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Frisch geschleudert, nooch mit kleinen Wachspartikeln, die obenauf schwimmen |
Die erste kleine Honigschleuderung haben wir dieses Jahr am Samstag, den 3.5. vollbracht. Manchmal ist es schon Ende April soweit, manchmal erst Ende Mai, manchmal holt man überhaupt nichts Brauchbares aus den Völkern. Die Natur funktioniert nicht wie Temu oder Amazon, bestellt und geliefert, sondern alles ist immer höchst launisch, manchmal sehr schwierig und manchmal bekommt man nichts, manchmal mehr wie gedacht. Den allerersten Honig im Jahr holen wir frühestmöglich aus den Völkern. Das hat einen Grund: Ich stehe auf den frühesten Frühlingshonig unserer Gegend, mag ihn sehr, wir nennen ihn auch Aprilhonig. Aber davon gibt es selten mehr als einen Eimer, es sind immer nur wenige Waben aus der Mitte des Honigraums starker Völker, die diesen frühen Honig enthalten. Man erkennt sie an der dunkleren Farbe der Verdeckelungen und des Honigs, wenn man die Wabe gegen das Licht hält. Schon sehr bald sammeln die Bienen jedoch die erste grosse Massentracht, den Raps. Dieser schnell bestimmende Honig aus Rapsnektar ist sehr hell, geschmacklich völlig anders, auch das Wachs der Deckel wirkt viel heller.
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Links ab 20. April gesammelt, rechts davor - ohne Raps, dunkler und viel kräftiger |
Wie schmeckt er nun, der Ersthonig?
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Wachpartikel entfernen: Frischhaltefolie auflegen |
Er ist herrlich blumig und schmeckt nach Blüten, am deutlichsten kommt die Kischblüte nach vorne, die etwas von Mandel und Bittermandelaroma hat. Eine Prise Löwenzahn ist dabei, in niedriger Konzentration eine ausgezeichnete Komponente. Den Hintergrund bildet der Duft eines Blumenstrausses, der sich auf der Zunge abbildet, eingefasst in voller Süsse, die aber nicht sticht und nicht den kurzen starken Tritt des Rapshonigs hat. Sie ist anhaltender und gibt beim langsamen Vergehen im Mund noch mehr Blüten frei.
In der Konsistenz ist er zunächst klar und zäh, hat ein helles Gold, weit intensiver wie der spätere Raps und ohne Brauntöne des Sommerhonigs. Er kristallisiert wie jeder Blütenhonig, manchmal erst nach Monaten, während Raps nur Tage flüssig bleibt. Beim Kristallisieren wird der Ersthonig gelb und die Kristalle werden oft grob, man muss ihn unbedingt rühren, um ihn cremig zu halten.
Und leider ist er auch die Sorte, die ihre Qualität am schnellsten verliert. Die Blumigkeit verschwindet langsam, wobei die Kirschkomponente am längsten erhalten bleibt. Gut bleibt er aber trotzdem, ein harmonisches Pollenaroma hält sich und damit ein weit differenzierteres Aroma wie Rapshonig oder die meisten späteren Blütenhonige des Sommers.
Warum ist der so besonders?
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...und abziehen |
Die Bienenvölker sind am Anfang der Hauptblüte bis etwa Mitte April meistens zu schwach, um Überschuss zu haben, nicht nur Nektar zu sammeln, sondern ihn auch zu Honig umzuarbeiten und ihn zu speichern. Wenn, dann fressen sie ihn bald wieder weg, wenn die Wetterlage wieder ungünstig wird. Nektar wird aber schon an sonnigwarmen Januartagen eingetragen, zum Beispiel von Weiden bei Temperaturen ab 12-14°C. Bis Mitte April sind die Völker aber viel zu klein und die Flugtage zu wenig, um viel zu holen und zu speichern. Erst mit der Kirschblüte kann ein Honiglager langsam etwas Inhalt bekommen und nur, wenn das Wetter mitspielt und das Volk stark ist.
Speziell die Kirschblüte ist bei uns die wichtigste Entwicklungstracht, denn in unseren Wäldern steht ein guter Anteil Wildkirschen. Mein Haupt-Bienenstand ist ziemlich im Wald. Weitere frühe Blüten sind massenhaft Steinobst wie Schlehen, die hier sehr häufigen Wildstachelbeeren, Wildpflaumen, Myrobalane auf den riesigen, steinigen Abhängen der Täler, etwas später dann Birne und natürlich alle einjährigen Blüten.
Der Raps macht dann bereits Ende April alles platt. Er liefert viel Nektar und ist ungeheuer attraktiv für die Bienen. Finden sie Raps, gehen sie kaum mehr in andere Blüten. Raps macht bei genug Bodenfeuchte und tauglichem Wetter den Honigraum voll. Er schmeckt auch gut, bleibt aber einfach, hat wenig Aromen, passt zu allem. Der kleinen ersten Schleuderung schliesst sich gewöhnlich zwei Wochen später eine weitere Schleuderung an, in der nur Rapshonig abgeschleudert wird. Das ist dieses Jahr aufgrund Kälte, Dauerwind und Trockenheit nur ziemlich wenig.
Was macht man damit?
Nicht verkaufen, den Aprilhonig. Selten gibt es mehr wie einen Eimer dieser allerersten Honigwaben. Das ist zu wenig für den Verkauf. Wir essen ihn selber. Auch deshalb, weil er ohnehin nicht in dieser Güte bleibt. Es gibt aber einen Trick: Man kann ihn auch sofort in Gläser füllen und die tiefgefrieren. Er kristallisiert zwar irgendwann auch in der Tiefkühltruhe, aber er behält sein Aroma viel länger. Glas für Glas auftauen, geniessen. Für den Verkauf wäre das sowieso zweifehaft, der Honig müsste wohl als "aufgetaut" deklariert werden. Das klingt seltsam.
In der Verwendung ist dieser Honig der perfekte Belag auf frischem Weissbrot, zusammen mit Weidemilchbutter des Frühlings. Das Ganze ist pures Heroin, für uns übertrifft das mit seiner Aromatiefe und Harmonie alle andere Sorten.
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