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Sonntag, 25. Februar 2024

Ernteaussichten im Februar

Aprikose am 24.2.
Nach dem Jahr 2016 hat sich mindestens die Steinobsternte in jedem Jahr im Frühling beendet, oft schon Februar oder März. Der sogenannte Winter ist zur Regenzeit geworden; endlose Warmphasen sorgen für extrem frühen Austrieb. Es bleibt aber niemals warm, in den Kälterückschlägen danach frieren Blüten und junge Früchte ab. Die Wetterveränderungen bedeuten also massive Frostschäden und anhaltende Wetterlagen, ein statisches Wetter, das ist auch im kommerziellen Anbau ein Riesenproblem geworden. Dauerregen, dann wieder monatelang Dauertrocken, Dauerwarm bis in den Frühling, dann kalt. Steinobst wurde zum regelmässigen Totalausfall, Kernobst stark vermindert.

Dieses Jahr könnte einen Rekord für die Gegend darstellen. Die ersten offenen Aprikosen- und Kirschpflaumenblüten erschienen am 24. Februar. Normal war früher ihr Blühbeginn Ende März, die Blüte hat sich dann in den April gezogen. Das ist nicht alles: Pfirsichblüten haben auch schon rote Spitzen, ebenso die späte Mandelsorte. Auch die Wiese blüht: Krokusse, Blausterne, die ersten kleinen Narzissen. Die Birnen treiben aus, Knospen gehen auf. Maibeeren blühen.

Kirschpflaumenblüte

Blausterne am Boden

Birnen Austrieb Ende Februar, Feigenbirne von Alencon


Helfen später blühende Aprikosensorten?


Schön sieht sie ja aus, die Aprikose...
Das war auch meine Hoffnung. Und so pflanzte ich Sorten, die bekannt für ihren späten Blühbeginn sind. Haralayne, Bergeron, Vertige und andere. Haralayne und Bergeron gelten sehr spät, Blüte von April bis Mai, Vertige gilt als spät. Ja, es stimmt: Sie blühen später. Zwei Wochen, höchstens drei, nach "Orangered". Und das reicht nicht einmal annähernd, um dem Frostschaden zu entkommen. Es würde nur dann reichen, wenn die behaupteten Blütezeiten stimmen würden. Das tun sie aber nicht: In Jahren wie diesem blühen sie alle im März und ab dann kam immer noch Nachtfrost. Es ist völlig hoffnungslos, dem veränderten Wetter durch Züchtung nachzukommen. Das sprengt jede Anpassungsgrössenordnung.

Was tun?


Der Pfirsich will auch, Royal Gem
Im kommerziellen Anbau wird geschützt, geschützt, geschützt. Anbau unter Folie und im Sommer ein Netz ist Standard. Unten bewässert, oben geschützt. Nicht nur für Mimosensorten, sondern auch für Standard-Steinobst wie Äpfel. Früher war noch Frostschutzberegnung häufiger, das wurde immer mehr durch Foliendächer abgelöst, weil damit auch Hagelschutz, Gewitter und Platzrisiko erledigt werden kann. Für Privatleute sind diese Konstruktionen jedoch in der Regel nicht machbar, die Plantagentechnik ist teuer und aufwendig. Einen Hubsteiger durch Spaliergassen ziehen und Folien entfalten können wir nicht, bewässern können wir auch nicht. Es bleibt die Pflanzung im Hausgarten, an einer Hauswand, überdacht und bei Frost abgehängt. Solche Pflanzplätze hat man aber sehr wenig bis gar nicht.
Die Mandel, Ferraduel

Letztlich habe ich akzeptiert, dass die meisten Steinobstsorten zu Zierpflanzen geworden sind. Man kann die Blüte geniessen, mehr nicht. Einen interessanten Nebeneffekt hat die Frostzerstörung auch. Die Bäume sind weniger krank. Blüten sind offene Bahnen ins Saftsystem und erstklassige Eintrittspforten für Krankheiten. Beispielsweise Monilia kommt durch die Blüten in den Ast, der dann abstirbt. Beendet Frost das Blühgeschehen schnell und gründlich, finden auch weniger Infektionen statt. Und ich erlebe seither Aprikosen gesünder denn je - aber immer ohne Früchte.



Sonntag, 26. September 2021

Fehlschläge des Jahres

Seine dicksten Melonen, die buntesten Tomaten, die längsten Bohnen, sein trickreich gezogenes exotisches Obst, das stellt jeder Gartenfreund gerne vor. Zu den Fehlschlägen und Reinfällen hält man sich gerne deutlich bedeckter, obwohl so mancher Nutzgärtner Jahr für Jahr mehr Fehlschläge wie Erfolge erlebt. Aber da muss man durch: Was waren die grössten Reinfälle dieses Jahr? Hier meine Jammerliste:

 

Lügende Rüben: Teltower Rübchen gefälscht

Richtiges Bild, falsches Gemüse

Ich hätte es wissen müssen, schon die Beschreibung war nicht ganz koscher. Das Bild auf dem Samentütchen zeigte aber ganz eindeutig Teltower Rübchen. Die Rückseite der Tütchens beschrieb allerdings den Anbau von Gurken. Leider war der Inhalt auch Gurke. Das stellte sich dann heraus, als ich mein Lieblings-Wurzelgemüse "Teltower Rübchen" auch dieses Jahr im August auf extra grossem Beet ausgesät hatte. Die Pflanzen wuchsen kräftig, grosse Freude. Bis ich merkte, was unten dran war: Gewöhnliche rundovale weisse Mairüben. Die sind geschmacklich was völlig anderes, auch viel schlechter haltbar und hätten mit mehr Abstand gesät gehört, diese Sorten sind zudem weit billiger. Keine Teltower Rübchen für mich dieses Jahr, das ist bitter. Für eine erneute Einsaat war es zu spät. Und sowas wird in Raiffeisenmärkten verkauft... liebe Firma Dürr: Nie wieder. Traurig ist auch, dass selbst in Saatgutfirmen die Kompetenz von Gemüse und Gemüsesorten so weit abgesoffen ist, dass es offenbar nicht mehr auffällt. 

Gurken? In der Tat.

 

Tomaten: Das Ende der schönen Tomatenzeit

Tomaten, nix wars. Braunfäule, das wars.

Die letzten Jahre waren ausnahmslos trocken und heiss. So viele Nachteile das hatte, ein Vorteil davon war: Plötzlich gelang jede Tomatensorte. Tomatenanbau für Dummies im Freiland, alles klappte. Man gewöhnte sich sehr schnell daran. Dieses Jahr kam der Rücksturz in alte Zeiten, viel Blattfeuchte sorgte in unserer Region für den kompletten Zusammenbruch der Freiland-Tomatenkulturen bereits Mitte Juli. Flächendeckend. Königin Braunfäule regierte wie eh und je und frass sich durch Früchte wie Pflanzen. Wie gut hatten wir diese früher häufige Entwicklung verdrängt, wie bitter war der Zusammenbruch nun. Ein böses Erwachen. Die letzten Jahre hatten wir wenig anfällige Sorten nicht mehr ernst genommen, es klappte auch so. Behandlungsmittel gegen Braunfäule haben wir ignoriert, braucht man nicht. Wer sich dieses Jahr  angesichts mühevoll gezogener und dann abgefaulter Pflanzen des Pflanzenschutzes erinnerte, stellte obendrein fest, dass eine wichtige Mittelgruppe nicht mehr verfügbar und nicht mehr zugelassen war.

So ähnlich lief es übrigens auch beim Wein: Totalschaden durch Echten und falschen Mehltau nach vielen Jahren, in denen auch empfindliche Sorten was wurden.

 

Feigen: Es klappt einfach nicht

Raupe, Gespinst, Kot, Löcher in Feige

Feigen sind Mode, viele Leute glauben "Klimawandel = Jetzt kann man Feigen pflanzen". Discounter verkaufen Jungpflanzen, in Foren hat man manchmal den Eindruck, es gäbe kein anderes Obst mehr, so viel wird drüber diskutiert.

Die Praxis ist weit ernüchternder, jedenfalls an vielen Orten. Feigenbäume wachsen zwar tendentiell besser als früher und schaffen es auch öfter, etwas Grösse zu erreichen, aber ausserhalb geschützter Zonen wie Kübel, direkt an Hauswand, in Innenhöfen, grossen Städten, Gunstlagen sind die Erfahrungen mit reifen Früchten anhaltend frustrierend. Obendrein hat sich in ganz Deutschland auch noch ein Schädling verbreitet, der Feigenspreizflügelfalter. Dessen Raupen fressen sich fast den ganze Sommer durch die Feigenblätter und legen Gespinste an. Keine Früchte, dafür ein Extraschädling, das frustriert.

Was passiert? Sie setzen gut an, stehen durch die warmen Winter schnell im Saft und dann beenden die üblichen Frostnächte zu den üblichen Terminen Ende April die Ernte gründlich. Feigen tragen zwar theoretisch mehrmals im Jahr, aber die erneut im Sommer angesetzten Früchte werden so wie früher grösstenteils nicht mehr reif. Ein paar Leute mit Gunstlagen und Kübelkultur schreiben aber endlos in Foren inclusive beeindruckender Bilder, so dass der Eindruck entsteht, nun ginge überall was. Tut es nicht. Auch dieses Jahr sind meine 2,5m - Feigen voller schöner Früchte. Und auch dieses Jahr wird es nur ein paar Probierfrüchte im Oktober geben, der Rest krepiert und mumifiziert im Winter, weil er nicht reif wird. Die Sommerernte starb im Winter und der Rest im April den Frosttod. Letztlich sind es wieder nur raupenzerfressene Platzverschwender gewesen.

 

Frostschäden: Schlimmer denn je

Junge Kirschen nach Frostnacht. Aus.

Baumobst war generell ein Fehlschlag, auch dieses hoffnungsvolle Jahr und leider nicht nur bei Feigen. Das letzte gute Erntejahr ist über fünf Jahre her, aber schon davor wurden die Ausfälle zur Regel. Danach kam ein Jahr mit Jahrhundertfrost, zwei Jahre mit Jahrtausendtrockenheit und faulenden Trockenfrüchten am Baum, dann nochmal Frost. Mittlerweile ist es amtlich: Alle Winter wurden ausnahmslos wärmer, der Austrieb begann früher, frühere Blüte - und Frostnächste pflügen sich unverändert wie eh und je im April und oft auch Mai durch Blüten und Jungfrüchte. Damit sind zerstörende Frostschäden nicht mehr Ausnahme, sondern Norm geworden. Bestes Beispiel sind Kiwis: Die sind dreimal abgefroren. Austrieb, Frost, Austrieb, Frost, Austrieb, Frost. Die kommerzielle Kiwiplantage in der Gegend hier hat so massiv und dauerhaft frostschutzberegnen müssen, dass danach das Wasser tagelang in der Anlage stand, das sah aus wie ein neuer grosser See. Die entstandene Staunässe schädigte schliesslich auch die Wurzeln.

Und so endete viel Arbeit, Pflege und Mühe auch 2021 wie so viele vorigen Jahre schon im April: Steinobst 95% Schaden, auch die sehr robusten Sorten. Nur eine Handvoll Pfirsiche, Zwetschgen, Mirabellen, Kirschen, Renekloden. Keine Mandeln und Aprikosen, daran haben wir uns aber schon als Dauerzustand gewöhnt. Birnen Ausfall bis sehr schwach, Äpfel Totalschaden an frühblühenden Sorten, spätblühende Sorten mit besserem Ansatz. Wenigstens das, sonst wäre es wieder einmal ein Komplettausfalljahr geworden.

Freitag, 15. Mai 2020

Frostschutz im Gewächshaus

Apfelblüten nach Luftfrost im April dieses Jahr
Die letzten Jahre ist ein Wettermuster Standard geworden, das schlichtweg katastrophal für Hobbygärtner ist. Drei Dinge treten dabei gleichzeitig auf:

  • Es gibt ganze Wintermonate, die praktisch frostfrei sind mit Höchsttemperaturen von bis zu 20°C, so auch dieses Jahr im Januar und Februar. Die Winter sind sehr, sehr warm, tags wie Nachts. Die Gehölze kommen kaum in Winterruhe.
  • Es gibt in der besten Vegetationszeit im Frühling und Frühsommer, manchmal auch sehr viel länger ganze Monate, in denen nicht ein Tropfen Regen fällt.
  • Der April ist sommerheiss, der Austrieb findet bis zu vier Wochen vor den früheren typischen Tagen statt, wobei ab Mitte April teilweise sehr tiefe Fröste Schäden wie noch nie verursachen, auch bis hin zum totalen Ernteausfall beim Obst. Der Mai ist eiskalt mit Schneefallintermezzos, Nachtfröste dauern auch über die Eisheiligen hinaus, selbst in unserer relativ warmen Weinbaugegend. Seit vier Jahren gab es es nicht ein einziges Jahr, in dem die Weinbauern keine Spätfrostschäden zu beklagen hatten.
Was tut der Hobbygärtner? Er stellt sich Wohnzimmer und Gewächshaus mit seinen frostempfindlichen Pflänzchen voll und wartet unter hohem seelischen Druck den Tag ab, an dem er endlich auspflanzen kann. Doch die Fröste hören nicht auf, die Vorhersagen sagen auch für den 16/17. Mai noch eine knackig kalte Frostnacht voraus. Luftfrost wird es wohl keinen geben, aber Bodenfrost.

Auch im Gewächshaus kann es knapp werden. Schwierig wird es auf jeden Fall, denn Paprika und Auberginen bekommen bereits bei unter 5°C Probleme. Das Wachstum hört dann anhaltend auf und es dauert trotz wieder vorhandener Wärme Wochen, bis sich die Pflanze regeneriert hat und wieder wächst. Was tun? Das Gewächshaus nachts heizen ist eine Lösung. Da habe ich schon viele Techniken ausprobiert, deren Praxis hier nun vorgestellt werden soll:

Der elektrische Frostschutzwächter


Ein einfaches, sehr billiges Elektrogerät, das mit normalerweise 500 Watt heizen kann. Es ist kein Heizlüfter und hat keinen Ventilator, die Hitze steigt aus Lüftungsschlitzen auf.

Vorteile:
  • Sehr billig in der Anschaffung
  • Zuverlässig, relativ ungefährlich
  • Leicht aufzuräumen und aufzubewahren.

Nachteile:
  • Schafft nur 500 Watt, was für nicht gut abgedichtete Gewächshäuswer zu wenig ist. Man sollte ihn durchgängig anlassen statt nur über den Thermostat zu schalten.
  • Braucht Strom im Gewächshaus, man benötigt ein langes Verlängerungskabel und muss es ins Gewächshaus führen ohne dass die Tür einen Spalt offen bleibt
  • Wärme steigt steil nach oben, am Boden bleibt es sehr kalt
  • Frisst bis zu 5kwh pro Nacht.

Die Gasheizung


Gas-Frostwächter
Einfache Gasheizer sind beliebt für Gewächshäuser. Sie benötigen eine Gasflasche, das sind Pfandflaschen die man in diversen Läden leer abgeben kann und voll abholt. Ferner wird ein Druckminderer benötigt, wenn er nicht schon mitgeliefert wird. Ein Thermostat ist immer eingebaut - es wird nur gezündet, wenn die Temperatur einen eingestellten Grenzwert unterschreitet.

Vorteile:
  • Sehr gute Heizleistung, es gibt Modelle mit max. 2kwh und max. 4kwh. Damit sind genügend Leistungsreserven da auch für grössere Gewächshäuser.
  • Bessere Wärmeverteilung, die Heissluft wird beim aufsteigen verwirbelt und auch der Heizkörper selbst strahlt Wärme ab.
  • Autonom, kein Stromkabel nötig
  • Hohe Effizienz. Das Gas wird voll in Wärme umgesetzt. Genau dort, wo sie gebraucht wird.

Nachteile
  • Nicht jeder mag mit Gas hantieren, die Gasflasche und das Gerät sind relativ sperrig
  • Restmenge Gas in der Flasche schlecht abzuschätzen. Wenn das Gas ausgeht, geht die Flamme aus und es wird es kalt, Risiko von Frostschäden steigt steil an.
  • Mittlere Kosten. Das Gerät kostet ab 100 EUR, Gas in der Gasflasche ist aber preiswerter wie Strom.
Flasche und Druckminderer


Der Heizlüfter


Auch diese Lösung ist einfach, benötigt aber viel Strom. Viele Leute haben sowieso Heizlüfter im Haus, man muss also möglicherweise gar nichts anschaffen. Aber Vorsicht, keine Pflänzchen damit anblasen.

Vorteile:
  • Heizleistung gut skalierbar, es gibt Geräte mit mehreren Heizstufen. Fürs Gewächshaus ist eine Heizstufe von 1000 Watt meistens richtig.
  • Sehr, sehr billig. Heizlüfter gibts schon ab 10 EUR und die haben sogar einen Thermostat eingebaut. Sie sind kompakt und können auch an anderer Stelle im Haus eingesetzt werden, nicht nur zur Gewächshaus-Frostrettung.
  • Bläst die Luft mit einem Ventilator herum. Damit wird eine gute Verteilung der Wärme im Gewächshaus erreicht, auch am Boden, der Luftstrom verhindert eine Schichtung.

Nachteile:
  • Strom ist in Deutschland sehr teuer. Läuft er mit 1000 Watt durch sind das bis zu 10kwh pro Nacht, also 3 EUR Stromkosten. Angesichts des Kraftwerks-Wirkungsgrades ist auch die Gesamteffizienz nicht gerade gross. Das Problem haben aber alle elektrischen Heizgeräte.
  • Stromkabel nötig.

Kerzen


Auch das habe ich schon probiert. Es funktioniert. Dabei gilt es, die abgegebene Wärmemenge  zu kalkulieren. Eine Kerze liefert rund 50 Watt Wärmeleistung, ein Teelicht ein paar Watt weniger, Kerzen mit dickem Docht ein paar Watt mehr. Für 1000 Watt Heizleistung sind also 20 Kerzen nötig. Da es im Gewächshaus sowieso windstill ist, ist die Zugempfindlichkeit einer Kerze dort kein Thema.

Vorteile:
  • Kein Stromkabel nötig
  • Leicht zu kaufen, leicht aufzubewahren
  • Gut zu skalieren, gut im Gewächshaus zu verteilen, dadurch auch bessere Wärmeverteilung.

Nachteile:
  • Es wird mit offenem Feuer unbeaufsichtigt hantiert. Bei einem Brand kann das nicht nur finanzielle, sondern auch rechtliche Folgen haben. Absolut feuersicher aufstellen.
  • Brennzeiten meistens ungewiss
  • Die Flammen sind sichtbar. Nachbarn könnten besorgt reagieren.
  • Kein Thermostat. Wenn sie brennen, brennen sie, auch wenn es gar nicht so kalt wird oder wenn frühmorgens die Sonne hereinscheint und das Gewächshaus schnell aufheizt.

Es gibt noch einige weitere Möglichkeiten - alte leistungsstarke Halogen - Scheinwerfer, Petroleum-Heizungen etwa. Hat man genug Platz, kann man auch ein Regenfass mit warmem Wasser und Deckel aufstellen. Manche Leute führen Heizrohre der Zentralheizung ins Gewächshaus. Ideen gibt es genügend.

Hoffen wir auf frostfreie Mai-Nächte - das ist die beste Lösung.

Sonntag, 26. Mai 2019

Die Errettung der Kürbisse und Melonen vor dem Spätfrost

Kürbis nach der Auspflanzung
Der Anbau von Melonen und anspruchsvollen Kürbissorten, vor allem der Art C. moschata (Moschuskürbisse) ist oft ein Pokerspiel mit dem Frühlingsklima als Mitspieler. Wünschenswert wäre ein möglichst früher Vegetationsbeginn. Das wirkt sich wesentlich auf Erträge und Qualität aus. Melonen sollen normalerweise aber erst nach den Eisheiligen Mitte Mai ins Freiland, wenn die Nächte warm werden. Aber selbst frühe Sorten werden dann frühestens Ende Juli reif. Weniger frühe Sorten liefern erst im August erste reife Früchte. Da werden die Schatten schon länger, die Früchte weniger süss und das Risiko für Pflanzenkrankheiten steigt von hoch zu sehr hoch. Ein reifender zweiter Fruchtansatz ist dann auch nicht mehr zu erwarten, dafür reicht die Zeit nicht mehr. Ab Ende August lassen Aroma und Süsse der dann noch reifenden Melonenfrüchte immer weiter nach.

Melonen schon im April auspflanzen?


In den letzten Jahren war es aber oft schon ab Mitte April sommerlich warm und keine kühle Nacht störte das Wachstum. 2018 war auch so ein Jahr, im Prinzip herrschte ab Mitte April dauerhaft Hochsommer. Die Melonen wurden schon Anfang Juli reif und fruchteten danach noch viel länger, die gesamte Saison brachte eine herrliche Melonenschwemme.

Geringere Anforderungen bei Kartoffeln
Vlies einfach übergezogen
Aber das klappt eben nicht immer. Von Sorten, von denen das Saatgut nicht teuer ist ziehe ich deshalb in der Regel mehr Pflänzchen vor wie verfügbaren Pflanzplätze da sind. Die erste Serie wird früh ausgepflanzt. Kommt doch noch Frost, habe ich noch eine weitere Serie in der Hinterhand und ich pflanze nach. Kommt kein Frost und wächst die erste Serie gut, habe ich das Glücksspiel mit dem Wetter gewonnen. Und diverse Freunde ebenfalls, denn dann verschenke ich die überzählig gewordenen Pflänzchen der zweiten Serie an sie.

Richtig schwierig sind Jahre wie jetzt, 2019. Der April war sommerheiss mit warmen Nächten. Die Aussichten waren sehr gut. Ich pflanzte die erste Serie Melonen und Kürbisse aus. Gepflanzt wurde wie immer in sechs Monate altem Pferdemist, der mit schwarzem Vlies abgedeckt war und mit Schlitzen an der Pflanzstelle geöffnet. Doch ab Ende April kam der Winter unerwartet heftig wieder und das mit zwei je dreitägigen deftigen Bodenfrostserien, die Letzte erst Mitte Mai. Für einige schon weit in der Entwicklung befindlichen Obstsorten hatte das katastrophale Folgen, beispielsweise sind Quittenblüten erforen, der Wein ist entweder abgefroren oder schwer geschädigt. Und sämtliche Gurken, Melonen, Kürbisse wären ohne Schutz ebenfalls draufgegangen. Unter diesen schweren Bedingungen wollte ich ausprobieren, ob die ausgepflanzten Pflanzen trotzdem zu retten waren.

Die Sache mit dem Frostschutzvlies


Vlies über den sehr frostempfindlichen Kiwis
Oben trotzdem Frostschäden, unten Richtung Boden nicht.
Ein Vlies drüberziehen reicht dafür aber nicht aus. Direkt unter dem Vlies wird es zu kalt. Das Vlies verhindert nur, dass der Boden seine Wärme in den Himmel abstrahlen kann. Direkt am Boden bleibt es dann wärmer, während rauf zum Vlies hin die Temperatur in Richtung Umgebung absinkt. Und die ist kalt. Saukalt in dieser niedrigen Höhe. Wenn in zwei Metern noch 2°C herrschen, kann es am nackten Boden knackige -3°C haben. Dieses Jahr ging es laut Messung bis auf 0°C und am Boden -5°C herunter. Entweder, man hängt das Vlies höher, was aber von der Konstruktion her und bei Wind gar nicht möglich ist. Der Wind hört zwar nachts auf, aber um Mitternacht wird man im Dunklen nicht mehr loziehen wollen, um das Vlies aufzulegen, zudem ist dann der Boden schon zu stark abgekühlt. Alternative: Man isoliert das Vlies zusätzlich richtig gut.

Erst das Pflänzchen unters Vlies schieben...
Die Zusatzisolierung habe ich diesmal probiert und zwar durch Aufstreuen von billiger Gartenerde aus dem Gartenmarkt und wahlweise mit humusartigem, trockenen Pferdemist vom letzten Jahr. Unten die Pflanze, dann ein Vliesstück drübergelegt, 3cm Humus drübergestreut. Die jeweils drei Tage während der Frostperiode liegen gelassen, dann abgezogen. Die Kürbisse haben den dreitägigen Lichtmangel sehr gut weggestreckt, keine Ausfälle, keine vergilbten Blätter. die Melonen teils gut, teils mässig. Wassermelonen zeigten sich zickiger wie Zuckermelonen. Nur bei 10% der Pflänzchen habe ich nachgepflanzt aus Furcht vor eventuellen Schädigungen, die das Wachstum vielleicht noch wochenlang bremsen. Alles in allem ein guter Erfolg und dazu geeignet, die Pflanzen trotz unerwarteter Wetterstürze im Mai überleben zu lassen.

... dann mit Erde bestreuen. Das Brett, damit der Wind nichts hochhebt.

Eine Woche nach dem Frost - alles wächst prima weiter.

Melonen: Mehr Sorten und Schwemme trotz Kaltjahr
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