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Donnerstag, 26. Oktober 2023

Fehlschläge, frisch geliefert

Der Sommer war wieder Garten und mehr - draussen, nicht am Bildschirm mit schweissigen Fingern. Nach der Blog-Sommerpause nun mitten im Herbst der erste neue Beitrag, dessen Thema schon fast Tradition hat: Was lief besonders krass schief dieses Jahr? Man verkündet ja immer gerne kleine und grosse Erfolge im Garten. Verschweigen wir aber auch ganz freimütig die Fehlschläge dieses Jahres nicht, zumal man viel daraus lernen kann.

Pak Choi, geschossen in Frühlingshitze


Knollenziest, Crosne, Stachys affinis

Viel unscheinbares Grün, wenig dahinter...

So lecker die Knöllchen dieses Lippenblütlers sind und obwohl er sogar als invasive Art geführt wird: Es war fast schon zu erwarten, dass es nichts wird. Wurzelgemüse hat es meistens schwer hier. Auch der Knollenziest, der lieber sandigen Boden will und viel Wasser, dazu Temperaturen um 23°C. Hoffnungsvoll gepflanzt, wuchs er mässig, von den 50cm Höhe keine Spur, es blieb bei 20cm. Jetzt ausgegraben und nachgesehen, was unten dran ist. Und die Knollen sind: Lächerlich. Eigentlich nicht vorhanden. Die Grösste hatte 3mm Durchmesser. Das wird nichts mehr. Kompletter Fehlschlag.

Wo sind die Knollen am Knollenziest?!

 

Pak Choi und die Gartenschnecke

Abgefressener Pak Choi, nicht gefressenes Schneckenkorn

Pak Choi ist eine Art glatter Chinakohl, kleiner, hat ähnliche Bedürfnisse wie dieser, ist eine tolle Zutat für schnelles Bratgemüse. Er wächst nur im Herbst, die Frühlingspflanzungen sind mir noch nie gelungen, auch dieses Jahr nicht. Jedes einzelne Pflänzchen ist wieder einmal geschossen und bildete sehr bald einen dünnen Blütenstengel mit Blüten aus, anstatt Blattwachstum zu zeigen. Tagsüber Hitze, kalte Nächte, das klappt nicht, auch Chinakohl geht im Frühling nur in einem anderen, weniger extremen Klima.

Kohlerdflöhe am Pak Choi

Zweiter Versuch im Frühherbst, nachdem die Kohlerdflöhe endlich verschwunden sind, die alle jungen Kohlgemüse ziemlich schnell fertigmachen. Diesmal ist es die Sorte Tatsoi, die kleinbleibende Minipflanzen ausbilden soll. Mühsam in einer Pflanzplatte vorgezogen, dann ausgepflanzt. 80% wurden in den kommenden Tagen von Gartenschnecken gefressen, Arion Hortensis. Diese Art sind schwarze, kleine Schnecken, die ganzjährig ihr Unwesen treiben und sowohl im Blog als auch im Garten häufig anzutreffen sind. Dieses Jahr war es eine absolute Katastrophe. Zwei feuchte Wochen Ende Juli reichten dafür aus. Das reichte, um eine Massenvermehrung zu ermöglichen. Man sieht sie nicht, auch nachts nur selten, sie sitzen im Boden, bevorzugt an Wurzeln, kommen hoch wenn es feucht genug ist, kriechen nicht weit umher, sondern fressen die nächstliegende Pflanzen ab. In meiner Not streute ich dann Schneckenkorn. Ergebnis waren sehr viele Schleimspuren und tote Minischnecken, aber der Frass ging weiter. Weiteres Schneckenkorn bewirkte dann nichts mehr. Alle meine Herbstpflanzungen waren schwer unter Druck.

Arion Hortensis, Gartenschnecke. Klein und tödlich.

Und die überlebenden estlichen 20% der Pak Choi Pflanzen: Begannen sofort zu schiessen. Nette gelbe Blüten, wie im Frühling. Denn der Herbst hatte endlose Hitzetage, die Pflanze will aber gemässigte Temperaturen.


Samenkauf als Glückssache: Chinakohl Scarlette

Auch der Herbst-Chinakohl stand unter keinem glücklichen Stern. Ich wollte wieder die violette Mutation pflanzen, davon gibt es einige Sorten, zum Beispiel Scarlette oder Scarvita. Den hatte ich schon einmal, speziell für Salate ist sein Aroma und seine Optik sehr schön. Chinakohl ist ebenfalls eine empfindliche Kultur, diesmal habe ich ihn unter ein Gemüseschutznetz gepflanzt, um die vielfältigen tierischen Schädlinge zu vermeiden, Kohlfliege, Raupen, Kohldrehherzmücke, Erdflöhe. Allerdings kann man damit Pilzerkrankungen verstärken, denn es bleibt länger feucht unterm feinmaschigen Netz. Schnecken, Unkraut sind auch nicht leicht zu bekämpfen.

Jedenfalls wuchsen die Pflänzchen nach etwas trockenbedingter Bremse und wurden grösser - leider aber rein grün. Keine Spur von violett. Auch später nicht. Die Chinakohl-Köpfe wurden mittelgross bis klein. Das Aroma war nicht sehr lecker, etwas grob-kohlig. Viel Mühe, Ziel verfehlt, diesmal nicht wegen Anbaufehlern, sondern Samenhändlerfehlern.

Bei Sichtung des Samentütchens fiel mir dann ein, dass ich bei derselben Firma vor zwei Jahren schon einmal kräftig reingefallen bin: Lügende Rüben: Teltower Rübchen gefälscht.

Also Samentüte fotografiert mit Chargennummer drauf, Pflanzen fotografiert, an Dürr geschickt, geschrieben dass die Pflanzen der vermeintlichen Sorte Scarlette nicht violett wurden. Auch Wochen später keine Antwort, Firma Dürr schweigt. Ich denke, das ist das Ende meiner Käuferbeziehung zu Dürr. Fehler passieren, aber dort eindeutig zu oft.


Abschied von Äpfeln

Gut gepflegt und doch abgestorben: Roter Bellefleur

Steinobst gibt es schon seit einschliesslich 2017 nicht mehr, das neue Wetter sorgt mit bisher undenkbaren Warmphasen mitten im Winter für sehr frühen Austrieb, der dann von Nachtfrösten regelmässig zerstört wird. Neue Krankheiten, virulentere Krankheiten, immer mehr importierte Katastrophen, extreme Trockenheit mit Hitze sorgen dafür, dass der privat Nutzgärtner in der ganzen Gegend nur noch wenig bis nichts erntet.

Das Kernobst leidet auch. Trockenheit, Sonnenbrand, Krankheiten wie Rindenbrand, die so schlimme Katasatrophen verursachen, dass die Mehrheit der bekannten Sorten gar nicht mehr anbaufähig sind. Dieses Jahr war nicht einmal besonders schlimm, aber Schäden der letzten Jahre wüteten weiter in den gestressten Bäumen. Und dieses Jahr starben Bäume auch komplett ab. Ein wunderschöner roter Bellefleur etwa, sechs Jahre alt, gut gepflegt und im Ertragsbeginn. Schlagartig tot. Auch andere Äpfel, zwei ältere Säulenapfelbäume etwa - abgestorben. Auf der Wiese steht kaum noch ein Baum im Ertragsalter, die älteren Bäume sind fast alle so schwer geschädigt dass sie entfernt werden mussten und von den Neupflanzungen zeigen sich nur manche Sorten dem neuen Wetter gewachsen. Bisher.

Die Wiese kostet viel Zeit und Mühe. Früher haben wir regelmässig zwei Tonnen und mehr Äpfel bekommen plus massenhaft Steinobst, heute bin ich froh, wenn es noch zwei Kisten Äpfel werden, Steinost gibt es gar nicht mehr. Der Hobbyobstbau ist noch mühevoller und traurig gewordem und dies nicht nur in Einzeljahren so, sondern jedes einzelne Jahr der gesamten letzten sieben Jahre war sehr schlecht.

Gewisse Mitmenschen aus dem benachbarten Möckmühl-Züttlingen sind da schon weiter: Nach den Steinen letztes Jahr hat man mir diesmal am Sonntag Mittag, den 8.10.2023 Gartenabfall, irgendwelche Blumentopfrest angefahren und auf die Wiese gekippt. Obstwiesen als kostenlose Auffüllplätze, immerhin dafür scheinen sie für einige Zeitgenossen nützlich zu sein.

Sonntag vormittag mir auf die Obstwiese geworfen

 

Gute Geister nötig, Unsere Kürbisgeister im Herbst