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So ziemlich das Endstadium. Das wird nichts mehr. |
Rindenbrand (Erreger: Der Pilz diplodia mutila) an Apfel und weniger an ein paar Birnensorten in Obstwiesen und auch Hausgärten ist leider ein Megathema geworden. Das neue Wetter führte ab 2003 zu einer Rindenbrandkatastrophe. Die Symptome wurden erst jahrelang un- und missverstanden (erst 2013 wurde der Erreger identifiziert). Die Schäden gehen mittlerweile bis hin zum Ende vieler Sorten in den trockeneren sommerwarmen Gegenden. Dazu gehört die Rhein-Main Region etwa und leider auch hier, besonders auf den weniger guten Hangböden um das Heilbronner Becken, einem traditionellen Raum der Obstwiesen seit fast 200 Jahren. Die Probleme haben sich räumlich stetig ausgeweitet, wer gestern noch grinste und von Ausnahmen in sowieso schwierigen Gegenden sprach, zersägt heute seine Goldparmäne, weil die Krone teilweise abgestorben ist und die Rinde in Fetzen herunterhängt. Rindenbrand ist in allen süddeutschen Obstgebieten nachgewiesen. Und ist auch als Schadpilz vor allem an Buchen mit katastrophaler Auswirkung auf ihre Vitalität ein neues grosses Problem geworden.
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Ast 2024 in Heilung und Vernarbung begriffen |
2024 war seit Jahren das erste Jahr mit einer Atempause bei Neuinfektionen, weil der Sommer feucht war. Die Rinde blieb elastischer, die Bäume hatten Wasser. Da sich Infektionen erst im Folgejahr richtig zeigen, waren Probleme trotzdem sichtbar, sie stammten von Infektionen der Jahre vorher. Aber 2024 heilten dafür alte Wunden ein Stück weit besser zurück. Letzten Samstag war dann das Wetter ideal, um eine Runde Vorbeugung an den Bäumen zu starten: Sonnig, trocken, leichter Wind, 10°C warm.
Baumanstrich gegen Rindenbrand
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Hier nutzte der Anstrich ohne Kupfer nach der Erstinfektion nichts mehr |
Klar erwiesen ist leider nichts, aber in dieser Situation muss man angesichts sterbender Bäume vieles ausprobieren und jede Chance für Verbesserungen nutzen. Ein haltbarer Weissanstrich ist so eine Chance, verstärkt mit einem Fungizid direkt auf der Rinde. Die damit verbundene Hoffnung ist, vor allem bei Jungbäumen Rindeninfektionen zu bremsen, damit die Bäumchen hochkommen, überleben, vital starten. An alten Bäumen ist meistens ohnehin nicht mehr viel zu machen, die enorme Lebensverkürzung ist offensichtlich. Sortenanfälligkeiten und Standortkombination lassen dann den Fall hoffnungslos erscheinen. Die Altergrenze für den Anstrich liegt beim Beginn der Rissigkeit der Baumborke. Lieber gleich auf andere hoffnungsvolle Sorten setzen und die dann gut hochbringen. Zu den Sorten mit Hoffnungen und hoffnungslosen Sorten ist im Blog schon ein ausführlicher Beitrag: https://gartenzone.blogspot.com/2021/11/obstwiesen-gehen-rindenbrand-kommt.html
Der Nutzen, den man sich von einem Schutzanstrich verspricht:
- Der thixotrop eingestellte Weissanstrich verfugt Rindenrisse und verwehrt generell Pilzsporen den Zugang zum Wirt.
- Die Rinde bleibt elastischer, das Neuauftreten von Rissen wird vermindert. Rindenbrand benötigt für den Befall zwingend Rindenverletzungen. Die gilt es unter allen Umständen zu verhindern.
- Im Hochsommer bildet der Anstrich eine Verdunstungsbremse.
- Als Nebeneffekt meiden Kleinnager Stämmchen mit Weissanstrich.
- Weisse Rinde erhitzt sich möglicherweise langsamer und/oder weniger stark in der Sonne, damit weniger Hitzeeinwirkung auf die weiss bestrichenen Flächen und weniger Sonnenbrandnekrosen.
- Streicht man den Stamm zuerst mit einer stark fungizid wirkenden Kupferverbindung ein und lässt den trocknen, wird sie mit einem Weissanstrich am Stamm wirksam fixiert. Damit ist Kupfer genau dort, wo das Rindenbrandproblem beginnt, erwischt bereits vorhandene Sporen und senkt vielleicht die Infektionsrisiken.
Neu ist nichts an dieser Idee des Vorgehens. Alte Methoden gegen Rindenkrankheiten wie Kragenfäule beinhalteten nach Ausschneiden des Herds auch Bepinseln mit Fungiziden. Weissanstriche gegen Rindenrisse sind auch uralt, früher eben Hauptsächlich wegen Frost.
Rechtliches
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Rechts erlaubt, links verboten |
Traurig genug, darüber ein eigenes Kapitel schreiben zu müssen. Kupfermittel werden seit 1885 im Weinbau weltweit eingesetzt und sind wohl das älteste Fungizid im breiten Einsatz, extrem gut erforscht und bewährt. Bis heute werden Kupfermittel im Bioanbau eingesetzt, bis vor ein paar Jahren war das auch Privatanwendern erlaubt und im Ausland bis heute. Jetzt sind sie in Deutschland Privatanwendern verboten. Ich sehe die behaupteten Gründe nicht annähernd ein, aber das soll hier nicht Thema sein. Auch die hier genannten Kupferverbindungen sind nicht für einen Baumanstrich erlaubt, es sind im rechtlichen Sinne keine Pflanzenschutzmittel, keine Grundstoffe, keine Pflanzenstärkungsmittel. Wenn es nach den leitenden Figuren des streng ideologisch ausgerichteten und besetzten Umweltbundesamtes geht, ist auch Wasser zum giessen verboten, weil nicht zugelassen. Damit beschreibt dieser Text hier ausschliesslich eine Technik des Möglichen, nicht des Erlaubten. Eventuell nachweisbare Mittel wurden also nicht von mir, sondern von Dritten gegen mein Wissen und unerlaubt auf der öffentlich zugänglichen Fläche aufgebracht, um mir etwas unterzuschieben. Es gibt eben Dinge, die so übel sind wie Rindenbrand.
Anstrich, Mischung, Technik
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Fleissig pinseln gegen den Rindenbrand |
Gute vorformulierte Mittel wie Cuprofor flow, die auch regenbeständige Haftmittel enthalten sind für uns in Deutschland nicht käuflich zu erwerben, dafür müsste man nach Österreich oder Schweiz. Wer sie dort bekommt, darf sie hier nicht anwenden. Eine Selbstanmischung könnte so aussehen: Max. 4g Kupferoxychlorid (nicht gehäufter Teelöffel) in einem Schraubglas mit 200ml Wasser und etwas reiner Kalischmierseife als Netz- und Haftmittel mit dem Deckel verschliessen und schütteln, damit sich alles löst. Andere Mittel wären Kupferhydoxid oder Kupfersulfat. Mit dem Pinsel tropffrei auf die Rinde auftragen, von Stammbeginn bis ein Stück weit in die Leitäste hinauf. Die 200ml reichen für eine gut zweistellige Anzahl junger Bäume, je nach Baumgrösse auch deutlich weniger.
Gut abtrocknen lassen, deshalb nicht erst abends damit beginnen, sondern bei trockenem Wetter und trockenen weiteren Aussichten tagsüber. Etwas Wind ist auch gut. Wenn alles wirklich trocken ist, den Weissanstrich gemäss Packungshinweisen aufbringen. Auch das ist einfach. Den Anstrich mit Kalk oder Wandfarbe selbst anzurühren ist nicht zu empfehlen, das wäscht sich viel zu schnell wieder herunter. Der Witz ist ja gerade, die Schutzwirkung im gesamten Sommer zu haben und auch das Kupfer drunter möglichst lange auf der Rinde zu halten. Auch die Idee, Kupfer direkt in den Weissanstrich zu rühren und erst dann zu verstreichen klappt nicht. Der bröckelt dann, die Stoffe vertragen sich nicht mit dem kolloiden Charakter des Anstrichs.
Andere Methoden?
Immer dort, wo Wassermangel und Hitze zusammentreffen, potenziert sich das Rindenbrand-Problem, er ist ein Parasit der geschwächte Bäume befällt. Leider sind beide Faktoren sehr häufig geworden. Ich habe auch versucht, Bäume zu sanieren oder bei hoffnunglosen Fälle die Krone zu kürzen, um damit die Wundheilung zu beschleunigen, absichtlich einen starken Neutrieb zu provozieren, der aus den Wasserschossern eine dichtere und junge Krone mit mehr Schatten bringt. Letztlich ist das aber nie Sanierung, sondern bestenfalls Lebensverlängerung.
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Toten Stammberfeich abgesägt, neu aufgebaut |
Das klappte zunächst erstaunlich gut, aber löste die Sortenprobleme nicht und die grosse offene Stammstelle. So habe ich einge Bäume, darunter eine relativ junge Goldparmäne und Jonagold auf 1,8m Höhe abgesägt, die Leitäste waren alle stark befallen, viel abgestorben, der Baum fing deshalb bereits tiefer wieder an, chaotisch Äste zu schieben, Nottriebe. Der untere Stammteil hatte Schäden, aber sah lebensfähig aus.
Im Jahr eins nach der Säge kamen wie erwartet massenhaft Wasserschosser an der Sägestelle. Es war viel Arbeit, dort etwas auszulichten. Ich liess absichtlich deutlich mehr stehen als die Lehrbuchratschläge meinen, um das Wachstum zu beruhigen und eine dichte selbstbeschattende Laubwand zu bekommen. Im Jahr zwei war der Zuwachs ebenso stark, wofür aber die gute Wasserversorgung mitverantwortlich war. Und es zeigten sich auch bereits wieder ein paar Äpfel. Mal sehen, was passiert wenn die Äste wieder älter werden. Ein Nebeneffekt war eine subjektiv verstärkte Wundheilung bestehender Rindenläsionen durch den starken Rückschnitt.
Die Sporen zu bekämpfen ist kaum möglich. Sie sind überall. Diploidia befällt auch Apfelfrüchte, dringt dort durch kleinste Verletzungen genau wie Monilia frutigena ein, der Apfel fault, was auch optisch zunächst sehr dem typischen Fruchtmoniliabefall ähnelt. Das Fallobst oder die Fruchtmumien wird dadurch für Monate und Jahre zum Sporenproduzenten, denn dort werden die meisten Konidien gebildet. Vielleicht hilft extreme Feldhygiene, aber auf einem Gartengrundstück, einer Obstwiese ist das unmöglich.
Die Profis
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Sichtbar seit 2019, Einige zugewachsen, aber auch seit 6 Jahren offene Läsionen |
Wie macht es eigentlich der kommerzielle Obstbau? Da sterben die Zwergbäume doch auch nicht, obwohl es meist sehr anfällige Sorten sind? Tja, der macht es so:
- Immer häufiger wird bewässert. Mit Bewässerung hat der Baum immer gleichmässig genug Wasser und der wichtigste Faktor, anhaltender Trockenstress, entfällt komplett. Bei unseren Obstwiesen völlig unmöglich, sogar im Hausgarten wird es schon oft schwierig.
- Es wird sowieso sehr oft mit Fungiziden behandelt, 10-20 Behandlungen pro Jahr sind normal. Auch in der blattlosen Zeit kann behandelt werden. Winterbehandlungen sind natürlich seltener als in der Hauptwachstumszeit, aber sie spielen eine wichtige Rolle in der Strategie zur Krankheitsvorbeugung. Das alles verringert nebenbei auch Rindenbrandsporendruck, denn es erwischt Fallaub, Fruchtmumien, Fallobstreste. Wo das weniger passiert, etwa im integrierten Anbau und Bioanbau, da gibt es Befall bis hin zur Vollrodung.
- Niedrige, kleine Baumformen in den Plantagen sind etwas weniger anfällig, vermutlich kommen auch da eine Reihe von Faktoren zusammen. Generell gute Pflege, niedriges Baumalter, schwaches Wachstum, so dass weniger Risse entstehen, dichter Stand mit etwas Beschattung, heute oft Hagelschutznetze mit 15-25% Strahlungsminderung und vor allem: Plantagen stehen auf guten Böden, während sich unsere Obstwiesen und auch der Hausgarten meistens auf weit schlechterem Grund befinden.
Trotzdem hatten auch schon kommerzielle Anlagen (seit 2018 verstärkt) mit Rindenbrand zu kämpfen, stehen dort doch hochanfällige Sorten, auch die dauerempfohlene Birne Xenia/Novembra. Einige kommerzielle Sorten hatte ich auch auf der Wiese ausprobiert. Sie sind bisher ausnahmslos stark rindenbrandgeschädigt geworden. Vielleicht gibt es Ausnahmen, ich kenne sie nur nicht. Vor allem Golden Delicious ist eine der schlimmsten Sorten und die Genetik dieser Sorte ist in fast allen Neuzüchtungen mehrfach vorhanden. Das merkt man leider...
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Bepinselt in der Hoffnung, dass es nutzt |
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Noch ein Lebensverlängerungsversuch |