Donnerstag, 8. August 2019

Noch mehr Auberginensorten

Auberginen haben sich zu einer dauerhaft erfolgreichen Freilandkultur gemausert. Sie sind ideal für das sich schnell verändernde Klima: Brauchen relativ wenig Wasser, bekommen keinen Sonnenbrand, sind erstaunlich hitzefest, profitieren sehr von den verlängerten Vegetationszeiten, haben wenig Krankheiten und Probleme. Ein Gemüse für den Klimawandel. Ich baue sie seit vielen Jahren auf einem grösseren Beet an, je nach Sommer klappte das mal gut, mal mässig. Seit einigen Jahren jedoch regelmässig gut bis sehr gut. Parallel dazu kommt eine Pflanze je Sorte auch ins Gewächshaus, um eventuelle Unterschiede festzustellen. Seit im Beitrag von 2017 bereits einige Sorten vorgestellt wurden, konnte ich noch viele mehr ausprobieren. Auch dieses Jahr wieder. Das sind einige Ergebnisse davon:

Tagesernte Auberginen Ende Juli
Rund links oben: Ronde de Valence. Weiss: White Egg. Rechts oben: Hallasan Cheju. Unten links: Bonic. Marmoriert, klein: Slim Jim. Rechts unten. Faselis.


White Egg



"White Egg" Aubergine
Meine erste rein weisse Sorte. Eine echte "Eggplant", Eierfrucht. Überreife Früchte werden aber gelb, wie ich erlebt habe. Wenn sie den gelben Schimmer bekommt, hing sie also zu lange. Im Gewächshaus habe ich auch schon einen grünlichen Schimmer erlebt. Ernten, wenn sie höchstens eigross sind, sie sehen tatsächlich aus wie weisse Hühnereier. Nicht nur die weissen Früchte sehen sehr edel aus, sondern auch die Pflanze. Im Freiland wurde sie für eine Aubergine recht gross und zeigte deutliche Unterschiede zu den violettschwarzen Sorten beim Laub. Es ist feiner, kleiner und gelappter. Die Pflanze wächst schön dicht, schiebt aber nicht allzu schnell Früchte und kommt etwas langsam in Fahrt. Insgesamt eine deutlich unterdurchschnittliche Erntemenge, die höhere Zahl der Früchte gleicht nicht das geringere Gewicht aus. Der Geschmack ist aber gut, im Aroma etwas anders wie die dunklen Verwandten aber gut. Wurde im Freiland grösser wie im Gewächshaus.
Fruchtqualität Note 2, Optik Frucht Note 1-, Pflanze 2.

Aubergine White Egg Pflanze, Freiland


Bonica


Unten Aubergine Bonica
F1-Hybride. Dieses Jahr die Sorte, die am meisten den Supermarktfrüchten ähnelt, etwas gedungener und manchmal grösser. Das Gewicht gut entwickelter Früchte liegt oft über 300g. Der Geschmack ist auch ähnlich wie Supermarktware, dezentes Aroma, Konsistenz okay, aber keine echten Höhepunkte. Im Freiland wurden die Pflanzen mittelgross, im Gewächshaus gross. Eine problemlose Sorte, die gut verwertbare grosse Früchte produziert, optisch ansprechend, aber ich fand sie insgesamt ohne Aufregung, nicht allzuweit entfernt von den käuflichen Supermarktauberginen aus Holland.
Fruchtqualität Note 2-, Optik Frucht Note 1-2, Pflanze 1-2.

Für mein Lieblingsrezept Auberginen mit Parmesan waren sie auch gut brauchbar: 4 mittelgrosse Auberginen in 1cm - Scheiben schneide, salzen, etwas stehen lassen, mit Mehl bestäuben und in der Pfanne mit heissen Olivenöl von beiden Seiten braten. Tomatensosse zubereiten aus 1kg Tomaten. Mit Basilikum, Salz, Pfeffer einkochen bis sie nicht mehr suppt, das tritt bei etwa 0,4 Liter Restmenge ein. 125g Parmesan reiben. Eine flache Auflaufform damit füllen: Unten Auberginenscheiben, dann Tomatensosse, dann Parmesan. Nochmal einen Auberginenlage, Tomaten, Parmesan. 15 Minuten bei 200°C im Ofen überbacken. Mit Ciabatta eine Vorspeise oder ein leichtes Hauptgericht.

Hallasan Cheju


Aubergine Hallasan Cheju
Aus Korea. Sehr gut! Früchte bleiben kleiner wie gedacht, knapp tennisballgross. Sie sind manchmal etwas asymmetrisch und mit leichten Kanten. Nicht darauf warten, dass sie noch wächst, sondern genau beobachten und dann rechtzeitig ernten. Sie hat deutliches Aroma, das Fruchtfleisch ist fest und dicht, gut für alle Verwendungsarten. Sie schmeckt auch noch, wenn die Kerne schon ausgebildet sind. Gute Sorte. Kein Wunder, die koreanische Küche ist Spitze und das auch wegen der guten Zutaten.
Fruchtqualität Note 1-, Optik Frucht Note 3+, Pflanze 1-2.

Slim Jim


"Slim Jim" Aubergine
Überraschend. Wunderschöne kleine Früchte, nur fingergross, marmoriert. Keine Farbunterschiede zwischen Freiland und Gewächshaus, bei anderen Sorten passiert das öfter, im Gewächshaus färben die dann weniger. Nicht so Slim Jim. Hängen in dichten Trauben und werden wegen der kleinen Grösse meist zu spät geerntet, weil man denkt, die werden noch grösser. Macht aber nichts, sie schmecken auch überreif mit Kernen noch sehr, sehr gut. Einfach halbieren und in der Pfanne in heissem Olivenöl und Salz anbraten. Sonst nichts dazu. Nur Aubergine. Erstklassiges Aroma und herrliche cremige Konsistenz. Man kann nicht genug haben vom schlanken Jakob. Die Pflanze bleibt leider auch etwas klein. kein Unterschied zwischen Gewächshaus und Freilandkultur. Vermutlich gibt sie auch im Topf ein gutes Bild ab, dekorativ ist sie auf jeden Fall.
Fruchtqualität Note 1, Optik Frucht Note 2, Pflanze 2-.
Slim Jim Pflanze im Gewächshaus


Faselis


Aubergine Faselis
Türkische Sorte, türkischer Stil: Sehr hoher Ertrag, mässiges Aroma. Ein Massenträger, der Kilos aber wenig Qualität liefert. Andererseits liefert die Pflanze durchaus eine gute Show. Sie ist praktisch immer mit Früchten behangen und wird viel grösser wie andere Sorten. Ich habe sie an einem Tomatenspiralstab geführt, Ende Juli überschritt sie 1,40 Meter Höhe. Pro Pflanze hat sie mit Abstand die höchsten Erträge aller Sorten. Fürs Gewächshaus ist das ideal, wo Platz Mangelware ist und das Höhenwachstum in den Raum hinein willkommen. Etwas kleine, längliche Früchte mit bis zu 200g, deshalb nicht so gut für mein Lieblingsgericht "Parmigiana di Melanzane" geeignet. Wird auch im Gewächshaus deckend violettschwarz, manchmal sogar mit Einsprengseln in die Frucht hinein.
Fruchtqualität Note 2-3, Optik Frucht Note 2+, Pflanze 1-.


Sonstige Sorten



Aubergine Laura
Ronde de Valence und Laura erschienen schon im letzten Beitrag, seither habe ich sie jedes Jahr erneut angebaut. Die ersten Erfahrungen haben sich bestätigt. Die kugelrunde Ronde de Valence zeigt etwas Farbschwäche im Gewächshaus und sie gelingt im Freiland so gut, dass sie nicht unter Glas angebaut werden sollte. "Laura" hat keine hohen Erträge, aber gute, mittelgrosse Früchte. Generell sind die Sorten mit grossen Früchten auch wattiger und bekommen schneller Kavernen bei Überreife. Sie haben zwar mehr Frucht, aber weniger Inhalt.
Die Sorten fürs nächste Jahr sind schon ausgesucht.


Neue Anbauprobleme?



Spinnmilbenbefall, kleine weisse Punkte
Grundsätzlich sind Auberginen wie gesagt eine Kultur mit verhältnismässig wenig Problemen. Schlimmer geworden sind jedoch Probleme mit Spinnmilben, denen das veränderte Klima in die Karten spielt. Zur Bekämpfung von Spinnmilben steht hier alles: https://gartenzone.blogspot.com/2018/06/melonen-die-haufigsten-krankheiten.html . Trotz ihres mässigen Wasserbedarfs muss man sie mittlerweile auch vermehrt giessen, Trockenperioden sind länger und schlimmer geworden.
Zugenommen haben bei mir auch Probleme mit Verticillium. Dieser Bodenpilz greift die Pflanzen an, zu Beginn sehen die Symptome an warmen Tagen wie Wassermangel aus, schlaffe Blätter. Ältere Blätter vergilben dann, und auch jüngere Blätter werden vom Rand her nekrotisch, trocknen ein. Die Pflanze kümmert, trägt noch eine Weile kleinere Früchte. Ein Mittel dagegen gibt es nicht, wichtig sind lange Anbaupausen auf Flächen, auf denen Auberginen standen. Resistente Sorten gibt es auch nicht. Meistens kann noch eine gute erste Ernte eingefahren werden, bevor der Pilz die Pflanzen ab Ende Juli zunehmend schädigt.

Oben etwas Spinnmilben, unten beginnender Verticilliumbefall
Auberginen 2017: http://gartenzone.blogspot.com/2017/09/auberginen-ohne-ende-kohl-am-ende.html

1 Kommentar:

  1. Danke für die interessanten Beschreibungen. Dieses Jahr habe ich die Sorte Laura wegen der Beschreibung in dem Beitrag von 2017. Werde nächstes Jahr noch 1-2 weitere Sorten hiervon ausprobieren.

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