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Dienstag, 9. April 2024

Sellerie zum Keimen bringen

Eigene Ernte Sellerie

Apium graveolens var. rapaceum, Sellerieknollen, das sind die grossen und oft langweiligen Rübenknollen. Hat man sie im Nutzgarten, dann oft als Jungpflanze in der 6er Schale gekauft, ausgepflanzt, dann wenig gepflegt und im Herbst zum Frost geerntet. Anschliessend landet er im Eintopf. Häufiger aber spart sich auch der Nutzgärtner den Anbau komplett. Er kauft stattdessen die Bollen lieber im Supermarkt, wo sie ganzjährig und sehr billig zu haben sind. Billig ist er, weil er im kommerziellen Anbau hohe Hektarerträge schafft, 35 Tonnen/ha sind keine Ausnahme. Sellerie - dröge.

Samentütchen Sellerie

Alt ist er auch und er stammt aus der alten Welt: Er wurde schon von 3000 Jahren im neuen Reich in Ägypten genutzt, auch im antiken Griechenland, woanders mit Sicherheit ebenfalls. Heutzutage ist er ein weniger beliebtes Gemüse und in Gärten ist er wirklich nicht oft zu sehen, obwohl sein Anbau nicht so schwer ist. Aber: Dröges Image, wenig Platz, billig, den lässt man lieber beiseite, lieber was anderes, lieber die tausendste Tomatensorte. Stark zu Unrecht vernachlässig meiner Meinung nach. Denn die kommerziellen Sorten sind im Anbau immer überdüngt (er ist Starkzehrer, fette Knollengrössen nur mit fettem Dünger), gezüchtet auf möglichst weisse Knollenfarbe, bei der Ernte leicht zu schneidende Wurzeln, Grösse/Ertrag. Unter die Räder kommt dabei das Aroma. Wer mal eine Knolle einer alten Sorte roh aus dem Garten probiert hat, merkt dann erst, was er versäumt hat und was da noch drin stecken kann. Zartbrechende und nie zähe oder wattige Konsistenz, eine intensive ätherische Aromatik, nussige Komponenten, Fruchtsäuren. Selllerie kann eine Aromabombe sein. Alte Sorten sind nicht immer weiss, sie sind auch mal von dunkleren Adern durchzogen wie "Magdeburger Markt" oder beige wie "Ruhm von Zwijndrecht". Kleine und hocharomatische Knollen liefert z.B. "Alba" oder "Bergers Weisse Kugel".

Jungpflanzenkauf - nicht mal die Sorte steht drauf

Über alle Kulturdetails will ich jetzt keinen Aufsatz schreiben, denn seit vielen Jahren zeigt bereits ein sehr früher Punkt nach wie vor riesige Probleme, sozusagen der Knackpunkt. Nämlich die Aussaat, die Keimung. Sellerie ist Lichtkeimer, also nur flach säen. Direktsaat im Feiland klappt bei mir nie. Er geht nicht auf. Oberfläche schnell trocken ist einer der Gründe. Tipps wie in einen Streifen mit Substraten wie Vermiculit säen halfen nicht. Also in die Pflanzschale im Haus, mit Aussaaterde. Geht mal, geht mal nicht. Dauert mal lange, mal kurz. Ich komme nicht dahinter, wie das mit mehr Zuverlässigkeit hinzubekommen ist. Am Ende kauft man dann doch wieder die Jungpflanzen. Ein paar Tricks habe ich aber gelernt und einiges geht jetzt besser, dieses Jahr stimmte erstmalig vieles in Kombination. Hier die Erfahrungen damit.

Sellerie aussäen - wie?

Selleriesamen ist winzig klein, leicht, einzelne Körner sind nicht zu säen. Pilliertes Saatgut gibt es für die kommerzielle Jungpflanzenanzucht, aber in normalen Mengen für den Hobby-Nutzgärtner habe ich es noch nicht entdeckt, vor allem nicht alte Sorten. Ein Windstoss fegt ihn von der Hand. Seine Haltbarkeit beträgt angeblich sechs Jahre, aber ich merkte schon im Jahre drei, dass kaum mehr was geht. Offenbar benötigt er auch sehr gute Lagerungsbedingungen. Durchgehend kühl, dunkel. Haben wir Samen, geht es ab Ende Februar los, geht aber auch noch bis Mitte März: 



  • Aussaat in eine Schale statt in Einzeltöpfe. Schale am Südfenster im Licht, Zimmertemperatur, 20°C.
  • Vorbereitung: Nährstoffarme Aussaaterde in die Schale füllen, festdrücken, Selleriesamen darüberstreuen, mit dem Finger auf die Erde drücken, aber nicht hineindrücken. Mit Wasser aus der Sprühflasche befeuchten. Die offenliegenden Samen so lassen. Noch einmal Sprühflasche drüber. Oft wird "mit Sand bestäuben" empfohlen, aber meiner Erfahrung nach senkt das nur die Keimrate. Keine Staunässe verursachen, nicht zu feucht.
  • Anzucht mit locker aufgelegter Folie
  • Nun ein Trick: Eine Frischhaltefolie locker auflegen. Locker, nicht festdrücken, nicht festziehen. Das sorgt für Feuchtigkeit an den Samen trotz voller Beleuchtung. Ist viel besser wie ein Deckel auf der Anzuchtschale. Gute Erde schimmelt nicht so schnell. Frischhaltefolien bestehen aus Polyethylen ohne Weichmacher, die Erde oder die Pflanzen bekommen keine unerwünschten Stoffe ab.
  • Warten, warten, warten. Sellerie lässt sich Zeit. Nicht giessen, die Folie hält genug Feuchtigkeit. Schale am Licht lassen. Zusatzheizung unnötig, Wenn mal Sonne drauf scheint, schadet das nicht. Nur Kälte mag er nicht. Beginnt die Keimung, dann Folie nicht abheben, es kommen mit der Zeit noch viele Nachkeimer, er keimt folgernd. Den bereits gekeimten Jungpflanzen schadet die Folie nicht.
  • Eben pikiert und noch etwas schwach auf der Brust
  • Hat man einen schönen Jungpflanzenrasen, lässt man sie noch zwei Wochen wachsen, dann vereinzeln, pikieren in die Vertiefungen von Anzuchtplatten.
  • Das umpflanzen stresst enorm, viele Feinwurzeln reissen ab. Also erst wieder langsam hochpäppeln. Dann auch erstmalig mit etwas Dünger im Giesswasser. Auspflanzung ins Beet des Freilands nicht vor Mai. Kältephasen führen dazu, dass er schiesst. Das Risiko erhöht sich bereits, wenn er bei der Anzucht mal kalt stand, obwohl die Pflanzen da noch sehr klein sind. Deshalb keine Anzucht an Fenstern, die man auch mal kippt. Der kühle Luftzug rächt sich später.

Hätte man pilliertes Saatgut, wäre Aussaat direkt in Anzuchtplatten noch arbeitssparender. Optimal wäre geprimtes Saatgut, das steht aber nur kommerziellen Käufern zur Verfügung, das muss man allerdings auch sofort verwenden.

Aber auch so bekommt man mit eigener Anzucht die Chance, Sorten zu entdecken, die eine ganz andere Aromaklasse darstellen wie der 79 Cent - Riesenhurgel aus dem Supermarkt.

So langsam wird er wieder. Sind aber noch Wochen bis zur Auspflanzung.