Mittwoch, 16. Oktober 2024

Melonen im schwierigen Jahr, neue Sorten

Melonen 2024 - Mangomel, Ogen, Charentais,
Chamoe, Otome, Gandalf

Kein Jahr ohne eigene Melonen - so auch diesmal. Aber so schwierig und schlecht wie dieses Jahr lief es selten mit den Melonen. Naja, nicht ganz. Seltsamerweise waren Wassermelonen nicht so stark beeinträchtigt.

Beginnen wir statt mit Jammerei mit ein paar Sortenerfahrungen, was war neu, was hat sich bewährt, wo gibt es neue Erkenntnisse?



Mangomel

Mehrere Mangomel-Melonen am Zaun, reif und unreif


Die "Mangomel" habe ich nun das zweite Jahr. Die Sorte ist eine englische Züchtung (ja, auch in England werden Melonen gezüchtet), sie bringt zigarrenförmige Melonen mit bis zu 2,7kg, bei Vollreife aussen blassgelb und innen rosa. Am häufigsten ist ein Gewicht von 0,8 bis 1,5kg. Der Zuckergehalt der Melonen im Sommer an gesunden Pflanzen erreicht um die 50° +-5° OE. Das Aroma ist angenehm, durchaus würzig, sie wirkt süsser als der Zuckergehalt vermuten lässt, weil sie auch wenig Säure hat. Von Mangoaroma ist aber weit und breit nichts zu spüren, dies bleibt Verkäuferprosa oder bezieht sich nur auf die Farben. Das Fruchtfleisch ist zart. Das Niveau von Charentaismelonen erreicht sie nicht, aber so einfach im Aroma wie Zucker- oder Honigmelonen ist sie auch nicht. Intensiv genug für ein würziges Meloneneis war sie. Ich vermute, sie ist eine Hybride aus Honigmelone und einer Cantaloupe - eine gelungene Hybride, bleibt festzuhalten. Ihre Vor- und Nachteile aus der Praxis:

Eine fette Mangomel mit 2,7kg



  • auf gutem Boden hohe Kiloerträge. Ich hatte Pflanzen mit bis zu fünf Melonen gleichzeitig dran, weitere Melonen kamen nach Abreife der ersten Ladung. Die Früchte reifen immer leicht folgernd, so dass man nicht an einem Tag fünf reife Melonen hat, sondern mehr oder weniger Abstand zwischen den Vollreifeereignissen herrscht.
  • Sie hält lange durch und zählt zu den Sorten, die an Anfang August (je nach Jahr auch früher) bis in die ersten Oktobertage gute Früchte liefern. Auch bei schlechtem Wetter kann sie süss und aromatisch werden, sie schafft das besser als andere Sorten.
  • Auch gelagert hält sie gut durch, im Kühlschrank ohne Verluste einige Tage.
  • Relativ gesund in Wurzel und Blatt. Melonen sind zwar alle empfindliche Gewächse, Mangomel ist aber auf der besseren Seite. Echten und falschen Mehltau bekommt sie wie die Anderen, das lässt sich verhindern (dazu die anderen Blogbeiträge), weitere Krankheiten waren noch nicht zu beobachten. Auch die Wurzelgesundheit ist gut, es hat noch keine Pflanze schlappgemacht, im Gegensatz zu anderen Sorten am selben Standort.
  • Manchmal löst sich der Stiel bei Reife von selbst, aber nicht immer. Farbe und Duft zeigen aber den Reifezustand immer zuverlässig an. Je nach Wetterlage bekommen die Früchte manchmal Längsrisse, das ist aber mehr ein optisches Problem. Man erntet dann und isst sie bald. Sie faulen deshalb nicht sofort und vor allem gären sie nicht gleich.
  • Seit letztem Jahr ist sie sehr leicht erhältlich, viele Samenverkäufer haben sie im Angebot. Es ist keine Superspezialsorte mehr. 

Die kommt ins Dauerprogramm.

Sweet Granite

Melone Sweet Granite - warme Farbe

Ein hübsches Ding, sehr orange bei Reife, sieht optisch nach Sommer aus. Gesunde Pflanze. Ertrag könnte besser sein. Im Aroma, Fruchtfleisch, Süsse eine Cantaloupe, also ein bisschen würzig, süss, schafft um die 50° OE, der Melonen-Durchschnittswert. Der Schalenbereich ist etwas dick. Dafür kam sie erkennbar gut mit dem schlechten Wetter klar. Reifezeit normal. Gute Anfängersorte und sehr schön.

Sweet Granite halbiert - der grüne Rand ist typisch, auch bei Vollreife
 

Rocky Ford

Melone Rocky Ford in der Hand vor dem Beet

Das ist ein Trumm! Die Melone stammt von 1880 und zeigt einen Stil, der untergegangen ist, denn die Mode hat sich geändert. Ähnliche Sorten waren früher sehr populär, man hat sie nicht nur gegessen, sondern auch eingemacht.

Die Rocky Ford bringt es auf über 4kg. Die Früchte zeigen früh ein wunderschönes Netzmuster, in dessen irregulären Tiefen man sich verlieren kann. Reif werden sie zwei Wochen nach den ersten Frühsorten im August. Dann wird die Melone ockergelb und bekommt einen stärkeren Duft, aber der Stiel löst sich nicht. Die Schale ist fest und bleibt es. Aufgeschnitten zeigt sie hellgrün bis nach innen hin weissliches Fruchtfleisch, überreif wird sie fast etwas mehlig in der Struktur. Süsse ist vorhanden, jedoch nicht vollsüss, nicht sauer. Beherrscht wird sie von einem sehr speziellen Aroma, das ich bei keiner anderen Melone erlebt habe. Es wirkt erdig, etwas seltsam, mein Stil ist es nicht. Zusammen mit der Grösse schafft man es kaum, die Melone auch zu verdrücken.

Melone Rocky Ford halbiert und Schnitze

Früher gab es diese grossen, manchmal sehr grossen Netzmelonen mit begrenzter Süsse häufiger, die "Berliner Netzmelone" ist auch so ein Vertreter, aber noch grösser und noch weniger süss. Sie brachte bis zu 14kg auf die Waage, wurde ebenfalls gerne eingemacht statt frisch gegessen. Andere grosse Netzmelonen sind ganz verloren gegangen oder werden nur von Hobbygärtnern erhalten. Sie alle haben gegen Importmelonen verloren, die handlich und süss aus dem Süden importiert werden, die Bedürfnisse und der Geschmack hatten sich gewandelt.

Rocky Ford - Netzmelone oder Zen-Garten?


Ogen

Grosser Blütenrest


Ganzer Name Ha'Ogen. Auch ein alter Klassiker. Gerne wird behauptet, sie stamme aus einem Kibbuz in Israel. Sie stammt aber aus Ungarn, wurde dann von einem ungarischen Auswanderer in Israel bekannt gemacht. Mit dieser Sorte wurde viel weitergezüchtet, auch Galia-Melonen haben sie im Stammbaum.

Sie reifte spät. Gewicht hatte sie dann 1,5kg, bekam Risse bei Reife, aussen wurde sie gelbgrün mit grünen Rippen, wenn sie reift. Innen grünes Fruchtfleisch, zum Kernhaus hin noch heller. Stiel löste so halbwegs, machte aber ein grosses Loch in der Melone, auch die Blütenseite war recht gross vernarbt. Zuckergehalt und Aroma liegen auf durchschnittlichem Niveau, irgendwie fehlte mir der Grund, sie interessant zu finden. Mit den Nachfolgern ist man besser bedient, meine ich.

Innen Grün

 

Wassermelonen

 
Wassermelone "Otome"
Seltsamerweise gelangen die dieses Jahr besser, wenn man ihnen viel Licht, Luft und Raum liess. Vor allem "Otome" und "Tigrimini" machten sehr viel Spass, die ältere Sorte "Red Star" war auch nett. Tigrimini lieferte auch kräftig. Sie hat kleine Kerne, das Aroma ist gut, fast schon zu süss. Ihre Schale ist ausserdem dünn, sie hat eine gutes Nettogewicht. Werde ich wieder pflanzen.
 
Interessant war dieses Jahr eine Messung, die mehr Licht in die alte Frage bringen sollte "wann ist die Wassermelone reif"? Dazu hatte ich eine Tigrimini auf eine mechanische Waage gelegt und täglich morgens und abends das angezeigte Gewicht aufgeschrieben, über einen Zeitraum von drei Wochen. Zu Beginn der Messung war die Melone schon über 2kg schwer und am Ende liess ist sie sogar überreif werden, um zu sehen wie sich das auswirkt. Die Messdaten waren dann recht interessant. 
  • Gewichtskurve einer Wassermelone
    Tagsüber legte sie wenig bis nicht an Gewicht zu. Die Zunahmen passierten vor allem Nachts.
  • Schlechtes Wetter, Kühle (vor allem Nachts bei 10°C und weniger) bremste die Zunahme, insgesamt verlief das Wachstum aber erstaunlich konstant, langsam zur Reife hin absinkend.
  • Eine Waage ist zur Reifefeststellung tauglich. Sinkt die Gewichtsänderung ein paar Tage auf < 1% Zunahme innerhalb 24 Stunden und bei normalem Wetter, kann man von Reife ausgehen. 
  • Eine leichte Zunahme findet sogar noch statt, wenn sie anfängt zu gären. Doch dann sinkt das Gewicht wieder in der Überreife.
Die anderen Reifemethoden sind natürlich ebenso tauglich - sich an der Gewamtwachstumsdauer im Sommer orientieren, die etwa fünf Wochen ab eigrosser Frucht beträgt. Der Ton beim klopfen klingt hohl-dumpf, wie wenn man auf Gummistiefel klopft. Die Farbe an der Auflagefläche ändert sich von grün zu hellgrün zu gelb zu orange, aber nur wenn sie satt auf dem Boden aufliegt.
 
Melone auf der Waage zur Reifefeststellung
 

Petit Gris de Rennes

Die letzten Petit Gris de Rennes  im September, reif
Die habe ich jedes Jahr, eine meiner Hauptsorten. Dieses Jahr hatte sie Startschwierigkeiten, bekam spät Früchte und auch nicht viele. Der geringe Behang führte dann aber zu Riesenfrüchten, wie ich sie noch nie hatte. 

Diese Sorte habe ich schon öfter beschrieben, die vorgefundenen Eigenschaften haben sich alle bestätigt. Unter den alten Sorten ist das eine gute, zuverlässige, wohlschmeckende Charentaismelone.

 

Charentais

Charentais - höchste Zeit für die Ernte!

Ohne sie geht es nicht und deshalb tauchte sie hier auch schon in vielen Beiträgen auf, zum Beispiel dort. Die alte Sorte ist nicht nur Sorte, sondern auch Namensgeber der ganzen Klasse dieser Melonen, der Charentaismelonen - klein, so würzig wie keine andere Klasse, früh. Eine Mimose, aber auch eine Perle. Kleine Frucht, auch die Pflanze, hält nicht lange durch im Sommer. Aber Anfang August, als es mal etwas besser Wetter war, wurden auch dieses Jahr die ersten reif und sie waren nach wie vor einfach eine unerreichte Spitze. Sie duftet stark, ihr Fruchtfleisch ist kräftig orange gefärbt. Das intensive würzige moschusartige Aroma ist einzigartig, der sehr hohe Zuckergehalt mit deutlich über 60° OE, genau dazu passende Säure, das ist "Charentais". Die Früchte unbedingt früh auf Holzbrettchen legen, da war ich nicht nicht immer konsequent und hatte dann ärgerliche Verluste.

Melone zerteilt fürs einfrieren

Bei dieser Sorte lohnt sich auch, sie einzufrieren, wenn zu Viele gleichzeitig reif werden. Die Melone wird dazu in keine Kugeln zerschnitten und die werden eingefroren. "Kugelausstecher" lautet der Name des dafür geeigneten Werkzeuges. Damit hat man ganzjährig eine erstklassige Zutat für Obstsalate und andere Dinge zur Verfügung. Da Melonen die Tendenz haben, kurze aber heftige Übermengen zu liefern, ist das eine gute Methode, sie haltbar zu machen statt sich an ihnen totzufressen weil sie gerade alle reif wurden oder sie an Banausen zu verschenken, die sie erst wie Supermarktschrott zwei Tage liegen lassen und dann wegen Gärgeschmack nölen.

Gefrierfertig im Gefrierbeutel

Weitere Sorten

Melone "Ananas" im Sonnenglanz, halbiert
 
Das waren "Gandalf", "Ananas", "Chamoe", "Model" und ein paar mehr mit Einzelfrüchten, so dass eine genaue Beschreibung kaum möglich ist. Gandalf war eine Enttäuschung, eine Standardcantaloupemelone ohne besonders gute Eigenschaften. "Ananas" war schön, lecker, aber auch sehr klein. "Model" haben ich jedes Jahr, ebenso wie die koreanischen Chamoe-Melonen, die sogar einen eigenen Artikel im Blog haben. 
Hübsch ist sie, die "Ananas"

Probleme 2024

Erste Befallszeichen falscher Mehltau.
Für Behandlung schon zu spät.

Wie oben schon bemerkt, war dieses Jahr ein elend schlechtes Melonenjahr. Es war der nasseste Sommer seit 20 Jahren, zudem wurde auch ohne Regen jede einzelne Nacht der Taupunkt erreicht - am Morgen tropft es von den Blättern. Dafür ist mein Standort sowieso anfällig und das hat mir früher schon öfter die Ernte verdorben, weil Pilzkrankheiten schneller waren, am meisten falscher Mehltau. Diesmal habe ich rechtzeitig gegengesteuert, aber die Mühe ist ein hoher Preis.

Auch Wurzelkrankheiten wüteten durch den Starkregen heftig. Selbst im abgedeckten gelagerten Pferdemist, der eigentlich gut drainiert, kam es zu absterbenden Pflanzen. Besonders schlimm ausserdem Schäden durch Vögel, auch an anderen Gemüsepflanzen.

Herausgerissen - das war eine Amsel

Amseln hacken an der Wuchsstelle tief in den Boden und reissen dabei Erde und die Pflanzen gnadenlos heraus, weil sie hoffen dort tierische Nahrung zu finden. Meisen und Tauben zerhacken die jungen Blätter. Netze drüberlegen ist bei Melonen Mist. Die Ranken wachsen sofort in die Netze, alles verhakt sich, die Ranken verwachsen statt in die Länge zu gehen. Vogelschäden nehmen von Jahr zu Jahr zu, eine Erfahrung auch aus der Landwirtschaft. Sehr wenige stark opportunistisch lebende Generalisten-Massenvogelarten werden immer häufiger und profitieren auch an den menschlichen Dauerfütterern, während die Spezialistenarten in der komplett anthropogen umgestalteten Landschaft immer seltener werden.


Chamoemelonen wie Eier im Nest

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen