Mittwoch, 4. Oktober 2017

Indianerbanane Pawpaw, Teil 1: Der ewige Star von morgen

Sorte "Prolific" im Sommer
Manche Obst- und Gemüsearten stehen immer ganz kurz vor dem Durchbruch. Man versteht nicht, wieso sie eigentlich nicht schon längst sehr populär geworden sind. Manche Andere schaffen den Durchbruch dagegen rasend schnell. Zucchini wurden etwa vor ein paar Jahrzehnten innerhalb weniger Jahre sehr populär, Kürbisse ebenso. Beim Obst schafften es zum Beispiel amerikanische Blaubeeren. Plötzlich gibt es sie in jedem Supermarkt, heimische Plantagen entstehen, der Markt vergrössert sich.

Wer es nicht geschafft hat


Pawpaw Blattwerk Frühherbst Sorte "Prima 1216"
Den Durchbruch nicht geschafft haben z.B. Obstsorten wie die Duftjohannisbeere (ribes odoratum) mit ihren gut schmeckenden Selektionen, Goji Beeren trotz aller Gesundheitswerbung, Minikiwis haben einen Teildurchbruch in Zeitlupentempo erlebt, Maibeeren trotz interessanter Züchtungen Keinen. Beim Gemüse harren Arten wie z.B. die schon seit Jahrhunderten in Europa bekannte Topinambur ihres Durchbruchs.

Pawpaws (botanischer Name Asimina Triloba) könnten sicher als Musterkandidaten für einen "kurz vor dem Durchbruch" Dauerzustand stehen. Es sind mässig grosse Bäume aus dem Osten der USA bis nach Kanada, dort immer schon genutzt aber selten in Plantagen angebaut. Botanisch gehört sie zu den Annonengewächsen, zu denen auch Cherimoyas, Netzannonen, Stachelannonen, Ilamas, Zimtäpfel oder Ylang-Ylang gehören und weitere tropische Obstsorten. Die Eigenschaften klingen geradezu traumhaft: Absolut frostfest, schöne Belaubung mit grossen Blättern und kräftiger Herbstfärbung in Gelb, keine Krankheiten, Früchte mit einem einzigartigen Aroma aus Mango, Banane, Vanille, Avocado. Einzigartig nicht in der ganzen Welt, aber einzigartig in nördlichen Breiten, wo sie tatsächlich das einzige Obst sind, das es schafft, tropische Aromen zu produzieren. Auch in Deutschland. Klasse, oder?

Versagt. Aber warum?


Pawpaw Herbstfärbung
Man kann die Früchte trotzdem nirgends kaufen und als Gartenpflanze sind sie selten bis unbekannt. Warum das so ist? Nun kommen wir zu den dunklen Seiten dieser Obstart. Hauptgrund für das fehlende kommerzielle Interesse ist die schlechte Transportfähigkeit der Früchte (zu weich) und die kurze Haltbarkeit, schlechter noch wie frische Erdbeeren, die folgernde Reife. Da es ein nicht-klimakterisches Obst ist, reifen sie auch fast nicht nach, man kann sie nicht hartreif ernten und dann im Laden nachreifen lassen und auch nicht gekühlt einlagern. Man kann schon, aber das Aroma leidet sehr darunter und macht sie uninteressant.

Reife Früchte eines Clusters mit knapp 400g
Die Pflanzen sind teuer, lassen sich nicht immer gut verpflanzen. Bis auf zwei Sorten (die mittelspäte "Prima" und die späte "Sunflower") ist sie nicht selbstfruchtbar. Sie wachsen langsam. Sorten mit früher Reifezeit gibt es, sind aber kaum zu bekommen, die meisten verkauften Sorten werden in nördlichen Gegenden Deutschlands spät, manchmal zu spät reif und sind dann aromaschwach. Über Reifezeiten und Ausreifung gibt es unterschiedliche Angaben. Meine Sorten unterschieden sich kaum darin.

Wie man schnell erkennt, sind einige der Nachteile im Hausgarten keine. Vom Baum frisch auf den Tisch? Kein Problem. Folgernde Reife? Super. Hoher Pflanzenpreis? Kann man verschmerzen, wenn man dafür den Gegenwert eines einzigartigen Geschmackserlebnisses bekommt. Und natürlich, man kann es sich denken, musste ich es auch ausprobieren und habe mir einige Sorten besorgt, konnte auch schon Früchte ernten und essen. In Teil 2 wird es um die Pflanzen und den Anbau gehen, in Teil 3 um die Früchte und ihre Verwendung, in Teil 4 dreht sich alles um Befruchtungsfragen.

Teil 1: Indianerbanane Pawpaw, der ewige Star von morgen
Teil 2: Indianerbanane Pawpaw: Anbau
Teil 3: Indianerbanane Pawpaw: Früchte und Fruchtqualität
Teil 4: Indianerbanane Pawpaw: Befruchtungsfragen

Weitere Bilder:
Frisch geöffnete Blüte, Pollenstände noch nicht offen - der gelbgrüne Knubbel in der Mitte ist die Narbe

Pollenkappen sind abgesprengt, Pollenstände sind zu sehen. Falls die Befruchtung gelingt, werden aus den grünen Hörnchen Früchte

Büten - durchaus auch dekorativ

Ab etwa vier Jahren wird der Blütenansatz sehr reichlich



Blüten in unterschiedlichen Stadien


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