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Mittwoch, 16. Oktober 2024

Melonen im schwierigen Jahr, neue Sorten

Melonen 2024 - Mangomel, Ogen, Charentais,
Chamoe, Otome, Gandalf

Kein Jahr ohne eigene Melonen - so auch diesmal. Aber so schwierig und schlecht wie dieses Jahr lief es selten mit den Melonen. Naja, nicht ganz. Seltsamerweise waren Wassermelonen nicht so stark beeinträchtigt.

Beginnen wir statt mit Jammerei mit ein paar Sortenerfahrungen, was war neu, was hat sich bewährt, wo gibt es neue Erkenntnisse?



Mangomel

Mehrere Mangomel-Melonen am Zaun, reif und unreif


Die "Mangomel" habe ich nun das zweite Jahr. Die Sorte ist eine englische Züchtung (ja, auch in England werden Melonen gezüchtet), sie bringt zigarrenförmige Melonen mit bis zu 2,7kg, bei Vollreife aussen blassgelb und innen rosa. Am häufigsten ist ein Gewicht von 0,8 bis 1,5kg. Der Zuckergehalt der Melonen im Sommer an gesunden Pflanzen erreicht um die 50° +-5° OE. Das Aroma ist angenehm, durchaus würzig, sie wirkt süsser als der Zuckergehalt vermuten lässt, weil sie auch wenig Säure hat. Von Mangoaroma ist aber weit und breit nichts zu spüren, dies bleibt Verkäuferprosa oder bezieht sich nur auf die Farben. Das Fruchtfleisch ist zart. Das Niveau von Charentaismelonen erreicht sie nicht, aber so einfach im Aroma wie Zucker- oder Honigmelonen ist sie auch nicht. Intensiv genug für ein würziges Meloneneis war sie. Ich vermute, sie ist eine Hybride aus Honigmelone und einer Cantaloupe - eine gelungene Hybride, bleibt festzuhalten. Ihre Vor- und Nachteile aus der Praxis:

Eine fette Mangomel mit 2,7kg



  • auf gutem Boden hohe Kiloerträge. Ich hatte Pflanzen mit bis zu fünf Melonen gleichzeitig dran, weitere Melonen kamen nach Abreife der ersten Ladung. Die Früchte reifen immer leicht folgernd, so dass man nicht an einem Tag fünf reife Melonen hat, sondern mehr oder weniger Abstand zwischen den Vollreifeereignissen herrscht.
  • Sie hält lange durch und zählt zu den Sorten, die an Anfang August (je nach Jahr auch früher) bis in die ersten Oktobertage gute Früchte liefern. Auch bei schlechtem Wetter kann sie süss und aromatisch werden, sie schafft das besser als andere Sorten.
  • Auch gelagert hält sie gut durch, im Kühlschrank ohne Verluste einige Tage.
  • Relativ gesund in Wurzel und Blatt. Melonen sind zwar alle empfindliche Gewächse, Mangomel ist aber auf der besseren Seite. Echten und falschen Mehltau bekommt sie wie die Anderen, das lässt sich verhindern (dazu die anderen Blogbeiträge), weitere Krankheiten waren noch nicht zu beobachten. Auch die Wurzelgesundheit ist gut, es hat noch keine Pflanze schlappgemacht, im Gegensatz zu anderen Sorten am selben Standort.
  • Manchmal löst sich der Stiel bei Reife von selbst, aber nicht immer. Farbe und Duft zeigen aber den Reifezustand immer zuverlässig an. Je nach Wetterlage bekommen die Früchte manchmal Längsrisse, das ist aber mehr ein optisches Problem. Man erntet dann und isst sie bald. Sie faulen deshalb nicht sofort und vor allem gären sie nicht gleich.
  • Seit letztem Jahr ist sie sehr leicht erhältlich, viele Samenverkäufer haben sie im Angebot. Es ist keine Superspezialsorte mehr. 

Die kommt ins Dauerprogramm.

Sweet Granite

Melone Sweet Granite - warme Farbe

Ein hübsches Ding, sehr orange bei Reife, sieht optisch nach Sommer aus. Gesunde Pflanze. Ertrag könnte besser sein. Im Aroma, Fruchtfleisch, Süsse eine Cantaloupe, also ein bisschen würzig, süss, schafft um die 50° OE, der Melonen-Durchschnittswert. Der Schalenbereich ist etwas dick. Dafür kam sie erkennbar gut mit dem schlechten Wetter klar. Reifezeit normal. Gute Anfängersorte und sehr schön.

Sweet Granite halbiert - der grüne Rand ist typisch, auch bei Vollreife
 

Rocky Ford

Melone Rocky Ford in der Hand vor dem Beet

Das ist ein Trumm! Die Melone stammt von 1880 und zeigt einen Stil, der untergegangen ist, denn die Mode hat sich geändert. Ähnliche Sorten waren früher sehr populär, man hat sie nicht nur gegessen, sondern auch eingemacht.

Die Rocky Ford bringt es auf über 4kg. Die Früchte zeigen früh ein wunderschönes Netzmuster, in dessen irregulären Tiefen man sich verlieren kann. Reif werden sie zwei Wochen nach den ersten Frühsorten im August. Dann wird die Melone ockergelb und bekommt einen stärkeren Duft, aber der Stiel löst sich nicht. Die Schale ist fest und bleibt es. Aufgeschnitten zeigt sie hellgrün bis nach innen hin weissliches Fruchtfleisch, überreif wird sie fast etwas mehlig in der Struktur. Süsse ist vorhanden, jedoch nicht vollsüss, nicht sauer. Beherrscht wird sie von einem sehr speziellen Aroma, das ich bei keiner anderen Melone erlebt habe. Es wirkt erdig, etwas seltsam, mein Stil ist es nicht. Zusammen mit der Grösse schafft man es kaum, die Melone auch zu verdrücken.

Melone Rocky Ford halbiert und Schnitze

Früher gab es diese grossen, manchmal sehr grossen Netzmelonen mit begrenzter Süsse häufiger, die "Berliner Netzmelone" ist auch so ein Vertreter, aber noch grösser und noch weniger süss. Sie brachte bis zu 14kg auf die Waage, wurde ebenfalls gerne eingemacht statt frisch gegessen. Andere grosse Netzmelonen sind ganz verloren gegangen oder werden nur von Hobbygärtnern erhalten. Sie alle haben gegen Importmelonen verloren, die handlich und süss aus dem Süden importiert werden, die Bedürfnisse und der Geschmack hatten sich gewandelt.

Rocky Ford - Netzmelone oder Zen-Garten?


Ogen

Grosser Blütenrest


Ganzer Name Ha'Ogen. Auch ein alter Klassiker. Gerne wird behauptet, sie stamme aus einem Kibbuz in Israel. Sie stammt aber aus Ungarn, wurde dann von einem ungarischen Auswanderer in Israel bekannt gemacht. Mit dieser Sorte wurde viel weitergezüchtet, auch Galia-Melonen haben sie im Stammbaum.

Sie reifte spät. Gewicht hatte sie dann 1,5kg, bekam Risse bei Reife, aussen wurde sie gelbgrün mit grünen Rippen, wenn sie reift. Innen grünes Fruchtfleisch, zum Kernhaus hin noch heller. Stiel löste so halbwegs, machte aber ein grosses Loch in der Melone, auch die Blütenseite war recht gross vernarbt. Zuckergehalt und Aroma liegen auf durchschnittlichem Niveau, irgendwie fehlte mir der Grund, sie interessant zu finden. Mit den Nachfolgern ist man besser bedient, meine ich.

Innen Grün

 

Wassermelonen

 
Wassermelone "Otome"
Seltsamerweise gelangen die dieses Jahr besser, wenn man ihnen viel Licht, Luft und Raum liess. Vor allem "Otome" und "Tigrimini" machten sehr viel Spass, die ältere Sorte "Red Star" war auch nett. Tigrimini lieferte auch kräftig. Sie hat kleine Kerne, das Aroma ist gut, fast schon zu süss. Ihre Schale ist ausserdem dünn, sie hat eine gutes Nettogewicht. Werde ich wieder pflanzen.
 
Interessant war dieses Jahr eine Messung, die mehr Licht in die alte Frage bringen sollte "wann ist die Wassermelone reif"? Dazu hatte ich eine Tigrimini auf eine mechanische Waage gelegt und täglich morgens und abends das angezeigte Gewicht aufgeschrieben, über einen Zeitraum von drei Wochen. Zu Beginn der Messung war die Melone schon über 2kg schwer und am Ende liess ist sie sogar überreif werden, um zu sehen wie sich das auswirkt. Die Messdaten waren dann recht interessant. 
  • Gewichtskurve einer Wassermelone
    Tagsüber legte sie wenig bis nicht an Gewicht zu. Die Zunahmen passierten vor allem Nachts.
  • Schlechtes Wetter, Kühle (vor allem Nachts bei 10°C und weniger) bremste die Zunahme, insgesamt verlief das Wachstum aber erstaunlich konstant, langsam zur Reife hin absinkend.
  • Eine Waage ist zur Reifefeststellung tauglich. Sinkt die Gewichtsänderung ein paar Tage auf < 1% Zunahme innerhalb 24 Stunden und bei normalem Wetter, kann man von Reife ausgehen. 
  • Eine leichte Zunahme findet sogar noch statt, wenn sie anfängt zu gären. Doch dann sinkt das Gewicht wieder in der Überreife.
Die anderen Reifemethoden sind natürlich ebenso tauglich - sich an der Gewamtwachstumsdauer im Sommer orientieren, die etwa fünf Wochen ab eigrosser Frucht beträgt. Der Ton beim klopfen klingt hohl-dumpf, wie wenn man auf Gummistiefel klopft. Die Farbe an der Auflagefläche ändert sich von grün zu hellgrün zu gelb zu orange, aber nur wenn sie satt auf dem Boden aufliegt.
 
Melone auf der Waage zur Reifefeststellung
 

Petit Gris de Rennes

Die letzten Petit Gris de Rennes  im September, reif
Die habe ich jedes Jahr, eine meiner Hauptsorten. Dieses Jahr hatte sie Startschwierigkeiten, bekam spät Früchte und auch nicht viele. Der geringe Behang führte dann aber zu Riesenfrüchten, wie ich sie noch nie hatte. 

Diese Sorte habe ich schon öfter beschrieben, die vorgefundenen Eigenschaften haben sich alle bestätigt. Unter den alten Sorten ist das eine gute, zuverlässige, wohlschmeckende Charentaismelone.

 

Charentais

Charentais - höchste Zeit für die Ernte!

Ohne sie geht es nicht und deshalb tauchte sie hier auch schon in vielen Beiträgen auf, zum Beispiel dort. Die alte Sorte ist nicht nur Sorte, sondern auch Namensgeber der ganzen Klasse dieser Melonen, der Charentaismelonen - klein, so würzig wie keine andere Klasse, früh. Eine Mimose, aber auch eine Perle. Kleine Frucht, auch die Pflanze, hält nicht lange durch im Sommer. Aber Anfang August, als es mal etwas besser Wetter war, wurden auch dieses Jahr die ersten reif und sie waren nach wie vor einfach eine unerreichte Spitze. Sie duftet stark, ihr Fruchtfleisch ist kräftig orange gefärbt. Das intensive würzige moschusartige Aroma ist einzigartig, der sehr hohe Zuckergehalt mit deutlich über 60° OE, genau dazu passende Säure, das ist "Charentais". Die Früchte unbedingt früh auf Holzbrettchen legen, da war ich nicht nicht immer konsequent und hatte dann ärgerliche Verluste.

Melone zerteilt fürs einfrieren

Bei dieser Sorte lohnt sich auch, sie einzufrieren, wenn zu Viele gleichzeitig reif werden. Die Melone wird dazu in keine Kugeln zerschnitten und die werden eingefroren. "Kugelausstecher" lautet der Name des dafür geeigneten Werkzeuges. Damit hat man ganzjährig eine erstklassige Zutat für Obstsalate und andere Dinge zur Verfügung. Da Melonen die Tendenz haben, kurze aber heftige Übermengen zu liefern, ist das eine gute Methode, sie haltbar zu machen statt sich an ihnen totzufressen weil sie gerade alle reif wurden oder sie an Banausen zu verschenken, die sie erst wie Supermarktschrott zwei Tage liegen lassen und dann wegen Gärgeschmack nölen.

Gefrierfertig im Gefrierbeutel

Weitere Sorten

Melone "Ananas" im Sonnenglanz, halbiert
 
Das waren "Gandalf", "Ananas", "Chamoe", "Model" und ein paar mehr mit Einzelfrüchten, so dass eine genaue Beschreibung kaum möglich ist. Gandalf war eine Enttäuschung, eine Standardcantaloupemelone ohne besonders gute Eigenschaften. "Ananas" war schön, lecker, aber auch sehr klein. "Model" haben ich jedes Jahr, ebenso wie die koreanischen Chamoe-Melonen, die sogar einen eigenen Artikel im Blog haben. 
Hübsch ist sie, die "Ananas"

Probleme 2024

Erste Befallszeichen falscher Mehltau.
Für Behandlung schon zu spät.

Wie oben schon bemerkt, war dieses Jahr ein elend schlechtes Melonenjahr. Es war der nasseste Sommer seit 20 Jahren, zudem wurde auch ohne Regen jede einzelne Nacht der Taupunkt erreicht - am Morgen tropft es von den Blättern. Dafür ist mein Standort sowieso anfällig und das hat mir früher schon öfter die Ernte verdorben, weil Pilzkrankheiten schneller waren, am meisten falscher Mehltau. Diesmal habe ich rechtzeitig gegengesteuert, aber die Mühe ist ein hoher Preis.

Auch Wurzelkrankheiten wüteten durch den Starkregen heftig. Selbst im abgedeckten gelagerten Pferdemist, der eigentlich gut drainiert, kam es zu absterbenden Pflanzen. Besonders schlimm ausserdem Schäden durch Vögel, auch an anderen Gemüsepflanzen.

Herausgerissen - das war eine Amsel

Amseln hacken an der Wuchsstelle tief in den Boden und reissen dabei Erde und die Pflanzen gnadenlos heraus, weil sie hoffen dort tierische Nahrung zu finden. Meisen und Tauben zerhacken die jungen Blätter. Netze drüberlegen ist bei Melonen Mist. Die Ranken wachsen sofort in die Netze, alles verhakt sich, die Ranken verwachsen statt in die Länge zu gehen. Vogelschäden nehmen von Jahr zu Jahr zu, eine Erfahrung auch aus der Landwirtschaft. Sehr wenige stark opportunistisch lebende Generalisten-Massenvogelarten werden immer häufiger und profitieren auch an den menschlichen Dauerfütterern, während die Spezialistenarten in der komplett anthropogen umgestalteten Landschaft immer seltener werden.


Chamoemelonen wie Eier im Nest

Montag, 20. September 2021

Melonen: Mehr Sorten und Schwemme trotz Kaltjahr

Reife Melonen dieses Jahr

Schon wieder Melonen. Die Gartenzone ist teilweise ein Melonenblog geworden. Aber die Dinger sind einfach zu lecker und es macht zu viel Spass, sie auszuprobieren, sie anzubauen. Gekaufte Ware wird unter viel besseren klimatischen Bedingungen angebaut, trotzdem macht die perfekte Ausreife und Frische der eigenen Melonen diesen Vorteil mehr als wett.

Eigentlich war es ein denkbar ungünstiges Jahr für Freilandmelonen. Eiskalt wars bis Anfang Juni, bis dahin keine Auspflanzung möglich. Dann zwei Wochen extrem heiss, was die jungen Pflanzen stark stresste oder ganz verbrannte. Dann Kälte und Regen bis zur Reife - was soll da aus den Mimosen des Nutzgartens werden?

Melonenbeet 14. September

Es wurde was, auch wenn ein heftiger Kampf gegen Krankheiten geführt werden musste. Die mit den Jahren immer weiter optimierte und auch in der Gartenzone hier beschriebenen Anbautechniken haben das stetig verbessert. Verluste gab es natürlich. Schalenschäden durch lange Regenphasen waren häufig, Krankheiten. Die erste Melone wurde erst Anfang-Mitte August reif, ab Mitte August vereinzelt weitere und erst ab Ende August kam die Haupternte. Die kam mit Wucht, zeitweise habe ich sechs Melonen täglich geerntet. Das kann man nicht mehr essen und muss verschenkt werden. Kinder und Familie waren auch nicht mit dreimal täglich Melone zu begeistern. Haltbar machen kann man Melonen leider nicht. Die Schwemme ging ab Mitte September in einen vertröpfelnden Strom über. Krankheiten erfassten zwei der drei Beete, Nachtkälte bewirkten Mehltau und schwächere Zucker- sowie Aromabildung. Immerhin schafften es manche Sorten bis jetzt und liefern weiter. Andere Jahre lagen bei der Reife drei Wochen früher. Auch der Zuckergehalt erreichte dieses Jahr keine Rekordwerte, blieb aber mit 10-15% niedrigeren Werten im Rahmen. Melonenkrankheiten nahmen von Anfang an kräftigen Anlauf, waren aber so weit zurückzudrängen dass die Haupternte noch gut durchging. In solchen Jahren zeigt sich auch, welche Sorten trotzdem Aroma und Erntemengen bringen. Die Erfahrungen damit und auch einigen erstmals angepflanzten Sorten:

Charentais

Melone "Charentais" bereits mit Schalenrissen

"Charentais" ist sowohl eine Sorte als auch ein Typ von Melonen, vermutlich die Urmutter der Charentaismelonen. In den meisten Jahren kommt sie in unseren Garten, auch dieses Jahr. Im Aroma halten sie Viele für ungeschlagen, zur Spitzengruppe gehört sie auf jeden Fall. Im Duft hat sie etwas kräftig erdbeerartiges, wenn sie reif ist, sie duftet überhaupt sehr stark und schmeckt auf dem Höhepunkt intensiv, hat Umami, Moschus, Gartenbeeren. Gekühlt kommt Vanille stärker. Ich merke beim Gang durch den Garten schon am Duft von weitem, wenn welche reif werden. Gut ausgereift liegt sie bei bis zu 65° OE Zuckergehalt (15,9° Brix). Hier die Beschreibung aus früherem Anbau. In der Konsistenz liegt sie im Idealbereich, zart, aber gleichzeitig fest genug um sich kauen zu lassen. Gewicht dieses Jahr 600-1000g, fünf Melonen pro Pflanze wenn gut versorgt. 

Schäden nach nur einem kräftigen Regenguss

Nachteile: Sehr regenempfindliche Sorte. Die Schale im Stielbereich bekommt nach Regenfällen glasiggrüne Zonen, was dieses Jahr sogar als Regel passiert ist weil es oft regnete. Sehr kurzes Fenster zwischen Vollreif und beginnender Gärung (Pattexgeschmackston) und eine ärgerliche gleichzeitige Reife der meisten Früchte. Man wartet ein Jahr, hat dann einen Stapel reife Charentais auf einmal die man nicht mehr essen kann. Oder es regnet und sie platzen, gären alle miteinander. Dann wieder ein Jahr Pause. Mittlerweile weiss ich: Ernten bei beginnendem Farbumschlag, nicht erst wenn der Stiel von selbst löst oder gar grössere Risse auftreten. Das ist zu spät. 

Die Schale von "Charentais" ist sehr empfindlich

Als sehr alte samenfeste Sorte gibt es eine grosse Bandbreite innerhalb der Sorte. Dieses Jahr waren meine Charentais alle sehr glattschalig und noch empfindlicher. Samen aus anderer Quelle erbrachten Melonen mit leichtem Netzmuster und mehr Grössenvariation. Welche Variante man bekommt, ist leider Zufall. Es lohnt sich sicher, gute Kultivare selbst zu vermehren. Vorsicht, Melonen verkreuzen sich sehr leicht.

Melone "Charentais" - bleibt etwas kleiner

 

Petit Gris de Rennes

Beet mit vielen Melonen Petit Gris de Rennes
Stücke Petit Gris de Rennes. Hochklassig.

Ebenso ein Klassiker der Charentais-Melonengruppe, gehört zusammen mit der Sorte "Charentais" zu meinem Standardprogramm. Zuckergehalt einen Tick niedriger wie der Sorte Charentais, um die 60° OE (14,7° Brix) Melonen in der Grösse variabler, stärker folgernd reifend. Im Aroma kommt sie fast so gut wie Charentais, ist saftiger, aber auch weicher. Der Duft ebenfalls stark, aber nicht ganz so heftig kräftig. Sie ist nach einigen Jahren Anbauerfahrung für den Nutzgärtner ganz klar wertvoller. Die Ernte ist einfacher, denn der Farbumschlag korreliert besser mit der optimalen Reife, sie ist auch regenfester, robuster (das ist aber nur relativ zu sehen!). Umgekehrt kann man auch sagen: Wer schon mit der Petit Gris de Rennes nicht klarkommt, sollte sich an der Charentais gar nicht erst versuchen. Empfindlich reagiert sie wie die meisten Sorten auf eine feuchte Auflagefläche. Früchte auf Holzbrettchen legen. Oft schafft sie nochmal einen weiteren späteren Fruchtansatz, falls sie gesund bleibt. Anfälligkeiten ansonsten wie Charentais. Im Schnitt bringt sie auf gutversorgtem Boden ebenfalls fünf Melonen pro Pflanze, hält sie länger durch kommen noch mehr Früchte dazu.

Typisch für die Petit Gris de Rennes: Wenn sie schon Schalenschäden hat, vielleicht angefressen ist,  Risse hat, dann schmeckt sie immer noch erstklassig, wenn man schlechte Stellen abgeschnitten hat. Sie ist auch im Kühlschrank besser haltbar.

Typisch für Charentais: Auch wenn sie noch gut aussieht, ist sie innerlich bei Vollreife oft bereits verdorben, schmeckt gärig. Ihre Haltbarkeit ist weit schlechter, auch im Kühlschrank.

Schafft auch über 1kg, kann auch gross werden.


Bimbo

"Bimbo" im Melonenbeet, reif und unreif

Eine ungarische Züchtung, der Name "Bimbo" ist auch ungarisch und bedeutet "Knospe" oder Kugel. Von aussen optisch eine gelbe, fast runde und gefurchte Honigmelone, innerlich ist sie aber eine Zuckermelone. Das Fruchtfleisch ist grünlich, etwas glasig und hat optisch Fasern, zur Vollreife hin weicher und leicht rosa. In diesem Jahr wurde sie nicht so wirklich süss, auch das Aroma geht auch Richtung Zuckermelone, wirkte etwas grasig und blieb eher einfach. Hatte dieses Jahr aber eine herausragende Pflanzengesundheit und hohe Flächenträge. Gesunde Blätter, überraschend kompakt wachsend. Vier Melonen pro Pflanze, die Erste mit fast 3kg, die danach mit 1,5 bis 2kg Gewicht. Folgernde Reife. Ein, zwei Wochen später wie Charentais.

Vollreife "Bimbo", aufgeschnitten und entkernt
Schale bekommt Furchen, ist vollreif

Der Reifezustand dieser Sorte nicht leicht zu bestimmen. Sie liegt sehr lange gelb und reif aussehend im Beet, darf aber noch nicht geerntet werden. Plötzlich überschreitet sie die Kante, wird überreif und fault, oft unbemerkt von unten her. Man sollt auf die Stengel achten, leichte Verkorkung ist ein Reifezeichen und auf Vertiefung der Schalenfurchen, die dann unerwartet schnell in Risse übergehen. Braucht unbedingt volle Sonne, sonst bleibt sie geschmacklich minderwertig. Hat sie das ein paar Wochen lang, kommt sie auf über 65° OE Zuckergehalt (15,9° Brix) und bekommt einen rosa Schimmer um den Kernbereich herum, dann ist sie vollsüss, dieses Jahr schafften das nur wenige Früchte. Eine Pflanze pro Jahr reicht im Garten. Das Schwergewicht liegt bei dieser Sorte auf Pflanzengesundheit, insoweit eine gute Wahl für Neu-Melonengärtner mit warmem Klima, die nicht gleich den empfindlichen Aromakönigen nachhecheln.


Stengel einer reifen Melone "Bimbo"


Die Erstfrucht hatte fast 3kg

Dreimal Bimbo, gesund und munter.


Melba

Melone "Melba", halbiert und Stück

Cantaloupe-Melone im amerikanischen Stil. "Orange Sherbet" hat auch diesen Stil. Das sind bevorzugt länglichrunde Früchte, die aussen genetzt, grau und nicht farbstark sind, innen orange, sehr süss. So viel Zucker hat sie aber gar nicht, dafür so wenig Säure dass sie so süss wirkt. Werde ich nicht mehr anbauen, die Blätter sind jedes Jahr klein geblieben und hatten früh Probleme. Die Pflanze wirkt immer licht. In kalifornischem Klima und mit viel Kunstdünger eine gute Wahl, aber nicht meine Wahl in Deutschland. Drei bis fünf Früchte, oval oder bananenförmig, waren immer sehr unterschiedlich gross. Faulen leicht bei Reife. Geschmacklich vom einfachen Cantaloupe-Typ, süss und gut, aber nicht diese irren Süssobst- und Moschusaromen der Charentais-Melonen. 

Dreimal Melba im Melonenbeet. Blätter nicht gross, früh krank.


Melba hat auch grosse Blüten, hier im Gewächshaus wachsend


Chamoe-Melonen

Rechts vorne Chamoe-Melonen

Immer im Anbau, immer dieselben Vorteile und Probleme. Ihnen ist ein eigener Blogbeitrag gewidmet. Dieses Jahr zeigte sich wieder ihre Anfäligkeit auf Wurzelpilze, kein Wunder bei dem kalten nassen Wetter. Auch die Triebe lieben keinen Regen, sind besonders anfällig auf Stängelbrand. Davon erholt sie sich, wenn es rechtzeitig wieder trocken wird. Schäden gibts schon ab zwei Tagen Regen. Wächst sie gut ein, ist sie zuverlässig und liefert, liefert, liefert. Die Melonen kommen erfreulichweise ziemlich folgernd zur Reife. Die meisten Pflanzen gingen aber nach der Auspflanzung dieses Jahr in den Mickermodus - Wurzelpilze. Erst pflanzen, wenn der Boden wirklich warm ist.

Model

Melone "Model", reif - Stielansatz beachten

Habe ich auch jedes Jahr. Die sichere Miete. Nicht hübsch, aussen Gelbgraugrün, innen Grün wie wenn sie unreif wären, aber ein schönes spezielles Aroma (Anis, Banane, "grüne Melone" zwischen Galia und Charentais). Zuckergehalt dieses Jahr 55-60° OE. Fruchtet lange in den Herbst hinein. Leicht zu ernten, deutliche Risse um den Stiel und drei Tage Farbumschlag zeigen die Reife an. Dann ist sie gut, noch ohne Pattexgeschmack. Hält sich im Kühlschrank ein bisschen. Reift grösstenteils folgernd. Oft die Erste und die Letzte, die Früchte liefert. Eine bequeme Sorte ohne besondere Anfälligkeiten mit gutem, ansprechenden Geschmack, der allerdings auch leicht penetrant werden kann wenn man viele davon hat. 

Melone "Model", halbiert. Sehr aromatisch.

 

Ja, Wassermelonen gibts auch noch. Waren auch gut, Pflanzengesundheit oft besser wie bei den Cantaloupe-Melonen. Auch sie wurden nicht ganz so süss, 45° OE und 4kg - Früchte waren die Regel. Da Wassermelonen sowieso relativ haltbar, überall in guter Qualität zu kaufen sind, verwende ich meinen wertvollen Gartenplatz in der Regel lieber für Cantaloupe-Melonen aller Art. Die bekommt man im Laden nur mit heftigen Aromaeinbussen.

Gut ausgereifte Wassermelone mit 4,3kg

Wassermelone halbiert

In Stücken - vollreif, Samen ausgebildet aber noch keine Kavernen. Perfekt.

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Melonen im Nutzgarten: Sortenerfahrungen und Sortenempfehlungen
Melonen: Koreanische Chamoe-Melonen

Sonntag, 26. Mai 2019

Die Errettung der Kürbisse und Melonen vor dem Spätfrost

Kürbis nach der Auspflanzung
Der Anbau von Melonen und anspruchsvollen Kürbissorten, vor allem der Art C. moschata (Moschuskürbisse) ist oft ein Pokerspiel mit dem Frühlingsklima als Mitspieler. Wünschenswert wäre ein möglichst früher Vegetationsbeginn. Das wirkt sich wesentlich auf Erträge und Qualität aus. Melonen sollen normalerweise aber erst nach den Eisheiligen Mitte Mai ins Freiland, wenn die Nächte warm werden. Aber selbst frühe Sorten werden dann frühestens Ende Juli reif. Weniger frühe Sorten liefern erst im August erste reife Früchte. Da werden die Schatten schon länger, die Früchte weniger süss und das Risiko für Pflanzenkrankheiten steigt von hoch zu sehr hoch. Ein reifender zweiter Fruchtansatz ist dann auch nicht mehr zu erwarten, dafür reicht die Zeit nicht mehr. Ab Ende August lassen Aroma und Süsse der dann noch reifenden Melonenfrüchte immer weiter nach.

Melonen schon im April auspflanzen?


In den letzten Jahren war es aber oft schon ab Mitte April sommerlich warm und keine kühle Nacht störte das Wachstum. 2018 war auch so ein Jahr, im Prinzip herrschte ab Mitte April dauerhaft Hochsommer. Die Melonen wurden schon Anfang Juli reif und fruchteten danach noch viel länger, die gesamte Saison brachte eine herrliche Melonenschwemme.

Geringere Anforderungen bei Kartoffeln
Vlies einfach übergezogen
Aber das klappt eben nicht immer. Von Sorten, von denen das Saatgut nicht teuer ist ziehe ich deshalb in der Regel mehr Pflänzchen vor wie verfügbaren Pflanzplätze da sind. Die erste Serie wird früh ausgepflanzt. Kommt doch noch Frost, habe ich noch eine weitere Serie in der Hinterhand und ich pflanze nach. Kommt kein Frost und wächst die erste Serie gut, habe ich das Glücksspiel mit dem Wetter gewonnen. Und diverse Freunde ebenfalls, denn dann verschenke ich die überzählig gewordenen Pflänzchen der zweiten Serie an sie.

Richtig schwierig sind Jahre wie jetzt, 2019. Der April war sommerheiss mit warmen Nächten. Die Aussichten waren sehr gut. Ich pflanzte die erste Serie Melonen und Kürbisse aus. Gepflanzt wurde wie immer in sechs Monate altem Pferdemist, der mit schwarzem Vlies abgedeckt war und mit Schlitzen an der Pflanzstelle geöffnet. Doch ab Ende April kam der Winter unerwartet heftig wieder und das mit zwei je dreitägigen deftigen Bodenfrostserien, die Letzte erst Mitte Mai. Für einige schon weit in der Entwicklung befindlichen Obstsorten hatte das katastrophale Folgen, beispielsweise sind Quittenblüten erforen, der Wein ist entweder abgefroren oder schwer geschädigt. Und sämtliche Gurken, Melonen, Kürbisse wären ohne Schutz ebenfalls draufgegangen. Unter diesen schweren Bedingungen wollte ich ausprobieren, ob die ausgepflanzten Pflanzen trotzdem zu retten waren.

Die Sache mit dem Frostschutzvlies


Vlies über den sehr frostempfindlichen Kiwis
Oben trotzdem Frostschäden, unten Richtung Boden nicht.
Ein Vlies drüberziehen reicht dafür aber nicht aus. Direkt unter dem Vlies wird es zu kalt. Das Vlies verhindert nur, dass der Boden seine Wärme in den Himmel abstrahlen kann. Direkt am Boden bleibt es dann wärmer, während rauf zum Vlies hin die Temperatur in Richtung Umgebung absinkt. Und die ist kalt. Saukalt in dieser niedrigen Höhe. Wenn in zwei Metern noch 2°C herrschen, kann es am nackten Boden knackige -3°C haben. Dieses Jahr ging es laut Messung bis auf 0°C und am Boden -5°C herunter. Entweder, man hängt das Vlies höher, was aber von der Konstruktion her und bei Wind gar nicht möglich ist. Der Wind hört zwar nachts auf, aber um Mitternacht wird man im Dunklen nicht mehr loziehen wollen, um das Vlies aufzulegen, zudem ist dann der Boden schon zu stark abgekühlt. Alternative: Man isoliert das Vlies zusätzlich richtig gut.

Erst das Pflänzchen unters Vlies schieben...
Die Zusatzisolierung habe ich diesmal probiert und zwar durch Aufstreuen von billiger Gartenerde aus dem Gartenmarkt und wahlweise mit humusartigem, trockenen Pferdemist vom letzten Jahr. Unten die Pflanze, dann ein Vliesstück drübergelegt, 3cm Humus drübergestreut. Die jeweils drei Tage während der Frostperiode liegen gelassen, dann abgezogen. Die Kürbisse haben den dreitägigen Lichtmangel sehr gut weggestreckt, keine Ausfälle, keine vergilbten Blätter. die Melonen teils gut, teils mässig. Wassermelonen zeigten sich zickiger wie Zuckermelonen. Nur bei 10% der Pflänzchen habe ich nachgepflanzt aus Furcht vor eventuellen Schädigungen, die das Wachstum vielleicht noch wochenlang bremsen. Alles in allem ein guter Erfolg und dazu geeignet, die Pflanzen trotz unerwarteter Wetterstürze im Mai überleben zu lassen.

... dann mit Erde bestreuen. Das Brett, damit der Wind nichts hochhebt.

Eine Woche nach dem Frost - alles wächst prima weiter.

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