Donnerstag, 29. März 2018

Bärlauch, erstes Gemüse: Ernten ohne zu säen

Blütenstand Bärlauch
Zu manchen Jahreszeiten gibt auch der schönste Nutzgarten nicht viel Frisches her, so auch jetzt. Doch draussen in Waldstücken und Parks wächst gerade massenhaft eine typische Frühlingsspezialität heran, die man an schattigen Plätzen auch im Garten ziehen kann: Der Bärlauch sprosst. Und Bärlauch ist nach wie vor schwer in Mode. Nachdem er früher gar keins und bis vor einigen Jahren nur ein Thema für Liebhaber war, pilgern heute ganze Scharen von Bärlauchsammlern in die Wälder. Spitzenköche basteln an vielfältigen Bärlauchrezepten, findige Firmen präsentieren Kreationen wie Bärlauchbrot, Bärlauchessig, Bärlauchpesto oder neue Gesundheitsprodukte unter Mitverwendung von Bärlauch. Was ist dran am Bärlauch, wo ist er zu finden, wie verwendet man ihn?

Geschichte und Botanik

Ganze Pflanze

Allium ursinum, so lautet der botanische Name für Bärlauch, ist ein heimisches Liliengewächs aus derselben Familie wie Knoblauch, Lauchzwiebeln, Schnittlauch, Porree und vielen anderen. Er wird auch wilder Knoblauch genannt, Englisch «Bear’s garlic» oder «Ramson», Schwedisch «Ramslök». Allein in Deutschland wachsen 24 Allium-Arten wild. Obwohl er anspruchslos ist und vielerorts in Massen auftritt, wurde Bärlauch in der älteren Vergangenheit weder gross kultiviert noch besonders geschätzt. Zu Zeiten Karls des Grossen findet sich eine kurze Erwähnung, aber Hildegard von Bingen ignorierte ihn völlig. Erst 1541 wird er erstmalig als Pflanze für den Kräutergarten genannt. In Kochbüchern taucht er schließlich vor hundert Jahren vereinzelt auf. Erst als im 20. Jahrhundert die Wildgemüsesammlerszene entstand und der Run auf die wenigen verbliebenen Wildkräuter einsetzte, mutierte er zu einer Küchenzutat mit lawinenartig steigender Beliebtheit.

Wuchs

Dicht wachsender Bärlauch am Waldboden

Bärlauch wächst in weiten Teilen Mitteleuropas wild, oft rasenartig in lichten Auwäldern, an Waldwegen, auf feuchten Hängen. Er bevorzugt tonige oder lehmige humose Böden. Unter Nadelgehölzen gedeiht er nicht. Im März treiben die ersten frischgrünen Blätter rosettenartig angeordet aus einer kleinen Zwiebel, ab Mitte April schiebt sich der Blütenstengel nach oben. Die Pflanze wird normalerweise etwa 10-30 cm hoch. Ab Mitte Mai ist es dann schon vorbei mit der Herrlichkeit: Nach der Blüte sterben die oberirdischen Pflanzenteile ab, der Bärlauch «zieht ein». Bärlauchblüte und Blattaustrieb
Samen Bärlauch
der Waldbäume liegen meist zeitgleich. Die Pflanze nutzt geschickt die lichtreiche Zeit im Frühling, wenn die Vegetationsbedingungen schon gut sind, aber noch kein Baumlaub die Waldböden verschattet. Anfang Juni werden 5-20 schwarze Samenkörnchen pro Pflanze reif und fallen sofort aus den vertrockneten Blütenständen. Die Vermehrung kann auch über Wurzeln stattfinden.

Gefahren

Kein Bärlauch! Sondern Maiglöckchen.
Wächst oft vergesellschaftet mit Bärlauch.

Selbst Wildpflanzen, die nicht unter Naturschutz stehen, sollte man grundsätzlich wenig und nur für den direkten Eigenbedarf sammeln, niemals ausgraben. Gesammelt werden die ganzen grünen Blätter, am intensivsten schmecken sie kurz vor der Blüte. Pro Pflanze bitte nur ein Blatt ernten, damit die Pflanze nicht zu sehr geschwächt wird. Einmal geerntet halten sich Bärlauchblätter nicht lange, in feuchtem Zeitungspapier eingewickelt im Kühlschrank höchstens drei Tage lang. Am besten sofort verarbeiten! Vorsicht vor Verwechslungen mit zwei
Herbstzeitlose, ebenfalls bärlauchähnlich.
Aber tödlich giftig!
ähnlich aussehenden, aber giftigen Waldpflanzen: Das Maiglöckchen (Convallaria majus) und die Herbstzeitlose (Colchicum autumnale), von der Frühling nur die Blätter sichtbar sind. Maiglöckchenblätter wirken mässig giftig, Herbstzeitlose sind hochgiftig. Beide sind zwar vom Bärlauch gut zu unterscheiden, trotzdem sterben jedes Jahr vergiftete Sammler, die nur oberflächlich hingesehen haben. Manchmal wachsen die giftigen Verwechsler in unmittelbarer Nähe zueinander. Schon wenige Blätter Herbstzeitlose ergeben eine tödliche Dosis des Alkaloids Colchicin. Dieses Kapillar-, Zell- und Mitosegift zeigt erst nach 4–6 Stunden Erscheinungen, dann ist es oft schon zu spät für eine Behandlung. Das sicherste Unterscheidungsmerkmal ist der Duft: Nur Bärlauch duftet nach Schnittlauch und Knoblauch.

Weitere Gefahren drohen vom Fuchsbandwurm, dessen Eier unsichtbar an allen bodennahen Waldpflanzen haften können. Das Risiko wird durch sauberes Waschen der Blätter mit Essigwasser vermindert und tritt nur bei roh gegessenem Bärlauch auf. Aber nur roh schmeckt er richtig gut.

Selbst anbauen

Dolde mit fast reifen Samen

Dass sich Bärlauch nicht kultivieren lässt, ist ein Märchen. Allerdings benötigt er einen schattigen, eher feuchten grasfreien Platz, am besten unter Laubbäumen, dicht an der Nordseite von Gebäuden, in Geländewellen. Orte, an denen Giersch und Buschwindröschen wild gedeihen, eignen sich oft auch für Bärlauch. Viele Gärtnereien bieten mittlerweile Jungpflanzen an. Man kann sein Glück auch mit im Wald abgesammelten Samen selbst versuchen. Als Frostkeimer gehen sie nicht leicht auf, benötigen eine lange Ruhezeit in der Erde, dann mindestens 4 Wochen kalte Umgebung bei -5 Grad Celsius, am besten unter einer Schneedecke. Wenn schliesslich im Frühjahr ein Pflänzchen spriesst, kann es sich in den Folgejahren schnell selbst vermehren.

Längst wird Bärlauch auch kommerziell in Gartenbaubetrieben angebaut. Er taucht dann schon einige Wochen vor dem eigentlichen Saisonbeginn zu satten Preisen auf Märkten und in Restaurants auf.

Geschmack


Rohe Blätter schmecken wie eine Mischung aus Knoblauch, Spinat und Schnittlauch. Jüngere Blätter sind mild, ältere schweflig-herbe. An zu viel Bärlauch überfrisst man sich leicht, die Auswirkungen sind ähnlich wie bei Knoblauch: Sodbrennen, anhaltender schlechter Geschmack im Mund. Die Lust auf Bärlauch ist einem denn für lange Zeit vergällt. Gekocht verliert sich das Knoblaucharoma zugunsten der «grünen» Spinatkomponente, deswegen sollte man ihn roh verwenden oder ihn direkt in heisse Gerichte mischen. Sinnvoll kann er noch als Füllung für Teigtaschen sein, weil dort das Aroma weniger schnell entweichen kann. Getrockneter Bärlauch schmeckt wie getrockneter Schnittlauch: Fade und strohartig.

Gesundheit

Allerlei Bärlauchpräparate

Die Inhaltsstoffe ähneln denen des Knoblauchs: Enthalten sind viele verschiedene Schwefelverbindungen wie Divinylsulfid, Dimethylthiosulfonat, Methylcycteinsulfoxid und seine Abbauprodukte Methylallylthiosulfonat und Methanthiol. Ausserdem findet sich Magnesium, Mangan und Eisen in erheblicher Menge. Da das Versprechen gesundheitsfördernder Wirkungen zahlungsbereite Kunden generiert, reagierte die Industrie schnell und brachte Bärlauch-Kapseln, -Pillen und -Granulate auf den Markt. Geworben wird mit einem breiten Wirkungsspektrum: Blutzirkulationsfördernd, gegen Tinnitus, Arteriosklerose, Harmonisierung der Darmflora, zur Schadstoffentgiftung, Immunstimulation und mehr.

Verwendung in der Küche


Im Internet und in Kochbüchern kursieren unzählige Bärlauchrezepte. Viele davon zeugen von einer lieblosen und unsachgemässen Verwendung. Ähnlich wie bei Basilikum dürfen die zarten Blätter nicht lange offen gekocht werden, denn das Aroma entweicht und zurück bleibt ein grüner Brei. Wie oben erwähnt, sollte man Bärlauch nur kurz erhitzen. Wer ihn haltbar machen will, kann die Blätter hacken oder pürieren und einfrieren. Vorsicht, Kunststoffbehältnisse nehmen den Knoblauchgeschmack an. Frischer Bärlauch ist besonders für Salatsossen, Suppen, Pesto und anstatt Spinat geeignet.

Wurzeln und Zwiebelchen von Bärlauch
Als ebenso wertvoll erweist sich das intensiv schmeckende Wurzelzwiebelchen. Nachteilig ist die geringe Menge. Man sollte es nur ernten, wenn sowieso wuchernder Bärlauch entfernt werden soll, denn leider wird mit der Zwiebel die gesamte Pflanze beseitigt. Dass auch die Blüten verwendbar sind, ist eine weniger bekannte Tatsache. Mit ihrem süsslichen, leicht knoblauchartigen Geschmack und dem zartweissen Blütenstaub eignen sie sich vorzüglich als dekorative Zutat.

Wo wächst er denn nun in unserer Region?

Blühender Bärlauch im Wald

In den milden Lagen bewaldeter Bach- und Flusstäler muss man sich eher fragen, wo er nicht wächst. Extrem dichte Bestände finden sich zum Beispiel entlang der Schefflenz, bevor sie von Norden her in die Jagst fliesst. Eine Gemeinde hat den Bärlauch sogar seit vielen Jahren zu Thementagen erhoben, die "Eberbacher Bärlauchtage". Kleinere Standorte sind fast in jeder Gemeinde Europas (nach Norden hin wird es dünner) zu finden, in Möckmühl zum Beispiel in der Pfarrklinge, einer sehenswerten steilen Schlucht zwischen dem Ortsteil Ruchsen und Möckmühl, durch die auch ein Wanderweg führt.

Dienstag, 20. März 2018

Startschuss im Frost für die heissgeliebten Tomaten


Wann ist es wieder so weit?
Tomaten sind der Hit bei allen Nutz- und Hobbygärtnern. Sie wurden zwar erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts stärker populär in Deutschland, seitdem sind sie aber zum Gemüse Nr. 1 aufgestiegen, im privaten Gartenbau und auch im Verbrauch. 20 bis 30 Kilo Tomaten isst jeder Bürger pro Jahr. Die Ernte in Deutschland deckt höchstens einstellige Prozentbeträge des Bedarfs, die meisten Tomaten werden importiert. Trotzdem sind Tomaten auch in Deutschland das am häufigsten unter Glas angebaute Gemüse, denn unser Klima ist eigentlich zu schlecht und der Sommer zu kurz für gute Erträge - kommerziellen Anbau im Freiland nördlich der Alpen gibt es praktisch nicht. Diese Liebe zu Tomaten gilt nicht weltweit, in China und Ostasien sind Tomaten nie so recht beliebt geworden, vom nahen Osten bis Südasien blieben sie trotz der sehr gut geeigneten klimatischen Gegebenheiten ebenfalls eine Randerscheinung. China exportiert aber enorme Mengen an verarbeiteten Tomaten, die dann ohne Herkunftsbezeichnung in Produkten wie Ketchup, Dosentomaten oder Sossen auftauchen. Angebaut werden sie dort im kontinentalen Klima des Nordwestens mit trockenheissen Sommern, sie werden bewässert.

Gemüse der Superlative


Balkon-Hängetomaten
Nutzgärtner ohne Tomaten muss man mit der Lupe suchen. Tomaten wollen sie alle. Auch wenn man bei ansonsten gartendesinteressierten Menschen mal Gemüsepflanzen sieht, sind es am häufigsten Tomaten und sei es nur im Eimer auf dem Balkon. Bei Tomaten lassen sich einige Superlativen beobachten:

  • Tomaten sind das Gemüse, für das im Samenhandel und in Tauschbörsen die grösste Vielfalt herrscht. Volle Auswahl, hunderte Sorten!
  • Tomaten sind das Gemüse, für das der lebhafteste Jungpflanzenmarkt existiert. Viele Sorten stehen nicht nur alljährlich im Gartenmarkt. Auch auf Pflanzenmärkten im Frühjahr werden sie verkauft (dort gerne interessante alte Sorten), semiprofessionelle Privatleute bieten ungezählte Jungpflanzen besonderer Sorten an. Wir haben auch so einen sehr engagierten Menschen im Nachbarort Roigheim. Man muss keine eigene Anzucht betreiben, um Tomaten anzubauen.
  • Tomaten sind das Gemüse, für das am meisten Gartenzubehör existiert. Kaufen kann man unter anderem Schutzhauben, Tomatenhäuser mit Dach, Spiralstäbe und andere Rankhilfen, Produkte wie den "Tomaten-Tower", Pflanzbeutel, Giessringe, Sets für Anzucht und Anbau, spezielle Düngemittel für Tomaten und Pflanzenstärkungsmittel.
  • In Gartenforen sind die Tomatenthreads am längsten, dazu kommen ungezählte Bücher für den optimalen Anbau, es gibt Sortenkataloge online, jede Internetseite mit Gartenthemen bespricht auch Tomaten. Wir sind keine Ausnahme :-)

Selbst anziehen


Die eigene Anzucht ist einfach. Sie gelingt auch ohne spezielle Ausrüstung am Fensterbrett. Da ich aber auch "schwierigere" Gemüsearten selbst ziehe, nutze ich Pflanzenlichtlampe und das beheizbare Zimmergewächshaus auch für Tomaten. Vorteil: Die Pflanzen keimen gut, wachsen sehr schnell und bleiben stabil, ich kann mit zwei kleinen Zimmergewächshäusern auf nur zweimal 70 * 20cm Fläche in drei Schichten 110-135 Jungpflanzen verschiedener Arten produzieren - genau unser Bedarf.

Die erste Schicht ab Ende Januar (Habanero, Jalapeno Chilis) und im Laufes des Februars sind Paprikapflanzen, über die hier schon einiges steht und diverse Physalisarten. Im März folgen die Tomaten, im April sind es diverse Cucurbitae: Melonen, Kürbisse, Gurken.

Im Gegensatz zu den anderen genannten Arten sind Tomaten auch mit knapp 20°C für die Keimung zufrieden. Wer also jedes Watt sparen will, kann die Heizung am Zimmergewächshaus diesmal abgeschaltet lassen. Oder besser doch nicht: Das Keimergebnis ist mit mehr Wärme bis 25°C besser. Und das kann auch bares Geld bedeuten, kosten doch Tomatensamen kommerziell interessanter Sorten oder der bräunfäuletoleranten Neuzüchtungen pro Gramm mehr wie gediegenes Silber. 6 Samenkörner für 3,99 EUR, da werden schlechte Keimergebnisse teuer wenn etwas nicht aufgeht.

Ausgesät wird wieder in Torfquelltabletten. Die passen gut in die Anzuchtschalen des Zimmergewächhauses, schimmeln auch bei Nutzungsfehlern erst mit Verzögerung, lassen sich mit der aufgegangenen Pflanze drin leicht und sauber (wir arbeiten bei kaltem Wetter im Wohnzimmer!) in Töpfe verpflanzen und sind auch nicht viel teurer wie andere Methoden, sofern man sie in Grosspackungen kauft.

Sehnsucht nach Licht ist des Lebens Gebot


Sind sie aufgegangen, besteht im Haus die Gefahr, dass sie schnell vergeilen. Sie bilden dann lange Stengel, die leicht abknicken, das Laub bleibt dünn und blass. Die Ursache ist Lichtmangel. Entweder, man kann sie heller stellen oder nutzt eine LED-Pflanzenlichtlampe mit Betonung des Blauspektrums. Blaues Licht sorgt für viel von der Pflanze verwertbare Energie und hemmt gleichzeitig Längenwachstum und Blütenbildung.

Speziell bei Tomaten ist eine mässige Vergeilung aber nicht ganz so schlimm. Die Pflänzchen erhalten bereits im Topf einen kleinen Stützstab und werden später tiefer in den Boden gepflanzt wie sie vorher standen. Das hat Vorteile, die Verwurzelung wird besser weil aus dem eingegrabenen Stengel zusätzliche Wurzeln wachsen.


Welcher Sortenmix?


Allzuleicht lässt man sich von den überschwenglichen Beschreibungen dazu verführen, Sortentypen anzubauen, die man später gar nicht verwenden kann. Mal ein Beispiel für eine sinnvolle Mischung aus insgesamt zehn Pflanzen samt Begründung:
Kirschtomaten. Wohin mit den vielen Minis?
  • 1x Kirschtomate - davon pflanzt man meistens viel zu viele. Kirschtomaten sind Naschtomaten, Dekoration im Salat, sie haben geringe Erntegewichte. Die Quadratmetererträge sind gering, die Verwendungsmöglichkeiten begrenzt. Hat man Übermengen davon und verkocht sie in Sossen, schmecken sie süsser als andere Tomaten, mir sind sie als Sosse meist zu süss.
  • 4x Fleischtomaten - "die" universell verwendbare Tomate. Unverzichtbar für Tomatensalat, auch gut für Sossen sehr gut geeignet, um zum sie füllen - davon kann man nie genug haben. Was zuviel ist, kocht man ein oder trocknet es - zur späteren Zubereitung von halbgetrockneten Tomaten in Öl.
  • 3x Runde Salattomaten - etwas wässriger wie Fleischtomaten, deshalb weniger gut für Sossen. Die Tomaten für den Frischverzehr, rot, geschnitten, mit Mozzarella und Basilikum. Im Anbau am einfachsten, eintriebig gezogen, dicht gepflanzt, einige Sorten können hohe Erträge und frühe Reife haben.
  • 2x Flaschentomaten oder Romatomaten - die Tomaten fürs eingekochte Sugo. Sie sind fleischig ohne viele Kerne und Saft und kommen in eingekochter Form ab November bis Juli als Nudelsosse, in Polenta, auf der Pizza auf den Tisch. Wahlweise mal scharf mit Pepperonis eingekocht, mal flüssiger, mal etwas konzentrierter. Die haltbar gemachte Wintertomate.

Meine Sorten dieses Jahr


Ausgesät wurden dieses Jahr: Gourmandia, OSU Blue, Gigantomo, Defiant, Barry's Crazy Cherry, Orange Queen, Mini, Black Krim, Krasnij Gigant. Dazukaufen werde ich wohl noch Flaschentomatenpflanzen.
Wie man sieht, eine ziemlich fleischtomatenlastige Auswahl. Gourmandia hatte ich schon öfter, eine mässig grosse, in jeder Hinsicht gute Fleischtomate, meine Hauptsorte, leider teure Samen. Zu "Defiant" folgt noch ein eigener Beitrag, hatte ich auch schon mehrmals, wird als verhältnismässig braunfäulefest verkauft, stammt aus den North Carolina Zuchtprogramm von Randolph Gardener. Mini, Black Krim, Krasnij Gigant hatte ich ebenfalls schon, sind nett, davon hervorzuheben ist aber noch "Mini", eine ziemlich platzfeste Kirschtomate, die man einfach mehrtriebig wachsen lässt. Mit der hat man den ganzen Sommer über genügend wirklich gute Kirschtomaten.

Sonntag, 11. März 2018

Es geht los, Frühling bei -12°C


Torftabletten und beheiztes Zimmergewächshaus für Keimung
Nachts war es letzte Woche es mit zweistelligen Minusgraden knackig kalt, aber trotzdem spriesst und grünt es gewaltig. Vorerst auf der Fensterbank. Vor ein paar Tagen habe ich wie immer Mitte Februar Paprika, Auberginen und diverse Physalis im Zimmergewächshaus ausgesät. Die ersten Pflanzen sind Dank der guten Bedingungen darin bereits gekeimt - nur drei Tage später. Entscheidend war die Frische der Samen und ihre gute, dunkle und kellerkühle Lagerung. Die Keimquote beträgt bei Paprika und Auberginen letztjährigen Samens fast 100%, nach zwei Jahren sind es noch 80%, nach drei Jahren fällt sie ab auf 10-50% und die Keimung dauert wesentlich länger. Nach vier Jahren ist es in der Regel vorbei, nichts keimt mehr. Tomatensamen sind länger haltbar.

Keimung nach 3-5 Tagen von Paprikajungpflanzen
im Zimmergewächshaus,
Der Keimling ist unter optimalen Bedingungen bereits nach drei Tagen sichtbar. Normal sind fünf Tage. Manchmal dauert es auch deutlich länger. Optimale Bedingungen bedeuten:
  • Im Zimmergewächshaus. Beheizt, so dass Tag und Nacht 25°C herrschen. Benötigt nur 20 Watt Strom. Die Fensterbank ist tagsüber meistens auch so warm, aber nachts kühlt es dort oft unter 20°C ab, was vermieden werden sollte.
  • Feucht, aber nicht nass! Nicht überwässern. Das Wasser darf keinesfalls in den Schalen stehen. Zu nass bedeutet: Schimmel statt Keimung. Die Samen faulen statt zu keimen.
  • Kurz vor dem Umsetzen in 8cm-Töpfe
    Das richtige Substrat. Torftabletten sind meistens gut, je nach Hersteller habe ich aber auch schon Fehlschläge erlebt. Ansonsten "Aussaaterde", aber auf keinen Fall "Pflanzerde" nehmen, die ist vorgedüngt und der höhere Mineralsalzgehalt hemmt die Keimung. Kokosfasern als Torfersatz werden auch gerne als kompakte, ökologisch unbedenkliche Aussaaterde verkauft, aber auch damit sind die Praxiserfahrungen schlecht - warum das so ist, weiss ich nicht.
  • Hell. Auch wenn Paprika keine ausgesprochenen Lichtkeimer sind, benötigen sie bald und viel Licht. Tageslicht oder Licht einer starken Pflanzenlichtlampe.
Sobald das erste Blattpaar nach den Keimblättern erscheint, sollte man sie in kleine Töpfe verpflanzen. Topfgrössen mit 8cm Durchmesser reichen aus. Dort kommen sie in Pflanzerde. Nicht nervös werden, wenn sie kurz nach der Verpflanzung ein paar Stunden schlaff in den Seilen hängen. Aufgrund des höheren Salzgehalts dieser Erde entwässern die Pflänzchen kurz (der bekannte Osmoseeffekt) und werden schlaff - das gibt sich. Bis dann sollte man sie nicht direkter Sonne oder viel Wärme aussetzen, sonst gibt es Blattschäden. Im Laufe des Aprils werden die Töpfe je nach Wetterlage ins Gewächshaus gestellt. Sind die Nächte kühl, kann man sie noch in Haus holen. Auspflanzung ins Freiland im Mai. Ist die Grosswetterlage stabil, bereits Anfang Mai, ansonsten nach den Eisheiligen.
Unter der Pflanzenlichtlampe
Zimmergewächshäuser sind eine klasse Sache, einfach, billig, sehr nützlich für Keimung und Vorzucht wärmebedürftiger Pflanzen. Wir haben zwei Stück, die beheizbar sind. Die Temperatur beträgt darin gut 25°C, was das Optimum für Nachtschattengewächse wie Paprika, Auberginen, Tomaten, Physalis sowie Kürbisgewächse (Gurken, Melonen, Kürbis) darstellt.

Nach der Umpflanzung verwende ich Jahren mit lange Trübephasen trotz grossem Südfenster auch eine zusätzliche LED-Pflanzenlichtlampe. Früher andere Lampen und eine sehr leistungsfähige Version habe ich auch. Das ist einen eigenen Beitrag wert.

Nicht nur Paprika wollen sehr früh raus. Will man richtig grosse Gemüsezwiebeln, sollte man sie schon im Januar in kleine Töpfe säen - sie keimen sehr gut ohne Zimmergewächshaus.

Mittwoch, 21. Februar 2018

Perfekte Kürbisse durch den Winter

Kürbissammlung, fertig zum Einlagern
Gar nicht so wenige Kürbissorten lassen sich enorm lange lagern, genauer gesagt: Monatelang, manchmal schmecken sie noch nach einem vollen Jahr gut. Das ist einer der Gründe, wieso ich jedes Jahr kräftig Kürbisse anbaue. Der Erntesegen lässt sich den ganzen Winter und Frühling über geniessen wenn sonst nicht viel wächst. Zudem sind Kürbisse so vielseitig verwendbar, dass sie einem nicht so schnell zum Hals heraushängen. Verschenken, tauschen, ja sogar verkaufen geht ebenfalls einfach: Kürbisse kennt und schätzt mittlerweile jeder, seit es einige Sorten sogar ins Gemüseangebot der Discounter geschafft haben. Man wird sie leicht los, wenn man mal zu viele davon hat. Eine Kohlrübe zu verschenken ist definitiv schwieriger.

Man muss allerdings wissen, wie man sie lagert. Das ist nicht mehr so einfach und auch bei mir brauchte es viele Jahre und viele Fehlversuche, um das zu optimieren. In den Büchern steht so allerhand aber wenig Praxisbrauchbares, wie so oft. Zusammengefasst gibt es für eine gelingende Kürbislagerung folgende Kernpunkte:
  • Die
    Kürbislager, vier Monate Lagerdauer
    Art und die Sorte spielen natürlich eine grosse Rolle, das ist naheliegend und bekannt. Unter den Arten Cucurbita maxima (Riesenkürbis, Hokkaidokürbis, Hubbard, Buttercup, Kabocha...) und Cucurbita moschata (Butternut, Muskatkürbisse) gibt es viele langlagerfähigen Sorten, unter Cucurbita pepo (Sommerzucchini, Acorns, Patisson, Spaghettikürbis) weniger. Zu Erfahrungen mit einigen konkreten Sorten kommen ich noch. Generell sind Butternutkürbisse und auch meisten C. maxima-Arten vier Monate gut lagerfähig.
  • Beginnender Verderb am Stielansatz
    Nur ausschliesslich voll ausgereifte Kürbisse lassen sich lagern. Es macht auch nichts, wenn sie lange an den Pflanzen hängen, Überreife gibt es bei Kürbissen nicht, nur Unreife. Unreife Kürbisse werden weich und holzig, faulen früh. Verletzungen und Verfärbungen an der Schale reifer Kürbisse  führen nicht gleich zum Verderb, schränken aber die Lagerfähigkeit ein. Diese Früchte (botanisch sind es eigentlich Beeren, eine typische Besserwisserkorrektur) sollte man zuerst verbrauchen. Schalenschäden passieren meistens, wenn die Früchte im Garten bei feuchter Witterung der Reife hin auf dem Boden liegen. Holzbrettchen unterlagen!
  • Verholzte Schale an einem gelagerten Blue Hubbard
  • Ein kühler Keller ist nicht gut. Die Temperaturen sollten mindestens 10° bis Zimmertemperatur betragen. Bei diesen Temperaturen verholzt die äussere Schale leichter. Sie ist dann zwar härter und muss vor Verzehr abgeschnitten werden, aber das Kürbisfleisch darunter ist gut geschützt. Lagert man sie im Keller, sollte man sie erst einige Wochen bei Zimmertemperatur belassen, damit sich die Schale härtet. Bei Kürbissen ist es mal ausnahmsweise ein Vorteil, wenn man einen warmen trockenen Keller hat. Wer keinen hat, stellt sie auf einen Schrank im Flur.
  • Ein kalter Boden, der keine Feuchtigkeit aufnehmen kann ist tödlich. Niemals Kürbisse direkt auf dem Boden lagern! Sie werden schimmeln. Immer auf Holz ablegen. Ich nehme ein Brett, das auf Klötzchen steht oder Obstkisten mit dicken Wänden.
  • Keine Kürbisse übereinanderlegen oder sich berühren lassen. Alle schön getrennt voneinander aufreihen. Die Kontaktpunkte sind anfälliger, Schimmel greift leichter über.
"Sweet Nutty" nach einem Jahr Lagerung: Absolut einwandfrei.
Gute Samenhändler machen auch Angaben zur Lagerfähigkeit. Meine eigenen Erfahrungen sind aber davon oft sehr nach oben oder unten abgewichen. Das lag vermutlich auch am Reifezustand der Früchte. Es gibt diverse Sorten, die eigentlich in wärmeren Gegenden üblich sind und auch hier meistens ganz gute Früchte bringen, die aber in Wirklichkeit doch nicht ganz ausgereift sind. Sie schaffen die Vollreife nicht ganz und damit auch keine lange Lagerung. Dies sind Sorten wie z.B. der Butternut "Violina", eine typische Sorte für Italien. Ansonsten halten sich ausgereifte Butternuts egal welche Sorte sehr gut. Sehr gute Erfahrungen habe ich auch mit den Maxima-Moschata Hybriden "Tetsukabuto" und "Armor" gemacht. Reine Maxima-Kürbisse waren gut haltbar, wenn sie eine harte Schale entwickelten. Dazu gehört z.B. der "Blue Hubbard" und andere "Hubbards".

Verschimmelt, vorbei.
Bei Hokkaido-Kürbissen ("red kuri", C. maxima) bleibt die Schale weich, deshalb lassen sich sich meistens ungeschält zu Suppe verkochen, was den Zubereitungsaufwand vorteilhaft verkleinert. Sie sind dafür etwas weniger gut haltbar. Die alte und unsägliche Standardsorte "gelber Zentner", ein C. maxima, ist dagegen überhaupt nicht haltbar. Sofort verbrauchen. Sie taugt sowieso nichts, wurde in Frankreich als Schweinefutter verwendet.

Kaum haltbar sind Cucurbita pepo. Darunter sind neben vielen Zier- und Schnitzkürbissorten zwar sehr wohlschmeckende und edle Sorten mit einzigartigem Aroma und sie halten sich auch optisch lange gut. Das Aroma veratmet sich aber und das Fruchtfleisch wird fade, hart. Hier hat man vielleicht lange schöne Früchte, aber will sie nicht mehr verwenden.

Apropos Verwendung: Die Kerne nicht gleich wegwerfen. Geröstet mit Salz schmecken sie ja nach Samenschalendicke manchmal sehr gut. Ansonsten werfen wir sie kurz in den Mixer und geben sie den Hühnern. Sie sind mit ihrem hohen Fettgehalt ein energiereiches Futter.

Donnerstag, 1. Februar 2018

Hühner im Winter

Wir schwimmen in Eiern. Nutzgärtner mit Hühnern bekommen auch im Winter etwas. Unsere Zwerg-Wyandotten sind zwar weit entfernt von der Legeleistung heutiger Hybrid-Hochleistungslegehühner, aber nach ihrer zweimonatigen Spätherbstpause kam das erste Ei pünktlich zehn Tage nach der Wintersonnwende. Und seither legen sie stetig mehr.

Im Stall beim Eierlegen
Heute am 1. Februar gab es erstmals wieder fünf Eier pro Tag von den fünf Hühner. Es läuft wie am Fliessband. Zum Eierlegen gehen sie brav in den Stall, die Sitzung dauert Minuten bis zu ein, zwei Stunden, am häufigsten um die Mittagszeit. In dieser Zeit gibt es nichts, was das Huhn ablenken kann, die gefiederte Madame ist voll und ganz aufs Eierlegen konzentriert. Nähert man sich mit der Hand, wird man gepickt. Eine eindeutige Aufforderung, in Ruhe gelassen zu werden. Während sich die Hühner im Freien um ausgetreutes Futter streiten, bleibt das Eierlegehuhn ruhig sitzen, nicht einmal das bringt sie aus der Ruhe. Irgendwann macht es "plopp" und aufgeregtes Gegacker zeigt die Ankunft eines neuen Eis an. Der Bruttrieb geht bei dieser Rasse nicht ganz synchron mit dem Eierlegen, nur im Frühling und Frühsommer bleibt das Huhn noch auf dem Ei sitzen. Jetzt im Januar und Februar verlässt sie den Stall sofort wieder, das Ei kühlt aus.

Nasses Hühnchen
Stürme und wochenlanger Regen scheinen ihnen nicht das Geringste auszumachen. Wind mögen sie zwar nicht so gerne, aber trotzdem wird im Freigehege patroulliert, sie bleiben nicht im Stall. Bei Regen werden sie nass und bieten einen traurigen Anblick, aber sie bleiben auch deswegen nicht im Stall oder unter dem Dach. Der Regen könnte ja Regenwürmer oder Schnecken hervorlocken, so etwas lässt sich ein Huhn nicht entgehen. Solange es nicht richtig kalt ist, macht ihnen etwas Schnee ebensowenig etwas aus.

Nur das Bad vermissen sie sichtlich. Im Sommer wälzten sie sich mehrmals am Tag genüsslich im Sand und staubten sich mit den Flügeln komplett ein. Das ist eine wichtige Hygienemassnahme gegen Milben und Parasiten am Gefieder. Nun ist es zu feucht dazu, der Sand ist immer nass. Sie putzen sich dafür länger, immer alle gleichzeitig. Man steht dazu in der Gruppe und blickt immer wieder in alle Richtungen, damit sich kein Feind anschleichen kann. Doch auch baden geht im Winter: Sie dürfen ins leere Gewächshaus. Die Erde dort ist trocken. Sofort scharren sie sich Kuhlen und wälzen sich im Staub, den man sich anschliessend wieder gründlich aus dem Gefieder schüttelt. Dort haben sie auch die wenigen Tage verbracht, an denen es tiefere Temperaturen hatte. Wyandotten sind zwar kälteverträglich, aber auch sie können Erfrierungen an den Beinen bekommen, wenn sie auf blankem eisigem Grund stehen.

Ihnen jetzt Grünzeug zu beschaffen ist schwierig. Sie bekommen das Grün von Wintergemüse wie Rettichen, Gründüngungspflanzen (Gelbsenf). Was man so auf Spaziergängen findet ist mager, die geliebten Löwenzahnblätter sind jetzt leider rar. Anders als in Büchern behauptet schmecken die Eier durchaus nicht kohliger oder schwefliger, obwohl sie viel Kohlgrün bekommen. Haben sie genügend Frischgrün, sind die Dotter leuchtend dunkelgelb. Und lecker!

Sonntag, 21. Januar 2018

Sandkastenspiele: Winterlagerung in der Sandkiste

Kiste mit Sand und Wurzelgemüse
Im Winter kommt es dem Nutzgärtner in unserem Klima vor allem auf möglichst gute Lagerung der Schätze aus Sommer und Herbst an.

Seit einigen Jahren verwenden wir für Wurzelgemüse Kisten mit Spielsand. Das Gemüse wird grob im Wasser abgebürstet, in den Sand gelegt, wieder Sand drauf. Die Kiste ist eine Plastikwanne mit 90 Liter Inhalt aus dem Baumarkt. Sie war schon ein paar Jahre im Freien für verschiedene Zwecke im Gebrauch. Entsprechend grosse Holzkisten wären sicher ebenso geeignet. Der Sand sollte leicht feucht sein. Einmal etwas Wasser drübersprinkeln reicht.

Gelagert wird in der ungeheizten Aussengarage, gefüllt wird die Kiste vor den ersten kräftigen Nachtfrösten. Und das klappt prima, das Lagergut bleibt knackig und frisch bis in den März oder länger.

Geeignet dafür sind zum Beispiel: Pastinake (sehr gut!), Sellerie, gelbe Rüben (nur bedingt, treiben leicht aus), Topinambur, rote Rüben, Petersilienwurzel, schwarzer Rettich. Alles, was sich in Erde gut hält, hält sich auch in einer Sandiste gut.

Auch andere Methoden funktionieren, sind aber aufwendiger. Ich hatte auch mal eine alte Waschmaschinentrommel vergraben, die mit Würzelgemüse gefüllt war. Tolle Sache, aber dort wieder etwas herauszunehmen ist viel aufwendiger wie der Griff in die Sandkiste, für die man auch nichts eingraben muss. Dasselbe gilt für die klassischen Erdmieten. Eine Sandkiste lässt sich ausserdem leichter gegen Mäuse schützen. Lohnt sich!