Donnerstag, 28. Dezember 2023

Chinakohl verstrickt sich im Netz

Chinakohl unter Gemüsenetz

Chinakohl war hier im Blog vor allem in den Beiträgen "Fehlschläge des Jahres" ein Star. Das lag und liegt am grundlegend neuen Wetter, das sehr viele Probleme speziell für alle Kohlsorten mit sich brachte, was in diesem Beiträgen oft zur Sprache kommt. Alles war dabei: Am schlimmsten sind mehr und neue Schädlinge, dann schiessende Köpfe Dank Wetterextremen, mehr Pilzkrankheiten die früher keine Rolle spielten, schwaches Wachstum oder gar kein Wachstum wegen anhaltender Hitze.

Trotzdem: Aufgegeben wird nicht. Ich liebe Chinakohl und Kapitulation kommt nicht in Frage. Chinakohl verwende ich am liebsten für Kimchi, dafür braucht man richtig grosse Mengen. Auch sonst ist er vielseitig und beliebt, für Salate, Bratgemüse, auf belegten Broten, in Pfannkuchen... wirklich aufgegeben habe ich nur den Frühjahrsanbau, der ist so ziemlich chancenlos geworden. Er braucht ein mildes, feuchtes Frühjahr. Heute herrscht in der Regel schon im April knochentrockene anhaltende Hitze samt sehr früh aktiven Schädlingen, dann doch wieder Frost im Mai, er schiesst dann zuverlässig. Wenn, dann Anbau im Herbst.

Typisches oberirdisches Schadbild von Kohlfliegen

Der neueste Verbesserungsversuch lief mittels Gemüsenetz. Sowas habe ich schon früher gelegentlich an anderen Kulturen probiert, bin aber nie richtig warm damit geworden. Es war umständlich, brachte andere Probleme mit sich. Nun also Chinakohl. Meine Hoffnung war, dass sich die Versprechungen der Verkäufer bewahrheiten:

  • Kein Zuflug von Kohlfliegen. Fatale Schädlinge, die sehr häufig geworden sind. Sie bringen Kohlgemüse zum welken. Die heute normale trockenwarme Witterung ist ein Turbo für sie. Sie fressen Wurzeln, bohren sich von unten in die weissen Blattrippen, wo die Würmer Frassgänge und dann Fäulnis verursachen.
  • Kein Zuflug all der vielen Falter, deren Raupen sich gnadenlos durch die Blätter fressen. Das sind Kohleulen, Wintersaateule, Gemüseeule, Hausmutter, Kohlweisslinge.
  • Kein Zuflug der vielen anderen Schädlinge wie Kohldreherzmücke oder Kohlmotte. Die Drehherzmücke hat sich die letzten Jahre sehr stark ausgebreitet, früher war sie nur im Süden nennenswert vorhanden, jetzt jedes Jahr flächendeckend und stark.
  • Kein Zuwandern von Schnecken und der extrem gewordenen Kohlerdflöhen. Nur, was schon unterm Netz ist, kann dem Chinakohl noch schaden.
Chinakohl Vorkultur in Pflanzplatte

Gehofft, getan. Die Vorkultur auf dem ausgewählten Beet war Kartoffeln. Boden vorbereitet im Juli, Chinakohlpflanzen in einer Pflanzplatte vorgezogen, Sorte Emiko (früher schon die Sorten Granaat, Parkin, Cantoner, Kilakin, Scarlette rot, One Kilo als Lieblingssorte gehabt). Schneckenbekämpfung, Auspflanzung diesmal Anfang August, dann sofort ein Gemüsenetz installiert. Dafür habe ich Holzlatten mit etwas angerundeten Kanten (damit das teure Netz nicht beschädigt wird) als Abstandhalter in den Boden gesteckt und das Netz in 40cm Höhe darübergezogen. Überstehende Ränder eingerollt und entweder leicht in Erde eingegraben oder mit einer langen, steinbeschwerten Holzlatte am Boden fixiert. Diese Konstruktion hat sich bewährt, kein Sturm und kein Ereignis hat sie umgeworfen. Die Lattenfixierung ist wichtig, wie sich herausstellte, dann man muss doch wieder öfters das Beet öffnen und wieder schliessen. Die Latten sind dafür günstig, sie drücken das Netz plan an den Boden, man kann sie aber auch abheben und dann das Netz an dieser Seite öffnen. Eine Seite habe ich gehäufelt, das Netz etwas eingegraben. Das Netz blieb bis kurz Vor der letzten Ernte Ende November auf den Pflanzen. Als Vorteile zeigten sich:

Fast erntereif unter dem Netz
  • 60% der Problemschädlingsarten blieben tatsächlich draussen. Das waren Kohldreherzmücken, Kohlfliegen, einige Raupenarten. Bei Kohlerdflöhen war nichts zu beweisen, weil die Auspflanzung so spät passierte, dass die schon weg waren. Vor allem die Abwehr von Kohlfliegen war sehr günstig für den Chinakohl.
  • Das Netz war auch ein Schutz gegen die marodierenden Tauben, die mir hier zuverlässig und ganzjährig Jungpflanzen, vor allem alle Kohl- und Salatarten zerhacken und vernichten. Deswegen muss ich sowieso stark mit Vogelschutznetzen arbeiten. Die sind zwar einfacher zu handhaben, aber das erledigt das Gemüsenetz auch gleich mit.
  • Auch gegen Hagel war das Netz ein erstklassiger Schutz.

 

Und sogleich die Nachteile:

  • Trotzdem raupenzerfressen bis ins Innere...
    Schnecken bleiben nicht draussen. Die kleine schwarze Gartenschnecke Arion Hortensis kam durch den Boden, sie ist ohnehin der schlimmste Schleimer im Garten. Das Netz hielt auch ihre Fressfeinde wie Igel oder Blindschleichen draussen. Man sieht durch das Netz zudem erst spät, oft zu spät die Frassschäden. Dann muss man sofort aufdecken und Schnecken bekämpfen.
  • Erdraupen bleiben nicht draussen. Sie kamen erst mit der Zeit und überraschten mich, weil es lange gut ging. Ich rechnete nicht mehr mit Ärger und bemerkte bedingt durch die schlechte Sicht durch das Netz nicht, dass sie bereits Riesenschäden beim Chinakohl angerichtet hatten. Sie frassen sich tief in die Köpfe. Offenbar kriechen sie auch durch die Erde zu Wirtspflanzen.
  • Erdraupe auf frischer Tat
    Die Luftfeuchte war unter dem Netz grösser, was verstärkten Befall mit Pilz- und Bakterienkrankheiten zur Folge hatte, vor allem Ringfleckenkrankheit (Neopseudocercosporella brassicae), aber auch Phoma, Nassfäule. Ich hatte zur Kontrolle dieselben Sorten auch ausserhalb des Netzes und sie blieben bei diesen Krankheiten deutlich gesünder. Auch Regenwürmer nisteten sich stärker zwischen den Blättern ein. Sie fressen zwar den Chinakohl nicht, aber verschmutzen ihn innen.
  • Nicht alles schön unterm Netz
    Netz rauf, Netz runter. Ein weiterer Daueraufwand entsteht. Denn auch unter dem Netz vermehrt sich Unkraut sehr gerne, man muss genau nachsehen was sich an und in den Köpfen tummelt und schliesslich will man auch mal etwas ernten. Die Zeremonie, das Netz abzuziehen und dann wieder dicht hinzupfriemeln gefiel nicht. Wann gibts solche Netze mit Reissverschluss?
  • Das Beet muss sich in Forum und Grösse an das Netz anpassen. Zu kurz geht nicht, Lücken aus Netzabschnitten gehen nicht. Damit ist man unflexibler. Schneidet man sich das Netz zurecht, hat mal bald nur noch Teilstücke, die im Folgejahr noch weniger nutzbar sind.
  • All das Material kostet Geld. Viel Geld, denn das Netz ist nicht billig. In 8 von 12 Monaten des Jahres muss es irgendwo aufbewahrt werden, braucht also auch unbenutzt Platz. Man muss es reinigen, rollen (es lässt sich kaum falten), Rolle zubinden...
Etwas mickrig, aber so soll er sein
nach Entfernen der Umblätter

Fazit: Die Ernte verwertbarer Chinakohlköpfe war etwas besser, aber nicht gut. Das Netz ist ein Schritt voran, aber Nachteile sind ebenfalls vorhanden und so deutlich, dass man nicht auf Anhieb "ja" zu seinem Einsatz sagen kann. Am meisten nervt mich, dass man immer mehr Zeugs, Krempel, Massnahmen, Material, Einkäufe braucht, um Dinge wieder etwas besser (aber nicht mal gut) wachsen zu lassen, die früher leichter gingen. Wie beim Obst: Irgendwann geht das alles ur noch in steriler, künstlicher Vollschutzumgebung. Beispiel Erdbeeren: Erst das Erdbeerfeld, dann wird künstliche Bewässerung nötig, dann vom Feld in den Folientunnel, dann in die Stellagen, dann in die geschlossenen Stellagen. Und dann? Zellkulturen aus dem Bioreaktor, essfertig zurechtgeschnitten?

Nassfäule unterm Netz. Ohne Netz nicht.

Sehr grosser Blattverlust durch die Raupen. Viele Blätter sind nur noch Hühnerfutter. Die Raupen sowieso.

Freitag, 15. Dezember 2023

Bienenwachs und Kerzen daraus

Einige meiner Bienenwachskerzen für Weihnachten

Bienenwachs ist ein geheimnisvoller Stoff und war lange Zeit sehr wertvoll. Stoffe mit ähnlichen Eigenschaften waren nicht in ausreichender Menge vorhanden. Verwendet wurde es zum Beispiel zur Kerzenherstellung, zum Modellieren, als Trennmittel bei Metallgusstechnik (unerlässlich für Bronzeguss), zur Imprägnierung, zum Schreiben auf Wachstafeln, zum Abdichten, als Bindemittel, für Versiegelung, in der Medizin, der Kosmetik. Bienenwachs war in der Hanse sogar Währung, die gehandelten Mengen waren riesig. Für Kerzen verwendeten es bereits die Römer. Ab dem 6. Jahrhundert tauchten Bienenwachskerzen auch in Gräberfunden nördlich der Alpen auf. Sie waren gezogen und geknetet, der Docht bestand aus Pflanzenfasern oder Holzspänen. Sie russten deshalb und brannten nicht optimal ab, mussten mit dem fortschreitenden Abbrand gekappt ("geputzt") werden, waren aber immer noch besser als alle anderen Beleuchtungsmittel jener Zeit, das war Herdfeuer, Tran- und Talglampen, Kienspäne.

Bienenwachs, was ist das?

Chemisch besteht das Wachs der heimischen Bienen häuptsächlich aus Myricin und Cerin (einem Gemisch aus Cerotinsäure und Melissinsäure), es sind aber 300 weitere Stoffe enthalten. Myricin ist das Palmitat eines langkettigen Alkohols. Bienenwachs schmilzt ab 62° und erstarrt wieder bei 58°, verdampft ab 250°C. Wachs ist wenig leichter als Wasser, löst sich in organischen Lösungsmitteln wie Alkohol, heissem Fett, Benzin, Terpentin. Wachs mit Wasser aufgekocht ergibt oben schwimmendes ruhiges Wachs, während darunter das Wasser Dampfblasen hindurchblubbert. Das Wachs entsteht im Körper der Bienen, die Biene produziert winzige Wachsplättchen in ihren Wachsdrüsen in ihren Bauchsegmenten. Die Plättchen knetet sie mit ihren Mundwerkzeugen und reichert sie mit Stoffen aus der Kopfdrüse an. Die ganz neuen Plättchen sind weiss und transparent, später bei der Verarbeitung bekommt Wachs vor allem durch Pollenöle und Propolis seine gelbe Farbe. Mögliche natürliche Farben liegen zwischen fast weiss, hellgelb, zitronengelb, dunkles warmes Gelb. Wachs aus der Frühlingszeit ist leuchtend gelb, danach wird die Farbe mit der Rapsblüte bleicher, gedeckter. Unbebrütetes Wachs ist hell, Wachs das der Imker aus eingeschmolzenen alten Brutwaben gewinnt ist sehr viel dunkler. Wird es älter, verfärbt es sich weiter.

Für die Bienen ist die Wachsproduktion sehr energieaufwendig. Um ein Kilo Wachs zu erzeugen verbrauchen sie viele Kilo Honig. Es wird 60mal so viel Honig wie Wachs im Bienenstock produziert. Entsprechend sparsam gehen sie mit ihrem Baumaterial Bienenwachs um.

Bienenwachskerzen

Brennende Bienenwachskerze - goldoranges Licht

Ursprünglich wurden Bienenwachskerzen durch tauchen von Dochten (Pflanzenstengel, Fäden) in heisses, flüssiges Wachs hergestellt. Kerzengiesser hatten seit dem Mittelalter eigene Innungen und Bienenwachs war ein wichtiges international gehandeltes Gut. Die Kerzen waren aufgrund der Knappheit von Bienenwachs Luxus und wurden deshalb vor allem in der Kirche und vom Adel verwendet. Das gemeine Volk hatte nur rauchende, kurz brennende Kienspäne oder stinkende und ebenfalls russenden Talglichter, zudem musste ihr Docht regelmässig gekürzt werden.

Mit der Säkularisation sank der Bedarf. Dann kam der Umstieg auf Stearin, dann billiges Paraffin aus Erdöl, damit wurden die teuren Bienenwachskerzen endgültig zur Ausnahme. Mit dem elektrischen Licht wurden Kerzen insgesamt vom Gebrauchs- zum Dekorations- und Stimmungsartikel. Eine wichtige Erfindung des 19. Jahrhunderts betraf die Dochte. Man erfand Tricks, um einen Docht so zu flechten, damit er sich beim Abbrennen krümmt. Die Spitze ragt damit bogenförmig aus der Flamme und verbrennt, der Docht kürzt sich selbst, die Kerze russt nicht mehr, ohne dass jemand von Hand den Docht kürzen musste. Diese Genialität ist den Menschen heute nicht mehr bewusst, wenn sie eine Kerze anzünden und sich an ihrem ruhigen Abbrand erfreuen.

Bienenwachs brennt nur leicht schneller wie Paraffinkerzen. Bis heute sind Bienenwachskerzen unerreicht angenehme Lichter. Ihr Licht wirkt wärmer, mehr orange. Ihr leichter, süsslicher Duft ist auf natürliche Weise wunderbarer Nebeneffekt. Kerzen überhaupt: Der Mensch blickt seit 400 000 bis 700 000 Jahren fast täglich in von ihm kontrolliertes Feuer, verbindet es mit Ruhe, Essenszubereitung, Schutz, Wärme.

Bienenwachskerzen aus dem Supermarkt 

Nur unter 2% beträgt der Marktanteil der Bienenwachskerzen. Gerne werden auch Mischungen verkauft, vor allem bei Weihnachtsbaumkerzen, da ist dann ein Drittel Bienenwachs drin, der Rest Paraffin. Das Bienenwachs kommt bei Supermarktware nie von heimischen Bienen. Wie beim Honig wird kräftig importiert, vor allem aus Südamerika und Asien. Auch Mischungen mit Wachs anderer Bienenarten existieren, zum Beispiel der asiatischen Apis Cerana. Deren Wachs hat eine etwas andere Zusammensetzung und enthält auch kein Propolis, aber in der Mischung ist wenig Unterschied zu bemerken.

Wachsplatten des Frühlings: Leuchtend

Weniger weit gereistes Wachs gibts bei Imkern. Oft, aber nicht immer. Denn Imker benötigen das Wachs für ihren Wachskreislauf, der Standard- Hygienemassnahme im Bienenstock: Alte Waben werden irgendwann eingeschmolzen, der Trester mit den Puppenhäutchen abgetrennt, das Wachs gereinigt und daraus wieder die Grundplatten für neue Waben gegossen, die dann den Bienen in den Stock gegeben, damit sie darauf neue Zellen bauen. Nur mittels dieses eigenen Wachskreislaufes kann man sicher sein, sich keine unerwünschten Stoffe von aussen ins Bienenvolk zu holen. Deshalb kauft so mancher Imker lieber Importbienenwachs in schüttbarer Linsenform zu, um daraus die Kerzen zu machen statt aus dem Eigenwachs. Dann sind die Kerzen zwar von Imkerei XY hergestellt, aber das Wachs stammt z.B. aus Kasachstan. Das Kilo Importwachs kostet Stand heute rund 10 EUR. Deutsches Wachs fängt bei etwa 20 EUR an. Ist es biozertifiziert, wird es noch weit teurer.

Wie mache ich meine Kerzen?


Meine Kerzen sind ausschliesslich aus Bienenwachs meiner Völker hergestellt. Es gibt keinen Wachszukauf. Gekauft wird nur der Baumwolldocht. Da ich keine grossen Mengen produziere (denn der Aufwand ist erheblich), gibt es keine Schwierigkeiten mit dem eigenen Wachskreislauf. So geht das vor sich mit den Kerzen:
  1. Abtrennen der Pollenschicht vom Wachsblock
    Das Rohwachs aus Bienenwaben der Bienenvölker wird in einem Dampfwachsschmelzer gewonnen. Das ist eine recht grosse Edelstahltonne mit Einsatzsieb, Abfluss, gut schliessendem Deckel. Den lasse ich mit einem elektrischen Dampferzeuger immer dann laufen, wenn die Sonne scheint, damit der benötigte Strom von der Solaranlage geliefert werden kann.
  2. Die daraus entstandenen dicken Teller aus Wachs wiegen 2-3kg und enthalten noch einige Fremdkörper. Sie werden noch einmal in einem grossen Kochtopf geschmolzen, das Flüssigwachs fein gesiebt und in einem Gefäss langsam erneut erstarren gelassen. Am unteren Rand des wieder festen Wachskörpers bildet sich bereits eine graue Zone, das ist Wachs mit hohem Pollenanteil und feinen Fremdkörpern, das wird lauwarm abgeschnitten. In kaltem Zustand kann man nichts mehr schneiden, dann wird das Wachs zu hart.
  3. Rechts der unbrauchbare Pollenwachsanteil
    Nun wird alles aufwendig: Rund 5 Kilo dieser vorgereinigten Wachsbarren werden in weichem Wasser erneut geschmolzen, Dampfbläschen sprudeln hindurch, wichtig für die Reinigung. Alles wird in einen Edelstahleimer gefüllt und der bei 65-70°C warm gehalten, ohne dass die Flüssigkeit irgendwie bewegt wird. Die Kochplatte ist dafür ungeeignet, weil die Wärme von unten das Wachs in leichter Strömungsbewegung hält. Der Eimer kann in einem Ofen oder Wärmeschrank stehen. Mindestens über Nacht. In dieser langen Zeit sinken weitere Pollen und kleine Fremdkörper ganz langsam nach unten.
  4. Gereinigt, gestückelt, schmelzfertig
    Langsam abkühlen lassen. Aus dem Eimer klopfen. Unteren Rand abschneiden, dort konzentrieren sich die Pollen, das sieht grau aus. Hat man alles ganz abkühlen lassen, um es aus dem Eimer zu bekommen, muss man den Block wieder erwärmen, sonst ist er nicht zu schneiden. 
  5. Alles wiederholen. Ergebnis: Nach mehreren Tagen hin und her liegt ein Block gut gereinigtes Wachs vor, nun auch für Kerzen geeignet. Der Pollenwachstrester kann noch zum Versiegeln verwendet werden, etwa beim Edelreiserschnitt. Der abgetrennte Teil ist normalerweise aber ein Verlust, das macht 15-35% aus, je nach Rohwachszustand.
  6. Der grosse Block ist unhandlich. Warm wird er in einige Stücke geschnitten oder alles sofort verarbeitet.
  7. Gereinigtes Wachs schmelzen, Kerzenformen befüllen, abkühlen lassen, Kerzen entfernen, erneut giessen, bis man so viele Kerzen hat, wie man haben wollte. Die Dochte werden vor dem giessen eingespannt oder nachher durch freigehaltene Kanäle eingezogen. Es gibt auch gezogene Kerzen, mache ich nicht.
  8. Schmelzen, um Kerzen zu giessen
  9. Die fertigen Kerzen müssen ganz abkühlen, damit sie aus der Form zu klopfen sind. Sie haben zunächst ein schönes, glänzendes Aussehen. Man macht von Hand noch kleinere Korrekturen, prüft ob die Kerze gerade und stabil steht, tränkt den Docht in Wachs.
  10. Frisch gegossene Kerzen brennen nicht optimal. Kühl gelagert verbessert sich die Wachsstruktur mit der Zeit. Gelagert werden muss immer dunkel und kühl. Ältere Kerzen verändern auch ihre Oberflächenstruktur, sie sehen weiss bemehlt aus, wie alte Schokolade. Das ist eine typische Eigenschaft von Bienenwachs und ein Qualitätszeichen. Beseitigen kann man das mit einem Fön oder kurzes tauchen in 70° C warmes Wasser. Die Kerzen sind damit ein einer Sekunde optisch verjüngt.
Kerzen unterschiedlichen Alters

Nun ist auch klar, wieso handwerklich hergestellte Kerzen vom Imker teurer sind als industrielle chinesische Paraffinkerzen aus dem Übersee-Container. Allein der Rohstoff ist 25mal so wertvoll. Die Arbeitszeit darf der Imker sowieso nicht berechnen, sonst würde er gar nicht erst anfangen. Nur als Hobby ist diese Aufwand/Ertragsquote zu rechtfertigen. 

Abbrand einer Wachskerze aus kaum gereinigem Wachs, das noch viele Pollen enthält
 

Kerzen wie Skulpturen

Bienenwachskerze in Rosenform

Fans toller Kerzenformen kommen bei dieser Eigenproduktion aber voll auf ihre Kosten. Es gibt Kerzenformen von Rosen über Figuren bis hin zum lebensechten Wachspenis als Scherz. Mein Stil ist das alles nicht, ich liebe die einfacheren, eleganteren und praktischeren Leuchterkerzen, Tischkerzen, Teelichte, Weihnachtsbaumkerzen. Es ist das warme Licht, der Duft, der schöne Abbrand, der die Attraktivität für mich ausmacht, nicht eine sprechende Form der Kerze. Auch das kann schön sein, aber die Kunstkerzen verschenkt man eher, dann stehen sie herum bis sie grau sind. Aber genau wie bei verschiedenen Honigsorten gilt: Alles Geschmackssache. Ein alter Verkauftstrick ist es, neben zeitlos schönen Formkerzen auch absichtlich ein paar eher abstruse Designs zu stellen. So findet der Käufer leichter zu "seiner" Form, und erleichtert ihm die Auswahl, weil auch Kerzen dastehen, von denen er gleich weiss, dass er die ganz sicher nicht will.

Samstag, 9. Dezember 2023

Obstneupflanzungen im neuen Klima

Neu gepflanzte Champagner Renette

Gründe für Neupflanzungen sind bei mir leider meist traurig: Vorher dort stehende Bäume sind abgestorben. Das Sterben der Obstbäume ist in den letzten Jahren aufgrund der veränderten Wetterbedingungen zur Epidemie geworden. Äpfel sterben in meiner Lage vorrangig wegen Rindenbrand, Steinobst leidet stärker unter Monilia und nun auch viel zu warmen Wintern, die zum Austrieb und dann Absterben von grossen Astpartien oder dem ganzen Baum führen, weil doch noch kräftige Nachtfröste kommen. Zweigmonilia und andere Pilzkrankheiten sind generell virulenter geworden. Junge Bäume sterben, weil Extremsommer ohne Regen gekommen sind und man zu wenig oder zu selten Wasser hinschaffen kann. Andere Bäume sterben einfach so, wie es nun mal passieren kann - aber ganz klar häufiger als früher, direkte Gründe für den Stress sind nicht immer zu sehen.

Also wird neu gepflanzt. Die Baumschulen freut es. Aber nicht mehr die der Region, ich kaufe vermehrt im Mittel-osteuropäischen Ausland, der guten Qualität wegen und weil ich dort die Sorten auf den Unterlagen (nämlich mittelstark wachsende) bekomme, die ich haben will. Ich kann nicht alles selber veredeln. Das Sortiment der meisten deutschen Baumschulen (es gibt fachlich sehr gute Ausnahmen!) passt ausserdem meistens weder zum sich veränderten Klima noch für Hobbygärtner. Die teure Ware wird sowieso immer öfter billig importiert, von grossen Vermehrern aus Ost- und Südeuropa. Früher Baumschule, heute Händler. Aber auf einen Extra-Zwischenhändler kann ich verzichten.

Wie pflanzt man heute am besten?

Wurzelballen von Äpfeln, Idealzustand. Grosse Wurzeln
geschnitten. Nie abtrocknen lassen!

Früher war es noch eine Dauerdiskussion, die Frage ob Herbst- oder Frühjahrspflanzung besser ist. Das Klima hat es entschieden: Gepflanzt wird heute ausschliesslich im Herbst. Der Herbst ist eine endlos lauwarme, trübe Angelegenheit geworden, in der meist nach langer Trockenzeit wieder eine Regenzeit beginnt. Lange Frostperioden im folgenden Winter gibt es nicht mehr, der Boden ist nie mehr als wenige Zentimeter tief gefroren. Wir hatten dieses Jahr zehn Wochen im Frühsommer ohne Regen und sechs Wochen im Spätsommer. Im Herbst begann eine Regenzeit und zwar sieben Wochen täglich (!) Regen. Dieses Muster anhaltender Trockenzeiten und Regenzeiten ab Herbst ist mit wenigen Ausnahmen seit Jahren üblich geworden. Den Wetterstil von früher gibt es nicht mehr, die Wetterlagen sind heute viel statischer, oft bis zur Katastrophe konstant. Das ist eine Folge der Klimaveränderung, der Abschwächung des polaren Jetstreams wegen abnehmender Temperaturkontraste entlang der Breitengrade, deshalb stehen die Rossby-Wellen heute viel ortsfester und mäandern auch viel weiter nach Nord und Süd.

Herbstpflanzung statt Frühjahrspflanzung ist bereits in https://gartenzone.blogspot.com/2019/03/fruhlings-oder-herbstpflanzung-die.html beschrieben und die Argumente von damals haben sich noch verstärkt. Die Angst vor harten Winterfrösten, die Neupflanzungen schädigen ist heute unbegründet. Vielmehr kann man mit einer Herbstpflanzung sogar die neuen Wachstumsmonate im Winter ausnutzen, länger Schnee und tief gefrorene Böden gab es seit Jahren nicht. Die Wurzeln beginnen sofort nach Einpflanzung zu wachsen, neue Feinwurzeln bilden sich, der Baum "schlägt Wurzeln".

Die Pflanzung muss heute mehr denn je den wetterbedingt gestörten Wasserhaushalt berücksichtigen. Zu viel Regen gibt es nicht bei Obstbäumen (wenn sie nicht neben einem Bach stehen und dann unter Wasser), aber zu wenig.

  • Wichtig sind deutliche Giessränder mit grossem Durchmesser um den Stamm herum im Traufbereich der Jungkrone. Erstens sollen plötzliche kurze und starke Regenfälle nicht oberflächlich ablaufen, sondern möglichst in den Boden eindringen. Diese Technik wird in Permakulturen immer schon in verschiedenen Formen angewendet, zum Beispiel durch ziehen geeigneter Furchen. Zweitens muss man Neupflanzungen immer giessen, das mühsam hergetragene Wasser soll ebenfalls nicht über die Wiese, sondern an die Wurzeln des Baums, es braucht Zeit um in die Tiefe zu kommen. Also schon bei der Pflanzung grosszügige Giessränder modellieren, Mindesthöhe 5cm, je mehr desto besser.
  • Die Baumscheibe nicht nur konsequent von Bewuchs freihalten (jede andere Pflanze ist Wasser- und Nahrungskonkurrenz), sondern auch die Oberfläche so gestalten, dass Wasser gut versicken kann und wenig von unten verdunstet. Beispiel: Keine Erde mit Verschlämmungstendenz oben liegen lassen!
  • Pflanzloch, Pfahl, eingestreutes Agrargel
  • In Nordafrika schon länger bei Gehölzpflanzungen angewendet, auch in Deutschland sehr empfehlenswert geworden: Die Verwendung von Agrargel oder Hydrogel im Pflanzloch. Agrargele sind "Bodenhilfsstoffe für Trockengebiete". Superabsorber, die sich bei Wasserzugabe zu einem Gel vollsaugen, ein vielfaches des eigenen Gewichts an Wasser binden und wieder langsam abgeben können. Solche Stoffe werden zum Beispiel in Babywindeln verwendet. Bis vor einigen Jahren waren das biologisch abbaubare Kunststoffe, etwa Natriumpolyacrylat, mittlerweile gibt es auch rein aus Holz hergestellte Gele auf der Basis von Lignin mit denselben Eigenschaften. Damit verlängert sich die Bodenfeuchte in Trockenzeiten und verlängert damit auch die Mindest-Giessintervalle. Details meiner guten Anwendungserfahrungen werden Gegenstand eines eigenen Beitrages sein.

Die übrigen Standardtipps zu Pflanztiefe, Behandlung des Wurzelballens, Pflanzschnitt, anbinden etc. haben sich wenig geändert. Die erste Düngung sollte aber etwas früher erfolgen als in der Literatur angegeben, weil die Bodentemperaturen meistens früher steigen und Stickstoff deshalb früher aufgenommen werden kann, früher benötigt wird, in der späteren Sommertrockenzeit dann weniger. In unserer Gegend am Südwesthang mit magerem Boden gebe ich Stickstoff an bedürftige Gehölze schon im Februar, je nach Wetter. Jungbäume bekommen viel Pferdemist oben auf die Baumscheibe, aber nicht am Stamm. Damit bleibt sie bis zur ersten Mahd bewuchsfrei und der Belag hält das Wasser besser im Boden. Eine Düngewirkung hat der Pferdemist mehr indirekt, weil er auch das Bodenleben anheizt.

Rindenbrand an "Gala"

Vor der Pflanzung kommt das Abräumen toter Bäume. Eine traurige Angelegeheit. Abgeräumt habe ich diesen Herbst einen Apfel der Sorte Roter Bellefleur, toll gewachsen, eine Lagerapfelhoffnung. Er hatte immer stärker schwarzen Rindenbrand und starb im Frühling komplett. Wenn es denn diese Sorte war, in Reiserschnittgärten wurde nach einen genetischen Untersuchung oft der Rheinische Winterrambur als "Roter Bellefleur" vermehrt. Ein geschenkter "Gala" starb auch den Rindenbrandtod. Weissanstrich nutzte nichts. Drei Pfirsiche und eine Aprikose starben aus den Gründen im ersten Absatz. Ein weiterer Apfel, zehn Jahre alt, starb. Eine "Neue Orleans Renette" wurde von einem irregeleiteten Biber abgefressen, der über einen normalerweise trockenen Graben kam, der nur durch anhaltende Regenfälle zum Bach wurde und wieder biberungeeignet trocken fallen wird. Das Tier wird doch nicht überleben, aber vorher frisst es noch meine Bäume. Eine Quitte und eine Rundpflaume, letztes Jahr gepflanzt starben, ich konnte dort schlecht giessen und habe Fehler bei der Behandlung der Baumscheibe gemacht. Den schweren Lehm aus dem Pflanzloch dort liegen gelassen. Der verschlämmt schnell. Eine andere Bodenoberfläche, die Wasser bei Trockenheit leichter versickern lässt wäre besser gewesen - grob mulchen etwa, organisches Material in den Oberboden mischen. Die Rindenbrandbäume habe ich verbrannt. 

Tod Orleans Renette durch Biberfrass

Pflanzungen diese Saison

Was kam neu? Vieles. Da ich die Wiesen und das Obst trotz der Riesenprobleme noch nicht aufgegeben habe, pflanze ich konsequent nach, Obstarten und Obstsorten, die einen Versuch wert sind, ob sie es auch im neuen Wetter schaffen.

Äpfel

Alles stimmt. Giessrand, Anstrich, Pfahl, Biberschutz

Sie war einmal Hauptsorte in Südtirol bis etwa 1960, spätreifender geschätzer Lagerapfel der erst auf dem Spätwinter schmeckt und ist einer der Elternäpfel des Brettacher: Eine Champagner Renette steht jetzt auf der Wiese. Und bleibt hoffentlich ohne Rindenbrand. Die Sorte hat auch ein Bekannter, sie wird in unserem Klima ganz gut, hat durchaus Aroma und kommt mit trockenen Sommern besser als der Durchschnitt zurecht. Sie bleibt auch etwas kleinkronig, so passte sie noch an einen Pflanzplatz im engeren Raster. Halbstamm.

Nachdem James Grieve und Klarapfel den Abgang machen bzw. schon machten, Aldingers Georg Cave versagt, fehlt mir ein Sommerapfel. Deshalb neu im Garten: Ametyst, auf mittelstarkwachsender Unterlage. Neuere tschechische Sorte, eher säuerlich, Robustheit wird gelobt, aber das wird muss sich in der Praxis beweisen.

In fast allen unseren heutigen Sorten im Stammbaum: Die Edelrenette, Reinette franche, schon 1540 erwähnt. Seither als robuster, gut lagerfähiger, sehr aromatischer Apfel bekannt. Fruchtgrösse ist aber klein. Was als derart alte und damit altbewährte Sorte so viele Nachkommen hatte, ist einen Versuch wert.

Mit dem Ribston Pepping habe ich einen zugegeben vermessenen Sortenversuch gepflanzt, allerdings kenne ich auch relativ gesunde Bäume und der Pflanzplatz ist nicht schlecht. Ribston Pepping ist einer der Cox Orange Vorfahren und in der Cox Orange Genealogie wohl die anbaufähigste Sorte unter all den sehr empfindlichen Mimosen wie Cox eine ist. Halbstamm.

Geheimrat Breuhahn, selbst veredelt, nun an seinem endgültigen Platz. Auch etwas kleinkroniger bleibend. Wurde mir sehr empfohlen als robuster Apfel mit gutem Geschmack, der sich lange lagern lässt.

Zehn Jahre alt geworden. Rindenbrand.
Mehrfacher Schutzanstrich wirkungslos.

Auch veredelt und schon am endgültigen Platz ist "Stina Lohmann". Ich bekam Reiser vom Korbiniansapfel, der aber vermutlich gar nicht mehr existiert, sondern verloren ist. Genetische Untersuchungen haben ergeben, dass die unter diesem Namen vermehrte Sorte immer nur die ältere Sorte "Stina Lohmann" ist, ein Langlagerapfel, zwar nicht allerbeste Güte, aber saftig bleibend und haltbar.

Nach einem bisher gesund gebliebenen Court Pendu Gris, einem hierzulande seltenen grauen Kurzstiel kommt nun auch ein königlicher Kurzstiel auf die Wiese. Auch eine sehr alte Sorte, seit 500 Jahren in Deutschland nachgewiesen und immer als sehr gesund beschrieben. Man sollte es allerdings schaffen, ihn luftfeucht zu lagern, sonst welkt er stark. Das bekomme ich hin mit Folienhaubenlagerung. Viel schwieriger wird sein, überhaupt bis zu einer Ernte zu kommen.

Birnen

Überraschung beim Pflanzloch ausheben:
Trockener Boden auch nach einem Monat Regen.

Dafür habe ich nicht viele Pflanzplätze, denn sie brauchen tiefgründigeren Boden. Auf Quitte veredelt nicht so sehr, dafür ist dagegen das Wachstum oft unbefriedigend. Gepflanzt wurde diesen Herbst Liegels Winterbutterbirne, eine schöne und lagerfähige Sorte, aber sehr schorfanfällig. Deshalb steht sie oben an der Hangkante, wo am meisten Wind herrscht. Die Birnen sind klein, rundlich, sehen nicht toll aus, aber das bewahrt sie vielleicht vor Diebstahl.

Winternelis hatte ich schon einmal, sie ging ein, der Platz war aber auch nicht gut. Ein sehr klein bleibender Baum, dünntriebig, aber sehr gute und ebenfalls lagerfähige Früchte, ebenfalls auf der kleineren Seite. Lagerbirnen sind ein seltenes Gut und es gibt nichts schöneres, als mitten im Winter noch süsse, schmelzende Birnen zu haben. Sie kam in eine Ecke mit bestem Boden.

Champagner Bratbirne steht noch im Beet, ist selbst veredelt, harrt noch der Auspflanzung. Leider sehr feuerbrandanfällig, gehört aber zu den hochwertigsten Mostbirnen überhaupt. Ich habe mal den Versuch gemacht, sie auf Quitte BA29 zu veredeln. Mostbirnen wollte man immer starkwachsend auf Sämlingsunterlagen, aber auf Quitte wird der Baum kleiner bleiben, früher in Ertrag kommen und mit dem flachgründigen Boden besser zurechtkommen.

Anderes Kernobst

Quitte am Steilhang - schwierig, aber möglich

Die Muskatquitte auf BA29 ist eingegangen - und wurde gleich nachgepflanzt. Der Standort ist schwierig, am steinigen Steilhang, aber wenn dort etwas zurechtkommt, dann Quitten. Mehrere andere Sorten wachsen dort bereits, eine ist sogar schon ein stattlicher Baum, sie müssen aber die ersten Jahre überleben. Das dornige Gebüsch aus Hagebutten, Mahonien, endlosen Myrobalane-Schösslingen muss kleingehalten werden, Wasser muss mittels Kletterpartien hingetragen werden. Die Quitten haben sich dort sehr gut geschlagen, von vier Quittensorten schafften es drei.

Noch eine Mispel: Eine Kurpfalzmispel. Sie wurde leider auf Weissdorn veredelt geliefert. Ich setzte sie tiefer, damit sie aus der Unterlage herauswächst.

Steinobst

Pfirsiche haben es im neuen Wetter auch schwer, Baumausfälle haben zugenommen, Monilia wurde virulenter, neue Probleme kamen hinzu. Eine neue, angeblich sehr robuste Hoffnung ist nun im Boden, Flaming Fury Lucy13, auf einem arteigenen Sämling veredelt. Die Sorte soll auch gut schmecken, sie ist kurz nach "Red Haven" reif, also Mitte bis Ende August. Die "Flaming Fury" Pfirsiche sind die Serie eines privaten US-Züchters mit -zig Sorten, bislang eher selten in Europa, aber in den USA auch im kommerziellen Anbau und mit Schwerpunkt im späten Reifebereich.

Der Drops ist gelutscht

Coes Golden Drop kommt an den Platz eines rätselhaft dahingegangenen Spillings. Coes Golden Drop ist eine Pflaume, die Richtung Reneklode geht. Steht auf Unterlage Wavit. Zur Reife sehr platzempfindlich bei Regen, sonst sehr gut. Angesichts der trockenen Sommer als neue Regel bedeutet das keine grosse Gefahr.

Bellamira bekam ich von einem Bekannten, der sie auch veredelt hat. Neuzüchtung aus Geisenheim, eine gelbe rundliche Pflaume mit grossen Erträgen. Hofentlich, denn an Erträgen mangelts mir.

Vertige, auch eine Neuzüchtung, Aprikose. Gezüchtet von INRA, Frankreich. Mit deren Mandelzüchtungen habe ich schon sehr gute Erfahrungen gemacht. Veredelt ist sie auf Reneklode, das ist eher selten. In Frankreich steht sie auch im kommerziellen Bionabau, weil sie wenig Pflanzenschutz benötigt, blüht ausserdem spät, angeblich moniliafest, selbstfruchtbar. Da stimmt alles. Ich habe schon mehrere Aprikosen, die Obstart wächst bei mir auf der Südwestwiese erstaunlich gut und einige Sorten auch ohne drastische Krankheiten. Eine "Orangered" ist sogar ein richtig dicker Baum. Auf kräftiger Unterlage kommen sie auch mit dem schlechten Boden sehr gut zurecht. Aber das neue Wetter sorgt bei dieser Obstart schlimmer als bei jeder Anderen für frühe Blüten und frühen Austrieb, der Ernteausfall durch Spätfrost ist praktisch unvermeidlich. Also setze ich auf möglichst spät blühende Sorten und bei kleineren Bäumen vielleicht nächstes Frühjahr auf grosse Hauben.

Mal sehen, was in ein paar Jahren noch steht und wie es trägt. Nicht gepflanzt habe ich subtropische Arten, die zwar ebenfalls zur Freude der Verkäufer schwer in Mode sind, aber mit wenigen Ausnahmen so ziemlich versagten: https://gartenzone.blogspot.com/2023/01/klimawandel-und-neue-obstarten.html