Dienstag, 8. September 2020

Tafeltraubentest: Sorte Elegant Sverhranny

Tafeltraube Elegant Sverhranny

Tafeltrauben werden immer früher reif, dieses Jahr war schon im Juli die erste frühe Sorte essbar. Das war "Elegant Sverhranny". Die Traube mit dem sperrigen Namen stammt wie viele neue Züchtungen aus Russland und ist einer der vielen "Wostorg" Abkömmlinge, gekreuzt mit Frumoasa Alba. Das Aromaniveau ihrer Eltern hat sie bei weitem nicht, aber auch nicht Empfindlichkeit von Frumoasa Alba. Ausserdem ist sie ausgesprochen früh. Erste reife Trauben Ende Juli sind in frühen Jahren warmer Gegenden bei ihr keine Seltenheit. Beworben wird sie mit guter Eignung auch für ungünstige Standorte.

Das habe ich genutzt und sie an einer problematischen Stelle gepflanzt: An der Nordseite von Nachbars Garage, die Richtung Süden an der Grundstücksgrenze steht und mir dort alles verschattet. In 2m Höhe wird sie aber an einem Draht in sonnigere Gefilde geführt. Das funktioniert recht gut. Die übliche Kurzübersicht meiner Testbewertung:


 

 

Wuchs und Krankheiten

Die Sorte wächst mittelstark und ist damit auch für begrenzten Raum geeignet. Im Verlauf des Vegetationsjahres ist sie gut in Form zu halten. Bei Frühsorten sind kleinere Standräume sinnvoll, wenn noch bessere spätere Sorten nachfolgen. Kommt die ins essfähige Stadium, hat man keine Lust mehr auf den immer noch gut bestockten Trauben-Erstling.

Laub meist gesund

In Punkto Krankheitsanfälligkeit steht Elegant Sverhranny gut da. Oidium (echter Mehltau) wird eher zum Problem wie Peronosphona (falscher Mehltau), gegen Oidium sollte man präventiv behandeln, bis hin zum Ernteausfall sie sie aber bei mir nie krank geworden. Das Laub ist nicht allzulange gesund, was aber nicht wirklich stört, weil die Trauben da längst ausgereift sind. Die Kirschessigfliege ist kein Problem, aber Wespen. Zu ihrer Reifezeit gibt es besonders viele Wespen und Wespenflug, weil es noch sehr warm ist. Da die Beeren zwar keine wirklich dünne, aber relativ weiche Haut haben, werden viele Beeren schnell angefressen, was weitere Wespen anlockt. Am Anfang ist das noch okay, weil zuerst die Beeren mit Mehltaukratzern dran sind, deren Haut noch dünner ist. Doch dann geht es auch an alle anderen Beeren. Abhilfe sind wieder einmal die bereits in den anderen Tafeltraubentests genannten Organzabeutel. Verrieselte Beeren bleiben in den Trauben, klein uns sehr süss. Auf sie haben es die Wespen auch stark abgesehen.

Frost hält sie mässig aus, sie friert oft weit zurück. Für Stiellähme habe ich keine besondere Anfälligkeit beobachtet.


Ertrag und Pflege

Der Fruchtansatz ist hoch, zu hoch. Es muss also ausgedünnt werden, ansonsten wird die Rebe überlastet, trägt verspätet und schafft nur schlechte Zuckergehalte, kleine Beeren. Die Trauben zeigen sich recht unterschiedlich gross, man kann im Juni zunächst alle kleinen Trauben wegschneiden und erhält dann einige grosse, schwere und gut ausgebildete Trauben. Muss man sie mit Organzabeuteln schützen, sind weniger grosse Trauben besser wie viele Kleine.


Trauben und Beeren

Halbierte Beere mit Kernen

War der Stock nicht überlastet, werden die Beeren in unserem Klima ab Anfang bis Mitte August essreif, dieses Jahr ausnahmsweise schon in den letzten Julitagen. Die Beeren sind grün und behalten auch bei Reife einen Grünton, hellen nur ein bisschen ins Gelb auf, gehen dann bei Überreife in Brauntöne. Beeren im unteren Teil der Traube sind meist kleiner und gehaltloser, werden nicht so süss. Die Trauben hängen fest, lassen sich aber gerade so mit der Hand vom Stock brechen. Der Traubenaufbau ist locker, fault eine Beere steckt sie Andere nicht an. Die ovalen klein bis mittleren Beeren haben (Beerengrösse bis max. 3,5cm Länge, zugespitzt oval. Im Schnitt 5g schwer) eine mässig knackige Haut, ihre innere Struktur ist weich, breiig, aber nicht gallertartig oder nur aus Saft bestehend. Kerne gibt es leider viele, ausserdem sind sie dick und ärgerlich für Beeren dieser Grösse. Die Kerne sind ein Hauptnachteil. Positiv ist ihre gute Platzfestigkeit. Und wenn etwas platzt, knuspern die Wespen solche Beeren sofort weg. Bei ihrer frühen Reifezeit sind immer viele Wespen unterwegs.

Elegant Sverhranny überreif

 

Inhaltsstoffe, Geschmack, Aromen und Verwendung

Reste für Saft

Hat man die Sorte nicht überlastet, kann sie Zuckerwert um die 100° OE erreichen. Lässt man sie länger hängen, wird sie stetig süsser. Während sie am Reifeanfang auf der ausgeglichenen Süssfruchtigen Seite liegt, wird sie dann ausgesprochen süssschmeckend. Die Säure ist von einfacher Struktur. Aromareich ist sie nicht, sondern ziemlich neutralaromatisch. Leider hat sie keine Aromatik von ihrer würzigen Elternsorte Frumoasa Alba mitbekommen, auch wenn das einige Verkäufer immer wieder behaupten. 

Saft als gärender Federweisser ist gut, für Wein hat sie zu wenig Säure. Ein grosser Vorteil ist ihr langes Erntefenster, das bei mir sechs bis acht Wochen anhält, sonfern man die Trauben gut gegen Wespen geschützt hat.

Für viele Jahre war sie mir eine zuverlässige und dankbare Frühsorte. Gerade im sehr frühen Reifebereich hat sich aber enorm viel getan. Neuere Sorten wie Galahad (ebenfalls ein Wostorg-Abkömmling), Arni oder Monblan machen ihr starke Konkurren.

 

Hintergrundinformationen zum Standort

Nordseite Garagenmauer, die Triebe freistehend weggeführt. Das Klima ist sehr warm und trocken, was echten Mehltau begünstigt. Der Boden ist schwer und flachgründig, aber an dieser Stelle gut versorgt. Milde Winter, aber manchmal harte Temperaturstürze. Früher Austrieb, deshalb immer Spätfrostgefahr. Pflanzenschutzmassnahmen gegen echten Mehltau.

Grosse Trauben von Elegant Sverhranny


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