Apfelblüten nach Luftfrost im April dieses Jahr |
- Es gibt ganze Wintermonate, die praktisch frostfrei sind mit Höchsttemperaturen von bis zu 20°C, so auch dieses Jahr im Januar und Februar. Die Winter sind sehr, sehr warm, tags wie Nachts. Die Gehölze kommen kaum in Winterruhe.
- Es gibt in der besten Vegetationszeit im Frühling und Frühsommer, manchmal auch sehr viel länger ganze Monate, in denen nicht ein Tropfen Regen fällt.
- Der April ist sommerheiss, der Austrieb findet bis zu vier Wochen vor den früheren typischen Tagen statt, wobei ab Mitte April teilweise sehr tiefe Fröste Schäden wie noch nie verursachen, auch bis hin zum totalen Ernteausfall beim Obst. Der Mai ist eiskalt mit Schneefallintermezzos, Nachtfröste dauern auch über die Eisheiligen hinaus, selbst in unserer relativ warmen Weinbaugegend. Seit vier Jahren gab es es nicht ein einziges Jahr, in dem die Weinbauern keine Spätfrostschäden zu beklagen hatten.
Auch im Gewächshaus kann es knapp werden. Schwierig wird es auf jeden Fall, denn Paprika und Auberginen bekommen bereits bei unter 5°C Probleme. Das Wachstum hört dann anhaltend auf und es dauert trotz wieder vorhandener Wärme Wochen, bis sich die Pflanze regeneriert hat und wieder wächst. Was tun? Das Gewächshaus nachts heizen ist eine Lösung. Da habe ich schon viele Techniken ausprobiert, deren Praxis hier nun vorgestellt werden soll:
Der elektrische Frostschutzwächter
Ein einfaches, sehr billiges Elektrogerät, das mit normalerweise 500 Watt heizen kann. Es ist kein Heizlüfter und hat keinen Ventilator, die Hitze steigt aus Lüftungsschlitzen auf.
Vorteile:
- Sehr billig in der Anschaffung
- Zuverlässig, relativ ungefährlich
- Leicht aufzuräumen und aufzubewahren.
Nachteile:
- Schafft nur 500 Watt, was für nicht gut abgedichtete Gewächshäuswer zu wenig ist. Man sollte ihn durchgängig anlassen statt nur über den Thermostat zu schalten.
- Braucht Strom im Gewächshaus, man benötigt ein langes Verlängerungskabel und muss es ins Gewächshaus führen ohne dass die Tür einen Spalt offen bleibt
- Wärme steigt steil nach oben, am Boden bleibt es sehr kalt
- Frisst bis zu 5kwh pro Nacht.
Die Gasheizung
Gas-Frostwächter |
Vorteile:
- Sehr gute Heizleistung, es gibt Modelle mit max. 2kwh und max. 4kwh. Damit sind genügend Leistungsreserven da auch für grössere Gewächshäuser.
- Bessere Wärmeverteilung, die Heissluft wird beim aufsteigen verwirbelt und auch der Heizkörper selbst strahlt Wärme ab.
- Autonom, kein Stromkabel nötig
- Hohe Effizienz. Das Gas wird voll in Wärme umgesetzt. Genau dort, wo sie gebraucht wird.
Nachteile
- Nicht jeder mag mit Gas hantieren, die Gasflasche und das Gerät sind relativ sperrig
- Restmenge Gas in der Flasche schlecht abzuschätzen. Wenn das Gas ausgeht, geht die Flamme aus und es wird es kalt, Risiko von Frostschäden steigt steil an.
- Mittlere Kosten. Das Gerät kostet ab 100 EUR, Gas in der Gasflasche ist aber preiswerter wie Strom.
Flasche und Druckminderer |
Der Heizlüfter
Auch diese Lösung ist einfach, benötigt aber viel Strom. Viele Leute haben sowieso Heizlüfter im Haus, man muss also möglicherweise gar nichts anschaffen. Aber Vorsicht, keine Pflänzchen damit anblasen.
Vorteile:
- Heizleistung gut skalierbar, es gibt Geräte mit mehreren Heizstufen. Fürs Gewächshaus ist eine Heizstufe von 1000 Watt meistens richtig.
- Sehr, sehr billig. Heizlüfter gibts schon ab 10 EUR und die haben sogar einen Thermostat eingebaut. Sie sind kompakt und können auch an anderer Stelle im Haus eingesetzt werden, nicht nur zur Gewächshaus-Frostrettung.
- Bläst die Luft mit einem Ventilator herum. Damit wird eine gute Verteilung der Wärme im Gewächshaus erreicht, auch am Boden, der Luftstrom verhindert eine Schichtung.
Nachteile:
- Strom ist in Deutschland sehr teuer. Läuft er mit 1000 Watt durch sind das bis zu 10kwh pro Nacht, also 3 EUR Stromkosten. Angesichts des Kraftwerks-Wirkungsgrades ist auch die Gesamteffizienz nicht gerade gross. Das Problem haben aber alle elektrischen Heizgeräte.
- Stromkabel nötig.
Kerzen
Auch das habe ich schon probiert. Es funktioniert. Dabei gilt es, die abgegebene Wärmemenge zu kalkulieren. Eine Kerze liefert rund 50 Watt Wärmeleistung, ein Teelicht ein paar Watt weniger, Kerzen mit dickem Docht ein paar Watt mehr. Für 1000 Watt Heizleistung sind also 20 Kerzen nötig. Da es im Gewächshaus sowieso windstill ist, ist die Zugempfindlichkeit einer Kerze dort kein Thema.
Vorteile:
- Kein Stromkabel nötig
- Leicht zu kaufen, leicht aufzubewahren
- Gut zu skalieren, gut im Gewächshaus zu verteilen, dadurch auch bessere Wärmeverteilung.
Nachteile:
- Es wird mit offenem Feuer unbeaufsichtigt hantiert. Bei einem Brand kann das nicht nur finanzielle, sondern auch rechtliche Folgen haben. Absolut feuersicher aufstellen.
- Brennzeiten meistens ungewiss
- Die Flammen sind sichtbar. Nachbarn könnten besorgt reagieren.
- Kein Thermostat. Wenn sie brennen, brennen sie, auch wenn es gar nicht so kalt wird oder wenn frühmorgens die Sonne hereinscheint und das Gewächshaus schnell aufheizt.
Es gibt noch einige weitere Möglichkeiten - alte leistungsstarke Halogen - Scheinwerfer, Petroleum-Heizungen etwa. Hat man genug Platz, kann man auch ein Regenfass mit warmem Wasser und Deckel aufstellen. Manche Leute führen Heizrohre der Zentralheizung ins Gewächshaus. Ideen gibt es genügend.
Hoffen wir auf frostfreie Mai-Nächte - das ist die beste Lösung.