Donnerstag, 27. September 2018

Das heisse Wüstenjahr

Was für ein Jahr für den Nutzgärtner... wenn so der Klimawandel aussieht, dann ändert sich nicht nur etwas, sondern alles.

In unserer sowieso schon trockenen Gegend war es besonders extrem. Unsere Klimadaten zeigen den gesamten Sommer und Frühling über ein Jahr, das durchweg heisser und trockener war wie das Wetter in Casablanca in Marokko, Nordafrika. Wir hatten 22 Tagen mit mehr als 32°C, in Casablanca waren es nur vier. Die letzten nennenswerten Niederschläge gab es bei uns Anfang Juni. Zusammen mit der Hitze wurde die Katastrophenschwelle für den Garten Ende Juli überschritten und fürs Obst Mitte August. Es gab ab und zu Regen - aber das war nur soviel, dass er nicht einmal auf den Boden gelangte, sondern die wenigen Tropfen schon auf den Blättern wieder verdunsteten.

30° bis Mitte September und wenige Tage später ein Absturz in kräftigen Bodenfrost am 26.9., damit war dann auch die Hoffnung auf einen Herbst zerstört in dem der Garten bei mässigen Temperaturen noch einige Wochen gedeihen konnte. Die Kulturen gingen stattdessen nahtlos vom Hitzeschaden in den Frostschaden über. Kürbis, Süsskartoffeln, Yakon, Paprika - Frostschaden. Trotzdem gibts wichtige Erkenntnisse, die uns dieses Jahr beschert, Erkenntnisse wie sich Anbautechniken und Gartenkulturen verändern müssen, um noch etwas zu ernten, wenn dieses Wetter in Zukunft häufiger vorkommt. Auf Erfahrungen kann man kaum zurückgreifen, alles ist sehr neu und einzigartig.

Der Nutzgarten


Zuckerhut verzwergt und hat Innenbrand
Die Dauerhitze sorgte für Schäden an 80% der Kulturen. Es zeigte sich, dass Überkopfbewässerung unumgänglich war, um Blatt- und Brandschäden zu verringern. Pilzkrankheiten waren kein Problem, da alles sofort wieder abtrocknete. In der letzten Juliwoche ging unserer Regenwasserzisterne das Wasser aus.  Die 7500 Liter reichten für 100 Quadratmeter acht Wochen lang. Wer sich also eine Zisterne anschafft: So gross wie nur irgend möglich. Nur wer Wasser hat, kann ernten. Sehr viel Wasser. Ausgebracht nicht nur per Tropfschlauch, sondern per Beregnung, um Blätter zu kühlen und die oberen Bodenschichten zu befeuchten, was für Flachwurzler und Jungpflanzen wichtig ist. Einige der Erkenntnisse:

Es zeigt sich schon seit Jahren: Kartoffeln werden bei trockener Hitze nichts. Braunfäule bleibt aus, das ist aber auch schon der einzige Vorteil. Das Kraut bekommt Hitzeschäden, bleibt dünn, die Knollen winzig. Obwohl der Boden im Juni noch feucht war, ging ohne Bewässerung überhaupt nichts, die Ernte war trotzdem elend schlecht, späte Sorten hatten Totalschaden. Süsskartoffeln sind gelungen, aber nur wenn dauernd bewässert wurde. Klappte das nicht wie in unserem Aussengarten: Totalschaden.

Sonnenbrand an Paprika
Wärmeliebende Sorten wie Paprika oder Tomaten profitierten nicht, sondern litten. Tomaten hatten Hitzeschäden und bekamen stark Alternariakrankheit wie es sonst das Hauptproblem in Spanien ist. Paprika wuchsen nicht mehr und Blüten fielen unbefruchtet ab, vermutlich weil die Pollen geschädigt wurden. Den Flachwurzlern konnte man gar nicht genug Wasser heranschaffen, sie hatten jeden Tag stark hängende Blätter. Alle südseitigen Früchte bekamen Sonnenbrandschäden. Sogar die sonst sehr hitzefesten Auberginen strichen die Segel, die Früchte wurden gallenbitter, weil die Pflanzen Stress hatten.

Eine positive Überraschung waren früh ausgesäte gelbe Rüben / Karotten. Sie wuchsen mit etwas Zusatzwasser unbekümmert durch die Hitze und setzten kräftig-grosse Wurzeln an. Weniger gut erging es Spätsaaten, die gar nicht mehr aufgingen oder laubgeschädigt klein blieben.

Sellerie, hitzeverbrannt, keine Knolle gebildet
Pastinake, Sellerie, Petersilienwurzel: Kein Aufgang, Schäden (Pastinake), kompletter Ausfall (Petersilienwurzel, Maca) oder Kümmerwuchs mit Blattschäden (Sellerie, Zwiebeln). Bewässerung nutzte nichts mehr.

Salate erlebten Totalschaden, sogar der eigentlich sehr hitzetolerante Eissalat und Bataviasalat. Verkümmert, schlaff, von den Rändern her nekrotisch. Der einzige Salat mit brauchbarer Ernte war früh vorgezogener Romanasalat, spätere Auspflanzungen verkümmerten. Zuckerhut für den Herbst, gesetzt im Juli und August hatte Totalschaden. Er verträgt die Dauerhitze nicht, egal wieviel Wasser er bekommt. Der verwandte Endivien verkümmerte entweder oder er ist geschossen. Gut geworden sind alle Radicchiosorten unter stetiger, flächiger Bewässerung. Vorziehen war generell Pflicht.

Melonen, Gurken - sogar diese Kinder der Hitze hatten Sonnenbrandschäden an Blättern und Früchten, ausserdem wurde der Krankheitsdruck nicht schwächer, nur die Krankheiten wechselten. Gurken verabschiedeten sich bereits im Juli. Wassermelonen sind gelungen. Kürbisse ebenfalls, aber nur wenn sie direkt im wasserspeichernden Pferdemist standen. Dann war die Ernte sehr gut. Sorten sind gut gewachsen, die sonst nur in Italien etwas werden. Leider wurden dann doch viele Früchte nicht reif, weil der extreme Absturz in den Frost im September die Pflanzen frühzeitig tötete. Der Frost war so heftig, dass sogar die Früchte Schäden hatten.

Ananaskirsche, Hitzeexitus
Ebenfalls positiv: Zuckermais. Schaffte man es, den Boden feucht zu halten, wuchs er unbekümmert in die Hitze hinein und da es bis September eine Gewitterböen gab, hat es ihn auch nicht umgerissen wie es dabei oft passiert. Die Sturmfront Mitte September hat die Spätsaaten allerdings ausnahmslos umgerissen.

Buschbohnen hatten Zwergwuchs, schwachen  Fruchtansatz, früher Tod. Spätsaaten teilweise erfroren.

Physalis und Ananaskirsche - Pflanzen permanent unrettbar im Hitzestress, Wachstumsstopp und Abwurf der halbreifen Früchte. Physalis sind empfindlicher wie gedacht.

Fenchel - Frühlings und Sommeraussaat Totalschaden, geschossen.

Kohlgemüse hatte ich dieses Jahr nicht. In der Presse stand allerdings, dass die Erträge kommerzieller Anbauer aller Kohlgemüse drastisch gesunken sind und nicht nur Preissteigerungen, sondern leere Regale drohen. Das gesamte Wintergemüse wird sehr knapp. Importe sind nicht möglich, weil die Nachbarländer unter denselben Problemen gelitten haben.

Das Obst


Sommerbirne Stuttgarter Geisshirtle -verbrannt
Das war ohne Wenn und Aber eine totale Katastrophe. Der sehr gute Fruchtansatz von hundert Bäumen verschiedenster Sorten auf den Obstwiesen wurde bis auf eine einzige Quitte komplett zerstört. Und ein paar Walnüsse sind reif geworden. Obst zu ernten gab es nur am Hausgarten, wo konsequent bewässert werden konnte. Das war doppelt bitter, da es letztes Jahr ebenfalls Totalschaden gab Dank eines extremen Spätfrostereignisses. In anderen Gegenden war es noch mal schlimmer, dort war auch das Jahr davon nichts zu ernten, weil es dort im Sommer schweren Hagelschlag gab. Der Trend sieht danach aus, dass sich das milde Mitteleuropa in eine instabile Gegend voller Extreme entwickelt, die uns so einiges ausknipsen. Da Deutschland mit seiner hohen Bevölkerungsdichte und geringen landwirtschaftlichen Möglichkeiten sowieso schon der grösster Lebensmittelimporteur der Welt ist, kann man nur hoffen dass es weiterhin jemand gibt, der uns etwas verkauft.

Die Situation war je nach Bodenart und lokalen Gewitterereignissen unterschiedlich. Ein paar Kilometer weiter südlich zog einmal ein Augustgewitter mit einmaligem Regen durch, kombiniert mit den tiefgründigen Böden dort rettete das die Obsternte. Bei uns nicht.

Glockenapfel, Trockenschaden
Äpfel haben durchweg Totalschaden. Die Früchte sind 3cm gross geblieben, trocken, bitter, verwelkt. Das zeichnete sich schon im Juli ab. Alle Neupflanzungen sind vertrocknet (ein Schaden von einigen hundert EUR), ältere Bäume verbrannt. Es gab keine Sorten und keine Unterlagen, die das ausgehalten haben.

Birnen haben allesamt Blattschäden von der Hitze, aber dort wo sie tief wurzeln konnten und auf arteigener Unterlage standen (pyrus hat eine Pfahlwurzel), haben sie relativ lang durchgehalten, bis etwa Ende August. Dann war auch dort die Grenze erreicht.

Die Pfirsichernte. 2-3cm Fruchtleichen, abgeworfen.
Zwetschgen, Renekloden, Mirabellen - klein, bitter, trocken, ungeniessbar. Einige Bäume wurden zudem in der Sturmfornt vom September umgerissen, weil das Holz trocken und nicht mehr biegsam war. Auch südliche Arten wie Pfirsiche hatten früh Totalschaden. Am längsten hielten Mirabellen durch. Weiter südlich kamen sie sogar bis zur Reife.

Quitten hielten wurzelecht am längsten durch. Ein alter Baum hat sogar fast normalgrosse Früchte. Das sind die wahren Hitze- und Trockenkönige.  Junge Bäume bekamen nur unbrauchbare Minifrüchte.

Das Wildobst ist fast durchweg verbrannt, vertrocknet. Kornelkirschen, Ribes-Arten, Ölweiden, Aronia, Sanddorn, alle kamen sie an Grenzen und starben oder gingen ins Trockennotprogramm mit Blattabwurf.

Kornelkirsche, vertrocknete Zwergfrüchte

Dienstag, 18. September 2018

Tafeltraubentest: Sorte Druschba

Heute im Tafeltraubentest, da wir gerade die Letzten verspeisen: Die gelbe Sorte "Druschba" (=Freundschaft). Angeblich ist sie eine Kreuzung aus Muskat Hamburg (Muskattrollinger) und Madeleine Angevine. Das halte ich für zweifelhaft, denn dann hätte sie keine Resistenzgene aus anderen Vitis-Arten.

Tafeltraube Druschba, knapp vor Vollreife

Ich habe sie seit ein paar Jahren und bin im Grossen und Ganzen zufrieden mit ihr. Vor kurzem (Mitte September) erntete ich die letzten Beeren ab. Hier die Kurzübersicht meiner Testbewertung:




Wuchs und Krankheiten


Druschba, Laub immer etwas hell
Der Wuchs dieser Sorte zeigt sich mittelstark. Sie hat bei mir Jahr für Jahr auffallend helles Laub, danebenstehende Sorten nicht - es liegt nicht an Boden, Nährstoffen, Unterlage. An Stiellähme und falschem Mehltau leidet sie nicht, aber in warmen Jahren an echtem Mehltau. Das Laub stirbt schnell im Frühherbst. Die Beeren werden stellenweise auch leicht Mehltaubefallen, bleiben aber essbar. Botrytis an den Beeren kommt bei Vollreife, entwickelt sich aber so langsam dass sie kein Problem darstellt. Wespenfrass durchschnittlich, Kirschessigfliegenbefall vorhanden obwohl es eine helle Sorte ist. Insgesamt mässig gesunde Sorte mit mehreren Abstrichen. Aber nichts davon ist wirklich kritisch oder ein Spielverderber.

Mitte September, Laub wird krank

Ertrag und Pflege


Überreife Traube, Botrytis und Reste leichten Mehltaubefalls
Frostschäden kann Druschba ein bisschen kompensieren, indem sie kleinere Ersatzgescheine ausbildet. So kann man trotz Spätfrostschäden noch etwas ernten. Ist es zur Blütezeit heiss, verrieselt sie leider kräftig. Bei normalem Wetter bilden sich viele relativ kleine, lockere Trauben. Wer grosse, schwere, optisch beeindruckende Trauben sehen will ist mit dieser Sorte falsch bedient. Der Vorteil ist, dass sie wenig ausgedünnt werden muss. Zweckmässigerweise halbiert man die Trauben dann nicht wie bei grosstraubigen Sorten, sondern schneidet alle Fruchtansätze an einem Trieb ab, die nach den ersten oder zweiten Trauben kommen. Der Gesamtertrag von Druschba bleibt mässig.

Traube und Beeren


Druschba, halbierte Beeren mit Kernen
Sie werden meistens Anfang September reif (der Rekord liegt bei Mitte August), bleiben zwei bis drei Wochen auf dem Höhepunkt und bauen dann langsam ab. Die Beeren bleiben mittelgross, sind in der Grösse variabel, Form rund, selten etwas ovaler. Gewicht bis 7g. Ihre Farbe ist blasses Grüngold, ganz ansprechend wenn sie nicht zu locker in der Traube hängen. Die Haut ist fest, prall, knackig. Im Mund wirkt sie flüssig statt fleischig. Die Kerne stören leider, aber sie sind wenigstens nicht besonders gross und neigen im Mund nicht zum splittern. Die Haut stört nicht beim kauen.

Inhaltsstoffe, Aroma und Verwendung


Hat viel Zucker, liegt bei knapp 90° OE. Auch etwas Säure ist anfangs vorhanden, dann weniger. Kennzeichnend für die Sorte ist ein starkes Muskataroma, das durch die zuckrige Süsse kräftig hervortritt. Der Stil ist sehr blumig, aber geschmacklich etwas einseitig, denn sonst ist wenig Substanz da. Wer auf so blumig-süssen Geschmack steht, wird sie lieben. Das Aroma hält sich lange in die Überreife hinein und übersteht ein, zwei Tage Lagerung. Häufig veratmen sich diese Aromen schnell, aber bei Druschba ist die Dosis so hoch, dass der Abbau gar nicht so schnell gehen kann. Der Nachteil ist, dass sie penetrant wirken kann. Viel auf einmal essen kann man nicht von ihr.

Wegen der Kerne und Beerengrösse ist sie fürs trocknen ungeeignet. Saft wird gut, aber sehr süss. Angegoren als Federweisser schmeckt sie auch, aber vergoren wird sie irgendwie unharmonisch, Säure fehlt. Durch den Muskatgeschmack passt sie nicht immer zu anderen Lebensmitteln. Sehr gut präsentiert sie sich sie in Mischung mit Trauben anderer Sorten, wenn die Abwechslung zum starken Muskataroma nicht weit ist. Als Vertreterin kräftigen Muskatgeschmacks passt sie in den Hausgarten-Tafeltraubenkanon, aber ausladend Platz würde ich ihr nicht einräumen.

Hintergrundinformationen zum Standort


Freistehend, sehr warm und trocken, was echten Mehltau begünstigt. Der Boden ist schwer und flachgründig. Milde Winter, deshalb keine Angaben zur Frostfestigkeit möglich. Früher Austrieb, deshalb immer Spätfrostgefahr. Keine oder wenig Düngung, Pflanzenschutzmassnahmen in der Regel nicht.


Rechts Druschba.

Freitag, 14. September 2018

Melonen: Koreanische Chamoe-Melonen

Einige Chamoe-Melonen
In Korea habe ich sie kennengelernt und täglich gegessen, die kleine gelbe Melone, die dort häufig und überall zu haben ist. Sie ist anders als die in Europa populären Melonen fest und knackig, etwa wie eine frische Einlegegurke. Grösse und Gewicht entsprechen meist einem grösseren Apfel. Die Farbe ist leuchtend gelb mit hellen Rippen und bleibt so. Der Duft ist bei reifen Früchten kräftig und eigenständig. Sie schmeckt nur mässig süss, aber der Zuckergehalt der Früchte erreichte bei meinen im Nutzgarten angebauten Pflanzen immerhin 65° OE. Neuere Züchtungen sind noch deutlich süsser und grösser, da sind bereits 500g üblich. Auch das Aroma ist eigenständig, unreif ist es noch gurkig-neutral, reif mit einem angenehmen, nicht vergleichbaren Ton, der sich gut an andere Dinge anpasst. Sehr reif duftet sie etwas nach Erdnuss. Gegessen wird sie entweder dünn geschält oder mit Schale, wie ein Apfel. Auch die Kerne und das Kernhaus werden mitgegessen, solange es saftig ist, es ist der süsseste Teil der Melone. Wird sie überreif, dann bildet das Kernhaus mehr Kavernen.

Geschichte

Reife Chamoe. Unten noch eine Cantaloupe-Melone.

Alle Zuckermelonen entstammen einem gemeinsamen Vorfahren mit Gurken und wurden zuerst vermutlich in Nordindien kultiviert. Von dort verbreiteten sie sich nach Westen und nach Osten. Richtung Westen entstand unter anderem eine grosse, vielfältige Zuckermelonenfamilie daraus, Richtung Osten entstanden schon vor 1500 Jahren ebenfalls süssere, melonenartige Sorten - unter anderem die Chamoe-Melone (참외), Cucumis melo L. var. makuwa oder Cucumis koreana.

Wahrscheinlich ist sie am nächsten mit der Sikkim-Gurke aus Ostindien verwandt. Heute gibt es in Ostasien mehrere Variationen dieses Typs, auch mit grauer und grüner Schale und bereits etwas Süsse. Der Trend bei Chamoe geht zu mehr Süsse und mittlerweile werden auch westliche Zuckermelonen eingekreuzt, um das zu erreichen.

Über die Art ist in Europa fast nichts bekannt. In den USA hat sie sich auch nicht durchgesetzt und blieb ziemlich auf die asiatischen Einwanderergemeinden beschränkt. In Japan und China kennt man sie, dort gibt es auch eigenen Kreuzungen und Varietäten in diesem Stil, aber wirklich häufig ist sie nicht. In Korea ist sie dagegen extrem populär. Sie ist als einer der nationalen Schätze klassifiziert und es gibt ein Melonenfestival östlich von Seoul.

In Korea werden sie heute in gut belüftbaren Foliengewächshäusern auf dem Feld kultiviert, so wie das in Deutschland ebenfalls bei vielen Kulturen gemacht wird, z.B. frühe Erdbeeren. Die Pflanzen wachsen bodendeckend auf Vlies, Pflanzenschutz gegen Pilzkrankheiten ist üblich. Eine aufziehbare Schattierung gegen zu grosse Hitze ist ebenfalls üblich. Ende Mai beginnt bereits die Haupternte, am letzten Maiwochenende findet auch das Melonenfestival statt. So früh schafft man es selbst im geschützten Anbau im deutschen Klima nicht. Bei den hiesigen Späfrösten und kühlen Nächten bis Mai kann die Auspflanzung erst knapp zwei Monate später erfolgen, unter Folie holt man bestenfalls zwei Wochen Ernteverfrühung heraus.

Reife und reif werdende Melonen am Zaun
In Korea habe ich mich durch die am Markt erhältlichen Sorten durchprobiert, die Geschmacks- und Typenbandbreite war aber für den Nicht-Insider nicht gross. Auch verschiedenartigere Variationen sind vorhanden, die es wie bei Obst in Deutschland nur nicht auf den Markt schaffen, der Markt verlangt Normierung. So gibt es z.B. noch Froschmelonen (Gaeguri-chamoe, wird gern gekocht) oder Apfelmelonen (Sagwa-chamoe). Schliesslich habe ich Sämereien in Korea gekauft, um zurück in Deutschland den Anbau auszuprobieren, die ersten Versuche im grossen Topf. Weitere Recherchen ergaben, dass eine Sorte auch in Deutschland für Hobbygärtner erhältlich war, die "Goldstar", mittlerweile ist sie aber nicht mehr verfügbar. Schliesslich liess ich mir Samen aus Italien und dann aus den USA schicken. Die Qualität ist leider unterschiedlich, bei einer Lieferung aus den USA hatte ich den Eindruck, das wären nur sich aufspaltende F2-Hybriden von einer im Gemüseladen gekauften Melone. Da hat jemand einfach Kerne aus einer Marktfrucht (kommerzielle Sorten sind alles F1-Hybriden) genommen und verkauft, ein gutes Geschäft. Die Pflanzen brachten ungleichmässige Früchte, auch eine weniger gute Färbung.

Details zum Anbau


Gesunde Jungpflanze
Weibliche Blüte
Sie keimten sehr gut, wuchsen schön los und fruchteten leicht. Vorziehen, Anbautechnik entspricht der bei anderen Melonen. Das gelang aber nur in einem lufttrockenen Warmjahr. Ansonsten litten sie exakt unter denselben Problemen wie alle Melonen in Mitteleuropa und viele Gurken im Freiland: Endlos Krankheiten, so dass die Pflanzen es oft nicht bis zur Reife der Früchte schafften. Mittlerweile bekomme ich das besser hin, aber der Weg war lang. Sie sind im Anbau und den Bedürfnissen weder schwieriger noch einfacher, verglichen mit anderen Melonen. Anfälliger sind sie gegen Wurzelkrankheiten, etwas weniger anfällig gegen Brennflecken und Alternaria. Echter und falschen Mehltau so wie andere Melonen. Falscher Mehltau ist in feuchten Jahren der häufigste Spielverderber. Man sollte viele Pflanzen vorziehen und eine Reserve zurückbehalten, um früh eingegangene Pflanzen ersetzen zu können. Der Platzbedarf liegt etwa wie bei Charentaismelonen, pro Quadratmeter kann man eine oder zwei Pflanzen setzen, im kommerziellen Anbau sind es mehr. Von selbst rankt sie nicht besonders, man kann sie aber gut an einem Rankgitter führen. Sie benötigen Bodenfeuchte, aber insgesamt nicht viel viel Wasser und halten in sommerlichen Trockenperioden lange durch. Im Gegensatz zu europäischen Zuckermelonen benötigen sie keine Brettchen als Unterlage, um die Schale vor Fäulnis zu schützen. Auf gut versorgtem Boden können die Früchte ungewöhnlich gross werden, dann liegen sie nicht mehr bei 300g, sondern können 800g erreichen, im Ausnahmefall auch schon mal ein Kilo. Sie fruchten kontinuierlicher wie die meisten andere Melonen und sind damit für den privaten Nutzgarten sehr wertvoll, wo man gleichzeitig reifende Schwemmen nicht schätzt.

Wann ist sie reif?


Stiel hat sich gelöst - reif
Die alte Frage stellt sich auch bei Chamoe-Melonen: Wann sind sie reif? Ich hatte schon Sorten, die bei Reife vom Stiel gegangen sind. Andere, leider auch die Neueren tun das nicht. Überreife Melonen verlieren die Saftigkeit im Kernhaus und gehen dann an Schalenfäule ein. Ein gutes Kriterium ist die genaue Beobachtung des Stiels und der Schale. Verlieren die hellen Rippen zwischen der quietschgelben Rinde den letzten Grünschimmer, kann man ernten. In diesem Zustand kann man sie aber auch noch gute eine Woche an der Pflanze lassen. Beginnt der Stielansatz bräunlich zu werden, erscheinen kleine Risse an der Frucht, dann beginnt die Phase der Überreife und man sollte sofort ernten. Einmal geerntet lassen sie sich wie eine Gurke bis zu einer Woche kühl lagern und erfreuen am Anfang mit einem schönen Duft.
Vollreife, Stiel hat erst Verkorkungszeichen
Überreif, Risse. Sie fault aber nicht so schnell.

Überreif - kräftige Kavernenbildung, leichte Holzigkeit
Und Exitus - Faulstellen beginnen oft am Blütenende

 

Essen


Dünn geschält, kellerkühl schmecken sie mir am Besten, aber man kann sie auch ungeschält essen. Mit Allem. Mit Kernen und ihren gelatinösen Hüllen, die besonders lecker ist. Eine kleinere Melone ist die ideal Portionsgrösse für eine Person für den Obstanteil des Früchstücks. Kühlung für längere Lagerung über maximal eine Woche hinaus halte ich für sinnlos, weder hält sie länger noch gewinnt sie kühlschrankkühl an Geschmack. Sie ist geschmacklich sehr anpassungsfähig an andere Zutaten.

Vermehrung


Verkreuzte Melonen, Chamoe und Charentais
Will man sie per Samen vermehren, ist auf Selbstbefruchtung zu achten. Man bringt den weiblichen Blüten am Tag des Aufblühens mit dem Pinsel Pollen von männlichen Büten oder tütet weibliche Blüten zur Sicherheit vor der Aufblühen ein, damit nicht ein Insekt doch noch schneller ist. Sie verkreuzen sich sonst sofort und gern mit allen möglichen anderen Zuckermelonensorten, die sonst so im Garten stehen. Solche Hybriden habe ich auch schon mehrfach bekommen. Nette Versuche, aber herausgekommen ist wenig dabei. Die Ergebnisse lagen optisch zwischen Chamoe und einer Cantaloupe-Melone, schmeckten sehr mässig, teilweise auch bitter.

Aus dem Gewächshaus habe ich ein paar Früchte, bei denen die Wahrscheinlichkeit geringer ist, dass sie sich verkreuzt haben (andere Melonen habe ich nur im Freiland). Wer es wagen will und Samen testen will, dem schicke ich gerne welche, solange Vorrat reicht, Kontakt-eMail Adresse im Profil.

Warum sollte man sie ausprobieren?

 

  • Hat Idealgrösse, gute Frühstücksmelone
  • Eigenständiges Aroma, angenehm aber nicht so kräftig, schmeckt jedem
  • Besser haltbar und besser transportabel (sogar schüttfähig) wie Cantaloupemelonen
  • Für Freunde des knackigsüssen Fruchtfleischs statt den Weichmelonen. Da tropft auch nichts auf die Hose, obwohl sie durchaus saftig ist.
  • Tolle Optik, so knalllgelb sind nicht mal Honigmelonen
  • Essen wie einen Apfel, Messer und Schalenabfälle nicht unbedingt Folge bzw. nötig. Damit auch gut auf Reisen zu verzehren.



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