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| Vor kräftigen Nachtfrösten noch geerntet |
Knollenfenchel oder Gemüsefenchel ist in Mitteleuropa fast ausschließlich ein Supermarktgewächs, ganzjährig meist importiert aus Italien und selten wirklich gut. Dort wirkt er oft ausgesprochen aromamatt, wässrig, mastig.
Am häufigsten wächst Fenchel in Deutschland als Bestandteil von Blütenmischungen auf temporären Stillegungsflächen in der Landwirtschaft auf trockenen, kalkhaltigen Böden. Dort gedeiht er auch in trockenen Jahren, blüht, liefert sehr viel Nektar und etwas Pollen für Insekten und wird bis zu zwei Meter hoch. In den trockenen Stängeln nisten Wildbienen. Das sind natürlich keine Sorten mit dicken Knollen, sondern Bitterfenchel (Foeniculum vulgare var. vulgare). Gemüsefenchel mit Knollen ist Foeniculum vulgare var. azoricum, Gewürzfenchel ist Foeniculum vulgare var. dulce. Fenchelkörner sind als Tee, Gewürz oder Saatgut beliebt und liefern wertvolles Öl.
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| Aus dem Garten geerntet, zerteilt, gut. |
Viele Hobbygärtner versuchen den Anbau im Nutzgarten - und scheitern damit. Fenchel ist sehr robust, aber so dicke Knollen wie im Supermarkt bekommt man nicht: Er schießt früh oder die Knollen bleiben einfach klein, wenig fleischig und wirken schnell holzig. Das ist ein typisches Beispiel für den Unterschied zwischen Gartenbuchweisheiten über Fenchelanbau und der Realität. Das liegt sicherlich auch daran, dass Knollenfenchel eine verhältnismäßig junge Züchtung ist. In den gerne behaupteten Bedürfnissen lebt aber eine Orientierung am Gewürzfenchel fort, der ein paar tausend Jahre älter ist und eine weit breitere ökologische Anpassungsfähigkeit hat, die Bedürfnisse für viele Samen sind auch andere wie die für eine dicke Knolle als Basis der Blätter.
Mir ging es nicht viel besser, und ich habe einiges probiert. Doch mit der Zeit haben sich die echten Erfolgsfaktoren herauskristallisiert - es sind mehrere, und alle müssen erfüllt sein.
Pflanzzeitpunkte
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| Schöne Knolle, schöne Wurzeln |
Wichtiger Faktor ist der Pflanz- bzw. Aussaatzeitpunkt. Es gibt bei Fenchel einen Frühjahrsanbau und Herbstanbau. Frühjahrsanbau ist schwieriger. Fenchel ist eine Langtagspflanze. Die Blütenbildung wird also durch lange Tage ausgelöst, was bedeutet dass die langen Sommertage ihn zum schiessen bringen. Er wird holzig und schiebt einen Blütenstengel. Dummerweise hat das mitteleuropäische Frühjahr wenig Vegetationstage. Es gilt also die Devise, früh zu säen, also vorziehen, dann abhärten, dann früh auspflanzen und ggf. schützen, denn er ist nicht wirklich frosthart. Die Voranzucht ist problemlos, er keimt leicht, Saattiefe 5-10mm, gute Zimmertemperatur. Möglichst viel Licht bei der Anzucht. Kältereize draussen bringen ihn zum schiessen und erhöhen auch die Schosserempfindlichkeit durch andere Faktoren, wenn er nicht sofort schiesst. Aus dem Frühjahrsanbau sind deshalb keine grossen Knollen zu erwarten, solange man seine Langtagsallüren nicht aus ihm herauszüchten kann.
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| Wurzeln werden recht lang im Humusboden |
Der Herbstanbau bringt mehr. Ausgesät wird Anfang bis spätstens Mitte Juni, direkt ins Freiland oder auch wieder Voranzucht. Im Freiland geht er oft schlecht auf - zu heiss, zu trocken. Voranzucht ist auch im Sommer besser, wenn die aktuelle Wetterperiode ungünstig ist. So kann man ihn dann auch leichter auf gemulchte Flächen setzen, das ist wichtiger Punkt der später noch begründet wird. Geerntet wird bis zum Frost. Geht es im September schnell runter mit den Temperaturen, können die Knollen nicht mehr gross werden. In Italien wächst er noch Monate weiter und auch Spätaussaaten sind möglich, deshalb wird er auch im tiefsten deutschen Winter importiert und frisch verkauft. Haltbar sind alte Knollen nicht mehr lange, am Besten im 0° Fach des Kühlschranks. Knollen, die noch keine Anzeichen von Holzigkeit zeigen halten sich etwas besser. Im eigenen Nutzgarten erntet man meistens zu spät, weil man immer noch dickere Knollen hofft, obwohl das Wachstum schon eingestellt wurde. Er wird dann faserig, holzig, zäh.
Die Bodenverhältnisse
Der schwere, flachgründige, basische Boden bei mir macht ihm wenig aus. Auch auf Sandboden wächst er gut. Aber ganz anders als oft behauptet benötigt er Dünger, insbesondere Stickstoff. Gewürzfenchel ist tatsächlich ein Schwachzehrer, aber Knollenfenchel ein mittelstarker bis starker Zehrer, wenn er Knollen bilden soll. Der klassische Fehler ist, Fenchel als Nachkultur im Herbst anzubauen, ohne neu zu düngen. Zu düngen ist vor allem mit Stickstoff. Auch der Humusgehalt im Boden ist wichtig: Viel Humus, bessere Knollen. Sehr gut wächst er auf Hochbeeten, die normalerweise gut versorgt sind.
Mulchen!
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| Schöne Knollen, Restmulch noch zu sehen. |
Toller Trick, bringt sehr viel bei Fenchel, wenn er jung ist.
- Jungpflanzen sind sehr empfindlich auf Trockenheit und UV-Strahlung. Trockene, heisse Winde im Juni sind mittlerweile normal, das mag er gar nicht, Pflanzen gehen ein oder sind so geschädigt dass sie nie mehr richtig hochkommen. Mulchen hilft enorm, die Bodenoberfläche trocknet langamer aus statt in der Mittagshitze bereits wieder trocken zu sein. Sie schützt zusätzlich die unteren Pflanzenteile vor UV-Strahlung.
- Jungpflanzen sind auch sehr empfindlich bei stärkerem Wind. Windböen vor Gewittern können ganze Beete umreissen. Der junge Fenchel knickt um, der Wurzelhals reisst ab. Tief pflanzen sollte man ihn auch nicht gerade, aber gut gemulcht löst das Problem. Da sitzt er im Boden, die Mulchschicht darüber hält ihn fest und darf auch höher sein. Gut ist etwas älterer Pferdemist, der kann ruhig schon ausgewaschen sein. Bei Mulch und Fenchel geht es um Haltung und Feuchtigkeit, Düngen sollte man den Boden, Mulch der etwas mitbringt ist nur der Bonus.
Anhäufeln hat man früher empfohlen, das ist kein so guter Ersatz, vor allem nicht bei schwerem Boden. Meine fettesten Knollen bekam ich ausschliesslich aus gemulchtem Boden.
Mulchen erhöht aber das Risiko für Schneckenfrass. Fenchel hat zwar keine hohe Anziehung für Schnecken, aber bei höherem Befallsdruck wird auch er niedergemacht. Sie können auch ältere Pflanzen befallen und Löcher in die Knollen raspeln oder zum Grün hochschleimen.
Weitere Ansprüche
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| Zu früh geschossen, Hitze |
Wasser benötigt er als Jungpflanze und zwar viel, da ist er ebenfalls ganz anders wie Gewürzfenchel, der auch in trockenen Gegenden ohne Zusatzwasser gross und stark wird. Dabei muss tiefgründig gewässert werden. Später macht er selber lange, stabile Wurzeln. Pflanzen, die mindestens schon Mittelgrösse erreicht haben müssen nicht mehr so gründlich mit Zusatzwasser bedacht werden.
Fenchel ist eine Voll-Licht Pflanze. Er braucht Sonne. Nicht hinter anderen hohen Kulturen verstecken. Nicht dicht pflanzen, so dass er sich selbst beschattet, das passiert leicht. Dann hat man viel Grün und keine Knollen. Einige Empfehlungen für Pflanzabstände gehen herunter bis 20cm. Das ist bestenfalls auf freiem Feld möglich. Im Hausgarten, wo immer irgendein Baum, ein Gebäude zu bestimmten Tageszeiten verschattet, sollte man viel weiter gehen und die Abstände grösser halten. Leider hat die Sonne auch Nachteile. Knollenfenchel braucht das Licht, aber nicht die Hitze. In Hitzewochen mit über 30°C und vielleicht noch Stress in der Jungfplanzenphase steigt das Risiko stark an, dass er das Knollenwachstum einstellt und dann schiesst. Da kann es besser sein, bei Hitze früh zu ernten statt gar nichts zu bekommen.
Sorten
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| Fenchel Velino geerntet, leichter Schneckenschaden |
Ausprobiert habe ich schon Profisorten und die typischen Samentütchensorten für Privatleute. Oft wird mit "schossfest" geworben und mit grossen Knollen. So richtige Unterschiede sind mir nicht aufgefallen, die anderen Faktoren waren immer stärker. Dieselbe Sorte in einem Jahr mager und ohne Knolle, im anderen Jahr dick und gut. Einmal geschossen, einmal gar nicht.
Um aber einige Sorten zu nennen, die schon was geworden sind: Das war Velino, Orion (war früher lange auch im kommerziellen Anbau die Referenzsorte), Rondo.
Fazit
Keine Angst vor Fenchel, lassen wir uns nicht durch den Frust schlechter Erfahrungen dieses herrliche Gemüse verderben oder uns nur mit der Supermarktware zufrieden geben. Es lohnt sich, es geht und er wird was, wenn man ein paar Sachen richtig macht.






