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Sonntag, 20. April 2025

Monilia: Test einer neuen Behandlung gegen sterbende Äste

Aprikose, weitgehend abgestorbene Äste wegen Monilia

Letztes Jahr um diese Zeit hatte ich in einem grossen Beitrag über Monilia (siehe https://gartenzone.blogspot.com/2024/04/sterbende-aste-steinobst-monilia.html) über die sehr aggressiv gewordene Pilzkrankheit berichtet, über Gründe, Wirkungen, Gegenmassnahmen. Und auch über Kaliumhydrogencarbonat, Backpulver. Das könne in Frage kommen, um eine Schutzwirkung gegen Zweigmonilia zu erzielen. Solche Präparate werden mittlerweile auch von Firmen angeboten, um damit im Bioanbau gegen Monilia während der Blühphase zu behandeln. Damit soll das Keimen der Moniliasporen verhindert werden. Ich hatte im letzten Satz des letztjährigen Beitrages angekündigt, KHCO3 dieses Jahr auszuprobieren. Das ist nun geschehen, vor allem an meinen Aprikosen. Drei Gruppen existierten: 

  1. Drei Bäume wurden mehrfach behandelt, immer nach Regen, denn Regen wäscht Kaliumhydrogencarbonat schnell ab, ein eventueller Schutz verschindet also schnell.
  2. Vier Bäume mit demselben Blühzeitpunkt wurden einmal behandelt, zu Blütenbeginn, dass das Kaliumhydrogencarbonat wenigstens bis zum nächsten Regen vorhanden war. Ein Baum war ein Sonderfall, er war zu hoch für die Spritze, ich habe nur die unteren Äste behandelt.
  3. Die übrigen Bäume incl. einer Mandel wurden nicht behandelt. 

Die Ergebnisse waren ziemlich eindeutig.

Mehrfachbehandelt, Schäden, aber weniger
  • Alle mehrfachbehandelten Bäume zeigten eindeutig schwächeren Befall. Befall gab es durchaus, aber die abgestorbenen Astpartien waren weniger, kürzer, meist nur Fruchtspiesse oder Knospenbereiche. Ein Wirkung war zu sehen, allerdings hätte sie besser sein können.
  • Alle einmal behandelten Bäume hatten starken bis sehr starken Befall. An dem Baum, der nur unten behandelt wurde waren Befall unten stark, oben war er so stark dass kaum ein gesunder Ast übrig ist. Wer nur einmal behandelt, benötigt durchgehend trockenes Wetter oder man sollte es gleich bleibenlassen, weil es nichts bringt. Der erste Regen zerstört den Schutz.
  • Unbehandelte Bäume hatten starken Befall. Darunter auch andere Obstarten, eine sehr früh blühende Nashi und Koreakirschen, bis hin zum Baumausfall, eine Katastrophe auch ausserhalb der Aprikosenbäume.
Monilia an Nashi
bleibt zum Glück meist in den Blütenbüscheln

Nebenerkenntnisse waren: Bäume blieben auch dann gesund, wenn sie nicht blühten und kein offenes Holz durch Winter- oder Pflanzschnitte hatten. Das betrifft zum Beispiel Jungbäume. Wer junge Bäume hat, die noch nicht blühen und deshalb meint, diesese Sorte würde nicht befallen: Abwarten. Monilia dringt eben vor allem durch Blüten ins Holz. Setzt die Floreszenz ein, dann erst setzt auch der Moniliaschaden ein. Eine andere Nebenerkenntnis war die extreme Abhängigkeit von Feuchte und der Beweis, dass sie zwingen nötig für jede Infektion ist. Das Wetter war nämlich sehr feucht bis zu den ersten Frühblühern, danach sehr trocken und zwar auch nachts mnit so niedrigen Taupunkten, dass nicht einmal Tau kam. Was erst ab Beginn der Trockenphase zu blühen begann, blieb dann auch völlig gesund. Bekannte Sache, aber dieses Jahr sehr deutlich wieder erlebt.

Spritzlösung mit Kaliumhydrogencarbonat herstellen

Das Mittel
Wie mischt man Zeug nun an? 2,5g Kaliumhydrogencarbonat Pulver 99,5% pro Liter lauwarmem Wasser aufgelöst ist genügend Wirkstoffmenge. Gesprüht in die offene Blüte, auf die Äste. Doch diese Mischung ohne Netzmittel (=Spreitmittel) und ohne Haftmittel verteilt sich schlecht in der Blüte und wird extrem leicht wieder abgewaschen, dafür reicht schon Nachttau. Mindestens ein Netzmittel sollte man zugeben: Einen kleinen Klecks reine Kalischmierseife ist am einfachsten und billigsten, ebenfalls aufgelöst in Wasser. Besser noch sind Stoffe wie Exopolysaccharide, die man häufig als "biologische Netz- und Haftmittel" kaufen kann und dann gemäss Anleitung als Additiv der Spritzbrühe beimischt. Das sind wichtige Komponenten von Biofilmen und spielen eine Rolle in verschiedenen biologischen Prozessen, einschließlich der Adhäsion an Oberflächen, des Schutzes vor ungünstigen Umweltbedingungen. Ein bekanntes Mittel für private Anwender hat die Handelsmarke "Liposam". Gebräuchlich sind auch Biopolymere aus Stärke, Sophorolipide, Kaliumsalze von Fettsäuren (wie in Schmierseife) und so einiges mehr - die Auswahl ist gross.

Behandelt wird zu Blühbeginn und dann nach jedem Regen, sobald die Blüten wieder trocken sind. Ja, das ist aufwendig. Verdammt aufwendig und geht eigentlich nur im Hausgarten. Aber der richtige und häufige Anwendungszeitpunkt ist essentiell.

Höhere Dosierungen wirken nicht besser, sondern zerstören die Blüten. Das ist manchmal sogar im kommerziellen Anbau erwünscht und wird absichtlich eingesetzt zur Fruchtausdünnung. Kaliumhydrogencarbonat höher dosiert verätzt die Blütenblätter und den Pollen, der sich auf dem Stempel der Blüten befindet, die Befruchtung der Blüte wird verhindert.

Die kommerziellen Produkte

Typischer Harztropfen an befallenen Ästen

Auch einige Profiprodukte für den Bioanbau verwenden Kaliumhydrogencarbonat, zum Beispiel "Kumar" und "Armicarb". Dort steht auch explizit Monilia-Zweigdünne bei Aprikose in der Anwendungsliste der genehmigten Anwendungen, https://www.agrarinfo.de/certisbelchim/76.htm . Die Sicherheits- und Anwendungshinweise sind interessant und helfen auch bei der Anwendung selbst abgemischter Stoffe. Kaufen kann das der Privatanwender aber nicht, heutzutage ist bereits Backpulver zu gefährlich für Obstliebhaber, in Deutschland jedenfalls, in anderen Ländern ist es auf magische Weise ungefährlicher. Auch hier gilt: Wir sollen das Obst gefälligst kaufen und ja nichts erfolgreich selber anbauen. Behelfen wir uns also selbst, das ist zwar auch verboten, aber wir behandeln ja nicht, sondern geben dem Baum nur enthärtetes Wasser, Kaliumhydrogencarbonat ist ein guter Enthärter.

Weitere Mittel

Pfirsich- und Mandeläste überleben eher,
vernarben dann stark und bleiben anfällig

Sind nur noch aus historischen Gründen zu nennen. Der Privatanwender kann nur noch zwei Stoffe kaufen: Ortiva (Azoxystrobin) und Duaxo (Wirkstoff Difenoconazol, ein vollsystemisches Fungizid). Ortiva muss vor dem Regen angewendet werden, mit Duaxo kann noch 24 Stunden nach dem Regen gespritzt werden. Aber die Zulassung von Duaxo für Privatanwender wird nicht mehr lange gelten und auch nicht erneuert, dann ist auch Duaxo Geschichte. Deshalb habe ich mich auch nicht mehr näher damit befasst. 

Angaben zu resistenten Sorten kann ich bislang nicht machen. Der Befallsgrad wechselt von Jahr zu Jahr von Sorte zu Sorte. Dieses Jahr zeigte sich eine bislang immer gut robuste "Orangered" plötzlich sehr stark befallen. Vermutlich sind alle Aprikosen mehr oder weniger anfällig. Sinnvoller ist indirekter Schutz: Je später die Blüte, desto besser, weil das fortschreitende Frühjahr tendentiell immer trockener wird. Spätblühende Sorten holen also nicht nur beim Frostschutz etwas heraus, sondern auch beim Moniliaschutz. Die Chancen sind freilich nur leicht erhöht.

Mehr Hinweise zu Gegenmassnahmen im früheren Beitrag.

Was tun mit befallenen Zweigen?

Übler Moniliabefall an Koreakische

Abschneiden, aber über den besten Zeitpunkt gehen die Meinungen auseinander. Früher oder später müssen sie weg. Ich schneide aber nicht sofort. Das Risiko ist zu gross, dass man zu weit oder zu kurz schneidet und dann über die frische Schnittfläche gleich noch einmal Monilia in den Restast kommt. Also erst warten bis das Wetter stabil warm und in der Voraussage möglichst trocken ist, das kann auch Wochen dauern. Dann wird geschnitten und zwar bis inclusive knapp hinter den typischen Harztropfen, der bei Moniliabefall entsteht. Geschnitten wir also toter Ast plus Harztropfen. Denn dort staut sich der Baumsaft und die Abwehrmittel des Baumes, tritt schliesslich aus der Rinde aus. Die Schnittwerkzeuge immer zwischen den Schnitten desinfizieren. Früher verwendete man dafür den ungeniessbaren Vorlauf vom Schnapsbrennen. Heute kann man Brennspiritus nehmen, am besten auf 70% verdünnen und die Schere dort eintauchen. Auch die Handdesinfektionsmittel gehen, die während der Coroanzeit sehr populär geworden sind, sie wirken auch fungizid, enthalten Isopropanol.

Das Holz unbedingt sofort beseitigen. Verbrennen, Biotonne. Nicht liegen lassen, nicht häckseln und nicht wieder ausbringen. 

Sonntag, 21. April 2024

Sterbende Äste an Steinobst: Monilia

Lichte Aprikosenkrone mit moniliabefallenen Ästen

Zweigmonilia,  Monilia-Spitzendürre, monilia laxa oder Monilinia ist in meiner und vielen anderen Lagen die beherrschende und begrenzende Pilzkrankheit an sehr vielen Steinobstarten. Am schlimmsten wütet sie an Aprikosen, Renekloden, Sauerkirschen, Koreakirschen. Stark befallen werden auch Mirabellen, viele Kirschen, Mandeln, Zwetschgen, Pfirsiche. In manchen Jahren erwischt es auch Kernobstaustriebe, dann vor allem Birnensorten. Manche Lagen sind besser, luftigsonnige Südostlagen, Höhenlagen, kontinentales Klima haben Vorteile bis hin zu dem Punkt, dass sie dort überhaupt nicht auftritt. Auch überdacht, etwa an Hauswänden mit Dachüberstand ist Steinobst moniliageschützt.

Wenige Wochen vorher

Aprikosen trifft es immer am stärksten. Dieses Jahr war der schlimmste Befallsfrühling seit langem. Ausgerechnet! Denn ausnahmsweise sind die Blüten und Jungfrüchte lange nicht abgefroren, wie es seit 2017 immer der Fall war. Stattdessen sind diesmal die Zweige samt Jungfrüchten wegen Moniliabefall sofort nach Blüte abgestorben bis hin zum Totalverlust von Bäumen. Es ist zum mäusemelken, einmal friert nichts sofort wieder ab und dann vernichtet diese Krankheit alles. Wie sieht sie aus, Diagnosebild?

Monilia laxa, das Schadbild

Monilia an Koreakirschen (prunus tomentosa)

An Aprikosen ist die Krankheit leicht zu identifizieren. Kurz nach oder schon während der Blüte sterben mindestens die letztjährigen Triebe, sie verwelken. Das kann eine Weile anhalten und auch noch später im Jahr weitergehen. Charakteristisch sind Harztropfen, die durch Saftdruck aus den Ästen austreten. Der Pilz dringt bei Feuchtigkeit (länger Tau nachts reicht) durch die offenen Blüten und Rindenverletzungen in die Äste, breitet sich dort zuerst im jungen Holz aus und blockiert die Saftbahnen. Äste ohne Blüten werden kaum befallen. Hinter der Blockade zur Astspitze hin stirbt der Ast dadurch unrettbar ab, mitsamt Blüten, Früchten, Blättern dran. Vor der Blockade staut sich Saft und Baumharz, tritt schliesslich aus. Man kann zusehen, wie der Baum rückwärts wächst.

Monilia bei einer Zwetschge

Der Harzfluss ist auch Pfirsichen und Mandeln zu sehen. An anderem Steinobst nur manchmal oder nicht. An Birnen verwelkt die ausgetriebene Knospe mit den neuen Blüten und Blättern, auch an Kirschen erwischt es zuerst die Blütenbüschel. Betroffene Austriebe welken.

Monilia in den Austriebsbüscheln von Birnen

Gerne übersehen, aber dann bitter bereut wird es, wenn Moniliapilze durch Winterschnitt in den Baum kommten Vor allem Jungpflanzen, die nach der Pflanzung einen Pflanzschnitt erhalten sind stark gefährdert. Dort dringen Moniliapilze über die offenen Astringe auch in älteres Holz und machen richtig übel Schaden. Vermeidbar! Niemals Steinobst im Winter schneiden. Das wird von selbsternannten Experten gerne in Abrede gestellt, meist weil sie es mal gemacht und haben und "nichts passierte" oder weil sie gar nicht begriffen haben, dass sich Steinobst und Kernobst in diesem Punkt stark unterscheiden. Oder pures Glück oder eine bevorzugte Lage wird dann voller Ahnungslosigkeit zur Allgemeingültigkeit erhoben. Ein Fehler. Auch ich habe dieses Jahr wieder zwei Bäume, Pfirsich und ein Aprikose, die von der Baumschule mit Pflanzschnitt geliefert wurden (auch, damit sie leichter versendet werden können) und deren Äste dann natürlich von den Schnittorten her weit hinein abgestorben sind. Das war auch die Jahre vorher so, dieser Schnitt ist selbst bei günstigem Wetter eine sehr zuverlässige Eintrittspforte in den vormals gesunden Baum.

Monilia an Früchten?

 

Monilia fructigena Fruchtmumie mit veritablem Sporenrasen. Entfernen!
Durch Baumschulen und in Unterhaltungen wird Fruchtmonilia ausserdem gerne mit Zweigmonilia durcheinandergebracht. Für die an Früchten ist ein anderer Stamm verantwortlich, Monilia fructigena. Beide sind zwar nahe verwandt, aber zeigen völlig unterschiedliche Schadorte und Schadbilder. Fruchtmonilia befällt Früchte, wie der Name schon nahelegt. Durch kleinste Verletzungen in der Schale (Insekten, Risse, Wickler, Kirschessigfliege...) gelangt der Pilz in die Frucht, die dann fault. Das passiert bei praktisch allen Baumobstarten, Kernobstfrüchten wie Steinobstfrüchten. Monilia ist massgeblich für hängenbleibende Fruchtmumien verantwortlich. Das sind im Folgejahr böse Sporenquellen direkt neben neuen Früchten und erhöhen den Befallsdruck.

Wenn also irgendjemand, eine Baumschule von "robst gegen Monilia" daherredet, wäre erst einmal zu fragen, welche Monilia eigentlich gemeint ist. Die in Ästen oder die in Früchten? Entscheidend bei Steinobst ist immer Monilia laxa, die Spitzendürre. Eine höhere Anzahl fauler Früchte kann man leichter ertragen wie sterbende Äste und "rückwärts wachsende" Bäume.

Monilia bekämpfen

Charakteristischer Harztropfen vor totem Jungholz

Vorbeugende Massnahmen gegen Zweigmonilia sind:

  • Kein Baumschnitt und keine Astverletzungen im Winter. Steinobst "grün", erst nach der Blüte schneiden, wenn es warm und trocken ist.
  • Luftfeuchte, windstille, morgenschattige Lagen meiden, wenn man anfällige Gehölze pflanzt. Morgensonne ist wichtig, weil solche Orte nach nächtlichem Tau schneller abtrocknen, die Pflanzen sind kürzer feucht. Hört sich leicht an, aber in diesem engen, sehr dicht besiedelten Land kann man sich natürlich keine Grundstücke heraussuchen, man kann schon froh sein, wenigstens einen kleinen Rest-Hausgarten zu haben. Wer Aprikosen am Haus will, sollte unbedingt einen der wertvollen Orte mit Dachüberstand dafür nehmen, am besten einen der Richtung Ost oder Südost geht - Morgensonne statt Wetterseite.
  • Auch durch Verletzungen dringt Monilia ein
    Sortenwahl: Es gibt keine resistenten Aprikosen. Jede einzelne Sorte war dieses Jahr befallen. Sortenunterschiede existieren aber. Die sollte man unbedingt nutzen, wenn man neu pflanzt. Stark anfällig ist übrigens auch alles, was als Wildaprikose und Zuckeraprikose verkauft wird, ebenso praktisch alle alten Sorten, zum Beispiel die Marmeladenaprikose "ungarische Beste". Renekloden sind auch alle anfällig. Bei Mirabellen zeigt sich die Metzer Mirabelle robuster wie die Nancymirabelle. Etwas weniger anfällig zeigt sich bei mir "Orangered", "Kioto", "Elsa", "Mia". "Congat", eine späte Sorte soll auch besser sein, das muss ich noch ausprobieren. Sehr interessant ist ihre Kombination mit einer späten Blütezeit.
  • Der "luftige Schnitt" wird gerne empfohlen. Eine lichte Krone soll weniger anfällig sein. Das halte ich für eine wertlose Formel. Die besonders betroffenen Steinobstsorten wachsen sowieso nie dicht. Und man schneidet sowieso, damit keine Fruchtäste verschattet sind, damit ist das mit erledigt. Besser eine möglichst starkwachsende Unterlage, damit überhaupt Wachstum stattfindet trotz den nötigen Rückschnitten wegen toter Äste.
  • Tote Zweige ausschneiden. Aber erst später ab Frühsommer, niemals zu Infektionszeiten, wenn es feucht und noch kalt ist! Das wird in allen Ratgebern niemals gesagt, ist aber wichtig. Missachtet man das und schneidet noch im Frühling, erreicht man genau das Gegenteil, man zerstört die Äste noch tiefer, durch die offenen Stelle dringen neue Sporen ins lebende Gewebe ein. Erst bei anhaltender Wärme und Trockenheit schneiden, bei Aprikosen schneidet man bis kurz hinter den Harztropfen, von der Astspitze her gesehen.
  • Fruchtmonilia: Fruchtmumien konsequent entfernen.
Monilia: Durch die Blüten eingedrungen

Aktive Bekämpfung: Das übliche Bild, im kommerziellen Anbau kann die volle Dröhnung von Fungiziden auf die Bäume gedonnert werden. Privatleuten wurde Stück für Stück alles entzogen. Das letzte brauchbare Mittel ist "Duaxo Universal Pilz-frei" (Wirkstoff: Difenoconazol), sicher ist das auch bald weg. "Protect Garden Curacor T Steinobst-Pilzfrei" mit Fenhexamid soll etwas wirken, an Aprikosen aber zweifelhaft. Mit diesen Mitteln muss man mehrfach behandeln, wenn die erste Blüte offen ist, wenn der Baum voll blüht und wenn er verblüht ist. Das ist utopisch und gelingt selten, denn gerade in Infektionsjahren gibt es diese Gelegenheiten gar nicht, das ist ja gerade das Problem: Es regnet und deshalb kann man nicht spritzen. Gleichzeitig ermöglicht der Regen erst die Infektionen. Zugespitzt gesagt: Korrekt spritzen geht nur, wenn es unnötig ist, weil kein Infektionswetter herrscht. 

Später Befall an Aprikose, welkende Blätter

Der kommerzielle Anbau darf sich mit ganz anderen Mitteln betrinken: Kupfermittel, Mittel mit Fludioxonil, Mefentrifluconazole, Trifloxystrobin, Pyraclostrobin + Boscalid, Tebuconazol + Fluopyram sowie interessanterweise auch Kaliumhydrogencarbonat (enthalten im Produkt "Kumar") - das ist eine Backpulverart, in Lebensmitteln als E501 zugelassen und hier im Blog schon öfter genannt.

Kaliumhydrogencarbonat kann man auch selbst ausprobieren, weil es leicht erhältlich und anmischbar ist. Verboten ist natürlich trotzdem alles. Angewendet wird es ebenfalls ab Blühbeginn. Keine Rückstände, ungefährlich für Bienen. Einziger Nachteil: Schädigt Raubmilben der Art Typhlodromus pyri (fressen Spinnmilben an Obstgehölzen) und räuberische Blumenwanzen der Art Orius laevigatus (fressen Spinnmilben und Thirpse). Auch solche einfachen und ungiftigen Grundstoffe haben Nebenwirkungen. KHCO3 wirkt immer nur präventiv und nicht kurativ (heilend). Es zerfällt in Wasser, CO2 und Pottasche (Kaliumkarbonat). Dessen Anwendung wird mein Projekt nächstes Jahr.

Sonntag, 25. Februar 2024

Ernteaussichten im Februar

Aprikose am 24.2.
Nach dem Jahr 2016 hat sich mindestens die Steinobsternte in jedem Jahr im Frühling beendet, oft schon Februar oder März. Der sogenannte Winter ist zur Regenzeit geworden; endlose Warmphasen sorgen für extrem frühen Austrieb. Es bleibt aber niemals warm, in den Kälterückschlägen danach frieren Blüten und junge Früchte ab. Die Wetterveränderungen bedeuten also massive Frostschäden und anhaltende Wetterlagen, ein statisches Wetter, das ist auch im kommerziellen Anbau ein Riesenproblem geworden. Dauerregen, dann wieder monatelang Dauertrocken, Dauerwarm bis in den Frühling, dann kalt. Steinobst wurde zum regelmässigen Totalausfall, Kernobst stark vermindert.

Dieses Jahr könnte einen Rekord für die Gegend darstellen. Die ersten offenen Aprikosen- und Kirschpflaumenblüten erschienen am 24. Februar. Normal war früher ihr Blühbeginn Ende März, die Blüte hat sich dann in den April gezogen. Das ist nicht alles: Pfirsichblüten haben auch schon rote Spitzen, ebenso die späte Mandelsorte. Auch die Wiese blüht: Krokusse, Blausterne, die ersten kleinen Narzissen. Die Birnen treiben aus, Knospen gehen auf. Maibeeren blühen.

Kirschpflaumenblüte

Blausterne am Boden

Birnen Austrieb Ende Februar, Feigenbirne von Alencon


Helfen später blühende Aprikosensorten?


Schön sieht sie ja aus, die Aprikose...
Das war auch meine Hoffnung. Und so pflanzte ich Sorten, die bekannt für ihren späten Blühbeginn sind. Haralayne, Bergeron, Vertige und andere. Haralayne und Bergeron gelten sehr spät, Blüte von April bis Mai, Vertige gilt als spät. Ja, es stimmt: Sie blühen später. Zwei Wochen, höchstens drei, nach "Orangered". Und das reicht nicht einmal annähernd, um dem Frostschaden zu entkommen. Es würde nur dann reichen, wenn die behaupteten Blütezeiten stimmen würden. Das tun sie aber nicht: In Jahren wie diesem blühen sie alle im März und ab dann kam immer noch Nachtfrost. Es ist völlig hoffnungslos, dem veränderten Wetter durch Züchtung nachzukommen. Das sprengt jede Anpassungsgrössenordnung.

Was tun?


Der Pfirsich will auch, Royal Gem
Im kommerziellen Anbau wird geschützt, geschützt, geschützt. Anbau unter Folie und im Sommer ein Netz ist Standard. Unten bewässert, oben geschützt. Nicht nur für Mimosensorten, sondern auch für Standard-Steinobst wie Äpfel. Früher war noch Frostschutzberegnung häufiger, das wurde immer mehr durch Foliendächer abgelöst, weil damit auch Hagelschutz, Gewitter und Platzrisiko erledigt werden kann. Für Privatleute sind diese Konstruktionen jedoch in der Regel nicht machbar, die Plantagentechnik ist teuer und aufwendig. Einen Hubsteiger durch Spaliergassen ziehen und Folien entfalten können wir nicht, bewässern können wir auch nicht. Es bleibt die Pflanzung im Hausgarten, an einer Hauswand, überdacht und bei Frost abgehängt. Solche Pflanzplätze hat man aber sehr wenig bis gar nicht.
Die Mandel, Ferraduel

Letztlich habe ich akzeptiert, dass die meisten Steinobstsorten zu Zierpflanzen geworden sind. Man kann die Blüte geniessen, mehr nicht. Einen interessanten Nebeneffekt hat die Frostzerstörung auch. Die Bäume sind weniger krank. Blüten sind offene Bahnen ins Saftsystem und erstklassige Eintrittspforten für Krankheiten. Beispielsweise Monilia kommt durch die Blüten in den Ast, der dann abstirbt. Beendet Frost das Blühgeschehen schnell und gründlich, finden auch weniger Infektionen statt. Und ich erlebe seither Aprikosen gesünder denn je - aber immer ohne Früchte.



Donnerstag, 5. Juli 2018

Aprikosen, die Preziosen

Der Rest von 20kg Ernte
Letzte Woche haben wir die letzten zwei Eimer mit Aprikosen bekommen. Den Baum hatte ich vor mehreren Jahren gepflanzt und er hat jetzt einen Kronendurchmesser von rund sechs Metern, Sorte "Orangered". Eigentlich heisst die Sorte "Bhart cov", die Züchtung der Universität New Jersey von 1979, auch eine wichtige Sorte im kommerziellen Anbau Europas.

Nur frisch auf dem Tisch


Baumfrische Aprikose: Einzigartiger Spitzengenuss
Wer einmal baumfrische, vollreife Aprikosen gegessen hat, dem braucht man nichts über den Genuss erzählen, den diese Früchte bescheren. Sie sind einfach fantastisch und entsprechend hochgeschätzt. Es ist nicht nur der Geschmack. Kaum eine Steinfrucht ist so vielseitig verwendbar. Sogar in getrockneter Form ernährt sie ganze Volksgruppen in Asien. Leider ist der Kontrast zu den Früchten, die wir im Supermarkt kaufen können wohl bei keiner anderen Fruchtart so gross wie bei Aprikosen. Die Regel sind unreife, geschmacksarme, überlagerte Früchte. Ihr Aroma ist unterirdisch. Was verkauft wird, ist oftmals -entschuldigung- der reinste Müll. Aber Schuld dran sind weder die Anbauer noch die Händler. Wer einmal eigene Aprikosen hatte, weiss es: Bereits wenige Stunden nach der Ernte bauen die Aromen spürbar ab. Nach nur zwei Tagen ist der Zuckergeschmack stark reduziert, die Säure wird stärker, die Aromen fast verschwunden, sie werden entweder mehlig oder matschig. Oder sie werden knapp reif geerntet, dann halten sie länger aber sind schon von vornherein aromaschwach. Wer den vollen Genuss will, muss Zugriff auf eben geerntete, ausgereifte Früchte haben. In dieser Forum sind sie ein Spitzengenuss.

Geschichte des Anbaus in Mitteleuropa, Anbauvoraussetzungen


Hoher Fruchtansatz, fast vollreif
So gut sie sind, so schwierig ist der Eigenanbau in Mitteleuropa. Hier sind Baum- und Ertragsausfälle Regel statt Ausnahme. Das war schon immer so. Oft versucht, selten gelungen. Die Liste der Probleme ist ellenlang. Warmes Klima genügt nicht. Schwierig sind auch Fröste ab Ende Februar, Luftfeuchte, Unterlagen, Seeklima, fatale Krankheiten. Sie werden als "Risikokultur" bezeichnet und sind es trotz ausgefeilter Anbautechnik immer geblieben.

Grösstes Anbauland ist Usbekistan. Auch in Deutschland gibt es einen bescheidenen, verstreuten Anbau. Die Anbauer berichten von 10% jährlichen Baumausfällen trotz bestmöglicher Bedingungen. Angebaut wird bei Aseleben im Mansfelder Land, um Mainz, am Niederrhein. Das Mansfelder Land war zu DDR-Zeiten bis 1990 das grösste Anbaugebiet nördlich der Alpen. Mainz war bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts das deutsche Anbauzentrum, vor allem Mombach am Rhein. Das ist heute wie so viele Obstanbaugebiete fast komplett überbaut und damit für immer für die Produktion dieser hochwertigen Lebensmittel vernichtet. Zusammengewuchert mit Mainz ist aus den Feldern mit den süssen Früchten auf warmem, sandigem Boden ein riesiger Beton- und Asphaltbrei geworden. Heute ist die grösste zusammenhängende Freifläche dort ein Golfplatz Richtung Budenheim. Die besten Flächen sind zerstört, vernichtet, verludert.

Voraussetzung war früher wie heute eine lufttrockene Lage (so wenig Tau und Nebel wie möglich), kein schwerer nasser Boden, auf gar keinen Fall eine Spätfrostzone. Kontinentalklimaverhältnisse sind besser als maritimes Klima, deshalb gedeihen sie auf der Südseite von Alpentälern bis in erstaunliche Höhen. Wer überdachen kann, sollte überdachen und damit Hagel, Regen, Feuchtigkeit abhalten. Im kommerziellen Anbau sind auch Frostschutzmassnahmen wie Beregnung oder Strahlwärme üblich.

Erfahrungen mit dieser Obstart


So endet es meistens: Früher Baumtod
Seit vielen Jahren versuchen wir es mit Aprikosen, können aber selten ernten. Es ist schwer. Die Erfahrungen, wie es nicht geht sind wesentlich zahlreicher wie die geernteten Früchte.

Es beginnt mit dem Pflanzgut. Ein völliger Fehlschlag waren alle meine Bäume auf schwächer wachsenden Unterlagen und Unterlagen, die sich als negativ auf die Baumgesundheit herausgestellt haben. Leider sind das gerade die, die besonders häufig angeboten werden. Kurzer Tipp: Finger weg. Immer. Auch schwächer wachsende Sorten sind nicht zu empfehlen. In einem grösseren Versuch des Arbeitskreises "Obstbauliche Leistungsprüfungen" stellt sich von den weniger stark wachsenden Unterlagen die Unterlage Wavit mit 60cm hoher Veredelung (also höher wie üblich) als die bestmögliche Wahl heraus, dem kann ich nur zustimmen wenn sie in gutem aber leichtem Boden stehen. Noch besser sind Unterlagen höherer Wuchskraft: Wurzelecht oder arteigen. Bromptonpflaume und Mandel sollen auch gut sein, damit habe ich noch keine Erfahrungen, auch diese Unterlagen wachsen stark. Myrobalane wächst auch stark, verursacht aber mehr Baumausfälle. Abzulehnen ist St.-Julien Pflaume, GF 655/2.

Gross gewordene "Orangered"
Die "Power" wird benötigt, weil absterbende Äste und Verjüngung ständigen Rückschnitt erfordern. Zurückschneiden kann man nur, wenn auch etwas wächst. Zudem sorgen viele Unterlagen wie schon erwähnt für hohe Baumausfallraten. Dann stirbt schlagartig der ganze Baum.

Die Bäume sollten so luftig wie möglich stehen. Tallagen, Luftfeuchte, teilweise Verschattung sind strikt zu meiden. Die Nordseite von Gebäuden ist unter bestimmten Voraussetzungen gar nicht so schlecht. Im Winter steht der Baum im Schatten, wird von der tiefstehenden Sonne nicht angestrahlt, kommt dadurch nicht so leicht aus der Winterruhe und blüht vielleicht ein paar Tage später. Im Sommer bei hochstehender Sonne bekommt er volle Einstrahlung.

Die meisten Jahre bringt der Frost Knospen oder Blüten oder Jungfrüchte um. Auch 2018 kam Dank warmem Winter bereits Saft in die Knospen, -14°C in der letzten Februarwoche und eine Woche mit -8°C ab 18.3. haben sie alle getötet. Ein anderer Baum stand 200 Höhenmeter höher und kühler, kam dadurch nicht so schnell aus der Winterruhe, die Knospen überlebten, er blühte voll und fruchtete reichlich.

Blüte leider schon Ende März
Nach der Blüte hängen wasserreiche junge Früchte am Baum. Auch sie sind frostgefährdet, sogar noch stärker wie die Blüte selbst, die immerhin -2° C aushält. Meine Bäume blühten manchmal schon Ende Februar (mein erster Baum zu Beginn meiner Obstsucht, "Ungarische Beste" blühte sogar am 28.1.2003), meist Ende März, mit viel Glück erst im April. Wehe, dann kommt noch einmal Frost. Nicht zu kühles, kontinentales Klima ist ideal mit kurzen Übergängen in den Sommer. In Südosteuropa ist dies der Fall, aber auch dort sind ertragslose Jahre keine Seltenheit.

Baumkiller Nr. 1 ist hierzulande der Moniliapilz, diesen Spitzenplatz wird absehbar ESFY übernehmen, eine Phytoplasmose, die in Südeuropa schon länger der grösste Baumkiller ist. Daneben gibts Blattkrankheiten, andere Plasmosen, Schädlinge die die Früchte angreifen, Aprikosen sind einfach sehr anfällig.

Sorten, Früchte, Verwendung


Eine Menge Sorten hatte ich schon ausprobiert, viele sind gestorben ohne je getragen zu haben. Erwähnenswert waren nur zwei oder drei Sorten. "Orangered" als (relativ gesehen) Sorte mit grösster Robustheit, bestem Geschmack und teilweiser Selbstfruchtbarkeit, ausserdem ist sie Scharkafest. Keine Sorge, es bleiben noch genügend fatale Krankheiten übrig. Die Erträge sind höher bei Fremdbefruchtung, aber dann muss man ausdünnen, weil der Fruchtansatz zu hoch werden kann. Erwähnenswert ist auch "Hargrand", fast so gut und schliesslich Haralayne, ebenfalls eine der vielen Züchtungen aus Harrow, Kanada. Die zeigte sich bei mir tatsächlich als etwas später blühend und damit ein paar Prozent weniger frostschadengefährdet. Auch die beliebte "Bergeron" soll das schaffen, mir ging sie zu schnell ein.

Marmelade kochen. Allein die Farbe!
"Orangered" hat wie andere gute Sorten sehr saftige, gut gefärbte und grosse Früchte. Sie sind ausgewogen in Zucker und Säure, halten sich ausgereift aber nur wenige Tage. Aprikosen sollte man sofort verarbeiten und nie stehen lassen, auch nicht einen Tag. Was man nicht essen kann, verarbeitet man zu Marmelade und trocknet die Früchte in entsteinter Form im Trockner. Getrocknete Aprikosen gehören zu den leckersten verfügbaren Trockenfrüchten überhaupt. Zu viel kanns davon gar nicht geben. Auch nicht von Marmelade, die auch in der Konditorei eine grosse Rolle spielt, zum Beispiel für Sachertorte.