort gab es jedoch keine Schäden, die Trockenheit haben sie ausgehalten. Die Sorten im Hausgarten bekamen dagegen nach der stärksten Hitzewoche massive Blattschäden und schlimmer noch, warfen einige Früchte vorzeitig ab. Dieser Vorfruchtfall war aber verführerisch weich, duftete aromatisch nach Pawpaw, innen bereits gelb und schmeckte so bitter und grausam, dass er richtig giftig wirkte. Einige Früchte blieben aber hängen, die hat der Baum nun auch abgeworfen, Mitte September. Die sind süss, weich, aromatisch - und haben auch einen unangenehmen Bitterton, der einem ganz hinten die Speiseröhre verengt, was ein beklemmendes Gefühl hervorruft. Mist!

Pawpawbäumchen in der Sommerhitze, Blattabwurf

Die Obstwiesenpawpaws (gleiche Sorten!) haben die Früchte so wie die Blätter behalten, sie sind noch fest und werden offenbar zur üblichen Reifezeit so weit sein. Die Bäume sind eindeutig weniger im Stress gewesen.

Im lichten Halbschatten reifen die Früchte zu Ende

Das wirft ein besonderes Licht auf die immer wieder auftauchenden Berichte von Unverträglichkeiten und/oder Bittergefühlen, von unangenehmem Geschmack der Pawapws, wenn sie schliesslich gross genug sind um zu tragen. Es kann gut sein, dass es sich um zu früh abgeworfene Früchte handelt, die wegen Stress schon vor der optimalen Reife auf dem Boden landen. Problem bei Pawpaws: Das sieht man nicht. Was da kam, wirkte sehr reif, war weich, gelb, duftend und hatte auch Aroma. Aber auch einen unangenehmen Hintergrund. Ähnlich wird es aussehen, wenn man pflückt und nachreifen lassen will oder wenn das Vegetationsjahr mal zu früh endet, auch wenn das die letzten 20 Jahre seltern wurde, Hitze bis in den Oktober dagegen häufiger. War das Frühjahr kühl, nutzt das allerdings auch nichts.

Pralle Mittags- und Nachmittagssonne sollte also beim Pflanzort besser vermieden werden. Kombiniert mit Wochen mit täglich über 35°C sterben zu viele Blätter und die Pflanzen geraten in Stress, der noch einen Monat später für frühen Fruchtfall sorgt. Und damit eben auch ungeniessbare Früchte. Das tut Pawpaws unrecht, denn wirklich ausgereift sind sie sehr ausgewogen, lecker und erzeugen keinen Bitterton.

Weitere Pawpawbeiträge:

Teil 1: Indianerbanane Pawpaw, der ewige Star von morgen
Teil 2: Indianerbanane Pawpaw: Anbau
Teil 3: Indianerbanane Pawpaw: Früchte und Fruchtqualität
Teil 4: Indianerbanane Pawpaw: Befruchtungsfragen

Montag, 14. September 2020

Tafeltraubentest: Muskat Bleu

Traube Muskat Blau

Eine Tafeltraubensorte, die längst ein Klassiker ist und bis heute in die Spitzengruppe der Aromakönige gehört ist die Sorte Muskat Bleu oder Muskat Blau oder Muscat Bleu. Sie ist wahrscheinlich auch die in Deutschland am meisten angebotene Tafeltraube, wenn man Pflanzware kauft. Das schlägt sich im Preis nieder: Man bekommt sie sehr preisgünstig. Sortenschutz besteht schon lange nicht mehr. Auch für den Tafeltraubenanbau von Direktvermarktern in der Schweiz und teilweise Deutschland und Belgien ist sie beliebt. Man kann auch Wein aus ihr herstellen sowie Sekt und Brände. Entstanden ist sie in der Schweiz, im kleinen Weinort Peissy, Kanton Genf in den 1930er Jahren durch den privaten Züchter Charles Garnier, der noch viele weitere Sorten züchtete.

Gepflanzt habe ich sie schon oft, man findet sie generell häufig in Gärten, in denen Tafeltrauben stehen. Alle Leute, die sie haben sind in der Regel mit ihr zufrieden. Die Kurzübersicht der Testwertung:


 

Wuchs und Krankheiten

Blattwerk

Muskat Blau wächst mittelstark, auf schwierigen Standorten sogar nur schwach. Die Blätter haben oft  kein sattes Grün, sondern einen hellgrünen Ton und sind auch nur unterdurchschnittlich gross. Auf gute Nährstoffversorgung ist zu achten, möglicherweise ist auch ihre Kalktoleranz nicht allzu hoch. Ihre Frostfestigkeit im Winter ist gut. Aber sie ist spätfrostanfällig, nach einem warmen Winter kommt sie früh in Saft, dann sterben bei Spätfrostereignissen viele Ranken weit ab. Ihre Bestandssicherheit ist nicht so hoch wie bei anderen Sorten, es ist die einzige Rebe die mir auch einmal ganz abgestorben ist.

Dafür ist ihre Krankheitsfestigkeit legendär. Die Anforderungen des Züchters waren hoch, denn im Kanton Genf herrschen feuchtwarme Sommer, die Krankheiten begünstigen. Bereits beide Eltern sind sehr robuste interspezifische Reben, Garnier 15/6 und Perle Noire, ihre Eltern stammen von vier verschiedenen Rebenarten ab. Gegen falschen Mehltau ist sie hypersensibel, Infektionsstellen sterben schnell kleinräumig ab (man sieht kleine Löcher in den Blättern) anstatt sich weiter zu verbreiten. Nur manchmal sieht man Symptome, wenn dann erst spät im Jahr. Die Trauben werden nicht befallen.
Festes, gesundes und dickes Stielgerüst

Gegen echten Mehltau ist sie fast resistent, ich habe nie einen Befall erlebt. Das ist ziemlich einzigartig in der Tafeltraubenwelt. Damit kann man sie auch in windgeschlossenen Lagen pflanzen, in Hausecken zum Beispiel. Und man kann sich Pflanzenschutzmassnahmen sparen.

Erstklassig ist auch ihr gesundes Stielgerüst, keine Stiellähme, die Beeren hängen fest und werden bis zur Vollreife gut versorgt. Leider ist aber die Kirschessigfliege sehr scharf auf sie, angezogen von Duft und Beerenfarbe. Also wieder einmal: Eintüten mit Organza-Beuteln. Auch die Vögel mögen sie, Wespen etwas, aber deren Flughöhepunkt liegt etwas früher wie die Reifezeit. Die fest hängenden Beeren lassen sich von Vögeln nicht so leicht abreissen, deshalb hacken sie hinein, die Trauben sehen dann schnell mies aus. 

Sogar die jungen Triebe bleiben mehltaufrei. Blattstengel sind oft rötlich.


Ertrag und Pflege

Ihre Ertragssicherheit ist hoch. Wenn es mit der Ernte schiefgeht, dann wegen Spätfrost oder Hagel. Ihr Fruchtansatz ist mässig, so dass man nicht ausdünnen muss. Die Trauben können variieren, gut gepflegte Stöcke können grosse, schöne Trauben bekommen, meist sind aber klein und ziemlich locker, denn die Blüten verrieseln leicht. Wind und Kälte begünstigen das. Für kühle, windige Lagen ist sie nichts. Man kann sie also nicht nur wegen ihrer Krankheitsfestigkeit an windarmen Stellen pflanzen, sondern auch weil sie dann weniger verrieselt. Der Ertrag ist mittelhoch. Sie schafft bis zu 1kg/qm berankte Fläche Ernte. Die Rebe ist schön pflegeleicht, ideal auch für Anfänger.

 

Trauben und Beeren

Halbierte Beeren mit kräftig entwickelten Kernen

Die Trauben sind locker mit tiefblauen Beeren besetzt. Die bleiben mittelgross, an jungen oder weniger gut versorgten Stöcken nur klein. Wer kleine Beeren bekommt, muss dem Stock bessere Bedingungen verschaffen. Essreife liegt ab Mitte September, je nach Lage auch deutlich später. Die Beeren zeigen eine fleischige Konsistenz, die mit der Reife weicher wird. Nicht weich, sondern knackig ist die Schale. Sie kaut sich aber gut. Reife Früchte halten sich gut am Stock, ihre typischen Geschmackseigenschaften hat sie aber nicht lange, die Aromen veratmen sich im Reifeprozess. Das kommt bei würzigen Tafeltrauben oft vor.

Tja, und ihre grösster Nachteil liegt ebenfalls in den Beeren: Grosse, dicke, fette Kerne. Und viele. Jeder, für den Kerne ein Übel sind wird sie hassen. Um die Kerne kommt man bei Muskat Blau nicht herum, das ist ihr ewiger Pferdefuss. Vielleicht ist sie ja für Traubenkernölproduktion interessant. Genug Kerne hat sie jedenfalls.

 

Inhaltsstoffe, Aroma und Verwendung


Reife Beeren von Muskat Blau
Die Beeren zeigen eine interessante Aromakurve. Essreif werden sie, nachdem sie etwa 70° OE erreicht haben. Am Ende der Reife kommen sie auf über 100°. Am Anfang ist sie lecker süssauer, dann zeigt sie eine herrliche blumig-süsse Note, nicht nur Muskat, sondern auch nach Mandarinenschale, Orangeat, Gewürzen, besonders wenn man die Schale kaut. Danach wird die Mandarine schwächer und zum Schluss auch das Muskat. Sie wird dann zu einer sehr süssen Traube. Die Aromen vorher schmecken fast Jedem, sie sind deutlich, harmonisch, übersättigen nicht.

Auch nach der Ernte veratmen sich die Aromen schnell. Frisch vom Stock sind sie stark, schon wenige Stunden nach dem Schnitt wirken sie schwächer. Nach zwei Tagen sind sie fast verschwunden. Man sollte sie also immer erst kurz vor dem Essen abschneiden, nie lagern sofern man ihre besondere Aromenkomposition liebt. Kauft man sie bei Tafeltraubenanbauern, hat sie nicht mehr volle Qualität weil tags zuvor oder morgens geerntet wurde, gegessen dann erst einen Tag später. Der Presssaft aus ihr wird gut, dafür nicht zu spät ernten, besser schon bei Reifebeginn. So ist sie auch gut für Traubengelee geeignet. Das starke Aroma im Frischzustand erscheint aber nicht in dieser Kraft im fertigen Produkt, auch Erhitzen schwächt es.

In guter Lage können Trauben und Beeren recht gross werden.
Bereits mit Vogelschäden.

 

Hintergrundinformationen zum Standort

Habe sie an mehreren Standorten im Weinbauklima. Auf flachgründigem, schweren Boden kommt sie nicht recht voran. An einer Pergola in Reihenhauszeilen bringt sie gute Ernten mit dicken Trauben. Keine Behandlung mit Pflanzenschutzmitteln, Düngung unregelmässig.

Dienstag, 8. September 2020

Tafeltraubentest: Sorte Elegant Sverhranny

Tafeltraube Elegant Sverhranny

Tafeltrauben werden immer früher reif, dieses Jahr war schon im Juli die erste frühe Sorte essbar. Das war "Elegant Sverhranny". Die Traube mit dem sperrigen Namen stammt wie viele neue Züchtungen aus Russland und ist einer der vielen "Wostorg" Abkömmlinge, gekreuzt mit Frumoasa Alba. Das Aromaniveau ihrer Eltern hat sie bei weitem nicht, aber auch nicht Empfindlichkeit von Frumoasa Alba. Ausserdem ist sie ausgesprochen früh. Erste reife Trauben Ende Juli sind in frühen Jahren warmer Gegenden bei ihr keine Seltenheit. Beworben wird sie mit guter Eignung auch für ungünstige Standorte.

Das habe ich genutzt und sie an einer problematischen Stelle gepflanzt: An der Nordseite von Nachbars Garage, die Richtung Süden an der Grundstücksgrenze steht und mir dort alles verschattet. In 2m Höhe wird sie aber an einem Draht in sonnigere Gefilde geführt. Das funktioniert recht gut. Die übliche Kurzübersicht meiner Testbewertung:


 

 

Wuchs und Krankheiten

Die Sorte wächst mittelstark und ist damit auch für begrenzten Raum geeignet. Im Verlauf des Vegetationsjahres ist sie gut in Form zu halten. Bei Frühsorten sind kleinere Standräume sinnvoll, wenn noch bessere spätere Sorten nachfolgen. Kommt die ins essfähige Stadium, hat man keine Lust mehr auf den immer noch gut bestockten Trauben-Erstling.

Laub meist gesund

In Punkto Krankheitsanfälligkeit steht Elegant Sverhranny gut da. Oidium (echter Mehltau) wird eher zum Problem wie Peronosphona (falscher Mehltau), gegen Oidium sollte man präventiv behandeln, bis hin zum Ernteausfall sie sie aber bei mir nie krank geworden. Das Laub ist nicht allzulange gesund, was aber nicht wirklich stört, weil die Trauben da längst ausgereift sind. Die Kirschessigfliege ist kein Problem, aber Wespen. Zu ihrer Reifezeit gibt es besonders viele Wespen und Wespenflug, weil es noch sehr warm ist. Da die Beeren zwar keine wirklich dünne, aber relativ weiche Haut haben, werden viele Beeren schnell angefressen, was weitere Wespen anlockt. Am Anfang ist das noch okay, weil zuerst die Beeren mit Mehltaukratzern dran sind, deren Haut noch dünner ist. Doch dann geht es auch an alle anderen Beeren. Abhilfe sind wieder einmal die bereits in den anderen Tafeltraubentests genannten Organzabeutel. Verrieselte Beeren bleiben in den Trauben, klein uns sehr süss. Auf sie haben es die Wespen auch stark abgesehen.

Frost hält sie mässig aus, sie friert oft weit zurück. Für Stiellähme habe ich keine besondere Anfälligkeit beobachtet.


Ertrag und Pflege

Der Fruchtansatz ist hoch, zu hoch. Es muss also ausgedünnt werden, ansonsten wird die Rebe überlastet, trägt verspätet und schafft nur schlechte Zuckergehalte, kleine Beeren. Die Trauben zeigen sich recht unterschiedlich gross, man kann im Juni zunächst alle kleinen Trauben wegschneiden und erhält dann einige grosse, schwere und gut ausgebildete Trauben. Muss man sie mit Organzabeuteln schützen, sind weniger grosse Trauben besser wie viele Kleine.


Trauben und Beeren

Halbierte Beere mit Kernen

War der Stock nicht überlastet, werden die Beeren in unserem Klima ab Anfang bis Mitte August essreif, dieses Jahr ausnahmsweise schon in den letzten Julitagen. Die Beeren sind grün und behalten auch bei Reife einen Grünton, hellen nur ein bisschen ins Gelb auf, gehen dann bei Überreife in Brauntöne. Beeren im unteren Teil der Traube sind meist kleiner und gehaltloser, werden nicht so süss. Die Trauben hängen fest, lassen sich aber gerade so mit der Hand vom Stock brechen. Der Traubenaufbau ist locker, fault eine Beere steckt sie Andere nicht an. Die ovalen klein bis mittleren Beeren haben (Beerengrösse bis max. 3,5cm Länge, zugespitzt oval. Im Schnitt 5g schwer) eine mässig knackige Haut, ihre innere Struktur ist weich, breiig, aber nicht gallertartig oder nur aus Saft bestehend. Kerne gibt es leider viele, ausserdem sind sie dick und ärgerlich für Beeren dieser Grösse. Die Kerne sind ein Hauptnachteil. Positiv ist ihre gute Platzfestigkeit. Und wenn etwas platzt, knuspern die Wespen solche Beeren sofort weg. Bei ihrer frühen Reifezeit sind immer viele Wespen unterwegs.

Elegant Sverhranny überreif

 

Inhaltsstoffe, Geschmack, Aromen und Verwendung

Reste für Saft

Hat man die Sorte nicht überlastet, kann sie Zuckerwert um die 100° OE erreichen. Lässt man sie länger hängen, wird sie stetig süsser. Während sie am Reifeanfang auf der ausgeglichenen Süssfruchtigen Seite liegt, wird sie dann ausgesprochen süssschmeckend. Die Säure ist von einfacher Struktur. Aromareich ist sie nicht, sondern ziemlich neutralaromatisch. Leider hat sie keine Aromatik von ihrer würzigen Elternsorte Frumoasa Alba mitbekommen, auch wenn das einige Verkäufer immer wieder behaupten. 

Saft als gärender Federweisser ist gut, für Wein hat sie zu wenig Säure. Ein grosser Vorteil ist ihr langes Erntefenster, das bei mir sechs bis acht Wochen anhält, sonfern man die Trauben gut gegen Wespen geschützt hat.

Für viele Jahre war sie mir eine zuverlässige und dankbare Frühsorte. Gerade im sehr frühen Reifebereich hat sich aber enorm viel getan. Neuere Sorten wie Galahad (ebenfalls ein Wostorg-Abkömmling), Arni oder Monblan machen ihr starke Konkurren.

 

Hintergrundinformationen zum Standort

Nordseite Garagenmauer, die Triebe freistehend weggeführt. Das Klima ist sehr warm und trocken, was echten Mehltau begünstigt. Der Boden ist schwer und flachgründig, aber an dieser Stelle gut versorgt. Milde Winter, aber manchmal harte Temperaturstürze. Früher Austrieb, deshalb immer Spätfrostgefahr. Pflanzenschutzmassnahmen gegen echten Mehltau.

Grosse Trauben von Elegant Sverhranny


Montag, 15. Juni 2020

Vielblütige Ölweide, Elaeagnus multiflora

Reife Früchte der vielblütigen Ölweide, Elaeagnus Multiflora
Ölweiden sind pflegeleichte Wildobstgehölz, zwei Beiträge zur Schirm-Ölweide kamen bereits hier (Teil 1, Pflanze im Garten) und hier (Teil 2, Früchte und Verarbeitung).

Nicht nur die Schirm-Ölweide ist interessant für den Garten, die Vielblütige Ölweide hat weitere und eigene Qualitäten. Elaeagnus multiflora ist ihr botanischer Name. Sie heisst auch Essbare Ölweide, Edel-Ölweide, Reichblütige Ölweide; englisch Cherry Elaeagnus, Gumi; französisch Goumi.

Auch sie habe ich in mehren Sorten seit ein paar Jahren im Garten und auf einem mit Wildobst bepflanzen Hang am Rande der Obstwiese. Die Ölweide schlägt sich da ausnehmend gut. Das Hang ist ein Extremstandort auf Kalkschutt, trockenheiss, mager, überwuchert von allerlei wildwachsenden Gehölzen.

Aussehen, Wuchs


Bedornung der Vielblütigen Ölweide
Die vielblütige Ölweide wächst als ein niedriges, strauchartiges Gehölz. Auf meinen schwierigen Standorten wird sie keine 2m hoch. Sie wächst gerader als die Schirm-Ölweide und wirkt weniger dicht. Sämlinge haben vor allem im Jungstadium Dornen, Sorten aber nur wenig. Die Dornen haben aber keine Haken, der Strauch bekommt damit keine Sperrwirkung wie beispielsweise eine Berberitze, es ist mehr ein Fraßschuss gegen Tiere.

Iher Blätter sind klein, fest, denen der Schirm-Ölweide recht ähnlich. Sie blüht im April bis Mai mit unscheinbaren weisslichen Blüten. Die Blüte ist wesentlich weniger reichhaltig wie bei der Schirm-Ölweide, dass sie trotzdem den Namen "Vielblütige" bekommen hat haben wir dem Schweden Thunberg zu verdanken, der sich auch mit einigen anderen Einbenennungen kräftig blamiert hat, zum Beispiel bei der Loquat: https://gartenzone.blogspot.com/2019/11/mispeln-mespilus-germanicus-letzte.html. Die Blüten sind für Insekten interessant und nektarhaltig, je nach Tageszeit duften sie auch schwach. Sie werden gerne von Hummeln und Bienen besucht.

Blüten der Vielblütigen Ölweide
Aus den Blüten entwickeln sich Früchte, die sehr schnell und dann etwas folgernd reifen. Die Früchte sind leuchtend rot, etwa 15mm lang. In gut ausgereiftem Zustand schmecken sie angenehm süßsauer. Innen liegt ein weicher Kern, der nicht sehr stört. Ihr Aroma ähnelt der Schirm-Ölweide, ist etwas schwächer, dafür sind die Früchte grösser und schneller süss. Dieses Jahr gab es bereits in der ersten Juniwoche reife Früchte, die Reifezeit kann aber in anderen Jahren und weniger warmem Klima auch im Juli liegen.

 

Vorteile der Vielblütigen Ölweide


Etwas folgernde Reife der Früchte
Alle Vorteile der Schirm-Ölweide gelten auch für die Vielblütige Ölweide. Die Pflanzen sind unglaublich zäh, kommen mit Trockenheit, Kalkboden, wenig Humus, Nährstoffarmut, Hitze, Fröste (auch zur Blütezeit!), Winterhärte (bis -29°C) Schnitt, Konkurrenzpflanzen erstaunlich gut zurecht. So gut, dass man fast fürchtet, diese beiden nordostasiatischen Arten könnten invasiv werden. In Nordamerika ist e. umbellata tatsächlich ausgebüxt und vermehrt sich, allerdings ist sie nur auf Ruderalflächen konkurrenzfähig.

Darüber hinaus könnte man als Vorteil im Gegensatz zur Schirm-Ölweide werten:
  • Die deutlich grösseren Früchte lassen sich viel leichter pflücken, die Pflückleistung ist dadurch viel höher. Die meisten Leute würden wohl optisch die Früchte der Vielblütigen Ölweide denen der Schirm-Ölweide vorziehen.
  • Mit ihrem geraderen und niedrigeren Wuchs ist sie die bessere Gartenpflanze, während sich die Schirm-Ölweide auch für eine Wildobsthecke gut eignet.
  • Die Frücht sind viel früher reif, bereits im Spätfrühling. Sie liegt damit gleichauf wie Kirschen und späte Erdbeeren.
  • Sorten sind selbstfruchtbar.

 

Sorten


Blätter
Mittlerweile sind auch einige Sorten zu haben. Schon länger bekannt sind Sweet Scarlet, Red Cherry und Red Gem. Alle haben etwas grössere Früchte wie die Sämlinge, Sweet Scarlet hat auch dunklere Früchte. Bekannt ist auch Dr. Szczepan. Zwei davon habe ich auch. Der Unterscheid zu meinen Sämlingen ist sichtbar, aber nicht riesig. Ausserdem soll es in Korea noch einige Sorten geben mit deutlich grösseren Früchten. In Asien ist das Interesse an den Früchten der Ölweide höher als in Europa oder den USA.
Im Wuchs haben die Sorten wie schon erwähnt weniger Dornen und sind teilweise selbstfruchtbar. Eine gute Befruchtung erreicht man aber nur mit unterschiedlichen Pflanzen. Am Besten, man pflanzt immer einen Sämling mit.

Probleme


Wie die anderen Ölweiden ist die Vielblütige Ölweide ein zäher, anspruchsloser Geselle. Sie kennt keine Krankheiten und wenig Probleme. Wenn sie etwas braucht, dann viel Licht, als Unterpflanzung oder für Halbschatten ist sie nicht geeignet. Magerer und trockener Boden stört sie nicht, sie kann sich mit Hilfe von Bakterien, mit denen sie in Symbiose lebt Luftstickstoff erschliessen. Natürlich sind die roten Beeren auch für Vögel attraktiv, Vogelfrass kommt vor, aber da die Pflanze niedrig ist, kann sie leichter mit einem Netz geschützt werden.

Ein früheres Problem wird langsam besser, je mehr ihr Bekanntheitsgrad steigt. Früher wurden die Ölweidenarten von den Baumschulen und allerlei zwielichtigen Importeuren und Verkäufern wild durcheinandergewirbelt, dem Kunden hat man immer den Namen geliefert, den er gerade haben wollte, aber die Art stimmte selten. So wurden lange Schirm-Ölweiden als Vielblütige Ölweiden verkauft. Das ist besser geworden und mittlerweile gibt es die ersten Baumschulen, die auch Sorten innerhalb der Arten anbieten - hoffen wir, dass sie stimmen und einen Fortschritt bringen.