Montag, 25. November 2019

Mispeln, mespilus germanicus - letzte Ernte im Jahr

Reife Mispeln Sorte "Metzer"
Vor ein paar Tagen habe ich wie jedes Jahr das letzte Obst der Obstwiese geerntet, die Mispeln. Nun ist es vorbei, noch später im Jahr gibt es nichts mehr zu holen. Aus ists.

Laubkleid und Blüte im Mai
Für viele sind sie eine völlig unbekannte Obstart und auch der Baum kann nicht zugeordnet werden, weil er "exotisch" aussieht. Andere verwechseln sie mit der nicht verwandten Obstart Nespoli, Loquat, japanische Wollmispel, Eriobotrya japonica. Die sieht ganz anders aus, gelborange und saftig, kommt aus Ostasien und wächst nicht in Deutschland auf Obstwiesen, weil sie nicht genügend frosthart ist. Ab und zu taucht sie aber im Supermarkt auf, importiert aus Spanien oder Italien. Deutsche Mispeln laufen eher unter Wildobst und sind nicht im Laden zu kaufen. Die dauernde Verschwurbelung der beiden Obstarten haben wir dem schwedischen Botaniker Thunberg zu verdanken, der die Loquat 1780 kennenlernte und sie zu den Mispeln stellte. Der Fehler wurde schon ein paar Jahre später korrigiert, aber da war der Schaden schon passiert, in Europa hatte sich gelbe Loquat verbal bereits mit Mispeln verbunden.

Mispelernte
Auch der lateinische Namen "mespilus germanicus" der hier wachsenden Mispel ist unglücklich gewählt, die Mispel existiert zwar schon sehr lange in Deutschland, aber heimisch ist sie ganz sicher nicht. Dafür ist sie zu wenig frosthart, unter -20°C beginnen Schäden, was heute kein grosses Thema mehr ist, aber früher Richtung Osten durchaus anbaubegrenzend war, ähnlich wie bei der Quitte. Ihre grosse Zeit hatte sie in Deutschland im Mittelalter. Römer und Griechen kannten sie bereits in der Antike, sie wurde aber noch früher in Kultur genommen, vermutlich in Südosteuropa oder Westasien um 1000 v. Chr.

Älterer Mispelbaum, Ludwigsburg
Heute ist sie ziemlich verschwunden und hat Exotenstatus. Gepflanzt habe ich schon viele Bäume, aktuell habe ich drei Sorten: Die Metzer Mispel, Nottingham und Macrocarpa. Nottingham bekommt sehr grosse Früchte, wenn sie älter wird und gedeiht auch in kühlen Lagen, braucht aber mehr Wasser und besseren Boden. Die Metzer Mispel hat mittelgrosse Früchte und trägt zuverlässig am Besten, von ihr ernte ich jährlich einige Kilo. Sorten gibts es noch viele, zum Beispiel die Kurpfalzmispel, Westerveld, Royal, die kernlose aber kleine Apyrena, Holländische Großfrüchtige, Delica de Vannes, Breadse Reus, Monstrueuse d'Evreinoff, Ungarische... doch Vorsicht! Sie lassen sich nicht immer unterscheiden, Verwechslungen durch die Vermehrer und Baumschulen sind an der Tagesordnung. Das beste Merkmal ist die Fruchtform. Sortenechtheit scheint wie bei einigen anderen Obstsorten eher die Ausnahme wie die Regel zu sein. Nötig wären eigene Mispelabteilungen in Reiserschnittgärten, in denen erwiesen korrekt bezeichnete Sorten vermehrt und virusfrei gemacht werden.

Obstart für den Kimawandel


Knospen und Blätter
Sie hat mehrere herausragende Eigenschaften, für mich sehr wichtig ist ihre Fähigkeit, sich auf trockenheissen Standorten mit schlechtem Boden wohlzufühlen. Zusammen mit der Quitte war sie die Obstart, die die letzten beiden Wüstenjahre gut überstanden hat und dabei noch fruchtete, während die Äpfel daneben wegen Wassermangel ab August am Baum verschrumpelten und faulten. Auch der flachgründige Boden am Hang macht ihr nichts aus, sie ist Herz- bis Flachwurzler und will gar nicht in die Tiefe wie beispielsweise Birnen. Sonnenbrand bekam sie nicht, sie scheint unverwüstlich.

Blüte, eben geöffnet
Andere gute Eigenschaften sind ihre schönen, grossen Blätter, die späten grosse weissen Blüten, der lange hängende Fruchtschmuck, eine kräftige Herbstfärbung. Wie die Quitte ist sie problemlos dekorativ genug, um auch einen Vorgarten zu verschönern. Für den kleinen Garten existieren schwächer wachsende Sorten wie "Ungarische". Auf der Wiese ist ihr Habitus eher breit, sie entwickelt gerne gebogene Äste, will man sie stärker in Form halten, ist etwas Schnitt- und Bindeaufwand nötig. An Wegrändern würde ich sie nicht pflanzen, die Äste hängen immer zu tief. Ansonsten benötigen gut entwickelte Bäume ähnlichen Lichtraum wie gut entwickelte Quitten. Es gibt Bäume, die mittels Schnitt sehr schön geführt sind und Blätterdächer wie bei Dachplatanen ergeben.

Grosse, weisse, späte Blüten
Als Nutzgärtner spielen für mich natürlich die Früchte eine grosse Rolle. Leicht verwertbar sind sie leider nicht, das ist auch der Grund für ihre geschwundene Popularität. Frisch vom Baum schmecken sie ungeniessbar gerbstoffbitter. Sie benötigen erst eine enzymatische Umwandlung, die durch Frost oder lange Lagerung initiiert wird. Das Fruchtinnere wird dadurch weich und süss, die Farbe wandelt sich von innen her von einem Weiss mit Grünschimmer zu Braun. Das sieht aus wie verdorben, ist es aber nicht, Aroma und Geschmack erreichen dann erst den Höhepunkt. Aber auch da gibt es Tricks, weiter unten mehr dazu.
Pollen, Narbe der Blüten

Wie schmeckt sie?


Fast reife Mispel halbiert
Im besten Zustand hat das weiche Mispelinnere kräftige Apfelaromen von Bratapfel und grünem Apfel. Das bestimmt sie. Nebenaromen sind ein zitroniger Ton, Reste der Gerbstoffe für dezente Herbstheit, süsse Eberesche sowie Obertöne von Feige. Der Zuckergehalt erreicht mit um die 80° OE (16,5 Brix) gute Werte, was natürlich schwanken kann. Grosse Unterschiede zwischen den Sorten konnte ich bisher nicht feststellen, ich kenne allerdings nur eine Untermenge der bekannten Sorten. Es soll eine noch süssere Variante ohne Gerbstoffe geben, die sich davon abhebt. Leute, die sie haben, merken aber keinen echten Unterschied, möglicherweise auch eine Sortenverwechselung oder Fehler in der Literatur, die sich fortpflanzen, so wie die falsche Einordnung der Loquat für ein paar Jahre nach 1780.

Was macht man mit der Frucht?


Der Nutzgärter will nicht nur Schönheit, sondern auch Nutzung. Bei Mispeln ist das nicht ganz so einfach wie bei Äpfeln, die man vom Baum holt und sofort reinbeisst. Das kann man bei Mispeln theoretisch zwar auch, aber dann zieht einem die Gerbstoffkeule den Mund unangenehm zusammen.
  • TK-gelagerte und auftauende Mispeln
    Am leckersten und einfachsten sind grosse Früchte, die kurz vor dem abfallen im November oder Oktober gepflückt werden und dann unverpackt einfach in ein Gefrierfach des Tiefkühlschranks geworfen werden. Nach zwei Tagen sind sie durchgefroren. Stück für Stück (auch erst nach Monaten) kann man sie wieder entnehmen, über Nacht auftauen lassen. Aufgetaut sind sie perfekt: Weich, süss, die Gerbstoffe abgebaut und das Fruchtfleisch bleibt zunächst hell, was die Kinder freut die braunes Inneres schnell als Verderb interpretieren. Man isst sie mit oder ohne die dünne Schale, zupft nur die Kelchblätter etwas weg, spuckt die fünf Kerne und die Schale nach weglutschen des cremigen Fruchtfleischs wieder aus. Auch sofortige weitere Verarbeitung geht jetzt, zum Beispiel durch eine Passiermühle drehen und das Fruchtpürree anders weiterverwenden - Kuchen, Eis, Desserts. Besonders lecker finde ich es als Dessert, mit etwas Apfelsaft lockerer gemacht, ein Schuss Obstwasser, Zucker, mit Sahne.
  • Im 19. Jahrhundert war die Mispel auch als Zutat für Apfelmost und später Apfelsaft gesucht. Die Früchte wanderten einfach ohne enzymatische Umsetzung mit in die Mostpresse bis zu einem Anteil von maximal 10%. Die Gerbstoffe klären den Saft, das Aroma wird reicher. Das kann man auch heute machen, wenn man Apfelsaft presst oder pressen lässt.
  • Mispeln sind für reinsortige Obstwässer tauglich. Edelbrände aus Mispeln zählen zu den teuren Vertretern dieser Getränke. Wer brennen will, muss eine Maische herstellen und die dann zu einem Brenner bringen. Dafür braucht man aber gute Ernten, brauchbare Mengen liegen bei hundert Litern Maische. Die Brennblasengrösse typischer Lohnbrenner liegt bei 120 Litern.
  • Gelagert und essreif. Schmeckt viel besser wie es aussieht.
    Noch hart vom Baum geerntet kann man sie auch einfach im Keller lagern. Irgendwann setzt die enzymatische Umsetzung ein und sie werden weich und essbar. Das kann ein paar Wochen oder wenige Monate dauern je nach Umgebungstemperatur (warm gelagert geht es schneller) und Erntezeitpunkt, bis dahin muss man öfter kontrollieren ob etwas vor der Zeit schimmelt. Sind sie weich und braun, müssen sie bald verbraucht werden, die nächste Stufe ist bereits der Verderb.
  • Auch harte, gerbstoffhaltige Früchte sind verwendbar. Man jagt sie durch eine Obstmühle oder die grobe Raspelscheibe einer Küchenmaschine, presst sie mit einer Presse oder einem billigen  Nylon-Handpressbeutel
    Mispeln, in der Obstmühle zu Maische verarbeitet
    aus und behandelt den noch sehr gerbstoffhaltigen Saft mit Flüssiggelatine. Die Gerbstoffe werden ausgefällt und sinken mit der Gelatine zum Boden ab. Nach einem Tag ruhiger Standzeit giesst man die klare obere Phase des Safts ab und verwendet sie für ein leckeres Fruchtgelee oder trinkt den Saft. Für Gelee ist der Saft mit Zitrone anzusäuern, sonst geliert er mit den Pektinen handelüblichen Gelierzuckers nicht. Saft aus dem Dampfkochtopf ist minderwertig. Aus braun gewordenen Früchten lässt sich kein Saft pressen, dafür müssen sie erst zerquetscht werden und die Maische mit geeigneten Pektinasen verflüssigt werden. Die Technik all dieser Methoden ähnelt der Verarbeitung anderer gerbstoffhaltiger Früchte, im Artikel über Schlehen bereits ausführlich beschrieben. Das Prinzip ist immer dasselbe.
Mispel "Nottingham" in einem Vorgarten, 600m Höhe

Sonntag, 17. November 2019

Schlingpflanzen mit Früchten: Die Minikiwi, actinidia arguta

Actinidia Arguta, Minikiwi. Früchte der Sorte "Kens Red"
Minikiwis, Actinidia Arguta, "Scharfzähniger Strahlengriffel" haben sich nach sehr, sehr langer Anlaufzeit in den Nutzgärten Mitteleuropas ein bisschen etabliert. Während die grossfrüchtige Kiwi-Schlingpflanzen verwandte Achtinidia Deliciosa diesen Schritt in den Garten aus guten Gründen nie geschafft hat und weiterhin nur als importiertes Obst im Supermarkt zu kaufen ist, konnten die Minikiwis im Nutzgarten besser punkten. Jeder Gartenmarkt bietet sie an. Mittlerweile gibt es von dieser Strahlengriffel-Art sogar einen bescheidenen Plantagenanbau in Deutschland. Auch hier in unserer Region liegt eine Plantage, meines Wissens sogar die Grösste des Landes. Deren Früchte sind in grossen Einzelhandelsketten zu kaufen.

Herkunft


Blätter von a. kolomikta, auch als Zierpflanze beliebt
Die Art wächst wild in Nordostasien. Alle fruchtenden Strahlengriffelarten kommen aus Ostasien, es gibt viele verwandte Arten, von denen einige heute der Früchte wegen angepflanzt oder für Kreuzungen verwendet werden. Dort war a. arguta so wie andere Kiwiarten ebenfalls nicht in Kultur, nur gelegentlich wurden von wildwachsenden Pflanzen die Früchte gesammelt. Populär und kommerziell angebaut wurde sie zuerst in Russland und Kanada. Ihre Herkunft bestimmt bereits massgeblich ihre Stärken und Schwächen: Sie ist sehr Frosthart, ohne diese Frosthärte würde sie in den kontinentalen Wintern Nordostasiens nicht überleben. Sie ist wasserbedürftig, die Sommer sind feuchtwarm. Sie ist sehr spätfrostgefährdet, in Nordostasien gibt es einen schnellen Übergang von Winter zu Sommer ohne Frühling. Spätfröste gibt es in diesem Klima so gut wie nicht.

Spross A. deliciosa
Mit ihr gezüchtet wird auch schon lange und eifrig. Teilweise lassen sich auch die Arten kreuzen, so dass eine grosse Vielfalt von Hybriden entstehen kann. Viele haben sich an ihr versucht. Herr Merkel in Sachsen verbrachte ein halbes Leben damit, auch andere Privatleute züchten. In Weihenstephan züchtete man. In Frankreich entstanden Sorten. Die ersten Züchtungen stammen aus Russland und Kanada.

Dieses Jahr konnte ich bei meinen Pflanzen eine Rekordernte einfahren. Die letzten habe ich erst vor ein paar Tagen gepflückt. Kiwis ohne Ende! Grund genug, mal was drüber zu schreiben.

Pluspunkte der Minikiwis


Reicher Blütenansatz an "Maki"
Seit mehreren Jahren habe ich auch paar Sorten und konnte viele Erfahrungen mit dieser Obstart sammeln. Besonders positiv empfand ich bei ihr:
  • Wenn alles gut geht, kann sie sehr hohe Erträge liefern. Die Pflanzen haben dann mehr Früchte wie Blätter. Die Kiloerträge sind mit Wein an der Überlastungsgrenze vergleichbar.
  • Die Früchte schmecken gut und sind auch etwas haltbar, wenn man früh pflückt. Sie reifen nach, einige Sorten jedenfalls. Das Aroma ist aber nicht stark. Etwas fruchtig, etwas Stachelbeere, etwas Heidelbeere. Sie enthält aber mehr Zucker und mehr Säure wie die grossfrüchtigen Kiwis. Fast jeder mag sie. Einige Sorten entwickeln besondere Aromen, es gibt also durchaus eine gute Geschmacksbandbreite. Da ist züchterisch noch viel möglich, weil sich viele der kleineren Kiwiarten kreuzen lassen.
  • Kiwifrüchte - Mitte November!
    Sie reift etwas folgernd und kann einen enorm langen Erntezeitraum schaffen, von September bis in den November hinein. Das ist gut für den Selbstverbraucher, der lieber über einen längeren Zeitraum erntet statt mit einer eine kurzzeitige Obstlawine zugeschüttet zu werden.
  • Krankheiten gibt es weniger. Pilzkrankheiten sind unbekannt, es gibt auch keine blattfressenden Insekten. Pflanzenschutz wegen spezieller Kiwikrankheiten ist unnötig. Da wird sicher noch einiges kommen, aber bis jetzt ist Ruhe. Eine Pilz-Wurzelkrankheit breitet sich bereits von Italien her aus.
  • Im Wuchs gleicht sie Schlingknöterich, sogar die Blätter sind ähnlich. Sehr wild, sehr schlingend und sehr dicht. Sie ist gut geeignet, wenn man unter einem grünen Blätterdach sitzen will.

Nachteile


Die Nachteile sind leider mindestens so zahlreich. Es hat schon seinen Grund, dass sie lange nur zögerlich gepflanzt wurde.
  • Die meisten Beschreibungen und Gartenbücher handeln es nur mit einem Halbsatz ab, aber in vielen Gegenden Mitteleuropas, auch in meiner, herrscht jedes zweite Jahr ein kompletter Ernteausfall wegen Frostschäden im Frühling. Dieses Gewächs hat nämlich die üble Angewohnheit, verdammt früh auszutreiben, schon Mitte April kann viel Grün zu sehen sein. Die Blüten kommen zwar erst Anfang Juni, aber wenn es ab Austrieb noch einmal Nachtfrost gibt, dann sterben alle ausgetriebenen Teile ab und mit ihnen die Bütenknospen. Ende, aus, vorbei. Die Ersatzknospen haben keine Blüten mehr. Nächste Chance nächstes Jahr. Das äusserst unstete Wetter Mitteleuropas mit sehr grossen und plötzlichen Temperaturspüngen ist eine Katastrophe für solche Obstarten. Wir hatten die letzten Jahre lange und starke Warmphasen im Winter, frühen Austrieb und dann knallte im Mai immer wieder ein Wintereinbruch auf uns herunter, der sich gewaschen hatte. Besser: Kontinentaleres Klima, höhere Lagen.
  • Die Hitzetoleranz von Actinidia Arguta ist gering. Blattschäden durch starke Sonneneinstrahlung kombiniert mit Hitze gibt es jedes Jahr bei mir. Auch das konnte man sich vor ein paar Jahren noch nicht vorstellen, aber mittlerweile haben wir Junitage mit an die 40°C im Garten, wo Gebäude und Windbremsen die ohnehin schon hohe Temperatur weiter nach oben bringen. Ich habe sie auf einer Nordseite gepflanzt, das geht gerade so. Freunde vor Ort probierten es auf einer Südseite, neben Wein. Das ist trotz viel Pflege misslungen. Andere Pflanzen wachsen auf 450m und 700m, letztere Pflanze wird nicht immer reif, aber die 450m in Süddeutschland samt etwas mehr Regen lässt sie gut und pflegearm wachsen.
  • Ihr Wasserbedarf ist hoch und sie ist auch noch Flachwurzler. Da die oberen Bodenschichten immer schnell austrockenen, muss in der Regel im Sommer generell in Trockenphasen breitflächig Wasser zugeführt werden. Auch hier sind feuchtere, kühlere Höhenlagen im Vorteil. Im kommerziellen Anbau ist Bewässerung Pflicht.
  • Die Ranken wuchern wie Schlingknöterich, sie ist schwierig zu erziehen und an Rankhilfen zu führen, schwieriger wie Wein. Triebe hören plötzlich auf zu wachsen, irgendwo von unten kommen wieder Langtriebe, nichts ist berechenbar.
  • Ein überraschender Hauptnachteil existiert erst seit ein paar Jahren, aber er ist gravierend. Kiwis werden trotz ihrer grünen Farbe radikal und vollständig von der Kirschessigfliege abgestochen. Die Früchte faulen innerhalb von Tagen, nachdem sie der Schädling angestochen hat um darin Eier abzulegen. Aus den Früchten mit dem langen Erntefenster wird stinkender, gärender Matsch und lange Naschzeit ist Geschichte. Nachdem der Mensch in seiner wahnsinnigen Gewinngier nach sofortigem und grenzenlosen Schnellstfreihandel alles unternimmt, um katastrophale Schädlinge von allen Kontinenten zu importieren, sind damit Minikiwis auch fertiggemacht worden. Hier sind Hitzsommer mal ein Vorteil: Eine Woche mit durchgängig mehr als 30°C bremst die Kirschessigfliege, oft auch bis in den Herbst hinein. Ansonsten bleibt nur, die Beeren unreif zu ernten und im Haus geschützt nachreifen zu lassen. So machen es auch die Plantagen, bei der Ernte sind sie noch hart. Dieser Punkt hat mir weitere Anbauversuche mit mehr Sorten verleidet, mit dem Qualitätsnachteil der Frühernte wird die Frucht weniger attraktiv für mich. Gegen die Kirschessigfliege hilft die beste Sorte nichts. Schutznetze kann man bei Schlingpflanzen vergessen.
  • Katzen lieben sie, sie wetzen ihre Krallen am Stamm, kratzen am Wurzelraum herum, kauen auf Blättern. eventuell ist ein Schutz nötig.
  • Die Verwendung der Früchte ist nicht so universell wie man sich erst erhofft. Trocknen gibt kein gutes Ergebnis, Saftherstellung ist mühsam und zu wenig interessant. Die Marmelade wird etwas langweilig. Mit Joghurt oder Quark schmeckt sie nicht, darin wird sie bitter weil sie das Enzym Actinidin enthält, das die Caseine der Milch spaltet. Ihre Stärke ist nur der Frischgenuss.
  • Kiwi, männliche Blüten
    Wie alle Strahlengriffel ist auch die Actinidia Arguta einhäusig. Es gibt weibliche Pflanzen und männliche Pflanzen, ansonsten findet keine Befruchtung statt. Gerne wird sie Sorte "Issai" und ein paar Nachfolger als selbstfruchtbar verkauft, aber das ist eine weitverbreitete Lüge. Kiwis sind niemals selbstfruchtbar. Issai ist rein weiblich und setzt nur deshalb einige kleine Früchte ohne Befruchter an, weil sie parthenokarp ist, also jungfernfüchtig und nicht selbstfruchtbar. Die Erträge sind damit aber gering und die Früchte bleiben klein. Die Einhäusigkeit bringt Folgerisiken mit sich. Oft stellt sich heraus, dass der Verkäufer Mist gebaut hat, nach drei Jahren bei der ersten Blüte stellt der frustrierte Nutzgärtner fest, dass alle gepflanzten Kiwigehölze männlich oder alle sind weiblich. Oder die Geschlechter werden verwechselt. Falschdeklarationen passieren bei Verkäufern leider oft. Das sind zusätzliche Risiken bei dieser Obstart, die man tragen muss. Möglichkeiten, das Geschlecht ohne Blüte vorab herauszubekommen gibt es nicht. Die Pflanzen sehen identisch aus, bis auf den Bau der Blüten.

 

Sorten


Eigene Erfahrungen habe ich mit Ananasnaya, Weiki, Maki, Kens Red, Issai und einer männlichen Befruchtersorte. Bis auf Kens Red und Issai sind das auch Plantagensorten, weil sie gute Erträge bringen und vor allem ein gutes Nachreifeverhalten zeigen. Der Eigentümer unserer örtlichen Plantage probiert auch viele neue Sorten versuchsweise aus, bleibt aber weiterhin bei den genannten, deren Vorteile immer noch überwiegen. Mittlerweile gibt es grossfrüchtigere Züchtungen, die aber wieder andere Nachteile haben.

Reiche Ernte von "Ananasnaya"
Ananasnaya wird schon sehr lange in Plantagen in Russland und Kanada angebaut. Sie hat oft eine etwas rötliche Schalenfarbe, innen ist sie wie fast alle Sorten grün. Sie schmeckt, hat wenig Probleme. Maki liegt auf gleichem Niveau. Die Pflanzen oder Früchte sind nicht auseinanderzuhalten. Im Aroma sind diese Sorten ausgereift gut. Dieser Punkt ist erreicht, wenn eine Frucht gerade eben weich geworden ist. Das Eigenaroma ist aber wie bei fast allen Minikiwis nicht wirklich stark und nach etwas Kühllagerung verschwindet es vollends, auch wenn die Früchte noch sehr gut aussehen. Zucker-, Säure- und Vitamingehalte sind durchaus hoch, ein gewisse Mundfülle ist vorhanden, aber eben nicht mit viel Eigenaroma. Es liegt genau im Stil von lange gelagerten grosser grüner Actinidia Deliciosa - Kiwis wie "Hayward". Zuckergehalte von 90° OE (18,5° Brix) bei voller Reife sind bei allen Sorten normal.

Minikiwi-Sorte Kens Red an der Pflanze
Geschmacklich und vom Ertrag zeigt dagegen Kens Red deutliche Unterschiede. Sie ist eine Hybride aus actinidia arguta und mit actinidia melanandra, dem schwarzen Strahlengriffel, der rotfleischig ist. Sie schmeckt mir deutlich besser, hat Anklänge von tropischen Aromen und wenig, aber feine Säure. Allerdings trägt sie auch weniger gut. Die Reifezeit liegt gleichauf wie die anderen Sorten im Herbst, manchmal beginnt sie etwas früher. Ihr Wuchs ist auch schwächer, was sie als Gartenpflanze besser geeignet macht wie die sehr wuchsstarken und damit pflegeintensiveren Standardsorten. So wie bei manchen andere Kiwiarten (z.B. actinidia kolomikta) lösen sich reife Früchte von selbst und fallen herunter.

"Issai" hat nur einen einzigen Vorteil, sie setzt Früchte ohne männlichen Befruchter an. Dann bleiben sie aber klein und spärlich, fallen auch gerne von selbst ab. Aber man kann sie ohne zweite Pflanze ausprobieren. Ihren Geschmack finde ich unterdurchschnittlich, sie hat einen gemüsigen Ton, den andere Sorten nicht haben. Ausserdem ist sie nicht ganz so frosthart wie die anderen Sorten. Eingekreuzt ist actinidia rufa, die nicht richtig frosthart ist.

Weiki ist die älteste deutsche Züchtung, ebenfalls problemlos, ganz ähnlich wie Maki und Ananasnaja. Auch sie zeigt gut gutes Nachreifeverhalten. Etwas kleine Früchte bei mir.

Die Ernte erfolgt am besten so, wie sie reif werden. Dass es folgernd reifende Früchte sind, erfreut den Nutzgärtner, erreicht er doch damit eine lange Phase, in der ihm die Früchte frisch zur Verfügung stehen.

Verwendung


Kiwimarmelade - naja.
Frisch essen ist auch die beste Verwendungsart. Marmelade ist etwas gewöhnungsbedürftig und sticht manchmal auf der Zunge. Mischungen können ganz gut werden. Da Kiwimarmelade sehr fest werden kann, kann man auch Säfte bei der Zubereitung hinzumischen, der Kiwianteil sollte aber 50% nicht unterschreiten. Übermengen kann man durch die Passiermühle drehen und das Mus einfrieren, später für Desserts, Kuchen, Eis verwenden. Saft ist aufwendig, das lohnt sich nicht.

In den nächsten Beiträgen wird es um Pflanzung und Anbau gehen, dann wird die Kiwiplantage der Region vorgestellt und genauer auf die beiden Geschlechter der Art eingegangen.

Samstag, 26. Oktober 2019

Süsskartoffeln: Neue Sorten

Süsskartoffelblüte
Süsskartoffeln sind seit ein paar Jahren im Standardprogramm unseres Nutzgartens. Auch dieses Jahr habe ich weitere Batatensorten ausprobiert. Da der Mai sehr kalt war, habe ich erst Ende Mai bei beginnender Sommerwärme gepflanzt. Die Hitzewochen danach mit regelmässig über 35°C gingen ohne Schäden vorbei, ab und zu habe ich aber bewässert. Nicht so im Aussengarten, wo sie ohne zusätzliches Wasser waren.

Die Ranken wuchsen ungerührt in der Hitze, ab Ende August war ein dicht schliessender Teppich mit enorm viel grüner Biomasse gebildet, einzelne Triebe gingen mehrere Meter in Nachbarbeete. Das war so beabsichtigt. Daneben standen nicht ganz dicht schliessende Kulturen mit Tomaten, Paprika, Auberginen. Auf diese Weise konnte der Platz optimal genutzt werden, pro Süsskartoffelpflanze war kein halber Quadratmeter wirkliche Freifläche nötig.

Gepflanzt habe ich die Sorten "Bonita", die ich schon mal hatte sowie "Evangeline" und die violettfleischige "Sakura". Bonita reift früh, Sakura gehört dagegen zu den hierzulande späten Sorten.

Bonita


Ist die Sorte mit den schönen Blüten. Täglich gingen morgens mehrere herrliche Büten auf, die aber ab Mittag bereits verwelken. Sie erinnern an manche Prunkwindenarten (Bataten sind mit Winden verwandt, das merkt man), es sind weisse Blüten mit violettem Inneren, durchaus dekorativ.

Laub zieht vom Pflanzplatz her ein.
Bonita gehört zu den Sorten mit der kürzesten Vegetationszeit. Dieses Jahr ist erstmalig ab Anfang Oktober das Laub gelblich geworden. Das war keine Krankheit, sondern die Pflanze hatte genug und zog ein, hatte das Ende ihrer Vegetationsperiode erreicht. Das habe ich bei Süsskartoffeln bisher noch nicht erlebt, sonst hat man immer bei noch vollgrünem Laub geerntet mit dem Eindruck, sie hätte durchaus noch einige Wochen weiter wachsen können.

Der Ertrag pro Pflanze lag bei gut 3,6 kg, noch besser wie in den letzten Jahren. Die Knollen waren wieder schön gleichmässig gross, gelegentlich verformt aber insgesamt gut zu verarbeiten. Sie wirkte dieses Jahr auch ein wenig süsser. Weissfleischig, röstet gut, zerfällt kaum. Frittiert ist sie am Besten.

Fette Ernte bei Süsskartoffel Bonita


Evangeline


Die etwas misslungene Evangeline
Eine dunkelrote Sorte, dunkler wie beispielsweise Beauregard. Grosse Pflanze, aber mit der lief etwas schief. Der Ertrag war gering, dafür fanden sich enorm viele ringelnde Wurzeln. Entweder war sie zu lange im Topf oder virusbefallen oder sonst etwas war falsch. Das Aroma erschien mir auch nicht besser wie bei der innen ebenfalls orangen "Beauregard" aus den Jahre vorher, aber süss ist sie.

Sakura


Laub der Süsskartoffelsorte Sakura
Eine Überraschung in mehrfacher Hinsicht. Zunächst mal Laub und Wuchs: Die Blätter sahen ganz anders aus wie bei den übrigen Sorten, einerseits grösser, andererseits aber stark gelappt. Offenbar gibts bei Süsskartoffelsorten für Mitteleuropa durchaus deutliche Diversität. Auch der Wuchs unterschied sich, Sakura wächst horstiger und macht weniger lange Ranken weg von der Pflanze. Als spätreifende Sorte habe ich weniger Ertrag erwartet. Die Ernte war entsprechend überraschend, fast 4 kg verwertbare Knollen. Die zudem aussergewöhnlich gerade, regelmässig und gleich gross waren. Optisch und für die Verarbeitung absolut perfekt.

Noch fettere Ernte bei Sakura
Im Aroma wirkte sie weniger süss, was an ihrer langen Vegetationszeit liegen könnte, die nichtsortenbedingte Süsse hängt mit dem Wetter am Ende ihres Wachstums zusammen. Liegt das zu spät im Herbst, kommt wenig zusammen. Das Aroma erinnerte aber an Esskastanien. Das etwas marmorierte violette Fruchtfleisch wird beim backen ganz violett, farblich ein tolles Ding im Schmorgemüse. Kocht man sie in Wasser, wird das Kochwasser grünlich. An Farben sparen Süsskartoffeln wirklich nicht.

Problem war dieses Jahr an allen Sorten die Mäuseplage, die deutschlandweit aufgetreten ist. Süsskartoffeln sind attraktiv für Mäuse, mir wurden mehrere Knollen angenagt oder aufgefressen. Auch bei Sakura, die Erträge hätte ohne Mäuse bei über 4kg gelegen.
Die marmorierte Sakura
Schale von Sakura

...und die klassischen Kartoffeln?


Derweil machen die Nachtschatten-Kartoffeln immer weniger Spass. Die Frühkartoffeln sind halbwegs gelungen, wenn auch die Erträge zu wünschen übrig liessen. Als es nach zwei Monaten Trockenheit Ende Juli (pünktlich zum hiesigen Ferienbeginn) plötzlich kräftig regnete, trieben die späten Sorten durch und wurden unbrauchbar. Knollen weich, Fehler in der Struktur, geringer Stärkegehalt. Ich hätte vorher dauerbewässern müssen, was selbst im Hausgarten nicht so einfach ist und im Aussengarten gar nicht geht.

Jedes Jahr gibt es irgendeine Katastrophe, wieso die Nachtschatten-Kartoffeln versagen und geringe Erträge haben. Mal Alternaria, mal frühe Braunfäule, ständig zu wenig Wasser, Hitzeschäden. Auch in der kommerziellen Landwirtschaft sinken die Durchschnittserträge seit etwa zehn Jahren. Mehr Fläche, weniger Ernte. Der Anbauaufwand wird immer grösser, weil ohne Bewässerung immer weniger geht. Nebenan wuchern die Süsskartoffeln mit viel weniger Aufwand, aber Flächenerträgen, die im Nutzgarten doppelt so hoch wie die Kartoffeln liegen. Werden wir bald vor allem Süsskartoffeln haben und die Nachtschatten-Kartoffeln teuer aus Island und Finnland importieren?

Frühere Beiträge:
- Süsskartoffelernte, vier Sorten und zu wenig Wasser
- Süsskartoffeln Dank Klimawandel

Sommermorgen bei den Bataten

Montag, 7. Oktober 2019

Heurige Fehlschläge

Nutzgärtner, die über viele Erfolge berichten und schöne Bilder zeigen, sind verdächtig. Es gibt keinen Nutzgarten, in dem alles gelingt und gut aussieht. Von den Kulturen, die ich im Garten stehen habe, dürfte regelmässig ein Viertel so viel Probleme haben, dass sie als ziemlich gescheitert angesehen werden müssen. Und wenn ganz neue Nutzpflanzen ausprobiert werden, dürfte die Quote sogar bei 50% liegen. Dicke Ernten sind schön, aber direkt daneben läuft immer einiges schief. Leute, die kaum Probleme haben, haben immer eine Kombination aus vielen seltenen Ressourcen oder sie lügen. Sehr viel Zeit, Gunstlage, Glück mit dem Wetter. Da gibt es dann auch Jahre, die man vorzeigen kann. Aber schon ein Jahr später kann es wieder ganz anders aussehen und es stellt sich heraus: Ausnahme, nur mal Glück gehabt.

Auch dieses Jahr gab es einen Strauss alter und neuer Reinfälle bei mir. Manchmal lässt sich ergründen, woran es lag, manchmal bleibt es ein Rätsel. Meistens bleibt es bei Vermutungen, die mit Indizien unterlegt sind. Stellen wir also die Hitliste der Gartenversager 2019 auf.

Platz 4: Yakon


Yaconpflänzchen im Oktober - nach 5 Monaten Entwicklung
Hatte ich schon 2018 und konnte da mit viel Bewässerung ein paar Knollen ernten. Dieses Jahr blieben die Pflanzen winzig klein oder gingen sogar kaputt. So langsam schält sich aus heraus, warum das so ist. Wie alle diese "Neuentdeckungen" stammt sie aus Hochlagen der südamerikanischen Tropen. Das Klima dort unterscheidet sich signifikant von dem Mitteleuropas. Die Vegetationszeit ist viel länger, keine Hitzespitzen, warme Nächte, gleichmässige Niederschläge. In unserer trockenen Sommerhitze bleiben die Pflanzen im Wachstum stehen, um dann viel zu früh im Oktober oder sogar September vom Frost erwischt zu werden.
Die Yacon dieses Jahr stand sonniger wie letztes Jahr und auf flacherem Boden. Beides mag sie nicht. Tief und feucht sowie Nachmittagsschatten gefallen ihr viel besser. Und keine Monate mit >30°C, um dann früh in den ersten Bodenfrost zu stürzen, nach dem sie sofort ihr Grün einbüsst.

Platz 3: Ulluco


Ulluco am Ende der Vegetationsperiode
Noch so eine südamerikanische Knolle. Gepflanzt, versagt. In der Sommerhitze zeitweise so sehr, dass man den Eindruck hatte, sie geht ganz drauf. Aber sie überlebte, fing erst im September zart zu wachsen an, im Oktober erreicht sie wieder den Pflanzzustand, wenigstens verträgt sie leichten Frost, wächst aber nicht mehr richtig. Die Knollen blieben winzig, eigentlich sollen sie grösser sein und lustig punktiert aussehen. In Südamerika ist sie eine Pflanze der Höhenlage zwischen 3000 und 4000 Meter in der Tropenzone. Bei uns das übliche: Viel zu heiss, viel zu kurze Phasen mit normalen Temperaturen, zu trocken. Ihr fehlen mehrere Vegetationsmonate mit Temperaturen von 10-20°C.

Platz 2: Maca


Macapflanze, trauriger Rest
Die nächste Knolle, die versagt, eigentlich eine Rübe). Und sie treibt es noch schlimmer.  Im Ursprungskontinent Südamerika wächst sie auf bis zu 4500 Meter und hält einiges an Frost aus. Angeblich schafft sie das Wachstum auch unter extremen Bedingungen. Immerhin ging sie bei mir auf und wuchs auch eine Zeitlang, wenn auch sehr langsam. Es ist ein Kreuzblütler und gehört zur Gattung der Kressen. Dann passierte das, was allen Kreuzblütlern hier mittlerweile passiert: Massenhaft Kohlerdflöhe machen sie nieder, dazu kamen noch Bodenläuse. Man konnte die von den Erdflöhen abgefressenen Reste recht leicht aus dem Boden ziehen, unten waren noch andere Lauskolonien dran. Totalschaden durch Schädlinge. Dass sie angeblich auch von Schnecken abgefressen wird, spielte bereits keine Rolle mehr, die anderen Schädlinge waren schneller. Daran wird sich auch nichts ändern, die Schädlinge sind ohne intensiven Einsatz der Agrochemie nicht zu beherrschen. In den Anden gibts die hiesigen Schädlinge in grossen Höhen nicht.

Platz 1: Eissalat


Eissalat: Schlechter Start
Mal etwas, das nicht aus Südamerika stammt, dafür um so trauriger. Und früher durchaus erfolgreich im Garten angebaut. Doch diese Zeiten sind vorbei. Nicht nur bei mir, auch andere Nutzgärtner in warmen Lagen wie meiner berichten dasselbe: Totalschaden bei den gut schmeckenden alten Sorten wie "Laibacher Eis" oder "Grazer Krauthäuptel". Schade, einer meiner Lieblingssalate ist damit dahingegangen.

Eissalat: Baldiger Hitzetod
Es handelt sich damit beileibe nicht nur um den Sommeranbau. Bereits im Frühjahr klappt es nicht mehr. Der ausgepflanzte Salat verbrannte, so wie 2018 und mehrfach in den Jahren vorher. Im Juni, in seiner Hauptwachstumszeit steigen die Temperaturen bereits weit über 30°, früher war das die absolute Ausnahme und heute die Regel. Der Salat stellt das Wachstum ein, die Blätter sind ab Mittag schlaff. Viel giessen hilft da nichts mehr. Sie nehmen von den äusseren Rändern her eine rote Färbung an, dann gehen die Pflanzen Stück für Stück ein oder schliessen ohne Kopfbildung.  Wahrscheinlich geht es noch mit Sprühwasserkühlung, aber Nebeldüsenkonstruktionen und Wasserverbrauch übersteigen meine Möglichkeiten. Wenn ich schon im Juni mit Wasser kühlen muss, ist mein Wassertank im Juli leer und ich kann den Rest des Gartens stillegen. Oder muss Leitungswasser nutzen, das grösstenteils vom Bodensee hergepumpt wird und das ich teuerst bezahlen muss.

Eissalat im Wetterwandel
Herbstanbau geht genauso wenig. Ich muss dafür im August pflanzen, da ist es zu heiss. Schon die Keimung ist schwierig, Direktsaat unmöglich. Seit Jahren bekommt man ihn  nur noch in einer Pflanzplatte zum keimen, die im kühlen Keller steht. Auch der Vollschatten im August ist zu heiss für eine Keimung. Der kommerzielle Profianbau hat ebenfalls Ausfälle von über 50%, nutzt spezielle moderne Sorten. Neuzüchtungen schön und gut, aber ich habe nur welche mit starken Abstrichen beim Geschmack erlebt. Grün gefärbtes Knitterpapier, süsslich, optimiert auf Konsistenz, Optik und automatisierte Feldtechnik, Geschmack irrelevant. Die Salatklassiker sind nicht süsslich, sondern säuerlich mit einer Spur Herbheit, im Aroma eine Kombination aus Butter und grünem Blatt. Wozu Knitterpapier anbauen? So etwas kann ich auch billig kaufen. Laibacher Eis und den Grazer Krauthäuptel nicht.

Sonntag, 29. September 2019

Edamame, willkommen im Garten

Edamameschote und -Bohnen
Das Gartenjahr hat den Herbst erreicht. Ein arbeitsreicher Spätsommer liegt hinter mir mit leider zu wenig Zeit, um viel zu schreiben. Nun wird es ruhiger. Eine der erfolgreichsten heurigen Kulturen waren Edamame - Bohnen, auch die letzten Jahre sind sie gut gelungen. Edamame sind Sojabohnensorten (Glycine max), die darauf optimiert sind, grün und unreif geerntet und gegessen zu werden. Die typische Zubereitung ist sehr einfach: Mit den Hülsen für mindestens fünf Minuten in kochendes Salzwasser werfen. Abgiessen und die Bohnen aus der Hülse lutschen. Gegessen werden sie gerne zu ähnlichen Gelegenheiten wie gesalzene Erdnüsse. Es gibt aber noch viele andere Verwendungsmethoden. Sie schmecken nussig, lecker und angeblich haben sie auch eine Reihe ganz toller Inhaltsstoffe. Die interessieren mich weniger und das in den Medien übliche wechselweise hochjubeln und verdammen von irgendwelchen Lebensmitteln ist nicht meine Sache, mir geht es um ihren Anbau im Nutzgarten und was man damit machen kann. Anbauen muss man sie wenn man keine Spezialitätenläden in der Nähe hat, denn in normale Supermärkte haben sie es noch nicht geschafft. Es gibt sie aber tiefgekühlt in Läden für ostasiatische Spezialitäten. Importiert aus Übersee.

Karriere in Mitteleuropa


Sojabohnenfeld mit Jungpflanzen
Sojabohnen sind insgesamt in unserer Region in wenigen Jahren eine sehr verbreitete und geförderte landwirtschaftliche Kultur geworden. Noch von wenigen Jahren hiess es, das Klima sei in Mitteleuropa dafür generell nicht geeignet, die Erträge zu gering. Das hat sich stark geändert und sie stehen jetzt hektarweise auf den Feldern. Oft fällt das gar nicht auf, denn sie sind sehr unscheinbar, sehen von weitem wie Buschbohnen aus, blühen auch unauffällig mit kleinen Blüten, meist weiss, manchmal violett. Eigentlich sind sie Leguminosen, die sich mittels ihrer Symbionten 80% des benötigten Stickstoffs selbst aus der Luft holen können, was den Einsatz von Stickstoffdünger stark vermindert. Das hat aber einen gewaltigen Haken, der auch uns im Nutzgarten betrifft. Das Problem ist
Edamame Blüten
nämlich, dass Sojabohnen im Gegensatz zu anderen Leguminosen dafür zwingend eine Bodenbakterienart benötigt (Bradyrhizobium japonicum), die in europäischen Böden überhaupt nicht existiert. Fehlt sie, wachsen die Sojabohnen zwar auch, benötigen aber viel zugeführten Stickstoff und verbessern den Boden nicht selbst, wie es andere Leguminosen schaffen. Der beste Vorteil von Leguminosen ist somit futsch. In der Landwirtschaft wird das Saatgut deshalb bei der Aussaat mit diesen Bakterien geimpft. Kaufen wir dagegen Edamamesorten für den Hausgarten, geht das Beimpfen mit den Bakterien nicht. In kleinen Mengen für Privatleute sind die nötigen Präparate (noch?) nicht erhältlich und die Bakterien überstehen die Lagerung im Samentütchen nicht. Edamame sind bei uns im Garten damit eine stickstoffbedürftige Kultur.

Edamame selbst anbauen


Jungpflanzenanzucht Edamame
Der Anbau ist trotzdem einfach. Sinnvoll ist vorkeimen in der Wärme, denn unter 10° C Bodentemperatur keimen sie nicht. Dafür nehme ich Standard-Anzuchtplatten oder Torfformen und säe sie darin Anfang Mai aus. Gewächshaus oder Südfenster. Vosicht, sie faulen leicht wenn man das Anzuchtsubstrat zu feucht hält. Sie dürfen keinesfalls im Wasser stehen. Mitte Mai nach der letzten Frostgefahr geht es aufs Beet hinaus, Pflanzabstand 15cm. Spätere Saaten zur Erntestreckung können noch bis 1. Juni direkt ausgesät werden, die Erde ist dann auch im Freiland warm genug. Sonnige Standorte sind gut und Trockenheit steckt sie auch gut weg. Der Grund liegt in ihren tiefreichenden Wurzeln, die bis zu 1,5m lang werden. Sie holt sich Wasser aus der Tiefe. Auch im Feldanbau ohne Bewässerung sind erstaunlich wenig Trockenprobleme zu sehen, obwohl unsere Gegend wirklich niedere Sommerniederschläge hat und auch nicht alle Pflanzungen auf gutem Boden stehen. Wenn die Körner angesetzt worden sind, braucht sie etwas mehr Wasser. Blattschäden durch Hitze, wie ich sie regelmässig an Buschbohnen im Sommer habe weil es im Garten mehrmals über 40°C heiss wird bekommen sie nicht. Das ist eine Eigenschaft, die sehr wertvoll geworden ist.

Pflanzen bei Blühbeginn
Die Pflanze wächst langsam und wird sortenbedingt zwischen 25 und 50cm hoch. Zeitweilig macht sie den Eindruck, sie würde überhaupt nicht wachsen, vor allem bei Hitze. Plötzlich erscheinen die kleinen Büten. Kultursorten der Sojabohne sind selbstfruchtbar, Fremdbefruchtung durch Pollen anderer Pflanzen ist die Ausnahme. Die Blüte enthält sehr wenig Nektar, ist für Insekten leider nicht sehr interessant. Schoten entwickeln sich im Juli, von Anfang bis Ende August kann geerntet werden. Das macht man bei Edamame, wenn die Bohnen gross, fest aber noch knallgrün sind. Danach werden Bohnen gelb und reif, die Pflanzen sterben schnell ab. Wartet man mit der Ernte zu langsam, werden die Schoten holziger, die darin befindlichen harten und gelblichen Bohnen schmecken kurz gekocht nicht mehr besonders. Grün müssen sie sein!

Ausprobiert habe ich die Sorten Tohya und Green Shell, die sich im Habitus überraschend stark unterscheiden. Tohya wird Anfang August reif, die Pflanzen bleiben niedrig, sind auch gut windfest. Green Shell wird fast doppelt so hoch, die Ernte war dieses Jahr am 29.8., also deutlich später wie Tohya. Die Bohnen wirken auch etwas grösser und es sind im Schnitt mehr Bohnen in der Hülse, die Erträge sind besser. Im Geschmack konnte ich keine Unterschiede feststellen.
Erntereif - perfekt!
Überreife Reste abgeerntet


Verarbeitung


Wegsortieren zu alter Schoten
Die Schoten sind anders als bei Buschbohnen zäh und niemals essbar, auch nicht wenn die Pflanze jung ist. Verwendet wird immer nur der Bohnenkern. Was man nicht sofort wegknabbert, kann man sehr gut einfrieren. Als eiweissreiche, gehaltvolle und aromatische Zutat gewinnen vor allem Gemüsegerichte und Salat. Sie haben zwar Eigenaroma, passen sich aber auch sehr gut an andere Gerichte an. In gebratenem Gemüse aus dem Wok machen die leuchtend grünen Bohnenkerne auch optisch viel her.

Edamamebohnen fürs einfrieren ohne Hülse kochen. Ansonsten werden sie mit Hülse gekocht.

Donnerstag, 15. August 2019

Sommerbirnenfreuden: Stuttgarter Geisshirtle

Lustiges Sommerbirnchen: Stuttgarter Geisshirtle
Mit viel Hoffnung wird sie jährlich erwartet, nun ist es endlich so weit: Die Sommerbirnensorte "Stuttgarter Geisshirtle" ist pflückreif. Den Baum habe ich seit ein paar Jahren und er trägt nun immer besser, ist bei einigen Kilo Birnen angelangt. Damit hat sich ein alter Traum erfüllt, eine der besten Frühbirnen ernten zu können. Selten ist die Birne zwar nicht, früher war sie sehr verbreitet und auch ich kannte sie schon in der Kindheit, als ich im Dorf alle Bäume der Umgebung durchprobiert habe. Heute muss man schon selber einen Baum pflanzen, um sie essen zu können.

Im Nebel der Vergangenheit


Den Namen kann man schreiben, wie man will. Gaisshirtle, Geisshirtle. Andere Namen waren Zuckerbirne, Hutzelbirne, wer so verbreitet und beliebt ist darf auch einen generischen Namen haben. Ihre angebliche Geschichte ist sehr populär und in allen Obstbüchern zu lesen. Ein Geissenhirt soll sie im 18. Jahrhundert gefunden haben. Das klingt gut und kann auch wirklich so gewesen sein. Vielleicht hat er auch nur eine weit ältere Sorte neu gefunden, vielleicht war es wirklich ein Zufallssämling aus einem Gebüsch. Die damals viel häufigeren Gehölzstreifen zwischen den Feldern waren voller Wildlinge, die zum Beispiel aus Tresterkernen aufgingen oder der Trester wurde vom Vieh gefressen und auf natürlichem Wege wieder irgendwo "ausgesät". Tatsache ist, dass so ähnliche kleine Sommerbirnen uralt sind und aufgrund ihrer grossen Beliebtheit als Hutzelbirne immer gesucht und gepflanzt waren. Jede Region hat mehrere eigene Sorten, zum Beispiel das Abrahämchen oder die kleine Muskatellerbirne, die schon Ende Juni reif sein kann. Auch die etwas spätere Sommermuskatellerbirne, früher eine Marktsorte, die Nagowitzer Birne, die Augustbirne und viele, viele mehr. Einige schafften die überregionale Verbreitung, so zum Beispiel das Geisshirtle.

Sommerbirnen?


Frisch gepflückte Geisshirtle.
Eine hing zu lange am Baum, die Gelbliche.
Sommerbirnen haben heute nur noch Kuriositätenstatus. Die Früchte erreichen zwar erstaunliche Qualität und können enorm lecker sein, sind aber klein und nicht lange haltbar. Nur auf manchen Wochenmärkten gibt es sie, an Feinschmeckerrestaurants werden einige geliefert. Der Wochenmarkt ist aber kein Beweis für Fachkunde, auch auf dem Markt bekommt man sehr oft zum falschen Zeitpunkt geerntete oder zu lange liegende Früchte. Im Lebensmittelhandel sind sie überhaupt nicht zu haben. Auch sonst keine Sommerbirnen. Da gibt es um diese Jahreszeit noch totgelagerte Restbestände von Conference des letzten Jahres im Abverkauf und die ausgesprochen aromaschwache "Limonera" (die eigentlich Dr. Jules Guyot heisst) aus Südeuropa per LKW hergekarrt. Kurz danach beginnt eigentlich die Williams Christ Saison, aber diese Sorte verschwindet ebenfalls rapide vom Markt, als aromastarke Birne passt sie nicht in den deutschen Einzelhandel, der am liebsten geschmacksfreie Einheitsprodukte mit möglichst langen Transportwegen vertreibt. Es wäre schön, könnte ich diesen Satz als Ironie kennzeichnen, leider habe ich den Eindruck, das wäre die Realität.

Fruchtbeschreibung und bester Erntezeitpunkt


Pflücken spätestens beim ersten Aufhellen der ersten Birnen
Genug der Bitterkeit heutiger Einzelhandelsrealitäten. Das Geisshirtle ist klein, aber hübsch und süss, hat keine herben Gerbstoffe. Wie bei fast allen Birnen ist der richtige Pflückzeitpunkt wichtig. Zunächst die Reifezeit: Früher sprach man von Mitte August bis Anfang September in kühleren Gegenden. Mitte August ist bei mir schon lange normal und immer wieder ist sie sogar schon ein, zwei Wochen vorher pflückreif. Ab Anfang August muss man sie gut beobachten, die Schattenseite ist grün und wird dann grüngelb. Die beste Pflückreife liegt schon kurz vor der Aufhellung. Wird sie am Baum gelb, ist sie überreif und man hat den besten Zeitpunkt verpasst, das Aroma ist bereits wieder schwächer, sie wird auch nicht mehr richtig schmelzend und vollsaftig. Die Pflückreife erkennt man, indem man sich die Birnen genau ansieht. Einzelne Früchte sind schneller, es sind Vorläuferfrüchte. Bekommen die ersten Birnen Gelbtöne, werden auch die Anderen bald so weit sein, dann sollte man den Baum abernten. Dabei hängen die Früchte gewöhnlich noch relativ fest, davon darf man sich nicht täuschen lassen.

Vollsüss, knappreif, schon aromatisch.
Erwischt man sie zum richtigen Zeitpunkt, ist sie bereits saftig und süss, aber auch noch körnig und fest im Fruchtfleisch. So schmeckt sie bereits, aber sie wird noch besser. Nach ein paar Tagen, wenn die nicht gerötete Schalenseite heller wird, wird sie weicher, schmelzend, noch saftiger, das Aroma erreicht einen Höhepunkt mit einer schönen zuckrigen Süsse, einem Oberton der manchmal als "zimtartig" beschrieben wird und feinem Säuregegengewicht. Dann ist sie äusserst delikat. Die Konsistenz wird vor lauter Saft etwas glasig, Saft sammelt sich in Bissmulden. Ihr Zuckergehalt ist hoch, dieses Jahr hat sie
70°OE / 14,4 Brix.

Angebissenes vollreifes Geisshirtle, eine hochsaftige Sache.
Ich schmecke bei ihr im knappreifen Zustand noch Erdnuss und später Pfirsich heraus. Man sitzt im August in einer schattigen Ecke, kaut und lutscht sich Birnchen um Birnchen hinein, sie wiegt ja nur um die 70g und hat damit das Grössenformat einer mässigen Feige. Der süddeutsche Liebhaber gibt sich gar nicht erst mit dem Birnenbutzen ab und isst mit spitzem Munde darum herum, sondern er greift sich das Birnle am Stiel und isst sie bis auf den Stiel ganz. Plötzlich ist die Schüssel schwuppdiwupp leergegessen. Eine Woche ist sie gut, dann bräunt sie vom Kernhaus her, teigt und matscht dann, das Vergnügen ist schon vorbei.

Verwendung?


Blattform, oft mit deutlicher Spitze
Aber das Vergnügen ist nicht ganz rum, denn wie alle alten Sorten ist sie auch eine erstklassige Verarbeitungsfrucht. Hauptverwendung war früher das Dörren, man hat Hutzelbirnen hergestellt, eines der wichtigsten landwirtschaftlichen Produkte überhaupt. Auch Einkochen geht sehr gut bei ihr, sie zerfällt nicht gleich, die Lake bräunt nicht und trübt kaum. Nur der Vorbereitungsaufwand mit den kleinen Früchten ist erhöht. In der Küche ist sie eine Dessertfrucht, man kann sie zum Beispiel mit Stiel in Schokolade tauchen und dann kühl stellen. Schokolierte Sommerbirnen. Vorher kurz dünsten oder nicht ist Geschmackssache. Saft lohnt sich nur, wenn man wirkliche Übermengen eines grossen Baums hat. Man sollte sie aber früh pressen, schon vor der optimalen Genussreife und auch nicht lagern. So ist die Maische noch leichter pressbar.

Eigenschaften des Baums


Blütenknospenansatz am Geisshirtle
Der Baum zeigt sich bei mir ausgesprochen robust und problemlos. Die Sorte gelingt auf schwächeren wie auf stärkeren Unterlagen. Auch in meiner immer zu trockenen warmen Lage mit dem schlechten, für Birnen sehr schwierigen weil zu flachgründigem Boden fruchtet sie gut und reichlich. 2018, als es von Juni bis November nicht regnete und heiss war, erlitt sie wie alle anderen Bäume Blattschäden und die Früchte reiften nicht mehr aus. Aber der Baum trieb im nächsten Jahr wieder normal aus, blühte wie immer reichlich und setzte an - kein Totholz fiel an, im Gegensatz zu anderen Birnen. Sie alterniert auch nicht, ist nicht
Trockenschaden August 2018
empfindlich auf Blütenfrost und schlechtes Wetter. Der Baum wächst anfangs kräftig. Schorf hat sie nicht, in Luftfeuchten Lagen soll aber Zweigschorf ein Problem sein. Das grösste Problem stellen nicht nur bei mir die Zerstörungen durch Vögel dar. Schon vor der Reife werden die Birnen durch verschiedene Vogelarten angehackt. Solange mein Baum klein genug dazu ist, werfe ich ein Netz über die Krone, irgendwann wird das nicht mehr gehen. Auch der Schnittaufwand ist mässig, wenn die Krone stimmt kümmert man sich vor allem noch darum, dass er nicht zu hoch wird und verjüngt später die Seitenäste. Sie hat keine Wuchsanomalien. Sie muss nicht auf einer Obstwiese stehen, als Spindel erzogen auf einer Quittenunterlage ist sie für einen Hausgarten passend und nützlich.

Reicher Fruchtansatz am Stuttgarter Geisshirtle
Nochmal ohne Sonne, um ein besseres Gefühl für Farbe und Schale zu bekommen

Noch ein Wort zu anderen kleinen Sommerbirnen: Neben dem Geisshirtle habe ich auch eine Sommermuskatellerbirne und die Petersbirne, auch mit der kleinen Muskatellerbirne habe ich eigene Erfahrungen. Dazu später mehr Details. Als Sommerbirnen sind sie alle ein Genuss. Die Petersbirne ist sogar noch einige Wochen früher reif, schon Mitte Juli. Da liegt noch nicht einmal die "Limonera" aus Portugal im Laden.