Samstag, 27. Januar 2024

Kürbissorten für die Lagerung

Moschuskürbis "Tosca"
Kürbisse sind meine Hauptkultur. Im Aussengarten wachsen sie seit Jahren auf etwa 40qm, jährlich bis zu zehn Sorten und eine Ernte von über hundert Früchten, wenn das Wetter mitspielt. Die meisten Früchte werden eingetauscht gegen andere nette Dinge oder verschenkt. Der Rest wird je nach Lagerfähigkeit eingelagert und gegessen. Einige verliere ich durch unerwarteten späten Schimmelbefall. Einen wichtigen Teil der Ernte bilden ausserdem die samenhüllenfreien Ölkürbisse. Die werden nicht gelagert, sondern sofort die Kerne herausgeholt und getrocknet, die kulinarisch minderwertigen Kürbisse zum Schnitzen von Kürbisgeistern verwendet.
So werden sie bei Feinkost-Albrecht verscheppert

Lange Lagerfähigkeit ist eminent wichtig, denn Kürbis ist ein herrliches Wintergemüse. Monatelang gibts keine Woche ohne Kürbis: Kürbis-Pommes, gebackener Kürbis, Kürbissuppe, Kürbis mit Nudeln und Parmesan, gekochter Kürbis japanisch... der Möglichkeiten sind genug und sie sind so vielfältig, dass sich die Familie nicht daran abgegessen hat.

Eine zentrale Frage eines jeden eifrigen Kürbis-Nutzgärtners lautet also: Welche Sorten lassen sich wie lagern? Wie ist das Maximum an Qualität herauszuholen? Dazu soll dieser Beitrag mit Hilfe der Schilderung einiger Erfahrungen der letzten Jahre beitragen und den älteren Beitrag unter https://gartenzone.blogspot.com/2018/02/perfekte-kurbisse-durch-den-winter.html vertiefen und erweitern. Zunächst noch einmal die drei Hauptarten von Kürbissen:

Moschuskürbisse, Cucurbita moschata

Die letzten Jahre die erfolgreichste Sortengruppe. Dazu gehören Butternut-Formen, die gerippten und warzigen asiatischen Formen, die sehr grossen Violina-Kürbisse in Südeuropa. Aromen manchmal etwas nussig, Esskastanie, manche ziemlich süss. In dieser Gruppe liegen meine Lagerkönige.

Speisekürbis, Cucurbita maxima

Riesenkürbisse mit Rekordgrössen bis zu 1,2 Tonnen, Hokkaido-Kürbis, die gut haltbare "Hubbard" Gruppe, Marrows, Turbankürbisse und mehr. Je nach Sorte mehr oder weniger gut haltbar. Struktur gekocht eher mehlig, manchmal süsslich, Esskastanienaromen.


Gartenkürbisse, Cucurbita pepo

Generell nicht besonders lagerfähig, aber enorm vielgestaltig. In dieser Gruppe befinden sich die Ölkürbisse, die grossen Schnitzkürbisse im Herbst, sehr viele Zierkürbissorten und die sehr leckeren Acorns, Zucchini, Patisson-Kürbis, und andere. Diese Typen wollen wir hier mangels Langlagerfähigkeit nicht weiter aufgreifen.


Wie optimal lagern?

Mit den Jahren haben sich Vorlieben, Stärken und Schwächen vieler Sorten beim mitteleuropäischen Anbau herausgestellt. Wichtig für die Optimierung der Lagerfähigkeit ist:

  • Nach einem vollen Jahr Lagerung!
    Nur reife, absolut makellose Früchte einlagern. Schalenfehler, Fehler am Nabel, kleine Risse - das geht nicht gut, sondern fault bald. Nicht ganz reife Früchte können mittelmässig lagerfähig sein, bleiben aber ohne volles Aroma. Da Kürbisse sowieso keine intensiven Aromen haben, sollte man das Restaroma nicht verschenken. Ein häufiger Schalenfehler sind Verfärbungen an der Auflagefläche. Solche Kürbisse trocknen auf dem Lager durch die fehlerhafte Schale schneller aus, bekommen früher Kavernen, bauen schneller ab. Dem kann man begegnen, in dem man den unreifen Früchten im Beet Holzbrettchen unterlegt und sie so reifen lässt. Funktioniert.
  • So wichtig wie die Lagerung ist das Einlagerverhalten. Auch für das Aroma. Ich habe es in einem direkten Vergleich mit Moschata-Sorten ausprobiert, es stimmt: Kürbisse bekommen erst bei Warmlagerung nach zwei bis vier Wochen ab Ernte ihr volles Aroma und die volle Lagerfähigkeit. Warmlagerung heisst: ohne Sonne, trocken, 15° bis Zimmertemperatur. Insbesondere Süssaroma entsteht erst dann. Erst werden sie trocken und überdacht an die Nordseite des Hauses auf Bretter gelegt, da der Oktober meistens sehr warm geworden ist, ist das ideal. Wird es kalt, kommen sie ins Haus und später in den (mit 15° recht warmen) Keller.
  • Behandlung der Früchte nach der Ernte. Beim Transport dafür sorgen, dass die harten Stengelreste nicht andere Kürbisse verletzen. Nie feucht liegen lassen.
  • Grenzen anerkennen. Es gibt Jahre, da faulen sie einfach, obwohl alle Faktoren identisch erscheinen. Mikrorisse? Unerkannte Wanzenstiche? Wetterkapriolen, die Früchte schädigen? Ich weiss es nicht. In einem von vier Jahren sind sie einfach nicht so gut haltbar.

Was waren die herausragenden Kürbissorten der letzten Jahre und ihre Eigenschaften?

 

Tosca

Grosses Beet mit vorwiegend "Tosca" bei der Ernte

Die Nr. 1 in meinem Anbau seit Jahren. Sie ist ein typischer Moschata, wie er seit 150 Jahren im Mittelmeerraum sehr populär ist, diese Gruppe kann man auch "Violina-Kürbisse" nennen. Sie bringt sehr grosse (Gewicht vier Kilo auf gutem Boden), herrlich aussehende terrakottafarbene Früchte mit heller Beduftung. Ihre Lagerfähigkeit ist nicht nur gut, sondern auch die Bewahrung ihrer hohen Fruchtqualität über die Monate.

Im Aroma sind Violinas generell intensiver als die schwächeren Butternuts, süsser und kräftiger. Ihr Fruchtfleisch ist leuchtend orange, kaum ein Gemüse wirkt farbintensiver. Dafür werden sie manchmal faseriger und die Früchte sind mit vier Kilo Gewicht unhandlich gross. Verdirbt eine Frucht, verderben gleich mehrere Kilos. Die Grösse hat auch Vorteile: Man hat weniger Mühe, sie mittels der oben erwähnten Holzbrettchen vor Schalenfehlern zu schützen.

Spalten von "Tosca" vorbereitet zum Backen im Ofen

Hauptnachteil ist die späte Reife. Alle der ursprünglicheren Moschatas reifen spät, in manchen Lagen Mitteleuropas wird einiges nicht reif. Bei mir werden in den meisten Jahren 80% der angesetzten Früchte reif, ansonsten immer noch genug, um den Anbau zu rechtfertigen. In Hochlagen würde ich den aber nicht anbauen.

Andere Violinas waren wirklich zu spät reif, hatten ungünstige Fruchtformen (zu warzig, zu gerippt, erschwert die Verarbeitung). Tosca lag immer gut in einer Schnittmenge positiver Eigenschaften. Angebaut hatte ich schon "Violina" (wichtige kommerzielle Sorte in Italien), Lunga di Napoli (riesig, spät reifend), Beja.


Valencia

Ernte 2023. Mitterechts oben "Valencia"

Eine Zwischenstufe zwischen den Violinas und den Butternut-Kürbissen. Aber eine Gute! Valencia gehört zu den am besten schmeckenden Moschata-Sorten, ist sehr süss und aromatisch, hat etwas von Karotte, Süsskartoffel, ist noch intensiver und homogener als Tosca. Glatte Schale, kleine Früchte. Reift auch gut nach. Von diesem Typ hatte ich schon mehrere Sorten, "Sonca" etwa, dieser und andere  wurden aber nicht reif. "Valencia" wurde immer weitgehend reif und schaffte immer sehr gute Erträge, auch wenn der Boden nicht so supergut vorbereitet war. Er möchte gerne dieselben Anbaubedingungen wie Tosca.


Leckor

Kürbis "Leckor" bei der Ernte

Eine F1-Hybride. Gehört zu den Maxima-Sorten, die alle ein wenig mehr Probleme bei Langlagerung haben. Mehr Schimmelgefahr, mehr unerklärbarer Verderb. Sorten wie Leckor sind in Ostasien populär, reif wie unreif, speziell die japanische Küche verwendet sie gerne. In Europa kam dieser Typ zuerst als "Hokkaido Kürbis" auf den Markt, meistens mit orangefarbener Schale, die weich kocht. Häufiger sind aber grüne und graue Sorten. Und dort sind auch die Aroma- und Langlagerschätze zu finden. "Leckor" ist wie "Tosca" eine Sorte, deren Eigenschaften nicht perfekt, aber ganz gut in einer brauchbaren Schnittmenge liegen. 1,5 Kilo schwer, gekocht sämiges Fruchtfleisch, weniger süss wie Tosca, eher "kartofflig" wie "karottig". Sehr gut für Suppe, dann etwas abschälen, damit die Suppenfarbe knallig bleibt. 


JWS 6823

Standardbutternut "JWS 6823"

Ebenfalls eine F1-Hybride und einer der wenigen mehltautoleranten Butternut-Kürbisse. So lagerfähig wie andere Langlager-Butternuts, nicht zu unterscheiden. Mit Butternuts ist es so eine Sache. Sie sind eine relativ junge Moschata-Form und ich habe den starken Eindruck, dass sie auf genetisch recht schmaler Basis stehen. Die Vielfalt ist gering. Es gibt zwar hunderte Sorten und für den kommerziellen Anbau wird ständig mehr gezüchtet, aber sie wirken alle sehr ähnlich: Eher schwach aromatisch, gut lagerfähig (bei mir bis zu acht Monate) im Anbau problemlos, glatt und gut zu verarbeiten, schnell reifend, reifen in Mitteleuropa generell auch in weniger guten Lagen immer aus. Sehr verkaufsfähige Idealgrössen, optisch ansprechend. Alle Sorten wirken ähnlich. Sie unterschieden sich eigentlich nur hinsichtlich ihrer Anbauqualitäten: Manche Sorten bleiben kompakter, haben recht uniforme Früchte (was stark erwünscht ist) und ein paar sind auch ganz gut mehltautolerant. Wie eben auch JWS. Im privaten Anbau eine sehr günstige Eigenschaft, vor allem in mehltaufördernden Lagen, wo unbehandelt oft schon Ende August echter Mehltau die Assimilationsleistung der Blätter hemmt und damit die Fruchtqualität senkt. Der Rest unterscheidet sich nicht von anderen Butternuts. JWS ist meine "Butter und Brot" Butternutkürbissorte, sie hat nie enttäuscht, bleibt aber natürlich innerhalb der Limitierungen aller Butternuts. Ausprobiert hatte ich schon Butterscotch, Betternut (nicht ganz so mehrtauresistent), Tiana (gut), Victory, Waltham (schwaches Aroma), Honeynut...

Kürbispommes

Montag, 15. Januar 2024

Puffbohnen, Verarbeitung und ein tolles Einlegerezept

Frisch geerntetes Rohprodukt, Puffbohnenkerne

Im Winter isst der Nutzgärtner die haltbar gemachten Schätze des Sommers. Und bei Puffbohnen wachsen sogar die Pflanzen im Winter. Mit dem Winteranbau von dicken Bohnen habe ich endlich wieder brauchbare Erträge, fast wie zu Zeiten meiner Eltern, die in einer kalten aber feuchten Hochlage auf schlechtem Boden im Frühlings/Sommeranbau immer gut geerntet haben. Sommeranbau, der hier nicht mehr geht. Die trockene Hitze prügelt die Pflanzen nieder. Aber der Winteranbau hat sich in meiner Gegend mittlerweile voll bewährt. Auch dieses Jahr sind die Jungpflanzen der Oktoberaussaat sehr gut aufgegangen, wachsen in Warmphasen, überstehen Kaltphasen ohne zusätzlichen Schutz, überstehen die neue winterliche Regenzeit. Ich habe die Anbaufläche ausgeweitet, auch wegen ihrer guten Biomasseproduktion und der vorteilhaften Stickstoff-fixierung der Wurzeln im Boden.

Letzten Sommer war dann die Ernte aus dem Winteranbau so gut, dass ich erstmalig so viele Bohnenkerne hatte, um weitere Verarbeitungsmethoden auszuprobieren. Was tun mit dem Segen, wie dicke Bohnen haltbar machen?

Einfrieren, Konserven und trocknen

 
300 Gramm Puffbohnen tiefgekühlt
Normalerweise werden sie frisch zubereitet sowie blanchiert und portionsweise eingefroren. Sehr simpel. Enthülsen, ggf. mit etwas frischem Bohnenkraut wenige Minuten in sprudelnd heissem Wasser blanchieren, abgiessen, mit kaltem Wasser abschrecken, ab in den Gefrierbeutel und das Gefriergerät. Hält sich mindestens zwei Jahre. Auftauen am Besten ebenso schnell: Die gefrorenen dicken Bohnen in eine Schüssel und kochendes Wasser aus dem Wasserkocher drüberkippen. Dann weiterverarbeiten. Hatten wir schon in früheren Beiträgen.

Eine haltbar gemachte Version im Glas mit Wasser existiert auch, wird aber anders hergestellt, es ist eine klassische Konserve. Sehr selten verkaufen deutsche Supermärkte als Aktionsware auch dicke Bohnen / Puffbohnen im Glas. Das letzte derartige Angebot stammte von Aldi Süd, lief unter "heimische Genüsse" oder so ähnlich. Die dicken Bohnen sind aber wie andere Konserven nur in Wasser und Salz eingelegt gewesen. Es waren sehr kleine Kerne, sehr jung geerntet, sie wirken im Stil und (schwachen) Aroma erbsenähnlich, mit denen sie ja auch verwandt sind. Die machten keinen Spass, schmeckten verkocht, nicht recht zu gebrauchen. Das Wasser löst viele Stoffe aus den Bohnen. Nicht teuer, als Zutat für Salate und kalte Beilage brauchbar, aber muss nicht sein. Da kann ich auch Dosenerbsen kaufen, die sind sogar noch billiger.

Geschälte Kerne - mühsam!
Puffbohnengericht mit geschälten Kernen

Früher wurden sie einfach getrocknet. Auch das geht weiterhin und ist in manchen Gebieten noch bekannt, aber zur Folkore geworden oder in der Verwendung weiterhin kein Gourmetprodukt (etwa arabisch, Foul oder Ful). Habe ich auch probiert. Problem ist: Nach dem einweichen und kochen ist die Konsistenz nicht mehr toll, die umgebende Samenhaut bleibt zäh, das Innere, die Keimblätter werden mehlig, totgekocht und geschmacksarm. Man muss die Dinger nämlich über Nacht einweichen und dann je nach Grösse und Zustand nochmal ein bis zwei Stunden kochen. Andere Hülsenfruchtarten überstehen das besser. Eine Verbesserung ist es auch, wenn man kleinfrüchtige oder relativ junge Früchte trocknet. Aber die behalten noch weniger Aroma und es wird noch mühsamer. Manche Zubereitungsarten machen sich die Probleme zunutze, wenn man beispielsweise etwas wie "Fave a coniglio" daraus macht, Puffbohnen nach Kaninchenart. Man kocht sie nach Einweichen dann mit Gewürzen, nimmt sie mit den Fingern, drückt und saugt sich die Keimblätter heraus, wirft die Samenhaut weg. Die alten deutschen Rezepte (Dicke Bohnen "Münsterländer Art" oder "Westfälische Art") hat man früher auch aus getrockneter Ware hergestellt, aber das ist mit Tiefkühlware so viel besser, dass es keiner mehr mit Trockenware machen will.

Eine Variante sind die getrockneten Keimblätter, also bereits geschälte Kerne der Ackerbohnen, ohne Samenhaut. Kann man kaufen, zu finden beispielsweise unter "Mezze Fave Sgusciate", bekannt vom Mittelmeer bis Indien. Für den Nutzgärtner bleibt das uninteressant, denn er kann nur von Hand schälen, dann wird alles so irre mühsam und mehrstufig aufwendig, dass es in keinem Verhältnis mehr zum Effekt steht.

Eingelegte dicke Bohnen

Vor ein paar Jahren bin ich dann zufällig auf eingelegte dicken Bohnen gestossen, ein kommerzielles Produkt aus Sardinien namens "Favette condite in olio di oliva". Das klang nicht unplausibel, schliesslich wurden schon in der Steinzeit dicke Bohnen rund ums Mittelmeer kultiviert. Dass vieles noch unter italienischem Namen zu finden ist, ist kein Zufall. Schon im alten Rom waren Puffbohnen ungeheuer verbreitet, Standardnahrung der Armen, das hat sich über die Jahrtausende erhalten. Sie sind jedoch ausserhalb der Tropen nicht nur in Italien, sondern überall bekannt und angebaut worden. In Gegenden des heutigen Italiens gibt es bis heute die grössten Reste der langen Verarbeitungs- und Verwertungstradition. Viel ist davon jedoch nicht populär geblieben, die Produkte sind weit nach hinten sortiert oder man hört nichts mehr davon. Seltsamerweise. Eingelegte dicke Bohnen als kommerzielles Produkt scheinen beispielsweise ausserhalb Sardiniens heute kaum zu existieren. Diese in Öl und Gewürze eingelegte gekauften Bohnen schmeckten aber auf Anhieb sehr gut, leider machte die vorgeschriebene Zutatenliste ohne Mengenangaben nur dürre Aussagen über den Inhalt, ein Rezept war nicht im Netz zu finden. Inhalt: "Pferdebohnen (63%), Olivenöl, Petersilie, Fenchel, Knoblauch, Schwarzer Peffer, Salz, Zucker, Säureregulator: Zitronensäure". Hersteller CP&G Srl - Ayo Alimenti, Sardinien. Zum sehr stolzen Preis von 21,94 € pro 1 kg, was dem Niveau von edlem Käse entspricht. Sonst war fast nichts, wenig aus Italien, nichts aus Spanien, nichts aus Griechenland, nichts aus Nordafrika, nichts aus dem östlichen Mittelmeerrand.

Also habe ich mich ans ausprobieren gemacht, überlegt wie man sie zubereiten könnte, getestet und dann die Mengen erhöht. Jetzt im Winter ist der beste Zeitpunkt, die Ergebnisse auszuprobieren und Manöverkritik zu üben. Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Die selber eingelegten dicken Bohnen schmeckten spitze und ich werde künftig einen guten Teil der Ernte wieder so zubereiten. Sie sind haltbar ohne Kühlung, ideale Antipasti vor einem besseren Abendessen, zusammen mit halbgetrockeneten Tomaten, Oliven, angeröstetem hellem Brot und einem kräftigen Rotwein etwa. Ein Hochgenuss, vor allem jetzt im Winter. Die Bohnen nehmen Gewürzaromen sehr gut auf, werden trotz der Salzzugabe nicht hart, harmonieren mit Öl und der Gewürzkomposition sehr gut. Innen sämig, Puffbohnenaroma auch sehr gut erhalten. Machen sich wie gesagt gut auf einem Vorspeisenteller oder als herzhafter Bestandteil eines Abendessens zwischen anderen Genüssen.

Das nachgebaute Rezept

Probiert habe ich folgendes:

  • Die Puffbohnenkerne blanchieren, d.h. zwei Minuten in sprudelnd kochendem Wasser kochen, dann herausnehmen, sofort abschrecken und auf einem Küchentuch eine Minute entfeuchten lassen. Sie müssen nicht ganz trocken sein, aber auch nicht mehr ganz nass.
  • Die Puffbohnen sofort danach in Gläser mit Twist-Off Verschluss schichten. Verwendet werden Gläser, in denen vorher 500 bis 720ml Füllgut war, etwa eingelegte saure Gurken oder solche Produkte. Ein paar schwarze Pfefferkörner in jedes Glas dazulegen, Knoblauchzehen nach Geschmack, ein dickes Blatt mit glatter Petersilie, Fenchelgrün aus dem Garten, ein gestrichener Teelöffel Salz, ein Spritzer Weissweinessig, auf Zucker habe ich verzichtet. Wenn, dann etwas Honig, ein gestrichener Teelöffel.
  • Sterilisieren im Ofen
    Etikettenreste der vormaligen Olivengläser stören nicht
  • Dann kommt das Öl: Reines Olivenöl war mir zu heftig und auch zu teuer für den ersten Versuch. Stattdessen Sonnenblumenöl plus etwas Olivenöl genommen. Liegen die dicken Bohnen dicht im Glas, braucht man gar nicht viel Öl, max. 25% des Gesamtvolumens. Nur die Lücken werden aufgefüllt. Eventuell die Puffbohnen vorher zurechtschütteln oder etwas ins Glas drücken, damit sie besser gepackt sind.
  • Deckel drauf, nur leicht zuschrauben, die Gläser in den grossen Topf ins Wasserbad auf den Herd stellen. Oder in den Einkochtopf. Erhitzen, bis das Wasser leicht kocht und damit auch den Inhalt. Oder nur die Gläser in den Ofen, ohne Deckel, Heissluft bei 100°C, dann dauert es länger, so habe ich es gemacht. Die dicken Bohnen mit dem Öl und den Gewürzen werden auch mit erhitzt und somit sterilisiert. Wer unsicher ist, mit einem Bratenthermometer die Temperatur des Inhalts messen.
  • Fertig eingelegt, lagerfähig, lecker
  • Nach max. einer Viertelstunde (Inhalt >90°C) die heissen Gläser mit dem Topflappen herausnehmen und sofort (!) fest zudrehen, kippen, damit der Deckel benetzt wird. Nach zehn Sekunden wieder aufrichten und stehen lassen, bis sie abgekühlt sind. Sortieren: Gläser mit nach innen gewölbten Deckel haben Unterdruck aufgebaut und sind dicht, steril, langfristig haltbar. Andernfalls hat etwas nicht geklappt und der Inhalt sollte gekühlt werden, dann in den kommenden Wochen verbraucht. Da sind sie zwar noch nicht gut durchgezogen, aber besser so wie verderben lassen, nur weil die Deckel nicht luftdicht waren. Dann wäre die ganze Mühe für die Katz gewesen. Ich bekomme normalerweise fünf von sechs solchen Gläsern luftdicht hin. Für eine Fabrik wäre das schlecht, für das private Hobby in der Hausküche ist es gut.
Gewürze, im Glas, mit Öl im Glas

Das wars. Nur noch etikettieren. Nach zwei Monaten sind die Gewürze durchgezogen. Ergebnis sind fantastische Antipasti, haltbar ohne aktive Kühlung. Zwei Jahre haltbar im Keller gelagert, dunkel. Vor allem Öl sollte nie hell stehen.

Warum gibts das nicht häufiger? Vermutlich, weil das ein eher neues Produkt ist, da Einlegen in Öl keine lange Tradition hat. Konsumierbare billige Saatenöle gab es früher kaum und Olivenöl war immer teuer. Die billige Armeleutehülsenfrucht in teurem Olivenöl einlegen, das konnte sich nie als ein häufiges Produkt entwickeln.

Simpel: Puffbohnen mit Kürbis, dazu Rührei und Reis

Donnerstag, 4. Januar 2024

Der Biber erntet Obst, Schutz dagegen

Mahlzeit, Herr oder Frau Biber

Biber haben wir in der Gegend nach einer Pause schon seit Jahrzehnten wieder, obwohl es gar nicht so viel Raum für sie gibt. An den Flüssen hat er sich sehr schnell wieder ausgebreitet. Bäche und andere Oberflächengewässer gibt es in der Gegend jedoch nicht so viele und wenn, dann liegen die lange oder sogar den grössten Teil des Jahres trocken. Hier im Muschelkalkgebiet versickert sehr viel und sehr tief in den Untergrund. Das ist keine Biberfreude, denn bei trockenfallendem Gewässer sind vor allem seine Jungtiere ungeschützt und können Beute von Mardern, Füchsen, Greifvögeln werden. Auch die Gehölzzonen an den Trockenbächen bleiben eher klein, es gibt wenig vernässte Zonen, keinen Sumpf, keinen Bruch, damit hat er weniger Nahrungspflanzen.

Dieses fette Nagetier frisst Rinde lebender Gehölze, bedient sich aber auch opportunistisch an landwirtschaftlichen Kulturen wie Mais. Man kann lange Listen mit positiven und eben auch negative Folgen herableiern, Vorteile wie Konflikte. Optisch sofort jedem Menschen auffallend ist: Wo es auftaucht, sterben Bäume. Ganz besonders Apfelbäume. Diese Eigenart des Apfelvorzugs konnte ich schon länger an wassernahen Grundstücken beobachten und nun habe ich sie auf der eigenen Wiese erlebt: Ein Biber hat mir eine mittelalte Renette weitgehend abgefressen. Er verwertet diesen Obstbaum auf seine Weise.


 "Mein" Biber mit der Wildkamera. Frisst Geäst wie Spaghetti.

 

Der Biber räumt auf bzw. ab

Mein Apfel - geerntet vom Biber.
Art und Höhe deuten auf ein Jungtier hin.

Ärgerlich. Aber was das Ereignis so unerwartet macht, ist der Ort, die Wiese liegt nämlich nur an einem Graben, der den grössten Teil des Jahres knochentrocken ist. Trotz langjährigen Biberrevieren am Fluss gab an diesem Graben niemals Biber. Deshalb hatte ich mich auch auf solche Schäden nur zu 90% und nicht zu zu 100% vorbereitet. Von den 20 Bäumen dort sind 15 recht gut mit Drahthosen oder Manschetten geschützt, vor allem weil auch schwere Fegeschäden durch Wild stattfinden. Grössere Stämme weiter weg vom Bach sind nicht mehr geschützt. Wild fegt nur an dünneren Stämmen. Nachdem schon Draht eingewachsen ist und die Befürchtung aufkam, damit auch der Waschbärenpest eine Kletterhilfe zum Obst hoch zu bieten, fehlen sie an den dickeren Stämmen abseits vom immer schon biberfreien Graben.

Nun fanden aber zum ersten Mal seit 21 Jahren wieder über drei Monate anhaltende Regenfälle von Herbst bis jetzt statt. Der Graben führte schon im Frühherbst plötzlich Wasser und das seither ständig, weil es ausnahmsweise fast täglich regnete. Das fliessende Wasser verführte Jungbiber, sofort einzuwandern und auch sogleich Obstbäume zu "ernten". Bei meinem Apfel zeigte sich auch eine weitere Spezialität: Der stand gar nicht am Bach, sondern ein Stück den Hang rauf. Ungeschützt im Bach standen eine Birne und zwei Steinobstbäume. Und hunderte grosse und kleine Gehölze aller Art. Da musste er direkt vorbei, aber die hat er nicht angerührt. Der Apfel musste es sein. Nur den hat er abgenagt. Dafür nimmt er auch unbequeme Wege in Kauf. Ein Verhalten, das ich auch auf den Wiesen andernorts sehen konnte, wo der Biber sowieso schon in angrenzenden Gewässern lebt: Apfel wird ganz klar bevorzugt. Er frisst Rinden und alle Hölzer, aber eben am liebsten Apfel. Und dafür watschelt er auch einen Hang hinauf, an Weide, Birne, Erle, Zwetschge vorbei.

Des Jungbibers Fussabdrücke, Hinterpfoten gross, Vorderpfoten klein
 

Was tun gegen Biber am Obstbaum?

Vorbeugen. Im Internet gibt es viele Beispiele für einen Stammschutz. Hier in der Gegend werden Estrichmatten als Stammschutz empfohlen, eine Art Armierungsgitter. An dem 2mm dicken verzinkten Stahl verliert selbst ein Biber die Nagelust. Die Matten werden rund gebogen und um die Stämme befestigt, am Boden verankert damit der Biber sie nicht einfach hochschiebt. Zusammenbinden kann man die gebogenen Matten mit Kabelbindern oder Draht.

Das ist nicht teuer. Die Naturschutzbehörde und der hiesige Wasserbauhof halten sogar solche Matten vor, sodass sie schnell bei Biberproblemen zur Verfügung stehen und so erhaltenswerte Bäume geschützt werden können. Das ist eine optimale Lösung, und ein gutes Beispiel für unbürokratische Problemlösung die wirklich etwas bringt, vorausgesetzt man weiss das und gerät gleich an die richtigen Ansprechpartner. Was nun jeder Leser dieses Beitrages auch versuchen kann, wenn er Obst an Wasserläufen hat, an denen Bibereinwanderung droht oder schon erste Schäden an Obstbäumen da sind und es deshalb eilig ist.

Estrichmatten. Leicht und biegsam, trotzdem sehr robust. Wenn man sie parat hat.

Zwei geschützte Bäume, jung und mittelalt. Unten der Graben, der Bütten"bach".


Was bleibt? 

Eindeutige Biberfraßspuren an Schnittgut. Er ist da.

Der Biber vermutlich nicht. Im wieder trockenen Graben wird er sicher die Lust verlieren, weil er monatelang auf dem Trockenen sitzen wird. Vorher soll er gefälligst noch was arbeiten. Ich habe Schnittgut vom Obstbaumschnitt in den Graben geworfen, vielleicht kriegt er dann Lust dazu. Angenagt hat er die Äste bereits, er ist also weiterhin präsent und betrachtet das als sein Revier. Ein Damm wäre perfekt. Der Graben hat nämlich das Problem, dass er wie eine Regenrinne bei Gewittern kurz und heftig Wasser führt, weil an seinem Oberlauf Quadratkilometerweise Flächen mit gigantischen Grosslagern und noch gigantischeren LKW-Aufmarschplätzen mit mies bezahlten Billigarbeitsplätzen zubetoniert wurden. Aus dieser konsequent vernichteten Landschaft fliesst Regenwasser sofort und heftig ab und überflutet auch extra angelegte Stauräume (auch wieder auf bestem Boden) schnell. Auf Asphalt, Beton und Blech versickert nun mal nichts, die Flächen unter all den Betongrabsteinen fallen als natürliche Speicher für Wasser aus, die sie vorher waren. Angesichts der ungünstigen Wetterveränderungen obendrauf ist das doppelt folgenreich.


Eine der vielen Folgen: Der Graben frisst sich deshalb metertief ein, Erosion nimmt die gute Erde mit, dann wieder monatelang staubtrocken und tot. Das stört dann keinen Bürgermeister und keinen Gemeinderat mehr, die vorher bestes Land planmässig und billig vernichten liessen. Ein Bekannter sagte dazu "das Schmiergeld ist schon kassiert, wie es weitergeht ist dann egal". So hätte ich das nicht gesagt, aber die Blindheit gegenüber unseren natürlichen Grundlagen zugunsten künstlich herbeigeredeter Sachzwänge und sehr kurzfristigem Denken ist eine Tatsache. Es herrscht rein quantitatives Wachstum bei qualitativem Zusammenbruch. Vielleicht lässt sich der Biber wenigstens an diesem Graben als Helfer einspannen und er baut noch einen Damm dort, bevor er wegen Trockenheit die Lust verliert - Dämme wären genau richtig gegen solche Wasserstürze, wenigstens auf ein paar Abschnitten. Ich helfe ihm jedenfalls dabei mit Schnittholz. Noch lieber wären mir Beton-Biber, die die nahen Betongrossprojekte zu Fall bringen.

"Biberrutsche". Sein Aufgang vom Bach zur Wiese.
Abdrücke seiner hinteren Watschelpfoten mit Schwimmhaut und Krallen sind zu sehen.

Hinterpfote, auch Schwimmhaut ist zu erkennen.

Apfel mit restlicher Drahthose, die zu klein wurde.
Der Biber frisst jede erreichbare Rinde. Andere Baumarten in der Nähe blieben alle unberührt.