Der Honig tropft nur, Zeichnung meiner Tochter |
Ja, auch das gibt es, Jahre in denen man viel Mühe, Zeit und Energie investiert, aber einfach nichts dabei herauskommt. Zum Beispiel dieses Frühjahr. Wie kam es dazu? Wie so oft in den letzten Jahren hatten wir mit einem Donnerschlag Hochsommer ab März bis Ende April. Es war viel zu trocken und heiss, die Blüte rauschte rasend schnell durch wie ein Superschnellzug. Ehe die Bienenvölker auch nur annähernd stark genug waren um Nektarüberschüsse sammeln zu können, waren die Blüten schon verblüht. Normalerweise geht es aber im Mai noch zwei Wochen weiter, Raps, Quitte, Weissdorn und andere Blühpflanzen kommen dann noch. Anders dieses Jahr: Mit einem weiteren Donnerschlag folgte ein Winter im Mai. Bitterkalte Nächte mit kräftigem Bodenfrost und einmal sogar Luftfrost, auch immer wieder Regen, der vorher so dringend vermisst wurde. Im Obstbau gab es Schäden, Weinreben sind abgefroren, Blüten von spätem Kernobst wie Quitten geschädigt. Es gibt fast kein Jahr mehr ohne Frostschäden, weil lange Wärmeperioden ab Spätwinter für sehr frühen Austrieb sorgen und dann doch noch Frost kommt. In Jahren wie 2017 sogar mit Totalausfall aller Obstarten nach bis zu -8°C am 20. April. Die Kälte vernichtete viel junge Brut bei den Bienen, die Entwicklung wurde zurückgeworfen. Es war ausserdem zu kalt, um zu fliegen. Bienen können erst ab 15°C richtig fliegen, vorher kommen ihre Flugmuskeln nicht mit der Kälte klar.
Das war nicht alles. Ein paar wenige Völker schafften es, stark genug zu sein um etwas Honig einzulagern. Doch in den Kälteperioden wurde der nicht weiter getrocknet und weiterverarbeitet, sondern blieb halbreif in den Waben und wurde teilweise gleich wieder ausgefressen. Was überhaupt vorhanden war, hatte viel zu hohe Wassergehalte. Dieser Honig bekommt recht bald Probleme mit unerwünschter Gärung und hat auch nicht das Aromaniveau normaler Jahre. Man kann ihn eigentlich nur als Backhonig oder zum wieder Einfüttern im Spätsommer verwenden.
Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, fiel auch die Rapsblüte aus. So herrschte letztes Jahr eine Jahrhunderttrockenheit, die bis Ende November andauerte. Es war viel zu trocken, der im Herbst ausgesäte Raps konnte in der Staubwüste nicht keimen. Somit gibt es dieses Jahr auch fast keinen Raps, wohl die wichtigste Trachtpflanze die den Bienen die Landwirtschaft noch bietet.
Die Kälteperioden im Mai brachte auch noch Stress bei den Bienen selbst, die bei solchen Reizen gerne in Schwarmstimmung geraten. Schwärmt ein Volk ab, ist auch eine eventuelle spätere Sommertracht futsch, denn die meisten Bienen sind auf und davon.
Im Nachbarbezirk gab es dazu noch besonderen "Spass", dort brach die Faulbrut aus, kranke Bienenvölker mussten vernichtet und verbrannt werden, ein Sperrbezirk wurde eingerichtet. Damit sind so ziemlich alle denkbaren Katastrophen gleichzeitig auf Bienen und Imker herniedergeprasselt und ich hoffe, das Unglückskonto ist nun etwas geleert und abgearbeitet, so dass wir in einem Jahr "Neues Jahr, neues Glück" spielen können.
Honig gibts im Supermarkt, nicht beim Imker |
Gekauft wird einfach alles, Hauptsache billig. So ist es in China üblich, Honig unreif zu entnehmen, ihn zu erwärmen und in industriellen Vakuum-Trocknungs-Anlagen zu behandeln, in Deutschland ist das alles verboten. Damit fehlen die wertvollen bieneneigenen Enzyme. Über ausgefeilte weitere chinesische Tricks hatte ich schon einmal geschrieben, die ganz speziell für die gängigen Analyseverfahren der Labore massgeschneidert sind, um die Fälschung mit Zuckersirupen und Panscherei zu verdecken.
Chinesischen Importhonig etwa gibt es auf dem Weltmarkt bereits für 1,20 Euro pro Kilogramm. Kostendeckend in Deutschland bei kleinen Imkern sind 12 bis 15 EUR pro Kilo, also ab 6 EUR das Glas Honig. Die meisten Imker kalkulieren gar nicht erst und wenn, dann rechnen sie nicht alle tatsächlichen Kosten ein. Augenfällig sind nur Kosten fürs Material und Bienenfutter. Aber Fahrten zum Bienenstand incl. Fahrzeugnutzung, Kosten der Nachverarbeitung, Kosten für Lager und Platz, Kosten das ganze Handwerk überhaupt zu lernen und stetig weiterzulernen, Kosten der Vermarktung und die Zeit sowieso nicht. Es summiert sich gewaltig.
6 EUR bekomme ich natürlich auch nicht fürs Glas und über Preise zu jammern ist für Hobbyimker kein Thema, unsere Erfüllung finden wir bei den Bienen. Auch deshalb bereitet mir der Ausfall dieses Jahr wenig Sorgen. Das Hobby kostet sowieso immer Geld und für mich selber reicht der Honig vom letzten Jahr noch gut und lange. Und für die Anderen: Wohl bekomms und guten Appetit bei der Honigmischung "aus EU-Ländern und Nicht-EU-Ländern". Und schön billig ist Made in China ja immer, jedenfalls auf kurze Sicht.
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