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Süsskartoffelblüte |
Süsskartoffeln sind seit ein paar Jahren im Standardprogramm unseres Nutzgartens. Auch dieses Jahr habe ich weitere Batatensorten ausprobiert. Da der Mai sehr kalt war, habe ich erst Ende Mai bei beginnender Sommerwärme gepflanzt. Die Hitzewochen danach mit regelmässig über 35°C gingen ohne Schäden vorbei, ab und zu habe ich aber bewässert. Nicht so im Aussengarten, wo sie ohne zusätzliches Wasser waren.
Die Ranken wuchsen ungerührt in der Hitze, ab Ende August war ein dicht schliessender Teppich mit enorm viel grüner Biomasse gebildet, einzelne Triebe gingen mehrere Meter in Nachbarbeete. Das war so beabsichtigt. Daneben standen nicht ganz dicht schliessende Kulturen mit Tomaten, Paprika, Auberginen. Auf diese Weise konnte der Platz optimal genutzt werden, pro Süsskartoffelpflanze war kein halber Quadratmeter wirkliche Freifläche nötig.
Gepflanzt habe ich die Sorten "Bonita", die ich schon mal hatte sowie "Evangeline" und die violettfleischige "Sakura". Bonita reift früh, Sakura gehört dagegen zu den hierzulande späten Sorten.
Bonita
Ist die Sorte mit den schönen Blüten. Täglich gingen morgens mehrere herrliche Büten auf, die aber ab Mittag bereits verwelken. Sie erinnern an manche Prunkwindenarten (Bataten sind mit Winden verwandt, das merkt man), es sind weisse Blüten mit violettem Inneren, durchaus dekorativ.
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Laub zieht vom Pflanzplatz her ein. |
Bonita gehört zu den Sorten mit der kürzesten Vegetationszeit. Dieses Jahr ist erstmalig ab Anfang Oktober das Laub gelblich geworden. Das war keine Krankheit, sondern die Pflanze hatte genug und zog ein, hatte das Ende ihrer Vegetationsperiode erreicht. Das habe ich bei Süsskartoffeln bisher noch nicht erlebt, sonst hat man immer bei noch vollgrünem Laub geerntet mit dem Eindruck, sie hätte durchaus noch einige Wochen weiter wachsen können.
Der Ertrag pro Pflanze lag bei gut 3,6 kg, noch besser wie in den letzten Jahren. Die Knollen waren wieder schön gleichmässig gross, gelegentlich verformt aber insgesamt gut zu verarbeiten. Sie wirkte dieses Jahr auch ein wenig süsser. Weissfleischig, röstet gut, zerfällt kaum. Frittiert ist sie am Besten.
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Fette Ernte bei Süsskartoffel Bonita |
Evangeline
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Die etwas misslungene Evangeline |
Eine dunkelrote Sorte, dunkler wie beispielsweise Beauregard. Grosse Pflanze, aber mit der lief etwas schief. Der Ertrag war gering, dafür fanden sich enorm viele ringelnde Wurzeln. Entweder war sie zu lange im Topf oder virusbefallen oder sonst etwas war falsch. Das Aroma erschien mir auch nicht besser wie bei der innen ebenfalls orangen "Beauregard" aus den Jahre vorher, aber süss ist sie.
Sakura
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Laub der Süsskartoffelsorte Sakura |
Eine Überraschung in mehrfacher Hinsicht. Zunächst mal Laub und Wuchs: Die Blätter sahen ganz anders aus wie bei den übrigen Sorten, einerseits grösser, andererseits aber stark gelappt. Offenbar gibts bei Süsskartoffelsorten für Mitteleuropa durchaus deutliche Diversität. Auch der Wuchs unterschied sich, Sakura wächst horstiger und macht weniger lange Ranken weg von der Pflanze. Als spätreifende Sorte habe ich weniger Ertrag erwartet. Die Ernte war entsprechend überraschend, fast 4 kg verwertbare Knollen. Die zudem aussergewöhnlich gerade, regelmässig und gleich gross waren. Optisch und für die Verarbeitung absolut perfekt.
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Noch fettere Ernte bei Sakura |
Im Aroma wirkte sie weniger süss, was an ihrer langen Vegetationszeit liegen könnte, die nichtsortenbedingte Süsse hängt mit dem Wetter am Ende ihres Wachstums zusammen. Liegt das zu spät im Herbst, kommt wenig zusammen. Das Aroma erinnerte aber an Esskastanien. Das etwas marmorierte violette Fruchtfleisch wird beim backen ganz violett, farblich ein tolles Ding im Schmorgemüse. Kocht man sie in Wasser, wird das Kochwasser grünlich. An Farben sparen Süsskartoffeln wirklich nicht.
Problem war dieses Jahr an allen Sorten die Mäuseplage, die deutschlandweit aufgetreten ist. Süsskartoffeln sind attraktiv für Mäuse, mir wurden mehrere Knollen angenagt oder aufgefressen. Auch bei Sakura, die Erträge hätte ohne Mäuse bei über 4kg gelegen.
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Die marmorierte Sakura |
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Schale von Sakura |
...und die klassischen Kartoffeln?
Derweil machen die Nachtschatten-Kartoffeln immer weniger Spass. Die Frühkartoffeln sind halbwegs gelungen, wenn auch die Erträge zu wünschen übrig liessen. Als es nach zwei Monaten Trockenheit Ende Juli (pünktlich zum hiesigen Ferienbeginn) plötzlich kräftig regnete, trieben die späten Sorten durch und wurden unbrauchbar. Knollen weich, Fehler in der Struktur, geringer Stärkegehalt. Ich hätte vorher dauerbewässern müssen, was selbst im Hausgarten nicht so einfach ist und im Aussengarten gar nicht geht.
Jedes Jahr gibt es irgendeine Katastrophe, wieso die Nachtschatten-Kartoffeln versagen und geringe Erträge haben. Mal Alternaria, mal frühe Braunfäule, ständig zu wenig Wasser, Hitzeschäden. Auch in der kommerziellen Landwirtschaft sinken die Durchschnittserträge seit etwa zehn Jahren. Mehr Fläche, weniger Ernte. Der Anbauaufwand wird immer grösser, weil ohne Bewässerung immer weniger geht. Nebenan wuchern die Süsskartoffeln mit viel weniger Aufwand, aber Flächenerträgen, die im Nutzgarten doppelt so hoch wie die Kartoffeln liegen. Werden wir bald vor allem Süsskartoffeln haben und die Nachtschatten-Kartoffeln teuer aus Island und Finnland importieren?
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Sommermorgen bei den Bataten |
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