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Dienstag, 31. Oktober 2017

Zu wenig Klimawandel für Physalis

Noch eine Obstart, die immer kurz vor dem Durchbruch im Nutzgarten steht: Physalis peruviana, die Kapstachelbeere. Ursprung Südamerika und von dort fast rund um das Jahr auch nach Deutschland exportiert. Jeder kennt die Lampions aus dem Supermarkt, die kirschgrosse gelbe Beeren enthalten und in kleinen Plastikgitterboxen verpackt sind. Sie ist wohl das leckerste Obst aus der Familie der Nachtschattengewächse und aus der grossen Familie der Blasenkirschen, zu der auch Tomatillos, Lampionblumen, Ananaskirschen gehören.

Physalis - durchaus auch dekorativ
Und man kann sie auch in Deutschland anbauen. Bei mir sind sie sogar ein invasives Unkraut, sie keimen jedes Jahr Ende Mai von selbst massenhaft in allen möglichen Ecken des Gartens. Die Pflanzen sind hübsch und auch für grössere Kübel geeignet. Die Früchte werden sogar reif und schmecken hervorragend. Das Aroma ist fruchtig, manchmal kokosartig, tropisch, erfrischend, ein Genuss. Es gibt auch eine geschmackliche Bandbreite der wild aufgegangenen Sämlinge, einige sind wirklich ausserordentlich lecker. Leider weiss man das erst wenn sie fruchten, dann hat bereits eine Bestäubung stattgefunden, was die Sämlinge daraus dann bringen weiss man nie genau.

Frucht Physalis peruviana

Kein Wunder, dass viele Gärtner seit einigen Jahren den Anbau im Nutzgarten versuchen. Sie keimt leicht wenn sie es warm hat, kann leicht im Haus vorgezogen werden, gedeiht ausgepflanzt ohne Krankheiten leicht, fruchtet leicht, lässt sich leicht ernten. Schädlinge kennt sie kaum, sie ist ausgesprochen hitzefest, übersteht kalte (aber frostfreie) Spätfrühlingsnächte ohne Wachstumsdepression. Gefährlich sind Windböen, fruchtbehangene Äste reissen dadurch leicht ab. Sie wurzelt eher flach und benötigt gleichmässige Wasserversorgung. Und dann? Dann kommt der Herbst und man ist enttäuscht, dass 80% der Lampions noch grün sind und den Weg alles Irdischen gehen. Ist der Herbst lange, reift zwar noch einiges in Zeitlupe, aber die Früchte platzen häufig wie bei den letzten Tomaten und sie schmecken auch nicht so gut wie im Sommer. 

Nach kalten Nächten geplatzt

Ein warmer Monat zu wenig. Der mitteleuropäische Sommer ist einfach zu kurz für Physalis. Kaum fängt die Ernte an, ist der Sommer schon vorbei.

Der Rest vom Schützenfest. Nicht mehr reif geworden.

Und so testet man allerlei Tricks aus, um das Jahr zu verlängern. Ausgraben und im Topf überwintern oder von vornherein Topfkultur. Dort sind sind sie im Sommer empfindlich auf Trockenheit, man muss fast täglich wässern. Der Anbau im Gewächshaus bringt auch nicht viel mehr, die Pflanzen sind zudem viel zu gross. Sehr frühe Anzucht. Suche nach Sorten, die schneller fruchten. Ich habe das alles durch und bleibe bei der Anzucht gemeinsam mit Tomaten, im Herbst so wie gestern nach dem ersten richtigen Frost schweren Herzens abräumen und dazwischen ab August einige Früchte geniessen, die frisch wirklich ein grosser Genuss sind.

Unreif. Reift auch nicht nach.

Dieses Jahr habe ich "Beas Dicke" getestet, die so wie die wenigen anderen Sorten leider auch nicht früher reif wird. Ihre Früchte sind mit bis zu 20g Gewicht sehr gross, dafür zeigte sie andere gravierende Nachteile. An erster Stelle steht der Geschmack, der im Vergleich zu den meisten Wildlingen gemüsiger wirkt und immer unreife Untertöne hat. Der Zuckergehalt erreicht 55° OE, 14 Brix. Der Gesamtertrag von "Beas Dicke" ist nicht höher, weil der Fruchtansatz geringer ist. Die Lampions sind bei dieser Sorte unten immer offen - die Kirschessigfliege freut sich darüber, kann eindringen und die Beere abstechen.

Früchte von Beas Dicke. Linke Frucht 18g schwer.

Deutlich früher reift eine andere Art, die verwandte Physalis pruinosa, die Ananaskirsche. Um den Preis viel kleinerer Früchte und Pflanzen sowie eines gewöhnungsbedürftigeren Geschmacks. Darüber mehr in einem eigenen Beitrag.