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Donnerstag, 22. Dezember 2022

Schwierig, aber manchmal nötig: Hühner schlachten

Zwei unserer drei Hähne, leider zwei zu viel.

Unsere Hühner, die Zwergwyandotten sind herrliche Tiere, schön anzusehen, überaus nützlich, ideale Ergänzung zum Nutzgarten, pädagogisch für die Kinder sehr wertvoll. Sie fühlen sich wohl bei uns, haben genug Platz, einen Top-Stall, sind gesund und munter. Die kleine Herde hat einen tollen Hahn. Besucher aller Altersgruppen kommen gerne vorbei uns besuchen die sich sichtbar wohlfühlenden Tiere am Gartenzaun. Eine Erfolgsgeschichte.

Aber, ach: Auch Hühner werden älter, legen nicht mehr, bekommen Altersprobleme. Und da die Hühner auch brüten dürfen, gibt es zwar Nachwuchs, aber eben nicht nur Hennen, sondern auch Hähne. Die krähen nicht nur uns die Ohren voll, sondern auch den Nachbarn und streiten eifrig miteinander, denn mehrere Hähne an einem Platz machen Stress. Wir können keine Hahnzucht führen und wir wollen auch keine alten, krank gewordenen Hühner dahinsiechend leiden lassen, bis sie qualvoll verenden, das haben wir schon mit einigen Hühnern gemacht weil wir nicht schlachten wollten, es war aber keineswegs tierfreundlicher oder sinnvoller. Und schliesslich kann es auch unrettbar verletzte Hühner geben, etwa nach einem Raubvogelangriff. Also schliesslich doch schlachten, wie das die Menschen eben tun seit sie Hühner halten. Als Vegetarier etwas, das ich in meinem Leben weder tun noch indirekt verursachen wollte. Aber wer Hühner einmal hat, kann das nicht einfach so mit Worten wegreden, es gibt Entscheidungen und Arbeiten vor denen man sich nicht drücken kann. Immerhin hatten alle Hühner ein selten gutes Leben, waren geliebt, durften artgerecht leben, vor allem im Vergleich zur häufigsten kommerziellen Hühnerhaltung.

Ich habe es also dann getan: Hühner geschlachtet, dann gerupft, ausgenommen, im Ofen gegart, gegessen. Das erste Hühnerfleisch seit der Kindheit. Was ich selber töten muss, esse ich auch. Es war sehr schwer, eindrücklich und hat mich ziemlich verändert. Nicht mehr nur schlaue Reden führen, sondern es selbst wirklich und bestmöglich tun, das ist ein gigantischer Unterschied. Und wie macht man das?

Die Werkzeuge der Mordtat
  1. Vorbereiten. Nötige Geräte besorgen, einen guten Platz finden, sich eine gute Zeit überlegen. Die Geräte: Dicker Stock (Vorschlag: 4cm Durchmesser) für die Betäubung, Küchenbeil, Hackblock, Schlachttrichter, grosser Kochtopf für das geschlachtete Huhn, Kochplatte mit Temperaturregelung oder Küchenthermometer, scharfe Messer, Geflügelschere oder robuste Küchenschere, desinfizierbare Küchenschneideunterlagen, Geräte zum Huhn backen oder Folie zum einfrieren.
  2. Huhn einfangen. Am besten frühmorgens direkt aus dem Stall holen. Hühner bekommen keine Henkersmahlzeit, der Kropf sollte leer sein.
  3. Sich vom Huhn verabschieden, ein kleines Ritual ist gut. Huhn zum Schlachtort tragen. Der sollte nicht einsehbar sein. Wir wollen keine Nachbarskinder traumatisieren und keine dummen Kommentare von Zuschauern bei einer ernsten Sache, bei der man sich konzentrieren muss.
  4. Huhn an den Beinen mit einer Hand sehr gut festhalten, das Tier nahe am Körper. Mit dem Stock kräftig, aber nicht heftig von oben auf den Hinterkopf zwischen Augen und Ohren schlagen. Das Huhn wird betäubt. Es wird starr, aber die Flügel flattern unkontrolliert.
  5. Sofort ohne jede Verzögerung auf den Hackblock damit, Kopf mit dem Küchenbeil abhacken. Dafür reicht ein leichter Schlag. Auch ohne Kopf zuckt und flattert das Huhn noch.
  6. Kopfüber in den Schlachttrichter stecken. Man kann das Huhn auch ungeköpft in den Schlachttrichter stecken und dann mit einem Kehlschnitt töten. Das sollte man aber mal bei jemand gesehen haben, der das kann. Ausbluten lassen. Viel Blut kommen ohnehin nicht.
  7. Nach zehn Minuten in einem grossen Kochtopf in 60 Grad heissem Wasser ganz bedeckt zwei Minuten brühen.
  8. Das Huhn mit der Hand rupfen.
  9. Ausnehmen. Anschneiden und die Innereien herausziehen. Dafür gibt es viele Videos, dieser Teil der Sache ist leichter wie es wirkt.
  10. Sofort zubereiten oder folieren und einfrieren. Wenn man das Tier erst liegen lässt, wird es starr und zäh, erst wieder nach ein paar Tagen weicher.

Die ersten Hühner, die ich geschlachtet habe waren zwei sehr alte Tiere, die schon lange keine Eier mehr legten und bereits letztes Jahr die Mauser kaum überstanden haben. Sie waren nicht mehr vital, liefen nicht mehr viel herum, kamen auf keinen Sitzbalken mehr hoch. Kälte und Winter waren in Sicht, die Mauser setzte ihnen bereits wieder zu, sie waren erkennbar am Ende. Mit diesen Hühnern wollte ich beginnen und später die grösseren und schwierigeren überzähligen Junghähne schlachten.

Rupfen mit der Hand

Werkzeuge besorgte ich, suchte nach Verfahren und erkundete das Vorhaben gründlich mehrere Tage lang, lernte die Details, informierte mich, fragte mehrere andere Hühnerhalter, kramte in meinen eigenen Erinnerungen von Grossmutter (die bis über 90 auch immer Hühner gehalten hat) und vom aufwachsen im Dorf. Morgens, als die Kinder in der Schule waren stellte ich alles bereit und fing ist das erste Althuhn ein. Ich musste mich dazu zwingen gegen den starken Drang, alles abzublasen, jemand anders (es gab aber niemand) machen zu lassen, in ein Mauseloch zu entfliehen, wieder an die aseptische Tastatur und den Bildschirm zu gehen, alles, nur nicht weitermachen. Irgendwie stürzte die ganze Welt ein und es war auch keine Zeit mehr zu überlegen, zu verzögern. Fast geheult. Stock genommen, geschwungen, in der Nervosität fast daneben geschlagen, aber getroffen und wie automatisch Kopf und Hals des Huhns auf den Hackblock gehalten, mit der Hand weiter die Beine neben dem Hackblock festgehalten um sich nicht selber die Finger zu kürzen, Beil geschwungen, Kopf ab. Dieser Schlag ging fast leicht. Konnte den Rumpf aber nicht mehr anfassen. Der Körper fiel ins Gras, Beine und Flügel schlugen noch eine Zeitlang erratisch, dann lag es still. Verwerten wollte ich dieses Uralt-Huhn nicht mehr, also kein Schlachttrichter und rupfen. Sofort zum zweiten Huhn, alles nach demselben Muster durchgezogen. Danach alles aufräumen. Der Hackblock war jetzt blutig, die Schuhe hatten Blutspritzer, am Küchenbeil klebten Federn. Mir kam alles sehr still vor, es war unwirklich, wie in einem Horrorfilm. Einerseits war ich enorm erleichtert, dass ich alles hinbekommen habe, andererseits lag jetzt ein zusätzliches düsteres Gewicht auf der Seele, eine Art Schuld. Ein breiter Fluss war überquert, der reden von tatsächlich tun und töten trennt.

Eine Woche später waren nach gleichem Muster die Hähne dran. Wir hatten erlebt, wie sie aus dem Ei schlüpften, Einen selbst aufgezogen weil er ein Nachzügler im Legenest war. Nichts ging leichter wie beim ersten schlachten, im Gegenteil. Mein Stock war diesmal etwas dicker, ein Schlachttrichter stand bereit, ein grosser Wassertopf mit 60° warmem Wasser. Wir wollten sie auch essen. Die Hähne waren viel vitaler. Ich war mir sehr unsicher, wie fest ich zuschlagen sollte. Es klappte, bis der Kopf ab war, dann riss sich der Hahn ohne Kopf los und stolperte umher, die Flügel schlugen wild und noch einmal, als ich ihn packen wollte. Diese Reaktionen waren zu erwarten gewesen, das wusste ich. Dann in den Schlachttrichter, Kochtopf, rupfen. Das dauert alles seine Zeit, die man einplanen sollte. Rupfen ist langwierig aber leicht, wenn das Tier ganz vom Wasser bedeckt war. Die Federn kommen in den Kompost, sie sind stickstoffhaltiger Dünger.

Gerupft und ausgenommener Hahn, küchenfertig

Der erste Hahn wog gerupft aber noch nicht ausgenommen nur 1,1 Kilo. Ich habe ihn nach Anleitung sofort ausgenommen (was gut ging), im Ofen nach einem Standardrezept zubereitet und serviert. Das Fleisch war gut, nicht zäh, aromatisch, aber wie es dazu gekommen war versuchte ich zu verdrängen, eine zwiespältige Situation. Verwertbar war nur recht wenig, Rassehühner haben keine grosse Brust, das schaffen nur Qualzuchten von Hybridhühnern in Intensivhaltung oder mit sehr viel Zeit und Futtereinsatz. Wenn Rassehühner, dann von Fleischrassen (etwa Orpingtons, Cochins oder Brahmas). Schenkel, Flügel, Muskelstücke - viel war es nicht bei unserem Hahn, eher für eine wie für zwei Personen. Für viel Futter und ein halbes Jahr Aufzucht war es herzlich wenig, aber es ist eine kleine Rasse, deren Wert in der leichten Haltung und der guten Eierleistung der Hennen liegt.

Der zweite Hahn war grösser, etwa 1,5kg butto. Seine Schlachtung und weitere Verarbeitung lief genauso ab, wir haben ihn in Folie eingefroren und werden ihn bald ebenfalls zubereiten. Das Fazit? Es gehört dazu, es geht, es nicht leicht, es ist sehr ernst, es schmeckt.

Die Innereien... "schön bunt"

Wer das Glück hat, dass ein Hühner-Schlachtmobil in der Gegend existiert, kann sein Huhn auch schlachten lassen. Das sind Leute, sich auf Schlachtung von Hühnern aus Privathaltung gegen Gebühr spezialisiert haben und manchmal mit einem Anhänger mit den Geräten dafür durch die Lande fahren. Sie machen das sehr professionell und betäuben das Huhn nicht mit einem Stock, sondern mit einem Stromschlag. Das ist erwiesen stressfrei. Die Geräte dafür sind leider sehr teuer, sonst wäre das auch für Hühnerhalter eine Anschaffung wert. Die oft angebotenen Bolzenschussgeräte mit einer eingebauten Feder sind nicht zu empfehlen, wegen der stabilen Federkeile von Freilandhühnern wird davon abgeraten. Anschliessend kann man das Huhn auch gleich rupfen und ausnehmen lassen.

Im Ofen, gefüllt und mit einer Marinade auf dem Hühnchensitz

Sonntag, 9. Dezember 2018

Die Hühner mausern sich

Im Herbst wird es immer ungemütlich für die Hühner. Sie mausern sich. Das bedeutet, sie verlieren Stück für Stück ausnahmslos alle ihre Federn, ein neues Federkleid wächst nach. Das ist zeitweise ein trauriger Anblick. Erst sieht das aus, als wäre das Huhn gerupft und hätte Stacheln entwickelt. Das sind die Kiele und Schutzhüllen der neuen Federn. Die neuen Federn schieben sich dann langsam aus den Kielen, die Schutzhülle geht ab und die Federn entfalten sich. Abgefallene Schutzhüllenreste sehen aus, wie wenn das Huhn Schuppen hätte.

Schlecht gelauntes Huhn in der Mauser, Kälte und Wind mag es nicht

Die Mauser ist auch ein Scharfrichter. Der Organismus der Hühner ist besonders belastet, die Todesrate liegt in dieser Zeit besonders hoch. Überleben sie, wirken sie danach wie verjüngt. Stirbt ein Huhn, geht es einen Tag vorher in eine Trauerphase. Es wird still, rennt nicht mehr herum. Abends will es wie Anderen in den Stall, am nächsten Morgen liegt es tot am Schlafplatz.

Auch die Flügelfedern werden lückig

Die Belastung für das Huhn ist während der Mauser hoch, auch deshalb legen sie dieser Zeit wenige oder keine Eier. Die Tageslänge spielt ebenfalls eine Rolle. Wenn Eier gelegt werden, sind sie oft dünnschaliger und mit mehr Schalenfehlern als sonst im Jahr. Im Laufe des Oktobers bis Mitte November vertröpfelt sich der Eierlegeeifer, danach gibts es nur noch vereinzelt Eier bis Januar. Ausser, man hält sie wie in kommerziellen Betrieben mit künstlichem Licht und ausgefeilten Futtermischungen. Würde man das nicht tun, hätte man auch keine frischen Eier für die Weihnachtsbäckerei. In früheren Zeiten hat man für den Winterverbrauch versucht, Eier länger zu lagern, hat sie in Wasserglas eingelegt, einer Alkalisilikatlösung.

Neue Federn und ihre Schutzhüllen am Kopf des Hühnchens

Auch die Flaumfedern der Hühner fallen aus. Beobachtet man die Hühner, hat man den Eindruck, sie würden frieren. Sie ziehen gerne den Hals ein, bleiben ruhig stehen und gucken unterkühlt aus der Restwäsche. Im Hühnerstall und Gehege fliegen die ausgefallenen Federn herum. Die sollte man zum Hühnermist geben, Federn bestehen wie wie Horn, Haare, Fingernägel, Hufe, aus Keratin und sind so wie Hornmehl ein organischer Dünger mit einem Stickstoffgehalt von rund 12%.

Bei der Mauser abgeworfen: Rechts Schwungfedern, links Körperfedern mit Daunenanteil
Herbst und Mauser: Man sieht etwas gerupft aus

Donnerstag, 1. Februar 2018

Hühner im Winter

Wir schwimmen in Eiern. Nutzgärtner mit Hühnern bekommen auch im Winter etwas. Unsere Zwerg-Wyandotten sind zwar weit entfernt von der Legeleistung heutiger Hybrid-Hochleistungslegehühner, aber nach ihrer zweimonatigen Spätherbstpause kam das erste Ei pünktlich zehn Tage nach der Wintersonnwende. Und seither legen sie stetig mehr.

Im Stall beim Eierlegen
Heute am 1. Februar gab es erstmals wieder fünf Eier pro Tag von den fünf Hühner. Es läuft wie am Fliessband. Zum Eierlegen gehen sie brav in den Stall, die Sitzung dauert Minuten bis zu ein, zwei Stunden, am häufigsten um die Mittagszeit. In dieser Zeit gibt es nichts, was das Huhn ablenken kann, die gefiederte Madame ist voll und ganz aufs Eierlegen konzentriert. Nähert man sich mit der Hand, wird man gepickt. Eine eindeutige Aufforderung, in Ruhe gelassen zu werden. Während sich die Hühner im Freien um ausgetreutes Futter streiten, bleibt das Eierlegehuhn ruhig sitzen, nicht einmal das bringt sie aus der Ruhe. Irgendwann macht es "plopp" und aufgeregtes Gegacker zeigt die Ankunft eines neuen Eis an. Der Bruttrieb geht bei dieser Rasse nicht ganz synchron mit dem Eierlegen, nur im Frühling und Frühsommer bleibt das Huhn noch auf dem Ei sitzen. Jetzt im Januar und Februar verlässt sie den Stall sofort wieder, das Ei kühlt aus.

Nasses Hühnchen
Stürme und wochenlanger Regen scheinen ihnen nicht das Geringste auszumachen. Wind mögen sie zwar nicht so gerne, aber trotzdem wird im Freigehege patroulliert, sie bleiben nicht im Stall. Bei Regen werden sie nass und bieten einen traurigen Anblick, aber sie bleiben auch deswegen nicht im Stall oder unter dem Dach. Der Regen könnte ja Regenwürmer oder Schnecken hervorlocken, so etwas lässt sich ein Huhn nicht entgehen. Solange es nicht richtig kalt ist, macht ihnen etwas Schnee ebensowenig etwas aus.

Nur das Bad vermissen sie sichtlich. Im Sommer wälzten sie sich mehrmals am Tag genüsslich im Sand und staubten sich mit den Flügeln komplett ein. Das ist eine wichtige Hygienemassnahme gegen Milben und Parasiten am Gefieder. Nun ist es zu feucht dazu, der Sand ist immer nass. Sie putzen sich dafür länger, immer alle gleichzeitig. Man steht dazu in der Gruppe und blickt immer wieder in alle Richtungen, damit sich kein Feind anschleichen kann. Doch auch baden geht im Winter: Sie dürfen ins leere Gewächshaus. Die Erde dort ist trocken. Sofort scharren sie sich Kuhlen und wälzen sich im Staub, den man sich anschliessend wieder gründlich aus dem Gefieder schüttelt. Dort haben sie auch die wenigen Tage verbracht, an denen es tiefere Temperaturen hatte. Wyandotten sind zwar kälteverträglich, aber auch sie können Erfrierungen an den Beinen bekommen, wenn sie auf blankem eisigem Grund stehen.

Ihnen jetzt Grünzeug zu beschaffen ist schwierig. Sie bekommen das Grün von Wintergemüse wie Rettichen, Gründüngungspflanzen (Gelbsenf). Was man so auf Spaziergängen findet ist mager, die geliebten Löwenzahnblätter sind jetzt leider rar. Anders als in Büchern behauptet schmecken die Eier durchaus nicht kohliger oder schwefliger, obwohl sie viel Kohlgrün bekommen. Haben sie genügend Frischgrün, sind die Dotter leuchtend dunkelgelb. Und lecker!

Freitag, 15. Dezember 2017

Hühnerhaltung im Nutzgarten

Unsere Hühner
Seit Frühling 2017 haben wir Hühner, momentan fünf. Es sind hübsche gebänderte Zwergwyandotten, die wir von einem Züchter im Nachbarort haben. Sie leben im Vorgarten, eingehegt durch einen einfachen Netzzaun, in der Mitte ein Kirschbaum. Auf unserem viel zu kleinen Grundstück würde es auch gar keinen anderen Platz dafür geben. Sie brauchen etwas Auslauf, hier haben sie rund 25qm (was als "Freilandhaltung" qualifizieren würde). Vor der Hühnerankunft haben wir ein Hühnerhäuschen besorgt und zusammengebaut. Praktischerweise war daneben der Sandkasten der Kinder, den Sand nutzen die Hühner jetzt für ausgiebiges Baden. Sie haben auch eine Futterstelle für Wasser und Körner.

Hühnerstall im Winter
Die Tiere sind pflegeleicht, kältetolerant, sehr an Menschen gewöhnt, fliegen selten über den Zaun. Wyandotten sind gut geeignete Hühner für Kinder, ebenso gut ist die Verbindung der Hühnerhaltung mit unserem Nutzgarten. Gemüsereste aller Blattgemüsesorten, geschossener Salat, übrige Zuckermaiskolben, Löwenzahnblätter, Kleinschnecken, Rosenkäferlarven, verblühte Sonnenblumen, diverse Samen, all das lieben die Hühner, liefern dafür Dünger und vor allem Eier. Hühner und Nutzgarten, das ist eine perfekte Kombination. Natürlich bekommen sie auch Brotreste, andere geeignete Küchenreste und Standardhühnerfutter. Mein Sohn pflegt sie mit Hingabe und hat sich zum Hühnerliebhaber entwickelt. Eines der Hühner ist so zutraulich geworden, dass es sich auf seiner Schulter sitzend herumtragen lässt. Ein Schmusehuhn.

Hühner sorgen auch für Kommunikation. Man kommt ins Gespräch mit vorbeikommenden Spaziergängern und Kindern, die gerne stehenbleiben und den Hühnern eine Weile zusehen. Es macht Spass, Hühner zu beobachten, vor allem wenn sie sich gerade wohlig im Sand wälzen oder hinter etwas herjagen.

Wozu eigentlich?

Eier unserer Zwerg-Wyandotten
Uns ist auch bei den Hühnern der Nutzaspekt wichtig. Wir wollen Tiere nicht nur zur reinen Unterhaltung oder für die Kinder halten. Auch das Ernten gehört dazu. Was hat man von Hühnern? Dass sie Eier legen, ist wohl jedem bekannt und dass sie vielleicht in Chicken McNuggets drin sein könnten. Fassen wir zusammen:
  1. Die oben genannten Eier, logisch. Sie schmecken klasse! Blind verkostet ein deutlicher Unterschiede zu Eiern aus dem Supermarkt, egal mit welchem Etikett. Eier von Zwerg-Wyandotten sind mit 45g Gewicht etwa 20% kleiner wie die Rassen für reine Eierproduktion. Der prozentuale Eigelbanteil ist aber relativ hoch. Mehr Eigelb, weniger Eiweiss. Das Eiweiss bleibt gekocht weicher, das Eigelb wird deutlich cremiger und hat einen intensiven Geschmack. Da sie viel Grünfutter bekommen, wirkt das Eigelb leuchtend gelb, fast mit leicht grünlichem Schimmer fluoreszierend - kein Maisgelb.
    Ihre Legeleistung ist gut, aber weit entfernt von den Hybridhühnern, die für hohe Legeleistung gezüchtet sind. Im Frühling gibt es pro Huhn fast jeden Tag ein Ei, was bis zur Mauser im Herbst stark absinkt. Im Spätherbst und teilweise Winter gibts im Gegensatz zu den Hybrid-Legehühnern gar keine Eier. Das letzte Ei legten unsere Zwergwyandotten Anfang November, das erste Ei wieder eine Woche nach der Wintersonnwende.
  2. Schädlingsbekämpfung. Scharren und laufen die Hühner unter Obstgehölzen, stört und beseitigt das Raupenschädlinge wie Frostspanner oder Eulenraupen, die im Boden leben und im Herbst auf die Bäume kriechen, um im Frühling das frische Laub abzufressen, ebenso herumkriechende Kleinschnecken. Das gilt auch für unser isoliertes Gewächshaus, in dem sie in winterlichen Kaltphasen sein dürfen. Dort lockern sie sie mit ihrer eifrigen Scharrtätigkeit die verschlämmte Erde und helfen mir damit bei der Arbeit.
  3. Garten- und Küchenreste werden verwertet statt weggeworfen und in Dünger, Eier und Fleisch umgewandelt.
  4. Pädagogisches Schmusehuhn
    Kinder (und Erwachsene ebenso, wie bei Haribo) lernen mit der Hühnerhaltung viele Fertigkeiten. Hühner und Kaninchen sind kleine Nutztiere, die überall und auch von Kindern gehalten werden können. Sogar, um etwas zu verdienen, wenn sie das Geld für den Verkauf von Eiern und Fleisch behalten dürfen.
  5. Das Fleisch. Dazu muss man sie natürlich schlachten können. Sind die Hühner älter und geht es nur um Verjüngung der Herde, gibt es nur noch Suppenhuhn. Für Hühnerbraten jüngerer Hühner ist an Zwerg-Wyandotten zu wenig dran und dafür müsste man sie selbst züchten, einen Hahn haben, eine Wärmelampe. So weit sind wir noch nicht und Rassen, die mehr Gewicht haben wären dann wohl besser.

Im Winter wind- und nässesicher im leeren Gewächshaus
Einen Hahn haben wir nicht, rein rechtlich wäre ein Hahn zwar auch im Wohngebiet erlaubt, aber wir sind nicht so sicher, ob sein Krähen allen Nachbarn auf Dauer gefallen würde. Recht haben, aber Nachbarn den Schlaf verleiden finden wir nicht gut. Vielleicht probieren wir es nach Rücksprache noch mit einem Hahn in Probezeit. Wird er jemand tatsächlich zu laut, darf er sein Dasein in Form eines schmackhaften Bratens krönen.

Brütend im Stall

Der Einsatz für Hühnerhaltung

Natürlich macht auch Federvieh Arbeit. Morgens will es aus dem Stall gelassen werden, abends eingesperrt, zweimal täglich gefüttert. Auch im Wohngebiet streifen nachts Füchse umher, wer die Hühner nicht wirklich sicher wegsperrt, verliert sie. Einem anderen Hühnerhalter im Wohngebiet ist das mehrmals passiert - er hat aufgegeben. Füchse sind sehr fähig, selbst sicher erscheinende Türen aufzubringen und wühlen sich auch besonders gerne durch den Boden in den Stall. Hühnermist einsammeln ist auch nicht jedermanns Sache, Einstreu besorgen, Futter, Grünzeug. Die grösste Angst des heutigen Bürgers, nämlich die Beinträchtigung von Urlaubsplänen durch bedürftiges Federvieh ("immer da sein müssen wegen den Viechern") ist jedoch bei weitem kein so grosses Problem. Nette Nachbarn (wie wir sie haben) helfen vielleicht für ein paar begrenzte Tage aus und bekommen selbstverständlich auch die Eier. Viel schwieriger als Blumen giessen lassen ist das auch nicht.

Zaun, Stall, Feinde

Die Mauser. Neue Federn wachsen wie kleine Pinsel nach.
Ein Geflügelnetz mit ca. 1,1m Höhe reicht völlig aus, das ist billig und schnell aufgestellt. Es wird an Kunststoff-Weidepfählen befestigt, die in den Boden gesteckt werden. Man kann seine Position ohne Aufwand verändern, wenn die Hühner auf ein anderes Areal sollen. Am Boden muss er mit Erdankern zusätzlich befestigt werden, sonst schlüpfen entdeckerische Hühner unten durch. Der Stall war für uns das grösste Problem. Feste Häuschen bauen im Garten liegt uns weder vom Prinzip (Barackenlandschaften aus allerlei Hobbyhütten und Bauwerkskrempel in einem ohnehin zu kleinen Garten sind etwas Schreckliches) noch vom handwerklichen Interesse, also haben wir einen Fertigstall besorgt, auf Stelzen, was für warme Hühnerfüsse und gute Transportabilität sorgt. Der hält vielleicht nicht lange, reicht aber um die Hühnerhaltung mal auszuprobieren und Erfahrungen zu sammeln. Diese Fertigställe gibt es bei Versendern übers Internet. Der Aufbau ist einfach, aber das Holz wie erwartet sehr dünn. Als raubtiersicher hat er sich bisher trotzdem erwiesen, wir verstärken die Schiebetür und Seitenklappen allerdings Nachts, so dass sie nicht von einer gierigen Fuchs- oder Marderschnauze aufgehebelt werden können.

Entspanntes Hühnchen
Mit Raubvögeln gab es im Wohngebiet keine Probleme. Am Waldrand und im Dorf ist der Habicht aber ein Hauptfeind. Er heisst nicht ohne Grund auch "Hühnerhabicht". Unser Kirschbaum schützt und im Wohngebiet abseits des Waldrandes jagen Habichte selten. Grosse Gabelweihen kreisen dagegen oft am Himmel, die fressen aber keine Hühner, auch die häufigen Mäusebussarde nicht. Die Hühner blicken dann trotzdem besorgt nach oben, machen sich fluchtbereit und gackern aufgeregt. Anfangs auch bei Katzen, die wohl zu fuchsähnlich wirkten. Jetzt nicht mehr - Hund und Katze werden ignoriert, sie haben sich daran gewöhnt.

Zu Füchsen ist weiter oben schon viel gesagt. Sie streifen auch durch Wohngebiete. Den Stall fuchssicher zu gestalten ist aber machbar.
Hühner - schön und einfach.