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| Einige der diesjährigen Auberginensorten | 
Melonen, Paprika, spezielle Kürbisse und Auberginen sind meine Lieblingskulturen im Garten. Bei ihnen besteht eine ganz besonders grosse Differenz zu gekaufter Ware in Sachen Qualität, Aromen und Vielfalt. Auberginen traut man das zunächst gar nicht zu, aber von Jahr zu Jahr erlebt man spannendere und immer noch mehr leckere Sorten, wenn man viel ausprobiert.
So auch dieses Jahr. Ein gutes Auberginenjahr im Freiland ist es aber nicht so recht, das Frühjahr war viel zu kalt, dann viel Regen und mässige Temperaturen. Aber im Gewächshaus sind sie dafür so stark wie nie, während in den anderen Jahren die Hitze dort so gross ist dass sie bereits leiden. Und natürlich habe ich neben bekannt guten Sorten auch wieder nach neuen Sorten gefischt, immer eine Pflanze je Sorte im Gewächshaus und die übrigen im Freiland, um zu sehen wo was gelingt.
White Knight
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| Aubergine White Knight Früchte | 
Der
 weisse Ritter mit dem kleinen Schwert, das ist White Knight. Sie ist 
ein Massenträger, so wie "White Egg" und ähnelt ihr auch in den 
Wuchseigenschaften. Sie kann kontinuierlich fruchten, man erntet 
praktisch dauernd. Dabei kommt trotz der kleinen, langgezogen 
und manchmal keulenförmigen Früchte durchaus was zusammen. Das schafft sie auch im 
Freiland, wo aber die Früchte und Pflanze kleiner bleiben. Die Pflanzen 
sind sehr gesund. Grössere Pflanzen schaffen auch grössere Früchte bis etwa 
Bananengrösse. Generell ist die Fruchtgrösse ziemlich unterschiedlich. 
Aber alle bleiben weiss, im Freiland mehr beige, zeigen ein dekoratives 
Aussehen. Wahrscheinlich auch gut für Topfkultur geeignet. Gebraten sind sie 
sehr gut, mit etwas Aroma, aber aufgrund der Form für einige andere Gerichte 
wie Aufläufe nicht so gut verwendbar und innen etwas weich, obwohl sie nicht zerfallen. Man erntet sie unabsichtlich oft zu spät, der Reifezustand ist nicht gut zu erkennen. Dann haben sie unangenehme Kerne. Ideale Anfängersorte.
Fruchtqualität Note 3+, Optik Frucht Note 2+, Pflanze 1-2 
Pyatachok
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| Aubergine Pyatachok überreif | 
Ein lustiger Name für ein lustiges Pflänzchen mit exzellenter Fruchtqualität und guten, frühen Erträgen. "Pyatachok" ist russisch und bedeutet "Schweinchen" oder "Ferkel". Irgendwie erinnern die Früchte auch daran. Es sind Viele. Grössere Pflanzen ernähren problemlos 10 und mehr Auberginenfrüchte. Die Fruchtgrösse und -Form ist ein Mittelding zwischen einigen asiatischen und europäischen Sorten: Oval bis rund, eher klein, aber alle einander recht ähnlich gross, wenig Differenzen.
Sie wächst im Freiland wie im Gewächshaus gut und setzt zuverlässig Früchte an. Der Wuchs ist mittel bist stark, im Gewächshaus können die Pflanzen auch hoch werden. Ein Nachteil ist ihre Grauschimmelanfälligkeit im Gewächshaus, auch im Freiland ist die Blattgesundheit nicht allzu hoch. Gegen Grauschimmel hilft Luftfeuchte senken. Trotzdem können beispielsweise herabgefallene Blütenreste auf Blätter Grauschimmel-Löcher "hineinbrennen".
Die Früchte bekommen im 
Gewächshaus einen vornehmen hellvioletten Schimmer auf weissem Grund, im
 Freiland werden sie kräftig violett. Das Fruchtfleisch ist 
ausgesprochen fest, kompakt und bleibt beim braten stabil. Aromatisch 
ist ist auch, aber nicht bitter. Hängen die Früchte zu lange, bildet 
sich eine sternförmige Kaverne innen. Für Aufläufe ist sie erste Wahl, 
auch wenn die Fruchtscheiben klein sind und mehr Arbeit beim braten 
machen. Eine schöne Sorten, sehr anbauwürdig.
Fruchtqualität Note 1, Optik Frucht Note 1-, Pflanze 3
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| Pyatachok ohne Überreife brät sich sehr gut, bleibt fester | 
Kamo
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| Aubergine Kamo, Scheiben | 
"Kamo" ist ein Spezialfall von Aubergine. Die Sorte ist sehr alt, kommt aus Kamikamo und Nishikamo bei Kyoto / Japan und hat dort einen sehr guten Ruf. Es gibt einige Spezialitätenrezepte, die nur mit diesem Typ Aubergine gelingen, der in Europa unbekannt ist.
Ihr Wuchs ist bei
 mir zögerlich, auch der Fruchtansatz, aber sie scheint gesund zu sein. 
Ihre erste Besonderheit fällt sofort auf und ist fühlbar: Sie hat üble 
Stacheln, auch an Stellen an denen andere Kultursorten niemals welche 
haben. So sind sogar die Blätter bestachelt. Greift man an den 
Fruchtstiel, so greift man in böse Stacheln hinein. Vorsicht also beim 
anfassen, mit Kamo ist nicht zu spassen. Im Gewächshaus gedieh sie 
besser wie im Freiland, sie braucht aber viel Licht und erreicht nicht 
viel Höhe, man sollte sie nicht hinter höhere Pflanzen setzen. Kann sein, dass das in 
anderen Jahren anders läuft, mehrjährige Erfahrungen habe ich mit dieser
 Sorte noch nicht, werde sie aber bekommen, denn sie bleibt im 
Anbauprogramm.
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| Kamo unten, Pyatachok oben | 
Ihre
 Früchte sind mittelgross, einige bleiben auch kleiner. Die Form ist 
rund bis breit tropfenförmig, wie eine volle Tüte. Nur im Freiland wird 
sie flächig violett, im Gewächshaus bleibt die Grundfarbe grün mit einer
 mehr oder weniger starken violetten Auflage. Das sieht immer unreif 
aus. Rauhe Stellen hatte sie bei mir auch, offenbar hat sich die Frucht 
an den eigenen Stacheln anderer Pflanzenteile verletzt. Schön 
regelmässig sind die Früchte selten. Nimmt man sie aber (vor den 
Stacheln geschützt) in die Hand, spürt man sofort ihre zweite 
Besonderheit: Sie sind schwer! Ihre Konsistenz ähnelt eher einem Apfel 
wie einer der weichen europäischen Sorten. Sie ist richtig fest, hat 
sehr dichtes aber saftiges Fruchtfleisch, bricht auch leichter. Ihr 
Aroma hat eine süsse Komponente, wirkt fruchtig, kräftig, es ist die reine
Auberginenessenz und stärker als bei jeder anderen Sorte. Brät man die Stücke, so bleiben sie auch formstabil, 
noch besser wie Pyatachok. Im Mund ist sie markig bis sämig, man kann 
sie mit der Zunge zerreiben. Die Kerne sind vorhanden, aber klein und lange weichbleibend. Richtig störende Kerne habe ich nie festgestellt, was bei andern Sorten ab einem gewisse Reifezustand die Regel ist. In Japan wird sie gerne mit Miso 
zubereitet, auch süsslich. Sehr gut für Topfkultur geeignet, ausgepflanzt im Freiland oft geringer Ertrag.
Fruchtqualität Note 1+, Optik Frucht Note 3, Pflanze 3-4
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| Vorsicht, brutale Aubergine. Kamo hat Stacheln. | 
 
Snake of Mugla
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| Aubergine Snake of Mugla | 
Ein lustiges Pflänzchen, idiotischerweise amerikanisch benannt nach einer türkischen Stadt, aber dieser Typ Aubergine ist weiter im Osten schon lange verbreitet. Aus irgendeinem Grund keimten die Samen aus zwei verschiedenen Quellen schlecht, ich hatte dann weniger Pflanzen wie ich wollte.
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| Blätter zwischen steil und lappig | 
Auffallend
 ist ihr seltsamer Wuchs, immer wieder ragen ihre Blätter steil nach 
oben und knicken dann lappig hängend wieder nach unten. Aber sie wächst 
stark, eine hoch wachsende Sorte, fast zu stark fürs Gewächshaus, wo sie
 bei 1,80m an der Dachschräge angestossen ist. Im Gewächshaus war sie 
leider auch die Sorte, die alle Krankheiten am stärksten angezogen hat, 
Spinnmilben, Kräuselmilben, dann kamen Läuse. Bis zum Fruchtansatz 
dauert es lange. Sie hatte auch Probleme beim Ausreifen, denn ab und zu 
faulten die Früchte vom Fruchtkelch her, von oben. Das passierte durchgängig während der gesamten Vegetationszeit, unabhängig davon ob es feucht oder trocken, kühl oder heiss war. Letztlich waren es relativ zur grossen Pflanze nur wenige Früchte, die erntefähig waren.  
Wenn man sie 
anbaut, dann wegen der Fruchtform, tiefviolett, schlangenartig und sehr 
lang und schmal, bis zu einem halben Meter bei mir. Spektakulär. Aber 
nicht alle Früchte werden so, manche "verhocken" krumm und kurz. Ihr 
Geschmack und die Kocheigenschaften sind aber nur einfach, so wie viele 
in der Türkei populäre Sorten. Brauchbar ist sie schon, sozusagen 
Auberginen-Standardware. Späte Früchte können auch dicker und kürzer 
bleiben.
Fruchtqualität Note 2-3, Optik Frucht Note 1-, Pflanze 2-3
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| Links: Frucht und Faulstellen. Rechts: Lappige Steilblätter | 
Noch eine Krankheit
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| Kräuselmilben an Aubergine | 
Nicht nur Sorten sind überraschend, sondern auch Krankheiten. Dieses Jahr haben sich die Auberginen im Gewächshaus erstmalig eine Art Kräuselmilbe eingefangen, die Blätter in pockennarbige Kraterlandschaften verwandelt hat. Aber ich konnte auch mit der Lupe keine Tiere finden. Es gab zwei Befallswellen, die Erste bereits Anfang Juli. Glücklicherweise wurden die Schädlinge aber von der Behandlung gegen Spinnmilben mit Neemöl mit erfasst und der Blattbefall stoppte.
Die Spinnmilbenbehandlung ist sowieso obligatorisch. Kühle Jahre wie dieses Jahr sind da von Vorteil, erstens vermehren sie sich nicht so schnell und zweitens gelingt die Behandlung mit Neemöl besser. Neemöl verliert die Wirkung oberhalb 25°C und in Sonne. In den letzten Hitzejahren musste man sich Nachts ins Gewächshaus schleichen, um Neemöl anzuwenden, in diesem Jahr ist kein Mangel an trüben, kühlen Tagen.
Sorten und Erfahrungen der letzten Auberginenjahre:
https://gartenzone.blogspot.com/2019/08/noch-mehr-auberginensorten.html
https://gartenzone.blogspot.com/2017/09/auberginen-ohne-ende-kohl-am-ende.html
Alle Beiträge: https://gartenzone.blogspot.com/search/label/Auberginen 
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| Auberginenblüte | 

 









































