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Sonntag, 29. August 2021

Und wieder neue Auberginensorten

Einige der diesjährigen Auberginensorten

Melonen, Paprika, spezielle Kürbisse und Auberginen sind meine Lieblingskulturen im Garten. Bei ihnen besteht eine ganz besonders grosse Differenz zu gekaufter Ware in Sachen Qualität, Aromen und Vielfalt. Auberginen traut man das zunächst gar nicht zu, aber von Jahr zu Jahr erlebt man spannendere und immer noch mehr leckere Sorten, wenn man viel ausprobiert.

So auch dieses Jahr. Ein gutes Auberginenjahr im Freiland ist es aber nicht so recht, das Frühjahr war viel zu kalt, dann viel Regen und mässige Temperaturen. Aber im Gewächshaus sind sie dafür so stark wie nie, während in den anderen Jahren die Hitze dort so gross ist dass sie bereits leiden. Und natürlich habe ich neben bekannt guten Sorten auch wieder nach neuen Sorten gefischt, immer eine Pflanze je Sorte im Gewächshaus und die übrigen im Freiland, um zu sehen wo was gelingt.



White Knight

Aubergine White Knight Früchte

Der weisse Ritter mit dem kleinen Schwert, das ist White Knight. Sie ist ein Massenträger, so wie "White Egg" und ähnelt ihr auch in den Wuchseigenschaften. Sie kann kontinuierlich fruchten, man erntet praktisch dauernd. Dabei kommt trotz der kleinen, langgezogen und manchmal keulenförmigen Früchte durchaus was zusammen. Das schafft sie auch im Freiland, wo aber die Früchte und Pflanze kleiner bleiben. Die Pflanzen sind sehr gesund. Grössere Pflanzen schaffen auch grössere Früchte bis etwa Bananengrösse. Generell ist die Fruchtgrösse ziemlich unterschiedlich. Aber alle bleiben weiss, im Freiland mehr beige, zeigen ein dekoratives Aussehen. Wahrscheinlich auch gut für Topfkultur geeignet. Gebraten sind sie sehr gut, mit etwas Aroma, aber aufgrund der Form für einige andere Gerichte wie Aufläufe nicht so gut verwendbar und innen etwas weich, obwohl sie nicht zerfallen. Man erntet sie unabsichtlich oft zu spät, der Reifezustand ist nicht gut zu erkennen. Dann haben sie unangenehme Kerne. Ideale Anfängersorte.
Fruchtqualität Note 3+, Optik Frucht Note 2+, Pflanze 1-2

Pyatachok

Aubergine Pyatachok überreif

Ein lustiger Name für ein lustiges Pflänzchen mit exzellenter Fruchtqualität und guten, frühen Erträgen. "Pyatachok" ist russisch und bedeutet "Schweinchen" oder "Ferkel". Irgendwie erinnern die Früchte auch daran. Es sind Viele. Grössere Pflanzen ernähren problemlos 10 und mehr Auberginenfrüchte. Die Fruchtgrösse und -Form ist ein Mittelding zwischen einigen asiatischen und europäischen Sorten: Oval bis rund, eher klein, aber alle einander recht ähnlich gross, wenig Differenzen.

Sie wächst im Freiland wie im Gewächshaus gut und setzt zuverlässig Früchte an. Der Wuchs ist mittel bist stark, im Gewächshaus können die Pflanzen auch hoch werden. Ein Nachteil ist ihre Grauschimmelanfälligkeit im Gewächshaus, auch im Freiland ist die Blattgesundheit nicht allzu hoch. Gegen Grauschimmel hilft Luftfeuchte senken. Trotzdem können beispielsweise herabgefallene Blütenreste auf Blätter Grauschimmel-Löcher "hineinbrennen".

Die Früchte bekommen im Gewächshaus einen vornehmen hellvioletten Schimmer auf weissem Grund, im Freiland werden sie kräftig violett. Das Fruchtfleisch ist ausgesprochen fest, kompakt und bleibt beim braten stabil. Aromatisch ist ist auch, aber nicht bitter. Hängen die Früchte zu lange, bildet sich eine sternförmige Kaverne innen. Für Aufläufe ist sie erste Wahl, auch wenn die Fruchtscheiben klein sind und mehr Arbeit beim braten machen. Eine schöne Sorten, sehr anbauwürdig.
Fruchtqualität Note 1, Optik Frucht Note 1-, Pflanze 3

Pyatachok ohne Überreife brät sich sehr gut, bleibt fester

 

Kamo

Aubergine Kamo, Scheiben

"Kamo" ist ein Spezialfall von Aubergine. Die Sorte ist sehr alt, kommt aus Kamikamo und Nishikamo bei Kyoto / Japan und hat dort einen sehr guten Ruf. Es gibt einige Spezialitätenrezepte, die nur mit diesem Typ Aubergine gelingen, der in Europa unbekannt ist.

Ihr Wuchs ist bei mir zögerlich, auch der Fruchtansatz, aber sie scheint gesund zu sein. Ihre erste Besonderheit fällt sofort auf und ist fühlbar: Sie hat üble Stacheln, auch an Stellen an denen andere Kultursorten niemals welche haben. So sind sogar die Blätter bestachelt. Greift man an den Fruchtstiel, so greift man in böse Stacheln hinein. Vorsicht also beim anfassen, mit Kamo ist nicht zu spassen. Im Gewächshaus gedieh sie besser wie im Freiland, sie braucht aber viel Licht und erreicht nicht viel Höhe, man sollte sie nicht hinter höhere Pflanzen setzen. Kann sein, dass das in anderen Jahren anders läuft, mehrjährige Erfahrungen habe ich mit dieser Sorte noch nicht, werde sie aber bekommen, denn sie bleibt im Anbauprogramm.

Kamo unten, Pyatachok oben

Ihre Früchte sind mittelgross, einige bleiben auch kleiner. Die Form ist rund bis breit tropfenförmig, wie eine volle Tüte. Nur im Freiland wird sie flächig violett, im Gewächshaus bleibt die Grundfarbe grün mit einer mehr oder weniger starken violetten Auflage. Das sieht immer unreif aus. Rauhe Stellen hatte sie bei mir auch, offenbar hat sich die Frucht an den eigenen Stacheln anderer Pflanzenteile verletzt. Schön regelmässig sind die Früchte selten. Nimmt man sie aber (vor den Stacheln geschützt) in die Hand, spürt man sofort ihre zweite Besonderheit: Sie sind schwer! Ihre Konsistenz ähnelt eher einem Apfel wie einer der weichen europäischen Sorten. Sie ist richtig fest, hat sehr dichtes aber saftiges Fruchtfleisch, bricht auch leichter. Ihr Aroma hat eine süsse Komponente, wirkt fruchtig, kräftig, es ist die reine Auberginenessenz und stärker als bei jeder anderen Sorte. Brät man die Stücke, so bleiben sie auch formstabil, noch besser wie Pyatachok. Im Mund ist sie markig bis sämig, man kann sie mit der Zunge zerreiben. Die Kerne sind vorhanden, aber klein und lange weichbleibend. Richtig störende Kerne habe ich nie festgestellt, was bei andern Sorten ab einem gewisse Reifezustand die Regel ist. In Japan wird sie gerne mit Miso zubereitet, auch süsslich. Sehr gut für Topfkultur geeignet, ausgepflanzt im Freiland oft geringer Ertrag.
Fruchtqualität Note 1+, Optik Frucht Note 3, Pflanze 3-4

Vorsicht, brutale Aubergine. Kamo hat Stacheln.


Snake of Mugla

Aubergine Snake of Mugla

Ein lustiges Pflänzchen, idiotischerweise amerikanisch benannt nach einer türkischen Stadt, aber dieser Typ Aubergine ist weiter im Osten schon lange verbreitet. Aus irgendeinem Grund keimten die Samen aus zwei verschiedenen Quellen schlecht, ich hatte dann weniger Pflanzen wie ich wollte.

Blätter zwischen steil und lappig

Auffallend ist ihr seltsamer Wuchs, immer wieder ragen ihre Blätter steil nach oben und knicken dann lappig hängend wieder nach unten. Aber sie wächst stark, eine hoch wachsende Sorte, fast zu stark fürs Gewächshaus, wo sie bei 1,80m an der Dachschräge angestossen ist. Im Gewächshaus war sie leider auch die Sorte, die alle Krankheiten am stärksten angezogen hat, Spinnmilben, Kräuselmilben, dann kamen Läuse. Bis zum Fruchtansatz dauert es lange. Sie hatte auch Probleme beim Ausreifen, denn ab und zu faulten die Früchte vom Fruchtkelch her, von oben. Das passierte durchgängig während der gesamten Vegetationszeit, unabhängig davon ob es feucht oder trocken, kühl oder heiss war. Letztlich waren es relativ zur grossen Pflanze nur wenige Früchte, die erntefähig waren. 

Wenn man sie anbaut, dann wegen der Fruchtform, tiefviolett, schlangenartig und sehr lang und schmal, bis zu einem halben Meter bei mir. Spektakulär. Aber nicht alle Früchte werden so, manche "verhocken" krumm und kurz. Ihr Geschmack und die Kocheigenschaften sind aber nur einfach, so wie viele in der Türkei populäre Sorten. Brauchbar ist sie schon, sozusagen Auberginen-Standardware. Späte Früchte können auch dicker und kürzer bleiben.
Fruchtqualität Note 2-3, Optik Frucht Note 1-, Pflanze 2-3

Links: Frucht und Faulstellen. Rechts: Lappige Steilblätter

 

Noch eine Krankheit

Kräuselmilben an Aubergine

Nicht nur Sorten sind überraschend, sondern auch Krankheiten. Dieses Jahr haben sich die Auberginen im Gewächshaus erstmalig eine Art Kräuselmilbe eingefangen, die Blätter in pockennarbige Kraterlandschaften verwandelt hat. Aber ich konnte auch mit der Lupe keine Tiere finden. Es gab zwei Befallswellen, die Erste bereits Anfang Juli. Glücklicherweise wurden die Schädlinge aber von der Behandlung gegen Spinnmilben mit Neemöl mit erfasst und der Blattbefall stoppte.

Die Spinnmilbenbehandlung ist sowieso obligatorisch. Kühle Jahre wie dieses Jahr sind da von Vorteil, erstens vermehren sie sich nicht so schnell und zweitens gelingt die Behandlung mit Neemöl besser. Neemöl verliert die Wirkung oberhalb 25°C und in Sonne. In den letzten Hitzejahren musste man sich Nachts ins Gewächshaus schleichen, um Neemöl anzuwenden, in diesem Jahr ist kein Mangel an trüben, kühlen Tagen.

Sorten und Erfahrungen der letzten Auberginenjahre:
https://gartenzone.blogspot.com/2019/08/noch-mehr-auberginensorten.html
https://gartenzone.blogspot.com/2017/09/auberginen-ohne-ende-kohl-am-ende.html

Alle Beiträge: https://gartenzone.blogspot.com/search/label/Auberginen

Auberginenblüte

Donnerstag, 8. August 2019

Noch mehr Auberginensorten

Auberginen haben sich zu einer dauerhaft erfolgreichen Freilandkultur gemausert. Sie sind ideal für das sich schnell verändernde Klima: Brauchen relativ wenig Wasser, bekommen keinen Sonnenbrand, sind erstaunlich hitzefest, profitieren sehr von den verlängerten Vegetationszeiten, haben wenig Krankheiten und Probleme. Ein Gemüse für den Klimawandel. Ich baue sie seit vielen Jahren auf einem grösseren Beet an, je nach Sommer klappte das mal gut, mal mässig. Seit einigen Jahren jedoch regelmässig gut bis sehr gut. Parallel dazu kommt eine Pflanze je Sorte auch ins Gewächshaus, um eventuelle Unterschiede festzustellen. Seit im Beitrag von 2017 bereits einige Sorten vorgestellt wurden, konnte ich noch viele mehr ausprobieren. Auch dieses Jahr wieder. Das sind einige Ergebnisse davon:

Tagesernte Auberginen Ende Juli
Rund links oben: Ronde de Valence. Weiss: White Egg. Rechts oben: Hallasan Cheju. Unten links: Bonic. Marmoriert, klein: Slim Jim. Rechts unten. Faselis.


White Egg



"White Egg" Aubergine
Meine erste rein weisse Sorte. Eine echte "Eggplant", Eierfrucht. Überreife Früchte werden aber gelb, wie ich erlebt habe. Wenn sie den gelben Schimmer bekommt, hing sie also zu lange. Im Gewächshaus habe ich auch schon einen grünlichen Schimmer erlebt. Ernten, wenn sie höchstens eigross sind, sie sehen tatsächlich aus wie weisse Hühnereier. Nicht nur die weissen Früchte sehen sehr edel aus, sondern auch die Pflanze. Im Freiland wurde sie für eine Aubergine recht gross und zeigte deutliche Unterschiede zu den violettschwarzen Sorten beim Laub. Es ist feiner, kleiner und gelappter. Die Pflanze wächst schön dicht, schiebt aber nicht allzu schnell Früchte und kommt etwas langsam in Fahrt. Insgesamt eine deutlich unterdurchschnittliche Erntemenge, die höhere Zahl der Früchte gleicht nicht das geringere Gewicht aus. Der Geschmack ist aber gut, im Aroma etwas anders wie die dunklen Verwandten aber gut. Wurde im Freiland grösser wie im Gewächshaus.
Fruchtqualität Note 2, Optik Frucht Note 1-, Pflanze 2.

Aubergine White Egg Pflanze, Freiland


Bonica


Unten Aubergine Bonica
F1-Hybride. Dieses Jahr die Sorte, die am meisten den Supermarktfrüchten ähnelt, etwas gedungener und manchmal grösser. Das Gewicht gut entwickelter Früchte liegt oft über 300g. Der Geschmack ist auch ähnlich wie Supermarktware, dezentes Aroma, Konsistenz okay, aber keine echten Höhepunkte. Im Freiland wurden die Pflanzen mittelgross, im Gewächshaus gross. Eine problemlose Sorte, die gut verwertbare grosse Früchte produziert, optisch ansprechend, aber ich fand sie insgesamt ohne Aufregung, nicht allzuweit entfernt von den käuflichen Supermarktauberginen aus Holland.
Fruchtqualität Note 2-, Optik Frucht Note 1-2, Pflanze 1-2.

Für mein Lieblingsrezept Auberginen mit Parmesan waren sie auch gut brauchbar: 4 mittelgrosse Auberginen in 1cm - Scheiben schneide, salzen, etwas stehen lassen, mit Mehl bestäuben und in der Pfanne mit heissen Olivenöl von beiden Seiten braten. Tomatensosse zubereiten aus 1kg Tomaten. Mit Basilikum, Salz, Pfeffer einkochen bis sie nicht mehr suppt, das tritt bei etwa 0,4 Liter Restmenge ein. 125g Parmesan reiben. Eine flache Auflaufform damit füllen: Unten Auberginenscheiben, dann Tomatensosse, dann Parmesan. Nochmal einen Auberginenlage, Tomaten, Parmesan. 15 Minuten bei 200°C im Ofen überbacken. Mit Ciabatta eine Vorspeise oder ein leichtes Hauptgericht.

Hallasan Cheju


Aubergine Hallasan Cheju
Aus Korea. Sehr gut! Früchte bleiben kleiner wie gedacht, knapp tennisballgross. Sie sind manchmal etwas asymmetrisch und mit leichten Kanten. Nicht darauf warten, dass sie noch wächst, sondern genau beobachten und dann rechtzeitig ernten. Sie hat deutliches Aroma, das Fruchtfleisch ist fest und dicht, gut für alle Verwendungsarten. Sie schmeckt auch noch, wenn die Kerne schon ausgebildet sind. Gute Sorte. Kein Wunder, die koreanische Küche ist Spitze und das auch wegen der guten Zutaten.
Fruchtqualität Note 1-, Optik Frucht Note 3+, Pflanze 1-2.

Slim Jim


"Slim Jim" Aubergine
Überraschend. Wunderschöne kleine Früchte, nur fingergross, marmoriert. Keine Farbunterschiede zwischen Freiland und Gewächshaus, bei anderen Sorten passiert das öfter, im Gewächshaus färben die dann weniger. Nicht so Slim Jim. Hängen in dichten Trauben und werden wegen der kleinen Grösse meist zu spät geerntet, weil man denkt, die werden noch grösser. Macht aber nichts, sie schmecken auch überreif mit Kernen noch sehr, sehr gut. Einfach halbieren und in der Pfanne in heissem Olivenöl und Salz anbraten. Sonst nichts dazu. Nur Aubergine. Erstklassiges Aroma und herrliche cremige Konsistenz. Man kann nicht genug haben vom schlanken Jakob. Die Pflanze bleibt leider auch etwas klein. kein Unterschied zwischen Gewächshaus und Freilandkultur. Vermutlich gibt sie auch im Topf ein gutes Bild ab, dekorativ ist sie auf jeden Fall.
Fruchtqualität Note 1, Optik Frucht Note 2, Pflanze 2-.
Slim Jim Pflanze im Gewächshaus


Faselis


Aubergine Faselis
Türkische Sorte, türkischer Stil: Sehr hoher Ertrag, mässiges Aroma. Ein Massenträger, der Kilos aber wenig Qualität liefert. Andererseits liefert die Pflanze durchaus eine gute Show. Sie ist praktisch immer mit Früchten behangen und wird viel grösser wie andere Sorten. Ich habe sie an einem Tomatenspiralstab geführt, Ende Juli überschritt sie 1,40 Meter Höhe. Pro Pflanze hat sie mit Abstand die höchsten Erträge aller Sorten. Fürs Gewächshaus ist das ideal, wo Platz Mangelware ist und das Höhenwachstum in den Raum hinein willkommen. Etwas kleine, längliche Früchte mit bis zu 200g, deshalb nicht so gut für mein Lieblingsgericht "Parmigiana di Melanzane" geeignet. Wird auch im Gewächshaus deckend violettschwarz, manchmal sogar mit Einsprengseln in die Frucht hinein.
Fruchtqualität Note 2-3, Optik Frucht Note 2+, Pflanze 1-.


Sonstige Sorten



Aubergine Laura
Ronde de Valence und Laura erschienen schon im letzten Beitrag, seither habe ich sie jedes Jahr erneut angebaut. Die ersten Erfahrungen haben sich bestätigt. Die kugelrunde Ronde de Valence zeigt etwas Farbschwäche im Gewächshaus und sie gelingt im Freiland so gut, dass sie nicht unter Glas angebaut werden sollte. "Laura" hat keine hohen Erträge, aber gute, mittelgrosse Früchte. Generell sind die Sorten mit grossen Früchten auch wattiger und bekommen schneller Kavernen bei Überreife. Sie haben zwar mehr Frucht, aber weniger Inhalt.
Die Sorten fürs nächste Jahr sind schon ausgesucht.


Neue Anbauprobleme?



Spinnmilbenbefall, kleine weisse Punkte
Grundsätzlich sind Auberginen wie gesagt eine Kultur mit verhältnismässig wenig Problemen. Schlimmer geworden sind jedoch Probleme mit Spinnmilben, denen das veränderte Klima in die Karten spielt. Zur Bekämpfung von Spinnmilben steht hier alles: https://gartenzone.blogspot.com/2018/06/melonen-die-haufigsten-krankheiten.html . Trotz ihres mässigen Wasserbedarfs muss man sie mittlerweile auch vermehrt giessen, Trockenperioden sind länger und schlimmer geworden.
Zugenommen haben bei mir auch Probleme mit Verticillium. Dieser Bodenpilz greift die Pflanzen an, zu Beginn sehen die Symptome an warmen Tagen wie Wassermangel aus, schlaffe Blätter. Ältere Blätter vergilben dann, und auch jüngere Blätter werden vom Rand her nekrotisch, trocknen ein. Die Pflanze kümmert, trägt noch eine Weile kleinere Früchte. Ein Mittel dagegen gibt es nicht, wichtig sind lange Anbaupausen auf Flächen, auf denen Auberginen standen. Resistente Sorten gibt es auch nicht. Meistens kann noch eine gute erste Ernte eingefahren werden, bevor der Pilz die Pflanzen ab Ende Juli zunehmend schädigt.

Oben etwas Spinnmilben, unten beginnender Verticilliumbefall
Auberginen 2017: http://gartenzone.blogspot.com/2017/09/auberginen-ohne-ende-kohl-am-ende.html

Samstag, 23. September 2017

Auberginen ohne Ende, Kohl am Ende

Es ist Ende September geworden und die ganze Familie isst seit Juli immer noch wöchentlich Parmigiana di Melanzane, eines der bekanntesten Gemüsegerichte der italienischen Küche. Ein seltenes Wunder: Alle mögen es. Hauptzutat: Auberginen, Auberginen, Auberginen. Weiter Parmesan, Tomaten, der Rest ist fakultativ. Beliebt sind Basilikum, Zwiebeln, Knoblauch, Mozzarella. Rezepte dazu liefert jede Suchmaschine tonnenweise.

Kohl am Ende

Auberginenblüte - sehr dekorativ und sehr
nachtschattengewächstypisch
Und zwar wie für Nutzgartenfans zu erwarten unter Verwendung von selbstgezogenen Auberginen mit Aroma, nicht die holländischen Wattekeulen mit schwarzer Schale. Seit Jahren bauen wir Auberginen in Freiland und Gewächshaus an, nur ein paar Sorten aber konsequent. Dieses Jahr auch erstmals eine Vielzahl von Sorten. Der Witz dabei ist, dass dieses Gemüse im Hausgarten mittlerweile sogar wesentlich einfacher und problemloser im Freiland anzubauen ist wie ganz gewöhnliches Kohlgemüse. Jawohl, popeliger Kohl ist am Ende. Verändertes Klima, aggressive Schädlinge, viel zu lange hitzige Trockenperioden - es geht nicht mehr. Exemplarisch mein Rosenkohl, Weisskraut, Spitzkraut, Blaukraut: Erst wird der Keimling von Kohlerdflöhen zerlöchert, dann Welke durch Kohlfliege, dann kam die Kohldrehherzmücke und zerstörte den Wachstumspunkt, mühevoll bewässert, schliesslich kamen die Pflanzen endlich hoch,
Vorsicht, einige Auberginensorten haben
deftige Stacheln am Fruchtansatz!
um im September durch drei Tage Windböen in Sturmstärke umgerissen zu werden. Vielen herzlichen Undank. Kleinigkeiten wie Raupen von Weisslingen und Eulenfaltern, weisse Fliege, Schnecken gar nicht zu nennen. Das war früher anders, aber heute stehe ich damit nicht alleine, wie mir Berichte anderer Gartenfreunde aus wärmeren Gegenden seit Jahren bestätigen. Kohlgemüse (egal welche Sorte) geht nicht mehr ohne massiven Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, Bewässerung und engmaschine Netze. Manche Arten nicht einmal damit. Chinakohl: Dreimal ausgesät, dreimal Dank vieler Temperaturextreme in beiden Richtungen ohne gute Kopfbildung geschossen.

Auberginen ohne Ende

Mitte, oben links: Barbarella.
Unten Obsidian und Ronde de Valance.
Unten rechts: Dnipropetrowsk.
Was längst geht, sind Sachen wie Auberginen, zu deren Anbau man lange Zeit nur südlich der Alpen riet oder bestenfalls für Gewächshausversuche tauglich. Man muss sie zwar wie Tomaten vorziehen, danach wachsen sie ohne viel Aufwand und ohne Pflanzenschutz im sonnigen Freiland, bringen eine kontinuierliche und reiche Ernte. Pflanzen und Früchte sind ausserdem sehr dekorativ, würden optisch auch in einen Vorgarten oder Blumenkasten passen.

Bereits Anfang Juli rollten die ersten grossen Früchte im Freiland an. Von da an rollte es weiter bis jetzt im September. Über Anbaudetails und Reifeanzeichen (nicht einfach!) berichte ich in weiteren Beiträgen, jetzt im Herbst sollen nur ein paar Sortenportraits vorgestellt werden, um ein Gefühl für dieses Gemüse zu bekommen.

Sorte: Laura

Reife Auberginen - oben links "Laura", grünlich
Beliebte Sorte mit breitovalen Früchten. Das Saatgut ist im normalen Samenhandel ohne allzuviele Verrenkungen zu finden. Habe sie schon mehrere Jahre und sie ist mein unangefochtener Geschmacksfavorit. Warum? Weil sie sowohl eine herrliche Konsistenz als auch einen ebenso herrlichen Geschmack bringt. Sie ist sehr schwer und fest, gebacken oder gebraten schmilzt sie fast auf der Zunge. Das Aroma ist Auberginenkonzentrat, dazu ganz leicht bitter, genau richtig. Die Pflanze ist sehr robust, gedeiht in Freiland wie Gewächshaus.
Nachteile: Wuchs relativ niedrig, Erträge mässig, Frucht nur in voller Sonne violett, ansonsten mit mehr oder weniger grossen Anteilen eines unreif aussehendes Grüns, obwohl sie längst reif ist. Im Gewächshaus manchmal vollkommen grünbleibend. Leute, die Auberginen nur violett kennen, irritiert das Anfangs. Die Früchte werden nur manchmal grösser, bleiben ansonsten bei 200g. Je weniger Licht und Wärme, desto kleiner.
Fruchtqualität Note 1-, Optik Frucht Note 3+, Pflanze 2-.


Sorte: Obsidian

Eine samenfeste Sorte, keine F1-Hybride. Die Frucht ist ebenfalls sehr fest und spezifisch schwer, wie es sein soll, bleibt ebenfalls bei 200g. Pflanze etwas grösser wie "Laura". Frucht stärker gefärbt wie "Laura", ausserdem noch breiter, bekommt gerne einen Nabel am Ende. Robust.
Fruchtqualität Note 1-2, Optik Frucht Note 2, Pflanze 2.


Sorte: Ronde de Valence

Auberginensorte Ronde de Valence
Optisch und geschmacklich sehr gut. Kugelrund ist sie tatsächlich - und ausgesprochen hübsch, glänzt stark bis zur Reife. Gut besonnd in edlem Violett, bei weniger Sonne sowohl mit grünen als auch weissen Zonen. Vorsicht, Fruchtstiel hat etwas mehr Stacheln. Die Pflanze wird bis zu 80cm hoch und die Früchte variierten sehr in der Grösse, werden aber oft bis zu sagenhaften 500g schwer. Benötigt Wärme, im Zweifel ins Gewächshaus.
Fruchtqualität Note 1-2, Optik Frucht Note 1, Pflanze 2.


Sorte: Dnjpropetrowsk

Aubergine Dnjpropetrowsk
Der Namen legt eine russische Sorte nahe :-) Vom ersten Aussehen her ähnelt sie holländicher Gewächshausware. Aber nur auf den ersten Blick. Sie ähnelt vielmehr der Sorte "Frühviolette", ist fest, spezifisch sehr schwer, hat grüne Streifen hinter der violetten Deckfarbe. Die Pflanze bleibt bei 60cm, brachte aber auch am weniger sonnigen Platz gute und grosse Früchte. Dank der Fruchtform leichter zu braten wie runde Sorten.
Fruchtqualität Note 1-2, Optik Frucht Note 2, Pflanze 2.


Sorte: Barbarella

Auberginensorte Barbarella Detail
Wer denkt sich solche Namen aus? Hochwachsene Pflanze (Freiland 80cm, Gewächshaus noch ein wenig mehr) mit herrlichen Früchten. Zeigt sich ertragsstark. Die Früchte sind vom norditalienischen Typ, beutelartig. Sie können sehr gross werden und wiegen dann bis zu 500g. Im gut besonnten Freiland färbt sie fast ganz in ein knallig leuchtendes Violett, im Gewächshaus und unter Blättern überwiegt porzellanfarbenes Weiss. Die Früchte sind nicht ganz so dicht, schwer und hart wie die anderen Sorten, aber immer noch weit über Supermarkt-Niveau. Sie bildet schneller Kavernen und sollte auch deshalb schnell geerntet werden.
Fruchtqualität Note 2-3, Optik Frucht Note 1-2, Pflanze 1-2.

Der Reifebeginn der ersten Früchte aller Sorten unterschied sich dieses Jahr kaum voneinander.