Dienstag, 20. März 2018

Startschuss im Frost für die heissgeliebten Tomaten


Wann ist es wieder so weit?
Tomaten sind der Hit bei allen Nutz- und Hobbygärtnern. Sie wurden zwar erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts stärker populär in Deutschland, seitdem sind sie aber zum Gemüse Nr. 1 aufgestiegen, im privaten Gartenbau und auch im Verbrauch. 20 bis 30 Kilo Tomaten isst jeder Bürger pro Jahr. Die Ernte in Deutschland deckt höchstens einstellige Prozentbeträge des Bedarfs, die meisten Tomaten werden importiert. Trotzdem sind Tomaten auch in Deutschland das am häufigsten unter Glas angebaute Gemüse, denn unser Klima ist eigentlich zu schlecht und der Sommer zu kurz für gute Erträge - kommerziellen Anbau im Freiland nördlich der Alpen gibt es praktisch nicht. Diese Liebe zu Tomaten gilt nicht weltweit, in China und Ostasien sind Tomaten nie so recht beliebt geworden, vom nahen Osten bis Südasien blieben sie trotz der sehr gut geeigneten klimatischen Gegebenheiten ebenfalls eine Randerscheinung. China exportiert aber enorme Mengen an verarbeiteten Tomaten, die dann ohne Herkunftsbezeichnung in Produkten wie Ketchup, Dosentomaten oder Sossen auftauchen. Angebaut werden sie dort im kontinentalen Klima des Nordwestens mit trockenheissen Sommern, sie werden bewässert.

Gemüse der Superlative


Balkon-Hängetomaten
Nutzgärtner ohne Tomaten muss man mit der Lupe suchen. Tomaten wollen sie alle. Auch wenn man bei ansonsten gartendesinteressierten Menschen mal Gemüsepflanzen sieht, sind es am häufigsten Tomaten und sei es nur im Eimer auf dem Balkon. Bei Tomaten lassen sich einige Superlativen beobachten:

  • Tomaten sind das Gemüse, für das im Samenhandel und in Tauschbörsen die grösste Vielfalt herrscht. Volle Auswahl, hunderte Sorten!
  • Tomaten sind das Gemüse, für das der lebhafteste Jungpflanzenmarkt existiert. Viele Sorten stehen nicht nur alljährlich im Gartenmarkt. Auch auf Pflanzenmärkten im Frühjahr werden sie verkauft (dort gerne interessante alte Sorten), semiprofessionelle Privatleute bieten ungezählte Jungpflanzen besonderer Sorten an. Wir haben auch so einen sehr engagierten Menschen im Nachbarort Roigheim. Man muss keine eigene Anzucht betreiben, um Tomaten anzubauen.
  • Tomaten sind das Gemüse, für das am meisten Gartenzubehör existiert. Kaufen kann man unter anderem Schutzhauben, Tomatenhäuser mit Dach, Spiralstäbe und andere Rankhilfen, Produkte wie den "Tomaten-Tower", Pflanzbeutel, Giessringe, Sets für Anzucht und Anbau, spezielle Düngemittel für Tomaten und Pflanzenstärkungsmittel.
  • In Gartenforen sind die Tomatenthreads am längsten, dazu kommen ungezählte Bücher für den optimalen Anbau, es gibt Sortenkataloge online, jede Internetseite mit Gartenthemen bespricht auch Tomaten. Wir sind keine Ausnahme :-)

Selbst anziehen


Die eigene Anzucht ist einfach. Sie gelingt auch ohne spezielle Ausrüstung am Fensterbrett. Da ich aber auch "schwierigere" Gemüsearten selbst ziehe, nutze ich Pflanzenlichtlampe und das beheizbare Zimmergewächshaus auch für Tomaten. Vorteil: Die Pflanzen keimen gut, wachsen sehr schnell und bleiben stabil, ich kann mit zwei kleinen Zimmergewächshäusern auf nur zweimal 70 * 20cm Fläche in drei Schichten 110-135 Jungpflanzen verschiedener Arten produzieren - genau unser Bedarf.

Die erste Schicht ab Ende Januar (Habanero, Jalapeno Chilis) und im Laufes des Februars sind Paprikapflanzen, über die hier schon einiges steht und diverse Physalisarten. Im März folgen die Tomaten, im April sind es diverse Cucurbitae: Melonen, Kürbisse, Gurken.

Im Gegensatz zu den anderen genannten Arten sind Tomaten auch mit knapp 20°C für die Keimung zufrieden. Wer also jedes Watt sparen will, kann die Heizung am Zimmergewächshaus diesmal abgeschaltet lassen. Oder besser doch nicht: Das Keimergebnis ist mit mehr Wärme bis 25°C besser. Und das kann auch bares Geld bedeuten, kosten doch Tomatensamen kommerziell interessanter Sorten oder der bräunfäuletoleranten Neuzüchtungen pro Gramm mehr wie gediegenes Silber. 6 Samenkörner für 3,99 EUR, da werden schlechte Keimergebnisse teuer wenn etwas nicht aufgeht.

Ausgesät wird wieder in Torfquelltabletten. Die passen gut in die Anzuchtschalen des Zimmergewächhauses, schimmeln auch bei Nutzungsfehlern erst mit Verzögerung, lassen sich mit der aufgegangenen Pflanze drin leicht und sauber (wir arbeiten bei kaltem Wetter im Wohnzimmer!) in Töpfe verpflanzen und sind auch nicht viel teurer wie andere Methoden, sofern man sie in Grosspackungen kauft.

Sehnsucht nach Licht ist des Lebens Gebot


Sind sie aufgegangen, besteht im Haus die Gefahr, dass sie schnell vergeilen. Sie bilden dann lange Stengel, die leicht abknicken, das Laub bleibt dünn und blass. Die Ursache ist Lichtmangel. Entweder, man kann sie heller stellen oder nutzt eine LED-Pflanzenlichtlampe mit Betonung des Blauspektrums. Blaues Licht sorgt für viel von der Pflanze verwertbare Energie und hemmt gleichzeitig Längenwachstum und Blütenbildung.

Speziell bei Tomaten ist eine mässige Vergeilung aber nicht ganz so schlimm. Die Pflänzchen erhalten bereits im Topf einen kleinen Stützstab und werden später tiefer in den Boden gepflanzt wie sie vorher standen. Das hat Vorteile, die Verwurzelung wird besser weil aus dem eingegrabenen Stengel zusätzliche Wurzeln wachsen.


Welcher Sortenmix?


Allzuleicht lässt man sich von den überschwenglichen Beschreibungen dazu verführen, Sortentypen anzubauen, die man später gar nicht verwenden kann. Mal ein Beispiel für eine sinnvolle Mischung aus insgesamt zehn Pflanzen samt Begründung:
Kirschtomaten. Wohin mit den vielen Minis?
  • 1x Kirschtomate - davon pflanzt man meistens viel zu viele. Kirschtomaten sind Naschtomaten, Dekoration im Salat, sie haben geringe Erntegewichte. Die Quadratmetererträge sind gering, die Verwendungsmöglichkeiten begrenzt. Hat man Übermengen davon und verkocht sie in Sossen, schmecken sie süsser als andere Tomaten, mir sind sie als Sosse meist zu süss.
  • 4x Fleischtomaten - "die" universell verwendbare Tomate. Unverzichtbar für Tomatensalat, auch gut für Sossen sehr gut geeignet, um zum sie füllen - davon kann man nie genug haben. Was zuviel ist, kocht man ein oder trocknet es - zur späteren Zubereitung von halbgetrockneten Tomaten in Öl.
  • 3x Runde Salattomaten - etwas wässriger wie Fleischtomaten, deshalb weniger gut für Sossen. Die Tomaten für den Frischverzehr, rot, geschnitten, mit Mozzarella und Basilikum. Im Anbau am einfachsten, eintriebig gezogen, dicht gepflanzt, einige Sorten können hohe Erträge und frühe Reife haben.
  • 2x Flaschentomaten oder Romatomaten - die Tomaten fürs eingekochte Sugo. Sie sind fleischig ohne viele Kerne und Saft und kommen in eingekochter Form ab November bis Juli als Nudelsosse, in Polenta, auf der Pizza auf den Tisch. Wahlweise mal scharf mit Pepperonis eingekocht, mal flüssiger, mal etwas konzentrierter. Die haltbar gemachte Wintertomate.

Meine Sorten dieses Jahr


Ausgesät wurden dieses Jahr: Gourmandia, OSU Blue, Gigantomo, Defiant, Barry's Crazy Cherry, Orange Queen, Mini, Black Krim, Krasnij Gigant. Dazukaufen werde ich wohl noch Flaschentomatenpflanzen.
Wie man sieht, eine ziemlich fleischtomatenlastige Auswahl. Gourmandia hatte ich schon öfter, eine mässig grosse, in jeder Hinsicht gute Fleischtomate, meine Hauptsorte, leider teure Samen. Zu "Defiant" folgt noch ein eigener Beitrag, hatte ich auch schon mehrmals, wird als verhältnismässig braunfäulefest verkauft, stammt aus den North Carolina Zuchtprogramm von Randolph Gardener. Mini, Black Krim, Krasnij Gigant hatte ich ebenfalls schon, sind nett, davon hervorzuheben ist aber noch "Mini", eine ziemlich platzfeste Kirschtomate, die man einfach mehrtriebig wachsen lässt. Mit der hat man den ganzen Sommer über genügend wirklich gute Kirschtomaten.

Sonntag, 11. März 2018

Es geht los, Frühling bei -12°C


Torftabletten und beheiztes Zimmergewächshaus für Keimung
Nachts war es letzte Woche es mit zweistelligen Minusgraden knackig kalt, aber trotzdem spriesst und grünt es gewaltig. Vorerst auf der Fensterbank. Vor ein paar Tagen habe ich wie immer Mitte Februar Paprika, Auberginen und diverse Physalis im Zimmergewächshaus ausgesät. Die ersten Pflanzen sind Dank der guten Bedingungen darin bereits gekeimt - nur drei Tage später. Entscheidend war die Frische der Samen und ihre gute, dunkle und kellerkühle Lagerung. Die Keimquote beträgt bei Paprika und Auberginen letztjährigen Samens fast 100%, nach zwei Jahren sind es noch 80%, nach drei Jahren fällt sie ab auf 10-50% und die Keimung dauert wesentlich länger. Nach vier Jahren ist es in der Regel vorbei, nichts keimt mehr. Tomatensamen sind länger haltbar.

Keimung nach 3-5 Tagen von Paprikajungpflanzen
im Zimmergewächshaus,
Der Keimling ist unter optimalen Bedingungen bereits nach drei Tagen sichtbar. Normal sind fünf Tage. Manchmal dauert es auch deutlich länger. Optimale Bedingungen bedeuten:
  • Im Zimmergewächshaus. Beheizt, so dass Tag und Nacht 25°C herrschen. Benötigt nur 20 Watt Strom. Die Fensterbank ist tagsüber meistens auch so warm, aber nachts kühlt es dort oft unter 20°C ab, was vermieden werden sollte.
  • Feucht, aber nicht nass! Nicht überwässern. Das Wasser darf keinesfalls in den Schalen stehen. Zu nass bedeutet: Schimmel statt Keimung. Die Samen faulen statt zu keimen.
  • Kurz vor dem Umsetzen in 8cm-Töpfe
    Das richtige Substrat. Torftabletten sind meistens gut, je nach Hersteller habe ich aber auch schon Fehlschläge erlebt. Ansonsten "Aussaaterde", aber auf keinen Fall "Pflanzerde" nehmen, die ist vorgedüngt und der höhere Mineralsalzgehalt hemmt die Keimung. Kokosfasern als Torfersatz werden auch gerne als kompakte, ökologisch unbedenkliche Aussaaterde verkauft, aber auch damit sind die Praxiserfahrungen schlecht - warum das so ist, weiss ich nicht.
  • Hell. Auch wenn Paprika keine ausgesprochenen Lichtkeimer sind, benötigen sie bald und viel Licht. Tageslicht oder Licht einer starken Pflanzenlichtlampe.
Sobald das erste Blattpaar nach den Keimblättern erscheint, sollte man sie in kleine Töpfe verpflanzen. Topfgrössen mit 8cm Durchmesser reichen aus. Dort kommen sie in Pflanzerde. Nicht nervös werden, wenn sie kurz nach der Verpflanzung ein paar Stunden schlaff in den Seilen hängen. Aufgrund des höheren Salzgehalts dieser Erde entwässern die Pflänzchen kurz (der bekannte Osmoseeffekt) und werden schlaff - das gibt sich. Bis dann sollte man sie nicht direkter Sonne oder viel Wärme aussetzen, sonst gibt es Blattschäden. Im Laufe des Aprils werden die Töpfe je nach Wetterlage ins Gewächshaus gestellt. Sind die Nächte kühl, kann man sie noch in Haus holen. Auspflanzung ins Freiland im Mai. Ist die Grosswetterlage stabil, bereits Anfang Mai, ansonsten nach den Eisheiligen.
Unter der Pflanzenlichtlampe
Zimmergewächshäuser sind eine klasse Sache, einfach, billig, sehr nützlich für Keimung und Vorzucht wärmebedürftiger Pflanzen. Wir haben zwei Stück, die beheizbar sind. Die Temperatur beträgt darin gut 25°C, was das Optimum für Nachtschattengewächse wie Paprika, Auberginen, Tomaten, Physalis sowie Kürbisgewächse (Gurken, Melonen, Kürbis) darstellt.

Nach der Umpflanzung verwende ich Jahren mit lange Trübephasen trotz grossem Südfenster auch eine zusätzliche LED-Pflanzenlichtlampe. Früher andere Lampen und eine sehr leistungsfähige Version habe ich auch. Das ist einen eigenen Beitrag wert.

Nicht nur Paprika wollen sehr früh raus. Will man richtig grosse Gemüsezwiebeln, sollte man sie schon im Januar in kleine Töpfe säen - sie keimen sehr gut ohne Zimmergewächshaus.

Mittwoch, 21. Februar 2018

Perfekte Kürbisse durch den Winter

Kürbissammlung, fertig zum Einlagern
Gar nicht so wenige Kürbissorten lassen sich enorm lange lagern, genauer gesagt: Monatelang, manchmal schmecken sie noch nach einem vollen Jahr gut. Das ist einer der Gründe, wieso ich jedes Jahr kräftig Kürbisse anbaue. Der Erntesegen lässt sich den ganzen Winter und Frühling über geniessen wenn sonst nicht viel wächst. Zudem sind Kürbisse so vielseitig verwendbar, dass sie einem nicht so schnell zum Hals heraushängen. Verschenken, tauschen, ja sogar verkaufen geht ebenfalls einfach: Kürbisse kennt und schätzt mittlerweile jeder, seit es einige Sorten sogar ins Gemüseangebot der Discounter geschafft haben. Man wird sie leicht los, wenn man mal zu viele davon hat. Eine Kohlrübe zu verschenken ist definitiv schwieriger.

Man muss allerdings wissen, wie man sie lagert. Das ist nicht mehr so einfach und auch bei mir brauchte es viele Jahre und viele Fehlversuche, um das zu optimieren. In den Büchern steht so allerhand aber wenig Praxisbrauchbares, wie so oft. Zusammengefasst gibt es für eine gelingende Kürbislagerung folgende Kernpunkte:
  • Die
    Kürbislager, vier Monate Lagerdauer
    Art und die Sorte spielen natürlich eine grosse Rolle, das ist naheliegend und bekannt. Unter den Arten Cucurbita maxima (Riesenkürbis, Hokkaidokürbis, Hubbard, Buttercup, Kabocha...) und Cucurbita moschata (Butternut, Muskatkürbisse) gibt es viele langlagerfähigen Sorten, unter Cucurbita pepo (Sommerzucchini, Acorns, Patisson, Spaghettikürbis) weniger. Zu Erfahrungen mit einigen konkreten Sorten kommen ich noch. Generell sind Butternutkürbisse und auch meisten C. maxima-Arten vier Monate gut lagerfähig.
  • Beginnender Verderb am Stielansatz
    Nur ausschliesslich voll ausgereifte Kürbisse lassen sich lagern. Es macht auch nichts, wenn sie lange an den Pflanzen hängen, Überreife gibt es bei Kürbissen nicht, nur Unreife. Unreife Kürbisse werden weich und holzig, faulen früh. Verletzungen und Verfärbungen an der Schale reifer Kürbisse  führen nicht gleich zum Verderb, schränken aber die Lagerfähigkeit ein. Diese Früchte (botanisch sind es eigentlich Beeren, eine typische Besserwisserkorrektur) sollte man zuerst verbrauchen. Schalenschäden passieren meistens, wenn die Früchte im Garten bei feuchter Witterung der Reife hin auf dem Boden liegen. Holzbrettchen unterlagen!
  • Verholzte Schale an einem gelagerten Blue Hubbard
  • Ein kühler Keller ist nicht gut. Die Temperaturen sollten mindestens 10° bis Zimmertemperatur betragen. Bei diesen Temperaturen verholzt die äussere Schale leichter. Sie ist dann zwar härter und muss vor Verzehr abgeschnitten werden, aber das Kürbisfleisch darunter ist gut geschützt. Lagert man sie im Keller, sollte man sie erst einige Wochen bei Zimmertemperatur belassen, damit sich die Schale härtet. Bei Kürbissen ist es mal ausnahmsweise ein Vorteil, wenn man einen warmen trockenen Keller hat. Wer keinen hat, stellt sie auf einen Schrank im Flur.
  • Ein kalter Boden, der keine Feuchtigkeit aufnehmen kann ist tödlich. Niemals Kürbisse direkt auf dem Boden lagern! Sie werden schimmeln. Immer auf Holz ablegen. Ich nehme ein Brett, das auf Klötzchen steht oder Obstkisten mit dicken Wänden.
  • Keine Kürbisse übereinanderlegen oder sich berühren lassen. Alle schön getrennt voneinander aufreihen. Die Kontaktpunkte sind anfälliger, Schimmel greift leichter über.
"Sweet Nutty" nach einem Jahr Lagerung: Absolut einwandfrei.
Gute Samenhändler machen auch Angaben zur Lagerfähigkeit. Meine eigenen Erfahrungen sind aber davon oft sehr nach oben oder unten abgewichen. Das lag vermutlich auch am Reifezustand der Früchte. Es gibt diverse Sorten, die eigentlich in wärmeren Gegenden üblich sind und auch hier meistens ganz gute Früchte bringen, die aber in Wirklichkeit doch nicht ganz ausgereift sind. Sie schaffen die Vollreife nicht ganz und damit auch keine lange Lagerung. Dies sind Sorten wie z.B. der Butternut "Violina", eine typische Sorte für Italien. Ansonsten halten sich ausgereifte Butternuts egal welche Sorte sehr gut. Sehr gute Erfahrungen habe ich auch mit den Maxima-Moschata Hybriden "Tetsukabuto" und "Armor" gemacht. Reine Maxima-Kürbisse waren gut haltbar, wenn sie eine harte Schale entwickelten. Dazu gehört z.B. der "Blue Hubbard" und andere "Hubbards".

Verschimmelt, vorbei.
Bei Hokkaido-Kürbissen ("red kuri", C. maxima) bleibt die Schale weich, deshalb lassen sich sich meistens ungeschält zu Suppe verkochen, was den Zubereitungsaufwand vorteilhaft verkleinert. Sie sind dafür etwas weniger gut haltbar. Die alte und unsägliche Standardsorte "gelber Zentner", ein C. maxima, ist dagegen überhaupt nicht haltbar. Sofort verbrauchen. Sie taugt sowieso nichts, wurde in Frankreich als Schweinefutter verwendet.

Kaum haltbar sind Cucurbita pepo. Darunter sind neben vielen Zier- und Schnitzkürbissorten zwar sehr wohlschmeckende und edle Sorten mit einzigartigem Aroma und sie halten sich auch optisch lange gut. Das Aroma veratmet sich aber und das Fruchtfleisch wird fade, hart. Hier hat man vielleicht lange schöne Früchte, aber will sie nicht mehr verwenden.

Apropos Verwendung: Die Kerne nicht gleich wegwerfen. Geröstet mit Salz schmecken sie ja nach Samenschalendicke manchmal sehr gut. Ansonsten werfen wir sie kurz in den Mixer und geben sie den Hühnern. Sie sind mit ihrem hohen Fettgehalt ein energiereiches Futter.

Donnerstag, 1. Februar 2018

Hühner im Winter

Wir schwimmen in Eiern. Nutzgärtner mit Hühnern bekommen auch im Winter etwas. Unsere Zwerg-Wyandotten sind zwar weit entfernt von der Legeleistung heutiger Hybrid-Hochleistungslegehühner, aber nach ihrer zweimonatigen Spätherbstpause kam das erste Ei pünktlich zehn Tage nach der Wintersonnwende. Und seither legen sie stetig mehr.

Im Stall beim Eierlegen
Heute am 1. Februar gab es erstmals wieder fünf Eier pro Tag von den fünf Hühner. Es läuft wie am Fliessband. Zum Eierlegen gehen sie brav in den Stall, die Sitzung dauert Minuten bis zu ein, zwei Stunden, am häufigsten um die Mittagszeit. In dieser Zeit gibt es nichts, was das Huhn ablenken kann, die gefiederte Madame ist voll und ganz aufs Eierlegen konzentriert. Nähert man sich mit der Hand, wird man gepickt. Eine eindeutige Aufforderung, in Ruhe gelassen zu werden. Während sich die Hühner im Freien um ausgetreutes Futter streiten, bleibt das Eierlegehuhn ruhig sitzen, nicht einmal das bringt sie aus der Ruhe. Irgendwann macht es "plopp" und aufgeregtes Gegacker zeigt die Ankunft eines neuen Eis an. Der Bruttrieb geht bei dieser Rasse nicht ganz synchron mit dem Eierlegen, nur im Frühling und Frühsommer bleibt das Huhn noch auf dem Ei sitzen. Jetzt im Januar und Februar verlässt sie den Stall sofort wieder, das Ei kühlt aus.

Nasses Hühnchen
Stürme und wochenlanger Regen scheinen ihnen nicht das Geringste auszumachen. Wind mögen sie zwar nicht so gerne, aber trotzdem wird im Freigehege patroulliert, sie bleiben nicht im Stall. Bei Regen werden sie nass und bieten einen traurigen Anblick, aber sie bleiben auch deswegen nicht im Stall oder unter dem Dach. Der Regen könnte ja Regenwürmer oder Schnecken hervorlocken, so etwas lässt sich ein Huhn nicht entgehen. Solange es nicht richtig kalt ist, macht ihnen etwas Schnee ebensowenig etwas aus.

Nur das Bad vermissen sie sichtlich. Im Sommer wälzten sie sich mehrmals am Tag genüsslich im Sand und staubten sich mit den Flügeln komplett ein. Das ist eine wichtige Hygienemassnahme gegen Milben und Parasiten am Gefieder. Nun ist es zu feucht dazu, der Sand ist immer nass. Sie putzen sich dafür länger, immer alle gleichzeitig. Man steht dazu in der Gruppe und blickt immer wieder in alle Richtungen, damit sich kein Feind anschleichen kann. Doch auch baden geht im Winter: Sie dürfen ins leere Gewächshaus. Die Erde dort ist trocken. Sofort scharren sie sich Kuhlen und wälzen sich im Staub, den man sich anschliessend wieder gründlich aus dem Gefieder schüttelt. Dort haben sie auch die wenigen Tage verbracht, an denen es tiefere Temperaturen hatte. Wyandotten sind zwar kälteverträglich, aber auch sie können Erfrierungen an den Beinen bekommen, wenn sie auf blankem eisigem Grund stehen.

Ihnen jetzt Grünzeug zu beschaffen ist schwierig. Sie bekommen das Grün von Wintergemüse wie Rettichen, Gründüngungspflanzen (Gelbsenf). Was man so auf Spaziergängen findet ist mager, die geliebten Löwenzahnblätter sind jetzt leider rar. Anders als in Büchern behauptet schmecken die Eier durchaus nicht kohliger oder schwefliger, obwohl sie viel Kohlgrün bekommen. Haben sie genügend Frischgrün, sind die Dotter leuchtend dunkelgelb. Und lecker!

Sonntag, 21. Januar 2018

Sandkastenspiele: Winterlagerung in der Sandkiste

Kiste mit Sand und Wurzelgemüse
Im Winter kommt es dem Nutzgärtner in unserem Klima vor allem auf möglichst gute Lagerung der Schätze aus Sommer und Herbst an.

Seit einigen Jahren verwenden wir für Wurzelgemüse Kisten mit Spielsand. Das Gemüse wird grob im Wasser abgebürstet, in den Sand gelegt, wieder Sand drauf. Die Kiste ist eine Plastikwanne mit 90 Liter Inhalt aus dem Baumarkt. Sie war schon ein paar Jahre im Freien für verschiedene Zwecke im Gebrauch. Entsprechend grosse Holzkisten wären sicher ebenso geeignet. Der Sand sollte leicht feucht sein. Einmal etwas Wasser drübersprinkeln reicht.

Gelagert wird in der ungeheizten Aussengarage, gefüllt wird die Kiste vor den ersten kräftigen Nachtfrösten. Und das klappt prima, das Lagergut bleibt knackig und frisch bis in den März oder länger.

Geeignet dafür sind zum Beispiel: Pastinake (sehr gut!), Sellerie, gelbe Rüben (nur bedingt, treiben leicht aus), Topinambur, rote Rüben, Petersilienwurzel, schwarzer Rettich. Alles, was sich in Erde gut hält, hält sich auch in einer Sandiste gut.

Auch andere Methoden funktionieren, sind aber aufwendiger. Ich hatte auch mal eine alte Waschmaschinentrommel vergraben, die mit Würzelgemüse gefüllt war. Tolle Sache, aber dort wieder etwas herauszunehmen ist viel aufwendiger wie der Griff in die Sandkiste, für die man auch nichts eingraben muss. Dasselbe gilt für die klassischen Erdmieten. Eine Sandkiste lässt sich ausserdem leichter gegen Mäuse schützen. Lohnt sich!

Sonntag, 7. Januar 2018

Zuckerhut, rätselhaftes Mauerblümchen

Zuckerhut im Januar
Zuckerhutsalate umgeben einige Rätsel. Es sind typische Wintersalate, die so wie ihre nächsten Verwandten Radicchio, Endivien und Chicorée zu den Wegwarten gehören, botanisch Cichorium intybus. Obwohl seit langer Zeit angebaut, ist die Sorte im Supermarkt immer ein Mauerblümchen geblieben. Dort ist er selten oder nie zu haben. Andere Salate der Wegwarten-Gruppe schon: Endivien immer, Chicorée oft, Radicchio manchmal. Wieso bloss kein Zuckerhut? Nur auf dem Wochenmarkt und gut geführten Bioläden hat Zuckerhut seinen Platz. Woran kann das liegen? Er bleibt länger knackig wie Endivien, ist vielfältiger verwendbar, feiner, im Anbau nicht komplizierter, ähnlich frosthart.


Zuckerhutsalat zubereiten

Zuckerhutsalat, halbiert. Sehr kompaktes Inneres.
In der Küche hat er ebenfalls Vorteile. Als Salat ist Zuckerhut viel leichter zuzubereiten wie Endivien. Da er einen geschlossenen Kopf hat, verirren sich Sand oder Schnecken kaum ins Innere. Die Blätter lassen sich leichter und schneller schneiden. Da sie härter sind, verträgt dieser Salat auch feinere Schnitte, lässt sich also besser variieren. Meinem Geschmack nach schmeckt er auch klar besser, ist etwas aromatischer, nussiger, ohne grob zu wirken. Trotzdem gibt es immer nur Endivien im Winter zu kaufen, nie Zuckerhut. Warum nur? Ein Einwand war "der schmeckt etwas bitter". Ja, das kenne ich noch manchmal von meinen Eltern, die ihn auch jedes Jahr angebaut haben. Heute nicht mehr wirklich, das hat man ihm offenbar auch weggezüchtet. Auch damals schon konnte man eventuelle leichte Bitternis durch kurzes Einlegen in lauwarmes Wasser verringern.

Der geschlossene Kopf von Zuckerhut hat noch mehr Vorteile im Vergleich zu Endivien, zum Beispiel eine deutlich verbesserte Haltbarkeit. Die Umblätter schützen den Salat vor Austrocknung und schnellem schlapp werden. Ausserdem lässt er sich Dank seiner kompakten, nicht auseinanderfallenden Form leichter in den Kühlschrank packen oder in eine kühle Kiste, wenn man ihn wegen drohender kräftiger Fröste ernten muss.

Im Anbau

Zuckerhut, frisch geerntet
Im Anbau ist er wie Endivien zu behandeln und einfacher wie Radicchio, der sich ungern verpflanzen lässt. Das macht ihn für unseren Nutzgarten zu einem äusserst beliebten Salat, denn ich baue am liebsten Sachen an die gut sind aber nicht so leicht zu kaufen sind oder deren Qualität bei Eigenanbau im Vergleich zu kommerziell Angebautem besonders hoch ist.

Sorten für Privatgärtner gibt es nicht viele. Auf den Samentütchsen steht meistens gar kein Sortenname. Entweder ist eine unbezeichnete Standardsorte zu haben oder ein paar wenige F1-Hybriden, deren Unterschied im Anbau mir aber nicht sichtbar geworden ist. Er scheint wenig im Fokus von Züchtern zu liegen. Auch pflanzfertige Jungpflanzen kann man kaufen - wieder ohne Sortenbezeichnung. Aussaat im Juli. Wegen mässiger Keimerfolge in unserem zu schweren Boden nehme ich Pflanzschalen, dort keimt er am Besten nicht zu feucht stehend im Halbschatten, z.b. unter lichten Gehölzen abgestellt. Die Jungpflanzen wegen schneller Pfahlwurzelbildung nicht lange stehen lassen, besser bald auspflanzen. Er ist eine gute Nachkultur für alles, was im Juli bereits wieder abgeerntet wird, z.B. Frühkartoffeln, Ackerbohnen, Mairüben...

Zuckerhutreihe, Januar
Die Wuchsergebnisse sind recht unterschiedlich, manche Pflanzen ergeben sehr grosse Köpfe, direkt danebenstehend kümmern sie. Darin ähnelt er Radiccchio, bei dem mir auch nie klar ist, wieso die Köpfe so unterschiedlich ausfallen. Geerntet wird er ab Mitte Oktober bis in den Januar und in milden Jahren sogar noch länger. Es ist also auch der Salat mit dem längsten Erntefenster pro Auspflanzung. Einmal eine Ladung gesetzt, drei oder mehr Monate davon gegessen.

Frostfest, Krankheitsfest?

Kohleule an Zuckerhut
Das ist etwas übertrieben. Bis -4°C am Boden macht ihm Frost noch nichts aus, darunter werden Umblätter und Spitzen geschädigt, bei -8°C ist dann Ende Gelände. Unter Vlies hält er aber deutlich mehr aus. Damit qualifiziert er sich für den gesamten Herbst und den Winter so lange, bis es nachts richtig kalt wird. Dann sollte man ihn mit der Wurzel ernten (bei feuchtem Boden kein Problem, einfach herausziehen) und frostfrei mit Blättern in einer Kiste lagern.

Aufgrund der späten Wuchszeit existieren nicht viele tierische Schädlinge. Schnecken natürlich trotzdem. Und Raupen wie die Kohl- oder Gemüseeule, die ihn auch noch im Dezember anfällt. Wer die Blätter nach Fraßspuren untersucht, merkt aber schnell, was los ist und kann gezielt nach verstecken Raupen oder Schnecken suchen.

Je nach Witterung kann er auch von Mehltau und Salatfäulen befallen werden. Dieses Jahr ist er kerngesund, das Wetter war durchgehend feucht, ohne Extreme. Verfaulende Blätter im Inneren enstehen angeblich durch unterschiedliche Wasserversorgung.