Donnerstag, 19. November 2020

Neues zum Anbau von Süsskartoffeln

Wurzelknollen bei der Ernte, 3kg

Auch dieses Jahr habe ich wieder mehrere Sorten Süsskartoffeln angebaut. Geerntet wurden sie am 2. November, kurz bevor Nachtfrost angesagt war. Die gut entwickelten Pflanzen schafften wie jedes Jahr problemlos rund 3kg Ertrag pro Pflanze. Das ist einiges mehr im Vergleich zur Nachtschatten-Kartoffel. Pflanzt man sie in Reihe im 50cm-Abstand, Reihenabstand 1m kommt man auf zwei Pflanzen pro Quadratmeter, was 6kg Ertrag pro Quadratmeter ergibt. Nachtschattenkartoffeln kommen selbst im intensiven kommerziellen Anbau nur auf gut 3kg/qm, im Hausgarten in unserem nicht mehr kartoffelgeeigneten Klima sind es meist noch deutlich weniger. Sicher kann man auch anders rechnen, aber klar ist: Süsskartoffeln brauchen sich beim Ertrag nicht vor Nachtschattenkartoffeln verstecken, eher umgekehrt. Nachtschattenkartoffeln haben nur wenig Vorteile: Es gibt Frühkartoffelsorten, so dass ab Anfang Juli eine zweite Kultur auf derselben Fläche gepflanzt werden kann und die Kartoffeln sind ohne Wärmebehandlung haltbar, ausserdem ist das Pflanzgut deutlich billiger wenn man es kauft. Aber das Ertragsrennen verieren sie bei mir mit Pauken und Trompeten, da liegen sie hoffnungslos zurück. Jedenfalls im hiesigen heimischen Garten.

Süsskartoffeln gebacken zum Abendessen

Da Süsskartoffeln im mitteleuropäischen Nutzgarten eine neue Kultur sind, gibt es über die beste Anbautechnik und -Bedingungen noch viel zu lernen. Seit ich sie habe, versuche ich herausbekommen welche Bedürfnisse sie haben, was ihnen entgegenkommt.

In diesem Jahr hat sich zufällig einiges über die Art ihres Wasserbedarfs enthüllt. Schon länger klar war, dass sie so wie viele Kulturen in den zunehmend trockenen Sommern zusätzliches Wasser benötigen. Die Niederschläge haben die letzten Jahre nie ausgereicht. Im Aussengarten ohne Extrawasser blieben die Pflanzen immer klein und die Erträge gering.

Im Hausgarten hatte ich sie dieses Jahr an drei Stellen. Boden, Besonnung und Sortenspektrum überall gleich. Natürliche Niederschläge gab es ab Pflanzung bis Ende September wieder einmal keine nennenswerten. Die Ergebnisse waren sehr interessant:

3. Platz: Anfangs wenig Wassergaben
  1. Platz: Neben Paprikapflanzen. Ab Pflanzung bis Ernte immer gut bewässert, weil Paprika regelmässig Wasser benötigten, denn ihr Wurzelraum ist nicht gross. Ergebnis: 3kg Knollen pro Pflanze, schön geformte Knollen.
  2. Platz: Neben Wassertonne. Der Boden bleibt dort etwas länger feucht und ich habe ab Pflanzung ein bisschen gegossen, bis die Tonne leer war. Nicht viel. Mitte Juli war Schluss mit Extrawasser. Ab da mussten die Pflanzen selbst nach Wasser graben. Ergebnis: 3kg Knollen pro Pflanze, sehr schöne geraden Knollen. Exakt dasselbe wie von der duchgängig bewässerten Stelle.
  3. Platz. Neben Tomaten. Die halten es länger ohne Extrawasser aus, aber ab Mitte Juli war damit Schluss. Ab dann habe ich mehrmals kräftig gewässert. Ergebnis: Geringere Erträge, 1,8kg pro Pflanze. Die Knollen waren an allen Pflanzen ineinander verwickelt, sie sahen etwas aus wie unsere hohenlohischen Schneeballen. Das Bild zeigt sich auch bei den unbewässerten Pflanzen im Aussengarten, dort sind die Knollen dann noch kleiner.
Adventivwurzel, bereits zur Knolle ausgebildet


 

Wasserbedarf: Wann und wieviel?

Auch das Laub hat Masse: >2kg pro Pflanze
Sie können auch gerade wachsen

Damit ist klar geworden, dass Süsskartoffeln für gute und schwere Knollen vor allem am Anfang ihrer Entwicklung (in den ersten beiden Monaten) regelmässig Wasser benötigen. Danach sinken ihre Bedürfnisse nach Extrawasser. Kein Wasser ab Juli änderte die Erträge nicht mehr wirklich. Man schätzt das zunächst automatisch anders ein, denn Süsskartoffeln wachsen lange Zeit nach der Pflanzung nur sehr wenig. Die Pflanze steht optisch still. Mit und ohne Wasser. Kein Unterschied zu sehen. Die Ranken beginnen erst spät im Jahr, kräftig zuzulegen und in die Länge zu gehen. Ganz offensichtlich entwickelt sich aber in dieser ersten Zeit das Wurzelwerk, Lage und Zahl der Speicherwurzeln werden angelegt. Daraus werden später die grossen Knollen. Und diese ersten Anlagen gelingen nur, wenn Wasser da ist. Hat sie ihren Wurzelraum, schafft sie selber mehr Wasser ran und lässt die Ranken ranken. Grosse Bewässerungsmühen kann man sich dann sparen. Das Spiel wird am Anfang entscheiden, nicht ab Mitte.

Nun ist mir auch deutlich geworden, wieso Süsskartoffeln vor zwei Jahren nach einem feuchten Frühling trotzdem noch gute Erträge hatten, obwohl der Sommer danach sehr trocken wurde.


Zwei Sorten Süsskartoffeln beim Frittieren in Pflanzenöl







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