Mittwoch, 16. Mai 2018

Auch noch Imker, Bienenhaltung? Der stressige Mai.

Nicht nur Bienen können fleissig sein
Die meiste Aufmerksamkeit und Zeit im Mai benötigen die Bienen, die Imkerei. Da passiert am Meisten von dem, was im Bienenjahr so alles passiert: Honig wird eingetragen und man erntet ihn, einige Völker wollen schwärmen, man muss für Ableger und guten Königinnennachwuchs sorgen, man macht verschiedene imkerliche Tätigkeiten, um das Anwachsen der Killermilbe Varroa Destructor zu verlangsamen.

Hühner, Bienen, Hobbyobstbau, grosse Gärten - wie macht man das, ohne im Stress abzusaufen? Ab und zu verheddert man sich deswegen tatsächlich im Stress. Vor allem jetzt, im Mai. Speziell die Imkerei ist aber das Hobby, das etwas hervorsteht, aus dem man auch sehr viel für sich ziehen kann:
Honig in Wabenstücken
  • Bienenhaltung ist anhaltend faszinierend, weil sie in sehr viele Dimensionen hineinreicht. Der Bienenstaat ist ein teilweise nach wie vor unverstandenes komplexes biologisches Lebenssystem, das Forscher bis heute ständig Überraschungen erleben lässt. Als Imker geht man anders durch die Umgebung, betrachtet vieles genauer, spürt mehr Dingen nach. Zu tun bekommt man es als Imker mit Biologie, Ökologie, Botanik, Chemie, Zoologie, Vermarktung von Lebensmitteln und endlos mehr.
  • die Produkte der Imkerei sind nicht nur für einen selbst sehr interessant. Sie haben echten Marktwert. Überall. Honig, Wachs, Propolis, Pollen lassen sich auch gut verkaufen und an Freunde verschenken sowieso. Bienenhaltung im Hobbymaßstab bringt zwar nicht viel ein, aber trägt sich manchmal selbst, alle anderen Hobbys sind reine Draufzahlgeschäfte zugunsten Spass an der Freude.
  • die Bienen zu beobachten, der Duft des Bienenvolks, den Völkern helfen zu wachsen, zu überleben führt einen oft in diese herrliche Verlorenheit im Jetzt, in den unmittelbaren Augenblick.
  • Das Hobby ist sehr gut skalierbar. Schwierig ist nur der Anfang, ohne guten Kurs und Imkerpaten klappt es selten. Anschliessend kann man sich mit einer Bienenkiste oder zwei Völkern beschäftigen, Honig nur für den Eigenbedarf und Geschenke produzieren. Völkerzahl, Bienenstände und Aufwand lassen sich ganz nach Wunsch und Zeit beliebig steigern bis hin zu Teil- und Vollzeiterwerbstätigkeit.
  • Imkerei hat auch eine soziale Dimension. Fühlt man sich sicher genug, kann man sein Wissen an andere Imker oder Neuimker weitergeben. Wissen ist gefragt und Imkerei ist ein Handwerk, für das nur Bücher lesen oder in Foren mitlesen nicht ausreicht. Imkerei ist selten etwas, das man ganz allein betreibt, der Organisationsgrad in Imkervereinen ist nicht ohne Grund hoch. Zusammen imkert es sich einfacher. Die Leute, die man dabei kennenlernt haben ganz unterschiedliche Hintergründe, auch das macht es sehr interessant. Imkerei verbindet wie kaum eine andere Tätigkeit Menschen grosser Bandbreite. Man trifft sich, diskutiert miteinander, lernt voneinander. Das bleibt anhaltend spannend.
Zu tun was einem Spass macht ist selten Stress. Und es bringt einen auch dazu, das Leben an anderer Stelle zu entrümpeln, sich fortzuentwickeln.

Imker bei der Kontrolle des Baurahmens
Was gibt es im Moment bei den Bienen? Die Haupttracht ging eben vorbei. Meine elf Völker (zu viel Arbeit für mich, zugegeben) haben Honig wie erhofft gesammelt. Einige Völker wollten aber nicht so recht. Trockenwarmes Wetter nutzt da nicht viel. Der Grund lag in den harten späten Nachtfrösten noch im März nach einem milden Winter. Die erwischten die bereits kräftige Bienenbrut voll, sie ist erfroren und die Völker sind wieder aus der Brut gegangen. Als es dann schnell sehr warm wurde und die Frühlingsblüte wie ein Expresszug heftig schnell durchrauschte, waren die Völker noch zu schwach, um viel Nektar zu sammeln. Sie brauchten die ersten Trachten für sich selbst, um sich zu entwickeln. Die Rapsblüte endete in der ersten Maiwoche, damit war die Haupttracht die auch eingelagerten Honig bringt schon vorbei. Bereits der Raps brachte nicht viel, weil es viel zu trocken war. Dafür wollten die Bienen dieses Jahr bisher kaum schwärmen, was einiges einfacher macht.

Pollenwabe mit Pollen verschiedener Blütenpflanzen
Zwei Völker waren jedoch schon früh recht stark, sie hatten auch bereits Ende April volle Honigräume. Normalerweise versucht man, die Völker auf ähnlichem Stärkeniveau zu halten, aber ich mache das nicht. Denn nur sie schaffen es je nach Wetterlage, den allersten sehr frühen Honig zu sammeln. Der ist von besonderem Aroma, in ihm findet sich noch kein Rapsnektar, sondern viel Kirschblütennektar, ein Hauch Löwenzahn, Ahornblütennektar, Birne und viel mehr. Er ist oft kräftiger gelb und von einer sehr vielfältigen Aromatik. Die Mengen sind immer gering, falls es überhaupt etwas gibt. Ich ernte ihn bereits, bevor der für mich langweilige Rapshonig dazukommt und verkaufe ihn anschliessend nicht. Wir essen ihn lieber selbst. So gibt es noch einige Leckereien, die nicht so leicht zu kaufen sind. Zum Beispiel Mit Honig gefüllte Wabenstücke frisch aus dem Bienenvolk. Oder kleine Mengen anderer sehr spezieller Honige, die eine Laune der Natur erbrachte.

Bald werde ich mit ein paar Völkern wandern, Richtung Odenwald in Fichtenwälder. Vielleicht gibt es ja dieses Jahr Waldhonig?

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