Montag, 28. Oktober 2024

Pawpaw aus Samen ziehen - was wird draus?

Fruchtcluster dieses Jahres von "Prima 1216"

Asiminia Triloba, Pawpaw, Indianerbanane habe ich schon so lange, dass bereits Abkömmlinge der Sorten existieren und auch Sämlinge von anderen Leuten. Mittlerweile benehmen sie sich auch im eigenen Garten schon regelrecht invasiv - ihre Samen gehen von selbst auf, aus dem Kompost, im Garten. Schösslinge spriessen neben lebenden und auch neben ausgegrabenen Pflanzen. 

Samen von Wildlingen kann man auch kaufen, daraus ist ebenfalls ein Baum entstanden. Den habe ich stehen lassen, dient er doch auch als Befruchter für die anderen Sorten.

Pawpaw - gekeimt im Kompost

Die interessante Frage ist nun, ob daraus auch etwas brauchbares entsteht aus Samen dieser in Europa neuen und ziemlich einzigartigen Obstart. Wildlinge gibt es in Europa ja nichts bis selten (nur in wenigen botanischen Gärten sind welche), aber viele Sorten. Die Sämlings-Wildlingsbaum zeigt jedenfalls erstaunlich stark abweichende Eigenschaften im Vergleich zu den Sorten. Zu sehen war unter anderem:

  • Ein deutlich stärkeres Wachstum, die Pflanze ist jetzt auf dem Weg zu einem richtigen Baum, weit höher wie jede Sorte und auch schmaler, gerader.
  • Kleinere Blätter, die eine viel höhere Blattgesundheit zeigen, auch der Blattabwurf im Herbst passiert erst deutlich später.
  • Um Jahre späterer Beginn eines Blütenansatzes. Die Blüten sind viel kleiner und unscheinbarer.
  • Seine Früchte deutlich kleiner, keine Frucht erreicht 100g. Sie haben einen sehr hohen Kernanteil, wenig Fruchtfleisch. Ihre Reife ist so spät, dass sie bisher nie richtig reif wurden.
Sämlingsbaum, über 4m hoch

Viele dieser Effekte der Regression sind auch bei anderen Obstarten bekannt, wenn wahllos Samen von Kultursorten ausgesteut werden. Ein guter Teil davon zeigt Eigenschaften, die rückwärts Richtung Wildling gehen. Nur bei kernechten Selbstbefruchtern bekommt man mit guten Chancen generativ vermehrt in etwa das, was die Mutterpflanze war. Verbesserte Eigenschaften sind dagegen ein recht seltener Edelstein.

Damit bleibt der Sämling mit einigem Risiko eine Zierpflanze und/oder nur ein Befruchter für Pawpaw-Sorten. Wer sich die Mühe macht, kann solche Sämlinge auch als Unterlagen verwenden und mit Sorten veredeln. Das habe ich noch nicht probiert. Die Hoffnungen auf Erntebäume sollten dagegen nicht zu hoch sein.

Die Sämlingsfrüchte sind auch dieses Jahr nicht reif geworden. Prima 1216 war gut wie immer, sie warf wieder Ende der ersten Oktoberwoche alles ab, eine Woche waren die Früchte haltbar und jetzt sind sie längst aufgegessen. Sie waren gross, reif, intensiv aromatisch, gut. Leider nur wenige, weil auch bei ihr der Frost einiges heruntergehobelt hat. Die wurden dafür recht dick. Aber auch die enthaltenen Samen.

Kleine Früchte des Sämlings

Die Sämlingsfrüchte hängen noch, blieben relativ hart, klein, grün. Aber als Befruchter scheint der Baum wirklich zu taugen. Die Sorte daneben hat zuverlässig den höchsten Fruchtansatz. Da nicht Bienen, sondern Käfer und Fliegen die Befruchtung übernehmen, ist unmittelbare Nähe der Bäume sehr wichtig für eine gute Befruchtung.

Das Fazit: Pawpaw aus Kernen aussäen - nur, wenn man Zierpflanzen haben will oder reihenweise generativ vermehrte Veredelungsunterlagen braucht und dafür viel Zeit mitbringt.

 Mehr zu Pawpaws: https://gartenzone.blogspot.com/search/label/Pawpaw

Minifrucht vom Sämling mit vielen Kernen

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