Mittwoch, 11. Oktober 2017

Indianerbanane Pawpaw, Teil 3: Früchte und Fruchtqualität


Die erste Frage, die die meisten Leute stellen wenn sie von der Indianerbanane hören lautet "Wie schmeckt die denn?"

Aroma


Reife Früchte, schwarze Punkte bilden sich
Ja, wie schmeckt sie? Anders. Ihr Aroma ist weit entfernt von Aromen aller Früchte, die in Mitteleuropa wachsen. Man liest häufig von einer Mischung aus Banane, Vanille, Mango. Diese Mischung aus tropisch wirkenden Aromen stimmt und trifft es gut, aber keines der Teilaromen ist stark. Die Frucht erzeugt keinen wirklichen Überraschungseffekt für den, der schon mal andere tropische Früchte gegessen hat und das dürfte in Europa jeder sein. Die Aromatik ist deutlich, aber nicht stark und eindeutig wie zum Beispiel bei einer Mango. Säure ist kaum schmeckbar, aber eine deutliche zuckerige Süsse. Die Aromaunterschiede zwischen den Sorten sind nicht sehr gross, man muss sie schon parallel verkosten um Unterschiede festzustellen. Eine viel grössere Rolle für das Aroma in Deutschland spielt die optimale Ausreife, die in kühleren Gegenden zum Problem wird. Man fällt leicht auf Pseudounterschiede herein, beurteilt eine Sorte schlechter, obwohl sie nach zwei Tagen mehr Reife besseres Aroma bekommen wäre.
Notreife und unreife Früchte sind oft bitter, kratzig, die guten Aromen entwickeln sind erst bei Vollreife. Wie schon öfter erwähnt gibt es kaum Nachreifevorgänge, erst wenn die Frucht bereits weich ist kommen auch nach der Pflücken noch etwas Aroma dazu. Wer bittere Töne schmeckt, hat oft eine Frucht gegessen, die nicht ganz reif wurde, weil das Wetter nicht mehr mitmachte.

Fruchtfleisch, Konsistenz


Pawpawfrucht halbiert
Das Fruchtfleisch ist ebenso ungewöhnlich und trägt viel zur Aromawirkung bei, weil es cremig weich ist und sich deshalb ohne viel kauen gut im Mund verteilt. Es liegt in der Konsistenz etwa zwischen reifer Banane und Avocado. Saftig ist die Frucht nicht, klebrig und schmierig auch nicht, höchstens bei Überreife. Manche Sorten sind zur Schale hin ganz leicht faserig, das stört aber zu keinem Zeitpunkt. Die Farbe entspricht reif einem grünlichem Gelb, bei Überreife wird es noch etwas kräftiger.
Gegessen wird die Frucht, indem sie längs halbiert, die Hälften durch eine Scherbewegung voneinander getrennt werden, die Kerne herausgelöst und dann ausgelöffelt.

Insgesamt sind die Früchte im Schnitt gut 100g schwer und apfelgross, etwas kleiner wie Mangos. Kleine Früchte enthalten oft Kerne, die nicht ausgebildet sind. Grosse Früchte können bis zu 500g schwer werden und darüber. Die Fruchtgrösse variiert viel stärker als bei Kernobst.

Duft


Erstaunlich selten taucht der Duft in den Beschreibungen auf, aber wer Pawpaws hat, ist davon fasziniert. Der Duft ist ausgesprochen stark, mehrere reife Früchte können das ganze Zimmer intensiv durchduften. Vorsicht, im Kühlschrank aufbewahrt schmecken auch die darin gelagerten Milchprodukte bald danach. Nicht jeder findet die Wirkung auf die Nase uneingeschränkt angenehm. Der Geruch ist zwar fruchtig, tropisch, süsslich, hat aber auch eine tierische, käsige Komponente und kann auf Dauer penetrant werden, es kann sogar an eine Durian erinnern, wahrscheinlich sind auch Dithiohalbacetale enthalten. Das hört sich schlimmer an als es ist, denn die angenehmen Noten überwiegen für die meisten Menschen, überraschend ist er allemal. Manche Leute kommen aber überhaupt nicht damit klar und empfinden ihn als übelkeitserregenden Aasgeruch.

Nicht nur die reifen Früchte duften. Schon die Blüten beginnen damit, schwach zwar aber vorhanden und auch in dieser Geschmacksnote. Das Blattwerk kann in heisser Sonne danach riechen. Zerriebene Blätter duften. Die Früchte beginnen etwa eine Woche vor Fruchtfall zu duften. Ein Baum mit reifen Früchten ist bei Windstille schon aus einiger Entfernung auszumachen.

Kerne


Pawpawkerne, Grösse und Form unterschiedlich
Normal entwickelte Früchte enthalten mehrere grosse, harte, dunkle Kerne, die zwischen 3 und 10% der Fruchtmasse ausmachen. Sie erinnern optisch an Litschikerne. Sehr kleine Früchte enthalten meist nur Kernrudimente. Die Kerne lassen sich leicht aus dem weichen Fruchtfleisch lösen. Viel mehr als im Freien einpflanzen und auf Keimung hoffen kann man damit aber nicht anfangen.

Schale


Die Schale ist grün, dünn und weich. Löffelt man die Frucht aus, zerreisst die Schale leicht. Während die Frucht wächst, bleibt sie grasgrün, etwa eine Woche vor Reife beginnt die Farbe, ins Grüngelb umzuschlagen. Wird die Schale irgendwann im Verlauf des Wachstums berührt, etwa durch Zweige oder Blätter, bekommt sie leicht schwarze Flecken. Die Frucht verdirbt aber nicht. Zur Reife hin erscheinen auf besonnter Seite viele gesprenkelte schwarze Punkte, etwa wie bei einer reifenden Banane. Schale und Kerne sollen nicht gegessen werden. Fallen Früchte auf den Boden, platzt die Schale nicht auf, aber es entstehen Druckstellen, gefolgt von schnellem Verderb.

Optimaler Reifezeitpunkt


Fruchtcluster mit vier Früchten 17. September
2 Wochen bis zur Vollreife

Der dauert nur kurz an. Die Frucht muss sich von selbst vom Baum lösen, erntet man sie vorher reift sie nicht mehr aus und das Aroma leidet. Da sich die Früchte beim herunterfallen beschädigen können, wird eine weiche Unterlage oder ein Gemüsenetz empfohlen, wie es für die Verpackung von Zitrusfrüchten verwendet wird. Damit netzt man einen Fruchtcluster ein, die reifen Früchte fallen ins Netz, anstatt auf den Boden zu knallen.

Die Lagerfähigkeit ist begrenzt. Unbeschädigte Früchte halten auch gekühlt bei 2° höchstens eine Woche. Dann gammeln sie und schmecken auch so. Wer also zu viele Früchte hat, sollte Übermengen ohne zögern verschenken oder verarbeiten. Das Fruchtmus lässt sich gut einfrieren. Lagerung, auch bei 0°C bringt bei Pawpaws nichts, es sind keine haltbaren und keine klimakterischen Früchte.

Aktuelle Ergänzung: Im knochentrockenen Hitzejahr 2018 gab es wieder einmal vorzeitigen Fruchtfall Mitte September. Die Bäume standen unter starkem Stress, die Früchte fielen einige Wochen vor der eigentlichen Reife ab. Sie waren weich und innen gelb, schmeckten aber bitter. Wer in solchen Jahren nicht beschatten, kräftig und regelmässig bewässern kann, verliert die Ernte bzw. wundert sich, warum die Früchte so mies schmecken. Das wiederholte sich 2020 und auch 2022.

Verwendung


Das Aroma der Frucht wird beim Erhitzen sehr geschwächt. Aromatisch ist nur der Rohgenuss. Konservieren ist möglich durch einfrieren des Fruchtfleischs. Saft lässt sich aufgrund der avocado- und bananenähnlichen Konsistenz schlecht pressen. Schade, dann liesse sich auch der Zuckergehalt leichter per Refraktometer feststellen. Fruchteis herstellen geht gut, ist aber auch aromaschwächer wie erwartet. Eine Säurezugabe ist wichtig.

Eine Menge Ideen habe ich aber noch nicht ausprobiert, weil bisher noch keine Übermengen vorhanden waren. Wir haben die Ernte immer frisch vertilgt. Alle Kinder lieben die Früchte, es sind immer zu wenig davon da. Wenn ich mal die Mengen habe, um Dinge wie kaltgerührte Marmelade auszuprobieren werde ich darüber berichten.


Teil 1: Indianerbanane Pawpaw, der ewige Star von morgen
Teil 2: Indianerbanane Pawpaw: Anbau
Teil 3: Indianerbanane Pawpaw: Früchte und Fruchtqualität
Teil 4: Indianerbanane Pawpaw: Befruchtungsfragen

1 Kommentar:

  1. Zur Verwertung: Das Fruchtmark der Indianerbanane kann in jede Form von Rührkuchen verarbeitet werden (statt Flüssigkeit wie Milch), es können auch Rezepte von Zuccini- oder Rüblitorte genommen werden (natürlich die Gemüse in PawPaw-Pulpe austauschen), dabei ggf. etwas Backpulver mehr nehmen. Der Kuchen wird sehr schön feucht und saftig. Wem es auf die Optik ankommt: bei Kontakt mit der Luft verfärbt sich das Fruchtmark- unbedingt mit Zitronensaft verrühren. Nach dem Auftauen geliert das Fruchtmark stark, es kann ohne weitere Maßnahmen mit dem Spritzbeutel ausgebracht werden.

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