Sonntag, 24. Dezember 2017

Im Samenkaufrausch

Gegen Jahresende steigt es immer ins Unerträgliche, das Sämereienkauffieber. Die ersten Aussaaten Ende Januar sind bereits in Sichtweite, beispielsweise Vorkulturen für manche Paprika und grosse Gemüsezwiebeln. Sämereien mit anderen Gartenmenschen tauschen läuft das ganze Jahr über, aber erst mit dem Samenkauf jetzt entscheidet sich grösstenteils, was im kommenden Jahr angebaut wird. Ich kaufe fast alles bei ein paar Spezialversendern, das Angebot vor Ort ist leider sehr dünn. Die grösste Auswahl bietet unser örtlicher Raiffeisenmarkt, aber der hat keine grosse Vielfalt und ein seltsames Sortenspektrum. So dürfte es den meisten Nutzgärtnern gehen, die nicht nur ein paar alte Standardgemüsesorten anbauen wollen.

Der Startpunkt für ein neues Gartenjahr

Kauf im Versand hat aber auch seine Nachteile. Der Postbote wirft die Sendungen in den Briefkasten, wo sie unter Umständen lange liegen. Im Winter bei Dauerforst und einem Aussenbriefkasten kann das leicht den Tod frostempfindlicher Sämereien bedeuten. Das ist mir schon einmal passiert mit Melonensamen.

Samen nahe dem Haltbarkeitsdatum kann einem im Versand auch leicht untergejubelt werden. Kauft man grössere Packungen, um mehrere Jahre lang aussäen zu können, ist es ärgerlich wenn die Fruchtbarkeit nur noch in einer, nämlich der nächsten Saison hoch ist. Auch das ist mir schon passiert, ist aber die Ausnahme geblieben. Es handelte sich um Paprikasamen, der normalerweise drei Jahre hält, leider war er laut Datum schon im dritten, letzten Jahr, keimte mässig und im vierten Jahr tatsächlich nur noch sehr schlecht.

Nun, was ist für nächstes Jahr also geplant? Nachdem dieses Jahr ein Schwerpunkt auf Auberginen und Melonen lag, werden nächstes Jahr mehr und unterschiedlichere Maissorten ausprobiert sowie noch einmal Melonen. Da war die Saison 2017 zu schlecht. So viele schöne Pflanzen und dann gab es den gesamten Sommer keinen Tag ohne Taubildung an den Blättern. Folglich sorgten die üblichen Krankheiten Anfang August wieder einmal für ein frühes Ende der Melonenfreude. 2018 werde ich sie mit Rankgittern stärker in die Höhe führen und sie näher an der Hauswand setzen, in der Hoffnung dass sie weniger blattnass sind.

Auf ein Neues...

Freitag, 15. Dezember 2017

Hühnerhaltung im Nutzgarten

Unsere Hühner
Seit Frühling 2017 haben wir Hühner, momentan fünf. Es sind hübsche gebänderte Zwergwyandotten, die wir von einem Züchter im Nachbarort haben. Sie leben im Vorgarten, eingehegt durch einen einfachen Netzzaun, in der Mitte ein Kirschbaum. Auf unserem viel zu kleinen Grundstück würde es auch gar keinen anderen Platz dafür geben. Sie brauchen etwas Auslauf, hier haben sie rund 25qm (was als "Freilandhaltung" qualifizieren würde). Vor der Hühnerankunft haben wir ein Hühnerhäuschen besorgt und zusammengebaut. Praktischerweise war daneben der Sandkasten der Kinder, den Sand nutzen die Hühner jetzt für ausgiebiges Baden. Sie haben auch eine Futterstelle für Wasser und Körner.

Hühnerstall im Winter
Die Tiere sind pflegeleicht, kältetolerant, sehr an Menschen gewöhnt, fliegen selten über den Zaun. Wyandotten sind gut geeignete Hühner für Kinder, ebenso gut ist die Verbindung der Hühnerhaltung mit unserem Nutzgarten. Gemüsereste aller Blattgemüsesorten, geschossener Salat, übrige Zuckermaiskolben, Löwenzahnblätter, Kleinschnecken, Rosenkäferlarven, verblühte Sonnenblumen, diverse Samen, all das lieben die Hühner, liefern dafür Dünger und vor allem Eier. Hühner und Nutzgarten, das ist eine perfekte Kombination. Natürlich bekommen sie auch Brotreste, andere geeignete Küchenreste und Standardhühnerfutter. Mein Sohn pflegt sie mit Hingabe und hat sich zum Hühnerliebhaber entwickelt. Eines der Hühner ist so zutraulich geworden, dass es sich auf seiner Schulter sitzend herumtragen lässt. Ein Schmusehuhn.

Hühner sorgen auch für Kommunikation. Man kommt ins Gespräch mit vorbeikommenden Spaziergängern und Kindern, die gerne stehenbleiben und den Hühnern eine Weile zusehen. Es macht Spass, Hühner zu beobachten, vor allem wenn sie sich gerade wohlig im Sand wälzen oder hinter etwas herjagen.

Wozu eigentlich?

Eier unserer Zwerg-Wyandotten
Uns ist auch bei den Hühnern der Nutzaspekt wichtig. Wir wollen Tiere nicht nur zur reinen Unterhaltung oder für die Kinder halten. Auch das Ernten gehört dazu. Was hat man von Hühnern? Dass sie Eier legen, ist wohl jedem bekannt und dass sie vielleicht in Chicken McNuggets drin sein könnten. Fassen wir zusammen:
  1. Die oben genannten Eier, logisch. Sie schmecken klasse! Blind verkostet ein deutlicher Unterschiede zu Eiern aus dem Supermarkt, egal mit welchem Etikett. Eier von Zwerg-Wyandotten sind mit 45g Gewicht etwa 20% kleiner wie die Rassen für reine Eierproduktion. Der prozentuale Eigelbanteil ist aber relativ hoch. Mehr Eigelb, weniger Eiweiss. Das Eiweiss bleibt gekocht weicher, das Eigelb wird deutlich cremiger und hat einen intensiven Geschmack. Da sie viel Grünfutter bekommen, wirkt das Eigelb leuchtend gelb, fast mit leicht grünlichem Schimmer fluoreszierend - kein Maisgelb.
    Ihre Legeleistung ist gut, aber weit entfernt von den Hybridhühnern, die für hohe Legeleistung gezüchtet sind. Im Frühling gibt es pro Huhn fast jeden Tag ein Ei, was bis zur Mauser im Herbst stark absinkt. Im Spätherbst und teilweise Winter gibts im Gegensatz zu den Hybrid-Legehühnern gar keine Eier. Das letzte Ei legten unsere Zwergwyandotten Anfang November, das erste Ei wieder eine Woche nach der Wintersonnwende.
  2. Schädlingsbekämpfung. Scharren und laufen die Hühner unter Obstgehölzen, stört und beseitigt das Raupenschädlinge wie Frostspanner oder Eulenraupen, die im Boden leben und im Herbst auf die Bäume kriechen, um im Frühling das frische Laub abzufressen, ebenso herumkriechende Kleinschnecken. Das gilt auch für unser isoliertes Gewächshaus, in dem sie in winterlichen Kaltphasen sein dürfen. Dort lockern sie sie mit ihrer eifrigen Scharrtätigkeit die verschlämmte Erde und helfen mir damit bei der Arbeit.
  3. Garten- und Küchenreste werden verwertet statt weggeworfen und in Dünger, Eier und Fleisch umgewandelt.
  4. Pädagogisches Schmusehuhn
    Kinder (und Erwachsene ebenso, wie bei Haribo) lernen mit der Hühnerhaltung viele Fertigkeiten. Hühner und Kaninchen sind kleine Nutztiere, die überall und auch von Kindern gehalten werden können. Sogar, um etwas zu verdienen, wenn sie das Geld für den Verkauf von Eiern und Fleisch behalten dürfen.
  5. Das Fleisch. Dazu muss man sie natürlich schlachten können. Sind die Hühner älter und geht es nur um Verjüngung der Herde, gibt es nur noch Suppenhuhn. Für Hühnerbraten jüngerer Hühner ist an Zwerg-Wyandotten zu wenig dran und dafür müsste man sie selbst züchten, einen Hahn haben, eine Wärmelampe. So weit sind wir noch nicht und Rassen, die mehr Gewicht haben wären dann wohl besser.

Im Winter wind- und nässesicher im leeren Gewächshaus
Einen Hahn haben wir nicht, rein rechtlich wäre ein Hahn zwar auch im Wohngebiet erlaubt, aber wir sind nicht so sicher, ob sein Krähen allen Nachbarn auf Dauer gefallen würde. Recht haben, aber Nachbarn den Schlaf verleiden finden wir nicht gut. Vielleicht probieren wir es nach Rücksprache noch mit einem Hahn in Probezeit. Wird er jemand tatsächlich zu laut, darf er sein Dasein in Form eines schmackhaften Bratens krönen.

Brütend im Stall

Der Einsatz für Hühnerhaltung

Natürlich macht auch Federvieh Arbeit. Morgens will es aus dem Stall gelassen werden, abends eingesperrt, zweimal täglich gefüttert. Auch im Wohngebiet streifen nachts Füchse umher, wer die Hühner nicht wirklich sicher wegsperrt, verliert sie. Einem anderen Hühnerhalter im Wohngebiet ist das mehrmals passiert - er hat aufgegeben. Füchse sind sehr fähig, selbst sicher erscheinende Türen aufzubringen und wühlen sich auch besonders gerne durch den Boden in den Stall. Hühnermist einsammeln ist auch nicht jedermanns Sache, Einstreu besorgen, Futter, Grünzeug. Die grösste Angst des heutigen Bürgers, nämlich die Beinträchtigung von Urlaubsplänen durch bedürftiges Federvieh ("immer da sein müssen wegen den Viechern") ist jedoch bei weitem kein so grosses Problem. Nette Nachbarn (wie wir sie haben) helfen vielleicht für ein paar begrenzte Tage aus und bekommen selbstverständlich auch die Eier. Viel schwieriger als Blumen giessen lassen ist das auch nicht.

Zaun, Stall, Feinde

Die Mauser. Neue Federn wachsen wie kleine Pinsel nach.
Ein Geflügelnetz mit ca. 1,1m Höhe reicht völlig aus, das ist billig und schnell aufgestellt. Es wird an Kunststoff-Weidepfählen befestigt, die in den Boden gesteckt werden. Man kann seine Position ohne Aufwand verändern, wenn die Hühner auf ein anderes Areal sollen. Am Boden muss er mit Erdankern zusätzlich befestigt werden, sonst schlüpfen entdeckerische Hühner unten durch. Der Stall war für uns das grösste Problem. Feste Häuschen bauen im Garten liegt uns weder vom Prinzip (Barackenlandschaften aus allerlei Hobbyhütten und Bauwerkskrempel in einem ohnehin zu kleinen Garten sind etwas Schreckliches) noch vom handwerklichen Interesse, also haben wir einen Fertigstall besorgt, auf Stelzen, was für warme Hühnerfüsse und gute Transportabilität sorgt. Der hält vielleicht nicht lange, reicht aber um die Hühnerhaltung mal auszuprobieren und Erfahrungen zu sammeln. Diese Fertigställe gibt es bei Versendern übers Internet. Der Aufbau ist einfach, aber das Holz wie erwartet sehr dünn. Als raubtiersicher hat er sich bisher trotzdem erwiesen, wir verstärken die Schiebetür und Seitenklappen allerdings Nachts, so dass sie nicht von einer gierigen Fuchs- oder Marderschnauze aufgehebelt werden können.

Entspanntes Hühnchen
Mit Raubvögeln gab es im Wohngebiet keine Probleme. Am Waldrand und im Dorf ist der Habicht aber ein Hauptfeind. Er heisst nicht ohne Grund auch "Hühnerhabicht". Unser Kirschbaum schützt und im Wohngebiet abseits des Waldrandes jagen Habichte selten. Grosse Gabelweihen kreisen dagegen oft am Himmel, die fressen aber keine Hühner, auch die häufigen Mäusebussarde nicht. Die Hühner blicken dann trotzdem besorgt nach oben, machen sich fluchtbereit und gackern aufgeregt. Anfangs auch bei Katzen, die wohl zu fuchsähnlich wirkten. Jetzt nicht mehr - Hund und Katze werden ignoriert, sie haben sich daran gewöhnt.

Zu Füchsen ist weiter oben schon viel gesagt. Sie streifen auch durch Wohngebiete. Den Stall fuchssicher zu gestalten ist aber machbar.
Hühner - schön und einfach.

Freitag, 8. Dezember 2017

Das gute alte Sauerkraut

Kohlkopf auf dem Hobel
"Das Leben ist wie Sauerkraut. Wohl dem, der es gut verdaut" heisst es. Und es gibt wohl nichts, was über Sauerkraut noch nicht geschrieben worden ist. Sauerkraut verfolgt jeden Selbstversorger geradezu. Das ständige Lob des Sauerkrauts macht es zuweilen auch verbal schwer verdaulich. Sich über Sauerkraut lustig zu machen, ist genauso einfach und leider ganz genauso abgewetzt. Ich will dem keine überflüssigen weitere Salbadereien hinzufügen, sondern ein bisschen aus der Praxis plaudern, von Erlebnissen erzählen die einem unvermittelt trotz all der schlauen Sauerkrautexperten begegnen.

Wir machen -natürlich- seit ein paar Jahren Sauerkraut jedes Jahr selbst. Der Grund ist banal, es schmeckt uns gut. Unsere Lieblingsgerichte sind Krautspatzen, Krautkrapfen oder Schupfnudeln mit Kraut. Ausnahmslos alle Zutaten für solche Gerichte gibt es immer schon vor der Haustür (sogar das Salz), es sind keine Importe quer durch den Kontinent nötig. Gekauft ist es immer nur "mild" statt kräftig, ausserdem wird es pasteurisiert, also erhitzt. Selbst gemacht hat man es roh und es ist aromatischer, kräftiger. Eine Blindverkostung zeigt diesen Unterschied schonunglos auf.

Eigenanbau versagt

Der Grund für unsere Sauerkrautaktion ist nicht, weil wir unser eigenes Weisskraut haltbar verarbeiten wollen. Wir haben nämlich wieder mal keins. Denn über die erste und grösste Schwierigkeit folgt noch ein eigener Beitrag: Das robuste und früher leicht anzubauende Feldgemüse Weisskraut oder Spitzkraut selber anzubauen. Leider, leider: "Leicht" war früher und "robust" war auch früher. Heute sind Süsskartoffeln und Broccoli leicht, leider nicht mehr der Kopfkohl. Den haben wird zwar engagiert gepflanzt und gepflegt, aber zum wiederholten Male kaum Verwertbares geerntet. Die Gartenzone ohne Kraut.

Im Bioladen

Übriger Strunk und Strunkschneider, Krautbohrer
Also erst einmal weitere Beschaffung angehen. Wir brauchen viel. An die 20kg, da wir zwei Krautstanden haben, 15 Liter und 10 Liter Fassungsvermögen, sie benötigen 12kg und 7-8kg Krautfüllung. Was da hineingeht, essen wir locker weg. Es ist immer zu wenig. Erster Versuch: Im örtlichen Bioladen nach Spitzkraut nachfragen. Man wollte einige Köpfe bestellen. Und es wurde geliefert. Viele Köpfe. Leider in Form von kleinen Miniköpfen. Kohl wird heute offenbar nicht mehr für Sauerkrautherstellung verwendet, sondern von Singles zur sofortigen Zubereitung erworben. In einer Menge, die wohl nur für eine Portion Krautsalat im Dönerbrötchen reicht.

Bei Edeka

So sieht es auch beim örtlichen Edeka aus, der früher ein- oder zweimal im Jahr eine Aktion mit Gemüse in grösseren Mengen veranstaltete, darunter 10kg (konventionell angebautes) Kraut im Raschelsack. Viele Säcke wurde nicht verkauft, die Selbermachzeiten sind lange vorbei, dieses Jahr wurde die Aktion offenbar ganz eingestellt bzw. nur noch Kartoffeln und Zwiebeln im grösseren Gebinde angeboten.

Beim Bauern

Frisch gehobeltes Weisskraut
Nächster Versuch. Ein Demeter-Bauernhof mit einem Verkaufsstand in Selbstbedienung. Gelegen im schönen Möckmühl-Hagenbach. Das ist eine Siedlung aus ein paar Bauernhöfen und ist wohl der letzte Ortsteil der Gemeinde, der (bisher!) von den sich überall durchfressenden dröge-hässlichen Einfamilienhausneubauten verschont wurde, die sogar kleine Dörfer zu vorstadtartigen, charakterlosen Wohngebieten gleichschalten. Der Verkaufsstand ist eine nette, saubere Hütte am Strassenrand (gegenüber Hagenbach 8), in der Familie Haussecker selbstproduziertes Gemüse, Obst, Kartoffeln, Eier und dergleichen vertreibt. Also dort gefragt, da ich sowieso in diese Richtung musste. Ja, es gibt Spitzkraut, aber ob es 8kg werden ist noch nicht sicher, steht auch noch auf dem Beet, es gibt bereits andere Käufer. Gut, reservieren wir es. Die freundliche Frau Haussecker schreibt sich die Telefonnummer auf und wird anrufen, wenn es soweit ist.

Bei Feinkost Albrecht

Erste Lage gestampft, links das Salz
12kg für die grosse Krautstande brauche ich trotzdem noch. Bald. Und bald passiert auch etwas: Samstag Abend bei "Feinkost Albrecht" werde ich von mehreren Kisten losem Weisskraut im Gemüseregal überrascht. Es ist zwar nur Rundkraut und natürlich nur konventionell angebaute Ware mit ihren unvermeidlichen Pflanzenschutzmittelzutaten, gekauft hat sie offenbar keiner. Aldi wirft sie hinaus, obwohl sie knackfrisch wirken. Frisch ist die Ware ja meist, die Logistik des Discounters ist erstklassig. Der Rauswurfpreis: 19 Cent ein Kopf Kohl, mit rund 2kg Gewicht. Das ist fast geschenkt und ich wage nicht, mir vorzustellen was bei so einem Gemüse wie Weisskraut dieses Jahr noch für den Erzeuger übrigbleibt. In den meisten Jahren sind das 10 Cent für Marktware und nur 5 Cent für Verarbeitungsware. Biokohl übrigens 25 Cent. Also rette ich es vom Container und so kostet uns der Inhalt des 15 - Liters Krautfasses dieses Jahr 1,14 EUR. Weniger wie die Jungpflanzen zum Eigenanbau kosten.

Der Rest der Herstellungsgeschichte verlief wie üblich und kann den oben erwähnten Sauerkrautbüchern entnommen werden. Gehobelt, gesalzen, gestampft, 2 Tage warm gestellt, dann kühl gestellt, gärte es fröhlich vor sich hin und wird nach ein paar Wochen Säuerung erstaunlich schnell aufgegessen.

Sauerkraut gärend unter der Lake und den Beschwerungssteinen (links) und fast fertig (rechts)


Nochmal Hagenbach, der Schluss

Demeter-Häusle in Hagenbach
Es wird spät für das zweite Krautfass, aber aus Hagenbach kommt doch noch der erhoffte Anruf. Das Spitzkraut wurde nicht vergessen. Erfreulich, wir bekommen tatsächlich noch die gewünschten 8kg nach zwei Monaten. Gerade richtig, denn die erste Krautstande ist da bereits fast leergegessen und ich kann jetzt sofort das zweite 10 - Liter - Gärgefäss ansetzen. Rund 7kg passen da hinein, ein Kilo sind Strünke und Aussenblätter - passt also. Hier kostet das Kilo 2 EUR und hat sehr gute Qualität, stammt aus Bioanbau. Vor dem ich grossen Respekt habe, denn wie schwer es mittlerweile ist, verwertbare Kohlköpfe ohne drastische Pflanzenschutzmassnahmen anzubauen, erlebe ich seit Jahren selbst.
Möckmühl-Hagenbach
Downtown Möckmühl-Hagenbach

Mittwoch, 6. Dezember 2017

Bienen im Dezember

Im Garten ist nicht mehr viel los. Aber meine Bienen wollen auch im Winter noch Aufmerksamkeit. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, mit Oxalsäure noch eine Behandlung gegen den Varroamilbenparasiten zu machen. Das geht nur bei wenigen Gelegenheiten: Im Bienenvolk darf keine Brut mehr sein (denn Oxalsäure wirkt nicht in verdeckelte Brutzellen) und es muss kühl sein, so dass die Bienen dicht beisammen sitzen, in der Wintertraube. Frost aber auch nicht. Spätester Termin ist gewöhnlich die Wintersonnwende und vor Ende September sind sie selten brutfrei.

Der Bienenstand am Waldrand im Dezember

Schon die Fahrt zum Bienenstand war ein Abenteuer. Wochenlang war es feucht und da heute bei jedem Wetter mit schwerstem Gerät in den Wald gefahren wird um dem Wald oder bessergesagt der Holzplantage Holz zu entnehmen, waren die Wege mit tiefen Fahrspuren völlig verschlammt, auch am Hang. Normalerweise vermeide ich Fahrten bei Schlammwetter, aber diesmal muss es sein. Die Erlaubnis, zum Bienenstand in den Wald zu fahren habe ich beim zuständigen Förster erbeten, aber es ist klar, dass man trotzdem versucht, so wenig wie möglich und auf kürzesten Wegen mit dem Auto in den Wald zu rollen. Ab und zu kommen dann die Momente, in denen man doch froh wird über die etwas höhere Bodenfreiheit und den Allradantrieb mit Sperrdifferential im Fahrzeug. Andernfalls droht eventuell ein langer Fussmarsch und die Suche nach jemand mit Traktor, der einen wieder aus dem Schlamm zieht.


Zufahrt nicht für Sportwagen geeignet

Für die Behandlung gegen Varroamilben tröpfelt man vorsichtig eine dünne Oxalsäurelösung (3,5% Oxalsäuregehalt, Teeblätter haben z.B. bis zu 2% Oxalsäure) mit Zucker in die besetzten Wabengassen. Die Bienen verteilen die Oxalsäure-Zuckerlösung unter sich, auf den Bienen sitzende Milben sterben hoffentlich möglichst vollständig. Zusammen mit der zweimaligen Ameisensäurebehandlung im Sommer und einigen anderen Massnahmen kann man auf diese Weise die Schäden durch den Varroaparasiten verkleinern. Den hat der Mensch selber geholt, er wurde vor etwa 40 Jahre aus dem südlichen Asien importiert und ist seither die absolute Katastrophe für die heimischen Bienen.

Bienen in der Wintertraube, normal grosses Volk
Bei der Durchsicht sollte man auch prüfen, ob die Bienen noch genug Futter haben. So war bei mir ein Volk bereits erschreckend futterleer. Mögliche Gründe gibt es einige - zum Beispiel räubernde andere Bienen an warmen Herbsttagen, räubernde Wespen. In so einem Fall sollte man das Flugloch möglichst klein halten und sofort nachfüttern, am Besten mit vollen Futterwaben - sofern man hat.

Montag, 27. November 2017

Pfirsiche ohne Kräuselkrankheit

Reifer Pfirsich am Baum - Neckarperle
Letzte Woche habe ich Pfirsichbäume behandelt. Ja, richtig gelesen: Im November. Nein, ich bin nicht des Wahnsinns fette Beute.

Doch der Reihe nach. Zu den Lieblingsobstarten auf unserer Obstwiese zählen Pfirsiche. Sie bieten für uns mehrere Vorteile:
  • Sie kommen auf halbwegs tauglichen Unterlagen (arteigen, z.B. "Rubira" oder noch besser die leider schwer zu bekommenden Bromptonpflaume) gut mit dem armen, trockenen Boden hier klar.
  • Es ist der einzige Obstbaum, dessen Blätter nicht von Frostspannern und Eulenraupen zerfressen werden.
  • Sie sind hitze- und windfester als die meisten anderen Obstgehölze.
  • Sie sind hier relativ ertragssicher, besser wie Aprikosen oder Reineclauden.
  • Die verschiedenen Sorten haben eine grosse Reifespreizung, so kann man von Anfang/Mitte Juli bis Ende September Pfirsiche essen.
  • Pfirsichblüten eines Wildlings
    der Schnitt ist einfach und schnell, zielt auf die Verjüngung des Baums ab. Zu viel schneiden kann man nicht, sie sind sehr schnittverträglich, treiben willig und stark wieder aus.
  • die rosa Blüten sind sehr hübsch. Pfirsichbäume sind auch als Zierpflanze wertvoll.
  • Jeder mag sie. Reife Pfirsiche vom Baum sind ein herrliches Obst. Ausgereift schlagen sie die niemals reif verkaufte spanische Supermarktware geschmacklich um Längen.
Nachteile gibts freilich auch:
  • der grösste Spielverderber ist die Kräuselkrankheit, wegen der Pfirsiche in Privatgärten verschwunden sind. Die Blätter kräuseln sich nach dem Austrieb, fallen dann ab. Der Baum leidet, zehrt aus und kümmert.
  • Gesundes Pfirsichblatt
    Die Früchte sind nicht ganz so universell verwendbar wie anderes Steinobst. Trocknung, Saft, Marmelade ist möglich aber nicht so gut wie bei anderen Steinobstarten, z.B. Aprikosen. Pfirsiche sind auch nicht haltbar und faulen sehr schnell. Pfirsichhälften selber einkochen ist nicht der Hit, geeignete Sorten und Verfahren haben wir nicht. Die in Dosen verkauften Pfirsichhälften sind von chinesischen "festkochenden" Sorten, hart geerntet, mit Hilfe von Natronlauge geschält und kräftig nachgezuckert.

 

Sorten und Probleme


Sorten habe ich bisher (in der Reihenfolge der Reifezeit) den frühen roten Ingelheimer, Fruteria, Neckarperle, Red Haven, Rome Star und mehrere Kernechte vom Vorgebirge. Früher hatte ich noch Benedicte und Revita. Sorten wie Red Haven schmecken wirklich gut, sind aber leider ziemlich anfällig gegen die Kräuselkrankheit. Der Anbau ist ohne Pflanzenschutz unmöglich. Weniger anfällige Sorten leiden je nach Lage auch, aber schwächer, leider sind es meist nicht gerade die Geschmackskönige. Immer wieder werden Sorten vorgestellt, die angeblich kaum anfällig sind. Bislang entpuppten die sich immer als trügerische Versprechungen und die übliche Baumschulprosa (um nicht zu sagen Verkaufslügen), aber vielleicht gelingt es einmal wirklich, resistente Sorten zu finden. Eine ausführliche Sortendiskussion kann man erst nach mehreren Jahren Erfahrung führen.

Kupfermittel - die alte Methode


Gegen Kräuselkrankheit vorzugehen ist im privaten Bereich fast unmöglich. Die Krankheit wird von einem Pilz verursacht, der sich Taphrina deformans nennt. Empfohlen wird jährlich wiederkehrende Behandlung mit einem Kupferpräparat, dafür muss der genaue Zeitpunkt des ersten Knospenschwellens im Spätwinter exakt abgepasst und dann der Baum behandelt werden. Kupferbrühe auf der Obstwiese zu verspritzen will ich jedoch vermeiden und ich kann ohnehin nicht ständig kontrollieren, wie weit die Knospen sind. Der Zeitpunkt kann je nach Wetterlage stark differieren. Kupfermittel sind mittlerweile für private Nutzgärtner verboten - im kommerziellen Bioanbau weiter erlaubt.

 

Die Biologie von Taphrina deformans


Junge Früchte an gesundem Baum
Doch es gibt eine wenig bekannte, einfachere und gesündere Methode, zudem ist sie viel preiswerter wie die bis zu ihrem Ende zu Wahnsinnspreisen verkauften ehemaligen Kupfermittel. Dazu muss man die Biologie des Pilzes genau kennen und ausnutzen. Von den befallenen Blättern her stösst Taphrina deformans bereits im Juni Sporen aus, die auf der Rinde des Baums und den Knospenschuppen landen, dort keimen und ein Sprossmyzel bilden. Das Myzel zerfällt im Spätwinter in viele Sprosszellen, die mit Wasser in die Knospen geschwemmt werden, dort die noch nicht entfalteten jungen Blätter durchwuchern. Das Blatt kräuselt vom Pilzbefall, neue Sporen entstehen, der Kreis schliesst sich.

Essig und Wasserstoffperoxid - die neue Methode


Sporen in der Knospe oder den bereits ausgekeimten Pilz anzugreifen ist schwer möglich. Angreifbar ist aber das offen wachsende Sprossmyzel. Die Blätter müssen dafür schon abgefallen sein (die sollte man nicht schädigen, solange sie noch assimilieren), was oft Ende Oktober stattfindet, in den letzten Jahren leider auch erst Anfang Dezember. Ab dann bis zur Infektion der Knospen kann man das Sprossmyzel des Pilzes erwischen. Aber mit was? Schon vor 20 Jahren wurde dafür mit diversen Fungiziden experimentiert. Ein Stoff wirkt besonders gut, lässt sich leicht beschaffen und einfach anwenden: Peroxyessigsäure oder kürzer Peressigsäure. Das ist ein Standard-Desinfektionmittel, das gut fungizid wirkt und auch in lebensmittelverarbeitenden Betrieben
Im Vollertrag - kein Blatt krank
verwendet wird. Für eine gute Wirkung genügt am Pfirsich bereits eine Konzentration von gut einem Promille, 0,1% bis 0,2% C2H4O3. Und sie lässt sich sehr einfach selbst herstellen. Dazu kippt man bei Zimmertemperatur einfach Essig (auf mindestens 3% oder mehr Säure verdünnt) und Wasserstoffperoxid (mit ebenfalls mindestens 3% Konzentration, das wird als Gurgellösung gegen entzündeten Hals verkauft oder im Drogeriemarkt für diverse Zwecke) zusammen. Die Konzentrationen müssen nicht exakt gleich sein, der Überschuss eines Stoffs schadet nicht. Ob der Essig ein billiger Branntweinessig oder verdünnte Essigessenz ist, spielt keine Rolle. Die Mischung lässt man ein paar Stunden bei Zimmertemperatur stehen und sprüht das Gemisch ohne weitere Lagerung sogleich an einem warmen (>10°C wenn möglich) und windstillen November- oder Dezemberwintertag rundum auf die kahlen Äste der Pfirsichbäume, an Verzweigungen und rauhen Rindenstellen besonders gründlich, auch die Knospen nicht vergessen. Mit nur einem Liter des Mittels kann man rund drei grosse bis fünf mittelgrosse Bäume behandeln. Fertig. Haltbar ist die Mischung nicht, also alles sofort verbrauchen. Die verwendete Spritze sollte säurefest sein. Anschliessend das Spritzgerät sauber auswaschen und mit etwas Wasser durchspülen.

Behandlung Pfirsich Ende November
Was passiert? Essigsäure und Wasserstoffperoxid reagieren miteinander, aber nur langsam und sehr unvollständig. Als Reaktionsprodukt bildet sich eine kleine Menge Peressigsäure. Aber bereits Essig und Wasserstoffperoxyd für sich allein wirken etwas fungizid, die Wirkung verstärkt sich durch die gebildete geringe Konzentration an Peressigsäure. Alle drei Stoffe zusammenkombiniert schaffen das Sprossmycel in der Regel. Einatmen sollte man den Sprühnebel natürlich nicht, Essig ist auch in niedriger Konzentration ätzend. Die "Rückstände" dieser Mischung sind aber vollkommen harmlos und überall natürlich vorhanden, alles zerfällt schnell in Wasser, Essig, Sauerstoff. Auch jede faulende Frucht auf der Wiese vergärt, woraus Alkohol und daraus Essig entsteht. Solche Stoffe sollten auch Leute mit ausgeprägter Panik vor der bösen "Chemie" überleben.

Kräuselkrankheit an unbehandelter Kontrollgruppe
Und auch die Pfirsiche überleben so, ich schaffe es damit zuverlässig, jedes Jahr gesunde Pfirsichbäume wachsen zu sehen und Pfirsiche zu ernten. Höchstens einzelne Blätter sind befallen - das schadet nicht. Aber ist es vielleicht doch Zufall, gute Lage, robuste Sorten? Nein, das wollte ich genauer wissen und selber ausprobieren. Habe also in einem Versuch Bäume behandelt und Andere (natürlich sortengleiche und in ähnlicher Lage wachsend) Bäume nicht, denn von einer Sorte habe ich mehrere Bäume. Siehe da: Die unbehandelten Bäume kräuselten tatsächlich deutlich, die behandelten fast nicht.

Bereits in der Zeitschrift 'Obstbau' 8/2004: "Taphrina deformans - Neue Wege zur Bekämpfung" wurde die Methode mit Peressigsäure genau beschrieben. Im beschriebenen Versuch wurde das kommerzielle Desinfektionsprodukt "Wofasteril" auf 1% verdünnt verwendet. Peressigsäure ist wirksamer Bestandteil dieses und diverser anderer Desinfektionsmittel und vielfach erhältlich, häufig verwendet in der Tierhaltung, in der Lebensmittelproduktion, in Schwimmbädern und andere Bereichen. In solchen Produkten ist sie aber stabilisiert und meist sind weitere Hilfsstoffe enthalten. Das kann man ausprobieren, aber auch wenn es damit ebenfalls "funktioniert" ist deshalb eher Vorsicht angebracht, solche Mittel zu kaufen und verdünnt im Garten auszubringen.

Ach ja: Da in Deutschland alles verboten ist, was nicht von einem teuer bezahlten Juristen ausdrücklich erlaubt ist, ist die Anwendung solcher Mittel natürlich verboten. Es gibt auch keine Peressigsäurepräparate, die als Pflanzenschutzmittel zugelassen sind. Etwas legaler klingt es, alles "die Anwendung eines Hausmittels zur Pflanzenstärkung" zu nennen. Aber auch keine Pflanzenstärkungsmittel mit Peressigsäure sind in der offiziellen Liste des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit aufgeführt. Bekannt ist alles jedoch schon lange: Jemand hat die Anwendung von Peressigsäure an Pflanzen 2002 als Patent angemeldet, das aber schon 2009 erloschen ist, weil die Gebühren dafür nicht mehr bezahlt wurden. Es brachte wohl keine Einnahmen.

Bleibt die Frage, wie das eigentlich in den Haupt-Anbauländern für Pfirsiche läuft? Welche Mittel werden dort verwendet, was passiert dort? Die Früchte der intensiven Kulturen, die bei uns im Supermarkt und auf dem Teller landen sind ohnehin mit einer Vielzahl von Mitteln, darunter auch massivem Einsatz von Fungiziden (u.a. gegen Monilia) behandelt, dort ist der Pilz meist von vornherein schachmatt. Ausserhalb davon in privaten Gärten werden jedoch am Mittelmeer Pfirsiche ebenso von Taphrina befallen. Der Pilz selbst verträgt Hitze aber nicht gut und das Sprossmyzel ist nicht zu sofortiger Reinfektion in der Lage. Somit treibt der unbehandelte Baum nach dem ersten Befall sofort wieder gesund aus. Die Vegetationszeit in Mittelmeerklima ist so lange, dass ein erster teilweiser Blattverlust nicht zu einer wesentlichen Schwächung des Baums führt. Die Krankheit tritt also ebenso auf, ist aber in der Praxis kein Spielverderber-Problem. Und für uns jetzt hoffentlich auch nicht mehr.

Dienstag, 21. November 2017

Zierquitten wollen nicht

Frische Zierquittenfrüchte
Chaenomeles japonica, Chaenomeles speciosa und die Hybriden daraus sind Zierquitten, beliebte, schön blühende Sträucher in Hecke und Ziergarten. Man sieht sie bis heute oft auf Grundstücken mit Häusern aus den 1960er und 1970er Jahren, da war sie etwas in Mode. Sie blüht schön und reichlich und trägt im Herbst leuchtend gelbe Früchte. Es gibt sogar Fruchtsorten, die bekannteste ist "Cido". Gezüchtet wurde sie von Albert Tics aus Lettland. Ihre Früchte unterscheiden sich wenig von anderen Zierquittenkultivaren, aber sie ist fast stachellos und lässt sich leichter ernten. Sie wird verwendet wie eine Zitrone für sauren Saft oder Gelee, Marmelade, als Duftfrucht.

Ich habe auch einige Sorten am Grundstücksrand und verwende die Früchte, um sie als Säure- und Aromaträger dem Saft europäischer Quitten für die Geleeherstellung beizumischen, gewöhnlich 10-20% Anteil. Dieses Jahr gab es Dank Katastrophenfrost im Frühling keine Quitte, nur Zierquitten. Also wollte ich ein reinsortiges Zierquittengelee probieren, habe die Früchte elektrisch zermust, mit dem bewährten Handpressbeutel abgepresst und den Saft mit viel Zucker wegen der Säure mit Geliermittel aufgekocht.

Und das war ein totaler Fehlschlag. Es wurde nicht fest. Nicht annähernd. Die Mengen stimmten genau laut Geliermittelpackung. Säure war definitiv genügend vorhanden. Also noch einmal aufgekocht mit einem anderen Geliermittel, doppelte Menge. Wieder nichts. Was ist bloss los mit Zierquittensaft? Ich bin ratlos.