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Sonntag, 9. Februar 2025

Bekämpfung von Rindenbrand im Winter

So ziemlich das Endstadium.
Das wird nichts mehr.

Rindenbrand (Erreger: Der Pilz diplodia mutila) an Apfel und weniger an ein paar Birnensorten in Obstwiesen und auch Hausgärten ist leider ein Megathema geworden. Das neue Wetter führte ab 2003 zu einer Rindenbrandkatastrophe. Die Symptome wurden erst jahrelang un- und missverstanden (erst 2013 wurde der Erreger identifiziert). Die Schäden gehen mittlerweile bis hin zum Ende vieler Sorten in den trockeneren sommerwarmen Gegenden. Dazu gehört die Rhein-Main Region etwa und leider auch hier, besonders auf den weniger guten Hangböden um das Heilbronner Becken, einem traditionellen Raum der Obstwiesen seit fast 200 Jahren. Die Probleme haben sich räumlich stetig ausgeweitet, wer gestern noch grinste und von Ausnahmen in sowieso schwierigen Gegenden sprach, zersägt heute seine Goldparmäne, weil die Krone teilweise abgestorben ist und die Rinde in Fetzen herunterhängt. Rindenbrand ist in allen süddeutschen Obstgebieten nachgewiesen. Und ist auch als Schadpilz vor allem an Buchen mit katastrophaler Auswirkung auf ihre Vitalität ein neues grosses Problem geworden.

Ast 2024 in Heilung und Vernarbung begriffen

2024 war seit Jahren das erste Jahr mit einer Atempause bei Neuinfektionen, weil der Sommer feucht war. Die Rinde blieb elastischer, die Bäume hatten Wasser. Da sich Infektionen erst im Folgejahr richtig zeigen, waren Probleme trotzdem sichtbar, sie stammten von Infektionen der Jahre vorher. Aber 2024 heilten dafür alte Wunden ein Stück weit besser zurück. Letzten Samstag war dann das Wetter ideal, um eine Runde Vorbeugung an den Bäumen zu starten: Sonnig, trocken, leichter Wind, 10°C warm.

Baumanstrich gegen Rindenbrand

Hier nutzte der Anstrich ohne Kupfer
nach der Erstinfektion nichts mehr

Klar erwiesen ist leider nichts, aber in dieser Situation muss man angesichts sterbender Bäume vieles ausprobieren und jede Chance für Verbesserungen nutzen. Ein haltbarer Weissanstrich ist so eine Chance, verstärkt mit einem Fungizid direkt auf der Rinde. Die damit verbundene Hoffnung ist, vor allem bei Jungbäumen Rindeninfektionen zu bremsen, damit die Bäumchen hochkommen, überleben, vital starten. An alten Bäumen ist meistens ohnehin nicht mehr viel zu machen, die enorme Lebensverkürzung ist offensichtlich. Sortenanfälligkeiten und Standortkombination lassen dann den Fall hoffnungslos erscheinen. Die Altergrenze für den Anstrich liegt beim Beginn der Rissigkeit der Baumborke. Lieber gleich auf andere hoffnungsvolle Sorten setzen und die dann gut hochbringen. Zu den Sorten mit Hoffnungen und hoffnungslosen Sorten ist im Blog schon ein ausführlicher Beitrag: https://gartenzone.blogspot.com/2021/11/obstwiesen-gehen-rindenbrand-kommt.html
Der Nutzen, den man sich von einem Schutzanstrich verspricht:

  • Der thixotrop eingestellte Weissanstrich verfugt Rindenrisse und verwehrt generell Pilzsporen den Zugang zum Wirt.
  • Die Rinde bleibt elastischer, das Neuauftreten von Rissen wird vermindert. Rindenbrand benötigt für den Befall zwingend Rindenverletzungen. Die gilt es unter allen Umständen zu verhindern.
  • Im Hochsommer bildet der Anstrich eine Verdunstungsbremse.
  • Als Nebeneffekt meiden Kleinnager Stämmchen mit Weissanstrich.
  • Weisse Rinde erhitzt sich möglicherweise langsamer und/oder weniger stark in der Sonne, damit weniger Hitzeeinwirkung auf die weiss bestrichenen Flächen und weniger Sonnenbrandnekrosen.
  • Streicht man den Stamm zuerst mit einer stark fungizid wirkenden Kupferverbindung ein und lässt den trocknen, wird sie mit einem Weissanstrich am Stamm wirksam fixiert. Damit ist Kupfer genau dort, wo das Rindenbrandproblem beginnt, erwischt bereits vorhandene Sporen und senkt vielleicht die Infektionsrisiken.

Neu ist nichts an dieser Idee des Vorgehens. Alte Methoden gegen Rindenkrankheiten wie Kragenfäule beinhalteten nach Ausschneiden des Herds auch Bepinseln mit Fungiziden. Weissanstriche gegen Rindenrisse sind auch uralt, früher eben Hauptsächlich wegen Frost.

Rechtliches

Rechts erlaubt, links verboten

Traurig genug, darüber ein eigenes Kapitel schreiben zu müssen. Kupfermittel werden seit 1885 im Weinbau weltweit eingesetzt und sind wohl das älteste Fungizid im breiten Einsatz, extrem gut erforscht und bewährt. Bis heute werden Kupfermittel im Bioanbau eingesetzt, bis vor ein paar Jahren war das auch Privatanwendern erlaubt und im Ausland bis heute. Jetzt sind sie in Deutschland Privatanwendern verboten. Ich sehe die behaupteten Gründe nicht annähernd ein, aber das soll hier nicht Thema sein. Auch die hier genannten Kupferverbindungen sind nicht für einen Baumanstrich erlaubt, es sind im rechtlichen Sinne keine Pflanzenschutzmittel, keine Grundstoffe, keine Pflanzenstärkungsmittel. Wenn es nach den leitenden Figuren des streng ideologisch ausgerichteten und besetzten Umweltbundesamtes geht, ist auch Wasser zum giessen verboten, weil nicht zugelassen. Damit beschreibt dieser Text hier ausschliesslich eine Technik des Möglichen, nicht des Erlaubten. Eventuell nachweisbare Mittel wurden also nicht von mir, sondern von Dritten gegen mein Wissen und unerlaubt auf der öffentlich zugänglichen Fläche aufgebracht, um mir etwas unterzuschieben. Es gibt eben Dinge, die so übel sind wie Rindenbrand.

Anstrich, Mischung, Technik

Fleissig pinseln gegen den Rindenbrand

Gute vorformulierte Mittel wie Cuprofor flow, die auch regenbeständige Haftmittel enthalten sind für uns in Deutschland nicht käuflich zu erwerben, dafür müsste man nach Österreich oder Schweiz. Wer sie dort bekommt, darf sie hier nicht anwenden. Eine Selbstanmischung könnte so aussehen: Max. 4g Kupferoxychlorid (nicht gehäufter Teelöffel) in einem Schraubglas mit 200ml Wasser und etwas reiner Kalischmierseife als Netz- und Haftmittel mit dem Deckel verschliessen und schütteln, damit sich alles löst. Andere Mittel wären Kupferhydoxid oder Kupfersulfat. Mit dem Pinsel tropffrei auf die Rinde auftragen, von Stammbeginn bis ein Stück weit in die Leitäste hinauf. Die 200ml reichen für eine gut zweistellige Anzahl junger Bäume, je nach Baumgrösse auch deutlich weniger.

Gut abtrocknen lassen, deshalb nicht erst abends damit beginnen, sondern bei trockenem Wetter und trockenen weiteren Aussichten tagsüber. Etwas Wind ist auch gut. Wenn alles wirklich trocken ist, den Weissanstrich gemäss Packungshinweisen aufbringen. Auch das ist einfach. Den Anstrich mit Kalk oder Wandfarbe selbst anzurühren ist nicht zu empfehlen, das wäscht sich viel zu schnell wieder herunter. Der Witz ist ja gerade, die Schutzwirkung im gesamten Sommer zu haben und auch das Kupfer drunter möglichst lange auf der Rinde zu halten. Auch die Idee, Kupfer direkt in den Weissanstrich zu rühren und erst dann zu verstreichen klappt nicht. Der bröckelt dann, die Stoffe vertragen sich nicht mit dem kolloiden Charakter des Anstrichs.

Andere Methoden?

Immer dort, wo Wassermangel und Hitze zusammentreffen, potenziert sich das Rindenbrand-Problem, er ist ein Parasit der geschwächte Bäume befällt. Leider sind beide Faktoren sehr häufig geworden. Ich habe auch versucht, Bäume zu sanieren oder bei hoffnunglosen Fälle die Krone zu kürzen, um damit die Wundheilung zu beschleunigen, absichtlich einen starken Neutrieb zu provozieren, der aus den Wasserschossern eine dichtere und junge Krone mit mehr Schatten bringt. Letztlich ist das aber nie Sanierung, sondern bestenfalls Lebensverlängerung.

Toten Stammberfeich abgesägt, neu aufgebaut

Das klappte zunächst erstaunlich gut, aber löste die Sortenprobleme nicht und die grosse offene Stammstelle. So habe ich einge Bäume, darunter eine relativ junge Goldparmäne und Jonagold auf 1,8m Höhe abgesägt, die Leitäste waren alle stark befallen, viel abgestorben, der Baum fing deshalb bereits tiefer wieder an, chaotisch Äste zu schieben, Nottriebe. Der untere Stammteil hatte Schäden, aber sah lebensfähig aus.

Im Jahr eins nach der Säge kamen wie erwartet massenhaft Wasserschosser an der Sägestelle. Es war viel Arbeit, dort etwas auszulichten. Ich liess absichtlich deutlich mehr stehen als die Lehrbuchratschläge meinen, um das Wachstum zu beruhigen und eine dichte selbstbeschattende Laubwand zu bekommen. Im Jahr zwei war der Zuwachs ebenso stark, wofür aber die gute Wasserversorgung mitverantwortlich war. Und es zeigten sich auch bereits wieder ein paar Äpfel. Mal sehen, was passiert wenn die Äste wieder älter werden. Ein Nebeneffekt war eine subjektiv verstärkte Wundheilung bestehender Rindenläsionen durch den starken Rückschnitt.

Die Sporen zu bekämpfen ist kaum möglich. Sie sind überall. Diploidia befällt auch Apfelfrüchte, dringt dort durch kleinste Verletzungen genau wie Monilia frutigena ein, der Apfel fault, was auch optisch zunächst sehr dem typischen Fruchtmoniliabefall ähnelt. Das Fallobst oder die Fruchtmumien wird dadurch für Monate und Jahre zum Sporenproduzenten, denn dort werden die meisten Konidien gebildet. Vielleicht hilft extreme Feldhygiene, aber auf einem Gartengrundstück, einer Obstwiese ist das unmöglich.

Die Profis

Sichtbar seit 2019, Einige zugewachsen,
aber auch seit 6 Jahren offene Läsionen

Wie macht es eigentlich der kommerzielle Obstbau? Da sterben die Zwergbäume doch auch nicht, obwohl es meist sehr anfällige Sorten sind? Tja, der macht es so:

  • Immer häufiger wird bewässert. Mit Bewässerung hat der Baum immer gleichmässig genug Wasser und der wichtigste Faktor, anhaltender Trockenstress, entfällt komplett. Bei unseren Obstwiesen völlig unmöglich, sogar im Hausgarten wird es schon oft schwierig.
  • Es wird sowieso sehr oft mit Fungiziden behandelt, 10-20 Behandlungen pro Jahr sind normal. Auch in der blattlosen Zeit kann behandelt werden. Winterbehandlungen sind natürlich seltener als in der Hauptwachstumszeit, aber sie spielen eine wichtige Rolle in der Strategie zur Krankheitsvorbeugung. Das alles verringert nebenbei auch Rindenbrandsporendruck, denn es erwischt Fallaub, Fruchtmumien, Fallobstreste. Wo das weniger passiert, etwa im integrierten Anbau und Bioanbau, da gibt es Befall bis hin zur Vollrodung.
  • Niedrige, kleine Baumformen in den Plantagen sind etwas weniger anfällig, vermutlich kommen auch da eine Reihe von Faktoren zusammen. Generell gute Pflege, niedriges Baumalter, schwaches Wachstum, so dass weniger Risse entstehen, dichter Stand mit etwas Beschattung, heute oft Hagelschutznetze mit 15-25% Strahlungsminderung und vor allem: Plantagen stehen auf guten Böden, während sich unsere Obstwiesen und auch der Hausgarten meistens auf weit schlechterem Grund befinden.

Trotzdem hatten auch schon kommerzielle Anlagen (seit 2018 verstärkt) mit Rindenbrand zu kämpfen, stehen dort doch hochanfällige Sorten, auch die dauerempfohlene Birne Xenia/Novembra. Einige kommerzielle Sorten hatte ich auch auf der Wiese ausprobiert. Sie sind bisher ausnahmslos stark rindenbrandgeschädigt geworden. Vielleicht gibt es Ausnahmen, ich kenne sie nur nicht. Vor allem Golden Delicious ist eine der schlimmsten Sorten und die Genetik dieser Sorte ist in fast allen Neuzüchtungen mehrfach vorhanden. Das merkt man leider...

Bepinselt in der Hoffnung, dass es nutzt
Noch ein Lebensverlängerungsversuch

Sonntag, 21. November 2021

Obstwiesen gehen, Rindenbrand kommt

Rindenbrand, Diplodia Mutila

Letzte Woche habe ich viele Obstbäume auf meinen Obstwiesen umgesägt, zerlegt, Äste verbrannt. In zehn Jahren hat mehr als die Hälfte der Bäume schwere Probleme bekommen, viele der jahrhundertelang gängigen Sorten sind komplett verschwunden. Seit Jahren herrscht Endzeitstimmung bei denen, die noch Obstbaumwiesen pflegen und nicht in begünstigten Regionen leben.

Das dahinsiechen und sterben der Obstwiesen geht viel schneller wie gedacht. Zu den alten bekannten Problemen sind einige drastisch wirkende neue Probleme dazugekommen, die alles stark beschleunigen. Hier die Top-3, die in meiner und leider noch viel mehr anderen Regionen zuschlagen:

 

Trockenheit

Noch nie dagewesene Sommertrockenheit kombiniert mit weit überdurchschnittlichen Temperaturen. Schon längst sind Jahre mit durchschnittlichen Niederschlägen und Temperaturen die grosse Ausnahme geworden. Ein Rekord nach dem Anderen fällt, trockene Hitzejahre waren seit 2003 die Regel. Zuletzt schaffte es das Jahr 2018 sogar mit einer Jahrtausendtrockenheit. Obstwiesen, die nicht auf guten Keuperböden stehen, abseits von Gunstlagen wie z.B. am Alpenrand oder vor Mittelgebirgen wo noch mehr Niederschläge kommen werden gnadenlos ausgebrannt. Mühsam gekaufte, gepflanzte und gepäppelte Jungbäume vertrocknen, denn Bewässern kann der private Wiesenbewirtschafter nicht so, wie es nötig wäre. Auch an Altbäumen sterben schlecht versorgte grosse Äste, 2018 kam dann noch ein Schwung Sekundärprobleme, Herbststürme die das trockene unflexibel gewordene Holz abrissen.

 

Misteln

Misteln fressen sich regionenweise durch alle Apfelbäume. Aus irgendeinem Grund hat sich ihre Ausbreitung massiv beschleunigt. Die Bäumen hungern aus und gehen schliesslich ein. Bäume auf ungepflegten Wiesen sind in wenigen Jahren komplett durchseucht und wer seine Wiese noch pflegt, bekommt es mit starkem Befallsdruck zu tun. Dem er nicht einmal richtig begegnen kann, an einem Hochstamm kommt man nun einmal nicht an die meisten Äste ran. Dazu ist schon ein Beitrag erschienen: https://gartenzone.blogspot.com/2020/02/misteln-parasiten-obstbaumen-auf-dem.html

 

Rindenbrand, Krankheiten

Das schlimmste Problem ist meiner Ansicht nach die stark gestiegene Virulenz mehrerer Krankheiten, an erster Stelle steht bei Diplodia Mutila, der Rindenbrand. Am meisten Probleme macht sie in wärmeren und trockenere Gegenden, auf Wiesen mit Süd- und Südwestausrichtung. Je nach Region hat sich auch schon Marssonnina Coronaria, eine Blattkrankheit vorangefressen. Rindenbrand trat zum ersten Mal grossflächig nach dem extremen Hitzejahr 2003 auf. Danach häuften sich die heissen und trockenen Jahre und damit der Befall, ab 2018 fegte die Krankheit derart durch die Obstwiesen dass oft kein gesunder Baum mehr blieb.

Was ist das nun für ein Zeug, der Rindenbrand? Diplodia Mutila ist ein Pilz, ein Schwächeparasit. In letzte Detail gehen will ich da nicht zu sehr, nachzulesen ist bereits viel im Internet, ich bleibe bei der Praxis. Er befällt viele Obstbaumarten, am häufigsten Äpfel. An ihnen verursacht er absterbende Rindenpartien an Stamm und Ästen, verursacht Wunden die nur schwer oder gar nicht mehr heilen. In kommerziellen Plantagen interessiert das niemand, wo sowieso ständig Fungizide ausgebracht werden wird auch dieser Pilz (noch?) zurückgehalten, während er auf Obstwiesen seit Jahren bestandszerstörend wird. Das Anfangsstadium ist nur bei genauem Hinsehen zu erkennen, danach sind die Symptome eindeutig. Dazu einige Bilder:

Orleans Renette

Junger, eigentlich vitaler Baum einer Orleans Renette, eine 500 Jahre alte französische Sorte. Hochstamm. 2019 beginnende Rindennekrose, 2020 platzt sie auf. Ich schneide die infizierten Stellen heraus und bestreiche den Stamm mit einem Fungizid. 2021 beginnen die Ränder ganz langsam wieder zu wachsen, aber Diplodia weitet sich trotzdem den Stamm rauf und runter weiter aus. Mittlerweile auch eine zweite Befallsstelle.

 

Rebella

Sorte Rebella, Neuzüchtung, fünffachresistent und eigentlich sehr robust. Baum 12 Jahre alt. Mehrere Infektionen am Hauptstamm, die langsam wieder zuwachsen. Immerhin ist da noch Hoffnung.


Robuste Mostsorte

An borkigen Stämmen ist der Befall seltener, aber nicht ausgeschlossen. Dieses Apfelbäumchen hat seit 2018 Befall an allen Leitästen, die südseitigen Äste haben damit begonnen. Ein Totalschaden.

 

Goldparmäne

Jüngere Goldparmäne. Diese Sorte zeigte sich hochanfällig und war schon vor 2018 in der Gegend praktisch ausgestorben. Grossflächiger Befall an Hauptstamm und allen Ästen. Nachdem die Äste abgestorben sind, treibt der Baum durch den Saftstau viele Triebe unterhalb davon aus. Auch sie werden dann aber erfasst, der Baum stirbt. Entfernt man solche Sporenschleudern nicht schnell von der Wiese, haben die anderen Bäumen noch mehr Befallsdruck.


Ontario

Auch hier: Alle Leitäste befallen. Der Baum stirbt. 


Jonagold

Kronenbereich eines gefällten Jonagold. Das schwarze Russ und die Nekrosen: Rindenbrand.


Jonagold

Dünne Äste werden ebenso befallen. Hier das Anfangsstadium, bevor die Rinde abplatzt.

Jonagold

Ältere Befallsstelle tiefer am Stamm. Die Nekrosen sind zu gross, um wieder überwallt zu werden. Sekundäre Schäden entstehen, Käferfrass etwa.


Feuer, verbrennen eines vom schwarzen Rindenbrand schwer befallenen Baums

Das Ende. Das befallene Geäst der gefällten schwerkranken Bäume sollte verbrannt werden wenn möglich, der Pilz sport sonst weiter aus.

Deutlich mehr als die Hälfte meiner Bäume sind schon weg oder absehbar weg, darunter auch Birnen. Noch habe ich nicht aufgegeben und pflanze nach, dazu weiter unten mehr. Empfohlen wird auch ein Weissanstrich auf den Stamm, aber das könnte höchstens bei sehr jungen Bäumen etwas verzögern. Problem: Auch im Geäst oben findet Rindenbrandbefall statt. Man kann nicht jeden Ast weiss anpinseln. Und auch ältere Bäume erwischt es je nach Sorte.


Sorten

Sicher ist, dass die meisten alten Sorten Mittel- und Westeuropas anfällig sind, einige davon sehr stark. Es gibt viele Einzelbeobachtungen aus einer bestimmten Gegend, aber wenig bis keine allgemeine, verlässliche, fundierte Sortenlisten, die Anfälligkeiten auflisten. Einige Einzelbeobachtungen von mir, sortiert nach Befall:

  • Golden Delicious. Anfälligste Sorte, nicht überraschend. Starb schon nach der ersten Welle 2003. Diese Sorte hält ohnehin mehrere Rekorde bei Krankheitsanfälligkeiten. Reine Plantagenpflanze, völlig abhängig von intensivem Pflanzenschutz.
  • Goldparmäne. Taurig, das Ende einer uralten erstklassigen Sorte mitzuerleben. Bäume ab 2003 befallen, letzte Reste ab 2018 vernichtet. Nichts mehr da. Durchweg schwerer Befall.
  • Jonagold. Eigentlich gar nicht so empfindlich für eine kommerzielle Sorte, aber seit 2018 gründlich absterbend, Befall bis in feine Äste hinauf. Rodung nicht zu vermeiden. Viele Golden Delicious-Abkömmlinge sind hochproblematisch, somit stellt fast die gesamte Neuzüchtungsapfelriege eine Sackgasse voller katastrophaler Risiken dar, denn Golden Delicious ist in praktisch allen neuen Sorten als Elternsorte enthalten. Oft mehrfach eingekreuzt. Auch in die schorfresistenten Sorten. Überall. Den Züchtern sei gesagt: Ihr habt Riesenmist gebaut. Nicht unerwartet, Golden Delicious ist ist eine grundsätzlich für viele Krankheiten sehr anfällige Sorte, auch ihr Rindenbrandproblem war aus wärmeren Ländern schon lange bekannt.
  • Gala. Stirbt. Befall schon als Jungbaum. Golden Delicious im Stammbaum...
  • Klarapfel. Ältere Sorte, aber leider auch sehr anfällig. Auch auf Trockenheit.
  • Berlepsch. Besonders die Jungäste in der Krone erwischte es bald. Dieser Apfel ist auch von den klimatischen Anforderungen nicht mehr geeignet, er kommt mit der Hitze nicht klar.
  • Zabergäu Renette. Wieder eine erstklassige Renette, die zunehmend Probleme bekommt.
  • Conference Birne. Die anfälligste Birne bei mir. Tote Leitäste, alle Bäume mussten trotz gutem Standort gefällt werden.
  • Orleans Renette, siehe Bild. Bitter.
  • Roter Bellefleur. Alte Sorte, trotzdem mit schnell fortschreitenden Schäden.
  • Gloster. Musste gefällt werden. 
  • Ontario. Musste gefällt werden.
  • Weisser Wintertaffetapfel. Gefällt. Leitäste befallen.

Sorten, die bis jetzt (!) etwas besser, wenn auch nicht gut dastehen sind der gute alte Brettacher, Idared, Glockenapfel, der Boskoop in allen Mutanten.

Bislang befallsfrei sind der Rote von Simonffi, Siebenkant, einige Birnen, alle Quitten. Zweifellos kommen in den nächsten Jahren noch weitere Erfahrungen zu mehr Sorten dazu.

 

Was pflanzen?


Die grosse Frage ist natürlich, was stattdessen an Äpfeln gepflanzt werden sollte. Wenn man sich überhaupt noch die Mühe macht, denn die anderen Obstwiesenprobleme mit Sommertrockenheit und Misteln bestehen ja weiter. 

Logisch wäre, Äpfel aus dem feuchten, atlantisch-gemässigten Klima Englands, weite Teile Frankreichs, der Nordsee zu meiden. Das heisst nicht, dass darunter keine Diplodia-festen Sorten sind, aber die Risiken sind höher, weil sie mit diesem Problem seltener konfrontiert waren, wenn sie keinen breiten Anbau ausserhalb ihrer ursprünglichen Verbreitungsgebiet erlebten. Stattdessen könnte man auf Sorten zu setzen, die in kontinentalem Klima mit trockenheissen Sommern eine Tradition im extensiven Anbau haben. Eine Tradition hätten sie dort nie bekommen, wenn sie mit solchen Verhältnissen nicht klargekommen wären. Sorten vom Balkan bis Ukraine, Sorten die ab dem pannonischen Teil Österreichs südostwärts populär waren. Dort sind die Sommer immer schon kontinentaler und damit heiss gewesen sowie längere Trockenphasen normal. Tatsächlich zeigt das, was ich von dort schon habe genau diese gesuchte Robustheit und gibt mir somit Hoffnung auf Bäume statt Kettensäge und tote Äste.

Roter von Simonffi, Siebenkant habe ich schon. Pflanzen will ich noch: Batullenapfel, Königin Olga (aus der Ukraine, nicht zu verwechseln mit Herzogin Olga), Kandil Sinap (von der Krim), Ulmer Polizeiapfel (eigentlich aus Rumänien).

Pflanzen wir und hoffen wir.