Dienstag, 18. September 2018

Tafeltraubentest: Sorte Druschba

Heute im Tafeltraubentest, da wir gerade die Letzten verspeisen: Die gelbe Sorte "Druschba" (=Freundschaft). Angeblich ist sie eine Kreuzung aus Muskat Hamburg (Muskattrollinger) und Madeleine Angevine. Das halte ich für zweifelhaft, denn dann hätte sie keine Resistenzgene aus anderen Vitis-Arten.

Tafeltraube Druschba, knapp vor Vollreife

Ich habe sie seit ein paar Jahren und bin im Grossen und Ganzen zufrieden mit ihr. Vor kurzem (Mitte September) erntete ich die letzten Beeren ab. Hier die Kurzübersicht meiner Testbewertung:




Wuchs und Krankheiten


Druschba, Laub immer etwas hell
Der Wuchs dieser Sorte zeigt sich mittelstark. Sie hat bei mir Jahr für Jahr auffallend helles Laub, danebenstehende Sorten nicht - es liegt nicht an Boden, Nährstoffen, Unterlage. An Stiellähme und falschem Mehltau leidet sie nicht, aber in warmen Jahren an echtem Mehltau. Das Laub stirbt schnell im Frühherbst. Die Beeren werden stellenweise auch leicht Mehltaubefallen, bleiben aber essbar. Botrytis an den Beeren kommt bei Vollreife, entwickelt sich aber so langsam dass sie kein Problem darstellt. Wespenfrass durchschnittlich, Kirschessigfliegenbefall vorhanden obwohl es eine helle Sorte ist. Insgesamt mässig gesunde Sorte mit mehreren Abstrichen. Aber nichts davon ist wirklich kritisch oder ein Spielverderber.

Mitte September, Laub wird krank

Ertrag und Pflege


Überreife Traube, Botrytis und Reste leichten Mehltaubefalls
Frostschäden kann Druschba ein bisschen kompensieren, indem sie kleinere Ersatzgescheine ausbildet. So kann man trotz Spätfrostschäden noch etwas ernten. Ist es zur Blütezeit heiss, verrieselt sie leider kräftig. Bei normalem Wetter bilden sich viele relativ kleine, lockere Trauben. Wer grosse, schwere, optisch beeindruckende Trauben sehen will ist mit dieser Sorte falsch bedient. Der Vorteil ist, dass sie wenig ausgedünnt werden muss. Zweckmässigerweise halbiert man die Trauben dann nicht wie bei grosstraubigen Sorten, sondern schneidet alle Fruchtansätze an einem Trieb ab, die nach den ersten oder zweiten Trauben kommen. Der Gesamtertrag von Druschba bleibt mässig.

Traube und Beeren


Druschba, halbierte Beeren mit Kernen
Sie werden meistens Anfang September reif (der Rekord liegt bei Mitte August), bleiben zwei bis drei Wochen auf dem Höhepunkt und bauen dann langsam ab. Die Beeren bleiben mittelgross, sind in der Grösse variabel, Form rund, selten etwas ovaler. Gewicht bis 7g. Ihre Farbe ist blasses Grüngold, ganz ansprechend wenn sie nicht zu locker in der Traube hängen. Die Haut ist fest, prall, knackig. Im Mund wirkt sie flüssig statt fleischig. Die Kerne stören leider, aber sie sind wenigstens nicht besonders gross und neigen im Mund nicht zum splittern. Die Haut stört nicht beim kauen.

Inhaltsstoffe, Aroma und Verwendung


Hat viel Zucker, liegt bei knapp 90° OE. Auch etwas Säure ist anfangs vorhanden, dann weniger. Kennzeichnend für die Sorte ist ein starkes Muskataroma, das durch die zuckrige Süsse kräftig hervortritt. Der Stil ist sehr blumig, aber geschmacklich etwas einseitig, denn sonst ist wenig Substanz da. Wer auf so blumig-süssen Geschmack steht, wird sie lieben. Das Aroma hält sich lange in die Überreife hinein und übersteht ein, zwei Tage Lagerung. Häufig veratmen sich diese Aromen schnell, aber bei Druschba ist die Dosis so hoch, dass der Abbau gar nicht so schnell gehen kann. Der Nachteil ist, dass sie penetrant wirken kann. Viel auf einmal essen kann man nicht von ihr.

Wegen der Kerne und Beerengrösse ist sie fürs trocknen ungeeignet. Saft wird gut, aber sehr süss. Angegoren als Federweisser schmeckt sie auch, aber vergoren wird sie irgendwie unharmonisch, Säure fehlt. Durch den Muskatgeschmack passt sie nicht immer zu anderen Lebensmitteln. Sehr gut präsentiert sie sich sie in Mischung mit Trauben anderer Sorten, wenn die Abwechslung zum starken Muskataroma nicht weit ist. Als Vertreterin kräftigen Muskatgeschmacks passt sie in den Hausgarten-Tafeltraubenkanon, aber ausladend Platz würde ich ihr nicht einräumen.

Hintergrundinformationen zum Standort


Freistehend, sehr warm und trocken, was echten Mehltau begünstigt. Der Boden ist schwer und flachgründig. Milde Winter, deshalb keine Angaben zur Frostfestigkeit möglich. Früher Austrieb, deshalb immer Spätfrostgefahr. Keine oder wenig Düngung, Pflanzenschutzmassnahmen in der Regel nicht.


Rechts Druschba.

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