Donnerstag, 27. September 2018

Das heisse Wüstenjahr

Was für ein Jahr für den Nutzgärtner... wenn so der Klimawandel aussieht, dann ändert sich nicht nur etwas, sondern alles.

In unserer sowieso schon trockenen Gegend war es besonders extrem. Unsere Klimadaten zeigen den gesamten Sommer und Frühling über ein Jahr, das durchweg heisser und trockener war wie das Wetter in Casablanca in Marokko, Nordafrika. Wir hatten 22 Tagen mit mehr als 32°C, in Casablanca waren es nur vier. Die letzten nennenswerten Niederschläge gab es bei uns Anfang Juni. Zusammen mit der Hitze wurde die Katastrophenschwelle für den Garten Ende Juli überschritten und fürs Obst Mitte August. Es gab ab und zu Regen - aber das war nur soviel, dass er nicht einmal auf den Boden gelangte, sondern die wenigen Tropfen schon auf den Blättern wieder verdunsteten.

30° bis Mitte September und wenige Tage später ein Absturz in kräftigen Bodenfrost am 26.9., damit war dann auch die Hoffnung auf einen Herbst zerstört in dem der Garten bei mässigen Temperaturen noch einige Wochen gedeihen konnte. Die Kulturen gingen stattdessen nahtlos vom Hitzeschaden in den Frostschaden über. Kürbis, Süsskartoffeln, Yakon, Paprika - Frostschaden. Trotzdem gibts wichtige Erkenntnisse, die uns dieses Jahr beschert, Erkenntnisse wie sich Anbautechniken und Gartenkulturen verändern müssen, um noch etwas zu ernten, wenn dieses Wetter in Zukunft häufiger vorkommt. Auf Erfahrungen kann man kaum zurückgreifen, alles ist sehr neu und einzigartig.

Der Nutzgarten


Zuckerhut verzwergt und hat Innenbrand
Die Dauerhitze sorgte für Schäden an 80% der Kulturen. Es zeigte sich, dass Überkopfbewässerung unumgänglich war, um Blatt- und Brandschäden zu verringern. Pilzkrankheiten waren kein Problem, da alles sofort wieder abtrocknete. In der letzten Juliwoche ging unserer Regenwasserzisterne das Wasser aus.  Die 7500 Liter reichten für 100 Quadratmeter acht Wochen lang. Wer sich also eine Zisterne anschafft: So gross wie nur irgend möglich. Nur wer Wasser hat, kann ernten. Sehr viel Wasser. Ausgebracht nicht nur per Tropfschlauch, sondern per Beregnung, um Blätter zu kühlen und die oberen Bodenschichten zu befeuchten, was für Flachwurzler und Jungpflanzen wichtig ist. Einige der Erkenntnisse:

Es zeigt sich schon seit Jahren: Kartoffeln werden bei trockener Hitze nichts. Braunfäule bleibt aus, das ist aber auch schon der einzige Vorteil. Das Kraut bekommt Hitzeschäden, bleibt dünn, die Knollen winzig. Obwohl der Boden im Juni noch feucht war, ging ohne Bewässerung überhaupt nichts, die Ernte war trotzdem elend schlecht, späte Sorten hatten Totalschaden. Süsskartoffeln sind gelungen, aber nur wenn dauernd bewässert wurde. Klappte das nicht wie in unserem Aussengarten: Totalschaden.

Sonnenbrand an Paprika
Wärmeliebende Sorten wie Paprika oder Tomaten profitierten nicht, sondern litten. Tomaten hatten Hitzeschäden und bekamen stark Alternariakrankheit wie es sonst das Hauptproblem in Spanien ist. Paprika wuchsen nicht mehr und Blüten fielen unbefruchtet ab, vermutlich weil die Pollen geschädigt wurden. Den Flachwurzlern konnte man gar nicht genug Wasser heranschaffen, sie hatten jeden Tag stark hängende Blätter. Alle südseitigen Früchte bekamen Sonnenbrandschäden. Sogar die sonst sehr hitzefesten Auberginen strichen die Segel, die Früchte wurden gallenbitter, weil die Pflanzen Stress hatten.

Eine positive Überraschung waren früh ausgesäte gelbe Rüben / Karotten. Sie wuchsen mit etwas Zusatzwasser unbekümmert durch die Hitze und setzten kräftig-grosse Wurzeln an. Weniger gut erging es Spätsaaten, die gar nicht mehr aufgingen oder laubgeschädigt klein blieben.

Sellerie, hitzeverbrannt, keine Knolle gebildet
Pastinake, Sellerie, Petersilienwurzel: Kein Aufgang, Schäden (Pastinake), kompletter Ausfall (Petersilienwurzel, Maca) oder Kümmerwuchs mit Blattschäden (Sellerie, Zwiebeln). Bewässerung nutzte nichts mehr.

Salate erlebten Totalschaden, sogar der eigentlich sehr hitzetolerante Eissalat und Bataviasalat. Verkümmert, schlaff, von den Rändern her nekrotisch. Der einzige Salat mit brauchbarer Ernte war früh vorgezogener Romanasalat, spätere Auspflanzungen verkümmerten. Zuckerhut für den Herbst, gesetzt im Juli und August hatte Totalschaden. Er verträgt die Dauerhitze nicht, egal wieviel Wasser er bekommt. Der verwandte Endivien verkümmerte entweder oder er ist geschossen. Gut geworden sind alle Radicchiosorten unter stetiger, flächiger Bewässerung. Vorziehen war generell Pflicht.

Melonen, Gurken - sogar diese Kinder der Hitze hatten Sonnenbrandschäden an Blättern und Früchten, ausserdem wurde der Krankheitsdruck nicht schwächer, nur die Krankheiten wechselten. Gurken verabschiedeten sich bereits im Juli. Wassermelonen sind gelungen. Kürbisse ebenfalls, aber nur wenn sie direkt im wasserspeichernden Pferdemist standen. Dann war die Ernte sehr gut. Sorten sind gut gewachsen, die sonst nur in Italien etwas werden. Leider wurden dann doch viele Früchte nicht reif, weil der extreme Absturz in den Frost im September die Pflanzen frühzeitig tötete. Der Frost war so heftig, dass sogar die Früchte Schäden hatten.

Ananaskirsche, Hitzeexitus
Ebenfalls positiv: Zuckermais. Schaffte man es, den Boden feucht zu halten, wuchs er unbekümmert in die Hitze hinein und da es bis September eine Gewitterböen gab, hat es ihn auch nicht umgerissen wie es dabei oft passiert. Die Sturmfront Mitte September hat die Spätsaaten allerdings ausnahmslos umgerissen.

Buschbohnen hatten Zwergwuchs, schwachen  Fruchtansatz, früher Tod. Spätsaaten teilweise erfroren.

Physalis und Ananaskirsche - Pflanzen permanent unrettbar im Hitzestress, Wachstumsstopp und Abwurf der halbreifen Früchte. Physalis sind empfindlicher wie gedacht.

Fenchel - Frühlings und Sommeraussaat Totalschaden, geschossen.

Kohlgemüse hatte ich dieses Jahr nicht. In der Presse stand allerdings, dass die Erträge kommerzieller Anbauer aller Kohlgemüse drastisch gesunken sind und nicht nur Preissteigerungen, sondern leere Regale drohen. Das gesamte Wintergemüse wird sehr knapp. Importe sind nicht möglich, weil die Nachbarländer unter denselben Problemen gelitten haben.

Das Obst


Sommerbirne Stuttgarter Geisshirtle -verbrannt
Das war ohne Wenn und Aber eine totale Katastrophe. Der sehr gute Fruchtansatz von hundert Bäumen verschiedenster Sorten auf den Obstwiesen wurde bis auf eine einzige Quitte komplett zerstört. Und ein paar Walnüsse sind reif geworden. Obst zu ernten gab es nur am Hausgarten, wo konsequent bewässert werden konnte. Das war doppelt bitter, da es letztes Jahr ebenfalls Totalschaden gab Dank eines extremen Spätfrostereignisses. In anderen Gegenden war es noch mal schlimmer, dort war auch das Jahr davon nichts zu ernten, weil es dort im Sommer schweren Hagelschlag gab. Der Trend sieht danach aus, dass sich das milde Mitteleuropa in eine instabile Gegend voller Extreme entwickelt, die uns so einiges ausknipsen. Da Deutschland mit seiner hohen Bevölkerungsdichte und geringen landwirtschaftlichen Möglichkeiten sowieso schon der grösster Lebensmittelimporteur der Welt ist, kann man nur hoffen dass es weiterhin jemand gibt, der uns etwas verkauft.

Die Situation war je nach Bodenart und lokalen Gewitterereignissen unterschiedlich. Ein paar Kilometer weiter südlich zog einmal ein Augustgewitter mit einmaligem Regen durch, kombiniert mit den tiefgründigen Böden dort rettete das die Obsternte. Bei uns nicht.

Glockenapfel, Trockenschaden
Äpfel haben durchweg Totalschaden. Die Früchte sind 3cm gross geblieben, trocken, bitter, verwelkt. Das zeichnete sich schon im Juli ab. Alle Neupflanzungen sind vertrocknet (ein Schaden von einigen hundert EUR), ältere Bäume verbrannt. Es gab keine Sorten und keine Unterlagen, die das ausgehalten haben.

Birnen haben allesamt Blattschäden von der Hitze, aber dort wo sie tief wurzeln konnten und auf arteigener Unterlage standen (pyrus hat eine Pfahlwurzel), haben sie relativ lang durchgehalten, bis etwa Ende August. Dann war auch dort die Grenze erreicht.

Die Pfirsichernte. 2-3cm Fruchtleichen, abgeworfen.
Zwetschgen, Renekloden, Mirabellen - klein, bitter, trocken, ungeniessbar. Einige Bäume wurden zudem in der Sturmfornt vom September umgerissen, weil das Holz trocken und nicht mehr biegsam war. Auch südliche Arten wie Pfirsiche hatten früh Totalschaden. Am längsten hielten Mirabellen durch. Weiter südlich kamen sie sogar bis zur Reife.

Quitten hielten wurzelecht am längsten durch. Ein alter Baum hat sogar fast normalgrosse Früchte. Das sind die wahren Hitze- und Trockenkönige.  Junge Bäume bekamen nur unbrauchbare Minifrüchte.

Das Wildobst ist fast durchweg verbrannt, vertrocknet. Kornelkirschen, Ribes-Arten, Ölweiden, Aronia, Sanddorn, alle kamen sie an Grenzen und starben oder gingen ins Trockennotprogramm mit Blattabwurf.

Kornelkirsche, vertrocknete Zwergfrüchte

Dienstag, 18. September 2018

Tafeltraubentest: Sorte Druschba

Heute im Tafeltraubentest, da wir gerade die Letzten verspeisen: Die gelbe Sorte "Druschba" (=Freundschaft). Angeblich ist sie eine Kreuzung aus Muskat Hamburg (Muskattrollinger) und Madeleine Angevine. Das halte ich für zweifelhaft, denn dann hätte sie keine Resistenzgene aus anderen Vitis-Arten.

Tafeltraube Druschba, knapp vor Vollreife

Ich habe sie seit ein paar Jahren und bin im Grossen und Ganzen zufrieden mit ihr. Vor kurzem (Mitte September) erntete ich die letzten Beeren ab. Hier die Kurzübersicht meiner Testbewertung:




Wuchs und Krankheiten


Druschba, Laub immer etwas hell
Der Wuchs dieser Sorte zeigt sich mittelstark. Sie hat bei mir Jahr für Jahr auffallend helles Laub, danebenstehende Sorten nicht - es liegt nicht an Boden, Nährstoffen, Unterlage. An Stiellähme und falschem Mehltau leidet sie nicht, aber in warmen Jahren an echtem Mehltau. Das Laub stirbt schnell im Frühherbst. Die Beeren werden stellenweise auch leicht Mehltaubefallen, bleiben aber essbar. Botrytis an den Beeren kommt bei Vollreife, entwickelt sich aber so langsam dass sie kein Problem darstellt. Wespenfrass durchschnittlich, Kirschessigfliegenbefall vorhanden obwohl es eine helle Sorte ist. Insgesamt mässig gesunde Sorte mit mehreren Abstrichen. Aber nichts davon ist wirklich kritisch oder ein Spielverderber.

Mitte September, Laub wird krank

Ertrag und Pflege


Überreife Traube, Botrytis und Reste leichten Mehltaubefalls
Frostschäden kann Druschba ein bisschen kompensieren, indem sie kleinere Ersatzgescheine ausbildet. So kann man trotz Spätfrostschäden noch etwas ernten. Ist es zur Blütezeit heiss, verrieselt sie leider kräftig. Bei normalem Wetter bilden sich viele relativ kleine, lockere Trauben. Wer grosse, schwere, optisch beeindruckende Trauben sehen will ist mit dieser Sorte falsch bedient. Der Vorteil ist, dass sie wenig ausgedünnt werden muss. Zweckmässigerweise halbiert man die Trauben dann nicht wie bei grosstraubigen Sorten, sondern schneidet alle Fruchtansätze an einem Trieb ab, die nach den ersten oder zweiten Trauben kommen. Der Gesamtertrag von Druschba bleibt mässig.

Traube und Beeren


Druschba, halbierte Beeren mit Kernen
Sie werden meistens Anfang September reif (der Rekord liegt bei Mitte August), bleiben zwei bis drei Wochen auf dem Höhepunkt und bauen dann langsam ab. Die Beeren bleiben mittelgross, sind in der Grösse variabel, Form rund, selten etwas ovaler. Gewicht bis 7g. Ihre Farbe ist blasses Grüngold, ganz ansprechend wenn sie nicht zu locker in der Traube hängen. Die Haut ist fest, prall, knackig. Im Mund wirkt sie flüssig statt fleischig. Die Kerne stören leider, aber sie sind wenigstens nicht besonders gross und neigen im Mund nicht zum splittern. Die Haut stört nicht beim kauen.

Inhaltsstoffe, Aroma und Verwendung


Hat viel Zucker, liegt bei knapp 90° OE. Auch etwas Säure ist anfangs vorhanden, dann weniger. Kennzeichnend für die Sorte ist ein starkes Muskataroma, das durch die zuckrige Süsse kräftig hervortritt. Der Stil ist sehr blumig, aber geschmacklich etwas einseitig, denn sonst ist wenig Substanz da. Wer auf so blumig-süssen Geschmack steht, wird sie lieben. Das Aroma hält sich lange in die Überreife hinein und übersteht ein, zwei Tage Lagerung. Häufig veratmen sich diese Aromen schnell, aber bei Druschba ist die Dosis so hoch, dass der Abbau gar nicht so schnell gehen kann. Der Nachteil ist, dass sie penetrant wirken kann. Viel auf einmal essen kann man nicht von ihr.

Wegen der Kerne und Beerengrösse ist sie fürs trocknen ungeeignet. Saft wird gut, aber sehr süss. Angegoren als Federweisser schmeckt sie auch, aber vergoren wird sie irgendwie unharmonisch, Säure fehlt. Durch den Muskatgeschmack passt sie nicht immer zu anderen Lebensmitteln. Sehr gut präsentiert sie sich sie in Mischung mit Trauben anderer Sorten, wenn die Abwechslung zum starken Muskataroma nicht weit ist. Als Vertreterin kräftigen Muskatgeschmacks passt sie in den Hausgarten-Tafeltraubenkanon, aber ausladend Platz würde ich ihr nicht einräumen.

Hintergrundinformationen zum Standort


Freistehend, sehr warm und trocken, was echten Mehltau begünstigt. Der Boden ist schwer und flachgründig. Milde Winter, deshalb keine Angaben zur Frostfestigkeit möglich. Früher Austrieb, deshalb immer Spätfrostgefahr. Keine oder wenig Düngung, Pflanzenschutzmassnahmen in der Regel nicht.


Rechts Druschba.

Freitag, 14. September 2018

Melonen: Koreanische Chamoe-Melonen

Einige Chamoe-Melonen
In Korea habe ich sie kennengelernt und täglich gegessen, die kleine gelbe Melone, die dort häufig und überall zu haben ist. Sie ist anders als die in Europa populären Melonen fest und knackig, etwa wie eine frische Einlegegurke. Grösse und Gewicht entsprechen meist einem grösseren Apfel. Die Farbe ist leuchtend gelb mit hellen Rippen und bleibt so. Der Duft ist bei reifen Früchten kräftig und eigenständig. Sie schmeckt nur mässig süss, aber der Zuckergehalt der Früchte erreichte bei meinen im Nutzgarten angebauten Pflanzen immerhin 65° OE. Neuere Züchtungen sind noch deutlich süsser und grösser, da sind bereits 500g üblich. Auch das Aroma ist eigenständig, unreif ist es noch gurkig-neutral, reif mit einem angenehmen, nicht vergleichbaren Ton, der sich gut an andere Dinge anpasst. Sehr reif duftet sie etwas nach Erdnuss. Gegessen wird sie entweder dünn geschält oder mit Schale, wie ein Apfel. Auch die Kerne und das Kernhaus werden mitgegessen, solange es saftig ist, es ist der süsseste Teil der Melone. Wird sie überreif, dann bildet das Kernhaus mehr Kavernen.

Geschichte

Reife Chamoe. Unten noch eine Cantaloupe-Melone.

Alle Zuckermelonen entstammen einem gemeinsamen Vorfahren mit Gurken und wurden zuerst vermutlich in Nordindien kultiviert. Von dort verbreiteten sie sich nach Westen und nach Osten. Richtung Westen entstand unter anderem eine grosse, vielfältige Zuckermelonenfamilie daraus, Richtung Osten entstanden schon vor 1500 Jahren ebenfalls süssere, melonenartige Sorten - unter anderem die Chamoe-Melone (참외), Cucumis melo L. var. makuwa oder Cucumis koreana.

Wahrscheinlich ist sie am nächsten mit der Sikkim-Gurke aus Ostindien verwandt. Heute gibt es in Ostasien mehrere Variationen dieses Typs, auch mit grauer und grüner Schale und bereits etwas Süsse. Der Trend bei Chamoe geht zu mehr Süsse und mittlerweile werden auch westliche Zuckermelonen eingekreuzt, um das zu erreichen.

Über die Art ist in Europa fast nichts bekannt. In den USA hat sie sich auch nicht durchgesetzt und blieb ziemlich auf die asiatischen Einwanderergemeinden beschränkt. In Japan und China kennt man sie, dort gibt es auch eigenen Kreuzungen und Varietäten in diesem Stil, aber wirklich häufig ist sie nicht. In Korea ist sie dagegen extrem populär. Sie ist als einer der nationalen Schätze klassifiziert und es gibt ein Melonenfestival östlich von Seoul.

In Korea werden sie heute in gut belüftbaren Foliengewächshäusern auf dem Feld kultiviert, so wie das in Deutschland ebenfalls bei vielen Kulturen gemacht wird, z.B. frühe Erdbeeren. Die Pflanzen wachsen bodendeckend auf Vlies, Pflanzenschutz gegen Pilzkrankheiten ist üblich. Eine aufziehbare Schattierung gegen zu grosse Hitze ist ebenfalls üblich. Ende Mai beginnt bereits die Haupternte, am letzten Maiwochenende findet auch das Melonenfestival statt. So früh schafft man es selbst im geschützten Anbau im deutschen Klima nicht. Bei den hiesigen Späfrösten und kühlen Nächten bis Mai kann die Auspflanzung erst knapp zwei Monate später erfolgen, unter Folie holt man bestenfalls zwei Wochen Ernteverfrühung heraus.

Reife und reif werdende Melonen am Zaun
In Korea habe ich mich durch die am Markt erhältlichen Sorten durchprobiert, die Geschmacks- und Typenbandbreite war aber für den Nicht-Insider nicht gross. Auch verschiedenartigere Variationen sind vorhanden, die es wie bei Obst in Deutschland nur nicht auf den Markt schaffen, der Markt verlangt Normierung. So gibt es z.B. noch Froschmelonen (Gaeguri-chamoe, wird gern gekocht) oder Apfelmelonen (Sagwa-chamoe). Schliesslich habe ich Sämereien in Korea gekauft, um zurück in Deutschland den Anbau auszuprobieren, die ersten Versuche im grossen Topf. Weitere Recherchen ergaben, dass eine Sorte auch in Deutschland für Hobbygärtner erhältlich war, die "Goldstar", mittlerweile ist sie aber nicht mehr verfügbar. Schliesslich liess ich mir Samen aus Italien und dann aus den USA schicken. Die Qualität ist leider unterschiedlich, bei einer Lieferung aus den USA hatte ich den Eindruck, das wären nur sich aufspaltende F2-Hybriden von einer im Gemüseladen gekauften Melone. Da hat jemand einfach Kerne aus einer Marktfrucht (kommerzielle Sorten sind alles F1-Hybriden) genommen und verkauft, ein gutes Geschäft. Die Pflanzen brachten ungleichmässige Früchte, auch eine weniger gute Färbung.

Details zum Anbau


Gesunde Jungpflanze
Weibliche Blüte
Sie keimten sehr gut, wuchsen schön los und fruchteten leicht. Vorziehen, Anbautechnik entspricht der bei anderen Melonen. Das gelang aber nur in einem lufttrockenen Warmjahr. Ansonsten litten sie exakt unter denselben Problemen wie alle Melonen in Mitteleuropa und viele Gurken im Freiland: Endlos Krankheiten, so dass die Pflanzen es oft nicht bis zur Reife der Früchte schafften. Mittlerweile bekomme ich das besser hin, aber der Weg war lang. Sie sind im Anbau und den Bedürfnissen weder schwieriger noch einfacher, verglichen mit anderen Melonen. Anfälliger sind sie gegen Wurzelkrankheiten, etwas weniger anfällig gegen Brennflecken und Alternaria. Echter und falschen Mehltau so wie andere Melonen. Falscher Mehltau ist in feuchten Jahren der häufigste Spielverderber. Man sollte viele Pflanzen vorziehen und eine Reserve zurückbehalten, um früh eingegangene Pflanzen ersetzen zu können. Der Platzbedarf liegt etwa wie bei Charentaismelonen, pro Quadratmeter kann man eine oder zwei Pflanzen setzen, im kommerziellen Anbau sind es mehr. Von selbst rankt sie nicht besonders, man kann sie aber gut an einem Rankgitter führen. Sie benötigen Bodenfeuchte, aber insgesamt nicht viel viel Wasser und halten in sommerlichen Trockenperioden lange durch. Im Gegensatz zu europäischen Zuckermelonen benötigen sie keine Brettchen als Unterlage, um die Schale vor Fäulnis zu schützen. Auf gut versorgtem Boden können die Früchte ungewöhnlich gross werden, dann liegen sie nicht mehr bei 300g, sondern können 800g erreichen, im Ausnahmefall auch schon mal ein Kilo. Sie fruchten kontinuierlicher wie die meisten andere Melonen und sind damit für den privaten Nutzgarten sehr wertvoll, wo man gleichzeitig reifende Schwemmen nicht schätzt.

Wann ist sie reif?


Stiel hat sich gelöst - reif
Die alte Frage stellt sich auch bei Chamoe-Melonen: Wann sind sie reif? Ich hatte schon Sorten, die bei Reife vom Stiel gegangen sind. Andere, leider auch die Neueren tun das nicht. Überreife Melonen verlieren die Saftigkeit im Kernhaus und gehen dann an Schalenfäule ein. Ein gutes Kriterium ist die genaue Beobachtung des Stiels und der Schale. Verlieren die hellen Rippen zwischen der quietschgelben Rinde den letzten Grünschimmer, kann man ernten. In diesem Zustand kann man sie aber auch noch gute eine Woche an der Pflanze lassen. Beginnt der Stielansatz bräunlich zu werden, erscheinen kleine Risse an der Frucht, dann beginnt die Phase der Überreife und man sollte sofort ernten. Einmal geerntet lassen sie sich wie eine Gurke bis zu einer Woche kühl lagern und erfreuen am Anfang mit einem schönen Duft.
Vollreife, Stiel hat erst Verkorkungszeichen
Überreif, Risse. Sie fault aber nicht so schnell.

Überreif - kräftige Kavernenbildung, leichte Holzigkeit
Und Exitus - Faulstellen beginnen oft am Blütenende

 

Essen


Dünn geschält, kellerkühl schmecken sie mir am Besten, aber man kann sie auch ungeschält essen. Mit Allem. Mit Kernen und ihren gelatinösen Hüllen, die besonders lecker ist. Eine kleinere Melone ist die ideal Portionsgrösse für eine Person für den Obstanteil des Früchstücks. Kühlung für längere Lagerung über maximal eine Woche hinaus halte ich für sinnlos, weder hält sie länger noch gewinnt sie kühlschrankkühl an Geschmack. Sie ist geschmacklich sehr anpassungsfähig an andere Zutaten.

Vermehrung


Verkreuzte Melonen, Chamoe und Charentais
Will man sie per Samen vermehren, ist auf Selbstbefruchtung zu achten. Man bringt den weiblichen Blüten am Tag des Aufblühens mit dem Pinsel Pollen von männlichen Büten oder tütet weibliche Blüten zur Sicherheit vor der Aufblühen ein, damit nicht ein Insekt doch noch schneller ist. Sie verkreuzen sich sonst sofort und gern mit allen möglichen anderen Zuckermelonensorten, die sonst so im Garten stehen. Solche Hybriden habe ich auch schon mehrfach bekommen. Nette Versuche, aber herausgekommen ist wenig dabei. Die Ergebnisse lagen optisch zwischen Chamoe und einer Cantaloupe-Melone, schmeckten sehr mässig, teilweise auch bitter.

Aus dem Gewächshaus habe ich ein paar Früchte, bei denen die Wahrscheinlichkeit geringer ist, dass sie sich verkreuzt haben (andere Melonen habe ich nur im Freiland). Wer es wagen will und Samen testen will, dem schicke ich gerne welche, solange Vorrat reicht, Kontakt-eMail Adresse im Profil.

Warum sollte man sie ausprobieren?

 

  • Hat Idealgrösse, gute Frühstücksmelone
  • Eigenständiges Aroma, angenehm aber nicht so kräftig, schmeckt jedem
  • Besser haltbar und besser transportabel (sogar schüttfähig) wie Cantaloupemelonen
  • Für Freunde des knackigsüssen Fruchtfleischs statt den Weichmelonen. Da tropft auch nichts auf die Hose, obwohl sie durchaus saftig ist.
  • Tolle Optik, so knalllgelb sind nicht mal Honigmelonen
  • Essen wie einen Apfel, Messer und Schalenabfälle nicht unbedingt Folge bzw. nötig. Damit auch gut auf Reisen zu verzehren.



Melonen: Mehr Sorten und Schwemme trotz Kaltjahr
Melonen, die Mimosen des Gartens und Fehler bei der Auspflanzung
Melonen, was brauchen sie?
Melonen: Die häufigsten Krankheiten
Melonen im Nutzgarten: Sortenerfahrungen und Sortenempfehlungen
Melonen: Koreanische Chamoe-Melonen

Mittwoch, 29. August 2018

Der Trockner, ein Segen für den Erntesegen

Irgendwann im Sommer rollt sie an, die Obstlawine. Ist die Ernte gut, dann wird gegessen, verarbeitet, verschenkt was das Zeug hält. Natürlich verarbeitet man einiges, um es haltbar zu machen. Seltsamerweise sind heute alle möglichen Verarbeitungsmethoden populärer wie die über Jahrtausende beliebteste und wichtigste Methode, dem Wasserentzug durch Trocknung. Aber nicht bei uns, der Trockner läuft und läuft und läuft seit ein paar Wochen wie jedes Jahr.

Es war einmal

Birnen und Zwetschgen, zwei Klassiker, fertig gedörrt
Alte Herbstbirnensorte für Hutzeln

In vielen Weltgegenden konservierte man schon sehr lange alle möglichen Nahrungmittel durch trocknen und dörren. Aber so ein hoher Stellenwert wie in Mitteleuropa seit dem Mittelalter wurde nirgends erreicht. Eine Gunstlage gibt es nördlich der Alpen nicht gerade, der lange Winter und eine Bevölkerungsdichte, die immer an der äussersten Grenze der verfügbaren Ressourcen lag, machte es zur Überlebensfrage, die Erträge der hohen aber kurzen Erntespitzen des Sommers haltbar zu machen. Am beliebsten war dörren, noch vor salzen und räuchern. Gedörrt wurde buchstäblich jedes Obst, am beliebtesten waren Birnen, jedes Steinobst, ausserdem Fisch und Hülsenfrüchte. Fast jeden Tag gab es im Winter Dörrobst z.B. eingeweicht als süssliches Kompott. Es wurde auch verbacken (Birnenbrot, Hutzelbrot, Zelten, Früchtebrot). Dörobst war neben Honig und dem teuren importierten Zucker der einzige verfügbare Süsselieferant. Ungeheure Mengen wurden im- und exportiert, auch über weite Stecken. Schon damals waren getrocknete importierte Feigen, Datteln, Rosinen Handelsware, die sich auch weniger wohhabende Bürger leisten konnten. Der Export getrockneter Knausbirnenhutzeln war im 19. Jahrhundert zeitweise Württembergs grösstes Exportgut, trug massgeblich dazu bei, Geld ins Land zu bringen und sorgte indirekt für einen Aufschwung anderer Wirtschaftszweige. Gedörrt wurde Obst auf grossen Holzgitterrosten, eingeschoben in den Brotbackofen im Backhaus, der noch nach dem Brotbacken warm war. So konnte auch die Restwärme des Backens noch genutzt werden. Zum Schluss im 19. Jahrhundert kamen auch grosse, industriell gefertige Dörrapparate mit eigener Feuerung in Mode und dann war das Zeitalter der Trockung auch schon vorbei. Birnenbrot ist heute eine selten gebackene Spezialität, die braune Dörrobstsuppe als Nachtisch gibt es nicht mehr. Trockenobst gibt es aber nach wie vor, ist aber mehr Lifestylenahrung, mal mehr und mal weniger in Mode. Der vorletzte grosse Aufschwung kam Anfang der 1980er Jahre im Zuge der ersten grösseren Ökowelle und im Moment gibt es auch einen Aufschwung. Aber anhaltend verwendet wurden in den letzten Jahrzehnten nur noch Rosinen aus kernlosen Weintrauben, Datteln und Feigen sind ebenfalls beliebt, alles importiert - einheimisches Trockenobst ist kaum zu finden, selbst die Birnenschnitze kommen aus Chile.

Was geht?


Tomaten, fertig zur Trocknung.
Nicht zu kleine Stücke nehmen!
Alles geht. Was Garten, Obstwiese und Wald hergeben. Ich habe schon Apfelringe, Birnenschnitze und Hutzelbirnen, Weintrauben, Kirschen, Mirabellen, Renekloden, Zwetschgen, Aprikosen, Tomaten, Paprika und Pepperoni, alle Kräuter, Pilze, Maulbeeren, Quittenmus, Kürbiskerne und einiges mehr getrocknet. Kakis und Pawpaw werde ich noch testen. Meine vier beliebtesten Trockengüter:
  1. Birnen. Sommerbirnen. Vor allem Williams Christ, das gibt herrliche Ergebnisse. Birnen bleiben getrocknet schön aromatisch, die Schnitze kann man wie Süssigkeiten lutschen. 
  2. Tomaten. Die Trocknung ist Vorstufe fürs Einlegen mit Kräutern in Öl und alle möglichen anderen Rezepte, z.B. Brotaufstriche.
  3. Weintrauben. Beste Verwertung für Übermengen guter kernloser Sorten. Das ergibt Rosinen, die sehr viel ausgewogener und aromatischer sind wie importierte Rosinen aus dem Supermarkt, die alle aus derselben kernlosen aber aromaarmen Sorte (Sultana bzw. Thompson Seedless) hergestellt sind.
  4. Kirschen. War auch im Mittelalter sehr beliebt. Werden zwar sehr dunkel, aber bleiben auch sehr lecker! Fürs Müsli, Gebäck, zum naschen.
Fleischtomaten, halbiert, fertig getrocknet

Mit was gehts?


Mit einem Dörrgerät. Für reine Lufttrocknung ist Obst zu wasserreich, da ist der Verderb meistens schneller. Einen guten Dörrapparat zu bekommen ist leider alles andere als einfach und auch nicht billig. Vor dieser Investition schrecken viele Leute zurück oder kaufen sich billigen Schrott, mit dem sie nichts erreichen und nicht glücklich werden.

Im Backofen gehts auch - Apfelringe
Angefangen habe ich so wie Viele mit dem Backofen. Vor allem bei Apfelringen klappt das auch sehr gut. Man hobelt dünne Ringe, fädelt sie auf Holzstöcke und schiebt die in die Backblechhalterungen des Ofens. Temperatur auf 60°-70°C , Tür einen Spalt offen stehen lassen damit Feuchtigkeit entweichen kann, trocknen. Dauert im Schnitt zwei Tage. Oder man schiebt das Trocknungsgut auf Blechen ein. Nicht so gut, aber geht auch. Schliesslich gibt es die Dörrgeräte. Davon sind drei Gruppen zu unterscheiden.

Sonderangebot für ein einfaches Dörrgerät.
War sofort ausverkauft - die Nachfrage ist da
Gruppe 1 sind die einfachen Geräte für meist unter 100 EUR. Heute generell in China gefertigt (egal welche Marke draufsteht), klein, schlecht konstruiert, unflexibel. Da gibt es unterschiedliche Temperaturverteilungen, falsch gerichtete Luftströmungen, schlechter Wirkungsgrad mit hohem Stromverbrauch, man dreht dann die Temperatur hoch weil es sonst viel zu lange dauert, der Geschmack leidet. Es sind optisch aufgemotzte, aber simple und oft verhunzte oder mit unnötigen Digitalanzeigen aufgepeppte Nachbauten von Geräten, die es schon vor 1970 in Europa und den USA gab. Die Siebhöhe fürs Dörrgut ist bei diesem Gerätetyp meist unflexibel, sie altern und zerbrechen dann bei intensiver Nutzung, die Trocknungsfläche liegt unter einem halben Quadratmeter, die ganze Konstruktion ist einfallslos. Praktisch alle runden Geräte wurden von den Stöckli-Dörrapparaten abgekupfert. Für den Einstieg und den Eigenbedarf von Einzelpersonen mag das genügen, aber eigentlich ist es Geldverschwendung.

Der Excalibur
Temperaturregelung
Gruppe 2 sind die teureren, semiprofessionellen Geräte. Leider geht es da beim Preis schon sehr nach oben. Lange waren die verschiedenen Modelle des Excalibur Standard, auch aus Plastik in der billigeren Version, aber defintiv haltbar und flexibel, fünf Jahre Garantie. Er besitzt stufenlose Temperatursteuerung über einen weiten Bereich, sehr praktische Siebkonstruktionen, gute Raumausnutzung, über einen Quadratmeter Dörrfläche in der Version mit neun Einschüben, im Vergleich zu anderen Geräten sparsam. Seine Nachteile sind die Lautstärke des Ventilators und der hohe Preis der Versionen mit mehr Metall. Aus Italien ist der Biosec Domus B10, spielt in einer ähnlichen Liga und hat einen leiseren Ventilator, allerdings etwas unförmiger. Ähnlich sind die Geräte "Tribest Sedona" (Firma aus Kalifornien, gefertigt in Korea und China), teilweise mit mehr unnötigem Klimbim, das auch schneller kaputtgehen kann, aber auch Vorteilen. Von Tre Spade / Italien kommt die "Atacama" - Serie, leider mit mässig grosser Fläche. Auf Zeitschalter kann man verzichten, relevant ist nicht die Laufdauer, sondern der Trocknungszustand, aber Sensoren für die Feuchtigkeit hat keines dieser Geräte. Günstig sind auch verfügbare Zusatzteile wie z.B. beschichtete Einlagen, um auf einfache Weise Fruchtleder herzustellen. Die Oberklasse in Gruppe 2 stellt der Hendi Profi Line Dörrapparat dar, Metall und gutes Design. Vorsicht, miese chinesische Kopien machen sich auch in diesem Markt sehr breit, notorisch sind Markennamen wie "Klarstein", versehen mit viel buntem Plastik, bling-bling und bezahlbar wirkend.

Offen, neun Einschübe
Unser Gerät ist schon älter, es ist ein grosser schwarzer Excalibur. Es läuft seit Jahren sehr oft, funktioniert aber immer noch einwandfrei, die Einschübe sind gut zu reinigen. Die aufsummierte Trocknungsfläche beträgt 1,1 Quadratmeter. Seinen Stromverbrauch habe ich über längere Zeiträume gemessen, in 24 Stunden verbraucht er 7 kwh bei mittlerer Temperatureinstellung (45°C), das sind bei unseren Strompreisen zwei Euro Stromkosten pro 24-Stunden Tag und ein guter Wert bezogen auf die Trocknungsmenge. Auf den 9 Sieben lassen sich rund 10kg Obst auf einmal dörren, egal ob Birnenschnitze oder Zwetschgen. Ein dicker Eimer Obst lässt sich anschliessend in getrockneter Form in ein grösseres Einmachglas packen.
Träger und Netz des Einschubs, leicht zu reinigen
Kein Profigerät. Birnen bei der Ofentrocknung.
Gruppe 3 sind Profigeräte. Für Leute, die wirklich Viel haben und Gedörrtes verkaufen wollen. Typisch für diese Geräte sind eingebaute Entfeuchter. Sie schaffen es, bei niedrigen Temperaturen (30-45°C) trotzdem sehr viel sehr schnell und energiesparend zu trocknen. Damit bleibt die Qualität sehr gut. Sie sind in beliebigen Grössen lieferbar, generell aus Edelstahl, Ersatzteile und spezielle Modifikationen vorhanden. Die Preise beginnen allerdings auch im besseren vierstelligen Bereich. Mehrere Firmen sind auf diesem Markt aktiv, z.B. Untroma. Wer Platz hat, kann für den Preis eines halben Hauses damit drei Tonnen Material pro Tag trocknen incl. Energierückgewinnung. Interessante Technik, aber nicht ganz die Kragenweite der Gartenzone.

Durchdachte, ökonomische Geräte für den Hausgebrauch gilt es leider nicht. In diesem sonnigen Sommer hätte ich mir z.B. ein Gerät gewünscht, das zusätzlich Sonnenwärme nutzen kann. Scheint keine oder zu wenig Sonne, könnte die elektrische Heizung entsprechend mehr Wärme liefern. Eine Energieeinsparung würde sich auf jeden Fall ergeben. Mein Sonnenwachsschmelzer für Bienenwachs ist auch nur ein kompakter Kasten und erreicht ohne Lüftung schnell 90°C Innentemperatur. Schade auch, dass die Entfeuchtungstechnik bei Trocknern so wahnsinnig teuer ist. Klimaanlagen und freistehende Luftentfeuchter schaffen diese Technik für einen Bruchteil des Preises. Trockengeräte für Privatleute sind eben kein Markt, für den sich Entwicklungsaufwand lohnt.

Wie gehts?


Getrocknete Mirabellen
Einfach. Obst vorbereiten, entkernen, zurechtschneiden, dicht auf die Siebe legen, trocknen. Bis maximal 50°C sind für Obst ein guter Wert. Darüber lässt die Geschmacksqualität stärker nach, auch die Ränder werden schnell knacktrocken, während das Innere noch zu feucht ist. Kräuter und Pilze sollten kühler getrocknet werden, das geht sehr schnell. Für Kräuter benötigt man kaum einen Trockner, dafür reicht die Sonne oder ein trockenes Dachgeschoss. Fisch und Fleisch (wers braucht) wollen es heisser. Grosse Birnenschnitze oder dicke Tomatenhälften benötigen bis zu drei Tage, dünnere Dinge gehen deutlich schneller. Dinge mit vielen offenen Schnittflächen gehen schneller weil die Verdunstung besser ist. Die halbierten Mirabellen mit der grossen Schnittfläche sind viel früher fertig wie kleine kernlose Weintrauben ohne Schnittfläche. Man trocknet Obst nicht, bis es steinhart geworden ist. Eine Restfeuchtigkeit ist sinnvoll. Die Struktur der Früchte sollte auf jeden Fall gleichmässig zäh geworden sein, ohne weichfeuchten Kern. Im Zweifel Proben nehmen, aufschneiden. Unter Umständen ist es sinnvoll, die schneller trocknenden kleinen Stücke schon abzuräumen und den grösseren Stücken noch mehr Zeit zu gönnen.

Trocknung von Kirschen. Links frisch, rechts der Trockungsfortschritt von Tag zu Tag

Kirschen, fertig getrocknet.
Um das Gerät ökonomisch zu nutzen, trocknen wir oft kontinuierlich. Nach einem Tag sind die Kirschen zum Beispiel schon kräftig geschrumpft. Wir schieben sie zusammen und bekommen so erneut freie Siebe, die mit neuen Kirschen oder etwas Anderem belegt werden. So läuft der Trockner immer voll belegt. Der Stromverbrauch ist im vollen Zustand derselbe wie halb leer.

Getrocknetes packen wir in luftdichte grosse Gläser, Twistoffgläser oder Vorratsgläser mit Bügelverschluss. Im Keller hält sich so etwas sehr, sehr lange. Ist etwas zu hart und trocken geworden, kann man es einfach offen stehen lassen, Trockenobst ist hygroskopisch, es zieht von selbst wieder Wasser an wenn verfügbar und wird dann weicher.

Der Ventilator unseres Trockners ist laut. Stört uns nicht, er läuft auf dem Dachboden oder im Wohnzimmer über Nacht. Andere Geräte haben eine Leiseschaltung mit verminderter Gebläseleistung. Die Abwärme ist nicht gross, kann im Herbst aber willkommen sein, weil sich dadurch der Heizaufwand in dem Raum in dem er steht entsprechend verringert. Eine erhöhte Luftfeuchtigkeit konnte ich im Raum auch nicht feststellen, dazu sind die Trocknungs- und damit die verdunstete Wassermengen zu gering.

Für die Auswahl der Rohstoffe gibt es kaum Regeln. Saftreiches Obst oder Tomaten gehen schlechter, das ist klar. Hier ist vielleicht Fruchtlederherstellung die bessere Wahl. Säure verstärkt sich geschmacklich durch Trocknungskonzentration stärker wie Zucker, also sind säurearme Sorten gut geeignet. Weintrauben nur kernlos, hat man sehr grosse Beeren kann man sie auch vorher halbieren und entkernen. Ein Trockner mit horizontaler Belüftung ist auch am Besten für die Herstellung von Quittenspeck und anderem Fruchtleder gut geeignet. Dafür gibt es endlos Rezepte und Bücher, denn es ist gerade in Mode.

Beispielkalkulation getrocknete Rosinen


Um ein Gefühl für die Grössen- und Mengenverhältnisse zu bekommen, möchte ich ein paar Zahlen zur Trocknung kernloser Tafeltrauben zu Rosinen zeigen, wie wir sie diesen September wieder hergestellt haben.
Ausgangsmenge: Zwei locker gefüllte Eimer von je 11 Liter Inhalt (die typische Putzeimergrösse, darin waren die frisch geernteten aber weniger schönen Trauben der Sorte "Suffolk Red".
Verwendete Menge: Die Beeren von den Stengeln lösen, schlechte und sehr kleine Beeren aussortieren, übrig blieb knapp ein Eimer Weinbeeren, also rund 10 Liter, 10kg. Die passen locker auf die neun Siebe des Trockners. Man könnte noch etwas mehr drauflegen.
Nach Trocknung: Nach vier Tagen (Weintrauben trocknen sehr langsam) bei 50° kommen 2,2 bis 2,5kg Rosinen aus dem Trockner. Die passen in vier bis fünf Standard-Gurkengläser (Inhalt je 720ml). Ungeschwefelt, 100% bio, lecker.

Fertig getrocknete Weintrauben auf den Trockensieben
Williams Christ Birnenschnitze
Das war mal ein Eimer Williams Christ Birnen
Apfelringe. Sehr lecker und beliebt.

Sonntag, 26. August 2018

Williams Christ und die Kunst des richtigen Erntezeitpunkts bei Birnen

Pflückreife Williams am Baum
Eben hat ein Höhepunkt im Birnenjahr stattgefunden, die Williams-Christ Tafelbirnen sind pflückreif geworden. Trotz der frühen Blüte und Wärme war es zum typischen Termin Mitte bis Ende August so weit. Nur früher zog es sich manchmal in den September hinein, aber im letzten Jahrzehnt kam das kaum mehr vor. Auch die extreme Trockenheit und Sonneneinstrahlung hat sie gut vertragen - auf arteigener Unterlage wurzeln sie tief. Sie benötigen dann aber auch tiefgründigen Boden dafür. Flachgründiger Boden gefällt ihr wie allen Birnen nicht.

Ernte erstklassiger, grosser Früchte.
Ohne Pflanzenschutz gewachsen!

Williams Christ - eine der Besten


Diese alte Sorte aus England, gefunden vor 1770 in Aldermaston, 60km westlich von London ist bis zum heutigen Tag ein Hit. Sie liefert das Birnenaroma schlechthin, ihre würzige, müskierte Aromatik steht für das absolute Epizentrum des Birnengeschmacks. Klar, dass ich davon auch Bäume habe. Einige Bekannte haben sie auch, an windoffenen Lagen mit nicht ganz schlechtem Boden gedeihen sie pächtig. Am besten ausserhalb von Ortschaften, denn die idiotischen chinesischen Stinkwacholder-Zierpflanzen aus den Vorgärten sind Wirt des Birnengitterrost-Pilzes und blasen ihre Sporen jedes Frühjahr hinaus um Birnenblätter zu infizieren, leider ist Williams besonders anfällig für den Pilz. Williams Christ muss man aber einfach haben. Sie liegt bei fast allen Verwertungsarten in der Qualitätsspitzengruppe: Einmachen, trocknen, brennen. Und nicht zuletzt ist sie frisch ein schmelzender, vollsaftiger Intensivgenuss.

Die Liebeslieder über diese Sorte haben natürlich auch weniger erfreuliche Stellen. Es ist eine Sommerbirne und damit nur sehr kurz haltbar, längere Lagerung bei Niedrigtemperaturen geht zwar, aber tut ihrer Fruchtfleischstruktur nicht gut. Sie hat diverse Anfälligkeiten für Krankheiten (Schorf, Birnengitterrost, Wespen- und Vogelfrass, bei mir besonders schlimm), ist unverträglich mit den meisten Quittenunterlagen, bekommt leicht Überbehang und hat dann kleine Fruchtgrössen mit weniger Aroma.

Zu spät, zu gelb, zu reif. Früher pflücken.

Vom richtigen Pflückzeitpunkt


Wer sie im Garten hat, ist zuerst oft enttäuscht. Bei vielen Leuten liegt das am falschen Pflückzeitpunkt. Das Wissen, wann welche Tafelbirnensorte gepflückt werden sollte, ist verloren gegangen. In alten Büchern ist die Beschreibung des Pflückzeitpunkts der verschiedenen Sorten ein wichtiger Punkt und man sagte damals, dass es nur einen einzigen Tag gebe, an dem manche Birnensorten die optimale Pflückreife hätten. Nicht bei allen Sorten ist das so streng, bei Williams ist das Fenster meiner Erfahrung nach einige Tage lang. Aber es ist wichtig.

Die meisten Leute pflücken viel zu spät. Vollreif soll sie sein, die Birne, kurz bevor sie von selbst vom Baum fällt. Schliesslich ist das gekaufte Zeug immer unreif und deshalb schlechter. Ein fataler Irrtum. Solche am Baum gelblich gewordenen Williams-Birnen sind bereits mehlig und bröckelig geworden, das Aroma abgebaut. Man ist enttäuscht. So schön reif und doch schlechter wie das unreife, gekaufte Obst? Wie kann das sein? Es kann sein und ist bei Birnen sogar die Regel.

Aufhellung und Pflückreifeanzeiger beginnt am "Bauch" der Birnen
Also früher pflücken. Man holt sie im nächsten Jahr grüner vom Baum und stellt fest: Wieder nichts. Sie werden nicht mehr richtig süss, welken, bleiben aromaschwach. Nicht einfach! Was ist denn nun der optimale Zeitpunkt? Meiner Erfahrung nach liegt der bei Williams an dem Punkt, an dem die Frucht gerade noch hellgrün ist, die Schale aber bereits von der Mitte her aufhellt. Ist sie bereits gelb, ist es zu spät. Das ist auch der Zeitpunkt, zu dem sie bereits beginnt sich leichter (aber noch nicht leicht!) vom Zweig abzulösen Dann runter damit. In den Keller stellen und nach ein paar Tagen werden die ersten Birnen gelb. Dann sind sie optimal genussreif, sehr saftig, schmelzend, aromatisch. Birnen fürs Einmachen kann man schon früher verarbeiten, Birnen für die Trocknung können dagegen auch reifer sein.

Nach der Lagerung, ess- und verarbeitungsreif.
Von einem schorfanfälligeren Standort.

Trockenbirnen

Etwas zur Verarbeitung


Von der Riesenernte dieses Jahr haben wir 50% zu Trockenbirnen verarbeitet, ein paar Gläser eingemacht, sehr viel frisch gegessen und einiges verschenkt. Über Trocknungstechniken gibts hier einen eigenen Beitrag, das ergibt bei Williams ein sehr gutes Ergebnis. Kauft man solche Birnen, musst man ganz schön was hinlegen. Kilopreise um die 30-50 EUR sind normal. Hauptursprungsland ist Chile. Für uns die optimale Verwertung, denn so kann man gute Ernten lange haltbar machen.

Halbierte reife Birne - sehr saftig und süss
Angepickt von Meisen, anschliessend kommen die Wespen