Mittwoch, 29. August 2018

Der Trockner, ein Segen für den Erntesegen

Irgendwann im Sommer rollt sie an, die Obstlawine. Ist die Ernte gut, dann wird gegessen, verarbeitet, verschenkt was das Zeug hält. Natürlich verarbeitet man einiges, um es haltbar zu machen. Seltsamerweise sind heute alle möglichen Verarbeitungsmethoden populärer wie die über Jahrtausende beliebteste und wichtigste Methode, dem Wasserentzug durch Trocknung. Aber nicht bei uns, der Trockner läuft und läuft und läuft seit ein paar Wochen wie jedes Jahr.

Es war einmal

Birnen und Zwetschgen, zwei Klassiker, fertig gedörrt
Alte Herbstbirnensorte für Hutzeln

In vielen Weltgegenden konservierte man schon sehr lange alle möglichen Nahrungmittel durch trocknen und dörren. Aber so ein hoher Stellenwert wie in Mitteleuropa seit dem Mittelalter wurde nirgends erreicht. Eine Gunstlage gibt es nördlich der Alpen nicht gerade, der lange Winter und eine Bevölkerungsdichte, die immer an der äussersten Grenze der verfügbaren Ressourcen lag, machte es zur Überlebensfrage, die Erträge der hohen aber kurzen Erntespitzen des Sommers haltbar zu machen. Am beliebsten war dörren, noch vor salzen und räuchern. Gedörrt wurde buchstäblich jedes Obst, am beliebtesten waren Birnen, jedes Steinobst, ausserdem Fisch und Hülsenfrüchte. Fast jeden Tag gab es im Winter Dörrobst z.B. eingeweicht als süssliches Kompott. Es wurde auch verbacken (Birnenbrot, Hutzelbrot, Zelten, Früchtebrot). Dörobst war neben Honig und dem teuren importierten Zucker der einzige verfügbare Süsselieferant. Ungeheure Mengen wurden im- und exportiert, auch über weite Stecken. Schon damals waren getrocknete importierte Feigen, Datteln, Rosinen Handelsware, die sich auch weniger wohhabende Bürger leisten konnten. Der Export getrockneter Knausbirnenhutzeln war im 19. Jahrhundert zeitweise Württembergs grösstes Exportgut, trug massgeblich dazu bei, Geld ins Land zu bringen und sorgte indirekt für einen Aufschwung anderer Wirtschaftszweige. Gedörrt wurde Obst auf grossen Holzgitterrosten, eingeschoben in den Brotbackofen im Backhaus, der noch nach dem Brotbacken warm war. So konnte auch die Restwärme des Backens noch genutzt werden. Zum Schluss im 19. Jahrhundert kamen auch grosse, industriell gefertige Dörrapparate mit eigener Feuerung in Mode und dann war das Zeitalter der Trockung auch schon vorbei. Birnenbrot ist heute eine selten gebackene Spezialität, die braune Dörrobstsuppe als Nachtisch gibt es nicht mehr. Trockenobst gibt es aber nach wie vor, ist aber mehr Lifestylenahrung, mal mehr und mal weniger in Mode. Der vorletzte grosse Aufschwung kam Anfang der 1980er Jahre im Zuge der ersten grösseren Ökowelle und im Moment gibt es auch einen Aufschwung. Aber anhaltend verwendet wurden in den letzten Jahrzehnten nur noch Rosinen aus kernlosen Weintrauben, Datteln und Feigen sind ebenfalls beliebt, alles importiert - einheimisches Trockenobst ist kaum zu finden, selbst die Birnenschnitze kommen aus Chile.

Was geht?


Tomaten, fertig zur Trocknung.
Nicht zu kleine Stücke nehmen!
Alles geht. Was Garten, Obstwiese und Wald hergeben. Ich habe schon Apfelringe, Birnenschnitze und Hutzelbirnen, Weintrauben, Kirschen, Mirabellen, Renekloden, Zwetschgen, Aprikosen, Tomaten, Paprika und Pepperoni, alle Kräuter, Pilze, Maulbeeren, Quittenmus, Kürbiskerne und einiges mehr getrocknet. Kakis und Pawpaw werde ich noch testen. Meine vier beliebtesten Trockengüter:
  1. Birnen. Sommerbirnen. Vor allem Williams Christ, das gibt herrliche Ergebnisse. Birnen bleiben getrocknet schön aromatisch, die Schnitze kann man wie Süssigkeiten lutschen. 
  2. Tomaten. Die Trocknung ist Vorstufe fürs Einlegen mit Kräutern in Öl und alle möglichen anderen Rezepte, z.B. Brotaufstriche.
  3. Weintrauben. Beste Verwertung für Übermengen guter kernloser Sorten. Das ergibt Rosinen, die sehr viel ausgewogener und aromatischer sind wie importierte Rosinen aus dem Supermarkt, die alle aus derselben kernlosen aber aromaarmen Sorte (Sultana bzw. Thompson Seedless) hergestellt sind.
  4. Kirschen. War auch im Mittelalter sehr beliebt. Werden zwar sehr dunkel, aber bleiben auch sehr lecker! Fürs Müsli, Gebäck, zum naschen.
Fleischtomaten, halbiert, fertig getrocknet

Mit was gehts?


Mit einem Dörrgerät. Für reine Lufttrocknung ist Obst zu wasserreich, da ist der Verderb meistens schneller. Einen guten Dörrapparat zu bekommen ist leider alles andere als einfach und auch nicht billig. Vor dieser Investition schrecken viele Leute zurück oder kaufen sich billigen Schrott, mit dem sie nichts erreichen und nicht glücklich werden.

Im Backofen gehts auch - Apfelringe
Angefangen habe ich so wie Viele mit dem Backofen. Vor allem bei Apfelringen klappt das auch sehr gut. Man hobelt dünne Ringe, fädelt sie auf Holzstöcke und schiebt die in die Backblechhalterungen des Ofens. Temperatur auf 60°-70°C , Tür einen Spalt offen stehen lassen damit Feuchtigkeit entweichen kann, trocknen. Dauert im Schnitt zwei Tage. Oder man schiebt das Trocknungsgut auf Blechen ein. Nicht so gut, aber geht auch. Schliesslich gibt es die Dörrgeräte. Davon sind drei Gruppen zu unterscheiden.

Sonderangebot für ein einfaches Dörrgerät.
War sofort ausverkauft - die Nachfrage ist da
Gruppe 1 sind die einfachen Geräte für meist unter 100 EUR. Heute generell in China gefertigt (egal welche Marke draufsteht), klein, schlecht konstruiert, unflexibel. Da gibt es unterschiedliche Temperaturverteilungen, falsch gerichtete Luftströmungen, schlechter Wirkungsgrad mit hohem Stromverbrauch, man dreht dann die Temperatur hoch weil es sonst viel zu lange dauert, der Geschmack leidet. Es sind optisch aufgemotzte, aber simple und oft verhunzte oder mit unnötigen Digitalanzeigen aufgepeppte Nachbauten von Geräten, die es schon vor 1970 in Europa und den USA gab. Die Siebhöhe fürs Dörrgut ist bei diesem Gerätetyp meist unflexibel, sie altern und zerbrechen dann bei intensiver Nutzung, die Trocknungsfläche liegt unter einem halben Quadratmeter, die ganze Konstruktion ist einfallslos. Praktisch alle runden Geräte wurden von den Stöckli-Dörrapparaten abgekupfert. Für den Einstieg und den Eigenbedarf von Einzelpersonen mag das genügen, aber eigentlich ist es Geldverschwendung.

Der Excalibur
Temperaturregelung
Gruppe 2 sind die teureren, semiprofessionellen Geräte. Leider geht es da beim Preis schon sehr nach oben. Lange waren die verschiedenen Modelle des Excalibur Standard, auch aus Plastik in der billigeren Version, aber defintiv haltbar und flexibel, fünf Jahre Garantie. Er besitzt stufenlose Temperatursteuerung über einen weiten Bereich, sehr praktische Siebkonstruktionen, gute Raumausnutzung, über einen Quadratmeter Dörrfläche in der Version mit neun Einschüben, im Vergleich zu anderen Geräten sparsam. Seine Nachteile sind die Lautstärke des Ventilators und der hohe Preis der Versionen mit mehr Metall. Aus Italien ist der Biosec Domus B10, spielt in einer ähnlichen Liga und hat einen leiseren Ventilator, allerdings etwas unförmiger. Ähnlich sind die Geräte "Tribest Sedona" (Firma aus Kalifornien, gefertigt in Korea und China), teilweise mit mehr unnötigem Klimbim, das auch schneller kaputtgehen kann, aber auch Vorteilen. Von Tre Spade / Italien kommt die "Atacama" - Serie, leider mit mässig grosser Fläche. Auf Zeitschalter kann man verzichten, relevant ist nicht die Laufdauer, sondern der Trocknungszustand, aber Sensoren für die Feuchtigkeit hat keines dieser Geräte. Günstig sind auch verfügbare Zusatzteile wie z.B. beschichtete Einlagen, um auf einfache Weise Fruchtleder herzustellen. Die Oberklasse in Gruppe 2 stellt der Hendi Profi Line Dörrapparat dar, Metall und gutes Design. Vorsicht, miese chinesische Kopien machen sich auch in diesem Markt sehr breit, notorisch sind Markennamen wie "Klarstein", versehen mit viel buntem Plastik, bling-bling und bezahlbar wirkend.

Offen, neun Einschübe
Unser Gerät ist schon älter, es ist ein grosser schwarzer Excalibur. Es läuft seit Jahren sehr oft, funktioniert aber immer noch einwandfrei, die Einschübe sind gut zu reinigen. Die aufsummierte Trocknungsfläche beträgt 1,1 Quadratmeter. Seinen Stromverbrauch habe ich über längere Zeiträume gemessen, in 24 Stunden verbraucht er 7 kwh bei mittlerer Temperatureinstellung (45°C), das sind bei unseren Strompreisen zwei Euro Stromkosten pro 24-Stunden Tag und ein guter Wert bezogen auf die Trocknungsmenge. Auf den 9 Sieben lassen sich rund 10kg Obst auf einmal dörren, egal ob Birnenschnitze oder Zwetschgen. Ein dicker Eimer Obst lässt sich anschliessend in getrockneter Form in ein grösseres Einmachglas packen.
Träger und Netz des Einschubs, leicht zu reinigen
Kein Profigerät. Birnen bei der Ofentrocknung.
Gruppe 3 sind Profigeräte. Für Leute, die wirklich Viel haben und Gedörrtes verkaufen wollen. Typisch für diese Geräte sind eingebaute Entfeuchter. Sie schaffen es, bei niedrigen Temperaturen (30-45°C) trotzdem sehr viel sehr schnell und energiesparend zu trocknen. Damit bleibt die Qualität sehr gut. Sie sind in beliebigen Grössen lieferbar, generell aus Edelstahl, Ersatzteile und spezielle Modifikationen vorhanden. Die Preise beginnen allerdings auch im besseren vierstelligen Bereich. Mehrere Firmen sind auf diesem Markt aktiv, z.B. Untroma. Wer Platz hat, kann für den Preis eines halben Hauses damit drei Tonnen Material pro Tag trocknen incl. Energierückgewinnung. Interessante Technik, aber nicht ganz die Kragenweite der Gartenzone.

Durchdachte, ökonomische Geräte für den Hausgebrauch gilt es leider nicht. In diesem sonnigen Sommer hätte ich mir z.B. ein Gerät gewünscht, das zusätzlich Sonnenwärme nutzen kann. Scheint keine oder zu wenig Sonne, könnte die elektrische Heizung entsprechend mehr Wärme liefern. Eine Energieeinsparung würde sich auf jeden Fall ergeben. Mein Sonnenwachsschmelzer für Bienenwachs ist auch nur ein kompakter Kasten und erreicht ohne Lüftung schnell 90°C Innentemperatur. Schade auch, dass die Entfeuchtungstechnik bei Trocknern so wahnsinnig teuer ist. Klimaanlagen und freistehende Luftentfeuchter schaffen diese Technik für einen Bruchteil des Preises. Trockengeräte für Privatleute sind eben kein Markt, für den sich Entwicklungsaufwand lohnt.

Wie gehts?


Getrocknete Mirabellen
Einfach. Obst vorbereiten, entkernen, zurechtschneiden, dicht auf die Siebe legen, trocknen. Bis maximal 50°C sind für Obst ein guter Wert. Darüber lässt die Geschmacksqualität stärker nach, auch die Ränder werden schnell knacktrocken, während das Innere noch zu feucht ist. Kräuter und Pilze sollten kühler getrocknet werden, das geht sehr schnell. Für Kräuter benötigt man kaum einen Trockner, dafür reicht die Sonne oder ein trockenes Dachgeschoss. Fisch und Fleisch (wers braucht) wollen es heisser. Grosse Birnenschnitze oder dicke Tomatenhälften benötigen bis zu drei Tage, dünnere Dinge gehen deutlich schneller. Dinge mit vielen offenen Schnittflächen gehen schneller weil die Verdunstung besser ist. Die halbierten Mirabellen mit der grossen Schnittfläche sind viel früher fertig wie kleine kernlose Weintrauben ohne Schnittfläche. Man trocknet Obst nicht, bis es steinhart geworden ist. Eine Restfeuchtigkeit ist sinnvoll. Die Struktur der Früchte sollte auf jeden Fall gleichmässig zäh geworden sein, ohne weichfeuchten Kern. Im Zweifel Proben nehmen, aufschneiden. Unter Umständen ist es sinnvoll, die schneller trocknenden kleinen Stücke schon abzuräumen und den grösseren Stücken noch mehr Zeit zu gönnen.

Trocknung von Kirschen. Links frisch, rechts der Trockungsfortschritt von Tag zu Tag

Kirschen, fertig getrocknet.
Um das Gerät ökonomisch zu nutzen, trocknen wir oft kontinuierlich. Nach einem Tag sind die Kirschen zum Beispiel schon kräftig geschrumpft. Wir schieben sie zusammen und bekommen so erneut freie Siebe, die mit neuen Kirschen oder etwas Anderem belegt werden. So läuft der Trockner immer voll belegt. Der Stromverbrauch ist im vollen Zustand derselbe wie halb leer.

Getrocknetes packen wir in luftdichte grosse Gläser, Twistoffgläser oder Vorratsgläser mit Bügelverschluss. Im Keller hält sich so etwas sehr, sehr lange. Ist etwas zu hart und trocken geworden, kann man es einfach offen stehen lassen, Trockenobst ist hygroskopisch, es zieht von selbst wieder Wasser an wenn verfügbar und wird dann weicher.

Der Ventilator unseres Trockners ist laut. Stört uns nicht, er läuft auf dem Dachboden oder im Wohnzimmer über Nacht. Andere Geräte haben eine Leiseschaltung mit verminderter Gebläseleistung. Die Abwärme ist nicht gross, kann im Herbst aber willkommen sein, weil sich dadurch der Heizaufwand in dem Raum in dem er steht entsprechend verringert. Eine erhöhte Luftfeuchtigkeit konnte ich im Raum auch nicht feststellen, dazu sind die Trocknungs- und damit die verdunstete Wassermengen zu gering.

Für die Auswahl der Rohstoffe gibt es kaum Regeln. Saftreiches Obst oder Tomaten gehen schlechter, das ist klar. Hier ist vielleicht Fruchtlederherstellung die bessere Wahl. Säure verstärkt sich geschmacklich durch Trocknungskonzentration stärker wie Zucker, also sind säurearme Sorten gut geeignet. Weintrauben nur kernlos, hat man sehr grosse Beeren kann man sie auch vorher halbieren und entkernen. Ein Trockner mit horizontaler Belüftung ist auch am Besten für die Herstellung von Quittenspeck und anderem Fruchtleder gut geeignet. Dafür gibt es endlos Rezepte und Bücher, denn es ist gerade in Mode.

Beispielkalkulation getrocknete Rosinen


Um ein Gefühl für die Grössen- und Mengenverhältnisse zu bekommen, möchte ich ein paar Zahlen zur Trocknung kernloser Tafeltrauben zu Rosinen zeigen, wie wir sie diesen September wieder hergestellt haben.
Ausgangsmenge: Zwei locker gefüllte Eimer von je 11 Liter Inhalt (die typische Putzeimergrösse, darin waren die frisch geernteten aber weniger schönen Trauben der Sorte "Suffolk Red".
Verwendete Menge: Die Beeren von den Stengeln lösen, schlechte und sehr kleine Beeren aussortieren, übrig blieb knapp ein Eimer Weinbeeren, also rund 10 Liter, 10kg. Die passen locker auf die neun Siebe des Trockners. Man könnte noch etwas mehr drauflegen.
Nach Trocknung: Nach vier Tagen (Weintrauben trocknen sehr langsam) bei 50° kommen 2,2 bis 2,5kg Rosinen aus dem Trockner. Die passen in vier bis fünf Standard-Gurkengläser (Inhalt je 720ml). Ungeschwefelt, 100% bio, lecker.

Fertig getrocknete Weintrauben auf den Trockensieben
Williams Christ Birnenschnitze
Das war mal ein Eimer Williams Christ Birnen
Apfelringe. Sehr lecker und beliebt.

Sonntag, 26. August 2018

Williams Christ und die Kunst des richtigen Erntezeitpunkts bei Birnen

Pflückreife Williams am Baum
Eben hat ein Höhepunkt im Birnenjahr stattgefunden, die Williams-Christ Tafelbirnen sind pflückreif geworden. Trotz der frühen Blüte und Wärme war es zum typischen Termin Mitte bis Ende August so weit. Nur früher zog es sich manchmal in den September hinein, aber im letzten Jahrzehnt kam das kaum mehr vor. Auch die extreme Trockenheit und Sonneneinstrahlung hat sie gut vertragen - auf arteigener Unterlage wurzeln sie tief. Sie benötigen dann aber auch tiefgründigen Boden dafür. Flachgründiger Boden gefällt ihr wie allen Birnen nicht.

Ernte erstklassiger, grosser Früchte.
Ohne Pflanzenschutz gewachsen!

Williams Christ - eine der Besten


Diese alte Sorte aus England, gefunden vor 1770 in Aldermaston, 60km westlich von London ist bis zum heutigen Tag ein Hit. Sie liefert das Birnenaroma schlechthin, ihre würzige, müskierte Aromatik steht für das absolute Epizentrum des Birnengeschmacks. Klar, dass ich davon auch Bäume habe. Einige Bekannte haben sie auch, an windoffenen Lagen mit nicht ganz schlechtem Boden gedeihen sie pächtig. Am besten ausserhalb von Ortschaften, denn die idiotischen chinesischen Stinkwacholder-Zierpflanzen aus den Vorgärten sind Wirt des Birnengitterrost-Pilzes und blasen ihre Sporen jedes Frühjahr hinaus um Birnenblätter zu infizieren, leider ist Williams besonders anfällig für den Pilz. Williams Christ muss man aber einfach haben. Sie liegt bei fast allen Verwertungsarten in der Qualitätsspitzengruppe: Einmachen, trocknen, brennen. Und nicht zuletzt ist sie frisch ein schmelzender, vollsaftiger Intensivgenuss.

Die Liebeslieder über diese Sorte haben natürlich auch weniger erfreuliche Stellen. Es ist eine Sommerbirne und damit nur sehr kurz haltbar, längere Lagerung bei Niedrigtemperaturen geht zwar, aber tut ihrer Fruchtfleischstruktur nicht gut. Sie hat diverse Anfälligkeiten für Krankheiten (Schorf, Birnengitterrost, Wespen- und Vogelfrass, bei mir besonders schlimm), ist unverträglich mit den meisten Quittenunterlagen, bekommt leicht Überbehang und hat dann kleine Fruchtgrössen mit weniger Aroma.

Zu spät, zu gelb, zu reif. Früher pflücken.

Vom richtigen Pflückzeitpunkt


Wer sie im Garten hat, ist zuerst oft enttäuscht. Bei vielen Leuten liegt das am falschen Pflückzeitpunkt. Das Wissen, wann welche Tafelbirnensorte gepflückt werden sollte, ist verloren gegangen. In alten Büchern ist die Beschreibung des Pflückzeitpunkts der verschiedenen Sorten ein wichtiger Punkt und man sagte damals, dass es nur einen einzigen Tag gebe, an dem manche Birnensorten die optimale Pflückreife hätten. Nicht bei allen Sorten ist das so streng, bei Williams ist das Fenster meiner Erfahrung nach einige Tage lang. Aber es ist wichtig.

Die meisten Leute pflücken viel zu spät. Vollreif soll sie sein, die Birne, kurz bevor sie von selbst vom Baum fällt. Schliesslich ist das gekaufte Zeug immer unreif und deshalb schlechter. Ein fataler Irrtum. Solche am Baum gelblich gewordenen Williams-Birnen sind bereits mehlig und bröckelig geworden, das Aroma abgebaut. Man ist enttäuscht. So schön reif und doch schlechter wie das unreife, gekaufte Obst? Wie kann das sein? Es kann sein und ist bei Birnen sogar die Regel.

Aufhellung und Pflückreifeanzeiger beginnt am "Bauch" der Birnen
Also früher pflücken. Man holt sie im nächsten Jahr grüner vom Baum und stellt fest: Wieder nichts. Sie werden nicht mehr richtig süss, welken, bleiben aromaschwach. Nicht einfach! Was ist denn nun der optimale Zeitpunkt? Meiner Erfahrung nach liegt der bei Williams an dem Punkt, an dem die Frucht gerade noch hellgrün ist, die Schale aber bereits von der Mitte her aufhellt. Ist sie bereits gelb, ist es zu spät. Das ist auch der Zeitpunkt, zu dem sie bereits beginnt sich leichter (aber noch nicht leicht!) vom Zweig abzulösen Dann runter damit. In den Keller stellen und nach ein paar Tagen werden die ersten Birnen gelb. Dann sind sie optimal genussreif, sehr saftig, schmelzend, aromatisch. Birnen fürs Einmachen kann man schon früher verarbeiten, Birnen für die Trocknung können dagegen auch reifer sein.

Nach der Lagerung, ess- und verarbeitungsreif.
Von einem schorfanfälligeren Standort.

Trockenbirnen

Etwas zur Verarbeitung


Von der Riesenernte dieses Jahr haben wir 50% zu Trockenbirnen verarbeitet, ein paar Gläser eingemacht, sehr viel frisch gegessen und einiges verschenkt. Über Trocknungstechniken gibts hier einen eigenen Beitrag, das ergibt bei Williams ein sehr gutes Ergebnis. Kauft man solche Birnen, musst man ganz schön was hinlegen. Kilopreise um die 30-50 EUR sind normal. Hauptursprungsland ist Chile. Für uns die optimale Verwertung, denn so kann man gute Ernten lange haltbar machen.

Halbierte reife Birne - sehr saftig und süss
Angepickt von Meisen, anschliessend kommen die Wespen

Samstag, 18. August 2018

Melonen im Nutzgarten: Sortenerfahrungen und Sortenempfehlungen


In früheren Beiträgen ging es schon um Pflanzung und optimale Bedingungen für Melonen, diesmal möchte ich von einigen Erfahrungen mit Sortengruppen und Sorten berichten. Es sind eigene Erfahrungen, die ich selbst im Anbau über mehrere Jahre hinweg gemacht habe.

Aktuelle Situation


Zuerst aber der Garten. Das Jahr 2018 entpuppt sich als ein ziemlich irres Melonenjahr. Trockenheit und Hitze sind so gross, dass sie sogar die Sonnenkinder Melonen schädigen. Aber wenn die Pflanzen den Juli gesund erreicht haben (was nie ganz der Fall ist), bleiben sie in der trockenen Luft auch sehr lange gesund und fruchten, fruchten, fruchten.

Sortengruppen


Wenn man über Melonensorten spricht, ordnet man sie immer in Typen ein. Leider mischen sich die  Bezeichnungen für Sortengruppen ständig neu. Im Laufe der Zeit wurden unzählige Namen für Melonengruppen erfunden. Beispiel: Zuckermelonen, Honigmelonen, Netzmelonen, Galiamelonen, Charentaismelonen, Ogen-Melonen...
Viele Sorten, die im Supermarkt angeboten werden sind aber Hybriden, Mischformen verschiedener Gruppen die lange im Regal gammeln können und mit den Eigenschaften, von denen der Einzelhandel glaubt dass sie der Kunde wünscht - bevorzugt wird zum Beispiel genetzte Schalenstruktur, kräftige Fruchtfleischfarbe, Süsse trotz fehlender Vollreife.

Melonen aus der Gruppe der Cantaloupe-Melonen


Die grösste Aromavielfalt und -Kraft findet sich unter Cantaloupe-Melonen. Der Name kommt vom Ort Cantalupo in Sabina / Italien. Dem Papst wurden Melonensamen aus Armenien geschickt, Mönche in seiner Sommerresidenz in Cantalupo züchteten damit um das Jahr 1700 die Stammsorten der heutigen Cantaloupe-Melonen. Diverse andere Melonentypen sind aber schon sehr viel länger in Europa bekannt.

Eine Untermenge der Cantaloupe-Melonen sind Charentais-Melonen, Abkömmlingen der Cantaloupe-Melonen, benannt nach der Gegend in Frankreich, in der sie bis heute beliebt sind. Sie sind noch aromatischer, wohl die Melonen mit dem stärksten Eigenaroma überhaupt. Innen orange, aussen meist glatt mit leichten Rippen, verhältnismässig kleine Früchte mit kurzer Haltbarkeit, stark duftend wenn vollreif. Früh reif.

Im süddeutschen Freilandanbau sind Charentaismelonen vielleicht die interessanteste Sortengruppe und auch die, bei der sich der Eigenanbau am meisten lohnt, denn ausgereifte Früchte erreichen wirkliche Spitzenqualität.

Cantaloupemelone Bari

"Bari" ist eine frühe Cantaloupe, nur wenige Tage später reif wie frühe Charentais-Melonen. 2018 schon Mitte Juli, sonst Anfang August. Sie ist wenig spektakulär, der Geschmack süsslich (erreichte 55° OE), aber kein ausgeprägtes Moschusaroma wie es Charentaistypen haben. Durchschnittlich krankheitsfest. Alte Massensorte ohne herausragende Eigenschaften. Ihre beste Eigenschaft sind die häufig grossen Früchte, die grössten erreichten bei mir 1,5 Kilogramm. Voraussetzung dafür ist gute Versorgung mit Nährstoffen.

Gruppe fast reifer "Bari" Melonen
Reife Bari-Melone. Stiel löst sich gerade, Farbe Gold.
Bari. Aufgeschnitten. Kernhaus gross, Schale dick.

Cantaloupemelone Stellio

Moderne Hybridsorte - von allem etwas, aber nichts richtig. Erträge gut, mit dem Geschmack konnte ich mich nicht anfreunden, wenig aromatisch. Sieht gut aus, wächst gut, früh (Süddeutschland Mitte Juli bis Mitte August). Sieht auch aufgeschnitten toll aus, das Fruchtfleisch ist kräftig dunkelorange, Früchte 800-1200g. Zeigte sich robust gegen echten und falschen Mehltau, aber sehr anfällig für Brennflecken und Stengelbrand. Sie schmeckten oft schon nach Aceton, wenn der Stiel abging. Besser schon ernten, wenn Risse am Steil erscheinen.

Gruppe Melonen "Stellio" Anfang Juli 2018

"Stellio" halbiert. Sehr kräftig gefärbt. Aber kein kräftiges Aroma.

"Stellio". Gut versorgte Pflanzen bringen verhältnismässig schwere Früchte.

Cantaloupe/Charentaismelone Summer Dream

Neuere Züchtung, ich würde sie zu den Charentaismelonen stellen. Interessant an dieser Sorte ist, dass sie sich recht robust gegen Krankheiten zeigt, vor allem gegen falschen Mehltau. Sie hielt länger durch wie andere Sorten. Nach dem Ansatz der ersten Früchte fruchtet sie schnell wieder, man kann länger ernten weil sie länger lebt. Die Samen sind nicht teuer und leicht zu bekommen. Mit 1,1kg ist sie gross, hat den Charentais-Moschusgeschmack. Etwas grosses, lockeres Kernhaus. Duft mittel. Stiel löst sich gerade so bei Vollreife. Bei Farbumschlag der Schale ernten. Wenige Tage später löst sich auch der Stiel. Ist es heiss, hat sie dann manchmal bereits Gärgeschmack.

"Summer Dream" glattschalig, grüngelb.
Grosses Kernhaus, Farbe innen etwas blass, aber gut.
Cantaloupemelone Wrangler

Früh (normales Jahr ab Mitte Juli), ertragreich, uniforme Früchte mit ca. 900g Gewicht. Frucht- und Aromaeigenschaften mässig, eher vom Cantaloupe-Typ wie vom Charentais-Typ. Früh reif und hält sich ein paar Tage. Duftet wenig. Diese Sorte würde ich für den Markt anbauen, aber nicht mehr für den Eigenbedarf.

Wrangler
Cantaloupemelone Orange Sherbet

Auch eine ältere Sorte vom Cantaloupe-Typ. Gut süss, Aroma okay. Lässt man sie lange genug an der Pflanze, löst sich der Stiel und sie wird innen bis zur äussersten Schale orange, vielleicht daher der Name. War aber etwas kränklich. Der grösste Frucht mit 2,23kg - ein Mordsding.

"Orange Sherbet" hat ovale Form
Durchgängig Orange
Stiel löst sich bei Vollreife. Dann tritt orange Saft aus.

Cantaloupemelone Emir

"Emir" ist aussergewöhnlich saftig, hat zartes Fleisch, lagert sich ein paar Tage lang gut. Vollsüss und gross ist sie auch. Frühreifend. Aber dieses besondere Charentais-Moschusaroma, auch im Duft, ist nicht kräftig. Mehr Cantaloupe wie Charentais. Kräftig benetzt wie sie ist, scheint sie auch Galiatypen im Stammbaum zu haben. Die Bilder von "Emir" bei Samenhändlern weichen deutlich voneinander ab. Kann sein, dass es bezüglich dieser Sorte Verwirrungen oder verschiedene Typen gibt.

Melone "Emir"
Links: De Charentais. Rechts: Summer Dream.
Oben: Zufallskreuzung. Unten: Emir.


Charentaismelone Murrmel

Es gibt sogar Sorten aus Deutschland, Murrmel stammt aus Steinheim an der Murr. Die Früchte werden selten schwerer wie 500g. Grosse Früchte sind breiter wie hoch, glatt, graugelb. Sehr süss (kann man auch als zu stark empfinden), aromatisches Charentais-Aroma, Duft kräftig, nicht haltbar, eher früh ernten kurz bevor sich der Stiel löst. Gesamtertrag mässig. Sehr viele Früchte mit Untergrösse, daher wahrscheinlich die weitere Namensbedeutung. Sie ist während der Reife empfindlich auf Regen. Regenwasser kann zwischen Frucht und Oberhaut gelangen, sie verdirbt dann schnell. Trotzdem eine gute Sorte für Freilandanbau, reift wie alle Charentaismelonen früh: In Hitzejahren ab Mitte Juli, sonst ab Ende Juli. Keine positiven oder negativen Auffälligkeiten bei Krankheiten.

Mehrere "Murrmeln" reif
Charentaismelone Petit Gris de Rennes

Das ist ein absoluter Klassiker, eine frühe Züchtung und sicher eine der geschmacklich Besten. Aber auch leider eine Mimose, nicht gerade krankheitsfest. Die Früchte sind ebenfalls klein, knapp 800g schwer, meist 650g, Früchte unterschiedlich gross, aber mit einem gutem Anteil normal grosser Früchte. Typische gefleckte Musterung mit zuerst dunkelgrüner Grundfarbe und breiten, geschwungenen Rippen. Man erkennt sie sofort. Süss, ausgesprochen ausgewogen in allen Komponenten, edles und feines Aroma. Duftet kräftig. Ertrag mässig, nicht haltbar. Herrlich. Mir sind auch schon späte Freilanddirektsaaten gelungen. Stiel löst sich bei Reife. Erscheinen Risse, dann sofort ernten.

Links die grüne Rennes, rechts die ebenfalls kleine "Murrmel"
Petit Gris de Rennes, klein aber oho
Charentaismelone Sivan

Moderne Sorte, F1-Hybride, gezüchtet in Frankreich, wird vertrieben von Graines Voltz. Samen sind leider in Deutschland nicht erhältlich, sie wird nur als Jungpflanze in Gartenmärkten verkauft, häufig veredelt. Sorte ist aber geschmacklich sehr gut mit viel Aroma, robust und liefert hohe Erträge. Wichtig für den privaten Nutzgärtner: Sie tut das über einen längeren Zeitraum, die Früchte reifen verhältnismässig folgernd. Mir lieferte eine Pflanze neun Früchte mit 600-800g. Das Fruchtfleisch ist ebenfalls schön, etwas fester aber mit samtiger Konsistenz. Stiel löst sich bei Vollreife. Duftet kräftig.
Ähnlich und in gleicher Weise über Gartenmärkte verkauft wird "Ardor", zeigt sich aber in allen Punkten schwächer wie Sivan.

"Sivan" links fast reif, rechts reif
Halbiert. Bisschen dicke Schale, aber gut.

Charentaismelone de Charentais

Der Urvater aller Charentaismelonen. Mit ihr hat sich der "Charentaistyp" von "Cantaloupe" endgültig getrennt. Reinerbig, keine F1-Hybride. Alle anderen Charentaismelonen-Züchtungen haben sie im Stammbaum. Sie schmeckt erstklassig, intensiv, ist aber nicht haltbar und die Pflanze ist unterdurchschnittlich krankheitsrobust. Sie durch einen feuchtkühlen Frühsommer zu bringen ist nicht einfach. Die Früchte sind klein, aber gleichmässig. Nur die spät angesetzten Früchte können verzwergen. Stiel löst sich bei Vollreife. Sollte man ausprobiert haben. Das ist genau der Typ Melone, für den sich Eigenanbau im Freiland lohnt.

Als alte Sorte sind die Samen preiswert. Von ihr sollte man viele Jungpflanzen ziehen und auch mit Freilandaussaaten Ende Mai experimentieren. Da sie früh reif wird, können auch Direktsaaten noch Früchte bringen. Eine gute Sorte, um verschiedene Stellen im Garten auf Melonentauglichkeit zu testen. Und wenn sie reif wird, man ihren Duft wahrnimmt, sie aufschneidet und hineinbeisst weiss man sofort, warum man sich die Mühe gemacht hat.

De Charentais, grüngrau, nur leicht benetzt, klein
De Charentais halbiert

Chamoe-Melonen aus Korea Early Silver Line

Chamoe-Melonen aus Korea sind einen eigenen Artikel mit mehr Hintergrund wert. Man bekommt Samen in Europa selten und die reifen Melonen niemals. Ich hatte schon mehrere Sorten, z.B. "Goldstar", die" Early Silver Line" und andere. Die Sortenunterschiede sind nicht so gross. Neuere Sorten sind etwas süsser und grösser, das typische Gewicht liegt bei nur 300-500g. Gut versorgte Pflanzen können bis in den Herbst fruchten und liefern viele der kompakten gelben Bömbchen. Auch für Topf- und Gewächshauskultur sehr gut geeignet. Die "Early Silver Line" hat dieselben Ansprüche an Platz, Klima und Boden wie eine Charentais-Melone, reift ein bisschen später. Auf Welke-Wurzelpilze ist sie anfälliger (wenig giessen!), auf Blattkrankheiten etwas weniger anfällig. Sie ist arttypisch quietschgelb, mässig süss, helles und sehr festes Fruchtfleisch. Das wird bei Überlagerung holzig, nicht matschig wie andere Arten. Und sie duftet etwas in ihrem typischen Aroma. Man schält sie mit einem Schälmesser, isst sie wie einen Apfel und am leckersten ist das Kernhausgelee. Das Aroma ist nicht stark aber spürbar, hat mit dem Aroma anderer in Europa gängiger Sorten wenig zu tun. Eigenständig. Für mich sehr, sehr angenehm, allerdings bin ich da nach meiner Zeit in Korea etwas vorbelastet. Dort habe ich kennengelernt und täglich gegessen. Der Stiel löst sich Vollreife, das scheint aber nicht bei allen Sorten der Fall zu sein. Sie schmeckt, sobald sie ganz gelb ist, auch die helleren Rippen. Haltbarkeit nach Ernte bis zu einer Woche.

Gut versorgt fruchtet sie reichlich
Eine Handvoll Melone
Halbiert und geschält: Chamoe-Melone

Weitere Zuckermelonen

Als Zuckermelone im Laden wird die grüne "Piel de Sapo" vekauft, sie ist lange haltbar und gut transportfähig, geschmacklich aber ausser einer kräftigen Süsse wenig differenziert, duftet auch nicht. Die Sorte ist mir für den Eigenanbau zu langweilig. Etwas interessanter ist die Variante "Gelbe Kanarische", die als Honigmelone verkauft wird. Die habe ich getestet.

Ihr Ansprüche an Boden und Wärme sind hoch, es ist keine frühreifende Melone, dürfte in weniger guten Jahren nicht reif werden. Hat sie das richtige Wetter und reift weiter die Supermarktware, wird sie sehr süss, für meinen Geschmack übersüsst. Der Stiel löst sich bei Vollreife nicht. Die Pflanzen werden relativ gross mit langen Ranken.
In etwa so reif wie Supermarktware
Weiter gereift wird die Schale gefurchter
In Vollreife bekommt das Fruchtfleisch einen rosa Schimmer

Hales Best

Alte Sorte aus den USA. Oval. Geschmack okay, aber Früchte faulen leicht, am Kelch und Stengelansatz reissen sie schnell auf, vor allem nach Gewitterregen. Anfällig falschen Mehltau. Sie schmecken gut, sehr saftig, weich, gefällig, Mischung aus Cantaloupe und Honigmelone. Aber es gibt Besseres.

Hales Best

Sakata Sweet

Sehr kleine Melönchen aus Japan. Sie reift früh und wird vor Vollreife geerntet, wenn die Schalenfarbe von Grün nach Gelb umschlägt. Dann ernten und noch gekühlt etwas liegen lassen. Verwandt mit den Chamoe-Melonen, ebenfalls festes Fleisch.

Essreife "Sakata Sweet"
Halbiert. Bei guter Düngung ist das Fruchtfleisch dicker.
Zu reif. Dann reisst sie und süsser rosa Saft tritt aus.
Galia-Melone Exelor

Galia-Melonen sind sehr beliebt im kommerziellen Anbau des Südens, weil sie sehr lange haltbar sind und gut transportfähig. Dieser Typ wird sogar im Winter aus Mittel- und Südamerika nach Europa exportiert. Bei uns reifen sie im Anbau oft nicht ganz aus. Aber es gibt auch Sorten, die das gut schaffen. Das Aroma ist leider oft nur mittelmässig.
Exelor schafft die Reife, in der Regel wird sie Anfang August reif. Meine Pflanzen hatten starken Fruchtansatz, waren aber auch gut versorgt. Keine besonderen Anfälligkeiten, aber auch keine besonderen Qualitäten. Vorrangig süss, Fruchtfleisch grünlich. Besser nicht erst ernten, wenn sich der Stiel von selbst löst, sondern schon wenn sich Risse am Nabel zeigen.


Gruppe vieler Exelor-Melonen. Gewicht max. 1,5kg.

Grünfleischige Melone Model

Interessante Varietät, auch eine die man auf den Märkten nicht findet. "Model" reift etwas später, eher Anfang August. Sie bleibt aber auch lange gesund. Die Melonen sind klein, gleichmässig gross, im Verlauf des Wachstums erst glatt dann gerippt, schliesslich bekommt sie goldgelbe Töne. Das Fruchfleisch ist sattgrün, bei Vollreife hellt es noch auf. Nicht zu früh ernten. Sie wird gelb und am Stiel bekommt sie Risse, braucht dann aber noch einige Tage bis zur Vollreife. Der Ertrag ist zögerlich, am Anfang als erster Ansatz oft nur ein, zwei Früchte, aber sie kann aber bis in den Herbst noch einiges nachliefern.
Im Aroma unterscheidet sie sich deutlich von Cantaloupe & Charentais. Am ehesten ist es einer guten Galiamelone ähnlich, aber mit einem eigenständigen Ton, etwas anis- und bananenartig, vielleicht fällt mir noch ein besserer Vergleich ein. Lecker und kräftig, meiner Ansicht nach viel besser wie die meisten Galiamelonen. Sicherlich eine Hybride mit Eltern verschiedener Sortengruppen.

Gruppe reifer und fast reifer "Model" Melonen
Kleine Früchte, 500-700g, im Schnitt knapp 600g
Innen kräftig grün, bei Vollreife hellt sie vom Kernhaus her auf.
Wassermelonen

Habt ihr noch nicht genug :-) ? Eigene Abteilung, für heute reichen die anderen Sorten. Angebaut habe ich schon Sweet Siberian, Viking, Sugar Baby, Crimson Sweet... aber da unterscheiden sich selbst angebaute Melonen nicht so furchtbar stark von gekaufter Ware, deshalb sind Wassermelonen für mich im Eigenanbau weniger attraktiv.

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