Dienstag, 24. April 2018

Pferdemist auf der Obstwiese

Über Pferdemist stand hier schon einiges. Unsere Hauptverwendung ist aber nicht nur der Garten, sondern vor allem die Obstwiese. Auch dieses Frühjahr haben wir dort fleissig Mist ausgebracht.

Das geht so: Von Winter bis spätestens Austrieb wird eine dicke Mistpackung auf die Baumscheibe rund um die Jungbäume aufgebracht, Radius 60-100cm. Menge: Mindestens sechs Eimer mit je 10 Liter Inhalt. So dringt das Unkraut am schwersten durch. Problemarten wie der kriechende Hahnenfuss schaffen es aber. Der Stamm selbst darf nicht vom Mist berührt werden, dort lässt man ringsum 10cm mistfrei. Die Vorteile:

  • Bewuchsfreiheit ist so leichter zu erreichen. Jeder Bewuchs auf der Baumscheibe ist eine Konkurrenz für den Baum um Wasser und Nährstoffe. Was der Bewuchs frisst, kann der Baum nicht mehr haben. Auch ohne Pferdemist sollte man mindestens Jungbäumen immer eine freie Baumscheibe gönnen, z.B. durch flach hacken oder mulchen. Im kommerziellen Anbau werden Herbizide verwendet, im Bioanbau wird vorwiegend gehackt.
  • Dungkäfer, die sich im Pferdemist vergnügen
    Die Düngewirkung hat auf den meistens mageren Obstwiesenböden einen sehr positiven Effekt. Der aber mit zunehmender Verweildauer ins Gegenteil umschlagen kann. Mist mit Sägespänen schluckt irgendwann Stickstoff, weil das enthaltene Holz viel langsamer verrottet wie der Mist selbst und man sollte im Folgejahr mit Stickstoff nachdüngen, zum Beispiel mittels Hornspänen.
  • Eine Vielzahl von Lebenwesen wird damit gefördert, die den Mist umsetzen oder indirekt von ihm profitieren. Das macht viele Stoffe erst für Pflanzen verfügbar. Das sind nicht nur verschiedene Arten von Mistkäfern und Dungkäfer (vor allem Aphodius prodromus), sondern auch diverse Bodenbewohner, Regenwürmer bis hin zu den riesigen Nashornkäferlarven, die sogar Zellulose verdauen können.
Um die Baumscheibe aufschichten, Stamm freilassen
Sturm wehte das Vlies weg, sofort scharren Vögel alles
den Hang hinunter
Mit dem Aufbringen ist es leider nicht getan. Das Hauptproblem anschliessend sind bei mir Vögel, hauptsächlich Amseln, die den Mist gnadenlos bis auf den nackten Boden wegreissen und abseits der Baumscheibe verteilen. In der Ebene ist das vielleicht nicht ganz so schlimm, aber bei mir am Hang wandert der Mist dann in die Wiese hinein den Hang hinunter. Schutz dagegen ist unumgänglich. Mit Steinen beschwertes wasserdurchlässiges Vlies wäre ideal, aber ich habe noch keine Sorte gefunden, die sich nicht im Laufe des Sommers durch die UV-Strahlung auflöst. Plastikfetzen auf der Obstwiese müssen wirklich nicht sein. Die Alternative ist ein Drahtgitter, Kükendraht. Der ist leider teuer, erschwert die Mahd und das Unkraut kann leicht hindurchwachsen. Die optimale Lösung habe ich noch nicht gefunden.

Wie sind nun die Ergebnisse gewesen, wenn kräftig Mist auf der Baumscheibe liegt? Neupflanzungen und Jungbäume profitieren natürlich am meisten. Auf unserem grenzwertig schlechten Boden waren vorher kaum mehr wie 25cm Triebwachstum zu erreichen, mit dem Pferdemist hat sich das verdoppelt. Kernobst profitierte am Meisten, beim Steinost war das Ergebnis nicht so deutlich. Man kann damit auch keine Fehler wie eine falsche Unterlage ausgleichen. Eine Birne auf flachgründigem Boden und arteigener Unterlage wird auch mit Mist nicht vorankommen, weil Birnenwurzeln in die Tiefe streben, die hier gar nicht vorhanden ist. Auch bei Weinreben hat sich der Zuwachsgewinn in Grenzen gehalten.
Mit beschwertem Schutzgitter. Vögel kratzen alles heraus, was nicht geschützt ist.

Montag, 23. April 2018

Harte Winterverluste im Nutzgarten trotz Klimawandel

Es ist Mitte April und schon heiss mit bis zu 30°C, gleissende Sonne brennt von blauem Himmel. 150 Jahre alte Temperaturrekorde fallen wieder einmal, die letzten Jahre wurden ständige diverse Rekorde gebrochen. Die Einsaaten im Freiland müssen hektisch gegossen werden, Jungpflanzen leiden unter Hitzestress weil sie erst einen kleinen Wurzelraum haben und die harte UV-Strahlung nicht gewöhnt sind. Keine Spur von Frost, während letztes Jahr am 20. April die gesamte Obsternte erfroren ist mit Temperaturen von bis zu -6°C am Boden. Das Obstjahr war schon im Frühling zu Ende.
Radicchio - Exitus
Statt auf das spriessende Grün zu sehen will ich mal die Winterverluste betrachten. Der Winter war durchgängig warm, kein Tag mit zweistelligen Minustemperaturen. Bis auf drei Tage im März, da knallte es in der Nacht bis auf -16° C runter. Und diese Kombination von feuchtmildem Wetter und kurzen aber harten Spätfrösten hat wieder einmal kräftig aufgeräumt im Garten wie eigentlich fast jedes Jahr.

    Kopfsalat Winterbutterkopf nach hartem Spätfrost
  • die Aprikosenblütenknospen begannen schon leicht zu schwellen. Sie sind dann komplett erfroren. Die Knospen sind nur noch braune Brösel. Ernte schon vorbei.
  • Totalschaden an den Artischocken. Wieder mal. Ohne sie unter Laubhaufen und Folien zu vergraben, kann man Anbau vergessen.
  • die eigentlich gut frostharten Kopfsalat-Wintersorten sind zu 80% erfroren. Sie sind nur als kleine Jungpflanzen frosthart. Durch das warme Wetter wuchsen sie und wurden grösser, das hat sie in der kurzen Kälteperiode umgebracht.
  • der Winterblumenkohl erlebte schwere Blattschäden. Die Pflanzen überlebten, aber die Köpfe sind verzwergt, weil kaum mehr Blätter da waren, die assimilieren konnten.
  • Totalschaden an allen Radicchiopflanzen.
  • 50% Ausfall an neu gepflanzten Erdbeerjungpflanzen. Eigentlich sind die recht Frostfest, aber hier wurden offenbar die Grenzen erreicht.
  • Kaki: Totalschaden. Der Baum ist abgefroren. Er war umwickelt mit Matten, das hat nichts geholfen.
Das Fazit immer gleich: Klimawandel bedeutet in Wirklichkeit mehr Extreme und viel mehr Schäden. Was hat überlebt?
  • Alle Feigen. Dank mühevollem, aufwendigem Schutz, der nur bei kleinen Pflanzen funktioniert. Sie büssten einige Knospen ein, aber die Triebe überlebten.
  • Pfirsichknospen, Pawpawknospen, alle anderen Obstssorten. Erneut fällt mir auf, wieviel robuster und problemloser Pfirsiche im Gegensatz zu Aprikosen sind. Und sogar Mandelknospen haben die Spätkälte überstanden!
  • Erst im Herbst gesetzte Jungpflanzen von Tafeltrauben, Züchtungen aus der Ukraine. Die Triebe sind kaum zurückgefroren. Das entspricht den Erfahrungen früherer Jahre. Die sind sehr frostfest und das auch noch bis in den Frühling hinein.