Posts mit dem Label Exotenobst werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Exotenobst werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Freitag, 3. Mai 2024

Maibeeren, Lonicera kamtschatica, frühe Strauchbeeren im Garten

Maibeere, junger Busch nach dem Austrieb

Zu den mässig erfolgreichen und erst spät eingeführten Beerenobstpflanzen gehört die Maibeere oder Kamtschatka-Heckenkirsche. Andere Namen sind blaue Heckenkirsche oder Honigbeere, Honeyberry. Das ist ein Geissblattgewächs, das zur Lonicera caerulea - Familie gehört, die weltweit verbreitet ist. Heute zur Beerenobstnutzung verkaufte Gartenpflanzen sind gezüchtete Hybriden, die von verschiedenen Lonicera caerulea Varietäten oder sogar Arten abstammen, die in Nordostasien heimisch sind. In Japan habe ich davon auf der nördlichen Insel Hokkaido fächendeckend wildwachsende Matten gesehen, die dort verbreitete Art ist etwas niedriger wie die Sibirischen Arten und nennt sich nach einem Wort der Ainu-Ureinwohner "Haskap". Sie ist als Obst in Nordjapan allgemein seit Jahrhunderten bekannt und beerntet, man kann daraus hergestellte Marmelade und andere Produkte kaufen. Die Varietäten Ostsibiriens reifen später, werden grösser und verlieren auch die Blätter später. In ihren Ursprungsgebieten bevorzugt sie leichten Boden, neutrales Bodenmilieu, Vollsonne bis Halbschatten. Man könnte glauben, dass sie ähnliche ökologische Lücken wie Heidelbeeren besetzt, aber Maibeeren sind im Gegensatz zu Heidelbeeren Flachwurzler, benötigen mehr Licht und wollen sauren Boden nicht zwingend - sie gedeihen aber darauf besser.

Maibeerenbusch mit Fruchtbehang unter Netz, ansonsten keine Früchte


Hinsichtlich ihrer Qualitäten als Beerenopstpflanze wird sie züchterisch bearbeitet vor allem in Russland, Kanada (University of Saskatchewan hauptsächlich), Polen und Japan. Weltweit gibt es 3000 Hektar Plantagen, was im Vergleich zu anderen Beerenobstpflanzen sehr wenig ist. In Europa und Deutschland blieb sie lange ziemlich unbekannt. Die ersten Pflanzen bekam ich vor einigen Jahren und konnte Erfahrungen damit sammeln, nun habe ich an die zehn Sorten.

Wie sieht sie aus?


Blattwerk der Maibeere
Die Pflanze wächst buschartig, bleibt wenig ausladend und erreicht maximal 1,5m Höhe, aber wohl nur unter sehr guten Bedingungen - meine blieben aber mit sehr wenigen Ausnahmen bei einem oder unter einem Meter. Ihr Erscheinungsbild ist etwas sparrig, die Blätter haben einen charakteristischen Blaustich und wirken samtig, so wie amerikanische Blaubeeren. Sie treibt sehr zeitig aus, man kann schon oft im Februar grüne Teile sehen. Die Blütenansätze sind ebenso früh, die weissliche Blüte folgt Ende März oder im April (manchmal gehen sogar schon im Spätherbst ein paar Blüten auf) . Die Blüten sind sagenhaft frosthaft bis -8°C, der Busch ist damit gut garniert. Oft leider nicht schon im Mai, sondern erst im Juni oder sogar erst im Juli werden die länglichen, tiefblauben Früchte reif. Dass sie ein sehr frühes Beerenobst wäre, ist teilweise eine Marketinglüge. Der Farbumschlag von grün nach blau passiert schon viel eher, in manchen Jahren schon im April und suggeriert frühe Reife, aber man muss die Früchte noch wochenlang länger hängen lassen, ehe sie auch Süsse und wenigstens ein bisschen Aroma entwickeln. Kultursorten haben einige Zentimeter lange blaue Beeren, oft krumm geformt und teilweise hohl, in der Wildnis bleiben die Beeren viel kleiner.
Blüten im März oder April, darunter sehr junge grüne Früchte

Wie schmecken die Beeren?


Junge, unreife Beeren, April

Die Beere ist saftreich, blau beduftet und schmeckt anfangs beim Farbumschlag zu blau neutralsauer. Nach einigen weiteren Wochen, erst kurz bevor sie von selbst abfällt hat sie auch ihren Geschmackshöhepunkt. Dann ist sie süsssäuerlich bis süss (je nach Sorte und Standort), aus der Haut lassen sich etwas Gerbstoffe herauskauen, eigene Aromen bleiben dagegen nur im Hintergrund. Manche Leute schmecken bei manchen Sorten Bittertöne heraus und lieben oder hassen das, je nach eigenem Geschmack. Konsistenz, Farbe und Saftreichtum erinnern an Heidelbeeren, aber die Aromen haben nicht wirklich etwas miteinander zu tun. Maibeeren sind deutlich neutraler, Viele sagen langweilig. So empfinde ich das auch. Trotzdem oder gerade deshalb sind sie ein Naschobst, das zu allem passt, weil es nichts übertönt. Der Saft ist ausgesprochen kräftig eingefärbt, die Farbe ist ein dunkles Braurot. Die Art der Säure ist angenehm, nicht spitz. Grosse Sortenunterschiede kann ich nicht feststellen. Es gibt Sorten, bei denen Verkäufer behaupten, sie hätten Eigenaromen, zum Beispiel "Fianit". Da ich angesichts der Pseudosortenflut nicht alles ausprobieren kann, ist das möglich, aber zweifelhaft, weil die bisherigen Sorten alle so aromaschwach sind, ein Sprung in mehr Eigenaromen hinein wäre ein grosser Fortschritt.

Reife Maibeeren, geerntet
Halbierte Maibeeren - teils hohl, teils eine Doppelkammer

  

Wie gelingt der Anbau, wie sind ihre Bedürfnisse?


Die Blätter lassen Wasser stark abperlen

Der Anbau gelingt scheinbar leichter wie der von Heidelbeeren, weil sind nicht ganz so zickig mit einem Bedürfnis nach einem sauren Boden sind. Aber auch Maibeeren haben ihre Grenzen, oberhalb von ph 7 sollte man nur mit Regenwasser giessen, einpflanzen in Rhododendronerde ist dann auch besser. Aber gut angewachsen klappt es auch mit höheren ph Werten. Ein erster Nachteil ist die Befruchtung: Sie ist nicht selbstfruchtbar, man benötigt verschiedene Sorten gleichzeitig blühender Büsche, damit der Fruchtansatz  gelingt.

Typischer Hitzeschaden an Maibeere

Frost verträgt sie ganz erstklassig, Sommerhitze mag sie nicht. Ihre Lichtbedürfnisse sind bei mir deutlich höher als die von Heidelbeeren, im Schatten wird sie nichts, im Halbschatten bleibt sie dünn. Das ist hierzulande schwierig, gleichzeitig Sonne und keine Hitze. Trockenheit verträgt sich auch nicht gut, grössere Pflanzen schaffen es besser. Als Flachwurzler nicht verwunderlich. Bei Hitzestress gibt es Blattverbrennungen. In den deutschen Versuchspflanzungen (z.B. das Versuchszentrum Köln-Auweiler) wird grundsätzlich bewässert. Das war auch anfangs mein Problem. Die Pflanzen wuchsen kaum und dauernd starben Triebe ab. Unser trockener, kalkreicher Boden und das Klima war tödlich. Ausserdem benötigt sie Boden mit viel organischem Material sowie gute Düngung. Gerne wird die Meinung verbreitet, sie eigne sich als Unterpflanzung unter andere lichte Gehölze, sie vertrage Halbschatten und andere Wurzeln. Nichts davon bewahrheitete sich bei mir, solche Pflanzen mickerten besonders und gingen sogar ein. Hinzu kommt bei Unterpflanzungen das Problem der Wurzelkonkurrenz.

Tote Äste im Frühjahr an Maibeere

Gefällt es ihr, wird sie sehr alt. Leider dauert es auch lange, bis sie richtig trägt. Erst nach etwa fünf Jahren erreichen die Erträge ein gutes Niveau, das dann viele Jahre lang anhält. Schneiden braucht man sie kaum. Immer wieder wird von Kiloerträgen pro Pflanze berichtet. Das habe ich noch nie erreicht, auch nach Jahren nicht, nicht einmal annähernd. Ausserdem ist die Pflückleistung schlecht. Die Beeren hängen einzeln, innen und nach unten, man sucht zu lange im Busch herum. Ist sie wirklich reif, fallen sie von selbst ab. Das ist noch einmal Mehraufwand beim ernten.

Krankheiten und Schädlinge sind selten. Läuse können vorkommen, diverse Raupen, Spinnmilben, Mehltau. Die Reife findet zudem zu einer Zeit ab, zu der die Importkatastrophe Kirschessigfliege noch nicht massenhaft auftritt und dunkle Früchte absticht, das ist also ein Pluspunkt.

Fegeschaden an Maibeere

Ein grosses Problem in den Versuchspflanzungen und ebenso bei mir sind jedoch Vögel, der Vogelschutz mit Netzen ist teuer aber unumgänglich. Meiner Erfahrung nach geht es eine Zeitlang gut und man wiegt sich in Sicherheit. Die Vögel merken lange nicht, dass unter den grünen Blättern auch Beeren sind, jedenfalls bei mässigem Behang. Und plötzlich geht es schlagartig los, schon vor der Vollreife, wer dann erst das Vogelnetz herauskramt hat schon lange nichts mehr, was er schützen könnte.

Ein eher kurios klingendes Problem sind Fegeschäden. Auf meinen Aussengrundstück ist das aber durchaus ein grosses Problem. Hirsche und Rehböcke fegen sich den Bast nachwachsendes Geweihs mit Hilfe von peitschenartigen Trieben ab. Aus irgend einem Grund bevorzugen sie bei mir dazu jährlich Maibeerensträucher. Die Rinde wird dabei abgeraspelt, der betroffene Ast strbt. Dagegen hilft nur Zugangskontrolle, Zaunschutz. Schwierig, wenn keine Zäune erlaubt sind.

Das Problem mit dem Klima

Austrieb schon im Januar

Tatsächlich ist kaum eine Sorte bei mir wirklich etwas geworden, weder am Haus, noch im Aussengarten, nicht auf gutem Boden, nicht auf flachgründigem Boden. Sortenempfehlungen kann ich deshalb mit gutem Gewissen nicht geben. Die beste Sorte war noch Docz Velikana, warum auch immer.  Das kann auch reiner Zufall sein. Unter anderem habe oder hatte ich schon die Sorten Kalinka, Wojtek, Czulymskaia, Aurora, Boreal Beauty, Amfora, Zoluschka, Morena. Die ersten Sorten in Deutschkand waren "Mailon", "Maistar" und "blue Velvet", alle nicht mehr zu empfehlen. Jüngst gibts wieder einen Schwung bisher nicht verbreiteter kanadischer Sorten. Die Sortenexplosion ist riesig, man hat den Eindruck jeder Hinterhofgärtner versucht, jeden Sämling als neue Sorte zu verkaufen. Knallhart gesagt: Die meisten Sorten haben sehr niedrigen Neuheitswert mit ständig neuen Etiketten. Bis sich das bereinigt, wird es lange dauern. Auffallend waren bei mir immer viele tote Triebe an den Pflanzen, die Pflanzen wuchsen "rückwärts". Gut wuchsen sie nur in einem feuchten und kühleren Jahr, was die gleichmässige Wasserverfügbarkeit als wichtigen Punkt nahelegt. Bei genauer Beobachtung zeigte sich auch ein Grund für die toten Äste: In den hiesigen und normal gewordenen dauernden Wärmephasen im Winter mit ganze Januarwochen über 10° C zogen Triebe Saft, sie verlor ihre hohe Frostfestigkeit, der übliche kräftige Kälterückschlag danach brachte sie um. In kontinentalerem Klima übersteht sie den Winter wesentlich besser. Hinzu kommen Sonnenbrand- und Hitzeschäden bis zum kompletten Ausfall in (den nun regelmässig auftretenden) heissen Sommern. Die Blätter verbrennen regelrecht, werden braun. Sprühregner sind mir zu viel Aufwand, das Wasser habe ich auch gar nicht.

Maibeeren zwischen anderem Beerenobst

Maibeerentaugliche Bedingungen habe ich somit nicht und damit ist sie für mich und Teile Deutschlands noch kein richtiges Frühobst. Schade! Aber die Züchtung geht weiter, die Wildbestände und damit Genressourcen sind gross, es könnte gut sein dass neuere Sorten immer interessanter werden. Potential hat sie, auch wenn sie noch lange nicht dort ist, wo sie auch in meiner Gegend Spass macht. Im Moment würde ich sie nur in Gegenden mit weniger Sommerhitzespitzen (dazu gehört auch das Rheintal, das zwar warm ist aber niemals die sehr negativen Hitzespitzen zeigt, wie wir sie haben), mehr Niederschlägen und ohne Kalkboden anpflanzen. Naschobst für feuchte Höhenlagen und mildfeuchte Gegenden mit saurem oder neutralem Boden.


Samstag, 21. Januar 2023

Klimawandel und neue Obstarten

Feigen, reif. Madeleine de deux saisons.

Draussen ist gerade Winter, jedenfalls im Kalender. Zeit für einen etwas textlastigeren, längeren Beitrag.

Wir Nutzgärter erleben es unmittelbar: Die Wettermuster ändern sich grundlegend im Vergleich zu früheren Jahren. Wir erleben serienweise ganz neue Extreme, früher nie erlebte lange Hitze- und Trockenphasen, wochenlang zweistellige Temperaturen im Januar, dann wieder Starkniederschläge, vieles davon früher in diesem Ausmass undenkbar. Die Rekorde purzeln auf allen Ebenen. Aber nicht zum Guten: Gärtnern ist nicht einfacher, sondern deutlich schwieriger geworden.

Häufig hört man von Leuten, die die fortschreitenden Klimaveränderungen in Europa zwar anerkennen, aber nicht tragisch sehen, man könne sich ja anpassen. Viele sehen das neue Wetter als ein "es wird wärmer" Ding an, somit wird suggeriert, immer mehr Gegenden würden in die Anbauzone leckerer Mittelmeergenüsse rücken, die es früher nur südlich der Alpen gab. Man meint, wenn der Apfel wegen Hitze nicht mehr wächst, bauen wir halt irgendwann Bananen, Orangen, Avocados an.

Leute, die auch einen Garten haben, probieren das zur grossen Freude der Verkäufer auch gerne exzessiv aus. Der Kunde und Hobbygärtner hat ein Hoffnungsschema, eine Erwartungshaltung, der Verkäufer bedient das. Hinzu kommt der ewige Wunsch "was neues probieren". Es wird ja wärmer, also könnte es klappen, denkt man. Und fühlt sich als Pionier, der das ausprobiert. Eifrig wird gepflanzt, diskutiert, gehegt und gepflegt. Es gibt eine Reihe von Obstarten, die früher nördlich der Alpen knapp jenseits der Anbaugrenze lagen, die gerade knapp nichts wurden, aber bei mehr Wärme jetzt vielleicht doch etwas werden? Mittlerweile wird stellenweise viel mehr über solche Arten diskutiert wie über den Anbau der Obstarten und -sorten, die erwiesen wachsen und Erträge bringen. Genug Versuche habe ich natürlich auch betrieben und möchte über einige der Erfahrungen berichten. In Wirklichkeit ist das auch kein Phänomen der Gegenwart, sondern ein ewiges Thema, in jeder Warmzeit der Vergangenheit haben die Leute immer wieder dasselbe versucht und glaubten meist, sie wären die Ersten, das das jetzt schaffen. Reste von Mittelmeerobstarten finden sich nördlich der Alpen immer wieder, in Abortgruben des Mittelalters etwa mit Nachweisen von Granatapfelkernen und Feigen. Man hat es immer schon ausprobiert. Gehen wir die typischen Arten durch:


Kaki, Persimone, Diospyros kaki

Kakiblüten an meinem Baum

Bekannt aus dem Supermarkt, meist als Früchte der Sorte "Rojo brillante" oder "Tipo" aus Spanien. Sie hält auch Frost aus, in etwa wie ein Feigenbaum zwischen -8 bis kurzfristig -14°C, wenn sie wirklich  in Winterruhe ist. Theoretisch reichen die Grenzen mittlerweile für ein paar mehr Regionen Mitteleuropas. An dieser Obstart zeigen sich sehr anschaulich alle Chancen und Probleme mit Subtropenobst in Mitteleuropa. Die Verkäufer haben sich schnell auf die Ausprobierwünsche der Kundschaft eingestellt, in jedem Gartenmarkt stehen auch getopfte Kakibäumchen, fertig zum Auspflanzen. Meistens sind das reine Diospyros kaki mit bekannten Sortennamen, manchmal auch Hybriden mit der kleinfrüchtigen und immer stark gerbstoffhaltigen amerikanischen Art, Diospyros virginiana. Es gibt noch die frostharte Diospyros lotus, die Lotuspflaume, die taugt aber geschmacklich nichts. Spezialistenverkäufer haben sich herausgebildet, die viele Sorten haben und versenden, die tolle frostharte und frühe japanische Sorte, die nicht adstringierende schönfarbige Sorte, die besonders robuste Hybride. In die Sorten- und Qualitätsdiskussion und die Versionen der Adringenz will ich aber nur am Rande einsteigen. Ich hatte schon mehrere Sorten verschiedener Typen.

Manche wuchsen super, blühten sogar und hatten Fruchtansatz. Und starben irgendwann alle bis auf eine. Die Ursache war: Spätfrost brachte sie um, hinzu kamen noch einige ungünstig wirkenden weiteren Faktoren. Das neue Klima ist zwar im Schnitt wärmer, aber eines wird fast immer ausgeblendet: Auch die Extreme ins Minus haben zugenommen oder bestehen einfach fort. Und so kommt es, dass wir beispielsweise im Januar heutzutage wochenlang zweistellige Plustemperaturen haben, aber die härtesten Frosttage im April erleben oder sogar Dezember. Im Winter 21/22 gab es nur an einem Tag Schnee - im April. Dafür Anfang Juni 22 noch Bodenfrost. Die winterliche Wärme hilft überhaupt nichts, sondern wirkt sogar tödlich, denn die Bäume ziehen Saft weil es warm ist, beenden die bei subtropischen Arten ohnehin schwache Winterruhe, treiben - und dann kommt viel später eine Nacht mit -8°C wie zum Beispiel am 20.4.2017 und es ist vorbei, weil die Bäume längst voll im Saft stehen. So passiert bei mir. Tückisch dabei ist, dass es auch jahrelang gut gehen kann und man so tun kann, als scheine die Sonne des Erfolgs, aber früher oder später kommt so ein Ereignis und damit der Tod. 

In Gartenforen häufen sich Beiträge von Leuten, die erfolgreich Kakis anbauen. Alles immer super. Das suggeriert, es könnte damit jetzt in ganz Deutschland klappen. Klappt auch, manchmal viele Jahre. Erfolg, stolz und laut verkündet! Aber plötzlich ist Ruhe, Stille. War war los? Spätfrost war los und die Bäume wie die Forenbeiträge werden "sehr schlank". Dieser Zyklus wiederholt sich - zu Freude der Verkäufer. Wenn es besser klappt, dann immer in sehr urbanen Zonen, Stadtgärten, vor Mauern. Die zugebaute zerstörte Landschaft, die Stadt war und ist weiterhin das Geheimnis und nicht das Gesamtklima. Stadtklima schwächt die Minusextreme ab und kennt viele Kleinstklimazonen mit schwächeren Tiefextremen. Aber bereits das gesamte Stadtgebiet von Grossstädten liegt meist zwei Winterhärtestufen über der Umgebung. Derselbe Effekt war schon immer an Feigen ausserhalb bester Gunstlagen zu sehen. Vor der Stadt sterben sie, in der Stadt wachsen sie, gerade so wie wenn es Dank "Klimawandel" keine Probleme mehr geben würde. In Wirklichkeit ist es die krebsartig ausgeweitete Verwandlung des Landes in eine urbane Zone voller Stein, beheizter Gebäude, Strassen, zubetonierter Flächen. Es ist der Siedlungs- und Zerstörungsdruck, der mehr besser geeignete Bereichsinseln erschafft. Ausserhalb davon ist der Traum schon wieder zu Ende. Die Klimakarten beweisen diese urbanen Wärmeinseln sehr gut, wenn man ehrlich genug ist, sie sich mal anzusehen statt nur an wärmeres Gesamtklima oder die eigene gärtnerische Genialität oder gar an pseudowissenschaftliche Theorien des Lyssenkoismus, irgendeiner "Abhärtung" zu glauben.

Noch ein Punkt: Kaki werden als gut trockenfest beschrieben. Das ist schlichtweg eine Lüge, immer abgeschrieben aber nicht gewusst. In ihrem Ursprungsgebiet in Asien haben sie 1200-1500mm Niederschlag, viel davon im Sommer. In Spanien wird massiv bewässert. Anders geht es gar nicht. Die Kaki-Plantagen bei Valencia bekommen den ganzen Sommer über Flusswasser vom Fluss Xúquer. Auch ich musste lernen, dass der deutsche Sommer jetzt in zwei von drei Jahren in unserer Region keine nennenswerten Niederschläge mehr hat und Pflanzen wie Kakis damit verhocken, vertrocknen, stehenbleiben, ausser man schafft kräftig Wasser herbei. Von wegen "Subtropenpflanze, trockentolerant", das ist eine weitere Fehlannahme.


Granatapfel, Punica granatum

Der Anbau des Granatapfels wurde in allen Warmzeiten der Vergangenheit bereits in Mitteleuropa versucht. Er hat in etwa dieselben Frostgrenzen wie Kakis, tendentiell etwas schlechter. Ständig wurde versucht, ihn zu pflanzen, dauerhaft gelang die Einbürgerung nie. Auswahlzüchtung und alle greifbaren Sorten schafften es 2000 Jahre lang nicht, ihn nördlich der Alpen zu etablieren. Für ihn gilt dasselbe Problem wie für Kakis mit schnell beendeter Winterruhe und Spätfrostproblematik. Er ist zwar etwas trockenfester, hat dafür mehr Probleme mit Kaltphasen im Frühjahr. Dann stirbt er oder die Blüten erscheinen erst sehr, sehr verzögert, weil der erste Blütenknospensatz erfriert. Ein Fruchtansatz wird so nicht mehr reif. Wer ihn pflanzt, erlebt dasselbe wie bei Kakis: Erfolg, Erfolg, Misserfolg, Erfolg, Spätfrosttod. Über die Erfolgsjahre spricht man viel und laut, zum Tod viel weniger, das ist eher peinlich, angenehmer ist das Bild, Granatapfelanbau würde heute gelingen und man selber wäre ein Pionier dabei, zumindest wäre man aber offen, experimentierfreudig, modern oder hätte eine supertolle Gartenlage.

Meine leben noch, sind aber auch schon in einem Winter mit schwachen Frost von -8°C kräftig zurückgefroren. Das tun sie mehr oder weniger alle, auch in milden Wintern. Eine ist die Sorte "Granatapfel Sorte 1" aus Bulgarien, eine kleiner bleibende Ostblockzüchtung die ohne Pflege lange Jahre überlebt hat und sehr frosthart sein soll. Die Andere "Hermione", auch sehr robust. Leider ganz eindeutig nicht bei mir. Lustig ist die wundersame Steigerung der Frosthärte - Granatäpfeln sagt man -10°C Härte nach, im bulgarischen Datenblatt wird die Sorte mit -11°C aufgeführt, deutsche Verkäufer machen -18°C daraus. Ebay-Verkäufer gehen auf -20°C rauf. Das sind schlichtweg Verkäuferlügen und auch die üblichen Märchen der Wundersorten aus Kasachstan, Usbekistan oder sonstwo bringen das nicht. Die ferne Herkunft aus angeblich kalter Gegend ist auch ein typisches Verkäuferrequisit bei all diesen Pflanzenarten und gehört dazu wie der Prinz zum Märchen.

Bekannte weitere Sorten, die mit überdurchschnittlicher Frosthärte in Verbindung gebacht werden sind Salavatski, Sotschi, Russian, Provence, Agat, Kazake. Manche sind nur für Saft tauglich. Wer es ernsthaft probieren will, sollte eine der kleinbleibenden Sorten nehmen und in einer Stadt direkt an eine Hauswand pflanzen. Niemals freistehend. Er soll sich freuen, wenn sie im Sommer wächst und nicht ärgern, wenn sie jeden oder jeden zweiten Winter wieder zurückfriert.


Loquat 

Nespoli, Nisperos, japanische Wollmispel, Eriobotrya japonica. Auch eine der Dauer-Wunschfrüchte für den eigenen Garten. Kleiner Baum oder Busch. Empfindlicher wie eine Kaki. Ihr eigentliches Problem sind aber die Blüten, sie blüht nämlich im Herbst, Früchte im Spätfrühling. Bereits ab mittleren Frösten im Winter erfrieren die kleinen Fruchtansätze. Die Pflanze überlebt also deutlich mehr Frost wie die Früchte. Die Jungfrüchte im Winter sterben unter -3°C. Der Baum schafft -10°C. Aber was bringt neues Obst, das nicht trägt? Am Bodensee und Rheinebene kannte ich Bäumchen, die aussehen als würde es klappen. Sie überlebten und wuchsen schön, endeten dann nach obigem Muster. Exitus nach einem ungünstigen Winter. Mein eigener Baum schaffte zwei Jahre. Grösser und selten mit Früchten schaffen sie es ausschliesslich an Küstennähe, einzelne Bäumchen sind auch aus städtischem Gebiet vor Mauern und am Rhein bekannt. Dort bestätigt sich das Mantra als universell gültig, dass es nur ganz spezielle Gunstlagen sind, in denen Hoffnung auf einige Jahre Wachstum besteht.

Wer es probieren will: Nicht aus einem Kern einer gekauften Frucht ziehen. Es gibt blassere tropfenförmigere japanische Sorten, kräftigere chinesische Sorten und am Mittelmeer populäre Sorten. Die japanischen Sorten sind oft leicht frostfester (aber nicht die bekannte "Tanaka", die auch bei gehandelten Früchten sehr verbreitet ist), aber das sind nicht die Sorten deren Früchte manchmal hier käuflich sind. Einige Hybriden sind vielleicht anbauwürdiger, etwa "Coppertone" oder "Rose Anne". Das sind Hybriden mit Glanzmispeln und zwar nicht frostfester, aber die blühen im Frühling statt im Herbst. Auch "Piera" schafft das, eine alte Mutante von "Algerie" die plötzlich lautstark von einem Händler vermarktet wird. Damit steigt die Chance auf Früchte, da sie im Sommer wachsen statt über den Winter. Ihre Sommerfrüchte sind jedoch leider schlecht, unter anderem der Zuckerhalt ist gering und die Fruchtgrösse ist lächerlich klein, sie haben weniger Fruchtfleisch wie eine Kirsche.


Morus Australis

Die koreanische Maulbeere, um auch etwas zu nennen das es öfter schafft. Bekannteste Sorte ist "Mojo Berry". Es gibt noch mehr Sorten, einige bleiben angenehm klein. Ähnelt anderen Maulbeeren, auch die Früchte, die aber kleiner sind und bei morus australis reif immer schwarze Farbe haben. Tatsächlich ist das eine Art, auch mittlerweile hier gelingt, wenn sie als Jungpflanze geschützt wird. Sie schafft nach zwei Jahren einwachsen -14°C, bleibt aber spätfrostempfindlich, mir ist schon öfter der Austrieb abgefroren. Hauptvorteil gegenüber anderen Maulbeeren ist, dass Morus Australis kein Riesenbaum wird wie es andere Morus werden, sondern ein Busch bleibt. Die Früchte erreichen zwar nicht das Niveau von morus nigra (der in Deutschland nicht wächst), aber sind besser als die meisten morus alba, stilistisch kaum zu unterscheiden. Sehr klein, nur 1cm-Früchte. Nicht viel Eigenaroma, aber saftig und süss.

Auch andere Maulbeerarten werden probiert. Leider ist nur die riesig werdende Morus Alba zuverlässig winterhart sowie Hybriden aus ihr mit Morus rubra ("Illinois Everbearing"). Die echte Morus Nigra mit den rauhen Blättern geht nicht und leider auch Morus macroura mit ihren grossen Früchten nicht. Morus kagayamae wird gross, wenn sie nicht zurückfriert, was sie leider immer wieder tut.


Winterharte Passionblumen

Blüte

Leider nicht wirklich winterhart. Passionsblumen sind eine sehr vielfältige Gattung, aber keine davon ist in in Mitteleuropa heimisch. Viele Arten werden der sehr schönen Blüten wegen im Topf angebaut. Etwas frostfester sind passiflora caerulea (Blaue Passionsblume) aus Südamerika; Passiflora lutea (Gelbe Passionsblume) und passiflora incarnata aus Nordamerika. Letztere hat vielleicht die interessanteren Früchte und ist auch eine alte Arzneipflanze. Eine Fruchtsorte ist "Eia popeia". Die Maracuja, passiflora edulis ist leider überhaupt nicht frosttolerant, sie hat die besten Früchte. Dann gibt es noch eine unübersehbare Anzahl von Versuchen mit Hybriden und weiteren Arten wie passiflora iridescence (Früchte taugen aber nichts). Alle Arten haben hierzulande Probleme mit der Ausreife, wenn sie denn Früchte ansetzen. Die Winterhärte beruht darauf, dass sie zwar oberirdisch abfrieren, aber wieder gut aus der Wurzel austreiben. Blüten erscheinen sowieso an neuen Trieben. Das bedeutet aber eben leider auch, dass sie erst spät blühen können und dann die Früchte selten noch reif werden. Eigentlich müssen sie von selbst abfallen, etwas Nachreife ist auch nötig.

Die Früchte haben alle wenig Inhalt, aber viele Kerne, dazu mehr oder weniger leckere glibberige Saftschläuche, verwertbar ist der Inhalt nur im Grammbereich.

Meine Freilandversuche waren nur kurz erfolgreich. Als Pflanze schön, als Fruchtsorte wenig Gewinn.

Reife Früchte - innen aber nicht viel drin


Feige

"Dottato" Früchte

Ficus carica, Mittelmeerfeigen gehören wirklich zu den wenigen Gewinnern, die es in einigen Zonen Mitteleuropas im Gegensatz zu anderen Mittelmeearten ab und zu schaffen. Ausserhalb der Städte bleibt das aber auf ein paar Regionen beschränkt. Eine Feige statt einem Apfelbaum auf der Obstwiese ist nicht drin. Und noch etwas bleibt schlecht: Die Ertragshoffnungen. Das bei den anderen Arten ständig wiederholte Mantra gilt auch für Feigen. Winterfrost ist seltener Todesgrund, aber lange Wärmewochen im Winter, Austrieb und dann doch noch Spätfröste machen die Schäden, also genau der Wetterstil der uns neuerdings quält. Friert Holz an älteren Pflanzen ab, wächst es leicht nach, sie regeneriert gut.

Über Feigen wird vermutlich am meisten geschrieben, deshalb möchte ich mich kurzfassen und nur ein paar eigene Sortenerfahrungen fürs Freiland geben, fünf Sorten habe ich. "Negronne" war zwar sehr frosthart aber ein totaler Reinfall, da viel zu späte Reife. Wer Chancen auf eine Ernte haben will, muss Ende August pinzieren, die Triebspitzen abschneiden. Eine Feige für Topfkultur, "Dottato" hat manchmal unansehnliche Früchten, ist aber zusammen mit der schöneren aber hoch wachsenden "Ronde de Bordeaux" ein sicherer, ausreifender Träger. "Madeleine de deux saisons" zeigt sich als Schönheitskönigin, aber nur die seltenen Sommerfeigen reifen sicher. Aromatisch sind sie alle, wenn sie Sonne haben. Gut frosthart sind noch ein paar mehr Sorten, meistens aber mit Abstrichen an den Früchten. Trotzdem können sie sehr gut werden - in besonderen Jahren mit einer Kombination von glücklichen Umständen. In drei von vier Jahren werden sie bei mir suboptimal, Aprilfrost zerstört die erste Ernte fast immer und bis die Zweite in die Nähe von Reife kommt, ist es Herbst, ein guter Teil der Ernte wird je nach Sorte nicht mehr reif. Leute, die regelmässig von guten Sorten ausgepflanzter Bäume ernten haben sie in Innenhöfen stehen, direkt an Hauswänden, Mauern, ab März abgedeckt vor Frostnächten., in Gunstlagen. Der Aufwand ist erheblich, von "wächst jetzt bei uns" deutlich entfernt. Gunstlagen sind z.B. die Pfalz, Teile des Rheintals, die erwähnten Grossstädte - dort ist es keine Kunst, Feigen zu ziehen, aber 5% der Landesfläche sind eben kein "das geht jetzt auch hier".

An Mauern wuchsen Feigen immer schon recht gross

 

Zitrus

Zitrusblüte. Die meisten Arten duften.

Sie sind der absolute Wunschtraum der Mitteleuropäer seit Jahrhunderten, seit Zitrus im Mittelmeerraum wachsen. Mit absurdem Aufwand wurden sie in Mitteleuropa bereits in der Renaissance gepflegt, Fürsten liessen Orangerien bauen, abschlagbare Hütten mit Ofen um ausgepflanzte Bäume im Winter herum aufstellen, es gibt eine eifrige Züchtung, man hat viel versucht. Jeder will Zitrus, Jeder versucht es. Übrigens auch in China, Korea, Japan und das dort schon sehr viel länger, immer ging es um Ausweitung der Wuchsorte. Die Grenzen konnten ein klein wenig in kühlere Gebiete hinein verschoben werden, aber mehr nicht.

Zitrus Poncius Trifoliata... hübsch.

Und ebensolange ist man auf Dauer in den meisten gemässigten Zonen erfolglos. Jedenfalls, um gute Früchte zu bekommen. Denn tatsächlich wächst sogar eine Zitrusart im Freiland Mitteleuropas: Die weitgehend ungeniessbare und auch sonst kaum nutzbare dreiblättrige Orange, Poncirus trifoliata, sie ist leider ein hässlicher Stachelstrauch. Hat man Glück, bekommt man einen Sämling, dessen generell kernreiche Früchte ein paar Teelöffel voll sauren Saft schaffen, alles andere ist terpentinartig gewürzt und ungeniessbar. Weitere Sorten und Arten sind Hirngespinste geblieben, auch alles aus dem steten Strom der Wunderhybriden. Die geheimnisvolle japanische Yuzu (die ich hatte und von deren Qualitäten ich sehr enttäuscht war), die Emorange (ihre behauptete Frosthärte geht auf einen Fehler mit Fahrenheit und Celsius zurück, trotzdem anhaltend grosse Hoffnung), die Poncirus-Hybriden (entweder frostfest oder ungeniessbar, aber nie beides), die Citsuma Prag Chimäre, die Citrumelo, die Citrange Morton oder Carrzio, Citrus ichangensis...  Namen werden erfunden ohne Ende und gekreuzt wird eifrigst, jedes Jahr neue "Erfolge" vermeldet. Aber es bleibt dabei: Nördlich der Alpen im Freiland schwierig bis unmöglich. Am ehesten wachsen Zitrus noch an den Küsten. Dann haben sie aber Probleme mit der Ausreife. Zitrus - nur kein Problem wenn als Topfkultur oder mit aufwendigen Anbausystemen, Pflanzung in tiefen Gräben, dann im Winter abdecken und ähnliche "Tricks".

Bei den essbaren Sorten reichen schon geringe Minusgrade aus, um schwere Schäden oder Totalausfall zu verursachen. Kurze Fröste in einzelnen Nächten werden besser vertragen. Bei mir schaffte es nur eine Poncirus im Freiland, kein sehr obstattraktives Gewächs, am brauchbarsten für die Unterlagenproduktion, wenn man Zitrussorten selbst veredelt.

 

Oliven

Auch das haben viele probiert. In mehreren Gegenden haben in den letzten zehn Jahren Fans Olivenhaine gepflanzt. Engagiert Hobbyisten probieren es so wie bei anderen Fruchtarten auch, manchmal sehr gut dokumentiert wie beispielsweise "Olivenhain Kraichgau". Es gibt sogar schon eine Firma mit klug gewähltem Namen "Ein Olivenhain zum Selbermachen", die ganze Olivenhaine in Österreich nach Auftrag verkauft. Oft auch als lokale Attraktion und in den Medien verkündet. In Österreich im vermeintlich warmen Burgenland und der Steiermark ist das gerade ganz besonders Mode mit massenhaft Versuchen. In Deutschland gibt es jedes Jahr ein paar Meldungen von neuen Olivenhainen. Der Grösste ist wohl in Pulheim-Stommeln bei Köln. Beliebte Sorten sind Empeltre, Arbequina und Lecchino. Auch hier geht es immer eine Zeitlang gut und dann kommt ein Unglücksjahr mit Frost zur Unzeit oder Tiefsttemperaturen zur Unzeit. Danach - Schweigen.


Erdbeerbaum

Der westliche Erdbeerbaum (Arbutus unedo) wächst rund um das Mittelmeer wie Unkraut, deshalb kennt man ihn aus einem Urlaub. Er ist schön, seine kirschgrossen Früchte auch, deshalb will man ihn auch in Mitteleuropa. Die Früchte taugen leider nichts, sie haben kaum Aroma. Er blüht immer weiter, während schon Früchte da sind. Funktioniert in Gunstlagen in Städten, friert oft zurück, ausserhalb davon nicht lange überlebensfähig.

 

Pistazien

Hätte man gerne, Bäumchen sind aber kaum zu bekommen. Einige Verkäufer betrügen oder wissen es nicht besser. Per eBay kommen ähnliche verwandte Arten wie der Mastixstrauch oder Pistacia chinensis (nicht essbar). Echte Pistazien halten höchsten -10°C aus, vorausgesetzt das dauert nur wenige Stunden nachts und wird tagsüber wieder warm. Der Mastixbaum hält ein klein wenig mehr aus und in den Botanischen Gärten steht der noch frosthärtere Pistacia chinensis, er suggeriert Besuchern, es wären echte Pistazien, aber das stimmt nicht.


Brasilianische Guave, Feijoa

Die Art heisst Acca sellowiana und hält die berühmten -10°C aus, wie sie in der langen Listen bei vielen anderen Gewächsen auch behauptet wird. Frost plus Sonne mögen sie gar nicht. Die Blüten im Frühjahr sind hübsch und sogar essbar. Die Frucht ist ein grüner, Einlegegurken- oder kartoffelförmiger Bollen, die Konsistenz ist relativ weich und saftig, das Aroma wie eine säuerliche Birne mit etwas Banane. Sie ist nicht süss. Kaufen kann man die Pflanzen in italienischen Baumschulen, bekannte Sorten sind Gemini, Apollo, Grossa de Sicilia, Mammoth, Triumph, Cooldige, Marian. Dann noch die Wundersorten aus Neusseeland, Kakariki etwa. Ich hatte sie selber noch nicht, weiss aber von innerstädtischen Pflanzen im Rheintal. Die Früchte enttäuschten auf Dauer immer. Viel Aufwand, Ergebnis witzlos.

 

Weitere Spezialitäten

Die Liste der Hoffnungen, die mittlerweile hierzulande im Freiland probiert werden geht noch sehr viel weiter. Dazu gehört noch die Ugni, die Chilenische Guave (Ugni molinae), Frosttolerante Avocados (Sorten wie Poncho oder Mexicola), die schwarze Maulbeere Morus Nigra (die echte und NICHT schwarzfrüchtige morus alba), gelbe und rote grossfrüchtige Kiwis (actinidia deliciosa, grüne Sorten reifen eher aus), Che (Cudrania tricuspidata, Seidenraupenbaum), Jujuben und noch einiges mehr. Auch die Endlosgeschichte mit Prunus Salicina, der chinesischen Pfaume und ihrer ebenso endlosen Hybridenzahl gehören dazu. Seit 150 Jahren jedes Jahr als Neuheit gefunden, teuer besorgt, gepflanzt da "winterhart" und aufgrund der frühen und empfindlichen Blüte sehr zuverlässig ohne Ertrag. Zierpflanzen, bis sie von Monilia dahingerafft werden.

 

Zusammenfassend kann man hinsichtlich des Ziels, mehr Fruchtsorten anzubauen feststellen:

  • Spätfröste sind häufiger das Problem wie mangelnde Winterhärte. Spätfrostprobleme sind nachweislich sogar weit schlimmer geworden, nicht besser.
  • Bei ihrer Winterhärte sind weniger die absoluten Temperaturen das Problem, sondern das stark wechselnde Wetter mit langen Wärmephasen, das die Winterhärte herabsetzt und nachfolgenden Frost viel problematischer macht. Mitteleuropa kombiniert aufgrund der sehr ungünstigen Lage die problematischen Elemente von atlantischem und kontinentalem Klima. Feuchte lauwarme Luft vom Meer satt, dann wieder der Kaltluftvorstoss direkt aus Sibirien.
  • Wachsende Gehölze bedeuten nicht, auch zu ernten. Was immer wieder wegen Frost nachwachsen muss, fruchtet schlecht oder zu spät im Jahr. Die mögliche jährliche Vegetationsdauer ist für fast alle Arten ein Problem.
  • Der Wasserbedarf wird fast immer unterschätzt. Die Mehrheit der Arten benötigt nicht nur Wärme, sondern auch feuchten Boden, die letzten zehn deutschen Sommer zeigten, dass das die Ausnahme geworden ist.
  • Die Fruchtqualität hält in vielen Fällen nicht, was man sich erhofft. Ausreifeprobleme, fehlendes Licht ab dem Äquinoktium bremsen die Qualität, eine Menge Arten haben schon von Anfang an nichts drauf. Erst probieren, dann pflanzen! Eine Minderheit anderer Arten sind ein echter Gewinn, wenn sie denn mal gelingen, Feigen etwa oder Kakis.
  • Die kälterobusten Sorten innerhalb der Arten sind selten die mit guter Fruchtqualität. Das zeigt sich besonders bei Kakis, Jujuben, Zitrus.
  • Als Hobbys und zum Spass kann und sollte man natürlich alles pflanzen, alles ist möglich, man sollte sich nur nicht zu viele Wunschphantasien machen, sonst wird man zu oft enttäuscht. Wir wollen Spass und Erträge, nicht die Kassen der Verkäufer füllen und dann das Ergebnis tot abräumen. Über den Exoten sollte man nicht die bewährten Arten vergessen, die einem auch gute Erträge bringen. Eine edle Birne mit schmelzendem Fruchtfleisch und müskiertem Wohlgeschmack und ein paar Eimern Ernte macht Spass, vor allem wenn die Qualitäten weit besser wie die schlechte Kommerzware aus dem Supermarkt sind.