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Samstag, 22. Februar 2025

Eigenschaften von Apfelsorten - die lange Liste

Winterzeit im Garten ist auch mehr Lesezeit. Es gibt endlos Listen und Bücher über Eigenschaften von Apfelsorten, von Instituten, Engagierten, Pomologen, Vereinen, generiert, kopiert, allgemeine und individuelle Erfahrungen. Listen mit wirklich eigenen Erfahrungen gibt es, sie sind etwas seltener. Hier kommt mein Scherflein dazu als eigene Liste, alle Bäume habe ich oder hatte sie mal - ganz subjektiv, ganz aus der Praxis. Wenn nicht anders genannt, bezeihen sich die Beschreibungen auf die Standorte meiner Obstwiesen. Gestaltet als Dauerliste, wenn neue Erkenntnisse hinzukommen wird ergänzt. Alle Bilder von mir, von meinen Bäumen.

Charakteristika: Winter im Temperaturdurchschnitt, früher Austrieb, Spätfrostlage weil aus den nördlich gelegenen Höhenzüge Kaltluft abfliesst. Im Sommer heiss, immer in der Liste der Orte mit den höchsten Spitzentemperaturen im Land. Südwesthänge, das bedeutet: Noch heisser. Jahresniederschlagssumme etwas unterdurchschnittlich, allerdings mit starker Schlagseite auf dem Winter, im Sommer dagegen sehr trocken, dann auch kein Oberflächenwasser. Wenig Sommergewitter, fast nie Hagel. Die sommerlichen Westlagen bringen wenig Niederschlag weil Regenschattenlage, in den sehr seltenen Südostlagen kommt manchmal heftiger Starkregen bis hin zur Katastrophe.

Boden: Flachgründiger kalkhaltiger schwerer Boden, ph 7,1, darunter eine zähe Tonschicht und dann Muschelkalkplatten. Ehemaliger Weinberg in Randlage, Hang. Baumscheiben mit Pferdemist freigehalten und gedüngt. 2x Wiesenmahd. Keine Wühlmäuse, da Mauswiesel nachgewiesen.

Es werden Schulnoten 1-6 vergeben, Note 1 ist sehr gut. Auch die Noten sind rein subjektiv zu werten, es ist meine Meinungen und keine ausgedachten Kompromisse zwischen verschiedenen Ansichten. Die erste Note bezieht sich auf die Qualitäten des Baums, Krankheitsanfälligkeit Holz und Laub, Pflegeaufwand. Die zweite Note ist eine Verkostungsnote, wenn der Sommer- und Herbstapfel frisch, der Winterapfel nach guter Lagerung im Naturlager gegessen wird.

Die Sorten

Goldparmäne am Baum

Goldparmäne

Baum: Wuchs mittel bis schwach, etwas licht. Hochanfällig für Rindenbrand. Drei Bäume sind deshalb abgestorben, jung wie alt. Auch einige Abkömmlingssorten sind sehr anfällig. Benötigt ausserdem guten Boden, den er bei mir nicht hat. Bewertung: 5

Äpfel: Auf Hochstamm nur maximal mittelgrosse Äpfel. Sonnenbrandanfällig. Nicht lange in den Winter hinein lagerfähig, es sind mehr Weihnachtsäpfel. Ausgewogener Stil, das Aroma ist spezifisch nussig, lässt aber auf dem Lager schnell nach, auch die Saftigkeit und Frische halten sich nicht lange. Er ist geschätzt, aber überbewertet, ein Teil der traditionellen Sympathie kommt daher dass er früher zu den Hochertragssorten gehörte. Erzeugt bei mir leichte Allergiesymptome im Mund. Bewertung: 2-3.

Idared

Baum: Stärker, gut verzweigend. Etwas Obstbaumkrebs und mittelalte Bäume auch Rindenbrand. Wird auch gerne vom Weidenbohrer befallen. Blattschorf. Aber insgesamt recht robust und gutmütig, auch bei Schnittfehlern. Bewertung: 3-

Äpfel: War mal Marktobst. Oft grosse Äpfel, auch auf grossen Baumformen. Überdurchschnittlich schorfanfällig. Sehr schöne Optik, ein Schneewittchenapfel, leuchtend rot polierbar, innen weiss. Sehr gut haltbar, vor allem in Folienhaubenlagerung. Aroma eigenständig, aber nur schwach, rosenartig, wenig Zucker und wenig Säure, wirkt leichtgewichtig im Mund, Fruchfleisch ganz leicht zäh, bricht nicht schön. Bewertung: 2-3.

Idared


Gloster

Kiste mit Gloster

Baum: Nicht so problematisch wie die Elternsorte Glockenapfel, aber immer noch sparrig und schwierig. Sorgt man gut guten Kronenaufbau, ist er als grosser Hochstamm tauglich und steht auch auf Obstwiesen gut da. Obstbaumkrebs, Blutlaus, Rindenbrand mittelstark. Bewertung 4

Äpfel: 20 Jahre lang Marktobst, auch heute noch selten. Schorfanfällig. Lagerfähig bis Februar, aber schon lange vorher hohes Risiko von Kernhausschimmelbefall. Bei guter Kulturführung können die Äpfel recht gross werden auch auch oft glasig innen, was manchen Leuten wegen der entstehenden bonbonartigen Aromen sogar gefällt. Bei Überbehang sehr kleine Äpfel, bei schlechter Belichtung viele Früchte ohne Farbe und mit noch weniger Aroma. Zucker mässig, wenig Säure. Typisches aber schwaches Aroma, verliert im Normallager ab November an Saftigkeit. Bewertung 2-3.

Gloster Hochstamm

Glockenapfel

Glockenapfel. etwas gelagert

Baum: Schwieriger Wuchs. Sparrig, Seitenäste oft steil angesetzt, anonsten will er vor allem in die Höhe. Wehe, wenn er zu viel geschnitten wird und Schosser treibt - er ist berüchtigt für engstehende Schosserwälder. Auf symmetrische Kronen achten, er wächst sich gerne selbst in kräftige Ungleichgewichte hinein. Gesund ist er nur teilweise, auch er bekommt Rindenbrand. Hohe Frosthärte als einzige Plus, deshalb früher bis in Höhenlagen beliebt. Bewertung 5

Äpfel: Anfangs ziemlich fest. Kaum Schorf, gelb, wenig Deckfarbe, Varianz zwischen gross und klein stark, auch die Fruchtformvarianz ist gross. Risiko von Kernhausschimmelbefall. Lagerfähigkeit sehr unterschiedlich, mit Regenflecken in Tallage keine drei Monate, aus luftiger Höhenlage und ohne Pilze auf der Schale problemlos bis April. Aroma sehr typisch, hat man in einen gebissen, erkennt man es immer wieder. Bei Ernte heftig sauer mit spitzer, zitroniger Säure, die sich im Verlauf der Lagerung stark abbaut. Mittlerer Zuckergehalt, aus kühler Lage nur niedrig und den ganzen Winter über im Lager sauer bleibend. Bewertung 3.

Brettacher

Brettacher am Baum

Baum: Siehe https://gartenzone.blogspot.com/2021/04/brettacher-der-winter-und-fruhlingskonig.html . Triploide Sorte, starkes und schönes Wachstum, einer der problemlosesten Sorten auch auf schlechtem Boden. Nie der Rekordhalter, aber bei allen Krankheiten überduchschnittlich gesund. Trägt immer. Nichts für schwache Unterlagen, da wird er stippig. Bewertung 1-2

Äpfel: Bis 1960 Marktobst, heute als Saftapfel empfohlen. Er hat aber eine starke Liebhaberbasis, die ihn als Tafel- und Küchenapfel ausserordentlich schätzt. Mässig schorfanfällig. Erstklassig lagerfähig im Naturlager bis April, bleibt lange saftig, legt noch an Qualität zu. Erst viel Säure, dann milder, Zuckergehalt aus kühlem Klima niedrig, warme Klimate mittelhoch. Herrliche gelbrote Optik, wachsig, attraktiv, Fruchtfleisch weiss. Aroma wie Riesling, keine Blumigkeit, aber spielende, spritzige Säure, die man entweder hoch schätzt oder ablehnt. Andere verachten ihn als Säuerling. Er spaltet das Publikum. Sehr persönliche Bewertung 1-2.

Neue Orleans Renette

Neue Orleans Renette

Baum: Als "Orleans Renette" verkauft, in Wirklichkeit die triploide "Neue Orleans Renette", eine Kreuzung aus königlichem Kurzstiel und Orleans Renette. Kräftig, lange Äste, da triploid. Bekam früh und stark an mehreren Stammstellen Rindenbrand, der sich stetig ausbreitete. Hat keine Zukunft im neuen Sommerwetter. Bewertung: 5-6

Äpfel: Grosse Äpfel, etwas berostet, die im Mund mit unangenehm langen Stücken brechen. Hoher Zuckergehalt, aber auch gute Säurewerte. Haltbarkeit nie geprüft. Nicht sehr saftig. Die echte Orleans Renette hat angeblich Zitronataroma, an der Neuen ist das nicht feststellbar. Das Aroma ist unspezifisch, eher leicht nussig. Bewertung 3-4.

Ontario

Ontario

Baum: Schwach bis Mittelstark wachsend, geht aber etwas sehr in die Höhe, könnte besser verzweigen. Im Holz nicht sehr frostfest, was die letzten jahre zum Glück kein Thema mehr war, früher aber durchaus. Sehr rindenbrandsanfällige Sorte, auch anderen Krankheiten nicht abgeneigt. Wird nicht sehr alt. Bewertung 5

Äpfel: Waren früher wegen ihrer Lagerfähigkeit und guter Erträge sehr geschätzt, wurde dann aber aus gutem Grund stark vom Brettacher abgelöst. Die Äpfel sind breit, haben einen violetten Schimmer und sind beduftet. Ihre gute Lagerfähigkeit hat sich in meiner Lage nicht bestätigt, sie faulen auch früh. Essbar sind sie eigentlich erst ab Januar, vorher haben sie zu viel unangenehm spitze Säure. Aroma gibt es nicht. Wenn man sie nicht lange lagern kann, sind sie entbehrlich. Bewertung 4-5.

Jonagold

Jonagold mit etwas Russtau

Baum: Mittelstark wachsend, leicht hängend, aber gut verzweigt. Eine der wenigen kommerziellen Neuzüchtungen, die durchaus auch als Hochstamm bestehen können, kommt sogar mit etwas schlechterem Boden klar. Deutlich gesünder in Holz und Blatt wie der Elternteil Golden Delicious, allerdings mittelstarker Rindenbrandbefall, sonnenbrandempfindlich, braucht auch Durchlüftung - robust ist er nicht zu nennen. Zu warm ist nicht gut, besser fürs milde, aber nicht warme Lokalklima. Bewertung 3-4

Äpfel: Bis heute eine beliebte kommerzielle Sorte. Rund, schön, Idealgrösse, schorfanfällig - für offene Lagen. Neuere Klone sind stärker gefärbt, haben aber deutlich weniger Aroma. Früchte werden bei mir bevorzugt von Vögeln verpickt. Essbar ab Baum, dann sind sie prall, sehr saftig mit einem an Golden Delicious erinnernden Aroma, jedoch etwas weniger blumig, mehr apflig und eine schönere Säure. Vom Hochstamm ohne Überbehang wesentlich bessere Äpfel wie aus intensiven Plantagen. Sie lagern sich auch erstaunlich gut, es heisst "bis Weihnachten", aber bis Februar/März ist bei mir kein Problem. Dann sind es Süssäpfel, immer noch saftig. Ein Problem sind jedoch Allergiesymptome, nicht so stark wie bei Golden Delicious, aber vor allem in warmen Jahren deutlich. Wer sie verträgt: Bewertung 2.

Golden Delicious

Golden Delicious - keine Obstwiesensorte

Baum: Schwacher Wuchs, nur für guten Boden und freie Lage. Äste mit Tendenz zum hängen. Versagt völlig auf schlechteren Böden oder schlechter Wasserversorgung. Bäume werden nicht alt, vergreisen früh. Schon der Ur-Baum wurde nicht sehr alt. Stark rindenbrandanfällig und auch andere Holzkrankheiten setzen ihm zu. Keine gesunde Sorte, auch die Blätter nicht, gar nichts. Bewertung 5-6.

Äpfel: Bis heute gut bezahltes Marktobst. Grün, dann goldgelb, aber sehr schorf- und regenfleckenkrankheitsanfällig. Von grösseren Baumformen bleiben sie klein, auf schwachwachsenden Unterlagen ideale Mittelgrösse. Im Naturlager bis Februar. Wird dann weich und etwas schmierig, das Aroma wird blass. Frisch aus extensivem Anbau ohne Überbehang ist er immer noch eine der blumigsten Spitzensorten, süss bis vollsüss bei hohem Zuckergehalt und niedrig bis mittlerem Säureghalt. Aus Plantagen viel schwächer. Das Aroma geht Richtung Banane, Anis, auch leicht birnig. Ich kann leider keinen Apfel ganz essen, denn es ist die Sorte mit den stärksten Allergiesymptomen überhaupt, was auch Bekannte bestätigen. Lässt man Allergie beiseite: Bewertung 1-2.

Zabergäu Renette

Zabergäu Renette

Baum: Triploide Kreuzung aus Kassler Renette und Goldparmäne. Mittelstark wachsend, schön, bringt auch auf schlechteren Böden gute Ernten und kommt mit wechselnder Feuchtigkeit zurecht. Leider bei mir nicht mehr anbaufähig, da sehr stark rindenbrandanfällig, wie die Elternsorte Goldparmäne. Nur noch in kühleren Lagen pflanzen. Bewertung 5.

Äpfel: Je nach Jahreswetter zwischen vollberostet und gelbrot teilberostet (warme Trockenjahre). Mittelgross bis gross. Nicht lange saftig. Kann sehr hohe Zuckergehalte erreichen. Auch ein sehr guter Küchenapfel. Süss, kräftig, feuersteinartiges Aroma, haltbar bis April im Folienhaubenlager https://gartenzone.blogspot.com/2018/11/apfel-und-birnen-lange-lagern-ohne.html , sonst Februar. Sieht oft noch lange gut aus, ist aber innen abgebaut. Bewertung 2-.

Schwaikheimer Rambur

Schwaikheimer Rambur / Lohrer Rambur

Baum: Heisst auch Lohrer Rambur. Starkwachsend. Triploid. Gesund, wächst auch weiter wenn der Stamm schon im hohen Alter innen hohl wurde. Kommt mit schlechten Böden zurecht. Bewertung 2

Äpfel: Starker Vorfruchtfall. Wenig Schorf. Fest. Schön, gross, glänzend, frisch geerntet auch gut, aber etwas Gerbstoffgehalt. Sie lassen dann sehr schnell nach und es gibt Verluste im Lager, dass es mehr ein Saftapfel ist. Das steht in vielen Büchern anders und dort ist er besser lagerfähig - in meiner Praxis nicht. Bewertung 4.

Wintertaffetapfel

Baum: Schwachwachsend, frühe Vergreisungsprobleme. Etwas Obstbaumkrebs. Alterniert. Bewertung 4.

Äpfel: Wenig Schorf, breitkugelig, grün, im Lager gelb. "Taffet" ist ein altes Wort für Wachs, das passt sehr gut zu seinem Schalenstil. Saftapfel. Aber auch lagerfähig bis März und lange geniessbar. Aroma schwach, alles an dem Apfel bleibt blass, aber auch nicht schlecht zu nennen. Bewertung 3-4.

Wintertaffetapfel am Baum

Gala Royal Tenroy

Gala

Baum: Bekannte kommerzielle Sorte aus Neuseeland, die aber eine grosse Bandbreite hat, weil mehrere Klone im Anbau sind. Mittel- bis Starkwachsend, nur für schwache Unterlagen. Alterniert, wenn man nicht sehr früh ausdünnt. Sollte trotzdem gut behangen sein, das bremst das Wachstum. Braucht viel Schnitt. Rindenbrand stark, vor allem wenn er zu wenig Wasser hat. Kann aber auch gedeihen. Das Laub ist gesünder wie die Rinde, aber nie ganz gesund. Bewertung 4-

Äpfel: Bei meinen Klonen auf gutem Boden gross (nur wenn kein Überbehang), schön. Lagerfähig bis maximal Weihnachten. Etwas grobfleischig, leicht zäh und zunächst hart, aber sehr saftig und mit schöner, voller Würze von Anfang an, deutlich besser wie von den Plantagen. Im Lager wird er süss bis übersüss, ein Dessertapfel der satt macht. Bewertung 2-.

Roter Bellefleur

Baum: Wächst mittel. Blüht sehr spät. Bekam leider schon als Jungbaum kräftig und heftig Rindenbrand, starb dann komplett ab. Sowas ist sinnlos im heutigen Klima. Bewertung 6.

Äpfel: Wenig geerntet. Relativ gross, sehr lange lagerfähig, etwas süsslich, wirken leer. Früher zählte er zu den Sorten, die am längsten lagerfähig waren. Bewertung 3-.

Zuccalmaglio

Zuccalmaglio

Baum: Wächst schwach, trägt aber zuverlässig, muss ausgedünnt werden bei Überbehang. Gesund in Holz und Laub. Für mindestens mittelstarke Unterlagen im Hausgarten bei gutem Boden. Bewertung 2-3

Äpfel: Etwas unscheinbar, Grün, dann gelb, verwaschenes Rot. Teils rauh. Maximal mittelgross. Lagern sich bis max. März. Erst zu hart, dann angenehm, harmonisch, leichte Gerbstoffe vorhanden. Ein spezielles Aroma wird beschrieben, aber ich merke wenig davon. Bewertung 2-.

Rebella

Rebella im letzten Jahr ohne Schorf

Baum: Anfangs sehr starkwachsend. Als eine der wenigen Re-Sorten für Hochstamm geeignet. Mit etwas Schnitt zu bändigen, macht lange Seitenäste. Gesundheit ist mit den Jahren schlecht geworden, wie fast alle Re-Sorten heute. Bekommt mässig bis stark Rindenbrand, Laubgesundheit schlecht. Schorfreistenz schon länger komplett durchbrochen, Blätter und Früchte nun sehr schorfanfällig. Bewertung 5.

Äpfel: Schorfig in den meisten Jahren. Hängen fest, faulen auch gerne schon unreif. Üben auf Vögel eine seltsam hohe Anziehungskraft aus, werden verpickt und zerhackt, vor allem rote Äpfel. Grösse Mittel, auch viele untergrössige Früchte. Hier nur ein Herbstapfel, kurz haltbar. In dieser Zeit ist er okay, etwas würzig im Golden Delicious Stil, saftig, doch er wird schnell mürbe und gärig. Sofort versaftet ist er ein guter Saftapfel. Bewertung 3+.

James Grieve

James Grieve

Baum: Kräftig wachsend, lange Äste, licht. Will trotzdem guten Boden. Holzgesundheit in mehrfacher Hinsicht schlecht, Mehltau, sehr massiv Rindenbrand und Krebs. Wie Goldparmäne nicht mehr anbaufähig. Blätter wenig besser. Bewertung 5-6

Äpfel: Ein Herbstapfel, mittelgross, an älteren Bäumen kleiner.  Nicht lange haltbar. Trägt gut, aber Überbehang tut ihm nicht gut. Säuerlich, leichtes Cox Orange Aroma, nur kurz ausgewogen. Bewertung 3.

Gewürzluiken

Gewürzluiken

Baum: Mittel wachsend, ergibt aber nur auf sehr gutem Boden grosskronigen Bäume, dafür braucht es auch ausgeglichenen Wasserhaushalt. War eine sehr häufige und beliebte Sorte in Württemberg, wahrscheinlich jahrzehntelang die zweithäufigste Sorte. Holzgesundheit mittlerweile schlecht, bekommt kräftig Rindenbrand, auch die Laubgesundheit nicht besonders gut. Bewertung 5.

Äpfel: Charakteristisch blau beduftet, typische dunkle rote Farbe mit Streifen, innen weiss, ein schöner Apfel, manchmal ziemlich gross werdend, dann stippeanfällig. Hält sich bis maximal Februar. Anfangs säuerlich, etwas grob, dann zwei Monate lang auf der Höhe, charakteristisch mit eigenem Aroma würzig bei wenig Säureabbau, noch saftig, schliesslich weich und nicht mehr saftig. Ab Januar oft mit Gärton. Bringt guten Most, Saft und Brände. Hat man ihn mal gegessen, erkennt man ihn immer wieder an seiner speziellen beerigen Würze, für die er geliebt wird. Bewertung 2.

Patricia Bionda

Patricia Bionda mit Russtau

Baum: Wächst mittel, dünntriebig, etwas sparrig und zu licht, macht zu wenig Knospen. Ist eine Lubera-Züchtung und wie fast alle ihre Züchtungen irgendein Abkömmling aus einer Re-Sorte für die Lieferung von Resistenzgenen und einem typischen Kommerzapfel wie Golden Delicious. Gesundheit im Holz ist okay, Blattgesundheit aber mies, oft früher Blattverlust mit Verfärbungen, wenn wirklich Golden im Stammbaum ist, können auch noch weitere unangenehme Überraschungen. kommen. Bewertung 3-.

Äpfel: Wenig Schorf. Klein bis mittelgross. Grün. Grosses Kernhaus, wie ein Glockenapfel. Extrem stark anfällig für Russtaupilze und Regenfleckenkrankheit, sieht dann sehr hässlich aus und muss abgebürstet werden: https://gartenzone.blogspot.com/2025/01/regenfleckenkrankheit-am-kernobst.html . Zur Ernte viel zitronige, spitze Säure und hart, aber auch Zucker, erinnert in der Säurestruktur an Glockennapfel. Nach zwei Monaten verschwindet die Säure fast schlagartig und der Apfel wird süss, zu säurearm, leer. Ein Hauch Würze von Golden Delicious. Verursacht bei mir Allergiesymptome. Einen Monat später fault er zuverlässig im Normallager von aussen her. Es kann aber gut sein, dass er wie der Glockenapfel von einem kühleren Standort viel aromatischer und länger haltbar ist. Untauglich bei mir. Bewertung 4.

Piros

Piros am Baum
Baum: Neuere DDR-Sorte. Schwach bis mittelstark wachsend. Geht auch auf stärkeren Unterlagen, auch wenn der Wuchs unsymmetrisch und sparrig ist. Bislang ziemlich gesund in allen Belangen. Leicht Rindenbrand, aber es bringt ihn nicht um. Von den vielen Pi-Züchtungen sicher eine der gelungensten. Bewertung 2.

Äpfel: Wenig, aber immer etwas Schorf. Ist auszuhalten. Äpfel für einen Frühapfel gross, grün und rot, mit Streifen, hübsch für einen Frühapfel. Reift kurz nach Klarapfel, aber ist tatsächlich ein paar Wochen haltbar. Für den sommerlichen Apfelhunger bis zur ersten Herbstsorte. Er ist schön saftig, spitzig, sommerfrisch mit deutlicher Säure, aber viel angenehmer wie Klarapfel. Bewertung 2+.

Pilot

Baum: Wächst schwach. Kommt auf mittelstarker Unterlage bei mir nicht in die Gänge. Verzweigt gerade, aber nicht gut. Gesund ist er. Fruchtansatz lässt auch zu wünschen übrig. Bewertung 3.
Pilot, Pillnitzer Stein

Äpfel: Auch "Pillnitzer Stein" genannt. Klein, bockelhart. Erst nach langer Lagerung essbar, wenn man ihn erntet glaubt man kaum, dass der jemals schmeckt. Kein Schorf, Optik unauffällig. Eine Langlagersorte fürs Naturlager ohne viel Aroma und auch nicht sehr saftig. Aber durchaus von Wert im Vergleich zu anderen Langlagersorten. Gut im Frühjahr ab März, wenn in Stücke geschnitten serviert, dann zeigt er seine Qualitäten. Bewertung 2, aber nur wer ihn auch lange genug lagern kann.

Georg Cave

Baum: Ein Schwächling. Für mich ein Rätsel, weil es eine triploide Sorte ist, die eigentlicht stark wachsen sollte. Tut er aber einfach nicht. Braucht mindestens mittelstarke Unterlage und/oder guten Boden mit guter Wasserführung. Schnittbedürftig zudem, dünntriebig. Aber gesund in Holz und Blatt. Bewertung 4.

Äpfel: Klein, in Ordnung, unauffällig. Der Wert des Apfels liegt in seiner frühen Reife, es ist ein früher Sommerapfel ab Anfang August, der wesentlich besser wie der Klarapfel schmeckt. Etwas säuerlich, aber lecker. Bewertung 2.

Roter von Simonffi

Roter von Simonffi

Baum: In Österreich und Ungarn verbreitet. Mittelstark wachsend, im Alter schwächer, ergibt schöne, beherrschbare Kronen. Aussergewöhnlich gesund, noch keinen Rindenbrand beobachtet trotz schwierigster Lage auf steinigem, heissem Südhang. Das ist aussergewöhnlich und erfreulich. Auch kein Krebs oder Blutläuse beobachtet. Einer der wenn nicht der gesündeste aller Rosenäpfel. Geht auf allen Unterlagen, schwachwachsend hat man grössere Äpfel, mittelstark schöne Bäumchen mit wenig Pflegeaufwand, gute Flächenerträge ohne Pfahl. Hat aber oft zu starken Fruchtansatz, dann sind die Äpfel klein und er alterniert. Dann früh von Hand ausdünnen. Reichblühend, wenig empfindlich für Blütenfröste. Bewertung 1-2.

Äpfel: Vom Typ Rosenäpfel oder Zigeuneräpfel in Österreich, bei normalem Behang mittelgross bis klein, ansonsten nur klein. Die Äpfel sind eine Schau, oft vollständig dunkelrot gefärbt, leicht beduftet. Man kann sie polieren, dann sehen sie aus und glänzen wie Kunstprodukte. Innen grünlichweisses Fruchtfleisch, nicht hart, anfangs saftig, aber schnell überaltert. Haltbar bis maximal Weihnachten. Säuerlichmild mit einer eigenen Variante des typischen Rosenapfeltons nach Blütenblättern, Hagebutten, irgendwie "rosig". Das ist nicht stark, aber angenehm, leider nur kurz bevor er abbaut. Bewertung 2+.

Klarapfel

Kiste mit Klaräpfeln

Baum: Am Anfang mittel, dann schwach wachsend, ergibt nur kleinkronige Bäume. Anfällig für alles, auch nicht zu knapp mit Rindenbrand. Nicht auf schwacher Unterlage. Trotz allem trägt er relativ zuverlässig, auch Gefahr des Überbehangs. Guter Befruchter. Bewertung 5.

Äpfel: Dürften ziemlich bekannt sein. Grün, dann gelblich bei Vollreife. Starke Grössendifferenz, es gibt kleine Äpfel und Riesen. Reift folgernd ab Ende Juli, unter den etwas älteren Sorten der erste neue Apfel im Sommer. Zwischen ungeniessbarem Säuerling und mehligem Weichling liegen gefühlt nur Sekunden. Er ist nicht haltbar, schon einen Tag nach dem Optimum zeigt er Abbauerscheinungen. Typische Verwendung ist Apfelmus und Zutat für allerlei eingekochte Produkte, auch Marmeladen oder auch frisch gepresster Saft, wenn einen die Säure nicht stört. Bewertung 5-6 als Tafelapfel. Nur zur Verarbeitung: 2-3.

Roter Boskoop

Schöner von Boskoop, eine der Rotmutanten

Baum: Wie grüner Boskoop. Triploid, stark wachsend, lange horizontale Astabgänge. Etwas anfällig für Rindenbrand, auch für Krebs. Grosse Blätter und Blüten. Laub gesund. Guter Boden gefällt ihm, kommt aber entgegen der Literatur erstaunlich gut mit trockenen Lagen zurecht. Alterniert zwischen Überbehang und schwachem Behang. Bewertung 4.

Äpfel: Gross, meine Mutante (es gibt viele davon) produziert viele "windschiefe" Äpfel. Etwas berostet, sehr oft mit Wicklerbefall, massiver Vorfruchtfall, immer guter Behang von dem dann wenig übrigbleibt. Den Vorfruchtfall kann man auch verwerten. Die Äpfel sind sortentypisch fest, mittel bis viel Säure, vom Aroma des grünen Originalboskoops bleibt leider nicht viel. Für gute Tafelqualität fehlt es auch an Saftigkeit. Ein Apfel mehr für die Verarbeitung, dafür ist er gut, auch der Saft ist recht gut. Bewertung als Tafelapfel 3-4, zur Verarbeitung 1-2.

Maunzen

Maunzenäpfel

Baum: Sehr schöne, gesunde Bäume auch ohne viel Schnitt. Ausgesprochen gesund. War früher häufig, auch ein beliebter Stammbildner. Anpassungsfähig an Klima und Lage. Kommt zwar recht spät in Ertrag, trägt dann aber regelmässig. Bewertung 1-2.

Äpfel: Auch schön, mittelgross, aber gutes Saft- und sehr gutes Gärmostobst. Dafür sind sie erstklassig geeignet. Die Früchte haben guten Polyphenolgehalt, gute Ausbeute, der Saft ist ausgewogen. Direkt probiert als Tafelobst hart und kaum essbar, unangenehm. Als Tafelapfel 6, Bewertung für Saft 1-2.

Jakob Fischer

Jakob Fischer. Folgernde Reife zu sehen.

Baum: Starkwachsend, triploid. Früher ein sehr frostharter, gesunder Baum auch für höchste Lagen, sogar als Unterlage verwendet. In wärmeren Gegenden eine Katatrophe. Rindenbrand stark, alle möglichen anderen Probleme, verträgt Trockenheit überhaupt nicht. Ich hatte grosse Bäume, die jahrelang überhaupt nicht mehr getragen haben, Blütenfrost erwischten sie immer. Nur für Lagen oberhalb 500m. Einen hatte ich auf 1000m bei Verwandten, wirkte dort wie eine völlig andere (und gute) Sorte. Bewertung in meinen Lagen: 5-6.

Äpfel: Gross, breit, prächtig. Schöne rote Backe. Aber schorfanfällig. Es gibt einen sehr kurzen Zeitraum kurz vor Vollreife am Baum, in dem dieser Herbstapfel fantastisch schmeckt, ungeheuer saftig, weinig, man kann gar nicht genug von ihm essen. Davor ist er zu sauer, danach baut er sehr schnell ab, bleibt noch eine Zeitlang ein mürber Kuchenapfel. Bewertung 3.

Französische Goldrenette

Französische Goldrenette

Baum: Etwas mehltauanfällig, sonst gesund. Wächst mittel. Schnitt ist wichtig, sonst wächst er schleudernd, erst sauber formieren, dann früh damit beginnen, ihn zu verjüngen. Bisher alles gesund. Oft wenig Fruchtansatz, bildet etwas unwillig Fruchtspiesse mit Blüten. Bewertung 3+.

Äpfel: Schöne Äpfel, viel Rot, mittelgross. Frisch vom Baum essbar, dann mit einzigartiger, sehr harmonischer und ausgeprägter Fruchtsüsse, einem beerigen Eigenaroma, saftig, zart, echte Spitzenware die sich geschmacklich auch vom Supermarktstil sehr abhebt. Leider baut er auf dem Lager recht schnell ab, wird dann trockener und einfacher. Maximal ein Weihnachtsapfel. Manchmal Vorfruchtfall und Stippe. Aber der Geschmack, das Aroma! Sollte man mal probiert haben. Bewertung 1-2.

Rosenapfel vom Schönbuch

Rosenapfel vom Schönbuch

Baum: Wächst schwach, Laub oft krank (besonders mit Blattschorf), unklare Rindenprobleme, auch der Wuchs oft wirr, eng, ungut. Stark schneiden, für Luft, Licht und guten Kronenaufbau sorgen. Bewertung 4-5.

Äpfel: Meist flächig in dunklem Rot, aber kräftig schorfanfällig in nicht lufttrockenen Lagen. Klein bis bestenfalls mittelgross. Weihnachtsapfel, sieht schön aus, ist aber nicht haltbar. Bekommt zudem oft schwarze Flecken, die Äpfel können dadurch bitter schmecken. Das Aroma ist frisch recht gut, Rosenapfelaroma, süssfrisch, leichte Blume, dann aber bald trockner, weicher, hohler. Früh pflücken, Ende September, das verlängert die gute Phase ohne allzuviel Aromaeinbussen. Bewertung 2-3.

Gravensteiner

Baum: Kräftig wachsend, gesund, gelingt auch auf ärmeren Böden, gute Anbaubreite, gut auf allen, auch schwachen Unterlagen. Bislang keine Rindenkrankheiten festgestellt, Blätter durchschnittlich gesund. Es gibt die Variante "Roter Gravensteiner", der nicht ganz so gesund ist. Alle Gravensteinervarianten zeigen Vorfruchtfall und sind gegen Reife hin windempfindlich. Bewertung 2.

Äpfel: Mittel bis gross. Bei mir sonnenbrandempfindlich. Vorrangig grün mit leichten Streifen. Die Rotmutante ist kräftiger gefärbt, aber nicht schöner, er wirkt optisch nicht gerade attraktiv. Herbstapfel. Rechtzeitig geerntet, am Hochstamm gewachsen ist der grünlichere Originalgravensteiner aber erstaunlich lange haltbar, bis nach Weihnachten. Die roten Gravensteiner halten lange nicht so gut. Geschmack sehr ausgewogen wenn reif, saftig, etwas grobzellig, das Aroma ist stark "apfelig", wie Apfelessenz, auch der Duft ist charakteristisch stark. Bereits der Vorfruchtfall ist verwendbar. Wenn es ihn auf Märkten zu kaufen gibt, ist er fast immer zu früh geerntet, weil die Anbauer keine Verluste durch den Vorfruchtfall wollen. Man kann ihn dann essen, aber er hat nicht die Qualitäten, für die er gerühmt wird. Danach sollte man ihn nicht bewerten. Bewertung 1-2, der rote Gravensteiner 2-3.

Siebenkant

Siebenkant am Baum

Baum: In Mitteleuropa selten, durch Arche Noah Österreich wieder populärer gemacht. Der Baum wächst mittelstark bis stark, ist in Holz und Blatt überaus gesund und problemlos, schönes Wachstum auch in weniger guten Verhältnissen, eine typische Wiesensorte. Er hält Hitze aus und wächst auch in kühlen Lagen, aber für bessere Qualitäten benötigt er gute Wärmesummen. Bewertung 1-

Äpfel: Mittelgross, grüngelb, kaum rote Farbanteile, nur überhaucht. Hübsch und regelmässig. Viele aufgehellte Punkte auf der Schale, hat typische Kelchkanten. Kein Schorf bisher festgestellt, aber Vorfruchtfall. Zur Ernte sauer, fest, im Lager aber ab Spätwinter süsser, gewinnt an Aroma. Stilistisch ein Apfel wie der Brettacher oder die Champagner Renette, lange weinsäuerlich, spitzig und saftig. Das gilt auch für seine klimatischen Voraussetzungen. Wenn man diesen Rieslingstil mag, ist man auch beim Siebenkant richtig und schätzt ihn sehr. Für Liebhaber süsser Äpfel ist er ein Säuerling. Seine Verarbeitungsqualitäten habe ich noch nicht durchgetestet, für Saft ist er jedenfalls sehr gut geeignet, auch die Zuckergehalte sind gut, etwas höher als Brettacher. Bewertung 1-2.

Bittenfelder am Baum

Bittenfelder

Baum: Starkwachsend. Kräftig, kann dicke Stämme und hohes Alter erreichen. Neuerdings aber mit Rindenbrandproblemen und das nicht zu knapp. Ausserdem eine grosse Bandbreite, da er vegetativ vermehrt wird, ist nach wie vor häufige Unterlage für starkwachsende Bäume. Bewertung 3-4

Äpfel: Ebenfalls grosse Bandbreite. Gelb, manchmal mit rotem Hauch, sehr hart, mit etwas Gerbstoff, schmeckt nicht. Aber ein erstklassiger Saft- und Mostapfel, der je nach Klon so gute Zuckerwerte erreichen kann, dass man die Maische zweimal auspressen kann. Andere Klone sind nichts besonderes. Ein paar Wochen Lagerung schadete ihm nicht. Als reiner Saftapfel Bewertung 2+

Bohnapfel 

Baum: Grosse, landschaftsprägende Bäume, die auch weit in die Höhe gehen. Braucht kaum Pflege. Gesund und konkurrenzstark, oft die letzte sichtbare Sorte, die in sterbenden Obstwiesen übrig bleibt. Bewertung 1-2

Äpfel: Massenträger. Charakteristische kleine Form, fassförmig, typischer knopfiger Stiel. Hart, säuerlich, vom Baum herunter kaum essbar, nur in Notzeiten als Tafelobst gegessen, dann aber lange haltbar. Typischer Saft- und Mostapfel, Aromaträger mit kräftigem Apfelaroma. Als reiner Saftapfel Bewertung 2+.

Kassler Renette

Baum: Vielleicht aus dem damals niederländischen Cassel (haben sich dann die Franzosen geholt), nicht dem deutschen Kassel. Sehr alte und früher beliebtere Sorte, oft im Stammbaum anderer Sorten. Kräftiger Wuchs, dicht, strebt nach oben, gesundes Holz und gesunde Blätter. Bewertung 2

Äpfel: Je nach Sommerniederschlägen klein bis gross, optisch nicht schön, teilweise berostet, etwas ungleich. Bei der Ernte hart. Wird dann im Lager weicher und auch besser. Wird mürbe, aber bleibt saftig, hat Renettenaroma. Erstklassig lange lagerfähig, braucht aber feuchte Lagerluft, sonst schrumpft er. Auch eine Sorte für Folienhaubenlagerung. Bewertung 2.

Champagner Renette

Äpfel Champagner Renette

Baum: War mal Hauptsorte in Südtirol im 19. Jahrhundert, heute noch für Apfelobstwasser geschätzt. Wächst schwach an Anfang an, nicht so schwach die Ananas Renette aber doch sehr gebremst. Ergibt nur mittelgrosse Bäume, abhängig vom Boden. Auf guten Kronenaufbau achten. Blüht spät und lang, entgeht deshalb Spätfrösten besser. Gesunder Baum, aber hohe Ansprüche an die Lage, benötigt gute Wärmesummen und lange Vegetationszeit. Bewertung 1-2

Äpfel: Von vitalen Bäumen mittelgross, manche auch gross, breitgedrückt, von alten Bäumen auch kleinfrüchtig. Gelb, wachsig, wenig roter Hauch. Deutliche Ähnlichkeiten mit ihrem Abkömmling Brettacher, nur die Schalenfarbe ist heller und das spezifische Gewicht etwas höher. Der Apfel ist etwas fester und markiger, reift ein bis zwei Wochen nach Brettacher, erst Mitte Oktober. Dann ist er sehr saftig und weinsäuerlich, spitzig, das Aroma apflig aber nicht duftig, in der Rieslingtypgruppe mit Brettacher, Siebenkant. Zuckergehalt in gutem Klima höher als Brettacher, essbar ab Weihnachten, erstklassige Lagerfähigkeit im Naturlager bis Mai, auch für Saft und Schaumwein erstklassig. Sehr persönliche Bewertung 1-2 - aber Vorsicht, von diesen Rieslingäpfeln ist man hingerissen oder man lehnt sie ab.

Parkers Pepping

Parkers Pepping

Baum: Schöner Baum, Wuchs mittelstark bis stark, eine der alten Sorten die auch gut auf schwachwachsenden Unterlagen werden. Alterniert. Wächst auch auf schlechten Böden und ist klimatisch breit anbaubar. Keine Krankheitsprobleme, kein Schorf. Bewertung 1-2.

Äpfel: Ist ein vollberosteter Lederapfel, goldgrau. Selten Spuren von Deckfarbe. Grösse varaibel, auch immer sehr kleine Äpfel dabei, im Durchschnitt untere Mitte. Reift hier ab Ende September, hängt aber noch teilweise noch lange fest und bekommt dabei hohe Zuckergehalte, dann aber nicht mehr lagerfähig. Der Apfel ist anfangs saftig, lecker, deutliche weinige Säure aber auch süss, wird dann schnell trockener, weicher. Hat etwas Würze, geht Richtung Zabergäu Renette. Optisch bleibt er schön wenn man mit feuchter Lageratmosphäre sein schrumpfen verzögert, geschmacklich wird er aber mehr zum Küchenapfel. Bewertung 2-3.

Pinova

Kiste frisch geerntete Pinova

Baum: Schöner, gesunder Baum, funktioniert auch anders als oft behauptet als Hochstamm, dann etwas licht und kleinere Äpfel. Schmale Blätter. Kaum Schorf. Für einen Abkömmling von Golden Delicious recht gesund. Bewertung 2

Äpfel: Hübsch, Grundfarbe gelb, mit schön kontrastierenden roten Backen. Fruchtfleisch gelblich. Die Äpfel sind eher klein, es muss aber einen Trick geben, die Fruchtgrösse kräftig zu steigern, kommerzielle Plantagen schaffen das. Reif wird er im Oktober, im Naturlager bis Weihnachten haltbar, der Säure- und Aromaabbau macht ihn schon vorher geschmacksleer. Die Äpfel sind relativ fest, typisch für eine Kommerzsorte, langbrechend, saftig, süss, das Aroma hat Anklänge der Elternsorte Golden, erzeugt leider bei mir starke Allergiesymptome, wie die Elternsorte. Bewertung 3-4.

Weitere Sorten

sind Berner Rosen, Fleiner, Wintergravensteiner, Stina Lohmann, Admiral, Geheimrat Breuhahn, Edelrenette, Ananas Renette, Ribston Pepping, Krüger Dickstiel, Kandil Sinap, Ametyst, Edelborsdorfer, Herbstrenette, Jucunda, sieben weitere Säulenapfelsorten und mehr - davon habe ich aber noch zu selten geerntet, um viel drüber zu erzählen. Die Erfahrungen von zwei Jahren oder weniger reichen nur für rein anekdotische Zufallsbeobachtungen.



Berner Rosen



Freitag, 3. Januar 2025

Regenfleckenkrankheit am Kernobst, unvermeidlich?


Apfel am Baum mit Russtaukrankheiten

Wer Apfelbäume hat, kennt sie höchstwahrscheinlich gut und sie verfolgt uns auch durch die gesamte Lagerdauer - also auch jetzt mitten im Winter. Wer Äpfel nur kauft, kennt sie nicht: Die Regenfleckenkrankheit oder Russfleckenkrankheit und die Fliegenschmutzkrankheit. Es sind Schalenkrankheiten von Apfel und Birne, sehr einfach zu beschreiben und zu sehen. Die Früchte sehen schmutzig und russig aus, dunkle Wolken sitzen auf der Schale, schwarze Sprenkel. Das alles lässt sich anders als Russ oder Schmutz nicht so einfach flott mit kaltem Wasser abwaschen, die Äpfel werden so nicht sauber. Besonders stark sind die Flecken an grün- und gelbschaligen Sorten zu sehen. Berostete und rotschalige Sorten sind optisch weniger befallen. All diesen Wolken ist gemein, dass sie nur auf der Schale sitzen, sie dringen nicht durch die Schale ins Fruchtfleisch ein. In feuchten Jahren können auch Äpfeln und Birnen aus guten Lagen befallen sein, ansonsten trifft es vor allem Tallagen, nicht ganz windoffene Lagen, Frühnebellagen, Senken, Bäume die hinter zeitweiligen Schattenwerfern stehen oder dicht beieinander. Die Grundregel: Je luftiger und je trockener, desto weniger Regenflecken.

So leicht man die Krankheit sieht und erkennt, so schwierig ist die Biologie dahinter. Vieles wurde lange nicht verstanden und bis heute gibts es neue Erkenntnisse.

Biologie der Erreger

Kräftiger Befall Fliegenschmutzkrankheit

Die ist komplex und sehr breit. Der Haupterreger wurde erst in den letzten Jahren identifiziert: Der Pilz "Peltaster cerophilus" ist hauptverantwortlich für Regenflecken und "Schizothyrium pomi" für die Fliegenschmutzkrankheit. Aber nur in Mitteleuropa, anderswo geben andere Pilze den Ton an. Leider gibt es noch hunderte weitere Erregerpilze, die bei Regenflecken mitmischen, es handelt sich immer um einen Pilzkomplex. Die Infektion kann zwischen Blüte und Ernte immer passieren. Es gibt keine Hauptinfektionszeiträume, es reicht eine bestimmte Zahl von Studen mit feuchter Schale und mässige Temperaturen. Sichtbar wird der Befall aber erst viel später. Man hat also lange noch optisch schöne Äpfel, die aber längst befallen sind. Die Pilze überwintern auf anderen Wirtspflanzen, je nach Pilzart bevorzugt werden Brombeerblätter, Hundsrose, Schlehe sowie 40 weitere Pflanzen. Stark zur Überwinterung genutzt werden auch Fruchtmumien. Aber auch bereits befallene Früchte sporen aus und sind infektiös, damit können die Pilze mehrfach im Jahr das Obst infizieren.

Makroaufnahme der Fliegenschmutzkrankheit

Gibts das auch in Obstplantagen?

Mässiger Befall im Makro: Die Pilzstrukturen sind sichtbar

Im konventionellen Obstbau existiert so gut wie keine Regenflecken oder Fliegenschmutzkrankheit. Es interessiert sich auch niemand dafür. 20-40mal wird mit Pestiziden jede Saison durch die Plantage gefahren, im Extremfall 50mal - das war zum Beispiel im Vinschgau der Fall, nachgewiesen 2017 über Betriebshefte von 681 Bauern. Darunter sind auch viele Fungizidspritzungen und die meisten der Profifungizide haben eine Nebenwirkung auf die Schalenpilze, sorgen so dafür dass sie gar nicht erst Fuss fassen.

Anders im Bioanbau, vor allem in eigentlich wenig geeigneten Regionen wie dem Bodensee. Dort und anderswo kommt es vermehrt zur Regenflecken. Auch dort gibt es Mittel für den Profieinsatz gegen allerlei Pilzkrankeiten, vor allem Apfelschorf, die Wirksamkeit der im Ökolandbau zugelassenen Stoffe und Methoden ist weniger breit und stark. 

Starker Befall im Makro, mehre Pilzarten mischen sich

 

Folgen von Regenflecken oder Fliegenschmutzkrankheit

Optische Mischformen zwischen Regenflecken und Fliegenschmutz.
Es gibt alles und es wechselt von Jahr zu Jahr.

Die wichtigsten negativen Folgen sind:

  • Wer Äpfel oder Birnen verkaufen will, kann das bei befallenem Obst vergessen. Deutlich mit Regenflecken besetztes Obst ist nicht vermarktungsfähig. Im Gegensatz zu inneren Problemen wie mangelnder Reife, Kernhausschimmel, Kavernen wegen Lagerfehlern etc. erkennt der Kunde Regenflecken optisch schon von weitem und sofort. Ein sehr gut schmeckender Apfel mit Regenflecken wird nicht gekauft, Obst das wie Müll schmeckt aber gut aussieht wird gekauft. Man ärgert sich vielleicht hinterher, aber der Kauf ist schon getätigt, das Geld geflossen.
  • Die meisten Leute lehnen derartiges Obst auch privat ab. Kinder wollen es nicht. Es sieht einfach schmutzig aus, russig, ungesund. Man muss sich die Mühe machen, es stückweise zu reichen, geschält oder verarbeitet zu Kuchen, Apfelmus, Apfelküchle etc.
  • Meiner eigenen Erfahrung nach hat es durchaus negativen Einfluss auf Eigenschaften des Obsts, nämlich seine Lagerfähigkeit. Die glattschaligen Sorten, die besonders gerne befallen werden bilden alle eine mehr oder wenige kräftige natürlich Wachsschicht aus, die meist erst bei Reife und Lagerung deutlich spürbar wird. Die gleichmässige Bildung von Apfelschalenwachs wird aber durch die Schalenkrankheiten behindert, in der Folge fehlt die Schutzschicht, trocknen die Äpfel schneller aus, werden weich und bauen schneller ab. In einem Profilager mit perfekter Temperatur und Luftfeuchte wäre das egal, aber in unseren Hobbylagern, Garagen, Kellern, Lichtschächten, Holzsteigen in der negative Einfluss deutlich.
  • Früh sichtbarer Befall am Baum erhöht auch das Sonnenbrandrisiko - schwärzliche Äpfel heizen sich stärker auf als rein grüne Äpfel. Auch Ausfärbung und Ausreife sind gestört, wenn die Schale wegen der Pilzauflage schlechter belichtet ist.

Was tun dagegen?

Für uns Nutzgärtner die wichtigste Frage - was können wir gegen Regenflecken und Fliegenschmutzkrankheit tun? Dazu können wir uns am Bioanbau orientieren, dessen Methoden teilweise auch im Hausgarten und der Obstwiese umsetzbar sind, wenn auch nicht der technische Aufwand möglich ist, den der Profianbau treiben kann.

Behandeln. Die Hoffnung auf "spritzen" trügt bei Regenflecken. Höhere Bäume kann man sowieso nicht gut behandeln, das ist etwas für Zwergbäume und sorgfältig durch Schnitte höhenbegrenzte Bäume und ein gutes Handspritzgerät. Mittel der Wahl bei behandelbaren Bäumen wäre Kaliumbikarbonat, der altbekannte Bruder von Küchenbackpulver, Natriumbikarbonat. Das wird auch gegen Apfelschorf verwendet, fast schon ein mildes Breitbandfungizid. Ein bekanntes kommerzielles Produkt ist "Kumar", das enthält neben Kaliumbikarbonat auch Netz- und Haftmittel und es vermindert im Profianbau tatsächlich auch nachweisbar Regenflecken, aber trotz optimaler Formulierung nur teilweise. In der Praxis des Hobbygärtners ist reines Kaliumbikarbonat wenig wert. Bei jedem Regen und sogar stärkerem Nachttau wird es sofort abgewaschen, aufgrund der Verschiedenheit der riesigen Pilzfamilie die unter dem Namen "Regenfleckenkrankheit" läuft gibt es ständig Infektionstage in der Vegetationszeit für irgend eine Version der Pilze. Die Sporen fliegen ganzjährig, man müsste dauernd behandeln. Ich bin damit nicht klar gekommen und auch im Bioanbau schafft Kumar nur eine Verbesserung, aber keine zuverlässige Verhinderung.

Apfel, frisch gewaschen

Waschen nach Ernte. Dazu gibts viele Versuche im Bioanbau und das ist auch die Methode, die beim Nutzgärtner einige negative Folgen zumindest verbessert, die ich auch mache. Und so geht es: Äpfel in einen Eimer mit Wasser füllen, das auf 40°C erwärmt wurde. Durch die hineingelegten Äpfel kühlt es sich auf unter 30°C ab, also lauwarm. Zehn Minuten stehen lassen, das ist wichtig. Äpfel einzeln herausnehmen und den "Schmutz" mit einem Schwamm abreiben. Ideal geeignet sind dafür Küchenschwämme mit fester Unterseite, kratzfreie Topfschwämme. Mit etwas Übung verletzt man die Schale nicht und beseitigt 80% der Regenfleckenpilze, jedoch nur 20% der (weniger störenden) Fliegenschmutzpunkte. In die Stielgrube kommt man leider nicht und in die Wellen einer Kelchgrube nicht immer. Für die Profis gibt es dafür direkt nach der Ernte Waschstrassen mit Bürsten, das Wasser ist heisser und die Temperatur wird exakt gehalten. Damit verbessert man gleichzeitig auch das Problemrisiko einiger anderer Lagerkrankheiten, wodurch sich der Kostenaufwand wieder mehr lohnt. Ich lagere Äpfel und Birnen ungewaschen und reinige immer nur einen Wochenbedarf, da ich bei der Ernte nicht kistenweise Äpfel abbürsten kann, sondern voll mit der Ernte beschäftigt bin. Infiziert werden können Äpfel übrigens auch nach der Ernte. Niemals Kisten offen stehen lassen, so dass Tau oder gar Regen die Äpfel benetzen können. Sichtbar wird auch das erst später im Lager, dann aber drastisch.

Standort. Siehe oben. Windoffen, luftig, sonnig. Dies ist ein weitgehend theoretischer Ratschlag und typisches Ratgebergeschwätz, denn man kann mit seinen Bäumen weder umziehen noch sich in diesem erstickend engen und vernutzten Land ein passendes Grundstück heraussuchen. Was besser geht, ist luftiger Schnitt, Beseitigung von nahen Windhemmern und Schattenwerfern, auch Unterwuchs sollte kurz gehalten werden. Das sind keine leeren Allerweltsratschläge, sondern hilft tatsächlich ein Stück weit. Die Profis überdachen in Kombination mit Hagelschutz, unten Bewässerung, damit sind die Äpfel trocken, Problem gelöst, Invetitionen aber hoch.

Gelbe Sorten - optisch stärkster Befall

Sorten. Neupflanzungen an Problemstandorten sollten rote Äpfel und vor allem Äpfel mit Berostung berücksichtigen. Regenflecken sind auch ein guter Grund, sich endlich wieder an die erstklassigen berosteten "goldenen" Sorten zu wagen, die schon sehr lange aus dem kommerziellen Anbau geflogen sind, weil man sie dem Kunden nicht zutraute. Das sind Sorten wie Parkers Pepping, auch die alten Klone von Boskoop, Zabergäu Renette, graue Herbstrenette, Osnabrücker Renette, graue französische Renette. Schorfwiderstandsfähige Sorten, insbesondere Neuzüchtungen haben keinerlei Vorteile. Einer der anfälligsten Sorten ist die schorfresistente Neuzüchtung "Topaz".

Hygiene. Wie oben genannt spielen Zwischenwirte und sporenverbreitende Formen der Pilze eine grosse Rolle. Wichtig ist, Fruchtmumien zu beseitigen. Bei Brombeerblättern geht jedoch nicht viel, die habe ich auch massiv in der Nähe, aber ich kann nicht das Gestrüpp in der der Nähe in Grasland umwandeln oder Steinriegel regelmässig mähen. Die Fruchtmumien verursachen jedoch am meisten Schaden, bei ihnen sollte man konsequent sein, weil sie auch für viele anderen Katastrophen wichtige Initialkeimverbreiter darstellen, Schorf, Monilia, Marssonina etwa. Sie befinden sich bereits sehr nahe dort, wo die Sporen sowieso hinwollen, an neue Früchte, an neues Laub. Eine Hygienemassnahme an anderer Stelle ist Eintüten von Früchten. Das lohnt sich nur bei sehr exklusiven Sorten an kleinen Bäumen. Das hat man früher tatsächlich gemacht - an Sorten, deren Äpfel einzeln verkauft wurden und weit exportiert, etwas dem weissen Winterkalvill.

Und so bleiben all diese Russtau- und Regelfleckenpilze Dinge, die wir verbessern, aber nicht mit vernünftigem Aufwand verhindern können.

Freitag, 2. April 2021

Brettacher, der Winter- und Frühlingskönig

Brettacher im März - nach 6 Monaten Lagerung!

Ein Beitrag über einen Apfel im Frühlung? Ja, beim Brettacher hat das seine volle Berechtigung. Gut acht Kilometer von hier ist sie entstanden, die Apfelsorte Brettacher, eine ungeplante Zufallskreuzung aus Champagner Renette und dem Öhringer Blutstreifling. Der hat den böhmischen Jungfernapfel und eine Rosenapfelsorte als Elternteil. Früher nahm man Jakob Lebel als Elternteil an, ein damals sehr beliebter Backapfel, das gilt nach genetischen Untersuchungen als widerlegt. Brettacher ist meine Nr. 1, meine Lieblings-Universalsorte für alle Verwertungsarten, der Sieger des Herzens, der Sieger nach Punkten, der Sieger im Anbau. Über den Brettacher gibt es viel zu schreiben, seine "Sortenwerdung" ab 1908 und die Verbreitung ab den 1930er Jahren ist gut dokumentiert. In den 1950er Jahren war er sogar eine sehr beliebte Marktsorte. Darüber später vielleicht mehr. 

 

Beschreibung der Äpfel


Meine Kinder essen ihn gerne.
Saft und Spritzigkeit gewinnen

Zunächst eine Beschreibung dieses Apfels nach vielen Jahren Erfahrungen mit eigenen Brettacher-Bäumen:
Der Apfel ist optisch ausgesprochen hübsch. Er ist gross, breit, glattschalig und regelmässig gebaut. Grundfarbe grün, im Lager zitronengelb werdend. Ab September bekommen besonnte Früchte leuchtend rote Backen. Grünbleibende oder nur wenig gefärbte Früchte waren wenig besonnt und sind qualitativ etwas schlechter. Geerntet wird er meistens Anfang Oktober. Auf dem Lager fettet er glücklicherweise etwas, durch diesen natürlichen Verdunstungsschutz auf der Schale wird er erst im April schrumpeliger. Dank dieser Eigenschaft kommt er auch mit weniger feuchter Lagerluft besser klar als andere Sorten. Die kommerzielle Züchtung hasst fettende Äpfel, angeblich mag sie der Konsument nicht, zudem spielt ihre natürliche Haltbarkeit keine Rolle, weil auch Herbstäpfel mit Grosslager, 1-Methylcyclopropen-Behandlung, sauerstoffarmer künstlicher Atmosphäre, technischer Kühlung endlos gelagert werden.

Angeschnitten - prall und saftig

Beisst man in das weisse Fruchtfleisch der vollreifen Äpfel hinein, fällt sofort der hohe Saftgehalt auf, er ist knackig, spritzig, fruchtig und schafft als eine der wenigen Sorten das Kunststück, trotzdem nicht gleichzeitig hart und grobzellig zu wirken. Die unangenehme Härte moderner Sorten hat er nicht. Das hat die Unsitte befördert, den Apfel erst mit einem Messer in Stücke zu teilen, weil man in die harten Bollen kaum mehr direkt hineinbeissen kann, früher hat man sich diese Mühe nur für kleine Kinder und Greise gemacht. Beim Brettacher kann man sich solche Umwege sparen. Nachteil: Man sollte ihn vorsichtig pflücken, um Druckstellen zu vermeiden. Mit dem Apfelpflücker nicht einfach, denn die grossen Äpfel knallen auf die bereits im Pflücker liegenden Früchte und verursachen Druckstellen, besser nur einzeln von den Ästen holen.

Halbierter Brettacher

Er glänzt durch eine schnittige, weinige und überaus erfrischende Art, die heutige Apfelsorten nicht haben. Seine Würze ist Apfelaroma, Weinwürze ohne die Blumigkeit von Golden Delicious oder Cox Orange. Rieslingtrinker lieben auch Brettacher. Hier scheiden sich die Geister: Für den Einen ist er ein säuerlicher Mostapfel, für den Anderen eine Sinfonie mit strahlendem Säurespiel. Brettacher hat frisch ein Zucker-Säureverhältnis von 10:1 bis höchstens 12:1. Die Säure ist aber nicht scharf wie beim Glockenapfel oder Ontario, sondern weinig. "Moderne" Sorten liegen da völlig anders, 18:1 ist keine Ausnahme, das bedeutet mehr Zucker, viel weniger Säure. Das Zucker-Säureverhältnis beschreibt das Verhältnis des Zuckergehalts und des Säuregehalts in Prozent. Ein Apfel mit 12% Zucker und 1% Gesamtsäuregehalt hat ein ZSV von 12:1.

Seine Lager- und Anbaueigenschaften im heutigen Klima machen ihn für Nutzgärtner oder Leute mit Platz für Äpfel zu einer Sorte mit enormem Wert. Dieses Jahr ist mir das wieder stark aufgefallen, deshalb sollte man gerade im Frühling an den Brettacher erinnern. Wir leben beim Obst ab Januar bis in den Mai hinein im Grunde von Brettachern. Jedes andere Obst müssen wir in dieser Zeit kaufen. Nur sehr wenige Birnensorten sind über den Januar hinaus im Naturlager lagerfähig und unter den Äpfeln gibt es fast keinen, der noch im April so schön saftig, knackig und frisch schmeckt, weiterhin für Mus, Kuchen, Apfelküchle und alles andere verwendbar bleibt. Sein Fruchtfleisch kann man nach Lagerung mit der Zunge abreiben, trotzdem wirkt er nicht mehlig oder matschig. Der Brettacher ist eine Freude und in dieser Zeit eine Notwendigkeit. Und: Bei einigen Sorten habe ich Allergiesymptome, beim Brettacher nicht.


 Voraussetzungen für Langlagerung zu Hause

 

Apfelkiste mit Brettachern Ende März
nach Folienhaubenlagerung

Wie bleibt er so lange frisch und hält die Qualität? Zwei Dinge sind wichtig: Die richtige Lagerung, die heute auch ohne tiefen Naturkeller gut gelingen kann. Das ist zum Beispiel eine Folienhaubenlagerung, so wie sie in diesem Beitrag detailliert beschrieben ist: https://gartenzone.blogspot.com/2018/11/apfel-und-birnen-lange-lagern-ohne.html. Dann der richtige Erntezeitpunkt, der beim Brettacher glücklicherweise nicht so punktgenau wie bei anderen Sorten stimmen muss. Man darf dabei nicht so sehr auf den Geschmack achten, Brettacher erreicht sowieso erst nach etwas Lagerung seine Höhe. Es ist die Schalenfarbe, die es anzeigt, in unserem Klima kann das ab Ende September bis in die zweite Oktoberwoche so weit sein. Er hängt ungeerntet länger und sieht noch frisch aus, wäre aber nicht mehr lange lagerfähig. Ein erntereifer Brettacher hat rote Backen, die er erst recht spät bekommt, wenn die Nächte kühler werden. Er ist noch sattgrün, aber manche Früchte sind bereits in Aufhellung von grasgrün in helleres grasgrün begriffen. Wenn eine ganz leichte Farbveränderung anrollt, ist er spätestens so weit. Sein Zuckergehalt liegt dann bei mindestens 50 OE, im Schnitt bei meinen Äpfeln 55, maximal bis 65° OE (12,5 / 13,75 / 16,25 Brix). Die 65° wurden beispielsweise 2020 erreicht, erst dachte ich an einen Messfehler, aber es stimmte exakt mit Gegenproben und unterschiedlichen Bäumen überein. Kommen immer wieder Jahre mit unter 50°, dann ist das Klima zu schlecht für ihn. Auch als Saft macht er dann nicht viel her, höchstens als Säureträger. Früher war das sein Pferdefuss, die benötigten guten Wärmesummen. Er wurde aus gutem Klima probiert und hatte dann den "den will ich auch haben" Faktor, dann zu oft in kühleren Landesteilen gepflanzt, wo er als Baumrübe enttäuscht. Heute im veränderten Klima hat sich seine Anbaufähigkeit aber stark erweitert und seine immer schon vorhandenen Stärken machen ihn erst recht zu einem Gewinner.

Er ernährt uns auch beim Saft und etwas Gärmost. Der Saft ist erstklassig, ausserdem lässt sich der Apfel leicht pressen. Der Saft ist schnittig, ohne sauer zu wirken, solche Säfte lassen sich auch leicht mit Wasser verdünnen und schmecken dann immer noch. Ebenso Gärmost, wo bei mir hohe Alkoholgehalte unerwünscht sind, dafür ein angenehmes Säurerückgrat existieren muss. Das Durchschnittsjahr mit 55°OE bringt immer noch 6,9% Alkohol, verdünnt ergibt dies stilistisch eine Art selbstproduziertes Weissweinschorle.

 

Eigenschaften des Baums


Blühender Brettacher-Hochstamm

Der Baum wächst stark und kommt mit heissen, trockenen Sommern überdurchschnittlich gut zurecht. Kühlere Standorte verursachen bei ihm nicht nur saure Äpfel, sondern auch Befall mit mit dem Pustelpilz Neonectria ditissima, im Volksmund auch "Obstbaumkrebs" genannt wegen der Wucherungen, die er optisch hervorruft. In Wirklichkeit sind die aber nichts krebsartiges, sondern Folge der Pilzkrankheit. Begünstigt wird sie durch schwere Böden, aber beim Brettacher sind kühle Standorte der stärkere begrenzende Faktor. Eine seiner besten Baumeigenschaften ist seine Robustheit gegen Rindenbrand, er auf meinen warmtrockenen Obstwiesen insgesamt 60% aller Sorten hinweggefegt hat. Als triploide Sorte ist Brettacher ein schlechter Befruchter für andere Sorten. Sein Hauptnachteil für Selbstversorger ist sein Problem mit schwachwachsenden Unterlagen, das viele alte Sorten haben. Die meisten Leute haben heute keinen Platz mehr für grosse Bäume, also wird auf schwachwachsenden Unterlagen gepflanzt, so wie in der Plantage, um damit kleine Bäume zu bekommen, die auch im beengten Hausgarten Platz haben. Sorten wie Brettacher entwickeln dabei aber übergrosse Äpfel, die häufig durch physiologische Ungleichgewichte innen früh stippig werden und damit nicht lagerfähig. Das passiert manchmal auch bei starkem Überbehang, wenn das Vorjahr beispielsweise Frost wegen Ertragsausfall hatte. Auch ältere Bäume alternieren jedoch nicht stark. Sie benötigen auch wenig Pflege. Seine Blüte ist prächtig, mittelspät bis spät und damit auch etwas spätfrostsicherer wie der Durchschnitt.

Brettacher im Herbst am Baum, gut besonnt,
gut verteilt, Idealbehang

Grössere Baumformen sind überaus robust, gesund und erntesicher bei guten Erträgen. In unserer Gegend lag der Anteil von Brettachern bei Obstwiesenbepflanzungen über ein halbes Jahrhundert lang bei mindestens 50%. Auch die grausamen 1970er Jahre und danach hat er überstanden. Damals wollte man Sorten aus dem Supermarkt wie den Golden Delicious oder Gloster auch auf der eigenen Wiese haben. Aber man hat denen trotzdem nie ganz getraut, ohne Brettacher ging es nie: Oben auf der Wiese vier Brettacher als sichere Miete, unten das neue Zeug. Heute stehen die Brettacher noch gesund da und tragen prächtig, der Rest ist längst tot. Viele Brettacher in der Umgebung sind noch aus Reisern entstanden, die man beim Ur-Brettacher an der Strasse zwischen Brettach und Langenbeutigen geholt hat, bis er aufgrund einer völlig enthemmten und katastrophalen Flurbereinigung umgesägt wurde. Diese Zeit war auch in anderer Hinsicht eine brutale Zäsur, in der massenhaft andere gute Dinge bei Obst, im Land, der Natur unwiderbringlich zerstört wurden.

Pflanzen wir neue Bäume. Brettacher ist eine Sorte, die zwar nicht in Gartenmärkten, aber glücklicherweise oft in Baumschulen zu finden ist. Er wird zwar auch auf Unterlagen wie M9 angeboten, aber kaufen sollte man ihn aus den oben erwähnten Gründen mindestens auf mittelstarken Unterlagen wie MM111. Diese Bäume sind bereits standfest und auch im Hausgarten noch in tragbaren Grössenordnungen zu halten. Am Besten aber auf starken Unterlagen für eine Obstwiese.