Montag, 4. Juni 2018

Der neue Frühling ist der alte Sommer



Rekordhitze im Mai, die erste Juniwoche fast täglich 30°C, der Frühling ist auch nicht mehr das, was er einmal war. Wärmeliebende Gartenpflanzen im Freiland galoppieren geradezu davon. Früher waren selbst Gewächshauspflanzen um diese Zeit noch nicht so weit. Ein kurzer Gang durch den Garten:

Tomaten im Freiland mit Früchten, die fast schon Endgrösse haben - in der ersten Juniwoche!


Physalis, selbst gezogen, Sorte "Heitmann". Soll eine kleiner bleibende Sorte mit kleinen Beeren, aber sehr früher Reife sein.


Erste Fruchtansätze am Hokkaido-Kürbis. Die Pflanze ist schon 3m lang.


Selbst die Wassermelonen ranken schon meterweit und haben kleine Fruchtansätze produziert. Sonst passiert das erst Anfang Juli.

Beim Obst ist es nicht anders. Der grosse Kirschbaum, "Grolls Schwarze" ist bald pflückreif. Sonst schafft er das erst zwei Wochen später.


Die Tafeltrauben ebenso. Blüte beendet, Beeren wachsen.


Die hochempfindlichen Charentais- und Cantaloupe-Melonen sind bereits im Mai geradezu explodiert und haben nun grosse Fruchtansätze. Selbst gezogen, ungeschütztes Freiland. Die Fruchtbildung ist nach vier bis fünf Wochen abgeschlossen, Anfang Juli dürften sie reif sein. In vielen Jahren hat da gerade erst die Fruchtbildung begonnen.


Das Laub einer Melone. Aussergewöhnlich weit gewachsen und dieses Jahr noch keine Brennfleckenkrankheit, Alternaria.


Die dicken Bohnen haben es bei der Hitze schwer. Verzwergte Pflanzen, kaum Schotenansatz.


Die ersten Kartoffeln. Mit Vliesauflage gezogen wird in der Region schon seit zwei Wochen geerntet. Aber sie leiden unter der Trockenheit.


Eine der Arguta-Kiwis. Blüte abgeschlossen, Früchte wachsen.


Paprika sind empfindlich auf tiefe Nachttemperaturen. Dieses Jahr auch im Freiland bereits Fruchtansatz, Pflanzen gut gewachsen. Das verspricht, ein paprikareicher Sommer zu werden.


Zucchini, meine bewählte alte Lieblingssorte "Coucourzelle". Wir essen die Jungfrüchte schon seit ein paar Tagen, die Ersten im Mai. Die Pflanzen sind bereits riesig.

 

 Zuckermais. Gross und Pollenstände bereits sichtbar, sie schieben sich aus dem Herz nach oben.

 

Freilandaubergine. Mit Blüten und Fruchtansatz. Die im Gewächshaus sind schon doppelt so gross und die erste Frucht kann bald geerntet werden.

Mittwoch, 16. Mai 2018

Auch noch Imker, Bienenhaltung? Der stressige Mai.

Nicht nur Bienen können fleissig sein
Die meiste Aufmerksamkeit und Zeit im Mai benötigen die Bienen, die Imkerei. Da passiert am Meisten von dem, was im Bienenjahr so alles passiert: Honig wird eingetragen und man erntet ihn, einige Völker wollen schwärmen, man muss für Ableger und guten Königinnennachwuchs sorgen, man macht verschiedene imkerliche Tätigkeiten, um das Anwachsen der Killermilbe Varroa Destructor zu verlangsamen.

Hühner, Bienen, Hobbyobstbau, grosse Gärten - wie macht man das, ohne im Stress abzusaufen? Ab und zu verheddert man sich deswegen tatsächlich im Stress. Vor allem jetzt, im Mai. Speziell die Imkerei ist aber das Hobby, das etwas hervorsteht, aus dem man auch sehr viel für sich ziehen kann:
Honig in Wabenstücken
  • Bienenhaltung ist anhaltend faszinierend, weil sie in sehr viele Dimensionen hineinreicht. Der Bienenstaat ist ein teilweise nach wie vor unverstandenes komplexes biologisches Lebenssystem, das Forscher bis heute ständig Überraschungen erleben lässt. Als Imker geht man anders durch die Umgebung, betrachtet vieles genauer, spürt mehr Dingen nach. Zu tun bekommt man es als Imker mit Biologie, Ökologie, Botanik, Chemie, Zoologie, Vermarktung von Lebensmitteln und endlos mehr.
  • die Produkte der Imkerei sind nicht nur für einen selbst sehr interessant. Sie haben echten Marktwert. Überall. Honig, Wachs, Propolis, Pollen lassen sich auch gut verkaufen und an Freunde verschenken sowieso. Bienenhaltung im Hobbymaßstab bringt zwar nicht viel ein, aber trägt sich manchmal selbst, alle anderen Hobbys sind reine Draufzahlgeschäfte zugunsten Spass an der Freude.
  • die Bienen zu beobachten, der Duft des Bienenvolks, den Völkern helfen zu wachsen, zu überleben führt einen oft in diese herrliche Verlorenheit im Jetzt, in den unmittelbaren Augenblick.
  • Das Hobby ist sehr gut skalierbar. Schwierig ist nur der Anfang, ohne guten Kurs und Imkerpaten klappt es selten. Anschliessend kann man sich mit einer Bienenkiste oder zwei Völkern beschäftigen, Honig nur für den Eigenbedarf und Geschenke produzieren. Völkerzahl, Bienenstände und Aufwand lassen sich ganz nach Wunsch und Zeit beliebig steigern bis hin zu Teil- und Vollzeiterwerbstätigkeit.
  • Imkerei hat auch eine soziale Dimension. Fühlt man sich sicher genug, kann man sein Wissen an andere Imker oder Neuimker weitergeben. Wissen ist gefragt und Imkerei ist ein Handwerk, für das nur Bücher lesen oder in Foren mitlesen nicht ausreicht. Imkerei ist selten etwas, das man ganz allein betreibt, der Organisationsgrad in Imkervereinen ist nicht ohne Grund hoch. Zusammen imkert es sich einfacher. Die Leute, die man dabei kennenlernt haben ganz unterschiedliche Hintergründe, auch das macht es sehr interessant. Imkerei verbindet wie kaum eine andere Tätigkeit Menschen grosser Bandbreite. Man trifft sich, diskutiert miteinander, lernt voneinander. Das bleibt anhaltend spannend.
Zu tun was einem Spass macht ist selten Stress. Und es bringt einen auch dazu, das Leben an anderer Stelle zu entrümpeln, sich fortzuentwickeln.

Imker bei der Kontrolle des Baurahmens
Was gibt es im Moment bei den Bienen? Die Haupttracht ging eben vorbei. Meine elf Völker (zu viel Arbeit für mich, zugegeben) haben Honig wie erhofft gesammelt. Einige Völker wollten aber nicht so recht. Trockenwarmes Wetter nutzt da nicht viel. Der Grund lag in den harten späten Nachtfrösten noch im März nach einem milden Winter. Die erwischten die bereits kräftige Bienenbrut voll, sie ist erfroren und die Völker sind wieder aus der Brut gegangen. Als es dann schnell sehr warm wurde und die Frühlingsblüte wie ein Expresszug heftig schnell durchrauschte, waren die Völker noch zu schwach, um viel Nektar zu sammeln. Sie brauchten die ersten Trachten für sich selbst, um sich zu entwickeln. Die Rapsblüte endete in der ersten Maiwoche, damit war die Haupttracht die auch eingelagerten Honig bringt schon vorbei. Bereits der Raps brachte nicht viel, weil es viel zu trocken war. Dafür wollten die Bienen dieses Jahr bisher kaum schwärmen, was einiges einfacher macht.

Pollenwabe mit Pollen verschiedener Blütenpflanzen
Zwei Völker waren jedoch schon früh recht stark, sie hatten auch bereits Ende April volle Honigräume. Normalerweise versucht man, die Völker auf ähnlichem Stärkeniveau zu halten, aber ich mache das nicht. Denn nur sie schaffen es je nach Wetterlage, den allersten sehr frühen Honig zu sammeln. Der ist von besonderem Aroma, in ihm findet sich noch kein Rapsnektar, sondern viel Kirschblütennektar, ein Hauch Löwenzahn, Ahornblütennektar, Birne und viel mehr. Er ist oft kräftiger gelb und von einer sehr vielfältigen Aromatik. Die Mengen sind immer gering, falls es überhaupt etwas gibt. Ich ernte ihn bereits, bevor der für mich langweilige Rapshonig dazukommt und verkaufe ihn anschliessend nicht. Wir essen ihn lieber selbst. So gibt es noch einige Leckereien, die nicht so leicht zu kaufen sind. Zum Beispiel Mit Honig gefüllte Wabenstücke frisch aus dem Bienenvolk. Oder kleine Mengen anderer sehr spezieller Honige, die eine Laune der Natur erbrachte.

Bald werde ich mit ein paar Völkern wandern, Richtung Odenwald in Fichtenwälder. Vielleicht gibt es ja dieses Jahr Waldhonig?

Donnerstag, 10. Mai 2018

Melonen, die Mimosen des Gartens und Fehler bei der Auspflanzung

Melonenjungpflanze im richtigen Auspflanzstadium
Melonen aus dem eigenen Nutzgarten gehören zu den besten, spannendsten aber auch anspruchsvollsten Genüssen. Seit ich einen Garten habe, baue ich viele Sorten mit Hingabe an, so auch dieses Jahr. Der Melonenanbau gelingt nicht jedes Jahr, oft ist es schon vorbei damit, ehe die Pflanzen überhaupt gross geworden sind. Neben Folientunnel- und Gewächshausanbau kommen Melonen bei mir am häufigsten ins Freiland - ohne weiteren Schutz.

Vor ein paar Tagen wurden die diesjährigen Sorten ausgepflanzt, das ist ein ganz besonderes Risiko im Melonenleben, darum soll es im heutigen Beitrag gehen. Es gilt, die typischen Anfängerfehler zu vermeiden. Auch hier lassen einen die Gartenbücher oft im Stich und einige der tatsächlichen Risiken kommen gar nicht zur Sprache. Was ist es also, das jungen Melonen schadet?
  • Stängel und erste Blätter UV-verbrannt
    mangelnde Abhärtung und zu junge Pflanzen. Das führt sofort zu schweren Schäden durch UV-Strahlung, wenn es sonnig und warm ist. Nicht nur Blattgrün junger Blätter bleicht aus, auch der Stängel wird geschädigt, nicht selten so stark dass die Pflanze eingeht. Regel: Neben den beiden Keimblättern muss mindestens ein weiteres stabiles Battpaar existieren und das dritte Paar muss schon sichtbar sein. Dafür braucht die Pflanze knapp einen Monat, also sollte man Mitte April ins beheizte Zimmergewächshaus aussäen, wenn man bis Mitte Mai auspflanzen will.
  • Abgeknickt, eingegangen. Plus Sonnenschäden.
  • Kein Windschutz - die Stängel knicken um! Der Klassiker: Die Jungpflanzen stehen schön im Garten, Windstösse fegen heran, das erste Frühlingsgewitter naht - und schon sind die zarten Stängel abgeknickt. Vor allem in Hausgärten zwischen der Bebauung bilden sich gerne Windkanäle, schwacher Wind wirkt noch schwächer aber Böen verstärken sich durch die von den Baumwerken verursachten Verengungen. Deshalb die Regel: Stängel nach der Pflanzung unbedingt an mindestens einem Punkt mittels Holzstöckchen am Boden fixieren.
  • Überwässert oder Trockenschaden. Es dauert Wochen, bis die Pflanzen aus ihrem Keimsubstrat heraus in den Boden hinein gewachsen sind. Sie trocknet bis dahin sehr leicht und schnell an der Wurzel aus. Passiert das, genügt ein einziger heisser Tag und die welke Pflanze stirbt schnell und unwiderruflich. Junge Melonen wollen täglich zweimal kontrolliert werden, schlappen die Blätter dann muss sofort gegossen werden. Immer lauwarmes Wasser nehmen. Genauso zuverlässig bringt man sie durch ständiges Giessen um, insbesondere auf schweren Böden greifen sofort Wurzelpilze an, die Pflanze beginnt zu welken, man giesst noch mehr.... Exitus.
  • Schneckenfrass an Melonenpflanze.
    Noch gering.
    Alle Pflanzenteile junger Melonenpflanzen üben auch eine hohe Anziehungskraft auf Schnecken aus. Mehr als die meisten anderen Gartenpflanzen. Auch da reicht eine Nacht und schwere Schäden oder sogar Kahlfrass folgen. Zur Pflanzung sollte man der Pflanzfläche Schneckenkorn gönnen oder hinter einem Schneckenzaun wirtschaften.
  • Im Gegensatz zu den Bücherwarnungen schädigen Kälteperioden nicht gleich so drastisch wie die anderen Fehler. Klar ist, dass man in normalen Gegenden die Melonen erst bei stabilem, warmem Wetter auspflanzt, vorzugsweise nach den Eisheiligen im Mai. Wichtig ist ein bereits gut erwärmter Boden. Gegen späte unerwartete Kältenächte kann man sie mit Vlies schützen, was recht gut funktioniert. Folgen mehrere kalte Tage aufeinander, reagieren sie mit Wachstumsdepression, davon können sie sich aber wieder erholen. Daumenregel ist eine Temperatur von 5°C, die nicht unterschritten werden sollte. Wenn die Nächte immer noch unter 5°C kalt sind: Warten mit dem auspflanzen.
Es dauert auch bei warmem Wetter wochenlang, bis sie im Freiland abgehärtet sind und wieder loswachsen. Man braucht nicht gleich ein Gewächshaus, wenn man sie besser und früher im Wachstum haben will. Schon aus dem frühen 19. Jahrhundert sind Anleitungen überliefert, wie man sie auf Pferdemist setzt und dann hinter Glasscheiben wie in einem Frühbeet zieht. Damit ist dann auch ein guter Windschutz vorhanden.


Weitere Gefahren


In 20 Sekunden aufgescharrt: Amsel gräbt Loch
Pflanzt man sie offen auf Pferdemist oder weichem Komposthumus, droht eine weitere Gefahr. Die Gartenplage Amseln scharren rücksichtslos solche Substrate durch, reissen dabei bis zu 20cm tiefe Löcher auf und im Wege stehende Pflanzen werden einfach ausgerissen, geknickt oder zugewühlt. Es spielt keine Rolle, ob das Substrat Würmer oder sonst etwas essbares enthält. Sie tun das, weil sie es können, nicht weil sie dort etwas finden. Ich habe einmal vier Wochen lang ein Häufchen knochentrockene Pflanzenreste (die übrigen, groben Teile von verrottetem Kompost) jeden Tag mindestens einmal wieder zusammengefegt, weil sie von Amseln permanent durchgefetzt und weggescharrt wurden, ein völlig sinnloser Energieaufwand, auch für Nestbau war dort nichts zu holen. So wird die gute Erde zum Fluch. Netze sind mühsam, aber helfen wenn sie richtig aufliegen. Allerdings hat sich einmal eine Amsel in ihrer Wühlgier darin verfangen. Nicht lange. Nachbars Katze holte sich den Braten sofort, am Morgen lagen nur noch Flügelreste im Netz.


Wie abhärten?


Wieder nix
Wie härtet man die Melonen nun ab? Nach der Keimung stehen sie 1-2 Wochen lang in Töpfchen am Südfenster im Haus mit möglichst viel Licht. Danach kommen die Töpfe ins geschützte Gewächshaus und werden während Wärmeperioden schon phasenweise ins Freiland gestellt. Dann erst auspflanzen. Die Aussaat direkt ins Freiland funktioniert auch, ist aber für die meisten Sorten zu spät. Es gibt Ausnahmen - darüber in anderen Beiträgen mehr. Was direkt im Freiland keimt, ist von Anfang an trockenfester und UV-stabiler, aber Windböen und Schnecken machen dieselben Probleme.

So sollen sie werden

 

Melonen: Mehr Sorten und Schwemme trotz Kaltjahr
Melonen, die Mimosen des Gartens und Fehler bei der Auspflanzung
Melonen, was brauchen sie?
Melonen: Die häufigsten Krankheiten
Melonen im Nutzgarten: Sortenerfahrungen und Sortenempfehlungen
Melonen: Koreanische Chamoe-Melonen

 

Donnerstag, 3. Mai 2018

Erlebnisse auf dem Weg zum Garten

Im Baugebiet immerhin noch 10qm Rasen
Ab und zu fahre ich zu unseren Obstwiesen, 5 km enfernt in der Nähe des Ortsteils Züttlingen - dort sind die üblichen Pflegearbeiten zu erledigen, pflanzen, mähen, schneiden, ernten und all diese Dinge. Näher gelegene Flächen oder ein Haus mit grösserem Garten waren auch nach vielen Jahren suchen nicht drin, der alles auffressende Siedlungsdruck ist auch in kleineren Gemeinden längst extrem hoch geworden. Über Vitamin B, ebenfalls enorm wichtig in kleineren Gemeinden verfüge ich ebenfalls nicht. Eine blecherne Industriehalle hätte ich dagegen jederzeit mit Handkuss kaufen, mieten, bauen können.
Zu den Obstwiesen muss man zwangsweise über Wege, die mit Durchfahrverbot für Autos, aber frei für Landwirtschaft gekennzeichnet sind. Dasselbe gilt für Waldwege, wenn ich zu meinen Bienenvölkern am Waldrand muss. Fürs hinkommen zu den Bienen habe ich mir natürlich die Genehmigung und Zustimmung des Försters geholt. Der Förster ist wie fast alle Förster aufgeschlossen für den Bienenstand an einem vernünftigen Platz, hat mir die ohnehin selbstverständlichen Grenzen genannt (z.B. "immer auf eigene Gefahr"), sich die Autonummer aufgeschrieben und ich bin sehr froh, wenn er auch am Bienenstand vorbeikommt, sollte dort mal etwas nicht in Ordnung sein würde er mich informieren. Auch die Jagdpächter kennen mich, wichtig, denn sie sind Abends unterwegs. Imker erleben da so einiges, von umgestossenen Beuten durch Spaziergänger bis zu Dieben, die im Halbdunkel Völker einladen. Es ist gut, wenn noch Anderen Leuten auffällt, wenn eine unbekannte Person am Bienenstand herumhantiert.

Klar ist für mich, solche Fahrten absolut zu minimieren. Fahren kostet Treibstoff und Zeit, die Wege werden auch von Fussgängern benutzt deren Spaziergang man in der überlasteten Region nicht stören will, manchmal ist es auch aufgrund der Wetter- und Wegeverhältnisse richtig gefährlich. Steilhang, schmieriger Grasweg, von Holzlastern aufgeweichte Schlammbahn - ich habe alles erlebt und noch mehr. Gefahren wird mit einem leichten und sehr kleinen Fahrzeug, knapp über Schritt-Tempo. Bei viel nötigem Material (z.B. Zargen für die Beuten) hängt der Anhänger hinten dran, das ist besser wie ständig mit einem grösseren Fahrzeug herumzupoltern dessen Kapazitäten man nur manchmal braucht.

Kommen zufällig Leute am Bienenstand vorbei, sind die grundsätzlich sehr aufgeschlossen. Man unterhält sich. Die Aufgeschlossenheit verschwindet in dem Moment, in dem man ins Auto steigt. Dann wird man sofort Konkurrent um den Weg, zum Schlawiner, der illegal durch die Landschaft rollt. Man winkt mit dem erhobenen Zeigefinger.

Bauen fürs Pferdehobby. Reiten heute.
Bei den Obstwiesen hat sich das schon aufgeschaukelt. Die Situation ist geradezu typisch für die Entwicklung Deutschlands: Baugebiete, Industriegebäude und vor allem Wohnbebauung waren noch vor wenigen Jahren weit weg, haben sich aber jetzt nahe an die letzten Wiesen herangeschoben oder sie aufgefressen. Es wird heftig und hässlich immer weiter auf besten Böden alles zubetoniert, obwohl mitten im Ort aufgegebene landwirtschaftliche Betriebe grosse Flächen völlig ungenutzt besetzt halten (Spekulation auf noch höhere Preise?) und Wohnen ohne unnötigen Ressourcenverbrauch in unserem sehr engen Bundesland eigentlich oberste Priorität haben müsste. Nichts davon ist zu bemerken, so wird der Ort ein ständig grösserer Stein- und Asphaltbrei, die Wege länger. Eine Freizeitanlage, ein grosser Pferdehof mit ebenfalls kräftig Gebäudeneubauten zieht selbstverständlich ebenfalls viel Zugangsverkehr an. Vor allem ab Nachmittag drängen sich dann Hundeausführer, Reiter, Fahrzeuge der Bewirtschafter der (noch) übrigen landwirtschaftlichen Kulturen auf den staubigen Wegen durch die ständig schrumpfenden Freiflächen. Zunehmend sind es auch Anwohner der metasstasierenden Einfamilienhauswohngebiete, die über diese Wege mit dem Auto Abkürzungen fahren. Bei diesen Anwohnern finden seltsame Vorgänge im Kopf statt, die sich wohl überall in Deutschland so abspielen:
  • Sie fahren selber massiv über verbotene Feldwege zu ihren Haus weil das eine Abkürzung ist, erwarten aber Ruhe und verkehrsfreie Wege beim anschliessenden Feierabendspaziergang. Das hat derart überhand genommen, dass die Gemeinde einen Weg angesichts des gestiegenen Verkehrs komplett sperren musste und Schlüssel für tatsächliche Anlieger ausgibt.
  • Schachmatt der Natur. So baut und wohnt man heute.
    Sie schottern ihren Garten tot, sägen den letzten Obstbaum darin um weil alles zu viel Arbeit macht - aber mir wird das Obst von den Bäumen gestohlen. Fürs "Grün" sollen doch bitte die Anderen sorgen. Bei Neubauten passiert es mittlerweile nicht selten, dass von vornherein das gesamte Grundstück versiegelt wird, bestenfalls noch eine Koniferenhecke als Randstreifen lebt. Sie könnte aber auch aus Plastik sein, der optische und sonstige Unterschied wäre minimal. Man will und baut "im Grünen", um paradoxerweise das Grün sofort grossflächig zu beerdigen und in totes Grau umzuzwingen. Die Gemeinde fördert das nach Kräften, indem ungebremst extrem platzverwenderisch Einfamilienhaussiedlungen geplant werden. Entwicklung! Wohin eigentlich? Dabei sind Gärten fast immer eine Last für die heutigen Bauherren. Aber es gehört halt dazu? Um welchen Preis?
  • Flurstück 1648 Züttlingen, Obstwiesennutzung heute.
  • Für die Pflege der Obstwiese gibts viel Lob. Auch von der Politik. Natürlich will aber keiner selbst etwas tun. In der Realität ist das genaue Gegenteil von Lob der Fall - die ehemaligen Obstwiesen werden von Anwohnern als Müllplatz missbraucht, nicht nur in Züttlingen. Auf Nachbargrundstücken bachaufwärts haben Ortsbewohner massiv und dauerhaft Bauschutt abgeladen, auch Heckenschnitt und Pflanzen werden in der Nähe ständig abgeworfen, was auch unter anderem die Ausbreitung von Neopythen beschleunigt.

    Moderne Obstwiesennutzung. Unten Stammstücke
    eines Apfelbaums. Feiern heute.
    Bachabwärts haben sich jüngere Menschen Flächen im Gebüsch einfach freigesägt und die letzten Obstbäume gleich mit umgehauen. Jetzt gammeln dort seit Monaten und über den Winter Kisten mit billigen Alkoholika und Limonade, alte Plastikmöbel, Brandstellen und dergleichen. Das Geheimnis, wie man auch aus Äpfeln Alkohol machen kann konnte ich ihnen nicht verraten, sie kamen nur nachts. Ausgleichsflächen mit Obstbäumen am Wegesrand werden konstant für illegale Ablagerung von Erdaushub der unzähligen Baumassnahmen genutzt. Nicht von Fremden, sondern von ortsansässigen Mitbürgern.
  • Ausgleichsfläche, abladen frei? Deponien heute.
    Einmal hat mich ein Spaziergänger mit Hund durchs offene Autofenster angebrüllt, nachdem ich ganz angehalten habe, weil der Hund unruhig wirkte und ich ihn nicht unabsichtlich anfahren wollte. Vorsicht ist Alles. Die Rücksichtnahme hätte ich mir besser gespart, denn sie wurde mir mit einem Schallknall vergolten: Der Herr aus dem Wohngebiet in der Nähe nutzte meinen Halt, um mich lautstark masszuregeln. Ich dürfe da nicht fahren und ein paar weitere wirre Anschuldigungen mehr. Ich reagierte darauf sicherlich auch viel zu aufgekratzt angesichts der falschen Anwürfe, überreichte ihm meine Visitenkarte für weitere Beschwerden andernorts, was er auch ein paar Tage später bei der Gemeinde versuchte.
Was tun? Nichts. Ich bin kein Feldschütz auf Pirsch, der sich über die Zerstörungen der Umgebung beschwert. Das bringt auch nichts, es interessiert niemand, eine Mentalitätsänderung ist damit nicht zu erreichen, im Gegenteil, ich werde selbst zur Zielscheibe und einem Fremdkörper. So erlebte ich es, als ich ein einziges Mal nachfragte, nachdem mir meine Zwetschgenhecke (komplett auf meinem Grundstück wachsend) bei einer "Pflegemassnahme" einfach abgeschreddert wurde. Und schwupps war ich Persona non grata bei nicht wenigen Leuten in der Gemeinde.

Natürlich ist nicht alles Katastrophe. Zwei meiner Nachbarn pflegen ihre Bäume, einer hat sogar Obstbäume gepflanzt. Eine Ausnahme leider - die Dinge laufen in die gegenteilige Richtung. Und zwar gewaltig.

Dienstag, 24. April 2018

Pferdemist auf der Obstwiese

Über Pferdemist stand hier schon einiges. Unsere Hauptverwendung ist aber nicht nur der Garten, sondern vor allem die Obstwiese. Auch dieses Frühjahr haben wir dort fleissig Mist ausgebracht.

Das geht so: Von Winter bis spätestens Austrieb wird eine dicke Mistpackung auf die Baumscheibe rund um die Jungbäume aufgebracht, Radius 60-100cm. Menge: Mindestens sechs Eimer mit je 10 Liter Inhalt. So dringt das Unkraut am schwersten durch. Problemarten wie der kriechende Hahnenfuss schaffen es aber. Der Stamm selbst darf nicht vom Mist berührt werden, dort lässt man ringsum 10cm mistfrei. Die Vorteile:

  • Bewuchsfreiheit ist so leichter zu erreichen. Jeder Bewuchs auf der Baumscheibe ist eine Konkurrenz für den Baum um Wasser und Nährstoffe. Was der Bewuchs frisst, kann der Baum nicht mehr haben. Auch ohne Pferdemist sollte man mindestens Jungbäumen immer eine freie Baumscheibe gönnen, z.B. durch flach hacken oder mulchen. Im kommerziellen Anbau werden Herbizide verwendet, im Bioanbau wird vorwiegend gehackt.
  • Dungkäfer, die sich im Pferdemist vergnügen
    Die Düngewirkung hat auf den meistens mageren Obstwiesenböden einen sehr positiven Effekt. Der aber mit zunehmender Verweildauer ins Gegenteil umschlagen kann. Mist mit Sägespänen schluckt irgendwann Stickstoff, weil das enthaltene Holz viel langsamer verrottet wie der Mist selbst und man sollte im Folgejahr mit Stickstoff nachdüngen, zum Beispiel mittels Hornspänen.
  • Eine Vielzahl von Lebenwesen wird damit gefördert, die den Mist umsetzen oder indirekt von ihm profitieren. Das macht viele Stoffe erst für Pflanzen verfügbar. Das sind nicht nur verschiedene Arten von Mistkäfern und Dungkäfer (vor allem Aphodius prodromus), sondern auch diverse Bodenbewohner, Regenwürmer bis hin zu den riesigen Nashornkäferlarven, die sogar Zellulose verdauen können.
Um die Baumscheibe aufschichten, Stamm freilassen
Sturm wehte das Vlies weg, sofort scharren Vögel alles
den Hang hinunter
Mit dem Aufbringen ist es leider nicht getan. Das Hauptproblem anschliessend sind bei mir Vögel, hauptsächlich Amseln, die den Mist gnadenlos bis auf den nackten Boden wegreissen und abseits der Baumscheibe verteilen. In der Ebene ist das vielleicht nicht ganz so schlimm, aber bei mir am Hang wandert der Mist dann in die Wiese hinein den Hang hinunter. Schutz dagegen ist unumgänglich. Mit Steinen beschwertes wasserdurchlässiges Vlies wäre ideal, aber ich habe noch keine Sorte gefunden, die sich nicht im Laufe des Sommers durch die UV-Strahlung auflöst. Plastikfetzen auf der Obstwiese müssen wirklich nicht sein. Die Alternative ist ein Drahtgitter, Kükendraht. Der ist leider teuer, erschwert die Mahd und das Unkraut kann leicht hindurchwachsen. Die optimale Lösung habe ich noch nicht gefunden.

Wie sind nun die Ergebnisse gewesen, wenn kräftig Mist auf der Baumscheibe liegt? Neupflanzungen und Jungbäume profitieren natürlich am meisten. Auf unserem grenzwertig schlechten Boden waren vorher kaum mehr wie 25cm Triebwachstum zu erreichen, mit dem Pferdemist hat sich das verdoppelt. Kernobst profitierte am Meisten, beim Steinost war das Ergebnis nicht so deutlich. Man kann damit auch keine Fehler wie eine falsche Unterlage ausgleichen. Eine Birne auf flachgründigem Boden und arteigener Unterlage wird auch mit Mist nicht vorankommen, weil Birnenwurzeln in die Tiefe streben, die hier gar nicht vorhanden ist. Auch bei Weinreben hat sich der Zuwachsgewinn in Grenzen gehalten.
Mit beschwertem Schutzgitter. Vögel kratzen alles heraus, was nicht geschützt ist.

Montag, 23. April 2018

Harte Winterverluste im Nutzgarten trotz Klimawandel

Es ist Mitte April und schon heiss mit bis zu 30°C, gleissende Sonne brennt von blauem Himmel. 150 Jahre alte Temperaturrekorde fallen wieder einmal, die letzten Jahre wurden ständige diverse Rekorde gebrochen. Die Einsaaten im Freiland müssen hektisch gegossen werden, Jungpflanzen leiden unter Hitzestress weil sie erst einen kleinen Wurzelraum haben und die harte UV-Strahlung nicht gewöhnt sind. Keine Spur von Frost, während letztes Jahr am 20. April die gesamte Obsternte erfroren ist mit Temperaturen von bis zu -6°C am Boden. Das Obstjahr war schon im Frühling zu Ende.
Radicchio - Exitus
Statt auf das spriessende Grün zu sehen will ich mal die Winterverluste betrachten. Der Winter war durchgängig warm, kein Tag mit zweistelligen Minustemperaturen. Bis auf drei Tage im März, da knallte es in der Nacht bis auf -16° C runter. Und diese Kombination von feuchtmildem Wetter und kurzen aber harten Spätfrösten hat wieder einmal kräftig aufgeräumt im Garten wie eigentlich fast jedes Jahr.

    Kopfsalat Winterbutterkopf nach hartem Spätfrost
  • die Aprikosenblütenknospen begannen schon leicht zu schwellen. Sie sind dann komplett erfroren. Die Knospen sind nur noch braune Brösel. Ernte schon vorbei.
  • Totalschaden an den Artischocken. Wieder mal. Ohne sie unter Laubhaufen und Folien zu vergraben, kann man Anbau vergessen.
  • die eigentlich gut frostharten Kopfsalat-Wintersorten sind zu 80% erfroren. Sie sind nur als kleine Jungpflanzen frosthart. Durch das warme Wetter wuchsen sie und wurden grösser, das hat sie in der kurzen Kälteperiode umgebracht.
  • der Winterblumenkohl erlebte schwere Blattschäden. Die Pflanzen überlebten, aber die Köpfe sind verzwergt, weil kaum mehr Blätter da waren, die assimilieren konnten.
  • Totalschaden an allen Radicchiopflanzen.
  • 50% Ausfall an neu gepflanzten Erdbeerjungpflanzen. Eigentlich sind die recht Frostfest, aber hier wurden offenbar die Grenzen erreicht.
  • Kaki: Totalschaden. Der Baum ist abgefroren. Er war umwickelt mit Matten, das hat nichts geholfen.
Das Fazit immer gleich: Klimawandel bedeutet in Wirklichkeit mehr Extreme und viel mehr Schäden. Was hat überlebt?
  • Alle Feigen. Dank mühevollem, aufwendigem Schutz, der nur bei kleinen Pflanzen funktioniert. Sie büssten einige Knospen ein, aber die Triebe überlebten.
  • Pfirsichknospen, Pawpawknospen, alle anderen Obstssorten. Erneut fällt mir auf, wieviel robuster und problemloser Pfirsiche im Gegensatz zu Aprikosen sind. Und sogar Mandelknospen haben die Spätkälte überstanden!
  • Erst im Herbst gesetzte Jungpflanzen von Tafeltrauben, Züchtungen aus der Ukraine. Die Triebe sind kaum zurückgefroren. Das entspricht den Erfahrungen früherer Jahre. Die sind sehr frostfest und das auch noch bis in den Frühling hinein.