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Dienstag, 23. April 2019

Optimierte Anzucht im Wohnzimmer Teil 2

Jungpflanzen, noch getopft, im Gewächshaus
In Teil 1 der Jungpflanzenanzucht im Wohnzimmer ging es um die nötigen Geräte, die zeitliche Abfolge, geeignetes Substrat, Umweltbedingungen. Angenommen, alles ging soweit gut und wir haben nun eine erste Ladung mit 10-50 Jungpflanzen im Zimmergewächshaus, die dem Torfquelltopf entwachsen sind. Was nun?

Die Pflanztöpfe


Wir pflanzen sie um. In Plastik-Pflanztöpfe von 8 bis12cm Durchmesser.  Zeit wird es dafür, wenn die Wurzeln aus dem Torfquelltopf hinauswachsen wollen. Das ist schon 3-10 Tage nach Keimung der Fall. Danach ist das Zimmergewächshaus wieder frei für die nächste Ladung Anzuchten. Pflanztöpfe sind nicht teuer, aber auch diese Ausgabe lässt sich vermieden und noch dazu die Produktion von Müll. Man bekommt Pflanztöpfe nämlich auch kostenlos. Dafür reicht ein Besuch auf einem Friedhof. Nur zu Besuch, für den endgültigen Umzug hat es hoffentlich noch ein wenig Zeit, unvermeidlich ist er sowieso.

Gebrauchte Plastik-Pflanztöpfe
Viele Leute pflanzen nämlich jedes Frühjahr neue, gekaufte Blumen auf den Gräbern ihrer Angehörigen. Die Töpfe werfen sie in den dafür vorgesehenen Mülleimer im Friedhof. Dort liegen sie dann stapelweise und werden irgendwann von der städtischen Abfallwirtschaft für die Müllverbrennungsanlage abgeholt. Aber vorher kann sie der sparsame Nutzgärtner erretten und damit den Plastikmüllproduktion durch viel längere Nutzung der bereits gebrauchten Töpfe verringern. Besonders viele Töpfe fallen im zeitigen Frühjahr an, just der richtige Zeitpunkt, zu dem auch der Nutzgärtner Töpfe für seine Jungpflanzenanzucht benötigt.

Vom Zeitpunkt der Umpflanzung an benötigen die Pflanzen auch Düngung. Wer es sich einfach machen will, nimmt vorgedüngte Kübelpflanzen- und Balkonkastenerde. Die billigere Universal-Pflanzerde oder Blumenerde geht auch, je nach Zusammensetzung sollte dann Dünger untergemischt werden oder etwas Flüssigdünger zudosiert.

Der Ort


Auberginenjungpflanzen im Gewächshaus
Im Wohnzimmer ist es zu dunkel und es wird schnell zu eng für die vielen Töpfe. Die Pflanzen müssen sich aber noch einige Wochen entwickeln. Auspflanzen kann aber erst nach den letzten Kaltluftnächten. Wohin damit? Wer ein Gewächshaus hat, kann die Töpfe in grössere Pflanzschalen oder Gewächshauswannen stellen und dann ins unbeheizte Gewächshaus bringen, dort weiterpflegen. In Kältephasen kann und muss man sie aber wieder kurzzeitig ins Haus stellen. Das ist auch diesen April passiert, die Nächte vom 11. bis 15. April hatten nur 2°C Lufttemperatur in 2m Höhe und am Boden herrscht sogar Frost. Auch im Gewächshaus ist es dann kaum wärmer. Sind es nur wenige kühle Tage, kann man sich in der Nacht auch eine Gewächshausheizung leisten.Sie läuft dann nur in diesen Nächten und der Energieeinsatz hält sich in Grenzen.

Allerlei Jungpflanzen in Töpfen, noch im Gewächshaus
Frost ist natürlich katastrophal. Aber bereits weniger strenge Nachtkälte verursacht Probleme. Tomaten bremsen ihr Gesamtwachstum stark, wenn sie nachts nur zwischen 0 und 5°C haben. Paprika werden unter 5°C sogar dauerhaft geschädigt. Cucurbitae bleiben ebenfalls stehen und werden sehr viel anfälliger für Wurzelkrankheiten. Da nutzt es auch nichts, wenn tagsüber die Sonne scheint und das Gewächshaus auf 30°C aufheizt. Die Grenze sollte bei 5°C am Boden liegen, wenn die Wettervorhersage also unter 8°C Lufttemperatur nachts vorhersagt wird es am Boden noch kälter und mindestens die Paprika und Auberginen sollten wieder rein.

Ohne Gewächshaus stellt man die Pflanzschalen ins Frühbeet, auf eine sonnige Terrasse in Wandnähe oder lässt sie eben im Zimmer.

Pflanzenlichtlampen?


Im Haus ist es auf dem Fensterbrett hinter unverschatteten Südfenstern hell genug für die Pflänzchen. Hinter bodentiefen Fenstern reicht die Hellzone fast einen Meter weit. Aber das hat nicht jeder und lange Wolkenphasen sorgen auch dort für Lichtmangel. Die Symptome kennt jeder Gärtner: Die Pflanzen vergeilen. Dünne Blätter, helles Grün, starkes Längenwachstum - sie wollen nach oben und suchen das Licht. Besonders schnell passiert das bei den lichthungrigen Tomaten und auch alle Gurkengewächse zeigen schnell Lichtmangelsymptome.

Aufgehängte Pflanzenlichtlampe von oben
In solchen Fällen hilft eine Pflanzenlichtlampe. LED-Lampen sind dafür Standard, der Kauf ist einfach, sie werden massenhaft bei den üblichen Versendern angeboten. Das Problem liegt bei der Qualität und der Leistung. 99% der Ware ist wie in so vielen anderen Produktgruppen nur noch qualitativ billiger chinesischer Müll, der mit platt gelogenen Angaben dem Käufer angedient wird. Am allerschlimmsten sind die Verkäufer bei eBay und Amazon, die mit ihrem Müll zudem jeden seriöseren Anbieter unterbieten und verdrängen. Von aussen sehen die Geräte meist noch ganz gut aus, erlebt habe ich dabei aber schon Ausfälle im ersten Jahr, katastrophal-lebensgefährliche elektrische Konstruktionen, gefälschte Prüfzeichen, herunterbrechende Halter (auf Pflänzchen drauf, die damit kaputt gehen). Gelogen wird grundsätzlich bei Leistung und Lichtstrom, gelogen wird über die Lautstärke eingebauter Ventilatoren, oft sind sie nicht einmal erwähnt. Keine der Lampen mit Ventilator kann im Wohnzimmer betrieben werden, sie sind alle unangenehm laut, egal was versprochen wird. Jeder Cent wird eingespart, so haben diese Lampen meist auch keinen Schalter. Angegeben wird immer eine Wattzahl der LEDs. Verschwiegen wird, dass dies die maximale kurzzeitige theoretische Leistung der LEDs ist. Das ist Schachsinn, man betreibt jede Pflanzenlichtlampe im Langzeitbetrieb und nicht kurze Sekunden, deshalb werden sie in Wirklichkeit nur mit etwa 25% dieser Leistung betrieben, sonst würden sie sofort den Hitzetod sterben. Ein Stromzähler weist das leicht nach. Eine "40 Watt" LED-Pflanzenlichtlampe leistet tatsächlich nur ein Viertel einer LED-Lampe für die Küche, die 40 Watt braucht und auch so beworben wird.

Doch genug der Beschwerden. Sehen wir uns an, was die Lampen mindestens können sollten. Für die Anzucht und Jungpflanzenbeleuchtung sind das folgende Anforderungen:
Leuchte mit LEDs für vier unterschiedliche Wellenlängen
  • Weisses oder blauweisses Licht - Lichttemperatur oberhalb 5000 Kelvin. "Kaltweiss" ist 6500 Kelvin. Lampen mit viel Rotanteilen sind für die Anzucht nicht so gut, aber für Blütenbildung.
  • Eine "4-Band-Lampe". Pflanzen benötigen vor allem Licht mit vier Wellenlängen: Blau mit 440-460nm, Rot mit 630-660nm sowie etwas weniger Licht, das im Ultraviolett- und Infrarotbereich liegt (420nm und 730nm). Die Lampen mit ausgeglichenem Anzuchtpflanzenlicht enthalten in etwa einen Verhältnisanteil von 8x rot, 3x blau, 1x IR und 1x UV - es dürfen auch mehr "blau" sein.
  • Eine Faustregel für die Leistung der LED-Lampe sind echte 50 Watt pro halber Quadratmeter. Hört sich nach nicht viel Fläche an, aber das sind bereits eine Menge Pflanzen, da bringt man 70-80 Pflanztöpfe der 8cm - Standardgrösse unter. Obacht - die Verkäufer erzählen alles möglich über die Leistung. Relevant für diese Leistung ist der Strom, mit dem die LEDs tatsächlich betrieben werden. Wie oben schon erwähnt, verkaufen Versender gerne "300 Watt" Lampen, die tatschlich nur 70 Watt in Licht umsetzen. Der Grund: Siehe oben, die LEDs werden mit weniger Strom betrieben wie für kurze Zeit maximal möglich.
  • Im Wohnzimmer: Kein Ventilator. Lampen, die tatsächlich 50 Watt leisten (gern verkauft als "250 Watt") gibt es noch ohne Ventilator, bei mehr Leistung wird das selten.
Weitere Verkomplizierungen mit Lichtstromangaben kann man sich sparen, ein gutes Wellenlängenspektrum, genügend Leistung und optimale Aufhängung genügen. Aufhängen kann man sie an Vorhangschienen, Fotostativen, Garderobenständern (so mache ich das, ein Billigteil eines bekannten schwedischen Möbelhauses). Beleuchtungsdauer an trüben Tagen ganztägig, also 12 Stunden. Höhe über den Pflanzen so, dass nur die Fläche beleuchtet wird, die die Lampe noch gut ausleuchten kann. Die erwähnten echten 50 Watt-Lampen müssen also so hoch hängen, dass das Licht einen halben Quadratmeter bestrahlt. Das stellt normalerweise kein Problem darf, Pflanzelichtlampen haben alle Reflektoren, die wenig streuen.

Im Gewächshaus ist Zusatzbeleuchtung unnötig. Wenn man es trotzdem tut: Vorsicht, die Lampen müssen dann ausdrücklich für Feuchträume geeignet sein. Die meisten sind das nicht.

Entwicklung bis zum Auspflanzen im Garten


In unserer Gegend kann man ab Ende April ans Auspflanzen denken, Melonen später. Voraussetzung ist eine stabile Großwetterlage ohne kalte Nächte. Schlägt das Wetter im Verlauf des Mais doch noch um, hatten wir die letzten Jahre trotzdem keinen Frost mehr und kaum kalte Nächte. Die Zeiten scheinen bis auf weiteres vorbei zu sein, wo die Eisheiligen als wichtige Auspflanzregel gegolten haben. Auch unerwartete Kälteeinbrüche sind nicht das Ende. Mit Vlies, Folien, Hauben lassen sich kalte Nächte abmildern.

Böen knicken Paprika-Jungpflanze
Den Auspflanzzeitpunkt sollte man nicht von der Pflanzengrösse, sondern vom Wetter abhängig machen. Auch kleine Melonenpflanzen oder Paprikapflänzchen wachsen schnell weiter, Hauptsache sie haben es warm und genug Wasser.

So gefährlich wie Kälte sind auch Starkwindtage. Die Pflanzen sind das nicht gewöhnt, vor allem Cucurbitae knicken leicht. Hausgärten sind da tückisch. Durch die Bebauung wirken sie windarm, aber Böen werden durch die Bebauungslücken kanalisiert und verstärken sich sogar. Gewitter Ende April und Anfang Mai waren früher selten, heute die Regel und sie sind häufig zerstörerisch stark. Nach vielen Verlusten fixiere ich junge Kürbisse/Melonen/Gurken mit Holzstöckchen, das sind Schnittabfälle vom Weinrebenschnitt. Paprika werden von Anfang an an Pflanzstäben festgebunden. Trotzdem brechen sie leicht, wenn sie nicht abgehärtet sind und von starken Windböen angeblasen werden.

Nun kann es losgehen im Freiland. Zur Auspflanzung von Tomaten hier noch einige spezielle Hinweise: https://gartenzone.blogspot.com/2018/03/startschuss-im-frost-fur-die.html

Dienstag, 20. März 2018

Startschuss im Frost für die heissgeliebten Tomaten


Wann ist es wieder so weit?
Tomaten sind der Hit bei allen Nutz- und Hobbygärtnern. Sie wurden zwar erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts stärker populär in Deutschland, seitdem sind sie aber zum Gemüse Nr. 1 aufgestiegen, im privaten Gartenbau und auch im Verbrauch. 20 bis 30 Kilo Tomaten isst jeder Bürger pro Jahr. Die Ernte in Deutschland deckt höchstens einstellige Prozentbeträge des Bedarfs, die meisten Tomaten werden importiert. Trotzdem sind Tomaten auch in Deutschland das am häufigsten unter Glas angebaute Gemüse, denn unser Klima ist eigentlich zu schlecht und der Sommer zu kurz für gute Erträge - kommerziellen Anbau im Freiland nördlich der Alpen gibt es praktisch nicht. Diese Liebe zu Tomaten gilt nicht weltweit, in China und Ostasien sind Tomaten nie so recht beliebt geworden, vom nahen Osten bis Südasien blieben sie trotz der sehr gut geeigneten klimatischen Gegebenheiten ebenfalls eine Randerscheinung. China exportiert aber enorme Mengen an verarbeiteten Tomaten, die dann ohne Herkunftsbezeichnung in Produkten wie Ketchup, Dosentomaten oder Sossen auftauchen. Angebaut werden sie dort im kontinentalen Klima des Nordwestens mit trockenheissen Sommern, sie werden bewässert.

Gemüse der Superlative


Balkon-Hängetomaten
Nutzgärtner ohne Tomaten muss man mit der Lupe suchen. Tomaten wollen sie alle. Auch wenn man bei ansonsten gartendesinteressierten Menschen mal Gemüsepflanzen sieht, sind es am häufigsten Tomaten und sei es nur im Eimer auf dem Balkon. Bei Tomaten lassen sich einige Superlativen beobachten:

  • Tomaten sind das Gemüse, für das im Samenhandel und in Tauschbörsen die grösste Vielfalt herrscht. Volle Auswahl, hunderte Sorten!
  • Tomaten sind das Gemüse, für das der lebhafteste Jungpflanzenmarkt existiert. Viele Sorten stehen nicht nur alljährlich im Gartenmarkt. Auch auf Pflanzenmärkten im Frühjahr werden sie verkauft (dort gerne interessante alte Sorten), semiprofessionelle Privatleute bieten ungezählte Jungpflanzen besonderer Sorten an. Wir haben auch so einen sehr engagierten Menschen im Nachbarort Roigheim. Man muss keine eigene Anzucht betreiben, um Tomaten anzubauen.
  • Tomaten sind das Gemüse, für das am meisten Gartenzubehör existiert. Kaufen kann man unter anderem Schutzhauben, Tomatenhäuser mit Dach, Spiralstäbe und andere Rankhilfen, Produkte wie den "Tomaten-Tower", Pflanzbeutel, Giessringe, Sets für Anzucht und Anbau, spezielle Düngemittel für Tomaten und Pflanzenstärkungsmittel.
  • In Gartenforen sind die Tomatenthreads am längsten, dazu kommen ungezählte Bücher für den optimalen Anbau, es gibt Sortenkataloge online, jede Internetseite mit Gartenthemen bespricht auch Tomaten. Wir sind keine Ausnahme :-)

Selbst anziehen


Die eigene Anzucht ist einfach. Sie gelingt auch ohne spezielle Ausrüstung am Fensterbrett. Da ich aber auch "schwierigere" Gemüsearten selbst ziehe, nutze ich Pflanzenlichtlampe und das beheizbare Zimmergewächshaus auch für Tomaten. Vorteil: Die Pflanzen keimen gut, wachsen sehr schnell und bleiben stabil, ich kann mit zwei kleinen Zimmergewächshäusern auf nur zweimal 70 * 20cm Fläche in drei Schichten 110-135 Jungpflanzen verschiedener Arten produzieren - genau unser Bedarf.

Die erste Schicht ab Ende Januar (Habanero, Jalapeno Chilis) und im Laufes des Februars sind Paprikapflanzen, über die hier schon einiges steht und diverse Physalisarten. Im März folgen die Tomaten, im April sind es diverse Cucurbitae: Melonen, Kürbisse, Gurken.

Im Gegensatz zu den anderen genannten Arten sind Tomaten auch mit knapp 20°C für die Keimung zufrieden. Wer also jedes Watt sparen will, kann die Heizung am Zimmergewächshaus diesmal abgeschaltet lassen. Oder besser doch nicht: Das Keimergebnis ist mit mehr Wärme bis 25°C besser. Und das kann auch bares Geld bedeuten, kosten doch Tomatensamen kommerziell interessanter Sorten oder der bräunfäuletoleranten Neuzüchtungen pro Gramm mehr wie gediegenes Silber. 6 Samenkörner für 3,99 EUR, da werden schlechte Keimergebnisse teuer wenn etwas nicht aufgeht.

Ausgesät wird wieder in Torfquelltabletten. Die passen gut in die Anzuchtschalen des Zimmergewächhauses, schimmeln auch bei Nutzungsfehlern erst mit Verzögerung, lassen sich mit der aufgegangenen Pflanze drin leicht und sauber (wir arbeiten bei kaltem Wetter im Wohnzimmer!) in Töpfe verpflanzen und sind auch nicht viel teurer wie andere Methoden, sofern man sie in Grosspackungen kauft.

Sehnsucht nach Licht ist des Lebens Gebot


Sind sie aufgegangen, besteht im Haus die Gefahr, dass sie schnell vergeilen. Sie bilden dann lange Stengel, die leicht abknicken, das Laub bleibt dünn und blass. Die Ursache ist Lichtmangel. Entweder, man kann sie heller stellen oder nutzt eine LED-Pflanzenlichtlampe mit Betonung des Blauspektrums. Blaues Licht sorgt für viel von der Pflanze verwertbare Energie und hemmt gleichzeitig Längenwachstum und Blütenbildung.

Speziell bei Tomaten ist eine mässige Vergeilung aber nicht ganz so schlimm. Die Pflänzchen erhalten bereits im Topf einen kleinen Stützstab und werden später tiefer in den Boden gepflanzt wie sie vorher standen. Das hat Vorteile, die Verwurzelung wird besser weil aus dem eingegrabenen Stengel zusätzliche Wurzeln wachsen.


Welcher Sortenmix?


Allzuleicht lässt man sich von den überschwenglichen Beschreibungen dazu verführen, Sortentypen anzubauen, die man später gar nicht verwenden kann. Mal ein Beispiel für eine sinnvolle Mischung aus insgesamt zehn Pflanzen samt Begründung:
Kirschtomaten. Wohin mit den vielen Minis?
  • 1x Kirschtomate - davon pflanzt man meistens viel zu viele. Kirschtomaten sind Naschtomaten, Dekoration im Salat, sie haben geringe Erntegewichte. Die Quadratmetererträge sind gering, die Verwendungsmöglichkeiten begrenzt. Hat man Übermengen davon und verkocht sie in Sossen, schmecken sie süsser als andere Tomaten, mir sind sie als Sosse meist zu süss.
  • 4x Fleischtomaten - "die" universell verwendbare Tomate. Unverzichtbar für Tomatensalat, auch gut für Sossen sehr gut geeignet, um zum sie füllen - davon kann man nie genug haben. Was zuviel ist, kocht man ein oder trocknet es - zur späteren Zubereitung von halbgetrockneten Tomaten in Öl.
  • 3x Runde Salattomaten - etwas wässriger wie Fleischtomaten, deshalb weniger gut für Sossen. Die Tomaten für den Frischverzehr, rot, geschnitten, mit Mozzarella und Basilikum. Im Anbau am einfachsten, eintriebig gezogen, dicht gepflanzt, einige Sorten können hohe Erträge und frühe Reife haben.
  • 2x Flaschentomaten oder Romatomaten - die Tomaten fürs eingekochte Sugo. Sie sind fleischig ohne viele Kerne und Saft und kommen in eingekochter Form ab November bis Juli als Nudelsosse, in Polenta, auf der Pizza auf den Tisch. Wahlweise mal scharf mit Pepperonis eingekocht, mal flüssiger, mal etwas konzentrierter. Die haltbar gemachte Wintertomate.

Meine Sorten dieses Jahr


Ausgesät wurden dieses Jahr: Gourmandia, OSU Blue, Gigantomo, Defiant, Barry's Crazy Cherry, Orange Queen, Mini, Black Krim, Krasnij Gigant. Dazukaufen werde ich wohl noch Flaschentomatenpflanzen.
Wie man sieht, eine ziemlich fleischtomatenlastige Auswahl. Gourmandia hatte ich schon öfter, eine mässig grosse, in jeder Hinsicht gute Fleischtomate, meine Hauptsorte, leider teure Samen. Zu "Defiant" folgt noch ein eigener Beitrag, hatte ich auch schon mehrmals, wird als verhältnismässig braunfäulefest verkauft, stammt aus den North Carolina Zuchtprogramm von Randolph Gardener. Mini, Black Krim, Krasnij Gigant hatte ich ebenfalls schon, sind nett, davon hervorzuheben ist aber noch "Mini", eine ziemlich platzfeste Kirschtomate, die man einfach mehrtriebig wachsen lässt. Mit der hat man den ganzen Sommer über genügend wirklich gute Kirschtomaten.

Sonntag, 11. März 2018

Es geht los, Frühling bei -12°C


Torftabletten und beheiztes Zimmergewächshaus für Keimung
Nachts war es letzte Woche es mit zweistelligen Minusgraden knackig kalt, aber trotzdem spriesst und grünt es gewaltig. Vorerst auf der Fensterbank. Vor ein paar Tagen habe ich wie immer Mitte Februar Paprika, Auberginen und diverse Physalis im Zimmergewächshaus ausgesät. Die ersten Pflanzen sind Dank der guten Bedingungen darin bereits gekeimt - nur drei Tage später. Entscheidend war die Frische der Samen und ihre gute, dunkle und kellerkühle Lagerung. Die Keimquote beträgt bei Paprika und Auberginen letztjährigen Samens fast 100%, nach zwei Jahren sind es noch 80%, nach drei Jahren fällt sie ab auf 10-50% und die Keimung dauert wesentlich länger. Nach vier Jahren ist es in der Regel vorbei, nichts keimt mehr. Tomatensamen sind länger haltbar.

Keimung nach 3-5 Tagen von Paprikajungpflanzen
im Zimmergewächshaus,
Der Keimling ist unter optimalen Bedingungen bereits nach drei Tagen sichtbar. Normal sind fünf Tage. Manchmal dauert es auch deutlich länger. Optimale Bedingungen bedeuten:
  • Im Zimmergewächshaus. Beheizt, so dass Tag und Nacht 25°C herrschen. Benötigt nur 20 Watt Strom. Die Fensterbank ist tagsüber meistens auch so warm, aber nachts kühlt es dort oft unter 20°C ab, was vermieden werden sollte.
  • Feucht, aber nicht nass! Nicht überwässern. Das Wasser darf keinesfalls in den Schalen stehen. Zu nass bedeutet: Schimmel statt Keimung. Die Samen faulen statt zu keimen.
  • Kurz vor dem Umsetzen in 8cm-Töpfe
    Das richtige Substrat. Torftabletten sind meistens gut, je nach Hersteller habe ich aber auch schon Fehlschläge erlebt. Ansonsten "Aussaaterde", aber auf keinen Fall "Pflanzerde" nehmen, die ist vorgedüngt und der höhere Mineralsalzgehalt hemmt die Keimung. Kokosfasern als Torfersatz werden auch gerne als kompakte, ökologisch unbedenkliche Aussaaterde verkauft, aber auch damit sind die Praxiserfahrungen schlecht - warum das so ist, weiss ich nicht.
  • Hell. Auch wenn Paprika keine ausgesprochenen Lichtkeimer sind, benötigen sie bald und viel Licht. Tageslicht oder Licht einer starken Pflanzenlichtlampe.
Sobald das erste Blattpaar nach den Keimblättern erscheint, sollte man sie in kleine Töpfe verpflanzen. Topfgrössen mit 8cm Durchmesser reichen aus. Dort kommen sie in Pflanzerde. Nicht nervös werden, wenn sie kurz nach der Verpflanzung ein paar Stunden schlaff in den Seilen hängen. Aufgrund des höheren Salzgehalts dieser Erde entwässern die Pflänzchen kurz (der bekannte Osmoseeffekt) und werden schlaff - das gibt sich. Bis dann sollte man sie nicht direkter Sonne oder viel Wärme aussetzen, sonst gibt es Blattschäden. Im Laufe des Aprils werden die Töpfe je nach Wetterlage ins Gewächshaus gestellt. Sind die Nächte kühl, kann man sie noch in Haus holen. Auspflanzung ins Freiland im Mai. Ist die Grosswetterlage stabil, bereits Anfang Mai, ansonsten nach den Eisheiligen.
Unter der Pflanzenlichtlampe
Zimmergewächshäuser sind eine klasse Sache, einfach, billig, sehr nützlich für Keimung und Vorzucht wärmebedürftiger Pflanzen. Wir haben zwei Stück, die beheizbar sind. Die Temperatur beträgt darin gut 25°C, was das Optimum für Nachtschattengewächse wie Paprika, Auberginen, Tomaten, Physalis sowie Kürbisgewächse (Gurken, Melonen, Kürbis) darstellt.

Nach der Umpflanzung verwende ich Jahren mit lange Trübephasen trotz grossem Südfenster auch eine zusätzliche LED-Pflanzenlichtlampe. Früher andere Lampen und eine sehr leistungsfähige Version habe ich auch. Das ist einen eigenen Beitrag wert.

Nicht nur Paprika wollen sehr früh raus. Will man richtig grosse Gemüsezwiebeln, sollte man sie schon im Januar in kleine Töpfe säen - sie keimen sehr gut ohne Zimmergewächshaus.