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Freitag, 14. September 2018

Melonen: Koreanische Chamoe-Melonen

Einige Chamoe-Melonen
In Korea habe ich sie kennengelernt und täglich gegessen, die kleine gelbe Melone, die dort häufig und überall zu haben ist. Sie ist anders als die in Europa populären Melonen fest und knackig, etwa wie eine frische Einlegegurke. Grösse und Gewicht entsprechen meist einem grösseren Apfel. Die Farbe ist leuchtend gelb mit hellen Rippen und bleibt so. Der Duft ist bei reifen Früchten kräftig und eigenständig. Sie schmeckt nur mässig süss, aber der Zuckergehalt der Früchte erreichte bei meinen im Nutzgarten angebauten Pflanzen immerhin 65° OE. Neuere Züchtungen sind noch deutlich süsser und grösser, da sind bereits 500g üblich. Auch das Aroma ist eigenständig, unreif ist es noch gurkig-neutral, reif mit einem angenehmen, nicht vergleichbaren Ton, der sich gut an andere Dinge anpasst. Sehr reif duftet sie etwas nach Erdnuss. Gegessen wird sie entweder dünn geschält oder mit Schale, wie ein Apfel. Auch die Kerne und das Kernhaus werden mitgegessen, solange es saftig ist, es ist der süsseste Teil der Melone. Wird sie überreif, dann bildet das Kernhaus mehr Kavernen.

Geschichte

Reife Chamoe. Unten noch eine Cantaloupe-Melone.

Alle Zuckermelonen entstammen einem gemeinsamen Vorfahren mit Gurken und wurden zuerst vermutlich in Nordindien kultiviert. Von dort verbreiteten sie sich nach Westen und nach Osten. Richtung Westen entstand unter anderem eine grosse, vielfältige Zuckermelonenfamilie daraus, Richtung Osten entstanden schon vor 1500 Jahren ebenfalls süssere, melonenartige Sorten - unter anderem die Chamoe-Melone (참외), Cucumis melo L. var. makuwa oder Cucumis koreana.

Wahrscheinlich ist sie am nächsten mit der Sikkim-Gurke aus Ostindien verwandt. Heute gibt es in Ostasien mehrere Variationen dieses Typs, auch mit grauer und grüner Schale und bereits etwas Süsse. Der Trend bei Chamoe geht zu mehr Süsse und mittlerweile werden auch westliche Zuckermelonen eingekreuzt, um das zu erreichen.

Über die Art ist in Europa fast nichts bekannt. In den USA hat sie sich auch nicht durchgesetzt und blieb ziemlich auf die asiatischen Einwanderergemeinden beschränkt. In Japan und China kennt man sie, dort gibt es auch eigenen Kreuzungen und Varietäten in diesem Stil, aber wirklich häufig ist sie nicht. In Korea ist sie dagegen extrem populär. Sie ist als einer der nationalen Schätze klassifiziert und es gibt ein Melonenfestival östlich von Seoul.

In Korea werden sie heute in gut belüftbaren Foliengewächshäusern auf dem Feld kultiviert, so wie das in Deutschland ebenfalls bei vielen Kulturen gemacht wird, z.B. frühe Erdbeeren. Die Pflanzen wachsen bodendeckend auf Vlies, Pflanzenschutz gegen Pilzkrankheiten ist üblich. Eine aufziehbare Schattierung gegen zu grosse Hitze ist ebenfalls üblich. Ende Mai beginnt bereits die Haupternte, am letzten Maiwochenende findet auch das Melonenfestival statt. So früh schafft man es selbst im geschützten Anbau im deutschen Klima nicht. Bei den hiesigen Späfrösten und kühlen Nächten bis Mai kann die Auspflanzung erst knapp zwei Monate später erfolgen, unter Folie holt man bestenfalls zwei Wochen Ernteverfrühung heraus.

Reife und reif werdende Melonen am Zaun
In Korea habe ich mich durch die am Markt erhältlichen Sorten durchprobiert, die Geschmacks- und Typenbandbreite war aber für den Nicht-Insider nicht gross. Auch verschiedenartigere Variationen sind vorhanden, die es wie bei Obst in Deutschland nur nicht auf den Markt schaffen, der Markt verlangt Normierung. So gibt es z.B. noch Froschmelonen (Gaeguri-chamoe, wird gern gekocht) oder Apfelmelonen (Sagwa-chamoe). Schliesslich habe ich Sämereien in Korea gekauft, um zurück in Deutschland den Anbau auszuprobieren, die ersten Versuche im grossen Topf. Weitere Recherchen ergaben, dass eine Sorte auch in Deutschland für Hobbygärtner erhältlich war, die "Goldstar", mittlerweile ist sie aber nicht mehr verfügbar. Schliesslich liess ich mir Samen aus Italien und dann aus den USA schicken. Die Qualität ist leider unterschiedlich, bei einer Lieferung aus den USA hatte ich den Eindruck, das wären nur sich aufspaltende F2-Hybriden von einer im Gemüseladen gekauften Melone. Da hat jemand einfach Kerne aus einer Marktfrucht (kommerzielle Sorten sind alles F1-Hybriden) genommen und verkauft, ein gutes Geschäft. Die Pflanzen brachten ungleichmässige Früchte, auch eine weniger gute Färbung.

Details zum Anbau


Gesunde Jungpflanze
Weibliche Blüte
Sie keimten sehr gut, wuchsen schön los und fruchteten leicht. Vorziehen, Anbautechnik entspricht der bei anderen Melonen. Das gelang aber nur in einem lufttrockenen Warmjahr. Ansonsten litten sie exakt unter denselben Problemen wie alle Melonen in Mitteleuropa und viele Gurken im Freiland: Endlos Krankheiten, so dass die Pflanzen es oft nicht bis zur Reife der Früchte schafften. Mittlerweile bekomme ich das besser hin, aber der Weg war lang. Sie sind im Anbau und den Bedürfnissen weder schwieriger noch einfacher, verglichen mit anderen Melonen. Anfälliger sind sie gegen Wurzelkrankheiten, etwas weniger anfällig gegen Brennflecken und Alternaria. Echter und falschen Mehltau so wie andere Melonen. Falscher Mehltau ist in feuchten Jahren der häufigste Spielverderber. Man sollte viele Pflanzen vorziehen und eine Reserve zurückbehalten, um früh eingegangene Pflanzen ersetzen zu können. Der Platzbedarf liegt etwa wie bei Charentaismelonen, pro Quadratmeter kann man eine oder zwei Pflanzen setzen, im kommerziellen Anbau sind es mehr. Von selbst rankt sie nicht besonders, man kann sie aber gut an einem Rankgitter führen. Sie benötigen Bodenfeuchte, aber insgesamt nicht viel viel Wasser und halten in sommerlichen Trockenperioden lange durch. Im Gegensatz zu europäischen Zuckermelonen benötigen sie keine Brettchen als Unterlage, um die Schale vor Fäulnis zu schützen. Auf gut versorgtem Boden können die Früchte ungewöhnlich gross werden, dann liegen sie nicht mehr bei 300g, sondern können 800g erreichen, im Ausnahmefall auch schon mal ein Kilo. Sie fruchten kontinuierlicher wie die meisten andere Melonen und sind damit für den privaten Nutzgarten sehr wertvoll, wo man gleichzeitig reifende Schwemmen nicht schätzt.

Wann ist sie reif?


Stiel hat sich gelöst - reif
Die alte Frage stellt sich auch bei Chamoe-Melonen: Wann sind sie reif? Ich hatte schon Sorten, die bei Reife vom Stiel gegangen sind. Andere, leider auch die Neueren tun das nicht. Überreife Melonen verlieren die Saftigkeit im Kernhaus und gehen dann an Schalenfäule ein. Ein gutes Kriterium ist die genaue Beobachtung des Stiels und der Schale. Verlieren die hellen Rippen zwischen der quietschgelben Rinde den letzten Grünschimmer, kann man ernten. In diesem Zustand kann man sie aber auch noch gute eine Woche an der Pflanze lassen. Beginnt der Stielansatz bräunlich zu werden, erscheinen kleine Risse an der Frucht, dann beginnt die Phase der Überreife und man sollte sofort ernten. Einmal geerntet lassen sie sich wie eine Gurke bis zu einer Woche kühl lagern und erfreuen am Anfang mit einem schönen Duft.
Vollreife, Stiel hat erst Verkorkungszeichen
Überreif, Risse. Sie fault aber nicht so schnell.

Überreif - kräftige Kavernenbildung, leichte Holzigkeit
Und Exitus - Faulstellen beginnen oft am Blütenende

 

Essen


Dünn geschält, kellerkühl schmecken sie mir am Besten, aber man kann sie auch ungeschält essen. Mit Allem. Mit Kernen und ihren gelatinösen Hüllen, die besonders lecker ist. Eine kleinere Melone ist die ideal Portionsgrösse für eine Person für den Obstanteil des Früchstücks. Kühlung für längere Lagerung über maximal eine Woche hinaus halte ich für sinnlos, weder hält sie länger noch gewinnt sie kühlschrankkühl an Geschmack. Sie ist geschmacklich sehr anpassungsfähig an andere Zutaten.

Vermehrung


Verkreuzte Melonen, Chamoe und Charentais
Will man sie per Samen vermehren, ist auf Selbstbefruchtung zu achten. Man bringt den weiblichen Blüten am Tag des Aufblühens mit dem Pinsel Pollen von männlichen Büten oder tütet weibliche Blüten zur Sicherheit vor der Aufblühen ein, damit nicht ein Insekt doch noch schneller ist. Sie verkreuzen sich sonst sofort und gern mit allen möglichen anderen Zuckermelonensorten, die sonst so im Garten stehen. Solche Hybriden habe ich auch schon mehrfach bekommen. Nette Versuche, aber herausgekommen ist wenig dabei. Die Ergebnisse lagen optisch zwischen Chamoe und einer Cantaloupe-Melone, schmeckten sehr mässig, teilweise auch bitter.

Aus dem Gewächshaus habe ich ein paar Früchte, bei denen die Wahrscheinlichkeit geringer ist, dass sie sich verkreuzt haben (andere Melonen habe ich nur im Freiland). Wer es wagen will und Samen testen will, dem schicke ich gerne welche, solange Vorrat reicht, Kontakt-eMail Adresse im Profil.

Warum sollte man sie ausprobieren?

 

  • Hat Idealgrösse, gute Frühstücksmelone
  • Eigenständiges Aroma, angenehm aber nicht so kräftig, schmeckt jedem
  • Besser haltbar und besser transportabel (sogar schüttfähig) wie Cantaloupemelonen
  • Für Freunde des knackigsüssen Fruchtfleischs statt den Weichmelonen. Da tropft auch nichts auf die Hose, obwohl sie durchaus saftig ist.
  • Tolle Optik, so knalllgelb sind nicht mal Honigmelonen
  • Essen wie einen Apfel, Messer und Schalenabfälle nicht unbedingt Folge bzw. nötig. Damit auch gut auf Reisen zu verzehren.



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