Freitag, 8. Juni 2018

Melonen, was brauchen sie?

In einem früheren Beitrag "Melonen, die Mimosen des Gartens und Fehler bei der Auspflanzung" sind die Schwierigkeiten beschrieben, den Übergang der Melonenpflanzen in den Garten hinzubekommen. Aber dann? Was benötigen diese empfindlichen Gewächse, um leckere Früchte zu produzieren? Leider eine ganze Menge. Melonen sind in Mitteleuropa eine schwierige Kultur.

Besser im Gewächshaus?


Im Gewächshaus wirds schnell eng
Sollte man es von vornherein nur im Gewächshaus, unter Glas probieren? Viel spricht dafür, von Wetterkapriolen, Hagel, kühlen Temperaturen, einigen Krankheiten wird man im Gewächshaus verschont. Ich habe das auch einige Jahre probiert, bin aber davon wieder abgekommen. Was waren die Gründe?
  • Ausgerechnet die edlen Cantaloupe-Melonen zeigen durchweg Geschmackseinbussen. Etwas weniger schlimm ist es bei einfacheren Zuckermelonen, asiatischen Chamoe-Melonen, aber auch noch spürbar. Es ist nicht so, dass Melonen aus dem Gewächshaus nicht schmecken, aber im direkten Vergleich liegen sie klar hinter gut besonnten Freilandfrüchten. Süsse und Aromatik bleiben schwächer. Die Sonneneinstrahlung pro Blatt ist im Gewächshaus immer deutlich geringer, einerseits weil die Wände filtern, andererseits weil dort alles gedrängter, stärker übereinander wächst, es gibt viel mehr Blätter im Halbschatten. Man bekommt schöne, wuchsfreudige, sattgrüne Pflanzen und auch überdurchschnittlich grosse Früchte, aber die bekommen weniger Licht, vor allem der kurzwellige Spektrumsbereich wird gedämpft. Wie bei Tomaten bewirkt die fehlende UV-B Strahlung geringere Bildung geschmacksgebender Inhaltsstoffe, weniger Flavonoide, dafür stärkeres Blattwachstum. Gewächshausmelonen sind nicht so viel besser wie kommerziell angebaute Freilandware, der Reifevorteil bringt keinen Vorsprung mehr.
  • Platz ist fast immer knapp. Melonenpflanzen wachsen so stark wie wuchsfreudige Gurken, benötigen also auch denselben Platz im Gewächshaus. Die Gurke liefert aber bei guten Bedingungen über 50 Früchte und fruchtet kontinuierlich, die Melone schafft auf gleicher Fläche nicht einmal 5. Man muss also ganz schön viel wertvolle Gewächshausfläche für ganz schön wenig Ernteergebnis bereitstellen.
    Melonenarten wie Wassermelonen sind von vornherein nur etwas für grosse Gewächshäuser. Typ und Grösse von Gewächshäusern, mit denen es mehr Spass machen würde, liegen ausserhalb meiner Möglichkeiten und sicher auch der meisten Nutzgartenliebhaber.
  • Typische Melonenkrankheiten wie der falsche Mehltau treten im Gewächshaus genauso schlimm auf wie im Freiland. Zusätzlich bekommt man es im Gewächshaus fast regelmässig mit starkem Spinnmilbenbefall zu tun. Einzig die Brennfleckenkrankheit ist mehr eine Freilandsache. Dafür sind Wurzelkrankheiten verbreiteter, die Erde belasteter, man kann den Pflanzort nicht gross wechseln. Insgesamt gesehen wird nichts gewonnen.
Am besten wären hohe, abschlagbare Foliengewächshäuser, deren Bedachungsfolie sich an den zwei langen Seiten ein Stück weit zurückrollen lässt, so dass sie nicht mehr ganz auf den Boden reicht, bewässert mit Tropf- oder Perlschläuchen. Das bewirkt eine gute Durchlüftung, aber immer noch weniger Nachttau. Damit hat man zwar auch die beschriebenen Geschmackseinbussen, aber einen guten Kompromiss aus Wärme und Feuchtigkeitsschutz. Aber auch hier: Solche Teile sind kaum im Hausgarten unterzubringen und in einem Aussengarten braucht man Strom und Wasser für die Bewässerung.

Im Freiand


Platz! Gut entwickelte Melonenpflanzen Ende Juni.
Etwas anders sieht es im Freiland aus, dort sind einige Risiken grösser, aber der Preis ist heisser. Es schmeckt besser. Voll ausgereifte Cantaloupe-Melonen aus dem Freiland gehören zu den leckersten Nutzgartenfrüchten, die man überhaupt wachsen lassen kann. Wie erreicht man das?

  • Der Boden. Melonen brauchen viel Humus, viel Stickstoff, alles! Und wollen im Wachstum nochmal gedüngt werden. Man kann und sollte sie mitten in Mist wachsen lassen, Pferdemist, Kuhmist, Schafsmist. Hat man den nicht, passt Tomatendünger gut. Dauerfeuchten Boden brauchen sie nicht. Schnell austrocknende Böden sind natürlich problematisch (es sind Flachwurzler), aber immer noch besser wie schwere und kalte Böden. Man giesst am besten, ohne nasse Blätter zu verursachen, d.h. mittels vergrabenem Perlschlauch. Nie Abends über Kopf giessen. Dadurch bleiben die Blätter über Nacht nass, ein Freudenfest für Krankheiten. Nicht mit kaltem Wasser giessen, zum Beispiel direkt aus einer vergrabenen Zisterne oder mit Wasser aus der Leitung. Wasser aus einer an der Sonne stehenden Regentonne ist besser, die man ggf. mit Kaltwasser wieder auffüllt, wenn die Niederschläge ausbleiben.
  • Sie brauchen volle Sonne während der gesamten Wachstumsperiode, volle Wärme. Lange baute man sie in Mitteleuropa nur in Sonnenfallen an, dem Vorläufer von Gewächshäusern. Falls vollsonnig nicht möglich ist, dann besser ein morgensonniger Standort wie ein Abendsonniger. Hilfsmittel wie schwarze Folie unterlegen, Dammkultur, Folientunnel in Mai/Juni können helfen und verbessern, sind aber selten spielentscheidend, machen viel Arbeit und haben unerwünschte Nebenffekte. Und jedes zweite Jahr ist einfach kein Melonenjahr. Das muss man hinnehmen. 
  • Krankheiten muss man erkennen und behandeln können. Brennfleckenkrankheit, beide Mehltaukrankheiten, Fusarium, Spinnmilben sind ständige Begleiter. Gegen die meisten Krankheiten gibt es keine resistenten oder wenigstens toleranten Sorten. Weitreichenden chemischen Pflanzenschutz wie es bei den Erwerbsanbauer die Regel ist kann man so oder so nicht betreiben, also setzt man auf mehrere Pferde. Man pflanzt unterschiedliche Sorten an mehreren Standorten, auch wenn etwas abgeht kommt vielleicht etwas anderes durch. Nicht nur auf ein Pflänzchen an einem Ort setzen! Man zieht auch etwa doppelt so viele Setzlinge vor wie man später hofft, Pflanzen zu haben. Bis sie wachsen, kann viel schiefgehen, dann ist man froh noch eine Reserve zu haben. Braucht man sie doch nicht: Verschenken. Für Krankheiten an Melonen bin ich aus leidvoller Erfahrung mittlerweile Experte, was nicht heisst dass es dafür leichte Lösungen im Nutzgarten gibt. Dazu werden noch einige Beiträge folgen.
  • Zur Sortenwahl kommen später noch detaillierte Erfahrungen. Anfänger sollten nicht mit Wassermelonen oder Honigmelonen beginnen. Einfacher wären kleine Chamoe-Typen, von denen man aber kaum Saatgut in Deutschland bekommt. Mein Tipp sind stattdessen die kleinen Charentais-Melonensorten, die viele Vorteile haben und für die auch gute Sorten verfügbar sind. Zudem sind das die Typen, die geschmacklich im Vergleich zu Supermarktware wirklich den Schaum vom Bier blasen. Typische Sorte ist "Petit Gris de Rennes", ein Klassiker.
Unterlegter Kalkstein gegen Schalenfäule
Noch einige allgemeine Anbauregeln: Oft wird über die Seitentriebe der Pflanze geschrieben. An ihnen entstehen die weiblichen Blüten und damit die Früchte, die Ranke hinter der Frucht solle man abschneiden, heisst es oft. Ich habe damit keinerlei messbare Ergebnisse erzielt und spare mir die Mühe. Die Pflanzen wachsen nicht schneller, die Zahl ausgebildeter Früchte wird nicht besser, die Reife verfrüht sich nicht.

Eine wichtigere Regel bezieht sich auf die reifenden Früchte. Wie bei Kürbissen sollte man bei Melonen relativ bald Holzbrettchen unter die Früchte legen. Das Risiko von Schalenschäden durch eine feuchte Liegefläche ist recht hoch. Nichts ist ärgerlicher wie eine kurz vor der Reife stehende Frucht, die dann von unten her schnell verfault. Gartenvlies reicht nicht, das hält auch zu feucht.

Nicht aufgepasst und prompt angefault, lag auf wasserdurchlässigem Vliesgewebe

Der nächste Beitrag: Krankheiten und was man gegen tun kann.

Melonen: Mehr Sorten und Schwemme trotz Kaltjahr
Melonen, die Mimosen des Gartens und Fehler bei der Auspflanzung
Melonen, was brauchen sie?
Melonen: Die häufigsten Krankheiten
Melonen im Nutzgarten: Sortenerfahrungen und Sortenempfehlungen
Melonen: Koreanische Chamoe-Melonen

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