Mittwoch, 29. Oktober 2025

Klimatische Grenzen von Papaus. Und giftig auch noch?

Auch dieses Jahr konnte ich sehr viel über Indianerbananen lernen, über ihre klimatischen Grenzen und auch über Vermutungen, sie könnten eine bestimmte neurodegenerative Form der Parkinsonkrankheit verursachen.

Das Papaujahr 

Grosser Fruchtknoten Papau

Das Papaujahr begann ganz gut, nämlich ohne kräftige blütenmordende Fröste, holperte dann durch Hitze, Trockenheit und zwei Kaltwochen in den Herbst, wo trotz allem Unbill eine grössere Ernte zu holen war. Erfolg! Dieses Jahr reiften Sorten wie "Prima 1216" und "Overleese" auch zu 80% aus, was die letzten Jahre keineswegs immer der Fall war. Prima lieferte Früchte bis 500 Gramm und Fruchtknoten, die 1,3 Kilo auf die Waage brachten. Aber es gab auch Ärger durch Wetterextreme, was erneut sehr gut demonstrierte, wo die Grenzen dieser Art im Anbau liegen. 

  • Prima 1216 hatte sehr guten Fruchtansatz. Mein grösster Baum der Sorte Prima 1216 warf den aber bis Mitte Juli zu 80% ab, weil er im starken Trockenstress war. Der Sämling warf sogar alles ab. Der Abwurf von den anderen Bäumen war geringer. Glücklicherweise regnete es dann endlich Ende Juli, was die Ernte rettete, aber den Reifevorsprung auf Null stellte, denn im Trockenstress wachsen sie nicht mehr.
  • Prima 1216 Fruchtknoten mit typischem Sonnenbrand
    "Shenandoah", eine Sorte von Peterson, zwei Jahre alt, vertrocknet oder Wurzelprobleme, tot. Richtig anwachsen ist mindestens zwei Jahre eine sehr kritische Zeit bei Papaus, wenn sie aus dem Anzuchttopf heraus ausgepflanzt werden. Andere kleine Jungpflanzen wuchsen besser. Man sollte sie so jung wie möglich verpflanzen, bevor die Wurzeln in die Länge wollen. Niemals überständige Pflanzen nehmen.
  • Erster trockenstressbedingter Blattabwurf in der zweiten Trockenperiode, die über zwei Monate ab Mitte August dauerte.
  • Wie jedes Jahr Sonnenbrand an vollsonnig stehenden Pflanzen und leider auch an den Früchten. Die bekommen eine verhornte schwarze Schale und bleiben zur Reifezeit unterklassig.
Abwurf junger Früchte wegen Trockenheit - es waren noch viel mehr.

 

Klimatische Anbaubreite heute 

Kühlschrankgereift - blass, aber nicht bitter

Papaus sind einfach keine Obstwiesenpflanzen, diese Hoffnung ist enttäuscht worden weil die Wasservefügbarkeit dafür immer weniger ausreicht. Nicht gedeckter Wasserbedarf und Sonnenbrand sind bis 2017 nur punktuelle Probleme gewesen, heute sind das Dauerprobleme, wenn n icht gerade ein selten gewordenes Feuchtjahr herrscht. Ihre Reifedauer ist immer noch ein Problem, obwohl die Vegetationszeit länger wurde. Auf der anderen Seite sorgen verstärkte Wetterschwierigkeiten für Reifeverzögerung. Die selbstfruchtbare Prima 1216 mit ihrer mittelspäten Reife ist meiner Ansicht da die absolute Grenze in unserer Gegend und ansonsten besser im Rheintal aufgehoben, während "Sunflower" bei uns sogar fast immer unreif bleibt. Ein Teil der Früchte von Pima 1216 wird immer gut reif, ein Teil nie, da sie ja deutlich folgernd reift. Das Fruchtfleisch bleibt dann hell, die Früchte schmecken bitter. Es ist essenziell, ausserhalb von Gunstlagen nur frühe Sorten zu pflanzen wie z.B. Allegheny, NC-1, Taylor. Keine davon ist selbstfruchtbar. Bei den Niederschlägen ist die immer trockener gewordene Südmitte Deutschlands zwischen Pfalz und Oberfranken kaum mehr ohne Bewässerung geeignet. Oder es sind bodenmächtige Tallagen, die lange Wasser führen.

Verwertung

Kälteschaden?

Indianerbananenmilch war dieses Jahr der Hit. Milch mit Papaufruchtfleisch (nicht zu viel, sonst Matsch statt Milchgetränk) in den Mixer, lecker. Auch ein Lagertest im Kühlschrank war interessant. Sie halten dort ein bis zwei Wochen und reifen sogar etwas nach, das Fruchtfleisch bleibt aber gekühlt blass. Das Aroma wird jedoch tatsächlich besser, die Früchte weicher so dass man sie leichter auslöffeln kann, Restbitterkeit wird abgebaut. Allerdings vertrugen einzelne Früchte den Kühlschrank nicht, sie wurden innen wolkig schwarz. Vielleicht, weil ich sie im 1° C Fach lagerte, zu kühl ist möglicherweise auch nicht gut.

Die Kerne habe ich gesammelt. Aus ihnen soll man ein Insektizid herstellen können, das wurde schon ausprobiert. Mal sehen, ob ich das auch schaffe.

Sind die giftig?

Giftkiste

Für Unruhe unter deutschen Papaufreunden sorgte eine Veröffentlichung der CVUA Stuttgart Ende 2023, die vom bedenkenlosen Verzehr der Papaufrüchte abrät. Das Papier lässt sehr, sehr viele Fragen offen (etwa der Reifezustand der Früchte), eine Prüfung verschiedener Sorten wurde schon für 2024 angekündigt, aber darüber ist bis heute nichts zu finden, offenbar versandet. Ich versuchte, mit der CVUA in Kontakt zu treten, schrieb, bekam aber nie Antworten. Das Interesse ist dort offenbar gering, sich nach der Ablehnung der Frucht als Lebensmittel näher mit dem Thema zu beschäftigen.

Kritisch wird der Gehalt an Acetogeninen im Fruchtfleisch gesehen, das sind die Stoffe die auch eine nachgewiesene Wirkung gegen Krebszellen haben, Forschungsarbeiten beschäftigen sich deshalb damit, wie man möglicht viel Acetogenine bekommen kann. Auch einige enthaltene Alkaloide werden kritisch gesehen. Tatsächliche negative Wirkung auf den Menschen wurden aber nur in Teilen Lateinamerikas beobachtet, wo Annonengewächse oft und häufig verzehrt werden und auch weitere Produkte daraus, etwa Tee aus Blättern, die einen besonders hohen Gehalt an diesen Stoffen haben. Damit schützt sich die Pflanze vor Insektenfrass. Angesichts der nur Tage dauernden kurzen Haltbarkeit und kommerziellen Nichtverfügbarkeit von Annonengewächsen in Deutschland erscheint es seltsam, ausgerechnet in Deutschland deren Verzehr kritisch zu sehen - an 360 Tagen im Jahr isst man eh nichts davon. In den USA, wo die Frucht beliebter ist hat die sonst ziemlich pingelige Food and Drug Administration (FDA), eine US-Bundesbehörde keinerlei Bedenken gegen der Verzehr, auch weil sie als heimische Art schon seit Jahrhunderten gegessen wird ohne bekannte negative Folgen. Es gibt in den USA grosse Verkostungen, Wettbewerbe, Züchter und Liebhaber, die Papaus in erheblichen Mengen und Zeiträumen vertilgen, die Acetogeninen zugeschriebenen neurodegenerativen Folgen sind dort aber in der Moderne nie aufgefallen. Die drei von der CVUA angegebenen Quellen gehen nirgends darauf ein, eine Quelle bezieht sich nicht einmal auf Papaus, sondern verarbeitete Produkten aus Stachelannonen wie z.B. Nahrungsergänzungsmittel.

Offene Fragen 

Die seltsame Wortkargheit der CVUA lässt zu viele Fragen offen. Sie schreiben von Früchten eines Hobbyisten und "Nach dem Verzehr klagten mehrere Personen über Bauchschmerzen und Verdauungsbeschwerden". Was haben die wohl gegessen? Das Jahr 2023 der untersuchten Früchte war sehr ungünstig für die Reifeentwicklung von Papaus, die in Deutschland am meisten gepflanzen Sorten „Prima 1216“ und „Sunflower" reiften selbst im Rheintal oft nicht richtig aus. Frühreifende Sorten wie „Allegheny“ sind noch sehr neu in Deutschland, die gab es da noch gar nicht. Ob und wie der der Reifezustand der Analysefrüchte festgestellt wurde, bleibt ungesagt. Reife Papaus liegen bei 90° OE (22° Brix). Die Notreife im Untersuchungsjahr 2023 zeigte sich durch schlechte Verträglichkeit und auch einem Bitterton, ich schrieb schon im Blog daüber. In Deutschland hat man noch nicht gelernt, Reife von Papaus zu erkennen, auch von selbst fallende Früchte sind in solchen Jahren oft nicht ausgereift, Notreife eben. Alkaloid- und Acetogeninegehalte sinken aber erst mit der Reife stark ab. Kein Wort davon bei der CVUA, das schien nicht berücksichtigt worden zu sein.

Andere Untersuchungen

Kann das schaden?

Geforscht wird anderswo durchaus. Eine Arbeit von Kirk Pomper / Kentucky State University fasst Wirkungen und Arbeiten zu Acetogeninen zusammen. Fütterungsversuche mit Tieren benötigen hohe Dosen, um Effekte zu zeigen, umgerechnet auf den Menschen wären das ein Jahr lang täglich Früchte. Interessant war der hohe Gehalt bei unreifen Früchten. Es existieren viele Arbeiten zu Acetogeninen und Papaus. https://www.nature.com/articles/s41598-024-79413-z findet, wie die Gesamt-Acetogenin-Gehalte im Fruchtfleisch in biologisch gereiften und reifen Stadien abnehmen - die Autoren interpretieren das als typischen Abbau sekundärer Pflanzenstoffe während der Fruchtreifung.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29660776/ aus Korea, selber Inhalt, Reifeabbau.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19711911/ Gehalte und Profil zwischen Sorten, Organen und Reifestadien variieren stark.

Fazit

Geschält, nicht gelöffelt. Geht auch.
  • Papaus weiterhin geniessen, wenn man sie hat.
  • Lernen, wie Reife aussieht, nur wirklich reife Früchte essen und bittere oder blasse Früchte verwerfen. 
  • Frühe Sorten anbauen. Irgendwann stellt sich vielleicht auch heraus, welche Früchte sortenbedingt generell niedrigere Gehalte an den kritisierten Stoffen haben. In den bisherigen Studien werden solche Unterschiede gefunden, aber ein umfassendes Sortentableau fehlt.

 

Typische Sonnenbrandfolge an Papaublättern, passierte sogar im lichten Schatten eines hohen südseitigen Nussbaumes

 

Sonntag, 5. Oktober 2025

Tafeltraubentest: Sorte Jupiter

Einige reife "Jupiter" Trauben am Stock

"Jupiter" ist eine Tafeltraube, die ich mir schon Jahre früher gesetzt hätte, wenn mir klar gewesen wäre, was sie kann. Leider waren einige Jahre osteuropäische Sorten aus Russland und der Ukraine in Mode und wurden auch von einigen Protagonisten fleissig angepriesen. Davon bin ich zu 75% wieder weg, viel gerodet, ersetzt. Viele hatten schwere Qualitätsprobleme, waren weit anfälliger wie versprochen, brachten Fehlschläge und wirkten in der Praxis vom Niveau her wie von Hobbyzüchtern, die sich wild aufgegangene Reben zusammensuchen und mit Sortennamen versehen. Seit ich wieder Sorten anderer Herkunft pflanze, auch wenn sie schon älter sind, merkte ich erst was ich verpasst habe.

Jupiter etwas vor der Vollreife, noch violett

Das Musterbeispiel für so eine Sorte ist Jupiter. Eine alte Sorte ist sie aber nicht, sie entstand vermutlich 1985 an der Universität von Arkansas und ist seit 1998 als Sorte bekannt. Von dort stammen viele Tafeltrauben, darunter mehrere mit Planetennamen: Venus (auch hier im Tafeltraubentest), Mars, Saturn, Neptun und Reliance. Verantwortlich war Dr. James N. Moore und der hatte offenbar einiges drauf. Gezüchtet hat er klassisch, produzierte 300 000 Sämlinge. Seine Arbeit wird weitergeführt, jüngere Züchtungen sind z.B. "Compassion". Der Aromastil ist häufig eine Kombination der besten Vitis Vinifera und Vitis Labrusca Varianten - Muskat mit blumigen Fruchtaromen. Alle Sorten sind aussergewöhnlich krankheitsfest, in deutschem Klima weit besser wie 98% der Osteuropa-Züchtungen. Das muss jedoch nicht so bleiben, Resistenzdurchbrüche können immer passieren, bei "Venus" ist das vielleicht schon passiert. 

Wuchs und Krankheiten

Gesundes Laub noch im Spätsommer, wo andere 
Sorten längst versagen

Verkäufer schreiben von starkem Wuchs, was ich nicht so ganz bestätigen kann. Stark wächst sie nur unter besten Bedingungen. Ihre Blätter sind kleiner wie die von Schwester "Venus", sie verzweigt auch nicht stark. Für eine Pergola würde ich sie nicht nehmen. Aber die eignet sich sehr gut für lange, eintriebige Erziehungsformen wie zum Beispiel oben an einem Zaun entlang. Auch deshalb, weil ihre Trauben nicht sehr gross sind. Sie reisst sich deshalb nicht selbst von Fruchtgewichten herunter, auch ohne grosses Festbinden. Jungtriebe haben keine Neigung, bei Wind abzureissen.

Wie Venus hat sie eine schöne rote Herbstfäbrung der Blätter, dekorativ ist sie.

Ihre Krankheitsfestigkeit ist nach ein paar Jahren immer noch spektakulär. Das gilt für alles. Ich habe sie noch nie mit echtem oder falschen Mehltau gesehen, noch nie mit Stiellähme, keine Botrytis, sie platzen nicht bei Starkregen, sie war immer so gesund wie kaum eine andere Sorte. Das Laub blieb sattgrün bis zum herbstlichen Farbwunder und dann Blattfall, es ist auch fester und dicker wie die meisten anderen Sorten, glänzt immer leicht. Vielleicht lässt es sich deshalb nicht so gut für eingelegte Weinblätter verwenden. Diese strotzende Gesundheit muss nicht immer so bleiben, ist aber derzeit so. Als blaue Traube wird sie wie jedes Obst von der Kirschessigfliege befallen, aber nicht einmal das passiert übermässig und die Beeren faulen auch nicht so schnell. Auch Wespenfrass ist gering. Das lässt sich durch die gesunden Beeren erklären. Erst Fäulnis und offene Frucht zieht die Fresser an. 


 

Ertrag und Pflege

Jupiter zählt zu den Idealträgern mit mittlerem Ertrag, gerade so gut dass man keine Mühe mit Ausdünnen hat. Ihre Kiloerträge liegen eher im unteren Bereich, aber nicht schwach. Eine pflegeleichte Sorte, die auch keine übermässigen Laubarbeiten benötigt.

Trauben und Beeren

Gewicht guter Beeren um die 5 Gramm

Die Trauben beginnen Mitte bis Ende August zu reifen, was als "früh" zählt. Sie sind klein und locker aufgebaut, hängen gut am Stielgerüst aber ohne beim pflücken zu zerreissen. Mit den kleinen Trauben wird "Jupiter" niemals eine Schautraube sein, sie wirkt optisch unscheinbar und wenig prächtig, was in einigen Ländern zweifellos ein Hindernis für ihre Vermarktung darstellt, weil dort grosse Optik gefragt ist.

Ihre Beeren sind kernlos, Kernrudimente sind aber vorhanden, sie stören beim essen nicht. Die Form ist länglich bis oval, eher klein bis mittelgross, ältere Pflanzen mit guter Wasserversorgung bekommen grösseren Beeren. Ihr Gewicht liegt bei etwa 5 Gramm, was für eine kernlose Sorte sehr, sehr gut ist, für Sorten mit Kernen wäre es untere Mitte. Die Schalen sind im Gegenssatz zu vielen Internetfotos nur unreif violett oder rotblau, vollreif werden sie tiefbau. Einige Wochen bleiben die Beeren fleischig, knackig und fest, auch die Schale, ab Mitte September wird alles flüssiger und weicher.

Inhaltsstoffe, Aroma und Verwendung

Reife Beeren und halbierte Beeren von "Jupiter"

Ab Mitte August wird die Sorte hocharomatisch, was enorm lange sechs bis acht Wochen bis weit in den Oktober hinein anhält. Ihr Erntefenster ist also sehr lange. Zunächst sind auch noch kräftig Gerbstoffe in der Schale, was mir persönlich sehr gut schmeckt und eine grosse Seltenheit bei Tafeltrauben geworden ist. Im Hintergrund lauert aber auch eine gewisse Bitterkeit und die Gerbstoffe können ein papierartiges Gefühl im Mund verursachen, das wird nicht jedem schmecken. Mit zunehmender Reife schwächsen sie sich ab. Je nach persönlichen Geschmacksvorliebenkann man sich über die Erntezeit das Optimum heraussuchen.

An Aromatik ist Jupiter kaum zu überbieten. Sie beginnt mit einem Feuerwerk von Fruchtaromen und kräftigem Muskatgeschmack. Dieser Stil ist mittlerweile etwas bekannter geworden von ein paar SunWorld Züchtungen, die im kommerziellen Anbau einen Riesenerfolg haben, etwa Sugra 16 von Sunworld oder BRS Vitória aus Brasilien. Mit den fortschreitenden Reifewochen tritt die Muskatkomponente langsam zurück und ab Mitte September bleibt noch das Erdbeer-Fruchtbonbon von Venus übrig, das dann in den folgenden Wochen ebenfalls langsam verblasst, während es bei "Venus" nur kurz anhält. Insgesamt ist es eine Sorte, deren starke Aromatik ein so langes Erntefenster hat wie keine andere. Für mich erstklassig, ein Erlebnis, meine Lieblingssorte.

Schon Mitte August erreichten die Zuckerwerte dieses Jahr 90°OE. Ihre Säurewerte sind angenehm, mittelhoch, tragen das Aroma gut mit. Es ist eine Sorte für den Frischgenuss oder ein aromatisches Gelee, aufgrund der kräftigen Schalen und fleischigen Struktur aber mit erhöhtem Verarbeitungsaufwand. Saft habe ich noch keinen draus gemacht, dürfte aber auch aufwendiger sein. Sie ist ohnehin zu gut für Saft, man isst sie bereits vorher weg. Rosinen könnten gut funktionieren, wie bei allen Kernlosen. 

Hintergrundinformationen zum Standort

Zwei Standorte, einer im Halbschatten einer Kirsche, wo andere Sorten schnell krank werden würden. Der zweite Standort ist vollsonnig an einem Zaun, heiss. Die Gegend hat milde Winter, aber manchmal harte Temperaturstürze. Früher Austrieb, deshalb immer Spätfrostgefahr. Keine oder wenig Düngung. Bei Jupiter bisher kein Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, war einfach nicht nötig.

Donnerstag, 8. Mai 2025

Die Freude des allerersten Honigs

Frisch geschleudert, nooch mit kleinen
Wachspartikeln, die obenauf schwimmen

Die erste kleine Honigschleuderung haben wir dieses Jahr am Samstag, den 3.5. vollbracht. Manchmal ist es schon Ende April soweit, manchmal erst Ende Mai, manchmal holt man überhaupt nichts Brauchbares aus den Völkern. Die Natur funktioniert nicht wie Temu oder Amazon, bestellt und geliefert, sondern alles ist immer höchst launisch, manchmal sehr schwierig und manchmal bekommt man nichts, manchmal mehr wie gedacht. Den allerersten Honig im Jahr holen wir frühestmöglich aus den Völkern. Das hat einen Grund: Ich stehe auf den frühesten Frühlingshonig unserer Gegend, mag ihn sehr, wir nennen ihn auch Aprilhonig. Aber davon gibt es selten mehr als einen Eimer, es sind immer nur wenige Waben aus der Mitte des Honigraums starker Völker, die diesen frühen Honig enthalten. Man erkennt sie an der dunkleren Farbe der Verdeckelungen und des Honigs, wenn man die Wabe gegen das Licht hält. Schon sehr bald sammeln die Bienen jedoch die erste grosse Massentracht, den Raps. Dieser schnell bestimmende Honig aus Rapsnektar ist sehr hell, geschmacklich völlig anders, auch das Wachs der Deckel wirkt viel heller.

Links ab 20. April gesammelt, rechts davor - ohne Raps, dunkler und viel kräftiger


Wie schmeckt er nun, der Ersthonig? 

Wachpartikel entfernen: Frischhaltefolie auflegen

Er ist herrlich blumig und schmeckt nach Blüten, am deutlichsten kommt die Kischblüte nach vorne, die etwas von Mandel und Bittermandelaroma hat. Eine Prise Löwenzahn ist dabei, in niedriger Konzentration eine ausgezeichnete Komponente. Den Hintergrund bildet der Duft eines Blumenstrausses, der sich auf der Zunge abbildet, eingefasst in voller Süsse, die aber nicht sticht und nicht den kurzen starken Tritt des Rapshonigs hat. Sie ist anhaltender und gibt beim langsamen Vergehen im Mund noch mehr Blüten frei.

In der Konsistenz ist er zunächst klar und zäh, hat ein helles Gold, weit intensiver wie der spätere Raps und ohne Brauntöne des Sommerhonigs. Er kristallisiert wie jeder Blütenhonig, manchmal erst nach Monaten, während Raps nur Tage flüssig bleibt. Beim Kristallisieren wird der Ersthonig gelb und die Kristalle werden oft grob, man muss ihn unbedingt rühren, um ihn cremig zu halten.

Und leider ist er auch die Sorte, die ihre Qualität am schnellsten verliert. Die Blumigkeit verschwindet langsam, wobei die Kirschkomponente am längsten erhalten bleibt. Gut bleibt er aber trotzdem, ein harmonisches Pollenaroma hält sich und damit ein weit differenzierteres Aroma wie Rapshonig oder die meisten späteren Blütenhonige des Sommers.

 

Warum ist der so besonders?

...und abziehen

Die Bienenvölker sind am Anfang der Hauptblüte bis etwa Mitte April meistens zu schwach, um Überschuss zu haben, nicht nur Nektar zu sammeln, sondern ihn auch zu Honig umzuarbeiten und ihn zu speichern. Wenn, dann fressen sie ihn bald wieder weg, wenn die Wetterlage wieder ungünstig wird. Nektar wird aber schon an sonnigwarmen Januartagen eingetragen, zum Beispiel von Weiden bei Temperaturen ab 12-14°C. Bis Mitte April sind die Völker aber viel zu klein und die Flugtage zu wenig, um viel zu holen und zu speichern. Erst mit der Kirschblüte kann ein Honiglager langsam etwas Inhalt bekommen und nur, wenn das Wetter mitspielt und das Volk stark ist.

Speziell die Kirschblüte ist bei uns die wichtigste Entwicklungstracht, denn in unseren Wäldern steht ein guter Anteil Wildkirschen. Mein Haupt-Bienenstand ist ziemlich im Wald. Weitere frühe Blüten sind massenhaft Steinobst wie Schlehen, die hier sehr häufigen Wildstachelbeeren, Wildpflaumen, Myrobalane auf den riesigen, steinigen Abhängen der Täler, etwas später dann Birne und natürlich alle einjährigen Blüten.

Der Raps macht dann bereits Ende April alles platt. Er liefert viel Nektar und ist ungeheuer attraktiv für die Bienen. Finden sie Raps, gehen sie kaum mehr in andere Blüten. Raps macht bei genug Bodenfeuchte und tauglichem Wetter den Honigraum voll. Er schmeckt auch gut, bleibt aber einfach, hat wenig Aromen, passt zu allem. Der kleinen ersten Schleuderung schliesst sich gewöhnlich zwei Wochen später eine weitere Schleuderung an, in der nur Rapshonig abgeschleudert wird. Das ist dieses Jahr aufgrund Kälte, Dauerwind und Trockenheit nur ziemlich wenig.

 

Was macht man damit?

Nicht verkaufen, den Aprilhonig. Selten gibt es mehr wie einen Eimer dieser allerersten Honigwaben. Das ist zu wenig für den Verkauf. Wir essen ihn selber. Auch deshalb, weil er ohnehin nicht in dieser Güte bleibt. Es gibt aber einen Trick: Man kann ihn auch sofort in Gläser füllen und die tiefgefrieren. Er kristallisiert zwar irgendwann auch in der Tiefkühltruhe, aber er behält sein Aroma viel länger. Glas für Glas auftauen, geniessen. Für den Verkauf wäre das sowieso zweifehaft, der Honig müsste wohl als "aufgetaut" deklariert werden. Das klingt seltsam.

In der Verwendung ist dieser Honig der perfekte Belag auf frischem Weissbrot, zusammen mit Weidemilchbutter des Frühlings. Das Ganze ist pures Heroin, für uns übertrifft das mit seiner Aromatiefe und Harmonie alle andere Sorten.

Sonntag, 20. April 2025

Monilia: Test einer neuen Behandlung gegen sterbende Äste

Aprikose, weitgehend abgestorbene Äste wegen Monilia

Letztes Jahr um diese Zeit hatte ich in einem grossen Beitrag über Monilia (siehe https://gartenzone.blogspot.com/2024/04/sterbende-aste-steinobst-monilia.html) über die sehr aggressiv gewordene Pilzkrankheit berichtet, über Gründe, Wirkungen, Gegenmassnahmen. Und auch über Kaliumhydrogencarbonat, Backpulver. Das könne in Frage kommen, um eine Schutzwirkung gegen Zweigmonilia zu erzielen. Solche Präparate werden mittlerweile auch von Firmen angeboten, um damit im Bioanbau gegen Monilia während der Blühphase zu behandeln. Damit soll das Keimen der Moniliasporen verhindert werden. Ich hatte im letzten Satz des letztjährigen Beitrages angekündigt, KHCO3 dieses Jahr auszuprobieren. Das ist nun geschehen, vor allem an meinen Aprikosen. Drei Gruppen existierten: 

  1. Drei Bäume wurden mehrfach behandelt, immer nach Regen, denn Regen wäscht Kaliumhydrogencarbonat schnell ab, ein eventueller Schutz verschindet also schnell.
  2. Vier Bäume mit demselben Blühzeitpunkt wurden einmal behandelt, zu Blütenbeginn, dass das Kaliumhydrogencarbonat wenigstens bis zum nächsten Regen vorhanden war. Ein Baum war ein Sonderfall, er war zu hoch für die Spritze, ich habe nur die unteren Äste behandelt.
  3. Die übrigen Bäume incl. einer Mandel wurden nicht behandelt. 

Die Ergebnisse waren ziemlich eindeutig.

Mehrfachbehandelt, Schäden, aber weniger
  • Alle mehrfachbehandelten Bäume zeigten eindeutig schwächeren Befall. Befall gab es durchaus, aber die abgestorbenen Astpartien waren weniger, kürzer, meist nur Fruchtspiesse oder Knospenbereiche. Ein Wirkung war zu sehen, allerdings hätte sie besser sein können.
  • Alle einmal behandelten Bäume hatten starken bis sehr starken Befall. An dem Baum, der nur unten behandelt wurde waren Befall unten stark, oben war er so stark dass kaum ein gesunder Ast übrig ist. Wer nur einmal behandelt, benötigt durchgehend trockenes Wetter oder man sollte es gleich bleibenlassen, weil es nichts bringt. Der erste Regen zerstört den Schutz.
  • Unbehandelte Bäume hatten starken Befall. Darunter auch andere Obstarten, eine sehr früh blühende Nashi und Koreakirschen, bis hin zum Baumausfall, eine Katastrophe auch ausserhalb der Aprikosenbäume.
Monilia an Nashi
bleibt zum Glück meist in den Blütenbüscheln

Nebenerkenntnisse waren: Bäume blieben auch dann gesund, wenn sie nicht blühten und kein offenes Holz durch Winter- oder Pflanzschnitte hatten. Das betrifft zum Beispiel Jungbäume. Wer junge Bäume hat, die noch nicht blühen und deshalb meint, diesese Sorte würde nicht befallen: Abwarten. Monilia dringt eben vor allem durch Blüten ins Holz. Setzt die Floreszenz ein, dann erst setzt auch der Moniliaschaden ein. Eine andere Nebenerkenntnis war die extreme Abhängigkeit von Feuchte und der Beweis, dass sie zwingen nötig für jede Infektion ist. Das Wetter war nämlich sehr feucht bis zu den ersten Frühblühern, danach sehr trocken und zwar auch nachts mnit so niedrigen Taupunkten, dass nicht einmal Tau kam. Was erst ab Beginn der Trockenphase zu blühen begann, blieb dann auch völlig gesund. Bekannte Sache, aber dieses Jahr sehr deutlich wieder erlebt.

Spritzlösung mit Kaliumhydrogencarbonat herstellen

Das Mittel
Wie mischt man Zeug nun an? 2,5g Kaliumhydrogencarbonat Pulver 99,5% pro Liter lauwarmem Wasser aufgelöst ist genügend Wirkstoffmenge. Gesprüht in die offene Blüte, auf die Äste. Doch diese Mischung ohne Netzmittel (=Spreitmittel) und ohne Haftmittel verteilt sich schlecht in der Blüte und wird extrem leicht wieder abgewaschen, dafür reicht schon Nachttau. Mindestens ein Netzmittel sollte man zugeben: Einen kleinen Klecks reine Kalischmierseife ist am einfachsten und billigsten, ebenfalls aufgelöst in Wasser. Besser noch sind Stoffe wie Exopolysaccharide, die man häufig als "biologische Netz- und Haftmittel" kaufen kann und dann gemäss Anleitung als Additiv der Spritzbrühe beimischt. Das sind wichtige Komponenten von Biofilmen und spielen eine Rolle in verschiedenen biologischen Prozessen, einschließlich der Adhäsion an Oberflächen, des Schutzes vor ungünstigen Umweltbedingungen. Ein bekanntes Mittel für private Anwender hat die Handelsmarke "Liposam". Gebräuchlich sind auch Biopolymere aus Stärke, Sophorolipide, Kaliumsalze von Fettsäuren (wie in Schmierseife) und so einiges mehr - die Auswahl ist gross.

Behandelt wird zu Blühbeginn und dann nach jedem Regen, sobald die Blüten wieder trocken sind. Ja, das ist aufwendig. Verdammt aufwendig und geht eigentlich nur im Hausgarten. Aber der richtige und häufige Anwendungszeitpunkt ist essentiell.

Höhere Dosierungen wirken nicht besser, sondern zerstören die Blüten. Das ist manchmal sogar im kommerziellen Anbau erwünscht und wird absichtlich eingesetzt zur Fruchtausdünnung. Kaliumhydrogencarbonat höher dosiert verätzt die Blütenblätter und den Pollen, der sich auf dem Stempel der Blüten befindet, die Befruchtung der Blüte wird verhindert.

Die kommerziellen Produkte

Typischer Harztropfen an befallenen Ästen

Auch einige Profiprodukte für den Bioanbau verwenden Kaliumhydrogencarbonat, zum Beispiel "Kumar" und "Armicarb". Dort steht auch explizit Monilia-Zweigdünne bei Aprikose in der Anwendungsliste der genehmigten Anwendungen, https://www.agrarinfo.de/certisbelchim/76.htm . Die Sicherheits- und Anwendungshinweise sind interessant und helfen auch bei der Anwendung selbst abgemischter Stoffe. Kaufen kann das der Privatanwender aber nicht, heutzutage ist bereits Backpulver zu gefährlich für Obstliebhaber, in Deutschland jedenfalls, in anderen Ländern ist es auf magische Weise ungefährlicher. Auch hier gilt: Wir sollen das Obst gefälligst kaufen und ja nichts erfolgreich selber anbauen. Behelfen wir uns also selbst, das ist zwar auch verboten, aber wir behandeln ja nicht, sondern geben dem Baum nur enthärtetes Wasser, Kaliumhydrogencarbonat ist ein guter Enthärter.

Weitere Mittel

Pfirsich- und Mandeläste überleben eher,
vernarben dann stark und bleiben anfällig

Sind nur noch aus historischen Gründen zu nennen. Der Privatanwender kann nur noch zwei Stoffe kaufen: Ortiva (Azoxystrobin) und Duaxo (Wirkstoff Difenoconazol, ein vollsystemisches Fungizid). Ortiva muss vor dem Regen angewendet werden, mit Duaxo kann noch 24 Stunden nach dem Regen gespritzt werden. Aber die Zulassung von Duaxo für Privatanwender wird nicht mehr lange gelten und auch nicht erneuert, dann ist auch Duaxo Geschichte. Deshalb habe ich mich auch nicht mehr näher damit befasst. 

Angaben zu resistenten Sorten kann ich bislang nicht machen. Der Befallsgrad wechselt von Jahr zu Jahr von Sorte zu Sorte. Dieses Jahr zeigte sich eine bislang immer gut robuste "Orangered" plötzlich sehr stark befallen. Vermutlich sind alle Aprikosen mehr oder weniger anfällig. Sinnvoller ist indirekter Schutz: Je später die Blüte, desto besser, weil das fortschreitende Frühjahr tendentiell immer trockener wird. Spätblühende Sorten holen also nicht nur beim Frostschutz etwas heraus, sondern auch beim Moniliaschutz. Die Chancen sind freilich nur leicht erhöht.

Mehr Hinweise zu Gegenmassnahmen im früheren Beitrag.

Was tun mit befallenen Zweigen?

Übler Moniliabefall an Koreakische

Abschneiden, aber über den besten Zeitpunkt gehen die Meinungen auseinander. Früher oder später müssen sie weg. Ich schneide aber nicht sofort. Das Risiko ist zu gross, dass man zu weit oder zu kurz schneidet und dann über die frische Schnittfläche gleich noch einmal Monilia in den Restast kommt. Also erst warten bis das Wetter stabil warm und in der Voraussage möglichst trocken ist, das kann auch Wochen dauern. Dann wird geschnitten und zwar bis inclusive knapp hinter den typischen Harztropfen, der bei Moniliabefall entsteht. Geschnitten wir also toter Ast plus Harztropfen. Denn dort staut sich der Baumsaft und die Abwehrmittel des Baumes, tritt schliesslich aus der Rinde aus. Die Schnittwerkzeuge immer zwischen den Schnitten desinfizieren. Früher verwendete man dafür den ungeniessbaren Vorlauf vom Schnapsbrennen. Heute kann man Brennspiritus nehmen, am besten auf 70% verdünnen und die Schere dort eintauchen. Auch die Handdesinfektionsmittel gehen, die während der Coroanzeit sehr populär geworden sind, sie wirken auch fungizid, enthalten Isopropanol.

Das Holz unbedingt sofort beseitigen. Verbrennen, Biotonne. Nicht liegen lassen, nicht häckseln und nicht wieder ausbringen. 

Dienstag, 1. April 2025

Eigenschaften von Birnensorten - die lange Liste

Die Apfelsortenliste ist schon da - nun folgt die Birnenliste. Auch da gilt: Alles eigene Erfahrungen und fast immer Bilder von Bäumen, die ich habe oder hatte, zwei Sorten kenne ich von einem langjährigen Nachbarn. Wenn nicht anders genannt, beziehen sich die Beschreibungen auf die warmen und trockenen Standorte meiner Obstwiesen, beschrieben in der Apfelliste. Bei Birnen kommt hinzu, dass unsere Bodenverhältnisse meist ungeeignet sind, weil es viele flachgründige Zonen gibt. Die Erde reicht nicht tief, dann kommen zähe Tonschichten, Kalkplatten. Tiefgründige Keuperauflagen liefern nur einige Hochflächen und dort gibt es intensiven Ackerbau, keine Obstwiesen. Die Birnen stehen also meistens auf weniger tiefebedürftigen Quittenunterlagen (ggf. mit Zwischenveredelung, nicht alle Birnen sind mit Quitte verträglich), was die Fruchtgrösse eher positiv, die Haltbarkeit jedoch eher negativ beeinflusst.

Die Sorten

Stuttgarter Geisshirtle

Klein aber oho: Stuttgarter Geisshirtle

Baum: Eine der vielen, früher sehr verbreiteten kleinen Sommerbirnensorten. Wächst anfangs kräftig, auch auf schlechten Böden. Im Alter Spitzendürre, früh vergreisend. Von alten Bäumen sind die Früchte noch kleiner. Das Holz ist gesund, Blätter auch. Verträgt Hitze und Trockenheit mittelmässig, zeigt dann typische Schäden wie schwarzrandiges Laub, aber regeneriert sich wieder. Bei Spätrösten platzen die Jungbirnen schnell. Höhe früh begrenzen, wie die meisten Birnen will sie stark nach oben weg. Bewertung 2.

Birnen: Kleine Birnen. Für Hutzeln noch tauglich. Auf guten Böden bei Ausdünnung und genügend Wasser können sie auch mittelgross werden, bei Trockenheit bleiben sie sehr klein. Sie sind meistens hübsch, nicht schorfanfällig, ab Mitte August vom Baum weg essbar und dann ein paar Tage lang lecker. Werden bei mir vollständig von Vögeln vernichtet, wenn kein Schutz mit Netz. Die Reife passiert folgernd, erntet man alle Birnen gleichzeitig bekommt man grün und gelb, reif und noch nicht ganz reife Früchte. Fruchtfleisch erst knackig, saftig, eher halbschmelzend wie schmelzend, später weicher. Das Aroma wird generell sehr gelobt, aber viel besser wie andere Sommerbirnen ist sie auch nicht. Ausgewogen, schön süss, birnig, eine runde Sache. Traditionell beisst man die ganze Birne mit ihrem kleinen Kernhaus vom Stiel. Und kann dann nicht mehr aufhören zu essen, weil sie so gut ist. Eine Gute-Laune-Birne für ein paar Tage im Sommer. Bewertung 1-2.

Alexander Lucas

Baum: War früher die klassische Obstwiesensorten und auch als Hausbaum beliebt. Noch im kommerziellen Anbau vorhanden, nimmt aber stark ab weil sie mit dem neuen Wetter nicht klarkommt. Früher galt sie als anspruchslos. Mittelstarker Wuchs, Kronenaufbau gelingt gut, gibt einen schönen aber immer etwas lichten Baum, der leider nicht alt wird. Laub und Rinde mittelmässig gesund. Verträgt Hitze schlecht, benötigt gute Böden. Bewertung 2-3.

Birnen: Grosse Birnen in klassischer Form, manchmal sehr gross bei guter Kulturführung. Sehr schorfanfällig. Sie halten sich im Naturlager bis Weihnachten, in unserem Klima aber trotz Erntezeitverschiebung viel kürzer. Die letzten Jahre waren sie ganz unbrauchbar, bei Hitze taugen die Früchte nichts, werden griessig, Sonnenbrand, beulige Schale, Temperaturschwankungen mag sie auch nicht. Ansonsten Ernten im Oktober wenn sie noch hart sind. Lager muss trocken sein, sonst verstärkt Lagerkrankheiten. Im Aroma sind sie eher bescheiden, süss aber recht neutral und immer wieder Steinzellenprobleme. Der Zeitpunkt zwischen "hart" und "Matsch" ist frustrierend kurz. Heute nicht mehr wirklich anbaufähig. Bewertung 4-5.

Frühe von Trevoux

Frühe von Trevoux reift sehr folgernd

Baum: Früher eine beliebte Sommerbirne, versandfest. Sparrig wachsend, aber vital, keine Probleme. Aber nur bestenfalls mittelstark, für Quittenunterlagen fast zu schwach. Bewertung 2-3.

Birnen: Mittelgross, bei Überbehang klein. Die Sorte alterniert bei mir, tendiert zu Jahren mit Überbehang, dann wieder sehr wenig Blüten. Reife ab Anfang/Mitte August aber folgernd, was einen langen Erntezeitraum bringt. Sie ist schmelzend, aber nie richtig süss, immer deutliche Säure vorhanden für eine Birne. Die Aromen sind verhalten, nichts besonderes. Reift nicht gut nach, lagert sich aber bei Zimmertemperatur eine Woche, ohne gärig zu werden oder sofort zu zermatschen, wird langsam teigig. Bewertung 2-3.

Belle Epine Du Mas

Belle Epine du Mas pflückreif, ansonsten selten so rotbackig

Baum: Meiner war eine weitere von vielen Fehllieferungen von einem teuren Fachbetrieb mit einem Pomologen als Chef, bestellt hatte ich eine ganz andere Sorte. Immerhin ist "Dumas Herbstdorn" zum Glück wenigstens gesund, starker Wuchs, schöne Kronen mit langen, horizontalen Seitenästen, von weitem raumgreifend fast wie ein Apfel. Vom Baum her eine gute Obstwiesensorte. Bewertung 1-2.

Birnen: Fruchtansatz alterniert. Überbehang unbedingt vermeiden, sonst verzögert sich die ohnehin zu späte Reife. Mittelgross, sehr gleichmässige Grösse und Form, hübsche Farben. Klimatisch aber eher nach Südfrankreich passend. Wird selbst am warmen Südhang erst Ende Oktober pflückfähig, ist selbst dann selten so weit gereift, dass sie auch gut nachreift. Sie bleibt im Lager fest, wird nicht recht süss, hat manchmal sogar Gerbstoffkomponenten. Behalten habe ich sie aber trotzdem, denn sie erwies sich auch in diesem Zustand als erstklassige Kochbirne, gekocht zerfällt sie nicht und entwickelt ein kräftiges Birnenaroma, für Desserts tauglich und auch zum einmachen. Leicht zuckern, wenig Gewürze nehmen. Bewertung als Kochbirne 1-2, Tafelbirne 5.

Uta

Baum: Neuere Züchtung. Auf Quitte zu schwach, nur auf besten Böden. Wächst krumm. Holz ist gesund. Hitzeempfindlich, wenn zu heiss dann schwärzt das Laub und wird nekrotisch, auch die Birnen bekommen Sonnenbrand. Schlecht in den heutigen Sommern. Blüte erfriert leicht. Für hohe, eher kontinentale Lagen und gute Böden, anonsten nicht recht anbaufähig. Bewertung 4-5.

Birnen: Voll berostet. Wurden gerne im Bioanbau angebaut. Feste Früchte, etwas trocken, Grösse untere Mitte, bei Düngung und guter intensiv guter Kulturführung auch gross werdend. Aroma mässig vom Typ Boscs Flaschenbirne und etwas feuersteinartiges wie Madame Verte, das sind auch ihre Elternsorten, unverkennbar. Essbar ab Mitte Oktober oder früher, im Lager ein paar Wochen haltbar, ausser man kühlt. Hat keinen Vorteil gegen klassische Sorten. Bewertung 4.

Typische Blattschäden nach Hitze bei Uta


Köstliche von Charneux

Köstliche von Charneux auf Obstwiese

Baum: War in Norddeutschland sehr verbreitet und beliebt, auch wegen des Wuchses, sie passt überall hin und hat gute Erträge, klimatisch sehr anpassungsfähig. Braucht eine Weile, bis sie in die Gänge kommt. Dann wächst sie mittelstark, hoch und schmal, braucht wenig Platz. Mit Schnittaufwand lässt sich auch eine brauchbare Krone schaffen, sie will halt immer nach oben weg. Keine Krankheitsprobleme und anpassungsfähig an den Boden. Bewertung 3.

Birnen: Relativ grosse Früchte, erst grün, dann schmutziges Gelb. Ende September hart pflücken, der beste Zeitpunkt ist nicht einfach zu finden. Die Birne wird saftig und mittelgradig süss, aber mehr deshalb weil sie wenig Säure hat, nicht wegen hohem Zuckergehalt. Aroma hat sie wenig. Haltbar wenige Wochen, nur eine Herbstbirne, nett aber wenig Charakter. Ähnlich "Conference". Bewertung 2-3.

Vereinsdechant

Vereinsdechant recht variabel

Baum: Beliebte Sorte und früher auch Marktfrucht. Häufigste Elternsorte für allerlei Neuzüchtungen. Schwacher Wuchs, vergreist früh, besser nicht auf Quitte obwohl kompatibel damit. Rinde auch nicht sehr gesund. Alte Bäume kriegt man auch mit kräftigem Schnitt kaum mehr zum treiben. Ziemlich wärmebedürftig. Er trägt sehr regelmässig, aber nur wenig, wegen fehlender Maximalerträge aus dem kommerziellen Anbau verschwunden. Gute Hausgartensorte. Bewertung 4.

Birnen: Unscheinbare Farbe, Grössen sehr variabel, von klein bis riesig, nur bei guter Kulturführung brauchbare Sortierungen. Starker Wicklerbefall, aber kaum Schorf. Pflückreif bis Anfang Oktober, nach ein paar Wochen Lagerung Beginn der Essreife, die ein, zwei Monate andauert. Dann ist sie eine absolute Spitzensorte, butterartiges Fruchtfleisch, schmelzend, saftig und würzig, nicht ganz so blumig wie Williams Christ, geht aber in diese Richtung mit mehr Süss-Säureeindruck und muskatig, intensiv. Dafür muss aber Lager und Pflückzeitpunkt gestimmt haben. Note 1-2.

Williams Christ

Williams, die Edelbirne

Baum: Alte Sorte, war lang die häufigste kommerziell angebaute Birne. Nicht mit Quitte als Unterlage kompatibel. Wuchs mittel bis schwach, nicht ausladend, Seitenäste hängen gerne bogig. Auf ständige Verjüngung achten, dann bekommt man stabile, gut tragende Bäume. Braucht Luft und Sonne, sonst Schorf und Steinzellen. Regelmässiger, sehr guter Träger. Bewertung 2-3.

Birnen: Mittelgross, auf guten Böden gross, manchmal sehr gross. Grün, die Rotmutanten ("Red Bartlett") sind ausgesprochen minderwertig. Spitzensorte bis heute. Schorfanfällig, überdurchschnittlicher Wicklerbefall. Die Birnen sind zum richtigen Zeitpunkt geerntet nach ein paar Tagen essreif und dann von ausserordentlicher Qualität. Vollsüss mit feiner Säure mit einem intensiven Birnenaroma, das als Referenz für Birnen gilt und kaum zu übertreffen ist. Erreicht gute Zuckerwerte. Schmelzend, butterfein, leider nur wenige Tage. Gekühlt aber sehr gut haltbar, die Konsistenz verändert sich dann aber, sie wird mit der Zeit fest. Auch für alle Verwertungsarten tauglich, vor allem einkochen, trocknen und Obstbrand. Bewertung 1-.

Gräfin von Paris 


Nicht immer so berostet

Baum: In unserer Gegend die häufigste Winterbirnensorte, auch als Strassenbaum vielfach vorhanden, in warmen Regionen geliebt und geschätzt, jedoch nichts für kühle Gegenden. Baum braucht unbedingt guten und tiefen Boden, sonst bleibt er klein und vergreist früh. Luftoffene Lage wichtig, sonst Schorf. Trägt viel, manchmal zu viel. Blüte recht frostfest, trägt noch wenn andere Birnen versagen. Bewertung 3.

Birnen: Grösse mit deutlicher Streuung. Grüne Birnen in einem charakteristischen Farbton und Schalenstruktur, wenn man das mal gesehen hat verwechselt man sie nicht mehr mit ähnlichen Sorten wie "Pastorenbirne". Ernte hart Mitte Oktober, aber Mitte Dezember wird sie geniessbar und schmeckt dann recht süss, schmelzend, zermatscht nicht, leichtes Aroma, eine überaus angenehme Birne für den Winter. Etwas grobe Schale, also besser schälen. Ende Januar fängt sie an von innen zu teigen, wird braun und verdirbt. Ihre Lagerfähigkeit bei gutem Geschmack machte sie beliebt. Bewertung 1-2.

Conference

Conference, gutes Jahr, aber schon zu reif

Baum: In Europa die am häufigsten kommerziell angebaute Sorte, vor allem wegen der sehr hohen Erträge und der guten Lagereigenschaften in Kühllagern. Der Baum ist schmal, bringt keine langen Seitenäste, Wachstum schwach, trägt viel aber vergreist schnell. Rindenbrandanfällig. Reagiert empfindlich auf Trockenheit, dann auch absterbende Äste. Nur auf gutem, tiefgründigen Boden mit regelmässig Wasser. Verträge Hitze nicht, mehr was für Seeklima. Leicht Schorf, zur Reife hin immer starke Verpickschäden von Vögeln. Kein Hit in warmem Klima. Bewertung 5.

Birnen: Einheitliche Idealgrösse. Früchte grün, leicht berostet. Erntet man sie wie in den Plantagen, dann bereits Ende September, noch hart. Sie wird dann in den folgenden Wochen süss und ähnlich langweilig wie gekaufte Ware, nach Reifeeintritt immer weicher matschend. Herbstbirne. Man kann sie aber auch etwas länger hängen lassen und knapp vor Farbaufhellung ernten. Dann wird sie würziger, lecker, vollsüss, ist aber nur noch ein paar Tage haltbar. Ganz reif am Baum gelassen wird sie wie fast alle Birnen trocken und matschend. Bewertung 3.

Josefine von Mechelen

Baum: Schwaches Wachstum, schleudernde Triebe, unschön, braucht scharfen Schnitt. Vor allem, wenn sie nicht wachsen will - dann kräftig zurückschneiden. Äste eher dünn, will Aufmerksamkeit, sonst hängen die Triebe und sie schleudert sich immer weiter ins Chaos. Wie alle diese Schwächlingssorten nur für guten Boden. Gesund ist sie aber. Klimatisch eine der am breitesten anbaubaren Lagerbirnen und damit sehr wertvoll. Bewertung 4.

Birnen: Erst grün, dann trübes Gelb, nichts rotes, matt. Leider ziemlich klein. Spät im Oktober geerntet gehört sie zu den Lagersorten mit der längsten Lagerzeit, wird im Januar geniessbar, bis Februar, manchmal März, ist das Lager kühl auch länger. Süss, saftig, leichte Säure, teigt nicht von innen, ihr Aroma hat einen eigenen Ton, den aber nicht jeder mag. Bewertung 2.

Madame Verte

Die graue Madame, vollberostet

Baum: Alte Wintersorte. Mittelstark wachsend, gut für Quittenunterlage BA29 geeignet. Gibt schöne Kronen, die Sorte strebt nicht nur nach oben, sondern macht auch Breite. Gesundes Holz und Blätter. Blüte eher spät. Wächst in den meisten mitteleuropäischen Klimabereichen gut und braucht auch nicht besten Boden. Bewertung 2.

Birnen: Trübe berostet, breitbauchig, keine Schönheit. Früchte aber immerhin bis mittelgross und recht einheitlich. Sollte spät geerntet werden, der genaue Zeitpunkt ist aber schwierig, so richtig getroffen habe ich den nie. Die Birnen schmecken genussreif süss mit etwas Säure und haben ein deutliches eigenes Aroma, das ich als feuersteinartig empfinde, diesen Stil haben auch einige andere Sorten (Uta etwa), aber Madame Verte wohl am klarsten. Mag nicht jeder. Im Lager ist sie schwierig, anders als behauptet hält sie leider nicht bis Januar. Sie wird früh von innen her braun, obwohl die Nachreife noch nicht so weit ist, das wurde mir auch von anderen "Madame Verte" Besitzern bestätigt, das könnte eine Folge des neuen Wetters sein oder sie benötigt zwingend niedrigere Lagertemperaturen. Bewertung 3-4.

Boscs Flaschenbirne

Boscs Flaschenbirne, manchmal auch viel grösser

Baum: Heisst auch "Kaiser Alexander". Eher schwach, hängend, wild, braucht Schnitt und Erziehung. Gesund, auf schwächeren Böden gerade so anbaufähig. Obstwiesengeeignet auf besserem Boden. Bis in Höhenlagen gut. Sichere Erträge, Blüte frostbeständig. Bewertung 3-.

Birnen: Die meisten gross. Komplett braun berostet. Dadurch bester Pflückzeitpunkt kaum zu bestimmen, man muss immer wieder eine ernten, was nicht schwer fällt weil sie schon unreif sowieso von Vögeln verpickt wird. Typischerweise ist es Anfang Oktober so weit. Reif ist sie vorwiegend süss, melonig, grob und fest, wenig sonstige Aromen, etwas langweilig und auch nicht lang haltbar. Geeignet, um Stücke zu trocknen. Bewertung 3-4.


Margarete Marillat

Baum: Wächst auf arteigener Unterlage mittel bis schwach, benötigt guten Boden, erzeugt aber schöne Kronen ohne viel Pflege. Auch Höhenlagen gehen noch. Leider gleichzeitig ertragsunsicher und benötigt extrem lange, bis die Erträge überhaupt anfangen. Ein naher Befruchter scheint auch wichtig zu sein. Vielleicht auf starken Quittenunterlagen besser. Bewertung 4.

Birnen: Sehr gleichmässig wie kaum eine andere Sorte und ausgesprochen hübsch, es sind prächtige, wohlgeformte Schaubirnen. Eine Vorgartensorte, um mit schöner Optik zu erfreuen. Als Herbstbirne jedoch kaum haltbar, innere Qualität nur mässig. Knappreif melonenartig, sonst wenig Würze, süss und leer, auch nicht schmelzend, früh trocken. Rechtzeitige Ernte ist wichtig, sonst ist sie schon am Baum teigig und trocken. Verwertung eingeschränkt, auch als Einmachbirne nicht besser. Bewertung 4.

Sommermuskatellerbirne

Sommermuskateller - nicht
von mir, stimmt aber
Baum: Wie das Stuttgarter Geisshirtle eine der früher sehr verbreiteten Sommerbirnensorten, die man grösstenteils der Hutzeln wegen angebaut hat, aber auch frisch schätzte. Wächst bei mit nur schwach und nicht schön, will einfach nicht. Wie alle Sommerbirnen bis in Hochlagen geeignet, gesund. Bewertung 3.

Birnen: Mittelgross, schöne Farben, reif ab Mitte August, nicht haltbar. Leckere, gut gewürzte Birne, saftig, etwas Muskataroma, macht süchtig wie das Geisshirtle. Nicht haltbar, muss bald gegessen oder verwertet werden. Bewertung 2.

Sieben im Maul

Baum: Von allen Sommerbirnen eine der frühesten und kleinsten, früher wesentlich beliebter, heute fast vergessen. Der Baum wächst kaum, starb früh, deshalb etwas wenig fundierte Aussagen, keine Bewertung.

Birnen: Erscheinen alternierend. Sehr klein, süss, nicht schmelzend, nicht haltbar, nur kurz essbar zwischen fest und teigig. Leichter Gerbstoffgehalt. Kuriosität. Bewertung 3-4.  

"Sieben im Maul", fast reif im Hausgarten

Clara Frijs

Clara Frijs: Sieht sehr gewöhnlich aus, aber lecker.

Baum: In Dänemark verbreitet und im Erwerbsanbau, in Deutschland kaum bekannt, stammt aber vielleicht aus der Slowakei oder Südosteuropa. Tatsächlich wächst der Baum auch sehr gut im Nicht-Seeklima, mittelstark, verzweigt gut, die angebliche Schorfempfindlichkeit zeigt er bei mir überhaupt nicht. Bewertung 2.

Birnen: Grün, rundlich, knapp mittelgross, sieht auch bei Reife immer etwas unreif aus. Reife schwer zu bestimmen, am besten anbeissen. Oft schon Anfang September reif. Ist dann wie alle Herbstbirnen nicht wirklich lange haltbar. Die Birne ist enorm saftig, tropft aber nicht. Sie gehört zu den Birnen, die eigentlich kaum Aroma haben, aber trotzdem ungeheuer lecker sind und die man gerne in unvernünftigen Mengen isst. Vorwiegend süss, gerade so viel Säure dass die Süsse nicht penetrant wird, ein leckeres und erfrischendes Teilchen. Bewertung 2.

Gute Luise

Baum: Bei mir ziemlich schwach wachsend, will nicht so recht. Braucht wahrscheinlich deutlich besseren Boden mit gleichmässiger Wasserversorgung und weniger Kalk. Setzt Äste steil an, auch so eine Pappel. Deshalb und wegen ihrer universellen Verwendung war sie früher eine typische Hausgartensorte, sie braucht nicht viel Platz, ähnlich Köstliche von Charneux. Etwas schorfanfällig, aber noch im Rahmen des tragbaren. Bewertung 3-

Birnen: Schön, regelmässig, mittelgross, es gibt Klone, die mehr rote Farbe haben, meine zum Glück nicht. Zu pflücken irgendwann im September. Wird dann schmelzend, saftig, aber nur kurz. Das Aroma ist nicht stark, aber typisch für den melonenartigen Birnentyp. Ihr Süsse hat durchaus auch noch Säure, man kann sie als ausgewogen bezeichnen. Für alle Verwertungsformen. Bewertung 2-3.

Olivier de Serres 

Baum: Sehr schwachwachsend, komplett unbrauchbar auf schlechten Böden und auf schwachen Unterlagen. Wächst wirr, vergreist schnell. Oft Ertragsausfall. Benötigt warmes Klima. Bewertung 5-.

Birnen: Bergamotteform, also mehr rundlich-beulig, ein gilbiges Grün mit oft roter Backe. Ums Kernhaus griessig, bei schlechtem Wetter insgesamt grob. Mehr auf der Säure- statt Zuckerseite. Schmelzend. Ihren Wert zieht sie aus ihrer langen Haltbarkeit, aber anders als in der Literatur nicht bis April, sondern eher Februar. Bewertung 3.

Mostbirnen

Welsche Bratbirne 

Baum: Most- und vor allem Schnapsbirne. Mittelstarkes Wachstum, die Wuchskraft geht schon früh zurück. Besser nur auf guten Böden. Klimatisch aber auch in kühlen Lagen anbaufähig. Ergibt gerade Bäume ohne grosse Pflege. Im Alter mit Rindenschäden, möglicherweise ist auch Rindenbrand die Ursache. Vergreist früh. Unsicherer Träger, oft Ertragsausfälle. Wenn sie mal mehr trägt, hat sie im Folgejahr nichts.

Birnen: Typische Mostbirnengrösse, grün, reif Anfang Oktober. Erreicht erstaunliche Zuckergehalte, in heissen Jahren über 90° OE, ansonsten immer noch recht gute Werte. Mittlerer Gerbstoffgehalt, leichte Würze, aber nicht essbar, für reinsortigen Most zu gerbstoffhaltig. Muss gemischt oder reduziert werden. Früher vor allem für Obstbrände verwendet. Könnte nach Gerbstoffreduktion ("schwitzen lassen") gute Sektsorte sein, wie alle Bratbirnen.

Schweizer Wasserbirne

Baum: Kann grosse Bäume ergeben, wächst anfangs stark. Früher lange gesund und alt werdend, heute leider eine typische Sorte, die unter Birnenverfall leidet. Auf keinen Fall mehr auf "Kirchensaller"veredeln, die das stark begünstigt. Ansonsten sind die Bäume gesund und schaffen erstaunlich hohe Erträge, in den letzten Jahren aber aufgrund des neuen Wetters immer mehr Ausfälle nach frühem Austrieb und nachfolgend Frostereignissen. Früher eine der häufigsten Sorten für Most.

Birnen: Typische Mostbirnengrösse, grüngelb, reif im Oktober, man kann sie schütteln wenn die Reife beginnt, dann sofort sammeln und verarbeiten. Essbar, nur wenig Gerbstoff, kaum Aroma, sehr süss weil wenig Säure, erreicht trotzdem nur selten 60°OE, meist nur knapp über 50. Ergibt vollsüssen, erstklassigen Saft, mit guter Ausbeute, gemischt mit Zitrone eine echte Leckerei. Dieser Saft ist auch kommerziell interessant und wer ihn probiert hat, schwärmt davon, wenn er auf Süsses steht. Vergoren wird er etwas hohl und nicht lange haltbar, aber ideal zum zumischen bei säurereichem Obst. Für Obstwasser zu wenig absolute Zuckerwerte, aber dörren geht.

Bayerische Weinbirne 

Baum: Häufig, da an Wegrändern gerne im Gemeindeauftrag gepflanzt. Dort ohne Schnitt ganz anständige Bäume, aber licht und auch nie recht gesund, Totholz, Rindenschäden, dürre Spitzen bei Stress. Trägt regelmässig, aber nicht viel.

Birnen: Relativ gross für eine Mostbirne. Reif im Oktober, wird als Fallobst aufgesammelt. Leicht zu viel Gerbstoff für Genuss. Mit etwas Gerbstoffreduktion gut für Saft, schmeckt aber leicht und dünn, nicht ganz das Niveau der Schweizer Wasserbirne.

Sonstige

Wie bei den Äpfeln gibts noch mehrere weitere Sorten, die aber noch nicht oft genug getragen haben, für die zu wenig Informationen vorhanden sind. Das sind unter anderem die Feigenbirne von Alencon, Petersbirne, die Champagner Bratbirne und noch mehr Mostbirnen, Jeanne d Arc Birne, Aromaspur, Kirgizskaja Zimnaja, die späte gute Luise. Die Edelcrassane erst neu gepflanzt.

Mittwoch, 19. März 2025

Schweres Gerät im Garten


Motorhacke im EInsatz, Boden schon zu trocken

Im Herbst, im Frühjahr wird es oft nötig im Nutzgarten: Das allseits ungeliebte, kreuzbrechende Umgraben des Bodens. Und auch, wer nicht tief umgräbt, sondern nur oberflächlich hackt, hat einiges vor sich. Schwerer Boden, verfilztes Unkraut, restliche Winterbegrünung, verdichteter Boden, Boden und Arbeit sind hart. Wer dann noch grössere Flächen auf entsprechenden Böden vorbereiten will, kommt an Leistungsgrenzen. Ich zumindest, ein Gartensupermann mit viel Zeit vermutlich weniger. Der Leichtbodengärtner hat da gewisse Vorteile. Über Vor- und Nachteile der Bodenbearbeitung oder Nichtbearbeitung solls aber heute nicht gehen, ich wende da sowieso verschiedene Systeme an, auch Mulchwirtschaft ohne regelmässige Bearbeitung, vor allem im Aussengarten komme ich aber um Hacken nicht herum, die tiefgründigen Bodenverdichtungen des schweren Bodens sind zu übel.

Für den Hausgarten gibt es allerlei Elektrogeräte, die einem die Arbeit erleichtern. Elektrische Bodenhacken sind das Stichwort. Die Geräte taugen leider nicht viel, sind sehr schwachbrüstig, kratzen vor allem auf schwerem Boden nur an der Oberfläche, haben geringe Arbeitsbreiten und ein langes Stromkabel braucht man auch. Akkugeräte sind gleich mal dreimal so teuer, schwerer, die billigen haben eine lächerlich schwache Leistung und sehr kurze Arbeitszeiten, bis der Akku leer ist. Für mich sind diese Geräte (zu 100% aus China) ein richtig mieser Betrug, Elektroschrott.

Vorbereitung: Rad gegen Hackmesser tauschen

Ausserhalb der Hausgartens mit seinem Stromanschluss im Wohnhaus gibt es nach wie vor keine sinnvolle Möglichkeit, Akkuhacken zu verwenden. Selbst die Firma Stihl, die voller Inbrunst und Fortschrittlichkeit von der Umstellung auf Akkugerät predigt, hat zwar allerlei Geräte auf Strom umgestellt, aber keine einzige ihrer Motorhacken. Motorleistungen von über 4 PS, oft auch deutlich mehr sind unumgänglich, das säuft jeden Akku superschnell leer. Nur bei leichtem Boden geht weniger.

Letzte Woche habe ich auch "umgeschort" - mit einer kräftigen Motorhacke, die ich seit zwei Jahren habe. Dazu später mehr. Die Flächen wurden einfach zu gross und die Arbeit zu schwer. Über diese Erfahrungen soll es heute gehen. Randparameter sind schwerer Lehm als Boden, sogenannter Minutenboden, der überhaupt nur kurz bearbeitungsfähig ist. Er hat nur kurze Zeit zwischen extrem klebrig-schmierig und ausgehärtet bockelhart. Wie geht man vor, was leistet so ein Ding?


  • Der Feuchtezustand des Bodens ist so wie bei der Handhacke entscheidend für den Hackzeitpunkt auch bei der Motorhacke. Auch bei leichterem Boden. Ideal sind zwei Tage nach Regenfällen mit >20mm. Der Boden muss tief feucht sein, aber bereits wieder gut drainiert. So kommt man mit der Hacke etwas tiefer, rotiert nicht in Schmiere herum, aber vermeidet die Härte von zu trocknem Boden. Wichtig auch: Es dürfen keine neuen Regenfälle angesagt sein. Denn dann wird das eben umgehackte Unkraut gleich wieder anwachsen. Nachfolgend trocken, warm, windig ist optimal.
  • Zugewickelte Hackmesser
  • Vorarbeit ist wichtig. Hat man das Gerät vor Ort und betriebsbereit, muss der der Boden vorbereitet werden. Am besten mit einem breiten Rechen abrechen, so dass lange Grasreste, die trockenen Kürbisrankenreste, die langen trockenen Maisblätter weg sind. Sonst wickelt sich das Zeug schnell um die Haken und man muss es bald mühsam wieder herausziehen, weil das Gerät dadurch nicht mehr runter in den Boden kommt.
  • Vorarbeit 2: Mit der Hacke. Eventuelle Grasbüschel aushacken. Heutzutage in den milden Wintern leider normal geworden. Die wachsen sonst nach der Motorhackenbehandlung sehr leicht wieder an, auch bei Trockenheit.
  • Langsam über die Gartenfläche
  • Anwerfen, loslegen. Die Reihen langsam hackend abschreiten. Langsam! Langsam! Langsam! Die Hacke soll nicht flott über den Boden schrappen, sondern die obere Erdschicht hacken, um brechen, kleinmachen. Sie muss sich etwas "einwühlen".
  • Normalerweise muss man mehrmals über dieselbe Fläche gehen, jedenfalls auf festem Boden. Einmal hacken reicht selten.
  • Trottet man in kurzen Schritten hinterher, verdichtet sich der Boden dort gleich wieder. Beim letzten drübergehen also besser grosse Schritte machen.
  • Ende. Am Besten jetzt wieder ein paar Bretter in den geschorten Beeten auswerfen, drübergehen und ringsum alle sichtbaren umgehackten Unkrautbüschel aus der Erde klauben.
  • Kennzahlen: 100qm Fläche in 20 Minuten, wenn man öfter drüberfährt und schweren Boden hat. Am besten geeignet für Flächen von 100-1000qm.

Auf einem Stück Garten wurde zwei Jahre nichts angebaut. Das war so verfilzt und bewachsen, dass man zwei- oder sogar dreimal hacken musste, im Abstand von wenigen Wochen. Nach einer Aussaat dann nochmmal mit einer schweizer Pendelhacken das zwischenzeitlich aufgegangene Unkraut absäbeln.

Es gibt auch Unkraut, das nach der Motorhacken schlimmer wird, weil Wurzelstücke erst recht verteilt werden. Dazu gehört kriechender Hahnenfuss, Ackerwinden und Giersch. Dann Vorsicht. Das ist eher was für ein Jahr mit Kulturen mit Vliesabdeckung.

Nachteil: Anhänger benötigt.

Tja, und das Gerät? Nach viel herumsuchen habe ich mir eine kräftige Hacke der Firma Hecht gekauft.  Die Gründe waren:

  • Äusserst preisgünstig, hergestellt weitgehend in der EU, machte qualitativ trotzdem einen robusten, guten Eindruck
  • Leistungsstarker Motor für meinen schweren Boden
  • Enorm viel Zubehör. Räder, Metallräder, Kartoffelpflug, andere Pflugtechniken, Egge...
  • Sehr flexibel. Kann auch fahren, hat unterschiedliche Arbeitsbreiten.

Sie hat sich bewähnt, aber andere Marken hätten das vielleicht auch. Im Detail zeigen sich freilich immer irgendwelche Probleme. So verbiegt sich vordere Rad leicht, zu schwach konstruiert. Das Getriebe scheint mir nicht ausgereift, und ohne Anhänger ist sie nicht transportabel. Aber sie lässt sich leicht anwerfen, ist sparsam, läuft bislang zuverlässig und schont meinen Rücken.