Montag, 15. Juni 2020

Vielblütige Ölweide, Elaeagnus multiflora

Reife Früchte der vielblütigen Ölweide, Elaeagnus Multiflora
Ölweiden sind pflegeleichte Wildobstgehölz, zwei Beiträge zur Schirm-Ölweide kamen bereits hier (Teil 1, Pflanze im Garten) und hier (Teil 2, Früchte und Verarbeitung).

Nicht nur die Schirm-Ölweide ist interessant für den Garten, die Vielblütige Ölweide hat weitere und eigene Qualitäten. Elaeagnus multiflora ist ihr botanischer Name. Sie heisst auch Essbare Ölweide, Edel-Ölweide, Reichblütige Ölweide; englisch Cherry Elaeagnus, Gumi; französisch Goumi.

Auch sie habe ich in mehren Sorten seit ein paar Jahren im Garten und auf einem mit Wildobst bepflanzen Hang am Rande der Obstwiese. Die Ölweide schlägt sich da ausnehmend gut. Das Hang ist ein Extremstandort auf Kalkschutt, trockenheiss, mager, überwuchert von allerlei wildwachsenden Gehölzen.

Aussehen, Wuchs


Bedornung der Vielblütigen Ölweide
Die vielblütige Ölweide wächst als ein niedriges, strauchartiges Gehölz. Auf meinen schwierigen Standorten wird sie keine 2m hoch. Sie wächst gerader als die Schirm-Ölweide und wirkt weniger dicht. Sämlinge haben vor allem im Jungstadium Dornen, Sorten aber nur wenig. Die Dornen haben aber keine Haken, der Strauch bekommt damit keine Sperrwirkung wie beispielsweise eine Berberitze, es ist mehr ein Fraßschuss gegen Tiere.

Iher Blätter sind klein, fest, denen der Schirm-Ölweide recht ähnlich. Sie blüht im April bis Mai mit unscheinbaren weisslichen Blüten. Die Blüte ist wesentlich weniger reichhaltig wie bei der Schirm-Ölweide, dass sie trotzdem den Namen "Vielblütige" bekommen hat haben wir dem Schweden Thunberg zu verdanken, der sich auch mit einigen anderen Einbenennungen kräftig blamiert hat, zum Beispiel bei der Loquat: https://gartenzone.blogspot.com/2019/11/mispeln-mespilus-germanicus-letzte.html. Die Blüten sind für Insekten interessant und nektarhaltig, je nach Tageszeit duften sie auch schwach. Sie werden gerne von Hummeln und Bienen besucht.

Blüten der Vielblütigen Ölweide
Aus den Blüten entwickeln sich Früchte, die sehr schnell und dann etwas folgernd reifen. Die Früchte sind leuchtend rot, etwa 15mm lang. In gut ausgereiftem Zustand schmecken sie angenehm süßsauer. Innen liegt ein weicher Kern, der nicht sehr stört. Ihr Aroma ähnelt der Schirm-Ölweide, ist etwas schwächer, dafür sind die Früchte grösser und schneller süss. Dieses Jahr gab es bereits in der ersten Juniwoche reife Früchte, die Reifezeit kann aber in anderen Jahren und weniger warmem Klima auch im Juli liegen.

 

Vorteile der Vielblütigen Ölweide


Etwas folgernde Reife der Früchte
Alle Vorteile der Schirm-Ölweide gelten auch für die Vielblütige Ölweide. Die Pflanzen sind unglaublich zäh, kommen mit Trockenheit, Kalkboden, wenig Humus, Nährstoffarmut, Hitze, Fröste (auch zur Blütezeit!), Winterhärte (bis -29°C) Schnitt, Konkurrenzpflanzen erstaunlich gut zurecht. So gut, dass man fast fürchtet, diese beiden nordostasiatischen Arten könnten invasiv werden. In Nordamerika ist e. umbellata tatsächlich ausgebüxt und vermehrt sich, allerdings ist sie nur auf Ruderalflächen konkurrenzfähig.

Darüber hinaus könnte man als Vorteil im Gegensatz zur Schirm-Ölweide werten:
  • Die deutlich grösseren Früchte lassen sich viel leichter pflücken, die Pflückleistung ist dadurch viel höher. Die meisten Leute würden wohl optisch die Früchte der Vielblütigen Ölweide denen der Schirm-Ölweide vorziehen.
  • Mit ihrem geraderen und niedrigeren Wuchs ist sie die bessere Gartenpflanze, während sich die Schirm-Ölweide auch für eine Wildobsthecke gut eignet.
  • Die Frücht sind viel früher reif, bereits im Spätfrühling. Sie liegt damit gleichauf wie Kirschen und späte Erdbeeren.
  • Sorten sind selbstfruchtbar.

 

Sorten


Blätter
Mittlerweile sind auch einige Sorten zu haben. Schon länger bekannt sind Sweet Scarlet, Red Cherry und Red Gem. Alle haben etwas grössere Früchte wie die Sämlinge, Sweet Scarlet hat auch dunklere Früchte. Bekannt ist auch Dr. Szczepan. Zwei davon habe ich auch. Der Unterscheid zu meinen Sämlingen ist sichtbar, aber nicht riesig. Ausserdem soll es in Korea noch einige Sorten geben mit deutlich grösseren Früchten. In Asien ist das Interesse an den Früchten der Ölweide höher als in Europa oder den USA.
Im Wuchs haben die Sorten wie schon erwähnt weniger Dornen und sind teilweise selbstfruchtbar. Eine gute Befruchtung erreicht man aber nur mit unterschiedlichen Pflanzen. Am Besten, man pflanzt immer einen Sämling mit.

Probleme


Wie die anderen Ölweiden ist die Vielblütige Ölweide ein zäher, anspruchsloser Geselle. Sie kennt keine Krankheiten und wenig Probleme. Wenn sie etwas braucht, dann viel Licht, als Unterpflanzung oder für Halbschatten ist sie nicht geeignet. Magerer und trockener Boden stört sie nicht, sie kann sich mit Hilfe von Bakterien, mit denen sie in Symbiose lebt Luftstickstoff erschliessen. Natürlich sind die roten Beeren auch für Vögel attraktiv, Vogelfrass kommt vor, aber da die Pflanze niedrig ist, kann sie leichter mit einem Netz geschützt werden.

Ein früheres Problem wird langsam besser, je mehr ihr Bekanntheitsgrad steigt. Früher wurden die Ölweidenarten von den Baumschulen und allerlei zwielichtigen Importeuren und Verkäufern wild durcheinandergewirbelt, dem Kunden hat man immer den Namen geliefert, den er gerade haben wollte, aber die Art stimmte selten. So wurden lange Schirm-Ölweiden als Vielblütige Ölweiden verkauft. Das ist besser geworden und mittlerweile gibt es die ersten Baumschulen, die auch Sorten innerhalb der Arten anbieten - hoffen wir, dass sie stimmen und einen Fortschritt bringen.