Sonntag, 26. Mai 2019

Die Errettung der Kürbisse und Melonen vor dem Spätfrost

Kürbis nach der Auspflanzung
Der Anbau von Melonen und anspruchsvollen Kürbissorten, vor allem der Art C. moschata (Moschuskürbisse) ist oft ein Pokerspiel mit dem Frühlingsklima als Mitspieler. Wünschenswert wäre ein möglichst früher Vegetationsbeginn. Das wirkt sich wesentlich auf Erträge und Qualität aus. Melonen sollen normalerweise aber erst nach den Eisheiligen Mitte Mai ins Freiland, wenn die Nächte warm werden. Aber selbst frühe Sorten werden dann frühestens Ende Juli reif. Weniger frühe Sorten liefern erst im August erste reife Früchte. Da werden die Schatten schon länger, die Früchte weniger süss und das Risiko für Pflanzenkrankheiten steigt von hoch zu sehr hoch. Ein reifender zweiter Fruchtansatz ist dann auch nicht mehr zu erwarten, dafür reicht die Zeit nicht mehr. Ab Ende August lassen Aroma und Süsse der dann noch reifenden Melonenfrüchte immer weiter nach.

Melonen schon im April auspflanzen?


In den letzten Jahren war es aber oft schon ab Mitte April sommerlich warm und keine kühle Nacht störte das Wachstum. 2018 war auch so ein Jahr, im Prinzip herrschte ab Mitte April dauerhaft Hochsommer. Die Melonen wurden schon Anfang Juli reif und fruchteten danach noch viel länger, die gesamte Saison brachte eine herrliche Melonenschwemme.

Geringere Anforderungen bei Kartoffeln
Vlies einfach übergezogen
Aber das klappt eben nicht immer. Von Sorten, von denen das Saatgut nicht teuer ist ziehe ich deshalb in der Regel mehr Pflänzchen vor wie verfügbaren Pflanzplätze da sind. Die erste Serie wird früh ausgepflanzt. Kommt doch noch Frost, habe ich noch eine weitere Serie in der Hinterhand und ich pflanze nach. Kommt kein Frost und wächst die erste Serie gut, habe ich das Glücksspiel mit dem Wetter gewonnen. Und diverse Freunde ebenfalls, denn dann verschenke ich die überzählig gewordenen Pflänzchen der zweiten Serie an sie.

Richtig schwierig sind Jahre wie jetzt, 2019. Der April war sommerheiss mit warmen Nächten. Die Aussichten waren sehr gut. Ich pflanzte die erste Serie Melonen und Kürbisse aus. Gepflanzt wurde wie immer in sechs Monate altem Pferdemist, der mit schwarzem Vlies abgedeckt war und mit Schlitzen an der Pflanzstelle geöffnet. Doch ab Ende April kam der Winter unerwartet heftig wieder und das mit zwei je dreitägigen deftigen Bodenfrostserien, die Letzte erst Mitte Mai. Für einige schon weit in der Entwicklung befindlichen Obstsorten hatte das katastrophale Folgen, beispielsweise sind Quittenblüten erforen, der Wein ist entweder abgefroren oder schwer geschädigt. Und sämtliche Gurken, Melonen, Kürbisse wären ohne Schutz ebenfalls draufgegangen. Unter diesen schweren Bedingungen wollte ich ausprobieren, ob die ausgepflanzten Pflanzen trotzdem zu retten waren.

Die Sache mit dem Frostschutzvlies


Vlies über den sehr frostempfindlichen Kiwis
Oben trotzdem Frostschäden, unten Richtung Boden nicht.
Ein Vlies drüberziehen reicht dafür aber nicht aus. Direkt unter dem Vlies wird es zu kalt. Das Vlies verhindert nur, dass der Boden seine Wärme in den Himmel abstrahlen kann. Direkt am Boden bleibt es dann wärmer, während rauf zum Vlies hin die Temperatur in Richtung Umgebung absinkt. Und die ist kalt. Saukalt in dieser niedrigen Höhe. Wenn in zwei Metern noch 2°C herrschen, kann es am nackten Boden knackige -3°C haben. Dieses Jahr ging es laut Messung bis auf 0°C und am Boden -5°C herunter. Entweder, man hängt das Vlies höher, was aber von der Konstruktion her und bei Wind gar nicht möglich ist. Der Wind hört zwar nachts auf, aber um Mitternacht wird man im Dunklen nicht mehr loziehen wollen, um das Vlies aufzulegen, zudem ist dann der Boden schon zu stark abgekühlt. Alternative: Man isoliert das Vlies zusätzlich richtig gut.

Erst das Pflänzchen unters Vlies schieben...
Die Zusatzisolierung habe ich diesmal probiert und zwar durch Aufstreuen von billiger Gartenerde aus dem Gartenmarkt und wahlweise mit humusartigem, trockenen Pferdemist vom letzten Jahr. Unten die Pflanze, dann ein Vliesstück drübergelegt, 3cm Humus drübergestreut. Die jeweils drei Tage während der Frostperiode liegen gelassen, dann abgezogen. Die Kürbisse haben den dreitägigen Lichtmangel sehr gut weggestreckt, keine Ausfälle, keine vergilbten Blätter. die Melonen teils gut, teils mässig. Wassermelonen zeigten sich zickiger wie Zuckermelonen. Nur bei 10% der Pflänzchen habe ich nachgepflanzt aus Furcht vor eventuellen Schädigungen, die das Wachstum vielleicht noch wochenlang bremsen. Alles in allem ein guter Erfolg und dazu geeignet, die Pflanzen trotz unerwarteter Wetterstürze im Mai überleben zu lassen.

... dann mit Erde bestreuen. Das Brett, damit der Wind nichts hochhebt.

Eine Woche nach dem Frost - alles wächst prima weiter.

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