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Donnerstag, 26. Oktober 2023

Fehlschläge, frisch geliefert

Der Sommer war wieder Garten und mehr - draussen, nicht am Bildschirm mit schweissigen Fingern. Nach der Blog-Sommerpause nun mitten im Herbst der erste neue Beitrag, dessen Thema schon fast Tradition hat: Was lief besonders krass schief dieses Jahr? Man verkündet ja immer gerne kleine und grosse Erfolge im Garten. Verschweigen wir aber auch ganz freimütig die Fehlschläge dieses Jahres nicht, zumal man viel daraus lernen kann.

Pak Choi, geschossen in Frühlingshitze


Knollenziest, Crosne, Stachys affinis

Viel unscheinbares Grün, wenig dahinter...

So lecker die Knöllchen dieses Lippenblütlers sind und obwohl er sogar als invasive Art geführt wird: Es war fast schon zu erwarten, dass es nichts wird. Wurzelgemüse hat es meistens schwer hier. Auch der Knollenziest, der lieber sandigen Boden will und viel Wasser, dazu Temperaturen um 23°C. Hoffnungsvoll gepflanzt, wuchs er mässig, von den 50cm Höhe keine Spur, es blieb bei 20cm. Jetzt ausgegraben und nachgesehen, was unten dran ist. Und die Knollen sind: Lächerlich. Eigentlich nicht vorhanden. Die Grösste hatte 3mm Durchmesser. Das wird nichts mehr. Kompletter Fehlschlag.

Wo sind die Knollen am Knollenziest?!

 

Pak Choi und die Gartenschnecke

Abgefressener Pak Choi, nicht gefressenes Schneckenkorn

Pak Choi ist eine Art glatter Chinakohl, kleiner, hat ähnliche Bedürfnisse wie dieser, ist eine tolle Zutat für schnelles Bratgemüse. Er wächst nur im Herbst, die Frühlingspflanzungen sind mir noch nie gelungen, auch dieses Jahr nicht. Jedes einzelne Pflänzchen ist wieder einmal geschossen und bildete sehr bald einen dünnen Blütenstengel mit Blüten aus, anstatt Blattwachstum zu zeigen. Tagsüber Hitze, kalte Nächte, das klappt nicht, auch Chinakohl geht im Frühling nur in einem anderen, weniger extremen Klima.

Kohlerdflöhe am Pak Choi

Zweiter Versuch im Frühherbst, nachdem die Kohlerdflöhe endlich verschwunden sind, die alle jungen Kohlgemüse ziemlich schnell fertigmachen. Diesmal ist es die Sorte Tatsoi, die kleinbleibende Minipflanzen ausbilden soll. Mühsam in einer Pflanzplatte vorgezogen, dann ausgepflanzt. 80% wurden in den kommenden Tagen von Gartenschnecken gefressen, Arion Hortensis. Diese Art sind schwarze, kleine Schnecken, die ganzjährig ihr Unwesen treiben und sowohl im Blog als auch im Garten häufig anzutreffen sind. Dieses Jahr war es eine absolute Katastrophe. Zwei feuchte Wochen Ende Juli reichten dafür aus. Das reichte, um eine Massenvermehrung zu ermöglichen. Man sieht sie nicht, auch nachts nur selten, sie sitzen im Boden, bevorzugt an Wurzeln, kommen hoch wenn es feucht genug ist, kriechen nicht weit umher, sondern fressen die nächstliegende Pflanzen ab. In meiner Not streute ich dann Schneckenkorn. Ergebnis waren sehr viele Schleimspuren und tote Minischnecken, aber der Frass ging weiter. Weiteres Schneckenkorn bewirkte dann nichts mehr. Alle meine Herbstpflanzungen waren schwer unter Druck.

Arion Hortensis, Gartenschnecke. Klein und tödlich.

Und die überlebenden estlichen 20% der Pak Choi Pflanzen: Begannen sofort zu schiessen. Nette gelbe Blüten, wie im Frühling. Denn der Herbst hatte endlose Hitzetage, die Pflanze will aber gemässigte Temperaturen.


Samenkauf als Glückssache: Chinakohl Scarlette

Auch der Herbst-Chinakohl stand unter keinem glücklichen Stern. Ich wollte wieder die violette Mutation pflanzen, davon gibt es einige Sorten, zum Beispiel Scarlette oder Scarvita. Den hatte ich schon einmal, speziell für Salate ist sein Aroma und seine Optik sehr schön. Chinakohl ist ebenfalls eine empfindliche Kultur, diesmal habe ich ihn unter ein Gemüseschutznetz gepflanzt, um die vielfältigen tierischen Schädlinge zu vermeiden, Kohlfliege, Raupen, Kohldrehherzmücke, Erdflöhe. Allerdings kann man damit Pilzerkrankungen verstärken, denn es bleibt länger feucht unterm feinmaschigen Netz. Schnecken, Unkraut sind auch nicht leicht zu bekämpfen.

Jedenfalls wuchsen die Pflänzchen nach etwas trockenbedingter Bremse und wurden grösser - leider aber rein grün. Keine Spur von violett. Auch später nicht. Die Chinakohl-Köpfe wurden mittelgross bis klein. Das Aroma war nicht sehr lecker, etwas grob-kohlig. Viel Mühe, Ziel verfehlt, diesmal nicht wegen Anbaufehlern, sondern Samenhändlerfehlern.

Bei Sichtung des Samentütchens fiel mir dann ein, dass ich bei derselben Firma vor zwei Jahren schon einmal kräftig reingefallen bin: Lügende Rüben: Teltower Rübchen gefälscht.

Also Samentüte fotografiert mit Chargennummer drauf, Pflanzen fotografiert, an Dürr geschickt, geschrieben dass die Pflanzen der vermeintlichen Sorte Scarlette nicht violett wurden. Auch Wochen später keine Antwort, Firma Dürr schweigt. Ich denke, das ist das Ende meiner Käuferbeziehung zu Dürr. Fehler passieren, aber dort eindeutig zu oft.


Abschied von Äpfeln

Gut gepflegt und doch abgestorben: Roter Bellefleur

Steinobst gibt es schon seit einschliesslich 2017 nicht mehr, das neue Wetter sorgt mit bisher undenkbaren Warmphasen mitten im Winter für sehr frühen Austrieb, der dann von Nachtfrösten regelmässig zerstört wird. Neue Krankheiten, virulentere Krankheiten, immer mehr importierte Katastrophen, extreme Trockenheit mit Hitze sorgen dafür, dass der privat Nutzgärtner in der ganzen Gegend nur noch wenig bis nichts erntet.

Das Kernobst leidet auch. Trockenheit, Sonnenbrand, Krankheiten wie Rindenbrand, die so schlimme Katasatrophen verursachen, dass die Mehrheit der bekannten Sorten gar nicht mehr anbaufähig sind. Dieses Jahr war nicht einmal besonders schlimm, aber Schäden der letzten Jahre wüteten weiter in den gestressten Bäumen. Und dieses Jahr starben Bäume auch komplett ab. Ein wunderschöner roter Bellefleur etwa, sechs Jahre alt, gut gepflegt und im Ertragsbeginn. Schlagartig tot. Auch andere Äpfel, zwei ältere Säulenapfelbäume etwa - abgestorben. Auf der Wiese steht kaum noch ein Baum im Ertragsalter, die älteren Bäume sind fast alle so schwer geschädigt dass sie entfernt werden mussten und von den Neupflanzungen zeigen sich nur manche Sorten dem neuen Wetter gewachsen. Bisher.

Die Wiese kostet viel Zeit und Mühe. Früher haben wir regelmässig zwei Tonnen und mehr Äpfel bekommen plus massenhaft Steinobst, heute bin ich froh, wenn es noch zwei Kisten Äpfel werden, Steinost gibt es gar nicht mehr. Der Hobbyobstbau ist noch mühevoller und traurig gewordem und dies nicht nur in Einzeljahren so, sondern jedes einzelne Jahr der gesamten letzten sieben Jahre war sehr schlecht.

Gewisse Mitmenschen aus dem benachbarten Möckmühl-Züttlingen sind da schon weiter: Nach den Steinen letztes Jahr hat man mir diesmal am Sonntag Mittag, den 8.10.2023 Gartenabfall, irgendwelche Blumentopfrest angefahren und auf die Wiese gekippt. Obstwiesen als kostenlose Auffüllplätze, immerhin dafür scheinen sie für einige Zeitgenossen nützlich zu sein.

Sonntag vormittag mir auf die Obstwiese geworfen

 

Gute Geister nötig, Unsere Kürbisgeister im Herbst

Freitag, 16. Dezember 2022

Der Streusalzwahn

Streufahrzeug im Einsatz der Gemeinde
Selten genug kommt es hier vor, heute noch seltener als früher: Es schneit im Winter und ein bisschen Schnee bleibt auch wenige Tage liegen. Passiert es nachts, merkt man es hier in Möckmühl schon morgens vor dem Aufstehen. Es rumpelt, Traktoren fahren umher, auch im Wohngebiet, das hört man. Auch jetzt wieder, dieses Jahr.

Im Auftrag der Gemeinde wird gestreut. Leider in der Regel kein Splitt oder eines der modernen organischen Streumittel, sondern Salz, Streusalz, jährlich 1,5 bis 4 Millionen Tonnen davon im Land. Also bis zu 50 Kilo pro Einwohner! Bezahlt werden dafür schwindelerregende 400 Millionen Euro, die Tonne kostet 100 Euro plus Kosten für die Ausbringung. Es enthält Natriumchlorid (Kochsalz) und andere Chloride, Calcium- und Magnesiumchlorid und weitere Salze. An Steigungsstrecken ist Streuen sicher sinnvoll (aber nicht zwingend mit Salz), im flachen Tempo-30 Wohngebiet und bei seit Jahren vorgeschriebener Winterbereifung ist das einfach nur hirnrissig. Es kostet die Gemeinde, also den Steuerzahler viel Geld und die Streufahrzeugfahrer viel Arbeit. Und vor allem kostet es mich Pflanzen am Strassenrand.

Strasse und mein Vorgarten, in dem das Strassensalz
auch landet.

Unsere Wohnstrasse ist relativ schmal, hat keinen Gehsteig, kein Randstein. Kommt das Streufahrzeug, fliegt das Streusalz auch auf den Rand unseres Vorgartens und versalzt mir den ohnehin nicht guten Boden. Dort am Rand zur Strasse wächst blütenreiches Wildobst und das zeigt erschreckend viele Ausfälle. Das Salz reichert sich über die Jahre im Boden an. Die Folgen: Feinwurzeltod, verstärkte Verschlämmung, Schädigung von Bodenlebewesen. Schäden erscheinen zeitverzögert, ein vermeintlicher Trockentod im Sommer fand vielleicht nur deshalb statt, weil die Pflanze wegen Versalzung vorgeschädigt war. Das Lamento der weiteren Schäden an Bauwerken, an Fahrzeugen, an Tierpfoten, dem Abwassersystem, Fracht des feingegefahrenen Salzstaubs per Wind in weitere Entfernungen will ich gar nicht erst anstimmen, das ist bekannt und denkende Menschen wissen das schon lange.

Immer drauf. Reines Streusalz.


Völlig irre wird es, wenn einige Mitbürger streuen, leider in unserer Gemeinde mehr Regel wie Ausnahme. Motto: Mit beiden Händen voll raus oder mit irgendwelchen Streuhandwagen, die wallartige Salzhaufen hinterlassen. Dann landet oft mehr Salz als Schnee auf Wegen, ausgerechnet auch noch dort, wo sich Vegetation direkt anschliesst und Schmelzwasser in den Boden läuft.

Viel = Viel gut? Auf ebener Anliegerstrasse...
Gefällestrecke, da ist Streugut eher nötig
In Schweden, Finnland, der Slowakei und anderen Ländern wird kein Streusalz verwendet. Städte wie München (wo es wesentlich öfter Schnee und Frost hat wie hier), viele Andere und auch eine unserer Nachbargemeinden haben das längst abgestellt und damit viel Geld und Umweltschäden eingespart. Ein Hinweisschild an der Stadtgrenze weist darauf hin. Streusalzverwendung ist dort auch Privatleuten generell verboten. Die Gemeinde streut nur auf einigen Hauptstrassen, Gefällestrecken und an besonderen Stellen wie einigen Fussgängerüberwegen. Privatleute können Streusalz unabhängig von Gemeindeverboten säckeweise in jedem Baumarkt kaufen.
Gemeinde streut auch, wenn es trocken und eben ist

Wer am Grundstücksrand Probleme mit seinen Pflanzen hat, sollte mal prüfen, ob ihm im Winter vielleicht Salzfracht beschert wurde. Durch Streufahrzeuge oder streuende Nachbarn direkt, durch spritzenden Schneematsch, in dem Streusalz enthalten ist, durch von der Strasse hereinlaufendes Tauwasser mit Streusalz. Die Gemeinden mit ihrem eigenen Verhalten und ihren Regelungen sind das Problem, so wie auch in unserer auch auf anderen Feldern sehr umweltzerstörenden Gemeinde: Sprecht Gemeinderatsmitglieder an, den Bürgermeister. Kommt nicht mit radikalen Forderungen, sondern mit Geld sparen durch besonnene Verwendung und vor allem mit Beispielen von umliegenden Gemeinden, in denen das bereits praktiziert wird. Kein Gemeinderat interessiert sich für eure toten Gartenpflanzen und sehr wenig für Umweltschäden, aber wenn etwas Geld kostet und sich das leicht sparen lässt, gehen die Ohren schon viel eher auf.

Der Privatmann greift zum Salz - Garten daneben


Freitag, 18. Februar 2022

Die lieben Nachbarn

Herausgepflügter Grenzstein
Im engen und sehr stark vernutzten Deutschland ist es für Nutzgärtner heute fast unmöglich, taugliche Hausgärten oder wenigstens nicht zu weit entfernte Aussengärten zu bekommen. Wer nichts Brauchbares erbt, kein grosses Glück hat und nicht auf Goldsäcken sitzt, hat Pech gehabt und kann einen Garten nur in Form von "Farmville"-Spielen auf dem Smartphone beackern oder mit Balkontomaten spielen. Fette Garagen und Stellplätze, überall hingequetschte aufgeblähte und dröge Bürgerpaläste sind viel leichter zu finden wie bepflanzbare Fläche.

Und auch mit einem vorhandenen Garten gibt es unvermeidliche Begleiterscheinungen in Form von Nachbarn, zwischen die man zwangsläufig eingezwängt ist, ihren Koniferen oder anderen Schattenwurfkonstruktionen, den rauchenden Dauergrills, die mückenbrütenden künstlichen Gartenteichsümpfe, im Hitzestau zugepflasterten Bodens und allerlei Hüttenbauwerken. Wir haben immerhin noch das Glück, dass unsere Nachbarn einige Begleiterscheinungen unseres Nutzgartens und Nutztiere akzeptieren, was sonst oft kritisch gesehen wird - die Hühner etwa oder ein Bienenvolk auf dem Grundstück. Das ist alles nicht selbstverständlich und auch wenn es rechtlich erlaubt ist: Der Unfrieden nagt trotzdem, wenn es dann doch wühlt, egal ob berechtigt oder nicht.

In unserem Aussengarten im benachbarten Dorf Möckmühl-Korb geht es jedoch anders zur Sache. Da werden wir permanent genau beglotzt, weil wir nicht daneben wohnen, nicht zum Dorf gehören und wurden auch schon rücksichtslos offen angegriffen. Am Rande des Dorfs gibt es Nachbarn, die neben unserem alten Gartengrundstück richtig Ärger machten. Auch sonst läuft da einiges komisch, hätte ich das gewusst hätte ich auf das Gartengrundstück dort verzichtet - Bekannte warnten mich schon, Korb sei das "Dorf der Bekloppten", was ich als ironische Übertreibung wertete. Und dabei kannte ich sogar schon einige Leute dort, auf die das gut passt. Aufgefallen sind mir dort immer nur überdurchschnittlich viele verkniffenen Gesichter und dass unglaublich genau beobachtet wird, wer was macht, mehr noch wie die dorftypische gegenseitige Kontrolle, aber das wertet man auch erst als Subjektivität, Zufall.

Es sollte schlimmer kommen als nur komische Eindrücke. Wir haben dort wie im Hausgarten auch ein Pferdemistbeet, das mit Vlies abgedeckt wird, dort kommen Kürbisse drauf, ganz klassisch. Der riecht weder frisch noch abgelagert. Selbst wenn es kurzzeitig so wäre (was es nicht war), in einem Dorf mit verbreiteter Vieh- und Tierhaltung aller Art wäre das völlig normal. Aber das in der Nähe permanent herumsitzende und glotzende (was mir völlig egal ist) Rentnernachbarpaar brachte dazu einen überraschenden, heftigen, lauten, giftigen Frontalangriff aus heiterem Himmel, die Pferdeäpfel würden stinken, keine Pferdeäpfel im Garten gefälligst, sie werden sich beschweren bei der Gemeinde, unmöglich. Und so weiter. Hä?

Von da an kam noch viel mehr, über das zu beklagen sich hier nicht lohnt zu berichten. Ignorieren? Sicher. Auch hier: Der Unfrieden nagt trotzdem. Und die gestörten Quengler neigen dazu, ihren eigenen Unfrieden mit erfundenen Geschichten weiter auszubauen, Andere einzubeziehen, so dass sich ungute Stimmung ausbreitet. So passierte es auch. Und wehe! man macht selber tatsächlich einmal irgendeinen einen Fehler, antwortet falsch. Unter strenger Beobachtung wird das zum Super-GAU. Rückkehr aus dem Kriegszustand bis zum Tod ausgeschlossen. Komisch war auch, wie die Leute sich selber benommen haben. Mir sollte das Mistbeet verboten werden, direkt vor meiner Nase pumpte ein Korber Landwirt den Bach trotz ausdrücklichem Wasserentnahmeverbot mit der Motorpumpe leer. Umwelt und Natur sind im ganzen Dorf nur lästiges Zerstörungsfeld.

Doch nicht nur unterbeschäftigte und nervtötende Nachbarbewohner oder aufgeblasene Holzköpfe können einem das Leben schwer machen. Draussen in der Landschaft auf meinen Obstwiesen haben auch die landwirtschaftlichen "Profis" schon für endlos Erlebnisse gesorgt:

  • Einer, Landwirt, hatte einen grossen Mäher, mit dem er die Nachbarwiese meiner Obstwiese mähte. Um sich fünf Meter Umweg zu sparen, fuhr er statt über den Weg einfach quer über mein Grundstück durch meine Baumreihen hindurch. Mit dem bereits laufenden Mäher säbelte er damit meinen schönsten Kirschbaum bodennah samt Verbisschutz ab. Reaktion von ihm: Abhauen und Schweigen.
  • Eine Zwetschgenhecke ausschliesslich auf Fläche meiner anderen Obstwiese wachsend wurde mir vom Weg her mit einem Forstschredder abgefräst. Reaktion vom bekannten Verursacher: Schweigen.
  • Ein Landwirt pflegte sein angrenzendes Zuckerrübenfeld wirklich vorbildlich und hackte besonders gross gewordenes Unkraut aus. Das warf er einfach auf meine Obstwiese, über eine Trockenmauer hinab auf meine Tafeltraubenrebenreihe. Reaktion von ihm: Schweigen.
  • Einer mähte mit schweren Gerät einen angrenzenden Grasweg. Offenbar besoffen oder am Handy spielend, denn er machte auf schnurgerader Strecke eine Kurve und fräste in meinen Heckenhang und über eine von mir angelegte Treppe aus Feldsteinen hinein, die damit zerstört wurde. Reaktion von ihm: Abhauen, schweigen.
  • In der Nähe sein reicht: Irgendwelche Erbinnen lassen ihre geerbte Obstwiese vergammeln, Meine liegt daneben. Verpachten oder nutzen lassen oder gar verkaufen wollen die Damen natürlich nicht, lieber alles trotz Mäh- und Pflegepflicht verrotten lassen. Irgendwann fällt dort ein seit Jahren toter Baum um und beschädigt den Zaun eines benachbarten Pferdehofs. Als ich bei mir Baumschnitt mache, sieht das die Pferdehofdame, kommt vorbei und macht mich ohne Punkt und Komma zur Sau, was das solle, der Baum der ihre Koppel beschädigt. Ich komme gar nicht zu Wort. Als ich es komme, sage ich ihr gesittet, dass ich mit dem Nachbargrundstück nichts zu tun habe, sie wende sich bitte an die Besitzer. Reaktion von ihr: Schweigen mit offenem Mund. Sie dreht sich um und geht einfach. Sind keine Dritten in der Nähe, werden viele Leute enthemmt und drehen leicht durch.
  • Letzte Woche: Unser entfernt liegender Acker, Erbstück, verpachtet gegen Centbeträge, weit unter landesüblicher Pacht. Ein Ende der Fläche ist nicht als Acker genutzt, sondern als eine 200qm kleine Obstwiese. Vier Bäume, teilweise alt und nicht mehr gesund. Ich pflanze neue Apfelbäume, schütze sie mit Pfahl und Draht. Landwirt mäht sie einfach um. "Ist halt passiert". Letzter und ältester Baum wird morsch, ich will ihn absägen. Baum stürzt Ende Februar im Sturm um. Landwirt fährt mit Traktor sofort in derselben Woche hin, klaut den Stamm, das Geäst lässt er liegen. Ich bekomme nicht mal mehr das Brennholz. Reaktion von ihm: Schweigen. Diese Landwirte sind im Boom-Landkreis meistens mehrfache Millionäre, Geld vom Baulandverkauf macht sie dazu, während sie sich gegen die eigenen Verpächter wie die allerletzten kriminellen Bescheisser benehmen und in ihrer Arroganz auch noch glauben, das würde keiner merken. Bezahlt werden sie auch mit Agrarsubventionen, auch für Pachtland, wer mal nachsehen will für was seine Landwirtsnachbarn Geld bekommen kann dies in einer Datenbank tun, einfach die Gemeinde eingeben in der die Leute sind: https://agrar-fischerei-zahlungen.de/Suche . Übrigens hat man sich hierzulande strikt geweigert, diese Zahlungen gemäss EU-Vorschrift offen zu legen, das musste erst gerichtlich erzwungen werden. Proteste vom klimatisierten 300000 - Euro Traktor herunter wirken auch etwas seltsam.

Und Nein, Landwirte sind selbstverständlich nicht alle so, es gibt wie in fast jedem Beruf (ausser Juristen, würden Viele sagen) auch viele ausgesprochen ehrbare, hochintelligente, sachkundige, offene Menschen, mit denen von vornherein selten Probleme entstehen. Ich kenne Einige, wenn auch eher seltener vom Typ "Landwirt aus Passion und Willen" und mehr "Landwirt weil Land geerbt". Von denen ist aber hier nicht die Rede. Leider gibts auch mehr als genug der "anderen Sorte" oder reine Opportunisten: Lächeln, wo es was bringt; zuschlagen wo es was bringt. Und man kann sich niemand als Nachbarn aussuchen.

Was tun?

Was ist zu tun, wie geht man mit solchen Dingen um? Aus langer Obstwiesen- und Nutzgartenerfahrung kann ich dazu sagen:

  • Es gibt keinen Ort im engen Deutschland, der sicher vor übergriffigen oder irren Nachbarn ist. Ein Garten ist immobil, man kann nicht mit ihm umziehen wenn einem die Nachbarn nicht passen und wenn man selber umzieht, ist das Risiko woanders genauso hoch. Fazit: Keine Flucht, keine Suche nach besseren Orten machen, sondern das Risiko irrer und toxischer Nachbarn muss zunächst einmal als unvermeidliches Faktum gesehen werden. Freuen, wenn es nicht so kommt, sich klar machen dass es so kommen kann.
  • Mit Landwirten zu sprechen, die Mist bauen ist meistens ergebnislos oder, schlimmer noch, ruft Trotz und noch mehr Ärger hervor. Man wird als Hobbyist mit Obst-Hanggrundstück ohnehin nicht anerkannt, sondern lächerlich gemacht und grinsend mit völlig erlogenen Märchenerzählungen für dumm verkauft. Rechtliche Schritte bei Übergriffen kann man sich sparen. Man müsste Gerät und Person in flagranti beweisbar erwischen. Typischerweise kommt Herr Landwirt zuerst mit "das hat ein Anderer getan, vielleicht jemand der es mir anhängen will". Das ist auch ihre Standardausrede, wenn sie Grenzsteine notorisch herausackern. In eine enge Gerätehalle fahren sie millimetergenau, auf dem Acker liegen alle Grenzsteine herausgepflügt am Rand und man schneidet mit dem Tiefpflug besonders in die Nachbarobstwiese, so dass den Bäumen halbseitig die Wurzeln abgeschnitten werden. Auch das habe ich mehrmals erlebt, zum Glück nicht bei meinen eigenen Bäumen.
  • Selber mit offenen Karten spielen. Wer sich bei mir beschwert, erhält von mir meine Visitenkarte. Wer ich bin, kriegt man sowieso raus, die Visitenkarte zu überreichen strahlt Selbstbewusstsein aus und zeigt, dass man dazu steht, was man macht. Es gab schon Leute, die sich mit dieser Visitenkarte in der Hand im Überschwang des Ärgers tatsächlich bei Dritten beschwert haben, womit sie sich gründlich selbst lächerlich gemacht haben, was dann auch für Ruhe sorgte.
  • Kleine Geschenke, Versöhnlicheit, mehr als Standardhöflichkeit zeigen sind nett, bringen aber absolut nichts oder verführen zu weiteren Übergriffen nach dem Motto "Baum niederwalzen und lächelnd Geschenke dafür bekommen". Die meisten Ärgerproduzenten tun das, weil sie es können, weil man existiert, weil sie gekränkt sind, weil sie einen sowieso für dumm verkaufen und lassen davon nicht ab, wenn man auf gutes Wetter und normale Nachbarschaft macht.
  • Ungerührtes, gradliniges, korrektes Verhalten ohne oder mit ungekünsteltem Lächeln im Gesicht ist meist die beste Strategie. Bei landwirtschaftlichen Nachbarn sollte man seinen passiven Schutz stärken. Ein Jungbaum am Rand, der nicht von einem dünnen Holzpfahl gestützt wird sondern von einem alten Stahl-Wasserrohr wird eher nicht vom Mäher angesägt. Sichtbarmachung und Schutz des Grundstücks anstreben, zum Beispiel indem man Holzstapel direkt an die Grenze setzt und sich damit trotz Zaunverbot im Aussenbereich schützt. Das zeigt auch, dass hier kein vergessenes Wildgrundstück zur freien Verwendung liegt.
    Dummes Geschwätz von Nachbarn sollte man sich nicht anhören, damit beschmutzt man sich nur, lässt sich Zeit und Nerven stehlen. Solche verbales Müllabladungen sollte man kurz und heftig unterbrechen, anstatt Zuhörer oder gar Therapeut zu spielen.

Zu jedem Garten und jedem Grundstück gehören viele Nachbarn und bei einem gewissen Prozentsatz wünscht man sich, sie oder man selbst wären lieber woanders. Das müssen wir akzeptieren in einer Weltgegend, die erstickend dicht besiedelt, bebaut, stark genutzt ist und restlos parzelliert bis in kleinste Einheiten. Einfache Lösungen und Auswege gibt es nicht.

Sonntag, 26. September 2021

Fehlschläge des Jahres

Seine dicksten Melonen, die buntesten Tomaten, die längsten Bohnen, sein trickreich gezogenes exotisches Obst, das stellt jeder Gartenfreund gerne vor. Zu den Fehlschlägen und Reinfällen hält man sich gerne deutlich bedeckter, obwohl so mancher Nutzgärtner Jahr für Jahr mehr Fehlschläge wie Erfolge erlebt. Aber da muss man durch: Was waren die grössten Reinfälle dieses Jahr? Hier meine Jammerliste:

 

Lügende Rüben: Teltower Rübchen gefälscht

Richtiges Bild, falsches Gemüse

Ich hätte es wissen müssen, schon die Beschreibung war nicht ganz koscher. Das Bild auf dem Samentütchen zeigte aber ganz eindeutig Teltower Rübchen. Die Rückseite der Tütchens beschrieb allerdings den Anbau von Gurken. Leider war der Inhalt auch Gurke. Das stellte sich dann heraus, als ich mein Lieblings-Wurzelgemüse "Teltower Rübchen" auch dieses Jahr im August auf extra grossem Beet ausgesät hatte. Die Pflanzen wuchsen kräftig, grosse Freude. Bis ich merkte, was unten dran war: Gewöhnliche rundovale weisse Mairüben. Die sind geschmacklich was völlig anderes, auch viel schlechter haltbar und hätten mit mehr Abstand gesät gehört, diese Sorten sind zudem weit billiger. Keine Teltower Rübchen für mich dieses Jahr, das ist bitter. Für eine erneute Einsaat war es zu spät. Und sowas wird in Raiffeisenmärkten verkauft... liebe Firma Dürr: Nie wieder. Traurig ist auch, dass selbst in Saatgutfirmen die Kompetenz von Gemüse und Gemüsesorten so weit abgesoffen ist, dass es offenbar nicht mehr auffällt. 

Gurken? In der Tat.

 

Tomaten: Das Ende der schönen Tomatenzeit

Tomaten, nix wars. Braunfäule, das wars.

Die letzten Jahre waren ausnahmslos trocken und heiss. So viele Nachteile das hatte, ein Vorteil davon war: Plötzlich gelang jede Tomatensorte. Tomatenanbau für Dummies im Freiland, alles klappte. Man gewöhnte sich sehr schnell daran. Dieses Jahr kam der Rücksturz in alte Zeiten, viel Blattfeuchte sorgte in unserer Region für den kompletten Zusammenbruch der Freiland-Tomatenkulturen bereits Mitte Juli. Flächendeckend. Königin Braunfäule regierte wie eh und je und frass sich durch Früchte wie Pflanzen. Wie gut hatten wir diese früher häufige Entwicklung verdrängt, wie bitter war der Zusammenbruch nun. Ein böses Erwachen. Die letzten Jahre hatten wir wenig anfällige Sorten nicht mehr ernst genommen, es klappte auch so. Behandlungsmittel gegen Braunfäule haben wir ignoriert, braucht man nicht. Wer sich dieses Jahr  angesichts mühevoll gezogener und dann abgefaulter Pflanzen des Pflanzenschutzes erinnerte, stellte obendrein fest, dass eine wichtige Mittelgruppe nicht mehr verfügbar und nicht mehr zugelassen war.

So ähnlich lief es übrigens auch beim Wein: Totalschaden durch Echten und falschen Mehltau nach vielen Jahren, in denen auch empfindliche Sorten was wurden.

 

Feigen: Es klappt einfach nicht

Raupe, Gespinst, Kot, Löcher in Feige

Feigen sind Mode, viele Leute glauben "Klimawandel = Jetzt kann man Feigen pflanzen". Discounter verkaufen Jungpflanzen, in Foren hat man manchmal den Eindruck, es gäbe kein anderes Obst mehr, so viel wird drüber diskutiert.

Die Praxis ist weit ernüchternder, jedenfalls an vielen Orten. Feigenbäume wachsen zwar tendentiell besser als früher und schaffen es auch öfter, etwas Grösse zu erreichen, aber ausserhalb geschützter Zonen wie Kübel, direkt an Hauswand, in Innenhöfen, grossen Städten, Gunstlagen sind die Erfahrungen mit reifen Früchten anhaltend frustrierend. Obendrein hat sich in ganz Deutschland auch noch ein Schädling verbreitet, der Feigenspreizflügelfalter. Dessen Raupen fressen sich fast den ganze Sommer durch die Feigenblätter und legen Gespinste an. Keine Früchte, dafür ein Extraschädling, das frustriert.

Was passiert? Sie setzen gut an, stehen durch die warmen Winter schnell im Saft und dann beenden die üblichen Frostnächte zu den üblichen Terminen Ende April die Ernte gründlich. Feigen tragen zwar theoretisch mehrmals im Jahr, aber die erneut im Sommer angesetzten Früchte werden so wie früher grösstenteils nicht mehr reif. Ein paar Leute mit Gunstlagen und Kübelkultur schreiben aber endlos in Foren inclusive beeindruckender Bilder, so dass der Eindruck entsteht, nun ginge überall was. Tut es nicht. Auch dieses Jahr sind meine 2,5m - Feigen voller schöner Früchte. Und auch dieses Jahr wird es nur ein paar Probierfrüchte im Oktober geben, der Rest krepiert und mumifiziert im Winter, weil er nicht reif wird. Die Sommerernte starb im Winter und der Rest im April den Frosttod. Letztlich sind es wieder nur raupenzerfressene Platzverschwender gewesen.

 

Frostschäden: Schlimmer denn je

Junge Kirschen nach Frostnacht. Aus.

Baumobst war generell ein Fehlschlag, auch dieses hoffnungsvolle Jahr und leider nicht nur bei Feigen. Das letzte gute Erntejahr ist über fünf Jahre her, aber schon davor wurden die Ausfälle zur Regel. Danach kam ein Jahr mit Jahrhundertfrost, zwei Jahre mit Jahrtausendtrockenheit und faulenden Trockenfrüchten am Baum, dann nochmal Frost. Mittlerweile ist es amtlich: Alle Winter wurden ausnahmslos wärmer, der Austrieb begann früher, frühere Blüte - und Frostnächste pflügen sich unverändert wie eh und je im April und oft auch Mai durch Blüten und Jungfrüchte. Damit sind zerstörende Frostschäden nicht mehr Ausnahme, sondern Norm geworden. Bestes Beispiel sind Kiwis: Die sind dreimal abgefroren. Austrieb, Frost, Austrieb, Frost, Austrieb, Frost. Die kommerzielle Kiwiplantage in der Gegend hier hat so massiv und dauerhaft frostschutzberegnen müssen, dass danach das Wasser tagelang in der Anlage stand, das sah aus wie ein neuer grosser See. Die entstandene Staunässe schädigte schliesslich auch die Wurzeln.

Und so endete viel Arbeit, Pflege und Mühe auch 2021 wie so viele vorigen Jahre schon im April: Steinobst 95% Schaden, auch die sehr robusten Sorten. Nur eine Handvoll Pfirsiche, Zwetschgen, Mirabellen, Kirschen, Renekloden. Keine Mandeln und Aprikosen, daran haben wir uns aber schon als Dauerzustand gewöhnt. Birnen Ausfall bis sehr schwach, Äpfel Totalschaden an frühblühenden Sorten, spätblühende Sorten mit besserem Ansatz. Wenigstens das, sonst wäre es wieder einmal ein Komplettausfalljahr geworden.

Montag, 28. Dezember 2020

Helianthus strumosus, die Sonnenwurzel

Blüte Helianthus Tuberosus, Topinambur

Ein typisches frisches Gemüse aus dem Nutzgarten im Dezember sind Topinambur, in den USA auch seltsamerweise Jerusalem-Artischocke genannt, obwohl sie dort heimisch ist. Die Pflanze ist ganz langsam aber sicher bekannter geworden, hat aber nie den grossen Durchbruch geschafft. Sie kann auch zum Unkraut werden, ist ein Neophyth der sich in Flusstälern auch leicht von selbst ausbreitet. Auch hier an der Jagst gibt es ein paar Stellen, an den sie ausgewildert zu sehen ist, ihre Konkurrenzkraft ist aber bei weitem nicht so gross wie die des Springkrauts oder gar des Sachalin-Knöterichs, der ein echtes Teufelszeug ist.

Topinambur gehören zur Gattung der Helianthi, der Sonnenblumengewächse. Davon gibt es sage und schreibe 67 Arten, alle stammen ausschliesslich aus Nordamerika. Helianthus tuberosus, wie die Art mit botanischem Namen heisst schmeckt so la la, was einer der Gründe für ihre mehr als mässige Beliebtheit darstellt.

Helianthus strumosus, Knollen?

Nun ist seit ein paar Jahren noch eine Topinamburverwandte in Deutschland auf Internetseiten und bei Pflanzenverkäufern aufgetaucht: Helianthus strumosus, die "Sonnenwurzel". In den USA heisst sie Blassblättrige Waldsonnenblume. Nah verwandt ist die Topinambur, die blasse Sonnenblume (H. decapetalus), Waldsonnenblume (H. divaricatus), die borstige Sonnenblume (H. hirsutus). Angeblich soll die Sonnenwurzel besser schmecken wie Topinambur, glattere Knollen haben. Auf mehreren Internetseiten, auch deutschen wird das als Tatsache verkündet. Das habe ich dieses Jahr ausprobiert, eine Pflanze für nicht gerade wenig Geld gekauft und im Mai gesetzt. Sie wuchs gut. Bei genauerem Hinsehen wurde ich jedoch misstrauisch, das Ding sah sehr nach gewöhnlicher Topinambur aus. Also fing ich an zu recherchieren, las die Bescheibungen von H. Strumosus und kam ziemlich schnell zu einem eindeutigen Ergebnis. Das lautete:

Die Sonnenwurzel gibt es gar nicht. Die Art Helianthus strumosus gibts es natürlich schon, aber sie entwickelt generell überhaupt keine Knollen, nur ganz normale dünne Wurzeln, die für die Ernährung aber untauglich sind. Brauchbar sind sie nur für einen Absud, der gegen Würmer bei Kindern angewendet wird. Was man mir verkauft hat, war in der Tat nur eine Standard-Topinambur und zwar die Sorte "blaue Französische". Tja... man sollte nicht jeder vermeintlichen Neuigkeit nachrennen.

Sehr hohe Pflanzen

Bleiben wir noch etwas bei Topinambur. Obwohl ich sie schon als Kind im Garten meiner Eltern kennengelernt habe, bin ich nie so recht warm geworden mit ihr, habe sie in geringem Unfang aber bis heute angebaut. Das ist der Grund, dass sie auch in der Gartenzone keine grössere Erwähnung fand. Einige ihrer grössten Probleme würden sich aber durch Zucht sicher verbessern lassen:

  • Die sehr unförmigen Knollen mit Sprossknollen, kaum zu reinigen, schwer zu verwerten. Einige Sorten sind da schon recht weit und haben Knollen, die für die Verarbeitung viel besser geeignet sind, Gföhler Rote etwa.
  • Hohe Stengel, die in unseren böigen Lage und den zunehmenden Unwettern im Verlauf des Herbsts fast immer umgerissen werden. Auch da gibt es schon kleiner bleibende Sorten, z.B. Topstar.
  • Normalerweise zerfällt das Fleisch schnell, beim kochen etwas länger fester bleibend wäre enorm hilfreich. "Gute Gelbe" geht in dieser Richtung.
Zubereitung in der Pflanne

Leider gibts keine Sorte, die das kombiniert. So weit ist der Weg dorthin aber nicht. Andere Probleme lassen sich wohl nicht lösen. So wirkt nach längerer Esspause eine gute Potion Topinambur recht drastisch abführend, der Körper gewöhnt sich zwar mit der Zeit an die verantwortlichen Oligosaccharide, aber nach der schlechten ersten Erfahrung haben viele Leute einfach keine Lust mehr auf dieses Gemüse.

Und für mich gilt das Fazit: Reingefallen mit Helianthus strumosus. Misstrauischer sein.

Schön sind sie ja, aber auch kaum zu reinigen

Als Sichtschutz tauglich

Die "blaue französische" Topinambur zeigte sind in keinem Punkt überlegen, die Sorte kann man kaum weiterempfehlen. Der Hauptstengel wurde fast 3m hoch und war recht kräftig. Und an einem Standort im Spätsommer durch Windböen prompt umgerissen, die Knollen waren da noch unterentwickelt. Am anderen Standort habe ich sie an einem Zaun angebunden und ganz ausreifen lassen, erst Ende November nach den Knollen gegraben. 

Die Gesamterntemenge einer Pflanze lag bei unter 3kg und viele Knollen waren kaum verwertbar, weil klein und sehr verwachsen. Für ein mühsam hergestelltes Gericht stand ich ganz schön lange in der Küche und war mit der Reinigung und Zurechtschneiden der Knollen beschäftigt. Das Aroma unterschied sich nicht von anderen Sorten, wenigstens zerfiel sie nicht so schnell und roh sieht sie wegen der Farbe attraktiver aus wie die gelblicheren Sorten. Die Pflanze setzt früh viele Blüten an, sie wäre enger gesetzt auch als Sichtschutzpflanze brauchbar. Ansonsten: Muss nicht sein.

Die Blüten sind attraktiv für Bienen und Wildbienen, viele Pollen, aber wenig Nektar
Stengel ist bei Topinambur stark behaart, bei H. Strumosus jedoch nicht.
"Blaue Französische" hat recht kleine Knollen
November. Laub abgestorben, Pflanze erntereif

Sonntag, 22. Dezember 2019

LKW-Gärten

Vorsicht, es folgt wieder einer der seltenen Rants, der aber durchaus etwas mit Gärten zu tun hat.
Die Geschwindigkeit, mit der Landschaft, Gärten, wertvolles Ackerland verschwindet ist beängstigend. Der Nutzgärtner findet nicht einmal Kleinflächen, während gigantische Industrie- und Wohngebiete auf Grossflächen in nie gekanntem Ausmass gebaut werden. Warum setzt man auf quantitatives Wachstum, das zerstört und Substanz frisst?

Ist-Zustand Maisenhälden. Krasser Brutalismus
zerstörte Landschaft, gigantische Überformungen
Unsere Gemeinde Möckmühl ist dafür leider keine Ausnahme, sondern ein besonders krasses Beispiel, über das schon hier spezielles und grundsätzliches zu lesen war. Vor zwei Wochen hat nun der Bürgermeister im Gemeindeblatt an prominenter Stelle mit Foto den neuesten Schlag bekannt gegeben: Es wäre ihm gelungen, sage und schreibe neue 134000 Quadratmeter an einen "Logistikdienstleister" zu verhökern, diesmal die Firma "ECE Industrie und Logistics GmbH & Co KG". Dieser Wahnsinn in einer weithin sichtbaren Höhenlage soll schon in wenigen Monaten durchgepeitscht und betoniert werden. Was dort passiert und wie er über den Tisch gezogen wurde, weiss der Kleinstadtbürgermeister nicht. Die Firma ist ihrerseits eine Art Zwischenhändler, selber ein in sechs Ländern tätiger Immobiliengigant mit englischer Startseite, sie vermietet an andere Logistiker. Der Konzern ist gross und undurchsichtig, existiert als maximal risikominimierende Rechtskonstruktion. Die Gemeinde hat also nicht einmal mehr etwas zu melden, wer dort dann mit was Business macht, was an Gewerbesteuer zu erwarten ist, das bestimmt dieser Privatkonzern.

Landstrassenränder = LKW Parkplätze
In diesem wahnwitzig grossen Industriegebiet wird damit Dank Bürgermeister Stammer und offenbar auch der Gemeinderatsmehrheit die bereits riesige Horde der LKW-Aufmarschplätze potenziert. Die Bauleitplanung hat die Gemeinde. Theoretisch ist sie ebenfalls an das Grundgesetz gebunden, das in Artikel 20a eine Verpflichtung zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen vorschreibt. Es gibt dort in "Maisenhälden" ausschliesslich solche Firmen, Riesige Lager, LKW-Vermieter, LKW-Firmen. Die Arbeitsplätze dort werden zu einem hohen Prozentsatz von Billigkräften aus dem ferneren Osteuropa besetzt, was nicht nur das Industriegebiet, sondern auch die ganze Gemeinde immer stärker prägt. Qualifizierte und besser bezahlte Stellen sind im Verhältnis dazu sehr wenig darunter. Die Arbeiter sind selber eine unter Druck gehaltene Verfügungsmasse und auch über Leiharbeitsfirmen beschäftigt. Diese Betriebe bekommen aus guten Gründen in den meisten Gemeinden auch für viel mehr Geld keinen Quadratmeter mehr verkauft. Vor kurzem wurde beispielsweise sogar Amazon mit einem geplanten Verteilzentrum in Schwäbisch Gmünd hinausgeworfen und dafür genau die Gründe angeführt, die auch hier gelten: Sie sind extrem flächenfressend, der irrwitzige LKW-Verkehr verursacht allerlei Kollateralschäden, die Arbeitsplätze gehören zu den miesesten überhaupt, die laufenden Gewerbesteuereinnahmen der Lager und "Logistikdienstleiter" sind lächerlich niedrig - Möckmühl ist deshalb auch "steuerschwache Gemeinde". Die Gemeinde kann das nicht einmal kalkulieren, weil sie die Hoheit, wer dort überhaupt einzieht abgegeben hat. Nicht einmal die Angestellten bringen Kaufkraft in die Gemeinde, im Gegenteil, sie fliesst ab. Die sowieso schon geringen Löhne wandern sofort ins Ausland, aber Infrastruktur benötigen diese Menschen trotzdem hier. Man muss schon komplett lernresistent sein, um all diese schlechten Tatsachen wieder und wieder in seiner Gemeinde auszuweiten. Welche Interessen sind da eigentlich am Werk?

Gut geeigentes neues Stadtwappen für Möckmühl
Der Irrwitz der schweren LKW-Aufmarschplätze und Giganto-Lager ist exakt die Art des wirtschaftens, die sich die Welt eigentlich schon lange nicht mehr leisten kann und darf. Sie sorgt für grosses rein quantitatives, ressourcenfressendes Wachstum und den stärksten qualitativen Absturz. Während die Möckmühler Schulkinder jede Woche eine halbes Jahr lang Klimaschutzdemonstrationen veranstaltet haben, hat der Bürgermeister den nächsten riesigen LKW-Aufmarschplatz an Land gezogen und die Eltern dieser Kinder, wenn sie im Gemeinderat sind, haben das mehrheitlich gebilligt. Vormittags demonstriert der Nachwuchs, Abends stimmen die Übertölpelten für die Fortsetzung einer der grössten Zerstörungsaktionen in der Gemeinde. Sie hinterlassen ihren Kindern zerstörte Böden, zerstörte Landschaften, LKW-Ruinen und Asphalt einer Vollgas-Entwicklung in die Sackgasse.

Lageskizze und Grössenvergleiche
Die Flächen sind so riesig geworden, dass allein in diesem einen Industriegebiet jede Familie der Stadt Möckmühl dort ein 500 Quadratmeter grosses Grundstück haben könnte, um einmal die Verhältnisse und Ausmasse zu verdeutlichen. Die Lager- und Verkehrsfläche pro Kopf möchte ich gar nicht ausrechnen, aber von dem, was auf dem gründlich zerstörten, aber ehemals erstklassigen Boden mit erstklassiger Ackerzahl (=Bodenqualität) wächst, könnte eine halbe Grossstadt mit Brotgetreide versorgt werden. Wie konnten wir nur all die Jahre ohne diese ins unermessliche wachsenden Logistiker überleben? Ohne die donnernden schweren Diesel - LKWs mit ihren immer müde aussehenden Fahrern aus Litauen oder Rumänien, die uns beispielsweise mit immer mehr Schrott aus China, Fleisch aus mit südamerikanischen Sojabohnenfutter gepäppelten Tieren, Gemüse aus Plantagen in Marokko versorgen? Was für ein Riesenwohlstand uns doch vorher entgangen ist und wie sich unsere Lebenqualität durch diese "Wirtschaft" erhöht hat.

Auf dieser Fläche sind die nächsten LKW-Hallen geplant
Der Bürgermeister argumentiert, dass die Stadt die Einnahmen aus dem Grundstücksverkauf für andere Projekte, vor allem für die Erschliessung neuer Baugebiete benötige. Das ist direkte Folge des grandiosen Fehlers, nur gewerbesteuerschwache LKW-Schuppen anzusiedeln und diesen Fehler wiederholen die Verantwortlichen Personen wie Brummfliegen, die wieder und wieder gegen ein geschlossenes Fenster prallen. Wieso plant eine Stadt eigentlich überhaupt Baugebiete mit negativem Saldo, als Zuschuss-Verlustgeschäfte? Wieso wird mit der Zerstörung einer Fläche die Zerstörung anderer Flächen finanziert? Was ist das für eine Art zu wirtschaften, wenn man nur mit solchen bedingungslosen Kapitulationen im Industriegebiet zu Geld kommt? Was, wenn keine Flächen mehr da sind, die man gegen Geld verheizen kann? Das ist Leben von der Substanz, die damit unwiderbringlich zerstört wird. Das neue Projekt findet auf einem kräftig abfallenden Gelände in weithin sichtbarer Aussichtslage statt, das zu planieren wird schon für sich gigantisch, das Gesicht der Gegend wird damit ebenso weithin sichtbar komplett verändert, LKW-Industriell umgeprägt. Vermutlich werden die bis zu 35 Meter Höhendifferenz auch noch als Erddeponie missbraucht, wie es bei einem danebenstehenden Grundstück bereits passiert ist.

Symptomatisch für die grenzenlose Kurzsichtigkeit, mit der Menschen, Natur und Verstand abwickelt werden stehen auch kleinere Projekte in der Gemeinde. Eine der letzten innerörtlichen Obstwiesen wurde mit einem Ärztezentrum bebaut - in einer wichtigen Frischluftschneise, ausgerechnet direkt neben einem grossen leerstehenden Krankenhaus, das weiterhin ungenutzt gammelt. Wo blieb da die Immobilienhandelsfachkunde der Verantwortlichen? Zerstörung "rechnet sich", neben dem Leerstand die letzte Wiese des Stadtteils zu vernichten ist billiger anstatt Bestehendes für das an sich löbliche Projekt eines Ärztezentrums zu renovieren, also wird es gemacht. Schon der Gedanke ist Widersinn, gesunde Menschen mit einer immer kränkeren Umwelt schaffen zu wollen. Die Frischluftschneise ist ebenfalls kein Spass, Stadtklimatologisch hat Möckmühl sowieso schon lange sich verschärfende Probleme, die Temperaturen am Kesselgrund lagen in den Hitzejahren noch einmal 2° höher wie an den Rändern. Nicht nur im Sommer gibt es zunehmend Probleme, im Winter wirken sich die vielen Kaminholzheizungen dort fatal auf die Luftqualität aus. Die starke Luftschichtung merkt sogar jeder, der mit seinem SUV aus der Stadt braust und dabei gelegentlich auf die Temperaturanzeige neben dem Tacho blickt.

Mitten im zerstörten Wald, die geschotterten Flächen vor den
Windkraftanlagen werden als LKW-Parkplätze missbraucht,
weil die LKW-Flut permanent überschwappt
Bei mir setzt sich immer mehr die Einsicht durch, am falschen Ort zu wohnen, in der falschen Zeit zu leben. Als Niemand habe ich so wie andere Bürger auch Null Einfluss auf die fortschreitende Zerstörung, nach öffentlicher Meinungsäusserung und Nennung von Ross und Reiter werden mich wohl Einige nicht mehr grüssen (ungeachtet der Tatsache, dass ich nur die Sachebene beschreibe und nicht die Person des Bürgermeisters), obwohl die Zerstörer ja jedesmal immer die Sieger bleiben und alles durchsetzen können. Beton und LKWs sind die all-time Dauergewinner. Leute mit anderer Ansicht haben keine Rückzugsmöglichkeit mehr. Nutzgartengeeignete Bereiche sind im teuren und immer vollgequetschteren Süddeutschland sehr schwer zu finden und den Kindern will ich die gewachsenen sozialen Beziehungen auch nicht nehmen. Ich sollte vermutlich besser eine LKW-Firma gründen und versprechen, eine Blumenwiese zuzubetonieren, dann würde ich sofort von manchen Bürgermeistern hofiert und mit Grundstücken auf allerbestem Boden in schöner Aussichtslage beglückt.

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Montag, 7. Oktober 2019

Heurige Fehlschläge

Nutzgärtner, die über viele Erfolge berichten und schöne Bilder zeigen, sind verdächtig. Es gibt keinen Nutzgarten, in dem alles gelingt und gut aussieht. Von den Kulturen, die ich im Garten stehen habe, dürfte regelmässig ein Viertel so viel Probleme haben, dass sie als ziemlich gescheitert angesehen werden müssen. Und wenn ganz neue Nutzpflanzen ausprobiert werden, dürfte die Quote sogar bei 50% liegen. Dicke Ernten sind schön, aber direkt daneben läuft immer einiges schief. Leute, die kaum Probleme haben, haben immer eine Kombination aus vielen seltenen Ressourcen oder sie lügen. Sehr viel Zeit, Gunstlage, Glück mit dem Wetter. Da gibt es dann auch Jahre, die man vorzeigen kann. Aber schon ein Jahr später kann es wieder ganz anders aussehen und es stellt sich heraus: Ausnahme, nur mal Glück gehabt.

Auch dieses Jahr gab es einen Strauss alter und neuer Reinfälle bei mir. Manchmal lässt sich ergründen, woran es lag, manchmal bleibt es ein Rätsel. Meistens bleibt es bei Vermutungen, die mit Indizien unterlegt sind. Stellen wir also die Hitliste der Gartenversager 2019 auf.

Platz 4: Yakon


Yaconpflänzchen im Oktober - nach 5 Monaten Entwicklung
Hatte ich schon 2018 und konnte da mit viel Bewässerung ein paar Knollen ernten. Dieses Jahr blieben die Pflanzen winzig klein oder gingen sogar kaputt. So langsam schält sich aus heraus, warum das so ist. Wie alle diese "Neuentdeckungen" stammt sie aus Hochlagen der südamerikanischen Tropen. Das Klima dort unterscheidet sich signifikant von dem Mitteleuropas. Die Vegetationszeit ist viel länger, keine Hitzespitzen, warme Nächte, gleichmässige Niederschläge. In unserer trockenen Sommerhitze bleiben die Pflanzen im Wachstum stehen, um dann viel zu früh im Oktober oder sogar September vom Frost erwischt zu werden.
Die Yacon dieses Jahr stand sonniger wie letztes Jahr und auf flacherem Boden. Beides mag sie nicht. Tief und feucht sowie Nachmittagsschatten gefallen ihr viel besser. Und keine Monate mit >30°C, um dann früh in den ersten Bodenfrost zu stürzen, nach dem sie sofort ihr Grün einbüsst.

Platz 3: Ulluco


Ulluco am Ende der Vegetationsperiode
Noch so eine südamerikanische Knolle. Gepflanzt, versagt. In der Sommerhitze zeitweise so sehr, dass man den Eindruck hatte, sie geht ganz drauf. Aber sie überlebte, fing erst im September zart zu wachsen an, im Oktober erreicht sie wieder den Pflanzzustand, wenigstens verträgt sie leichten Frost, wächst aber nicht mehr richtig. Die Knollen blieben winzig, eigentlich sollen sie grösser sein und lustig punktiert aussehen. In Südamerika ist sie eine Pflanze der Höhenlage zwischen 3000 und 4000 Meter in der Tropenzone. Bei uns das übliche: Viel zu heiss, viel zu kurze Phasen mit normalen Temperaturen, zu trocken. Ihr fehlen mehrere Vegetationsmonate mit Temperaturen von 10-20°C.

Platz 2: Maca


Macapflanze, trauriger Rest
Die nächste Knolle, die versagt, eigentlich eine Rübe). Und sie treibt es noch schlimmer.  Im Ursprungskontinent Südamerika wächst sie auf bis zu 4500 Meter und hält einiges an Frost aus. Angeblich schafft sie das Wachstum auch unter extremen Bedingungen. Immerhin ging sie bei mir auf und wuchs auch eine Zeitlang, wenn auch sehr langsam. Es ist ein Kreuzblütler und gehört zur Gattung der Kressen. Dann passierte das, was allen Kreuzblütlern hier mittlerweile passiert: Massenhaft Kohlerdflöhe machen sie nieder, dazu kamen noch Bodenläuse. Man konnte die von den Erdflöhen abgefressenen Reste recht leicht aus dem Boden ziehen, unten waren noch andere Lauskolonien dran. Totalschaden durch Schädlinge. Dass sie angeblich auch von Schnecken abgefressen wird, spielte bereits keine Rolle mehr, die anderen Schädlinge waren schneller. Daran wird sich auch nichts ändern, die Schädlinge sind ohne intensiven Einsatz der Agrochemie nicht zu beherrschen. In den Anden gibts die hiesigen Schädlinge in grossen Höhen nicht.

Platz 1: Eissalat


Eissalat: Schlechter Start
Mal etwas, das nicht aus Südamerika stammt, dafür um so trauriger. Und früher durchaus erfolgreich im Garten angebaut. Doch diese Zeiten sind vorbei. Nicht nur bei mir, auch andere Nutzgärtner in warmen Lagen wie meiner berichten dasselbe: Totalschaden bei den gut schmeckenden alten Sorten wie "Laibacher Eis" oder "Grazer Krauthäuptel". Schade, einer meiner Lieblingssalate ist damit dahingegangen.

Eissalat: Baldiger Hitzetod
Es handelt sich damit beileibe nicht nur um den Sommeranbau. Bereits im Frühjahr klappt es nicht mehr. Der ausgepflanzte Salat verbrannte, so wie 2018 und mehrfach in den Jahren vorher. Im Juni, in seiner Hauptwachstumszeit steigen die Temperaturen bereits weit über 30°, früher war das die absolute Ausnahme und heute die Regel. Der Salat stellt das Wachstum ein, die Blätter sind ab Mittag schlaff. Viel giessen hilft da nichts mehr. Sie nehmen von den äusseren Rändern her eine rote Färbung an, dann gehen die Pflanzen Stück für Stück ein oder schliessen ohne Kopfbildung.  Wahrscheinlich geht es noch mit Sprühwasserkühlung, aber Nebeldüsenkonstruktionen und Wasserverbrauch übersteigen meine Möglichkeiten. Wenn ich schon im Juni mit Wasser kühlen muss, ist mein Wassertank im Juli leer und ich kann den Rest des Gartens stillegen. Oder muss Leitungswasser nutzen, das grösstenteils vom Bodensee hergepumpt wird und das ich teuerst bezahlen muss.

Eissalat im Wetterwandel
Herbstanbau geht genauso wenig. Ich muss dafür im August pflanzen, da ist es zu heiss. Schon die Keimung ist schwierig, Direktsaat unmöglich. Seit Jahren bekommt man ihn  nur noch in einer Pflanzplatte zum keimen, die im kühlen Keller steht. Auch der Vollschatten im August ist zu heiss für eine Keimung. Der kommerzielle Profianbau hat ebenfalls Ausfälle von über 50%, nutzt spezielle moderne Sorten. Neuzüchtungen schön und gut, aber ich habe nur welche mit starken Abstrichen beim Geschmack erlebt. Grün gefärbtes Knitterpapier, süsslich, optimiert auf Konsistenz, Optik und automatisierte Feldtechnik, Geschmack irrelevant. Die Salatklassiker sind nicht süsslich, sondern säuerlich mit einer Spur Herbheit, im Aroma eine Kombination aus Butter und grünem Blatt. Wozu Knitterpapier anbauen? So etwas kann ich auch billig kaufen. Laibacher Eis und den Grazer Krauthäuptel nicht.

Sonntag, 19. Mai 2019

Gartenzone stirbt?

Vorsicht, es folgt teilweise eine Tirade. Wer nur die frohe bunte Gartenwelt im Frühling sucht, sollte den Beitrag nicht lesen. Aber immerhin: Es geht vorwiegend um Gärten.

Die Entwicklung der Gartenzonen


"Entwicklung" neuer Beton- und Schotterfelder auf vormals
bestem Boden - Platz ohne Ende?
Nüchtern betrachtet sterben Gartenzonen. Leute, die keine Zucchini kaufen, die vom LKW über 2000km Autobahn und über Lagerhallen aus Spanien hergekarrten wurden sondern selber neben der Haustür eine Zucchini pflanzen sind eine stark geschrumpfte Kleinstgruppe. Auch ihre Gärten sind stark schrumpfend, die Kleinflächen werden zu Kleinstflächen, die Kleingärten zu Baugebiet mit gar nichts mehr.

Leben in immer stärkerem Widerspruch


Öffentliches Vorbild: Das Freibad wurde "umgestaltet"
Auch der Bürger gestaltet um
Gestaltung von Natur und Seele
Nutzgärten sind von gestern oder sogar von vorgestern. Out. Man hat heute Schottergärten, gar keine Gärten, Sitzplatzgärten, Grillgärten, Gärten voller Bauwerke und Gartenhütten, erregt sich zwar über Pflanzenschutzmittel und Autoverkehr, kauft aber weit hergekarrtes Gemüse aus Intensivkultur und brettert dafür mit Hilfe von 1,5 Tonnen Blech mit -zig Pferdestärken in einen Supermarkt. Man mäht seinen Kleinrasen zehnmal im Jahr mit viel Energie und unter Motorengebrüll, aber die Obstwiese einmal im Jahr mähen ist "zu viel Arbeit" und der Apfelbaum am Haus macht ebenfalls zu viel Arbeit. Oder man zahlt für die "Gartenpflege" an der Mietswohnung, die im Rasen mähen und Müll aus dem Cotoneaster klauben besteht. Ganz unmöglich, dort einen Obstbaum zu pflanzen. "Hilfe, wer soll denn all die Früchte essen? Und dann kommen bloss die Wespen?" Man eröffnet mit viel Publikum und 20 Sponsoren wieder einen Schulgarten, der kaum 20 Quadratmeter an Beeten hat, ein halbes Jahr später ist er von einer "dekonstruktiv tätigen" Schülergruppe zerstört und den Sommer übersteht er auch nicht, weil sich niemand findet der in den Sommerferien gelegentlich danach sieht. Mallorca für den Verwaltungsangestellten / Toskana oder Neuseeland für den Studienrat und der neue Supergrill gehen vor. Das Obst kommt von weit her, auf dem Grill liegt Fleisch, für das die EU 80% der proteinreichen Futtermittel importiert - gentechnisch verändertes Soja von Flächen in Südamerika, die einmal Urwald waren. Praktischerweise werden auch gleich die Leiharbeiter des Fleischwerks importiert, die LKW-Fahrer, alles wofür möglichst wenig Lohn gezahlt wird. Sogar die Sozialleistungsempfängerkaste wird importiert. Welch ein Fortschritt, Hauptsache die Leute werden fetter und "der Ranzen spannt", also alles gut?

Garten?
Wer auf Nutzgarten und Selbstversorgung steht statt nur den Umweltschützer und Blumenfreund vorzuzeigen, ist noch viel mehr von gestern. Out. Der begriffsverwandte "Kleingärtner" ist ein Schimpfwort und vermittelt miefige Spiessigkeit. Ein Gartenzwerg. Jemand, der "nicht über den Gartenzaun sieht". Tagsüber Gift im Garten spritzen, die Nachbarn beobachten, abends mit dem blanken Bierbauch am Grill sitzen, das ist das Bild des Kleingärtners. Ich bin auch schon länger Imker. Imker sind dagegen momentan schwer modern, sie sind Umweltschützer, Tierfreunde, Helfer der Natur, sie schwimmen in den Medien und der Gesellschaft wie Fettaugen oben auf der Suppe. Wankelmütig ist die Gunst des Volkes und ganz besonders die der Medien.

Vor der eigenen Haustür keinen Deut besser


Ausgleichsflächen heute, die wegen anderen Beeinträchtigung
der Natur geschaffen werden müssen: Zusammengefahren
und verlottert in der Agrarwüste
Hier in der Kleinstadt Möckmühl ist das wie überall im Land dasselbe, manche Effekte sind sogar schlimmer und sichtbarer. Man hat an vielen Ecken den Eindruck, die Mehrheit der Leute lehnt Freiheit, Naturnähe, nicht zugemauerte Gegend, die eigene Lebensumgebung, Selbstbewusstsein und selbst Geschaffenes letztlich immer ab. Freiflächen scheinen überall geldscheingepflastert zu sein, auch in Möckmühl. Der Gebäudebauer, der Investor wartet schon und vergoldet das Grundstück, damit er darauf seinen Beton abkippen darf. Und der eigene Garten? Der ist auch hier Reservefläche für eine vergrösserte Garage, Kulissenrandstreifen für gepflasterte Grill- und Sitzplatzlandschaften, Aufmarschplatz für "Sichtschutz-Koniferen".
Erst Feld, dann Aussiedlerhof für die Landwirtschaft,
jetzt versiegelt, Beton, Paläste im Vorstadtstil hinter
Koniferenplantagen
Seit 50 Jahren mahnen in Deutschland tausende Organisationen einschliesslich einiger Parteien wegen anhaltend hoher Flächenversiegelung, Vernichtung und Entwertung von Lebensräumen. Fakt ist und bleibt jedoch: Die Bautätigkeit um gravierende Veränderung auf vorher un- oder wenig bebauten Flächen nimmt sogar noch zu. Auf allen Ebenen. Privat, öffentlich, kommerziell. Unbremsbar. Unabhängig davon, welche Parteien gerade das Sagen haben. In ehemals ländlichen Gemeinden wie Möckmühl so wie in Berlin. In Kleinstädten wie Möckmühl sogar weit schlimmer, weil man dort irrigerweise glaubt, man hätte ja den Platz, um sich auszutoben. Ein grandioser Irrtum. Nichts hat man. Fläche ist überall eine unveränderliche Konstante. Jede Wachstumskurve mit konstanter Wachstumsrate verläuft exponentiell, jede Kurve die gegen eine Konstante läuft, wird daran zerschellen. Der Zeitpunkt, wann der Aufprall auf diese Mauer in der Sackgasse stattfindet wird durch die Kurvensteigung bestimmt, aber nicht dass er stattfindet. Das tut er aber zwingend früher oder später.

Extreme Beispiele finden sich vor jeder Haustür. Wir haben hier unter anderem ein viele Hektar grosses gigantisches "Logistikzentrum" der Firma Kaufland, in dem auch Zucchini aus Spanien umgeladen werden. Ausgerechnet Zucchini sind vorher auch auf dieser Fläche gewachsen, ein grosser Hersteller von Fertigsalaten aus der Region hat sie verarbeitet. Zucchini waren das Beispiel oben und sie sind leider kein Witz, denn dort sind vorher tatsächlich öfter Zucchinifelder gewesen. Ich habe noch Fotos davon, in Diskussionen wird das nämlich gerne weggelogen. Der Boden ist tiefgründig und erstklassig, der Beste der ganzen Gemeinde mit einer Ackerzahl deutlich über 70. Gewesen. Kaufland statt lebendes Land, ein volltreffendes Wortspiel. Auf den (noch!) übrigen schrumpfenden Flächen wachsen häufig Salate, viele Radicchiosorten und Kürbisse aufgrund der hohen Bodengüte und Bewässerbarkeit.
Auch die grünen Gemeinderäte wollen dort weiterbauen und -zerstören. Ich würde sehr viel geben, so einen Boden im Garten zu haben. Der ist Geschichte, er wurde tief abgebaggert und landete teilweise in Oberkessach auf einer mir bekannten Privatwiese und hat dort noch einen Halbtrockenrasenlebensraum zerstört. Andere Flächen wurden aufgefüllt mit Baugrubenerde eines weiteren riesigen Projekts des selben Konzerns südlich von Heilbronn. Als ich mangels Fläche nach einem grösseren Garten gesucht habe und auch bei der Stadt anfragte, wurde ich (natürlich) ignoriert.
Aufmarschgebiete des "Fortschritts"
Das haben dann mehrere suchende Bürger ebenfalls getan, es gab einen halbherzigen Versuch Gartenland zu finden, der schnell versandet ist. Wir sind die lästigen Spinner. Wer Milliardär ist (Kaufland gehört zu Lidl & Schwarz, der Gründer wurde damit einer der reichsten Milliardäre des Kontinents), Bagger auffährt, einen der schönsten Plätze auf historisch bedeutsamen Grund auf weithin sichtbarer Aussichtslage mit hohen Blechhallen bebaut, wahnsinnigen LKW-Verkehr mit sich bringt, grösstenteils "sehr günstige" einfache Arbeiter aus Ländern Richtung Osten indirekt und direkt beschäftigt, deren üble Arbeitsbedingungen sogar die ansonsten handzahme Lokalzeitung mehrfach kritisiert hat, minimal Gewerbesteuer zahlt (Möckmühl ist nach wie vor steuerschwache Gemeinde trotz der wahnsinnigen Ressourcen, die man den LKW-Firmen beschert hat!), ist dagegen geachtet und normal. Die von der Gemeinde Möckmühl angesiedelten weiteren Betriebe sind fast ausnahmslos "Logistikdienstleister" mit riesigen asphaltierten LKW-Aufmarschplätzen. Diese plattmachende Gigantomanie hat in unserer Kleinstadtgemeinde Flächen grösser wie das Reichparteigelände in Nürnberg von Albert Speer zerstört - absolut irre. Die LKW-Fahrer beschafft man sich auch hier aus den Ländern, die gerade am allerbilligsten sind, es sind Sklaven der globalisierten Welt. Übernachtet wird in Containern, die Slums der heutigen Zeit, Bebauungsplan und Erlaubnis hin oder her, das interessiert nicht. Immer Sachzwänge. Was irgend möglich ist, wird auch einfach so durchgezogen, es bringt Geld und diese Rechtfertigung schlägt einfach absolut alles.

Vorher Garten auf Schwemmland, jetzt Schotterfläche
Im Kleinen läuft es genauso. Die letzten beiden traurigen und kleinen Reste der ortsnahen Krautgärten, die es früher in ausnahmslos jeder Gemeinde gab, sind nun auch unter Druck und weiter zerstört worden. Die Gier auf diese paar Quadratmeter ist so gross wie die Gier auf alles andere, das noch nicht zerstört ist und zu Geld gemacht werden kann. Nicht nur das Gebiet "Im Haag" weckt seit Jahren Begehrlichkeiten für "Umgestaltung" und weitere Bebauung, man hoffte erst auf einen fünften fetten Supermarkt. Die Restgärten auf Schwemmland "Im Waagerner Tal" sind ebenso unter Druck und kürzlich wurde wieder ein grosses Stück zugeschottert. Selbst solche kleine Reste führen zu unstillbarem Drang, mit ihrer endgültigen Zerstörung Umsätze zu machen. Daneben waren früher nur grosse Gärten, dann Totalüberbauung mit einem Autohaus, wahrscheinlich auch mit Bodenlastung, nun Ruine. Jeder kennt das, die Ortsnamen sind austauschbar, Möckmühl ist die bittere Regel und keine Ausnahme. Das Gebiet "Im Haag" hat nur eine Chance, wenn der dort nötige Hochwasserschutz teurer bleibt wie die mit der Fläche erzielbaren Gewinne. Oder sich irgendwelche Grundbesitzer mit der Gemeinde zerstreiten, sich mit zu wenig Geld abgespeist sehen.

Bald ist hier Kommunalwahl. Die Liste der Gemeinderatskandidaten ist ein einziges Trauerspiel. Antreten dürfen nur Listen und Parteien, keine unabhängigen Kandidaten. In den Listen stehen in die grosser Mehrheit die Zerstörungsgewinner, egal unter welcher Flagge sie segeln. Dazu gehören alle Parteien, auch die ebenso bigotten Grünen, die schon auf Landesebene vor der Wahl beispielsweise ausdrücklich weniger Flächenverbrauch versprochen haben, als sie gewählt waren verdoppelte sich Flächenverbrauch prompt von 2016 auf 2018 (Zahl: Statistisches Landesamt). Ihr Ministerpräsident besuchte die Region einmal, als die für den Hardhäuser Wald katastrophalen Windkraftanlagen eröffnet wurden, dabei führt er an den riesigen Lager- und LKW-Bechhallen vorbei. Für Strom aus 15x2000 Tonnen Beton quer durch grundwasserführende Schichten, Stahlmasten, Aufschotterung grosser Flächen, Abholzung, Insekten-, Vogel- und Fledermaustod erklären sich die Grünen für zuständig, für den Strom von den ohnehin schon bestehenden Blechhallendächern für unzuständig. Alle Parteien möchten die Gemeinde "voran" bringen und was das heisst, kann jeder an den vielfältigen Hinterlassenschaften der letzten Voranbringer live besichtigen: Schrott in immer grösserer Quantität unter stetigem Abbau der Qualität. Ich hatte Riesenmühe, die 20 Stimmen überhaupt unterzubringen (schon abgestimmt, da Briefwahl), weil mir viele Leute persönlich bekannt sind und ich aus der Nähe weiss, wie sie denken, handeln und abstimmen - und genau das stösst mich bei Vielen ab. Denn: Gut gemeint ist auch daneben, wenn dumm gemacht dabei herauskam, was bei Politikern die Regel ist.

Was kann man überhaupt tun?


Vorher schönste Obstwiese der Gemeinde, jetzt
Beerdigungsinstitut, Parkplatz, Cotoneaster. Man dankt.
Wer die Entwicklung hinterfragt, dem wird rückwärtsgerichtetes Jammern unterstellt, wir seien gestrige Gartenzwerge, denen paar Krautsköpfe wichtiger seien wie Menschen und "Entwicklung" (wohin eigentlich?). Aussagen diesen Stils zu widerlegen ist sinnlos, das fehlende grundlegende Verständnis über unsere Umwelt, der Grundlage unseres Lebens kann man nicht mit Argumenten erzeugen. Was also tun? Die Gartenzone rät:
  • Positiv und konstruktiv Beispiel geben, auch wenn es klein und irrelevant wirkt. Ich führe Leute durch den Garten, helfe bei Kursen mit, verschenke Pflanzen und Geerntetes, helfe wenn jemand etwas pflanzen will, versuche die Gemeinde (auch dort gibt es Leute mit breiterem Horizont, für die Blechhallen nicht alles sind!) zu unterstützen wenn es z.B. um Dinge wie Bepflanzungen geht. Sieht der Nachbar, wie mir leckere Weintrauben in den Mund wachsen, setzt er sich vielleicht selbst eine statt sich nur welche in Plastikschale zu kaufen, hergeschafft aus Chile und die Fläche für die nächste Garagenerweiterung zu nutzen.
  • Entwicklung bedeutet für Viele, grössere Parkhäuser zu bauen,
    damit das SUV endlich reinpasst.
    Politisch haben wir keine Heimat, schon gar nicht bei Parteien wie den Grünen, wie nicht nur kommunal, sondern auch die grüne Landesregierung in Baden-Württemberg eindrucksvoll in negativer Weise unter Beweis gestellt hat. Wer politisch agieren will, sollte vielmehr Parteien und ihre Lobbysteuerung entmachten und für mehr direkte Demokratie kämpfen. Viel, viel mehr. Es passiert zwar nicht oft wegen der hohen Hürden in Deutschland, aber Abstimmungen, insbesondere Bürgerentscheide auf Gemeindeebene sind der einzige  Machtfaktor, der Idiotenprojekte beenden kann. Nehmt den Parteien die Macht aus der Hand anstatt euch anlügen zu lassen, Parteien wären der Weg zu politischer Partizipation. Tatsächlich sind sie die Blockade für Partizipation, das Problem und nicht die Lösung. Oft bewirkt schon die Ankündigung eines Bürgerentscheids etwas, Planungen werden geändert weil die Planer das Projekt zustimmungsfähig machen wollen und erklären müssen. In Baden-Württemberg gibt es eng begrenzte Bürgerbegehren (§21 Gemeindeordnung), die die Wirkung eines Gemeinderatsbeschlusses haben. Natürlich darf weder über Bauprojekte noch Geld entschieden werden. Der Bürger soll sich gefälligst von wichtigen Dingen fern halten und sich darauf beschränken, sich mit der Farbe des Werbe-Ortsschildes zu beschäftigen. Was mit seinem Geld passiert, hat ihn nichts anzugehen.
  • Organisiert euch. Ja, auch im popeligen Gartenbauverein. Die sind nicht immer so verstaubt wie ihr glaubt. Sie sind das, was ihr darin selbst macht. Publiziert, schreibt, redet, geht auf die Leute zu, die Gemeinderäte mit mehr Weitsicht. Verschwendet keine Energie auf die Kommunikation mit Idioten, die in ihrer Dummheit über euch grinsen, stärkt lieber die, die mit mehr Grips ausgestattet wurden.
Das ist nicht viel, aber besser als nichts. Genug der Tirade. Ab und zu sollte man eben auch eine Gartenzone grundsätzlicher betrachten