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Montag, 29. Juli 2019

Kohlerdflöhe / Phyllotreta gewinnen, Kohlgemüse verlieren

Kohlerdfloh an Kraut
Kraut war früher einmal das häufigste angebaute Gemüse in Mitteleuropa und gehörte zu den problemlosesten Kulturen, obwohl bis in die Neuzeit noch keine Pflanzenschutzmittel zur Verfügung standen. Auch andere Kohlsorten waren und sind ungebrochen populär - Grünkohl, Rettiche, Blumenkohl, Blattkohle wie der Chinakohl und vieles mehr.

Kohlerdfloh: Starker Zuwachs


Der Anbau von Kohlgemüse zählt leider zu den grossen Verlierern der letzten Jahre. Der Brandbeschleuniger dafür war das veränderte Klima. Die meisten Arten leiden schwer unter den gehäuft auftretenden trockenheissen Sommern, plötzlichen Starkniederschlägen, immer unbeherrschbareren Krankheiten. Am schlimmsten leiden Kohlsorten unter einigen tierischen Schädlingen, die früher nur selten aufgetreten sind. Heute verursachen sie im Nutzgarten regelmässig komplette Ernteausfälle. Stark zugenommen hat beispielsweise die Verbreitung von Kohldrehherzmücken, Kohlfliegen, weissen Fliegen und einem Schädling, der bei mir alle Rekorde schlägt: Der Kohlerdfloh, Gattung phyllotreta. Mindestens vier Arten sind am Kohl zugange: phyllotreta atra, cruciferae, nemorum, nigripes, undulata. Am häufigsten ist wohl der Gewelltstreifige Erdfloh, phyllotreta undulata. Er liebt trockene Wärme und davon hatten wir letzten Jahre mehr als genug. Dazu kommt noch der verwandte Rapsglanzkäfer, der nach demselben Prinzip dieselben Schäden verursacht.

Lebensweise und Schäden von Kohlerdflöhen


Befall im Juli. In Stunden skelettiert.
Die Viecher sind aufgrund ihrer Lebensweise leicht zu beschreiben. Die Larven leben unterirdisch oder minieren Blätter. Der echte Problemschädling ist erst der fertige Käfer, das sind kleine dunkle Tiere, die auf Kohlblättern und anderen Wirtspflanzen der Kreuzblütler-Gruppe hocken. Ärgert man sie mit Wasser, Bewegung, Annäherung, dann hüpfen sie wie ein Floh mit einem weiten Sprung weg und kommen später einfach wieder zurück. Man kann sie gut sehen und leider auch ihre Wirkung: Sie stechen in die Blätter ihrer Wirtspflanze und durchlöchern sie. Die Schadschwelle ist bei nur 10% zerstören Blattflächen erreicht. Jungpflanzen leiden ganz besonders darunter, innerhalb eines einzigen Tages können kleine Sämlinge restlos zerstört werden. Auch ältere Pflanzenblätter ihrer Lieblingsarten werden innerhalb sehr kurzer Zeit skelettiert, dazu gehören Chinakohl, alle Retticharten, Rauke und die letzten Jahre auch verstärkt Weiss- und Rotkohl. Das heisst leider nicht, dass andere Kohlarten keine Probleme damit hätten, die Zerstörung dauert nur etwas länger. Die Pflanzen kümmern, Jungpflanzen gehen ein, Ernteausfall.

Auch alte Blätter werden durchlöchert. Rettich.

Neuer Ärger


Eben aufgegangen, schon angestochen
Die Literatur dazu stimmt nicht mehr, die Verhältnisse haben sich stark geändert. So ist von einer Generation ab Anfang August pro Jahr die Rede, die letzten Jahren hatten wir aber Probleme von Mitte Juli bis Ende September und im April sowieso. Sind es zwei Generationen geworden oder haben sich die Frasszeiten ausgeweitet? Ganz besonders katastrophal ist die Generation, die Ab Mitte Juli jedes Jahr ein lawinenartiges Massenvorkommen erreicht. Die Käfer überwintern. Sie hüpfen dann bereits ab April an die Wirtspflanzen, mit frühen Aussaaten kann man also kaum mehr ausweichen. Befallspausen gibt es nicht mehr, einige Käfer sind immer da. Im Mai paaren sie sich erstmalig, der Befall wird dann etwas schwächer, im Juli kommt dann die Lawine der Folgegeneration. Diesen Massenbefall gab es früher definitiv nicht, jetzt ist er die Regel. Letzte Woche habe ich wieder einen Massenbefall der Generation erlebt, die im Frühling Eier gelegt hat. Innerhalb von zwei Tagen waren grosse, alte Rettichblätter teilweise oder ganz zerstört, erwischt hat es natürlich auch alle anderen Kohlarten. Auch in anderen Gegenden kam es zeitgleich dazu - die Sommergeneration ist geschlüpft.

Bekämpfungsmethoden


Chinakohl, besonders beliebte Wirtspflanze
Schlaue Menschen und schlaue Bücher geben viele Tipps gegen Kohlerdflöhe. Ich habe endlos Taktiken der Vorbeugung und Bekämpfung ausprobiert, um trotzdem noch etwas anbauen zu können. Eine unvollständige Liste:
  • Unkrautbekämpfung. Wirtspflanzen sind unter anderem das behaarte Schaumkraut, ein häufiges Gartenunkraut. Beseitigt man die Wirtspflanzen, die wie das Schaumkraut ganzjährig zur Verfügung stehen, senkt man die Attraktivität des Standorts, so die Behauptung. Habe ich konsequent bekämpft. Effekt: Null.
  • Anbaupause. Ein komplettes Jahr ohne Kohlgemüse ausprobiert. Vielleicht wirft sie das ja zurück, wenn sie keine Wirtspflanzen finden. Effekt: Null. Ende April waren sie im Folgejahr in voller Stärke sofort wieder zur Stelle. Auch die Neuanlage eines separat gelegenen Gartenstücks brachte keinen Vorteil. Entweder sie wandern aus weiten Entfernungen zu oder sie sind sowieso überall. Angesichts ihrer sehr guten Springfähigkeiten glaube ich, dass sie einfach durch die Gegend hüpfen bis sie Wirtspflanzen finden.
  • Feucht halten, mulchen. Feuchtigkeit mögen sie angeblich nicht. Eine Kultur beregnete ich täglich mehrmals ein paar Minuten über Kopf, mulchte. Effekt: Null. Auch öfter hacken nutzt nichts. Mit der dauernden Feuchtigkeit holt man sich ausserdem Pilzkrankheiten.
  • Rapsöl als Pflanzenschutzmittel, z.B. "Naturen bio Schädlingsfrei". Effekt: Null. Sie hüpften weg und waren sofort wieder da. 
  • Mischkulturen. Gerne wird Salat und Spinat empfohlen. Effekt: Null. Der Rettich, eingekreist von Salat war genauso schnell durchlöchert wie ohne Pflanzen daneben.
  • Nützlinge. Igel und Spitzmäuse fressen sie angeblich. Von beidem haben wir massenhaft Tiere im Garten. Effekt: Null. Raubkäfer und Schlupfwesen sollen auch für Druck sorgen. Wie kriege ich die her? Unser Garten ist eh sehr naturnah. Mehrere Folgejahre mit starkem Befall hätte den Nützlingen gute Lebensbedingungen bieten müssen, aber offenbar hatten die keine Lust auf die reichhaltig gedeckte Tafel mit massenhaft Kohlerdflöhen drauf.
  • Gut entwickelte Jungpflanzen setzen statt im Beet aussäen. Das hat früher besser funktioniert, mittlerweile ist der Befallsdruck so stark, dass auch solche gesetzten Pflanzen schnell totgestochen werden. Ausserdem sind gut entwickelte Jungpflanzen von einigen Kulturen unmöglich - Radies, Rettich, Teltower Rübchen, um einige zu nennen.
  • Mit Gesteinsmehl bestäuben. Effekt: Null. Der ausbringende Mensch hustet mehr wie die vermaledeiten Flöhe.
  • Leimfallen, Gelbsticker. Effekt: Null. Einzelfänge, die irrelevant bleiben. Vielleicht klappts besser, wenn man Leimtafeln mit eingearbeiteten Senfölen hätte, die nach Kohlblatt riechen. Habe ich nicht, gibts nicht.
  • Sehr teuer, mühsam aber teilweise wirksam sind Netze oder dichtes Vlies. Die Maschenweite darf höchstens 0,9mm betragen. In der Anwendung sind Netze schwierig. Bereits bei der Aussaat oder Pflanzung muss das Netz sofort aufgelegt werden. Anwendbar nur auf Flächen, die im vorigen Jahr kohlerdflohfrei gewesen sind. Die Ränder muss man eingraben, vorher darf wie gesagt kein Kohlgemüse an der Stelle gewachsen sein, damit keine Larven aus dem Boden kommen und dann schon im Netz drin sind. Die Netze sind teuer und begrenzt haltbar, sie müssen mit Abstandhaltern zur Erde hin gelegt werden damit die Pflanzen nicht plattgedrückt bleiben und bei Hitze haben Netze gravierende Nachteile, vor allem heutzutage, wo die Sonne schon ohne Netz Kohlgemüse totbrennt. Hacken gegen Unkraut geht mit Netz nicht mehr so einfach. Es wird noch heisser unterm Netz, das Risiko steigt dass die Pflanzen schiessen oder den Hitzetod sterben. Sie sind nur etwas für den Frühling oder wenn im Juli beim massenhaften Auftreten der nächsten Generation zufällig einige Wochen kühles Wetter herrscht. Im Bioanbau ist Vlies im Frühling beliebt, bis die Pflanzen ein gutes Entwicklungsstadium haben, dann wird es heruntergenommen. Das klappt aber nur, solange es kühl ist und der Zuwanderungsdruck gering bleibt. Vlies mit Verletzungen ist für den Abfall und Vlies im Sommer geht nicht.
Kohlrübenblatt, ältere Blätter werden eher vom Rand her
angestochen
Im kommerziellen Anbau nutzt man mehrere Insektizide und wechselt ab, um die Entstehung von Resistenzen zu verzögern. Ein beliebtes Mittel im kommerziellen Anbau enthält Lambda-Cyhalothrin, ein synthetisches Pyrethroid. Ein Pyrethrum steht auch dem privaten Nutzgärtner zur Verfügung, es ist in einigen Universalinsektiziden enthalten, kann aber nur bei kühlen Temperaturen angewendet werden. Der Nutzgärtner wird Pflanzenschutzmittel natürlich vermeiden wollen. Ein verzweifelter Versuch damit brachte kurzfristige Erleichterung, aber nur eine sehr kurze Wirkung, neue Flöhe wanderten bald wieder zu und machten einfach weiter. Sinnvoller wäre ein systemisches Mittel gewesen, das eine Weile in der ganzen Pflanze wirkt. Mittel mit Dimethoat sollen das leisten - angeblich. Sie sind aber nur noch für Zierpflanzen und bald gar nicht mehr zugelassen und alles andere als gesund. Von den Pflanzenschutzdiensten für den kommerziellen Anbau empfohlen wird ein Chlorantraniliprol - Präparat, Wirkung zeigt auch Spinosad, Thiacloprid, Acetamiprid.

Letztere Beide sind Neonikotinide. Andere früher gegen Kohlerdflöhe eingesetzten Neonikotinide sind vor einigen Jahren nicht ohne Grund verboten worden. Sie sind zum Beispiel auch bienengefährlich. Es gab auch eine trickreiche Methode unter Zuhilfenahme von Neonikotiniden, die im Rapsanbau gut wirkte, ohne dass Pflanzenschutzmittel versprüht werden musste. Das Saatgut wurde pilliert und gebeizt, so dass es bereits bei der Aussaat ein systemisches Mittel mit bekam. Bis zum Sechsblattstadium war der Raps damit optimal vor Kohlerdflöhen geschützt. Abrieb und sehr lange Bodenhalbwertszeiten waren aber auch hier ein grosser und entscheidender Nachteil. Doch das sind alles historische Betrachtungen von Methoden, die dem privaten Nutzgärtner ohnehin nie zur Verfügung stehen oder standen und die er auch nicht anwenden will. Seine Ansichten sind aber irrelevant, er konsumiert sie trotzdem mit und sorgt indirekt sehr wohl für ihre Anwendung, wenn er das Gemüse kauft statt selbst anbaut.

Grünkohl, die zarte Blattmitte wird bevorzugt angefallen. Und die weissen Fliegen sind auch schon da.
Was bleibt also dem Nutzgärtner? Nur eine Kombination verschiedener Methoden. Jungpflanzen vorziehen, teure Netze im Frühling nutzen, bei Massenbefall mit Pyrethrum behandeln.

Montag, 6. November 2017

Chinakohl nur noch im Herbst

Chinakohl ist eines der vielen Beispiele für Gemüse, für deren Anbau man besser seine alten Gartenbücher verbrennt und diverse Anbauberater in die Wüste schickt. Oder als Indikator für obsolete Ansichten und Ahnungslosigkeit nimmt. In den Büchern steht vielfach noch drin, er wäre leichter wie anderer Kohl anzubauen, schnellwüchsig und einfach. Das gilt nur noch in kühlmilden, feuchten Gegenden, aber auch dann nicht mehr ohne viel Pflanzenschutz. Ansonsten hat es sich ins radikale Gegenteil verkehrt. Anbauversuche in Österreich in trockenem Klima endeten trotz kräftigem Insektizideinsatz mit Totalschaden, für Anbau ausserhalb der Steiermark wird er dort gar nicht mehr empfohlen. Die Anbauflächen in Niederösterreich gehen aufgrund der Folgen steigender Tageshöchsttemperaturen laufend zurück, auch in Deutschland sind sie zurückgegangen.

Kohlerdflohschaden an Chinakohl

Nichts geht mehr in Frühling und Sommer

So sind auch meine Erfahrungen im Kocher-Jagst Zweistromland über Jahre hinweg mit Frühlings- und Sommeranbau von Chinakohl. Er keimt leicht, Jungpflanzen überleben aber nur Tage. Kohlerdflöhe, die früher nur eine Ausnahmeerscheinung waren fressen ihn sofort bis auf das Blattskelett ab. Selbst ältere Pflanzen werden befallen. Eine Behandlung mit Pflanzenschutzmitteln ist sinnlos weil viel zu kurzwirkend, Hausmittel helfen nicht. Kommt er durch, folgen Kohlfliege, Rapsminierfliege, Blatt- und Wurzelläuse. Auch Schnecken und allerlei Raupen lieben ihn. Die Litanei geht mit anderen Problemen weiter. Für sich genommen wäre mit dem einen
Kohlerdflöhe. Insgesamt waren 20 Stück auf der Pflanze.
oder anderen Schädling zurechtzukommen, aber der konzentrierte Ansturm mehrerer Probleme gleichzeitig macht alle Rettungsversuche zunichte. Gemüsenetze helfen nicht, die Kohlerdflöhe sind schon vorher da und Verunkrautung mag er nicht. Zudem benötigt man Haltekonstruktionen, damit die engmaschigen Netze nicht die jungen Pflanzen plattdrücken. Die meisten Schädlinge lachen sich über kreuzbrave Formeln wie "Fruchtwechsel" und "feucht halten" einen Ast.

Kohleulenraupe. Gut getarnt.
Auch die stark gesteigenen Wetterextreme setzen ihm übel zu. Starke Temperaturstürze wie im Frühjahr 2017 vernichten die gesamte Ernte, denn die Pflanzen beginnen nach dem späten und plötzlichen Kältereiz zu blühen statt Köpfe zu bilden, dieser Effekt nennt sich Vernalisation. Man sieht es nicht sofort und es ist unumkehrbar. Gemerkt habe ich das erst Wochen später, als sich Blütenköpfe hervorschoben und so war auch noch das Beet in der besten Jahreszeit mit einer Nullernte blockiert bzw. blieb ein Zuchtbeet für die vielen Schädlinge am
Ackerschnecke löchert Chinakohl
Chinakohl, die sich dort fröhlich vermehrt haben um dann bei anderen Kohlsorten weiterzumachen. Fäule- und Pilzkrankheiten  sind ebenfalls schlimmer geworden, da nächtliche Taubildung bei gleichzeitiger Bodentrockenheit zugenommen haben.

An eine Verbesserung durch neue Züchtungen glaube ich nicht. Zu vielfältig und zu grundlegend sind die Probleme. Trotzdem gibt es gute Gründe, Chinakohl als Gemüse auch im eigenen Garten anzubauen, er ist unter anderem die Basis für selbstgemachtes Kimchi, einer mittlerweile weltweit verbreiteten koreanischen Spezialität. Er wird dafür gewürzt und milchsauer eingelegt. Und wenn er wächst, bringt er viele Kilo pro Quadratmeter.

Verschiedene Wachstumsstadien
Oben: Mitte September

Herbstanbau die Rettung?

Also bin ich auf möglichst späten Herbstanbau ausgewichen. Der muss freilich auf Kante genäht sein, um das Gleichgewicht auf dem extrem schmalen Grat zwischen zu kurzer Vegetationszeit und Schädlingskatastrophen schon bei den Jungpflanzen zu halten. In den erwähnten Gartenbüchern wird zur Aussaat bis Ende Juli, maximal Anfang August geraten. Das klappt aber nicht. Jungpflanzen im August werden immer noch schnell und effizient von den Schädlingen vernichtet. Auch das Risiko extremer Hitze ist heutzutage zu dieser Zeit zu hoch geworden.

Mein Weg ist, erst Mitte August auszusäen und zwar in gut geschützten Aussaatschalen im lichten Halbschatten, möglichst auf einer versiegelten Bodenfläche stehend oder in mindestens Hüfthöhe, so kommen die Kohlerdflöhe nicht ran. Nach der Keimung bald etwas düngen, um für zügige Entwicklung zu sorgen. Die Jungpflanzen bleiben dann relativ lange in ihren Aussaat-Reihenhäuschen, zwei Wochen. Chinakohl verträgt das gut, er wurzelt nicht tief. Auspflanzung bis kurz nach dem Monatswechsel zum September. Danach benötigt Chinakohl acht Wochen, um verwertbare Köpfe zu bilden, Erntereife also ab Monatswechsel zum November. Da der Oktober längst ein Wachstumsmonat geworden ist mit viel höheren Tages- und vor allem Nachttemperaturen wie früher, schafft das Chinakohl auch meistens. Klappt es einmal nicht, kann man sich trösten: Im Sommer hätte es erst recht nicht geklappt.

Vorteil Herbst

Beginnende Phoma an Chinakohlblatt
Das Risiko vieler Schädlinge ist deutlich gemindert. Am Anfang versucht es der Kohlerdfloh noch zäh. Dagegen kann man einmalig ein Natur-Pyrethrum-Präparat anwenden und damit ein paar Tage ungestörte Blattbildung zusätzlich herausschinden. Andere Risiken steigen: Schneckenbefall ist gerade im Herbst stärker, Phoma (Phoma lingam ist ein Pilz) ebenfalls und Kohleulenfalter mit den grünen Raupen kommt auch im Herbst am stärksten. Das sind aber selten totale Spielverderber, zumal sich gegen Schnecken auch etwas tun lässt. Kohleulen sind ärgerlich, lassen sich in Chinakohlköpfen kaum absammeln, das kann die Ernte am ehesten verderben wenn sie massenhaft auftreten.

Knackfrischer Chinakohl aus Spätanbau. 600g netto.
Hilfreich sind Sorten mit mässig grossen Köpfen, die sind oft etwas schneller mit der Kopfbildung fertig wie die "Grosskopfeten". Und auch die Lage des Beets ist mit Sorgfalt zu wählen, die tiefstehende Sonne im Oktober kommt in unseren engen Gärten zwischen der allgegenwärtigen Bebauung nicht mehr überall hin. Westseiten sind gut, Nachmittagssonne wichtiger wie Morgensonne, denn morgens bleibt es ohnehin immer länger hochnebeltrübe. Späte Fröste sind nicht mehr schlimm, hat er einmal einen Kopf gebildet kann man ihn bis zu erstaunlichen -6°C auf dem Beet stehen lassen.

Meine Lieblingssorte ist "One Kilo", mit der klappt der Spätanbau hinreichend gut. Auch dieses Jahr hat es mit der oben beschriebenen Methode funktioniert, Erntebeginn jetzt in der ersten Novemberwoche. Pflanzen mit Entwicklungsnachteilen (teilverschattet, zu langsame Jungpflanzenentwicklung, frühe Kohlerdflohschäden) sind da noch nicht so weit, andere haben schon brauchbare Köpfe mit 600-1000g gebildet. Noch nicht kompakt gewordene Köpfe sind für alles brauchbar, besonders ideal aber für knackige Salate. Er verträgt würzige Sossen aus Creme Fraiche, Knoblauch, Weinessig, Chili. So lieben ihn auch die Kinder. Andere Sorten sollen angeblich noch besser pilztolerant sein. Speziell für den sehr späten Anbau werde ich davon noch einige ausprobieren. Leider sind Sorten mit wirklich grossen Köpfen wie in Korea populär nicht zu bekommen, sie würden sich für Zubereitung von Kimchi am Besten eignen. Erfahrungen willkommen.