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Aprikose, weitgehend abgestorbene Äste wegen Monilia |
Letztes Jahr um diese Zeit hatte ich in einem grossen Beitrag über Monilia (siehe https://gartenzone.blogspot.com/2024/04/sterbende-aste-steinobst-monilia.html) über die sehr aggressiv gewordene Pilzkrankheit berichtet, über Gründe, Wirkungen, Gegenmassnahmen. Und auch über Kaliumhydrogencarbonat, Backpulver. Das könne in Frage kommen, um eine Schutzwirkung gegen Zweigmonilia zu erzielen. Solche Präparate werden mittlerweile auch von Firmen angeboten, um damit im Bioanbau gegen Monilia während der Blühphase zu behandeln. Damit soll das Keimen der Moniliasporen verhindert werden. Ich hatte im letzten Satz des letztjährigen Beitrages angekündigt, KHCO3 dieses Jahr auszuprobieren. Das ist nun geschehen, vor allem an meinen Aprikosen. Drei Gruppen existierten:
- Drei Bäume wurden mehrfach behandelt, immer nach Regen, denn Regen wäscht Kaliumhydrogencarbonat schnell ab, ein eventueller Schutz verschindet also schnell.
- Vier Bäume mit demselben Blühzeitpunkt wurden einmal behandelt, zu Blütenbeginn, dass das Kaliumhydrogencarbonat wenigstens bis zum nächsten Regen vorhanden war. Ein Baum war ein Sonderfall, er war zu hoch für die Spritze, ich habe nur die unteren Äste behandelt.
- Die übrigen Bäume incl. einer Mandel wurden nicht behandelt.
Die Ergebnisse waren ziemlich eindeutig.
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Mehrfachbehandelt, Schäden, aber weniger |
- Alle mehrfachbehandelten Bäume zeigten eindeutig schwächeren Befall. Befall gab es durchaus, aber die abgestorbenen Astpartien waren weniger, kürzer, meist nur Fruchtspiesse oder Knospenbereiche. Ein Wirkung war zu sehen, allerdings hätte sie besser sein können.
- Alle einmal behandelten Bäume hatten starken bis sehr starken Befall. An dem Baum, der nur unten behandelt wurde waren Befall unten stark, oben war er so stark dass kaum ein gesunder Ast übrig ist. Wer nur einmal behandelt, benötigt durchgehend trockenes Wetter oder man sollte es gleich bleibenlassen, weil es nichts bringt. Der erste Regen zerstört den Schutz.
- Unbehandelte Bäume hatten starken Befall. Darunter auch andere Obstarten, eine sehr früh blühende Nashi und Koreakirschen, bis hin zum Baumausfall, eine Katastrophe auch ausserhalb der Aprikosenbäume.
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Monilia an Nashi bleibt zum Glück meist in den Blütenbüscheln |
Nebenerkenntnisse waren: Bäume blieben auch dann gesund, wenn sie nicht blühten und kein offenes Holz durch Winter- oder Pflanzschnitte hatten. Das betrifft zum Beispiel Jungbäume. Wer junge Bäume hat, die noch nicht blühen und deshalb meint, diesese Sorte würde nicht befallen: Abwarten. Monilia dringt eben vor allem durch Blüten ins Holz. Setzt die Floreszenz ein, dann erst setzt auch der Moniliaschaden ein. Eine andere Nebenerkenntnis war die extreme Abhängigkeit von Feuchte und der Beweis, dass sie zwingen nötig für jede Infektion ist. Das Wetter war nämlich sehr feucht bis zu den ersten Frühblühern, danach sehr trocken und zwar auch nachts mnit so niedrigen Taupunkten, dass nicht einmal Tau kam. Was erst ab Beginn der Trockenphase zu blühen begann, blieb dann auch völlig gesund. Bekannte Sache, aber dieses Jahr sehr deutlich wieder erlebt.
Spritzlösung mit Kaliumhydrogencarbonat herstellen
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Das Mittel |
Behandelt wird zu Blühbeginn und dann nach jedem Regen, sobald die Blüten wieder trocken sind. Ja, das ist aufwendig. Verdammt aufwendig und geht eigentlich nur im Hausgarten. Aber der richtige und häufige Anwendungszeitpunkt ist essentiell.
Höhere Dosierungen wirken nicht besser, sondern zerstören die Blüten. Das ist manchmal sogar im kommerziellen Anbau erwünscht und wird absichtlich eingesetzt zur Fruchtausdünnung. Kaliumhydrogencarbonat höher dosiert verätzt die Blütenblätter und den Pollen, der sich auf dem Stempel der Blüten befindet, die Befruchtung der Blüte wird verhindert.
Die kommerziellen Produkte
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Typischer Harztropfen an befallenen Ästen |
Auch einige Profiprodukte für den Bioanbau verwenden Kaliumhydrogencarbonat, zum Beispiel "Kumar" und "Armicarb". Dort steht auch explizit Monilia-Zweigdünne bei Aprikose in der Anwendungsliste der genehmigten Anwendungen, https://www.agrarinfo.de/certisbelchim/76.htm . Die Sicherheits- und Anwendungshinweise sind interessant und helfen auch bei der Anwendung selbst abgemischter Stoffe. Kaufen kann das der Privatanwender aber nicht, heutzutage ist bereits Backpulver zu gefährlich für Obstliebhaber, in Deutschland jedenfalls, in anderen Ländern ist es auf magische Weise ungefährlicher. Auch hier gilt: Wir sollen das Obst gefälligst kaufen und ja nichts erfolgreich selber anbauen. Behelfen wir uns also selbst, das ist zwar auch verboten, aber wir behandeln ja nicht, sondern geben dem Baum nur enthärtetes Wasser, Kaliumhydrogencarbonat ist ein guter Enthärter.
Weitere Mittel
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Pfirsich- und Mandeläste überleben eher, vernarben dann stark und bleiben anfällig |
Sind nur noch aus historischen Gründen zu nennen. Der Privatanwender kann nur noch zwei Stoffe kaufen: Ortiva (Azoxystrobin) und Duaxo (Wirkstoff Difenoconazol, ein vollsystemisches Fungizid). Ortiva muss vor dem Regen angewendet werden, mit Duaxo kann noch 24 Stunden nach dem Regen gespritzt werden. Aber die Zulassung von Duaxo für Privatanwender wird nicht mehr lange gelten und auch nicht erneuert, dann ist auch Duaxo Geschichte. Deshalb habe ich mich auch nicht mehr näher damit befasst.
Angaben zu resistenten Sorten kann ich bislang nicht machen. Der Befallsgrad wechselt von Jahr zu Jahr von Sorte zu Sorte. Dieses Jahr zeigte sich eine bislang immer gut robuste "Orangered" plötzlich sehr stark befallen. Vermutlich sind alle Aprikosen mehr oder weniger anfällig. Sinnvoller ist indirekter Schutz: Je später die Blüte, desto besser, weil das fortschreitende Frühjahr tendentiell immer trockener wird. Spätblühende Sorten holen also nicht nur beim Frostschutz etwas heraus, sondern auch beim Moniliaschutz. Die Chancen sind freilich nur leicht erhöht.
Mehr Hinweise zu Gegenmassnahmen im früheren Beitrag.
Was tun mit befallenen Zweigen?
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Übler Moniliabefall an Koreakische |
Abschneiden, aber über den besten Zeitpunkt gehen die Meinungen auseinander. Früher oder später müssen sie weg. Ich schneide aber nicht sofort. Das Risiko ist zu gross, dass man zu weit oder zu kurz schneidet und dann über die frische Schnittfläche gleich noch einmal Monilia in den Restast kommt. Also erst warten bis das Wetter stabil warm und in der Voraussage möglichst trocken ist, das kann auch Wochen dauern. Dann wird geschnitten und zwar bis inclusive knapp hinter den typischen Harztropfen, der bei Moniliabefall entsteht. Geschnitten wir also toter Ast plus Harztropfen. Denn dort staut sich der Baumsaft und die Abwehrmittel des Baumes, tritt schliesslich aus der Rinde aus. Die Schnittwerkzeuge immer zwischen den Schnitten desinfizieren. Früher verwendete man dafür den ungeniessbaren Vorlauf vom Schnapsbrennen. Heute kann man Brennspiritus nehmen, am besten auf 70% verdünnen und die Schere dort eintauchen. Auch die Handdesinfektionsmittel gehen, die während der Coroanzeit sehr populär geworden sind, sie wirken auch fungizid, enthalten Isopropanol.
Das Holz unbedingt sofort beseitigen. Verbrennen, Biotonne. Nicht liegen lassen, nicht häckseln und nicht wieder ausbringen.
Danke für deine Anmerkungen zur Behandlung von Monilia. Habe heuer einen sehr starken Monilia-Befall und außerdem auch noch die Schrotschusskrankheit, was die Bäume unglaublich schwächt.Mir gehen langsam die Ideen zur Bekämfung aus. Meine drei Bäume sind zudem über 30 Jahre alt und über 8 m hoch, was eine Behandlung sowie das Entfernen von befallenen Ästen erschwert. Liebe Grüße
AntwortenLöschenBei 8m Höhe geht nichts mehr. Da kommt man zum Behandeln gar nicht mehr hin. Schnitt, temporär aufgezogenes Foliendach, alles nicht mehr machbar. Wenn die Bäume sowieso den Moniliatod sterben, würde ich sie herunterschneiden auf 4m. Aprikosen vertragen kräftige Schnitte zwar besser wie Kirschen, aber das kann auch schiefgehen. Wenn es aber keine Alternativen mehr gibt und der Baumtod sowieso droht, ist das besser wie zusehen. Bei 4m kann man wenigstens wieder behandeln.
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