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Samstag, 23. September 2017

Auberginen ohne Ende, Kohl am Ende

Es ist Ende September geworden und die ganze Familie isst seit Juli immer noch wöchentlich Parmigiana di Melanzane, eines der bekanntesten Gemüsegerichte der italienischen Küche. Ein seltenes Wunder: Alle mögen es. Hauptzutat: Auberginen, Auberginen, Auberginen. Weiter Parmesan, Tomaten, der Rest ist fakultativ. Beliebt sind Basilikum, Zwiebeln, Knoblauch, Mozzarella. Rezepte dazu liefert jede Suchmaschine tonnenweise.

Kohl am Ende

Auberginenblüte - sehr dekorativ und sehr
nachtschattengewächstypisch
Und zwar wie für Nutzgartenfans zu erwarten unter Verwendung von selbstgezogenen Auberginen mit Aroma, nicht die holländischen Wattekeulen mit schwarzer Schale. Seit Jahren bauen wir Auberginen in Freiland und Gewächshaus an, nur ein paar Sorten aber konsequent. Dieses Jahr auch erstmals eine Vielzahl von Sorten. Der Witz dabei ist, dass dieses Gemüse im Hausgarten mittlerweile sogar wesentlich einfacher und problemloser im Freiland anzubauen ist wie ganz gewöhnliches Kohlgemüse. Jawohl, popeliger Kohl ist am Ende. Verändertes Klima, aggressive Schädlinge, viel zu lange hitzige Trockenperioden - es geht nicht mehr. Exemplarisch mein Rosenkohl, Weisskraut, Spitzkraut, Blaukraut: Erst wird der Keimling von Kohlerdflöhen zerlöchert, dann Welke durch Kohlfliege, dann kam die Kohldrehherzmücke und zerstörte den Wachstumspunkt, mühevoll bewässert, schliesslich kamen die Pflanzen endlich hoch,
Vorsicht, einige Auberginensorten haben
deftige Stacheln am Fruchtansatz!
um im September durch drei Tage Windböen in Sturmstärke umgerissen zu werden. Vielen herzlichen Undank. Kleinigkeiten wie Raupen von Weisslingen und Eulenfaltern, weisse Fliege, Schnecken gar nicht zu nennen. Das war früher anders, aber heute stehe ich damit nicht alleine, wie mir Berichte anderer Gartenfreunde aus wärmeren Gegenden seit Jahren bestätigen. Kohlgemüse (egal welche Sorte) geht nicht mehr ohne massiven Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, Bewässerung und engmaschine Netze. Manche Arten nicht einmal damit. Chinakohl: Dreimal ausgesät, dreimal Dank vieler Temperaturextreme in beiden Richtungen ohne gute Kopfbildung geschossen.

Auberginen ohne Ende

Mitte, oben links: Barbarella.
Unten Obsidian und Ronde de Valance.
Unten rechts: Dnipropetrowsk.
Was längst geht, sind Sachen wie Auberginen, zu deren Anbau man lange Zeit nur südlich der Alpen riet oder bestenfalls für Gewächshausversuche tauglich. Man muss sie zwar wie Tomaten vorziehen, danach wachsen sie ohne viel Aufwand und ohne Pflanzenschutz im sonnigen Freiland, bringen eine kontinuierliche und reiche Ernte. Pflanzen und Früchte sind ausserdem sehr dekorativ, würden optisch auch in einen Vorgarten oder Blumenkasten passen.

Bereits Anfang Juli rollten die ersten grossen Früchte im Freiland an. Von da an rollte es weiter bis jetzt im September. Über Anbaudetails und Reifeanzeichen (nicht einfach!) berichte ich in weiteren Beiträgen, jetzt im Herbst sollen nur ein paar Sortenportraits vorgestellt werden, um ein Gefühl für dieses Gemüse zu bekommen.

Sorte: Laura

Reife Auberginen - oben links "Laura", grünlich
Beliebte Sorte mit breitovalen Früchten. Das Saatgut ist im normalen Samenhandel ohne allzuviele Verrenkungen zu finden. Habe sie schon mehrere Jahre und sie ist mein unangefochtener Geschmacksfavorit. Warum? Weil sie sowohl eine herrliche Konsistenz als auch einen ebenso herrlichen Geschmack bringt. Sie ist sehr schwer und fest, gebacken oder gebraten schmilzt sie fast auf der Zunge. Das Aroma ist Auberginenkonzentrat, dazu ganz leicht bitter, genau richtig. Die Pflanze ist sehr robust, gedeiht in Freiland wie Gewächshaus.
Nachteile: Wuchs relativ niedrig, Erträge mässig, Frucht nur in voller Sonne violett, ansonsten mit mehr oder weniger grossen Anteilen eines unreif aussehendes Grüns, obwohl sie längst reif ist. Im Gewächshaus manchmal vollkommen grünbleibend. Leute, die Auberginen nur violett kennen, irritiert das Anfangs. Die Früchte werden nur manchmal grösser, bleiben ansonsten bei 200g. Je weniger Licht und Wärme, desto kleiner.
Fruchtqualität Note 1-, Optik Frucht Note 3+, Pflanze 2-.


Sorte: Obsidian

Eine samenfeste Sorte, keine F1-Hybride. Die Frucht ist ebenfalls sehr fest und spezifisch schwer, wie es sein soll, bleibt ebenfalls bei 200g. Pflanze etwas grösser wie "Laura". Frucht stärker gefärbt wie "Laura", ausserdem noch breiter, bekommt gerne einen Nabel am Ende. Robust.
Fruchtqualität Note 1-2, Optik Frucht Note 2, Pflanze 2.


Sorte: Ronde de Valence

Auberginensorte Ronde de Valence
Optisch und geschmacklich sehr gut. Kugelrund ist sie tatsächlich - und ausgesprochen hübsch, glänzt stark bis zur Reife. Gut besonnd in edlem Violett, bei weniger Sonne sowohl mit grünen als auch weissen Zonen. Vorsicht, Fruchtstiel hat etwas mehr Stacheln. Die Pflanze wird bis zu 80cm hoch und die Früchte variierten sehr in der Grösse, werden aber oft bis zu sagenhaften 500g schwer. Benötigt Wärme, im Zweifel ins Gewächshaus.
Fruchtqualität Note 1-2, Optik Frucht Note 1, Pflanze 2.


Sorte: Dnjpropetrowsk

Aubergine Dnjpropetrowsk
Der Namen legt eine russische Sorte nahe :-) Vom ersten Aussehen her ähnelt sie holländicher Gewächshausware. Aber nur auf den ersten Blick. Sie ähnelt vielmehr der Sorte "Frühviolette", ist fest, spezifisch sehr schwer, hat grüne Streifen hinter der violetten Deckfarbe. Die Pflanze bleibt bei 60cm, brachte aber auch am weniger sonnigen Platz gute und grosse Früchte. Dank der Fruchtform leichter zu braten wie runde Sorten.
Fruchtqualität Note 1-2, Optik Frucht Note 2, Pflanze 2.


Sorte: Barbarella

Auberginensorte Barbarella Detail
Wer denkt sich solche Namen aus? Hochwachsene Pflanze (Freiland 80cm, Gewächshaus noch ein wenig mehr) mit herrlichen Früchten. Zeigt sich ertragsstark. Die Früchte sind vom norditalienischen Typ, beutelartig. Sie können sehr gross werden und wiegen dann bis zu 500g. Im gut besonnten Freiland färbt sie fast ganz in ein knallig leuchtendes Violett, im Gewächshaus und unter Blättern überwiegt porzellanfarbenes Weiss. Die Früchte sind nicht ganz so dicht, schwer und hart wie die anderen Sorten, aber immer noch weit über Supermarkt-Niveau. Sie bildet schneller Kavernen und sollte auch deshalb schnell geerntet werden.
Fruchtqualität Note 2-3, Optik Frucht Note 1-2, Pflanze 1-2.

Der Reifebeginn der ersten Früchte aller Sorten unterschied sich dieses Jahr kaum voneinander.