Mittwoch, 9. November 2022

Auberginen: Anbautipps fürs Freiland

Ernte einiger Auberginen vom 3. November
Mitte: White Knight, ein Massenträger

Im ersten Beitrag über Auberginen wurde der Anbau dieser Früchte unter den neuen Wetterbedingungen schon ausgiebig vorgestellt und seither in weiteren Beiträgen immer wieder viele Sorten beschrieben. Dieses Jahr war die Ernte wieder riesig und mittlerweile erntet man sogar noch im November viel - auch aus dem Freiland. Anlässlich dieser Schwemme sollen ein paar Anbaudetails für Freilandauberginen jetzt nachgereicht werden, wie immer durch mehrjährige eigene Erfahrungen gewonnen. 

Gartenbücher sind wie bei fast allem Anderen auch bei Auberginen nicht mehr viel wert, es hat sich am Klima so viel geändert, dass Vieles ganz anders läuft wie irgendwann einmal empfohlen und dann nur noch abgeschrieben wurde. "Extreme in alle Richtungen" und "Hitze" ist das neue Stichwort. Es herrschen anhaltende Wetterlagen - 2018-2022 knochenharte Hitze- und Trockenjahre mit Jahrtausendrekorden, aber 2021 ist alles abgesoffen. Es spricht viel dafür, dass das Wetter nicht wieder in frühere Muster zurückkehrt.

"White Knight" im November, Freiland - gesund



Vorteil für Auberginen

Auberginenblüte - hübsch sind sie ebenfalls

Stand früher die bange Frage im Mittelpunkt, ob sie in unseren Breiten genug Wärme, Sonne, Vegetationsdauer bekommen und ob man sie ausserhalb des Gewächshauses anbauen kann, stellte sich die letzten Jahre mehr die Frage, wie sie mit mehrwöchigen Trockenphasen, Temperaturen bis zu 40°C bei gleichzeitig hoher UV-Einstrahlung, mit nächtlicher Taubildung in schwülen Wetterlagen zurechtkommen. Die Frage kann ich beantworten: Sie kommen erstklassig damit klar. Nichts gedeiht in regenarmen Hitzesommern so gut wie Auberginen. Wo mir Paprikafrüchte, Tomaten und Tafeltrauben von Sonnenbrand angesengt oder zerstört werden, haben Auberginen trotz der dunklen Fruchtfarbe keine Schäden an Frucht oder Blatt. Auch die wochenlangen Taunächte des Sommers 2021 mit drückender Schwüle haben sie wieder einmal erstklassig ohne Pilzkrankheiten überstanden, während die beiden nachtschattenverwandten Tomaten und Kartoffeln den frühen Braunfäuletod gestorben sind. 2021 sind unter den Nachtschattengewächsen nicht einmal Frühkartoffeln zur Reife gelangt und alle Tafeltrauben verfaulten wegen verschiedenen Mehltaukrankheiten. Blattschäden beginnen bei Auberginen aber erst mit kalten Nächten und oft nicht einmal dann. Unter den häufiger gewordenen Gewitter- und Starkwindböen, die leider auch vermehrt Pflanzen umreissen, leiden sie kaum, die sind zäh und nicht bruchgefährdet. Höchstens, dass Riesenfrüchte hohe Triebe herunterziehen.

Scheinbar kühle Jahre wie 2021 überstehen sie ebenfalls gut. Die Tagestemperaturen waren zwar nicht so heiss, aber wichtiger sind ohnehin die Nächte. Die reichten 2021 absolut aus, um gute Kulturen zu erhalten. Der längst ungewohnte wirkende sommerliche Regen, von dem wir schon ganz entwöhnt waren, hat keine Schäden verursacht. Die Früchte bleiben nur kleiner, der Fruchtansatz schwächer, das ist auszuhalten.

Nun wieder ein Sommer ohne Regen und Hitze über tropischen Werten, da war wieder aus dem Vollen zu schöpfen, wenn man keine Anbaufehler machte. Das galt für fast ganz Deutschland, etwas weniger an den Küsten und ganz im Norden. Das Verhältnis hat sich umgedreht, wo früher nur in ein Sommerwärmelagen Freilandauberginen gute Erträge brachten, sind es heute nur ein paar sommerkühlere Lagen, in denen das nicht der Fall ist. Vor allem am Alpenrand, den Mittelgebirgen hat sich alles grundlegend geändert.

Anzucht

Juli: Gut entwickelte Pflanzen,
viele Fruchtansätze, Freiland

Beginnen wir mit der Anzucht: Mit den Tomaten säe ich sie ab Mitte/Ende März im Zimmergewächshaus aus. Sie benötigen von Anfang an viel Licht, was ich in dunklen Wochen mit einer LED-Pflanzenlichtlampe verbessere. Allerdings stiegen auch im Frühjahr die Sonnenscheinsummen, so dass das heute selten nötig ist. Bald in 8cm-Plastiktöpfchen gesetzt kommen sie ins Gewächshaus, wenn die Nächte warm sind. In Kälteperioden sollten sie wieder ins Haus geholt werden. Auberginen haben dasselbe Problem wie Paprika: Nachtkälte unter 5°C (am Boden, nicht die Lufttemperaturen in 2m Höhe, die der Wetterdienst angibt!) führen zu nicht sichtbaren Schäden, die in eine anhaltende Wachstumsdepression münden. Wird es wieder warm, wachsen sie nur sehr zögerlich weiter und bleiben auch später kleiner. Deshalb erst Auspflanzung im Freiland im Mai, wenn die Wettervorhersage stabile warme Nächte vorhersagt. Wenn nicht, sollte man noch zuwarten, notfalls bis in den Juni hinein. Sie werden auch nicht so leicht überständig im Topf. Dann aber raus in den Garten. Auspflanzen vertragen sie gut. Pflanzabstand 40 cm, festbinden an Pflanzstäben.

Was sie natürlich wollen, ist Sonne, volle Sonne und wie schon erwähnt warme Nächte. Sonne am Tag und Standort an wärmespeichernden Plätzen hilft am meisten, während Düngergaben nicht so unumgänglich sind. Ich würde sie sowieso höchstens als Mittelzehrer bezeichnen. Sie lieben aber humusreichen Boden. Es gab je nach Boden ziemlich drastische Unterschiede in Erntemenge und Wachstum. Wir haben schweren Boden, der zudem leicht verschlämmt, das mögen sie überhaupt nicht. Sie bleiben klein, zeigen früh Welkeerscheinungen, erhöhtes Risiko von Wurzelkrankheiten. Das verbesserte sich enorm durch gründliches Einbringen von gut eingehacktem altem Pferdemist. Der enthält nicht mehr viel Nährstoffe, aber speichert in Verbindung mit dem lehmig-tonigen Boden besser Wasser, schliesst Bodennährstoffe auf, bringt Luft in den Boden. Eine mässige frühe Stickstoffgabe in Form eines Depotdüngers, der Stickstoff nur langsam gibt ist sinnvoll, denn wenn das organische Material im Boden abgebaut wird, wird dabei gebundener Stickstoff verbraucht. Beispiel für Düngung: Bedarf 10g Reinstickstoff pro Quadratmeter für Mittelzehrer wie Auberginen. Hornspäne enthalten 14% Stickstoff. Das macht 70g Hornspäne pro Quadratmeter. Andere Nährstoffe wie Phosphor, Kalium, Magnesium sind in Gartenböden meistens sowieso genügend vorhanden, wenn man unsicher ist schafft eine Bodenanalyse Klarheit. Alter Pferdemist oder Kompost haben meistens gute Gehalte von Kalium und vor allem Phosphor, Zudüngung dieser Elemente vermeiden. Auch in Hochbeeten gelingen Auberginen toll, dort nimmt man sowieso humusreiche Substrate.

Erste Früchte schnell ernten

Idealblattfarbe, Adern violett, Blätter violetter Schimmer

Ist es warm, vor allem nachts, dann werden sie wachsen. Beginnt die Blüte und bildet sich ein Fruchtansatz, dann diese Früchte keinesfalls gross werden lassen, auch wenn die Versuchung dazu stark ist. Lieber früh ernten. Nur so wächst die Pflanze sofort weiter und bildet mehr Blattmasse. Reife Früchte bilden ohnehin nicht mehr Aroma, sondern nur feste Kerne und manchmal Bitterkeit aus, die wir nicht wollen. Und nur mit vielen Blättern kann sie in der entscheidenden Hochsommerzeit viele und grosse Früchte liefern. Hat sie genug Sonne? Das zeigt sich an den Blattadern oder später den kleinen oberen Blättern: Die Adern sollten kräftig violett sein, die Blätter sollten einen Violettschimmer aufweisen. Die Pflanze reagiert damit auf UV-Strahlung. Die Farbe wird stärker ausgebildet bei grösseren Temperaturunterschieden von Tagen zu Nächten, deshalb verstärkt sich die Farbe in einem sonnenreichen Herbst, wenn die Nächte kühler werden. So ist das auch bei den Früchten. Was im Gewächshaus weiss oder grün bleibt, kann im gut besonnten Freiland tiefviolett werden.

Blätterbildung noch im sonnigen Herbst

 

Das liebe Wasser

Ihr Wasserbedarf wirkt niedriger als der von Paprika, weil sie nach einem guten Regen viel länger durchhalten, aber das täuscht. Sie haben längere Wurzeln, ähnlich wie Tomaten, können Wasser aus mehr Bodenfläche holen, so halten sie länger durch. Tatsächlich schlucken sie aber einiges, über die grossen Blattflächen verdunstet viel, sobald der Boden ausgetrocknet ist, brauchen sie kräftig Nachschub. Giessen und Perlschlauchbewässerung machen den Boden dabei immer nur stellenweise feucht. Nur an der Pflanze zu giessen verursacht schnell wieder Hitzeschlappheit. Ab und zu eine kräftige, flächige Überkopfberegnung bringt ihnen am meisten, im Gegensatz zu Tomaten rafft sie dann auch keine Pilzkrankheit darin. Beregnen trotzdem immer nur dann, wenn anschliessend die Blätter gut abtrocknen können und er Boden warm bleibt. Nur luftwarmes Wasser nehmen. Ich habe auch schon in der Hitze mit voller Sonne beregnet, das vertragen sie, jedoch verdunstet dann viel Wasser sofort wieder. Ideal wäre eng verlegter Perlschlauch, dann aber kontrollieren wie viel Wasser da wirklich rauskommt.


Haupternte

Das liefern zehn Pflanzen jede Woche

Nach den ersten Einzelfrüchten gehen die Pflanzen am Ende Juli in die Haupterntephase über. Sie fruchten oft in Wellen, mehrere Früchte reifen gleichzeitig. Man erntet sie ab, die Nächsten werden sofort angesetzt. Der Höhepunkt findet im August und Anfang September statt. Es gibt Sorten mit kleineren Früchten, die schaffen in der Spitzenphase alle paar Tage zehn Auberginen. "White Knight" ist so eine Sorte, zudem enorm robust - gut für einen Anfangsversuch.


Topfanbau

"Kamo" im Topf, Südseite, Juni, sehr heiss

Überraschend gut gelingt der Topfanbau von Auberginen. Im Topf hatte ich sogar Ernterekorde. Eine "Kamo", ohnehin eine empfindliche und kleiner bleibende Sorte brachte fünf Wellen mit jeweils fünf Früchten a 250g aus dem Topf, das sind sechs Kilo erstklassiger Auberginen von einer einzigen Pflanze in einem 12 Liter Topf. Sie stand auf der Südterrasse, hinter sich die weisse Hauswand, dort stieg die Temperatur noch deutlich höher als die 40°C des Sommers und die Sonne brannte unbarmherzig. Davor standen Feigen, die Sonnenbrandschäden erlitten. Die Auberginen nicht. Sie brauchten zwar zwei- bis dreimal täglich kräftige Wassergaben, zeigten aber keinerlei Schäden. Ende September war es vorbei, die Pflanzen wirkten ausgebrannt nach den ständigen Riesenerträgen, während die Gartenauberginen noch weiter fruchteten.

Wer im Garten Probleme hat oder keine guten Plätze, sollte erst einmal mit Topfkultur beginnen, das ist die sicherste Miete. Bei Pflanzung im Topf einen Langzeitdünger verwenden. Klein bleibende Sorten sind im Topf von Vorteil, sie werden nicht umgerissen und das Verhältnis von Pflanze zu Substratmenge ist günstiger. Welche das sind, erfährt man aber meist erst, wenn man sie hat. Die Angaben der Saatgutverkäufer stimmen oft nicht. Ich hatte schon 2 Meter Pflanzen, die mit 50-80cm beschrieben waren. Kamo ist aber definitiv klein bleibende Pflanze, ideal für Töpfe geeignet. Und auch eine Qualitäts- und Aromakönigin.

"Kamo" im Topf in voller Höhe von 1m ab Stammbeginn, viel für diese Sorte

Billigdünger vom Discounter - reicht völlig


Das Ende

Mitte September: Alles noch grün und fruchtbehangen,
aber Blattschäden beginnen

Kommt der Herbst und sinken die Nachttemperaturen, wachsen die Pflanzen nicht mehr in die Höhe, fruchten aber in Zeitlupe weiter, Früchte reifen, bleiben jedoch kleiner. Alles geht langsamer, aber fruchten kann sie bis in den Oktober und reifen bis in den November hinein. Je nach Jahr beginnen früher oder später Blattschäden an alten Blättern. Zu beachten gibt es nicht viel. Lange schrägstehende Triebe sollte man anbinden. 

 

Und sonst?

Ganz ohne Krankheiten und Probleme ist diese Kultur leider auch nicht. Darüber mehr in einem weiteren Beitrag und auch zur detaillierten Klärung der Frage, wann die Früchte reif sind, was nicht einfach zu bestimmen ist sowie einige Hinweise zur Verarbeitung des Auberginensegens.

Sorten: https://gartenzone.blogspot.com/search/label/Auberginensorten

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