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Freitag, 15. Dezember 2017

Hühnerhaltung im Nutzgarten

Unsere Hühner
Seit Frühling 2017 haben wir Hühner, momentan fünf. Es sind hübsche gebänderte Zwergwyandotten, die wir von einem Züchter im Nachbarort haben. Sie leben im Vorgarten, eingehegt durch einen einfachen Netzzaun, in der Mitte ein Kirschbaum. Auf unserem viel zu kleinen Grundstück würde es auch gar keinen anderen Platz dafür geben. Sie brauchen etwas Auslauf, hier haben sie rund 25qm (was als "Freilandhaltung" qualifizieren würde). Vor der Hühnerankunft haben wir ein Hühnerhäuschen besorgt und zusammengebaut. Praktischerweise war daneben der Sandkasten der Kinder, den Sand nutzen die Hühner jetzt für ausgiebiges Baden. Sie haben auch eine Futterstelle für Wasser und Körner.

Hühnerstall im Winter
Die Tiere sind pflegeleicht, kältetolerant, sehr an Menschen gewöhnt, fliegen selten über den Zaun. Wyandotten sind gut geeignete Hühner für Kinder, ebenso gut ist die Verbindung der Hühnerhaltung mit unserem Nutzgarten. Gemüsereste aller Blattgemüsesorten, geschossener Salat, übrige Zuckermaiskolben, Löwenzahnblätter, Kleinschnecken, Rosenkäferlarven, verblühte Sonnenblumen, diverse Samen, all das lieben die Hühner, liefern dafür Dünger und vor allem Eier. Hühner und Nutzgarten, das ist eine perfekte Kombination. Natürlich bekommen sie auch Brotreste, andere geeignete Küchenreste und Standardhühnerfutter. Mein Sohn pflegt sie mit Hingabe und hat sich zum Hühnerliebhaber entwickelt. Eines der Hühner ist so zutraulich geworden, dass es sich auf seiner Schulter sitzend herumtragen lässt. Ein Schmusehuhn.

Hühner sorgen auch für Kommunikation. Man kommt ins Gespräch mit vorbeikommenden Spaziergängern und Kindern, die gerne stehenbleiben und den Hühnern eine Weile zusehen. Es macht Spass, Hühner zu beobachten, vor allem wenn sie sich gerade wohlig im Sand wälzen oder hinter etwas herjagen.

Wozu eigentlich?

Eier unserer Zwerg-Wyandotten
Uns ist auch bei den Hühnern der Nutzaspekt wichtig. Wir wollen Tiere nicht nur zur reinen Unterhaltung oder für die Kinder halten. Auch das Ernten gehört dazu. Was hat man von Hühnern? Dass sie Eier legen, ist wohl jedem bekannt und dass sie vielleicht in Chicken McNuggets drin sein könnten. Fassen wir zusammen:
  1. Die oben genannten Eier, logisch. Sie schmecken klasse! Blind verkostet ein deutlicher Unterschiede zu Eiern aus dem Supermarkt, egal mit welchem Etikett. Eier von Zwerg-Wyandotten sind mit 45g Gewicht etwa 20% kleiner wie die Rassen für reine Eierproduktion. Der prozentuale Eigelbanteil ist aber relativ hoch. Mehr Eigelb, weniger Eiweiss. Das Eiweiss bleibt gekocht weicher, das Eigelb wird deutlich cremiger und hat einen intensiven Geschmack. Da sie viel Grünfutter bekommen, wirkt das Eigelb leuchtend gelb, fast mit leicht grünlichem Schimmer fluoreszierend - kein Maisgelb.
    Ihre Legeleistung ist gut, aber weit entfernt von den Hybridhühnern, die für hohe Legeleistung gezüchtet sind. Im Frühling gibt es pro Huhn fast jeden Tag ein Ei, was bis zur Mauser im Herbst stark absinkt. Im Spätherbst und teilweise Winter gibts im Gegensatz zu den Hybrid-Legehühnern gar keine Eier. Das letzte Ei legten unsere Zwergwyandotten Anfang November, das erste Ei wieder eine Woche nach der Wintersonnwende.
  2. Schädlingsbekämpfung. Scharren und laufen die Hühner unter Obstgehölzen, stört und beseitigt das Raupenschädlinge wie Frostspanner oder Eulenraupen, die im Boden leben und im Herbst auf die Bäume kriechen, um im Frühling das frische Laub abzufressen, ebenso herumkriechende Kleinschnecken. Das gilt auch für unser isoliertes Gewächshaus, in dem sie in winterlichen Kaltphasen sein dürfen. Dort lockern sie sie mit ihrer eifrigen Scharrtätigkeit die verschlämmte Erde und helfen mir damit bei der Arbeit.
  3. Garten- und Küchenreste werden verwertet statt weggeworfen und in Dünger, Eier und Fleisch umgewandelt.
  4. Pädagogisches Schmusehuhn
    Kinder (und Erwachsene ebenso, wie bei Haribo) lernen mit der Hühnerhaltung viele Fertigkeiten. Hühner und Kaninchen sind kleine Nutztiere, die überall und auch von Kindern gehalten werden können. Sogar, um etwas zu verdienen, wenn sie das Geld für den Verkauf von Eiern und Fleisch behalten dürfen.
  5. Das Fleisch. Dazu muss man sie natürlich schlachten können. Sind die Hühner älter und geht es nur um Verjüngung der Herde, gibt es nur noch Suppenhuhn. Für Hühnerbraten jüngerer Hühner ist an Zwerg-Wyandotten zu wenig dran und dafür müsste man sie selbst züchten, einen Hahn haben, eine Wärmelampe. So weit sind wir noch nicht und Rassen, die mehr Gewicht haben wären dann wohl besser.

Im Winter wind- und nässesicher im leeren Gewächshaus
Einen Hahn haben wir nicht, rein rechtlich wäre ein Hahn zwar auch im Wohngebiet erlaubt, aber wir sind nicht so sicher, ob sein Krähen allen Nachbarn auf Dauer gefallen würde. Recht haben, aber Nachbarn den Schlaf verleiden finden wir nicht gut. Vielleicht probieren wir es nach Rücksprache noch mit einem Hahn in Probezeit. Wird er jemand tatsächlich zu laut, darf er sein Dasein in Form eines schmackhaften Bratens krönen.

Brütend im Stall

Der Einsatz für Hühnerhaltung

Natürlich macht auch Federvieh Arbeit. Morgens will es aus dem Stall gelassen werden, abends eingesperrt, zweimal täglich gefüttert. Auch im Wohngebiet streifen nachts Füchse umher, wer die Hühner nicht wirklich sicher wegsperrt, verliert sie. Einem anderen Hühnerhalter im Wohngebiet ist das mehrmals passiert - er hat aufgegeben. Füchse sind sehr fähig, selbst sicher erscheinende Türen aufzubringen und wühlen sich auch besonders gerne durch den Boden in den Stall. Hühnermist einsammeln ist auch nicht jedermanns Sache, Einstreu besorgen, Futter, Grünzeug. Die grösste Angst des heutigen Bürgers, nämlich die Beinträchtigung von Urlaubsplänen durch bedürftiges Federvieh ("immer da sein müssen wegen den Viechern") ist jedoch bei weitem kein so grosses Problem. Nette Nachbarn (wie wir sie haben) helfen vielleicht für ein paar begrenzte Tage aus und bekommen selbstverständlich auch die Eier. Viel schwieriger als Blumen giessen lassen ist das auch nicht.

Zaun, Stall, Feinde

Die Mauser. Neue Federn wachsen wie kleine Pinsel nach.
Ein Geflügelnetz mit ca. 1,1m Höhe reicht völlig aus, das ist billig und schnell aufgestellt. Es wird an Kunststoff-Weidepfählen befestigt, die in den Boden gesteckt werden. Man kann seine Position ohne Aufwand verändern, wenn die Hühner auf ein anderes Areal sollen. Am Boden muss er mit Erdankern zusätzlich befestigt werden, sonst schlüpfen entdeckerische Hühner unten durch. Der Stall war für uns das grösste Problem. Feste Häuschen bauen im Garten liegt uns weder vom Prinzip (Barackenlandschaften aus allerlei Hobbyhütten und Bauwerkskrempel in einem ohnehin zu kleinen Garten sind etwas Schreckliches) noch vom handwerklichen Interesse, also haben wir einen Fertigstall besorgt, auf Stelzen, was für warme Hühnerfüsse und gute Transportabilität sorgt. Der hält vielleicht nicht lange, reicht aber um die Hühnerhaltung mal auszuprobieren und Erfahrungen zu sammeln. Diese Fertigställe gibt es bei Versendern übers Internet. Der Aufbau ist einfach, aber das Holz wie erwartet sehr dünn. Als raubtiersicher hat er sich bisher trotzdem erwiesen, wir verstärken die Schiebetür und Seitenklappen allerdings Nachts, so dass sie nicht von einer gierigen Fuchs- oder Marderschnauze aufgehebelt werden können.

Entspanntes Hühnchen
Mit Raubvögeln gab es im Wohngebiet keine Probleme. Am Waldrand und im Dorf ist der Habicht aber ein Hauptfeind. Er heisst nicht ohne Grund auch "Hühnerhabicht". Unser Kirschbaum schützt und im Wohngebiet abseits des Waldrandes jagen Habichte selten. Grosse Gabelweihen kreisen dagegen oft am Himmel, die fressen aber keine Hühner, auch die häufigen Mäusebussarde nicht. Die Hühner blicken dann trotzdem besorgt nach oben, machen sich fluchtbereit und gackern aufgeregt. Anfangs auch bei Katzen, die wohl zu fuchsähnlich wirkten. Jetzt nicht mehr - Hund und Katze werden ignoriert, sie haben sich daran gewöhnt.

Zu Füchsen ist weiter oben schon viel gesagt. Sie streifen auch durch Wohngebiete. Den Stall fuchssicher zu gestalten ist aber machbar.
Hühner - schön und einfach.